Beiträge von Admirarium

    Wieder vielen Dank für die Mühe der Kommentare. Und hier kommt der nächste kleine Textabschnitt:


    Teil 2

    „Kommandant! Kommandant!,“ erscholl es von draußen. Der Anführer der Garde saß in seinem Büro und war dabei eine seiner Pflichten – Bewertungen der Neuzugänge – zu erfüllen, als eine Gardistin in sein Büro platzte. Sie war völlig außer Atem, anscheinend war sie gerannt. „Leerenerwachte sind in der verbotenen Stadt und im Palast aufgetaucht,“ berichtete sie.

    Die Worte hatte ihren Mund noch nicht vollständig verlassen, da war der Kommandant schon auf den Beinen und nahm seine zwei Schwerter, sowie seinen Dolch und seinen Großschild. Als er das Büro verließ bedeutete er der Gardistin mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Er machte sich eilig auf den Weg zum Imperator. In einem Falle wie diesem war es seine erste Pflicht die Herrscherfamilie in Sicherheit zu bringen. Sobald er sie in Hochsicherheitsräumen zusammen mit den Wachen wusste, würde er sich daran machen können die Leerenerwachten zu vertreiben. „Warum wurde kein Alarm ausgelöst?“; fragte er seine Untergebene.

    „Sie haben die Melde- und Warneinheiten zuerst angegriffen, Sir. Die meisten der Läufer wurden aufgegriffen und getötet und die magische Kommunikation wird irgendwie von ihnen unterdrückt“, antwortete die bewaffnete Frau neben ihm. Das war eigenartig. Für gewöhnlich waren die Überfälle der Leerenerwachten eher mit denen von Raubtieren zu vergleichen: Sie tauchten plötzlich in unterschiedlichen Größen, Formen und Zahlen auf, griffen an, schnappten sich meistens diejenigen, welche die meiste Quelle in sich trugen und zogen von dannen. Zuerst direkt die Kommunikation zu stören wirkte viel gezielter und koordinierter.

    Doch Zeit für mehr Gedanken blieb ihm nicht. Aus einer der Wachstuben auf dem Weg sprang ihn ein Leerenerwachter an, der dem vielen Blut nach zu urteilen gerade die Gardisten dort getötet hatte. Dieser hier war etwa zweieinhalb Meter groß. Seine vielen Beine erinnerten ein wenig an einen Tausendfüßler, das reißzahnbewehrte Maul war umgeben von vier sehr scharfen und kräftigen Zangen. Stacheln und eine Vielzahl von Augen komplettierten das Bild. Der Angreifer bewegte sich schnell und geschmeidig, doch der Kommandant ließ sich davon nicht überraschen oder beeindrucken. Er nahm den Schild hoch, wehrte damit den Leerenerwachten ab und rammte ihn anschließend. Das Monster taumelte, wodurch der erfahrene Krieger die Gelegenheit hatte mit einem präzisen und sehr kräftig geführten Hieb seines Schwertes seinem Gegner den Kopf abzuschlagen.

    Die Gardistin neben ihm schaute ihn mit großen Augen an, als die Kreatur zu Boden ging. „Ihr seid ja wirklich so stark, wie alle sagen. Und Ihr habt noch nicht mal Quelle benutzt. Äh Sir“, brachte sie hervor und schien sich dann wieder an ihre Ausbildung zu erinnern.

    „Mein alter Ausbilder hätte jetzt gesagt, dass ich einfach ein paar Level höher bin. Sowohl als du, als auch dieses Vieh. Komm! Weiter jetzt!“, entgegnete er, blieb ansonsten aber vollkommen professionell.

    Sie eilten weiter. Unterwegs hatten sie noch einige weitere ähnliche Begegnungen, bei denen sie allerdings noch ein paar Leute retten konnten; jene, die noch zu gebrauchen waren hatte er direkt mitgenommen, sodass er jetzt von insgesamt 11 Kriegern begleitet wurde. Dem Anführer der Garde fiel auf, dass es sich immer um Gardisten handelte, welche angegriffen wurden. Die Dienerschaft wurde offenbar von den Leerenerwachten ignoriert. Lediglich jene, welche diese Monstrositäten attackierten, waren von diesen eliminiert worden.

