Wieder vielen Dank für die Mühe der Kommentare. Und hier kommt der nächste kleine Textabschnitt:
Teil 2
„Kommandant! Kommandant!,“ erscholl es von draußen. Der Anführer der Garde saß in seinem Büro und war dabei eine seiner Pflichten – Bewertungen der Neuzugänge – zu erfüllen, als eine Gardistin in sein Büro platzte. Sie war völlig außer Atem, anscheinend war sie gerannt. „Leerenerwachte sind in der verbotenen Stadt und im Palast aufgetaucht,“ berichtete sie.
Die Worte hatte ihren Mund noch nicht vollständig verlassen, da war der Kommandant schon auf den Beinen und nahm seine zwei Schwerter, sowie seinen Dolch und seinen Großschild. Als er das Büro verließ bedeutete er der Gardistin mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Er machte sich eilig auf den Weg zum Imperator. In einem Falle wie diesem war es seine erste Pflicht die Herrscherfamilie in Sicherheit zu bringen. Sobald er sie in Hochsicherheitsräumen zusammen mit den Wachen wusste, würde er sich daran machen können die Leerenerwachten zu vertreiben. „Warum wurde kein Alarm ausgelöst?“; fragte er seine Untergebene.
„Sie haben die Melde- und Warneinheiten zuerst angegriffen, Sir. Die meisten der Läufer wurden aufgegriffen und getötet und die magische Kommunikation wird irgendwie von ihnen unterdrückt“, antwortete die bewaffnete Frau neben ihm. Das war eigenartig. Für gewöhnlich waren die Überfälle der Leerenerwachten eher mit denen von Raubtieren zu vergleichen: Sie tauchten plötzlich in unterschiedlichen Größen, Formen und Zahlen auf, griffen an, schnappten sich meistens diejenigen, welche die meiste Quelle in sich trugen und zogen von dannen. Zuerst direkt die Kommunikation zu stören wirkte viel gezielter und koordinierter.
Doch Zeit für mehr Gedanken blieb ihm nicht. Aus einer der Wachstuben auf dem Weg sprang ihn ein Leerenerwachter an, der dem vielen Blut nach zu urteilen gerade die Gardisten dort getötet hatte. Dieser hier war etwa zweieinhalb Meter groß. Seine vielen Beine erinnerten ein wenig an einen Tausendfüßler, das reißzahnbewehrte Maul war umgeben von vier sehr scharfen und kräftigen Zangen. Stacheln und eine Vielzahl von Augen komplettierten das Bild. Der Angreifer bewegte sich schnell und geschmeidig, doch der Kommandant ließ sich