    Endlich erreichten sie den Gang, welcher zu den Wohnquartieren der Herrscher führte. Vor der Tür zum hier gelegenen Schutzraum des Imperators und seiner Gemahlin hatten Gardisten einen halbkreisförmigen Schildwall aufgebaut. Leerenerwachte, die diesem zu nahe kamen wurden von Speeren aufgespießt und die anderen aus dessen Mitte mit Zaubern und Pfeilen beschossen. Sie hielten die Stellung gut, die meisten Körper auf dem Boden gehörten zu Leerenerwachten, allerdings konnte der Kommandant unschwer erkennen, dass dies nicht mehr lange so bleiben würde. Fast allen Mitgliedern der Garde standen die untrüglichen Anzeichen ins Gesicht nach aufgebrauchter Quelle ins Gesicht geschrieben. Mit dem Einsatz eben jener hatten sie sich gut halten können, doch es ihm klar, dass ohne nur wenige es mit einer dieser Gestalten, welche für viele direkt aus einem Albtraum entstiegen waren, aufnehmen konnten.

    „Ihr zwei: Deckt meine rechte und linke Seite. Alle anderen: Formiert euch hinter mir. Lasst sie nicht durch! Wir müssen diesen Gang sichern!“, befahl er seiner kleinen Truppe.

    Die Kämpfer vor der Tür hatten ihn inzwischen auch bemerkt. „Achtung! Der Große da ist stärker als der Rest! Der nimmt uns einen nach dem anderen auseinander!“, rief einer seinem Anführer entgegen und deutete auf einen fast drei Meter hohen Leerenerwachten, der einen kräftigen, schlangenähnlichen Körper hatte, sechs muskulöse Arme und einem krokodilähnlichen Kopf, allerdings mit mehr Augen – vier großen und acht kleineren. In vier der sechs Arme hielt er jeweils ein Schwert, mit den anderen führte er kleine Zauberstäbe, die in der Lage waren, einfache Elementarangriffe zu verschießen; einmal Blitz und einmal Feuer, wenn er das richtig sah. Außer diesem Ungetüm, waren noch etwa fünfzehn weitere anwesend, wobei sie alle mehr übergroßen Insekten ähnelten.

    „Wall auflösen und Angriffslinie bilden! Nehmt sie in die Zange“, befahl er den Gardisten. Der Wall vor der Tür wurde zu einer geraden Formation aufgelöst, welche nun gegen die Leerenerwachten vorrückte und sie in Richtung des Kommandanten trieb, welcher seinerseits mit seiner Truppe vorrückte. Die kleinen, insektenartigen Eindringlinge, welche gut darin waren, kleine schnelle Angriffe durchzuführen und dann wieder auf Abstand zu gehen wurden von den Kriegern, die durch den Anblick ihres Anführers neuen Mut und neue Kraft schöpften, schnell aufgerieben, da sie nun in keine Richtung mehr fliehen konnte.

    Der Vielarmige war jedoch schwieriger. Jeder der es wagte ihm zu Nahe zu kommen wurde so schnell und einfach zerhackt, als wäre er kein gut ausgebildeter und gerüsteter Kämpfer des Imperators, sondern eine Stoffpuppe. Bis sie alle der kleineren erledigt hatten, fielen durch den Großen noch neun weitere Gardisten.

    „Bildet einen weiten Kreis! Den übernehme ich!“, gab der Kommandant neue Anweisungen und ließ seiner Quelle freien Lauf. Er erweckte jene Macht in sich, fühlte wie sie seine Adern durchfloss, wie sie seine Seele selbst erquickte. Seine Muskeln waren nicht mehr erschöpft und viel stärker als vorher. Er war schneller und seine Wahrnehmung war nun schärfer. Er sah nun alles viel langsamer, seine Reflexe waren nun buchstäblich übernatürlich.

    Der Leerenerwachte spürte es auch, sah ihn an und ging direkt auf ihr los – gut so!. Er wusste, dass diese Monster ein Gespür für Quelle hatten und schon kamen die ersten Angriffe. Der Vielarmige hatte die Zauberstäbe gegen ihn geschwungen. Der Anführer der Garde ließ sich einfach treffen. Seine Rüstung fing das meiste ab und so sehr von Quelle durchströmt störte er sich nicht an dem Rest. Der Kommandant nahm seinen Schild vor sich und rannte direkt auf seinen Gegner mit seiner überhöhten Geschwindigkeit zu. Die Kreatur holte mit den Schwertern aus und stach nach ihm und hätte er ihn tatsächlich rammen wollen, wäre er nun aufgespießt worden. Stattdessen rollte er sich in genau dem richtigen Moment elegant ab, an seinem Kontrahenten vorbei und donnerte ihm die Kannte seines Schildes in den Leib. Das Ungetüm zischte, ging jedoch nicht zu Boden, sondern wandte sich mit seinem Schlangenkörper so schnell und gewandt um, dass der Kommandant es selbst mit seiner verbesserten Wahrnehmung nur unscharf sehen konnte. Doch das war nicht der erste Leerenerwachte, den er bekämpfte, darunter auch viele, die diesem gar nicht unähnlich waren. Der erfahrene Krieger konnte jeden der nun folgenden Angriffe – ein wahrer Klingensturm - seines Gegners erahnen. Die meisten davon wehrte er mit dem Schild ab, einigen wich er aus und wieder andere parierte er mit seinem eigenen Schwert. Der Kommandant wich scheinbar immer weiter zurück und die Kreatur wurde immer unwirscher in ihren Angriffen, denn sie schaffte es nicht dem Echsenkrieger einen ernsthaften Schlag zu verpassen. Dann war es schließlich so weit. Der Leerenerwachte ließ seine Deckung fallen, um mit aller Wucht anzugreifen. Darauf hatte der Kommandant nur gewartet. Blitzschnell, präzise und kräftig, wie es ihm nur dank der Quelle möglich war, stach er seinem Gegner in die Kehle. Das Schwert blieb in dem Körper stecken und in einer einzigen, fließenden Bewegung zog er sein zweites und schlitzte damit den Schlangenleib in der Länge auf. In einem allerletzten Versuch dem Kommandanten Schaden zuzufügen, schlug der Leerenerwachte nochmal mit allen Waffen nach ihm auf, doch er traf nur den Schild; dann sackte er zusammen.

    Um ihn herum brach Jubel aus, als die Gardisten ihren siegreichen Kommandanten sahen. Doch dafür war jetzt nicht der passende Augenblick. Er deutete auf einen der Gardisten, der vorher schon die Tür verteidigt hatte und winkte ihn zu sich. „Lagebericht“, verlangte er knapp und hörte sich an, was der andere zu sagen hatte.

    Teil 1

    Der Kommandant saß in seinem Büro und grübelte über dem Bericht des Gardisten Oun. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Am Morgen nach jener Nacht hatte man Oun bewusstlos vorgefunden. Natürlich war sofort Alarm ausgelöst worden. Und als man dann auch noch den Bruder von Oun, Juun, zusammengesackt neben dem Kronprinzen gefunden hatte, befürchtete man schon schlimmes. Alle drei waren umgehend in das palasteigene Heilungszentrum geschafft worden, wo sie sowohl von Heilern, als auch von Priestern gründlich untersucht und behandelt worden waren.

    Erstaunlicherweise ging es zumindest zwei von drei recht gut. Der Prinz hatte über nichts zu klagen – er konnte sich lediglich nicht mehr an jene Nacht erinnern, nicht einmal daran, was er getrunken hatte. Oun hatte lediglich ein wenig Kopfschmerzen, jedoch wurde ihm versichert, dass diese schon bald vorüber seien.

    Lediglich Juun war nicht mehr auf der Höhe seiner Kraft. Die Heiler und Priester hatten dem Kommandanten erklärt, dass Juun körperlich nichts fehlen würde. Auch seine Seele wäre wohl intakt und trüge nicht die üblichen Makel eines dämonischen Kontakts. Es schien allerdings so, dass Juun nur bedingte Kontrolle über seinen Körper hatte. Seine Bewegungen wirkten eher unbeholfen, er konnte fast nichts in der Hand behalten, brauchte Hilfe bei der Nahrungsaufnahme und konnte auch nicht mehr sprechen. Selbst ein telepathisch veranlagter Quellmagier hatte mit Juun nicht vernünftig kommunizieren können. Das unbeholfene Fazit der Experten war, dass Juun zwar in seinem Körper war – und das auch alleine – allerdings nicht dort wo er sein sollte.

    So blieb dem Kommandanten erst einmal nichts weiter als der Bericht von Oun. Doch das einzige was für ihn daraus klar hervorging war, dass Oun degradiert wurde und nun Strafdienst zu verrichten hatte. Der Gardist hatte sich nicht an das Protokoll gehalten – eine ganze verdammte Stunde hatte er darüber hinweggesehen nicht einmal misstrauisch zu werden – und somit das Leben des Prinzen gefährdet! Vielleicht wäre sogar Juun noch vollkommen gesund, wenn Oun Alarm geschlagen hätte. So jedoch hatten sie fast nichts. Auch das Durchkämmen des Palastes, der verbotenen Stadt, der Hauptstadt, sowie der näheren Umgebung hatte noch nichts ergeben.

    Da Oun etwas von Leichen und „hineinlassen“ geredet hatte, hatte der Kommandant der Garde einige seiner Untergebenen damit beauftragt sämtliche Grabstellen der Umgebung zu untersuchen und die Durchgangsprotokolle und Berichte aller Tore zu prüfen; doch auch hier hatte es noch keinen Durchbruch gegeben – lediglich eine Frau, die steif und fest behauptete ihren vor drei Wochen begrabenen toten Bruder auf dem Markt gesehen zu haben, doch laut der Untersuchung sei die Leiche noch an ihrem Platz. Das Gesicht war scheinbar nicht mehr zu erkennen gewesen, was der Prüfer jedoch auf Verwesung und Insekten im Boden zurückführte.

    Es klopfte. Nachdem der Kommandant hereingebeten hatte, trat eine der Palastdienerinnen ein und sagte, dass der Imperator ihn im Thronsaal erwartete. Der Kommandant gab ihr zu verstehen, dass er verstanden hatte und sich gleich auf den Weg macht, woraufhin sie das Büro verließ. Er erhob sich und prüfte nochmal den Sitz seiner Rüstung, welcher er stets im Dienst trug.

    Als er zum Kommandanten der Palastgarde ernannt worden war, hatte er nicht nur seinen Namen abgelegt – als Symbol dafür, dass er sein bisheriges Leben hinter sich ließ und sich voll und ganz dem Dienst und Schutz am Imperator und seiner Familie widmete – sondern sich auch das Recht erworben seine eigene Rüstung zu gestalten. Farblich hatte er sie dunkelrot lackieren lassen; in Anlehnung an die Schuppenfarbe des Imperators. Sie bestand aus tausenden kleiner, ineinandergefügter Einzelteile einer eigens entwickelten Legierung, sodass sie hohe Bewegungsfreiheit bei hoher Schutzwirkung bot.

    Wie viele andere Krieger auch, hatte er gelernt Quelle, jene riesige und kaum erreichbare Kraft, welche angeblich ein wenig dem Wesen der Seele ähnelte (wobei er das nie wirklich verstanden hatte) dazu zu benutzen seine Kraft, Ausdauer, Geschwindigkeit und Wahrnehmung bei Bedarf für einige wenige Minuten zu steigern. Die Verwendung von Quelle war jedoch mit einem hohen Preis verbunden und man musste sie dann erst wieder auffüllen. Daher hatte er bei seiner Rüstung zwei Verzauberungen wirken lassen, welche ihm beim Schutz des Imperators auch schon gute Dienste geleistet hatte: vom Materialschutz ganz abgesehen, absorbierte sie einen Teil der physischen und elementaren Angriffe, wodurch er zusammen mit seinen Kriegerfertigkeiten zu einem sehr schwer zu überwindenden Gegner wurde. Die andere Verzauberung war auf Quelle ausgelegt. Er konnte, wenn er die Rüstung trug, Quelle in diese leiten, um sich und alle in einem Radius von etwa einem Meter um sich herum vor jeglichem Schaden zu bewahren. Das beraubte ihn zwar seiner ganzen Quelle auf einmal und hielt lediglich ein paar Sekunden an – eine Runde wie sein alter Ausbilder zu sagen pflegte – erlaubte es ihm aber in einer Extremsituation den Imperator zu schützen, ganz so, wie es seine Aufgabe war. Zu schade nur, dass dies so aufwändig und teuer gewesen war, er hätte gerne noch weitere Gardisten damit ausgestattet.

    Als der Kommandant beim Thronsaal angekommen war, trat er ein, schritt zum Imperator, fiel auf die Knie und grüßte ihn. Der Raum war groß, hell erleuchtet und prunkvoll gestaltet. Die Wände waren mit kunstvollen Wandteppichen geschmückt, welche glorreiche Momente aus der Geschichte des Imperiums darstellten. Der Lichteinfall war so gestaltet, dass es den Imperator immer in einem erhabenen Glanz erstrahlen ließ, wenn dieser auf seinem mit Rubinen besetztem Thron saß. So war es auch jetzt.

    Der Imperator sah einen Moment auf den Kommandanten aus seinen klugen Augen herab und befahl dann, dass man sie allein lassen mögen, woraufhin sich der Raum leerte. „Erhebe dich“, sagte er zu dem vor ihm Knienden.

    Der Kommandant erhob sich und blickte den Imperator direkt an, welcher von seinem Thron herabstieg und zu einem Tisch ging, auf dem verschiedene Erfrischungsgetränke standen. „Nimm dir ruhig etwas,“ eröffnete der Imperator das Gespräch und deutete mit einer Geste zu dem Tisch, von dem er sich selbst gerade einen frischen Orangensaft eingeschenkt hatte.

    „Ich danke Euch“, quittierte der Kommandant und nahm sich von dem kühlen und klaren Wasser, trank es direkt aus und schenkte sich nach. Wenn sie zwei alleine waren, ließen sie häufig einen Teil der üblichen Etikette beiseite. Nachdem er wieder ein volles Glas hatte, fragte er: „Wie kann ich Euch dienen?“

    „Ich möchte mit dir über das Gesprächsthema des Tages reden. Also: Was hast du zu berichten?“, antwortete der Herrscher des Echsenimperiums in einem Ton, welcher erahnen ließ, dass er dies für offensichtlich gehalten hatte.

    Der Kommandant berichtete präzise und vollständig über alles. „Es gibt also viele Fragen, welche noch beantwortet werden wollen“, schloss er ab. Der rotschuppige Machthaber nickte nachdenklich und blickte eine Weile nachdenklich vor sich hin, nippte dabei ein paar Mal an seinem Orangensaft. Schließlich schmunzelte er ein wenig. „Was erheitert euch?,“ erkundigte sich der Anführer der Palastgarde leicht irritiert.

    „Der Bericht über den Eindringling, erinnerte mich an einen alten Freund und Weggefährten,“ erklärte der Regent: „Es ist inzwischen fast zwanzig Jahre her seit wir uns das letzte Mal sahen. Leider stürzte er in den Schleier.“

    Der gerüstete Krieger kniff ganz leicht die Augen zusammen. Sein Herrscher sprach fast nie von der Zeit, bevor er den Thron bestieg. Damals war er im Exil gewesen und die wenigsten hätten vermutet, dass dieser Spross auf dem Haus des Krieges jemals Imperator werden würde. Jedoch hatte er einige große Taten begangen und war außerdem ein Champion von Zorl-Stissa, der Göttin der Echsen, höchstselbst gewesen. Kurzum: Exil oder nicht – gerade wenn man seine hohe Geburt bedachte, hatte es niemanden gegeben, der die Thronergreifung hätte verhindern können. Nicht bei dem vielen Ruhm, den er angehäuft hatte. Dass man damals noch viel mehr Probleme dabei gehabt hatte die Leerenerwachten abzuwehren – grässliche Monster die scheinbar überall aus dem Nichts auftauchen konnten und die Bewohner Rivellons überfielen – war der Festigung seiner Macht dienlich gewesen. Nicht nur, dass er gut darin war, sich ihrer zu erwehren, so hatten sie, nachdem die Quelle damals so plötzlich über alle gekommen war, auch einfach viele der Feinde des heutigen Herrschers getötet.

    „Nun...dann ist es eher unwahrscheinlich, dass uns Euer Freund eine Besuch abstattete,“ quittierte der Kommandant die Erklärung.

    Der Imperator nickte. „Das stimmt vermutlich. Ich...“, doch er wurde unterbrochen, als es an der Tür klopfte und ein Gardist hereinkam. Er ging zu ihnen und verneigte sich zackig.

    „Was gibt es?“, fragte der Kommandant ohne Umschweife.

    „Der Kronprinz ist weg,“ berichtete der Gardist geradeheraus: „Er ist soeben davongeflogen, hat aber keine weiteren Angaben dazu gemacht wohin er möchte und wann er plant zurückzukehren. Ich dachte vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse, solltet Ihr dies sofort erfahren.“

    Der Anführer der Garde nickte knapp. „Du hast richtig gehandelt. Zurück auf deinen Posten.“ Mit diesen Worten entließ er ihn; der Gardist verneigt sich noch einmal zackig und verließ den Raum. Als sie wieder alleine waren wandte er sich seinem Herrscher zu: „Sind Euch irgendwelche Reisepläne Eures Sohnes bekannt?“

    Der Regent schüttelte mit dem Kopf. „Schicke ihm einen meiner Drachenritter hinterher,“ befahl er dann und fügte hinzu: „Andere werden ihn wohl kaum einholen können. Wir werden dieses Gespräch ein anderes Mal fortsetzen.“ Der Kommandant bestätigte den Befehl und machte sich daran ihn auszuführen. Er wusste, wozu der Prinz fähig war und dass er mit vielem auch alleine zurechtkam, aber die zeitliche Nähe zu den letzten Ereignissen beunruhigte ihn. In Momenten wie diesen verfluchte er es inständig, dass seine Gardisten ohne direkten Befehl des Imperators nicht Hand an den Prinzen legen durften. So hatte der Thronerbe einen Teil der Sicherheitsmaßnahmen einfach ignorieren können und war vermutlich mit einigen der Antworten, die der Kommandant haben wollte davongeflogen.

    Blogeintrag, Achilles Garibaldi, 04-09-2194

    DIe Art dieses Blogeintrages gefällt mir recht gut und ich könnte mir vorstellen, wenn die ganze Geschichte in dieser Art der erzählt, vielleicht sogar nur punktuell, da ihren Charme gewinnen kann.

    Da es allerdings inzwischen einige Jahre her ist, seit in diesem Threat etwas passiert ist, möchte ich hier erstmal loswerden: Ich hoffe es wird weitergehen. Insbesondere der erste der zwei Teile hat es mir doch angetan.

    Huch - das ging ja schnell mit den ersten Kommentaren.

    Zunächst einmal danke für die Rückmeldungen. Erlaubt mir zu ein paar kurz Stellung zu beziehen;

    daß ich den Link erst mal außen vor lasse

    Der Link soll schlicht zur Unterstützung der Quellenangabe dienen. Da ich mich hier doch sehr direkt auf ein Werk beziehe, hielt ich das für ein angebrachtes Minimum. Sollte im übrigen eine ausführlichere Quellenangabe benötigt werden, reiche ich die auf Anfrage nach.


    Eine Stunde zu spät. Im Wachdienst.

    Guter Einwand - die Zeit habe ich schlecht gewählt. Sie hätte in der Tat entweder anders sein müssen oder anders verarbeitet.


    Nein. Trank er ganz sicher nicht.

    Der Wanderer Bei diesem Punkt bitte ich um nähere Erklärung. Warum darf der denn nichts trinken?


    Der Wanderer und Kirisha: Ich fürchte fast, um die Geschichte in ihrer Gänze verstehen zu können, ist tatsächlich ein gewisses kontextuelles Wissen aus Divinity: Original Sin II notwendig. Wenn ich es korrekt herauslese, setzt Admirariums Geschichte so einige Zeit nach einem der möglichen Enden des Spiels an.

    Du hast es richtig verstanden und das hier stark auf Divinity basiert, habe ich erstmal eher wenig erklärt. Gerade im Kontrast zu deinen Vorschreibern hat es mich doch gefreut zu lesen, dass der Teil 0 mit diesem Vorwissen greifbar ist. Das soll jedoch keineswegs heißen, dass die Einwände von Der Wanderer und Kirisha in Sachen der "vielen offenen Fragen" keine Beachtung finden sollen. Im Gegenteil - ich werde schauen, dass ich die eine oder andere Erklärung in Folgeteilen einfließen lasse.

    Diese Geschichte wurde inspiriert von "Divinity: Original Sin 2 - Definitv Edition". Bei näherem Interesse ist hier ein Steam-Link:

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    Teil 0


    Nervös lies Oun seinen Blick durch die Umgebung wandern. Der junge Prinz stand in dieser Nacht, wie in so vielen anderen Nächten auch, in seinem Nachtgewand auf dem Balkon seines Schlafgemachs, trank dabei irgendeinen Fruchtsaft und blickte auf die verbotene Stadt rund um den Palast hinab. Oun gehörte zur Palastgarde und war diese Nacht mit der Aufgabe betraut für die Sicherheit des rotschuppigen Prinzen zu sorgen. Er mochte es nicht, wenn der Thronerbe so offen irgendwo herumstand. Dabei war heute nichts Ungewöhliches zu bemerken. Wie fast jede Nacht stand der Prinz auf seinem Balkon. Wie fast jede Nacht trank er dabei einen Saft. Wie fast jede Nacht war das einzige, was sich sonst bewegte das, womit der leichte Wind spielte. Wie fast jede Nacht war es absolut friedlich und ruhig.

    Das war bei weitem nicht immer so gewesen: In den letzten zwanzig Jahren hatte es wahrlich genug Aufregung gegeben. Nach den Ereignissen in Arx - keiner wusste scheinbar bis heute so recht, was eigentlich passiert war - hatte die Welt plötzlich verrückt gespielt. Quellmagier, welche kurz zuvor noch gejagt und inhaftiert wurden, waren plötzlich die Tagesordnung. Über Nacht war fast jeder zu einem geworden. Viel Chaos, Gewalt und Tod hatte dies zur Folge gehabt, da die meisten nicht mit dieser Macht umgehen konnten, die sie so plötzlich erhalten hatten - und jene, die es konnte, waren in den Monaten zuvor systematisch vom göttlichen Orden gejeagt und zur Streckt gebracht worden. Fast fünf Jahre hatte es gedauert, bis sich die Unruhen gelegt hatten. Doch es gab einen angenehmen Nebeneffekt: Die Überlebenden dieser Plagenjahre konnten sich nun der Monster erwehren. Wie man inzwischen herausgefunden hatte, konnte man sie nicht wirklich töten, aber doch zurückdrängen und verteiben. Das wiederum war eine Erkenntnis, welche bei weiten Teilen der Bevölkerung Glückseligkeit ausgelöst hatte. Das ganze glorreiche Imperium der Echsen war davon ergriffen worden; aber auch die niederen Völker der Menschen, der Zwerge, der Elfen und sogar der Orks. In den nächsten zwölf Jahren hatte ihr großer Imperator es geschafft die Welt unter seinem Banner zu einen. Auch wenn die anderen Völker nicht direkt ihre Sklaven oder Vasallen waren, so war es doch klar, wer die Befehle gab - und da sie glaubten, sie hätten sich selbst dafür entschieden, gab es auch keine lästigen Aufstände; Oun schwoll immer noch die Brust vor Stolz auf seinen Imperator, wenn er daran dachte. Selbst in seinem Exil hatte seine Majestät stets solche großen Pläne verfolgt - so hatte er geradezu freundschaftliche Beziehungen zu wichtigen Personen der Niederen geknüpft. In den letzten Jahren hatten sie unter der Führung des Imperiums diese Welt wieder aufgebaut und neu geordnet.

    Natürlich hatte es immer viele gegeben, welche dem Volk Zorl-Stissas nicht ihren rechtmäßigen Platz gönnen wollten. Es hatte immer wieder Anschläge auf das Leben die Herrscherfamilie gegeben - allesamt gescheitert - und inzwischen glaubte der Gardist Oun, dass den Unwilligen schlicht die Attentäten ausgegangen waren. Er wusste, dass dies kein kluger Gedanke war, aber die Vorstellung erheiterte ihn immer wieder. Dennoch war ihm niemals wohl dabei, wenn einer seiner Schutzbefohlenen ohne Deckung irgendwo war.

    Von links näherten sich Schritte. Oun erblickte seine Ablösung - seinen Bruder Juun, der genau wie er zur Palastgarde gehörte. "Du bist fast eine Stunde zu spät dran!", begrüßte Oun seinen Bruder mit leicht verstimmten Unterton. Juun antwortete nicht direkt, sondern legte erst den Kopf schief und schien Oun zu mustern. Bildete Oun sich das ein oder blickten Juuns Augen in verschiedene Richtungen? Juun sagte weiterhin nichts, sondern stellte sich neben Oun und blickte zum Prinzen. Allmählich wurde Oun doch etwas ärgerlich. Nicht nur, dass Juun ihn hatte warten lassen - er hatte sich vermutlich wieder mit einer der Dienerinnen vergnügt - jetzt ignorierte ihn sein kleiner Bruder auch noch! Oun packte ihn an der Schulter und dreht ihn zu sich um. "Hast du verlernt zu sprechen?", fragte er Juun.

    "Der Junge ist in der Tat prächtig gewachsen, meint Ihr nicht auch guter Mann?", meinte Juun dann und deutete mit einer lässigen Bewegung auf den Balkon, von dem der Prinz inzwichen weggegangen war. Nun war Oun wirklich aufgebracht, brüskiert und auch ein wenig verwirrt. "Wie sprichst du denn über unseren zukünftigen Imperator?!", fuhr er sein Gegenüber an: "Und seit wann nennst du mich "guter Mann"? Hat dir eine der Zofen doch noch die Birne weich gemacht?"

    "Bruder?", entfuhr es Juun überrascht und schlug sich die rechte Hand vor die Stirn. "Oh. Oh je - das tut mir jetzt wirklich Leid. Ich ziehe es üblicherweise vor in derlei Angelegenheiten ein wenig taktvoller zu sein und normalerweise verwende ich auch Leichen (Euresgleichen hinterlässt eh genug, die muss man ja nicht verschwenden, zumal sie überall zu finden sind), doch bedauerlicherweise konnte ich keine finden, welche man hier hineingelassen hätte. Doch seid unbesorgt werter Herr! Wenn alles so läuft, wie ich mir das vorgestellt habe, erhaltet ihr euren Bruder schon bald unversehrt wieder - nunja, zumindest beinahe unversehrt. Ich benötige ihn nicht lange." Was sollte das denn bitte heißen? War Juun nun völlig verrückt geworden? Nun betrachtete er seinen Bruder genauer. Die Augen waren tatsächlich nicht im Einklang: während das rechte ihn fixierte, blickte das linke in Richtung des Balkons. Der Kiefer war ebenfalls ungewöhnlich. Er hatte sich war zu den Worten bewegt; jedoch eher wie bei einer Puppe und nicht wir beim Sprechen. Mit seinem Bruder stimmte etwas ganz und gar nicht und der über viele Jahre antrainierte Gardistensinn meldete sich.

    Oun wollte aufreien. Wollte Alarm schlagen! Was war hier los? Wenn es nicht sein Bruder war, wer war es dann? War das ein Dämon, der von seinem Bruder besitzt ergriffen hatte? War sein Bruder noch am Leben? Diese Fragen und noch viele weitere schossen durch Ouns Kopf, gepaart mit immer größer werdendem Entsetzen. Denn als er rufen wollte, so konnte er es nicht; genausowenig, wie er sich bewegen konnte. "Es tut mir wirklich Leid; ich werde auch bald wieder gehen", erklärte Juuns Gestalt und legte ihn beruhigend die Hand auf die Schulter: "Habt keine Angst. Ich bin nur hier um mit dem Jungen zu reden; aber ich muss darauf bestehen, dass Ihr mir nicht in die Quere kommt guter Mann; daher bitte ich Euch es mir nachzusehen, wenn ich Euch nun außer Gefecht setze. Sicherlich wird Euch schon bald jemand finden und zu euren Heilern schaffen." Auf dem Gesicht von Juun zeigte sich ein Lächeln, welches vermutlich beruhigend sein sollte, bei Oun jedoch seine Wirkung verfehlte. Dann wurde es auch schon schwarz um Oun. In seinem Kopf hörte er nochmal die Stimme, welche ihm versicherte, dass er sich keine Sorgen machen brauche und kurz bevor Oun das Bewusstsein verlor, wurde ihm klar, dass diese Stimme nicht die seines Bruders war. Sie war etwas höher, eher weich und angenehm - und vor allem war sie schon die ganze Zeit in seinem Kopf gewesen.

    Das stimmt einen doch direkt ein^^ Es erinnert mich ein wenig an dieses kleine Video, welches ich ich mal auf YouTube gefunden habe:

    Spoiler anzeigen

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    Auch wenn TES V schon über eine Dekade auf dem Buckel hat, so kann ich doch nicht umhin zu sagen: Ich findes es toll und habe es sehr gerne (und lange) genossen. Auch der Vorgänger hat seinerzeit bei mir recht hohen Anklang gefunden :)

    Greyhound

    Der Film ist im zweiten Weltkrieg angesiedelt - im Atlantik. Aus der Sicht der Versorgungskonvoieskorte, welche versucht den Versorgungskonvoi vor U-Boot-Angriffen zu schützen und diese zu versenken.

    Ich sehe es ähnlich wie viele meiner Vorschreiber. Nur weil sich ein Werk "Fantasy" auf die Fahne schreibt, muss dies nicht bedeuten, dass alles, was in der realen Welt existiert dort nicht existieren darf; zumal die Argumentation deines Freundes nicht durchgezogen wurde. Mich stört es also erstmal nicht.

    Bevor ich jetzt alles einfach nur wiederhole, was bereits ausgeführt wurde, wäre hier auch ein interessanter Punkt: Warum stört es ihn ausgerechnet bei Affen und Pferden, aber nicht bei Vögeln, wie z.B. dem Adler? Je nachdem, wie die Antwort hier ausfällt, könnte hier dann auch die Folgefrage gestellt werden: Ist für ihn an diesen Tieren bereits etwas so fanstastisches, dass sie für ihn eher die eine Fantasy- denn die reale Welt gehören? (>> Die Sortierung der realen Inhalte, welche in die Fantasy gehören und welche nicht, muss ja irgendwoher kommen. Nach welchen Kriterien wird hier ausgewählt?)

    Hallo liebes Volk dieses Forums,

    Stand jetzt bin ich 30 Jahre alt und immer wieder für spannende Geschichten zu haben. Finden dieses Forums, sowie die Accountserstellung hier sind in meinem Falle im Wesentlichen eine direkte Folge von Empfehlungen aus meinem Freundeskreis - insofern bin ich natürlich gleich im mehrfachen Sinne gepannt, wie sich das hier entwickelt. Ich freue mich darauf euch kennenzulernen...und natürlich auch was schönes zu lesen.

    Also: Lasst uns die Gläser erheben und auf einen wachen Geist und die Genialität, welche hinter einem solchen liegen kann, anstoßen.


    PS: Olaf, Morena, Leto und Jexa sollten sich mal wieder treffen und über alte Zeiten plaudern ;)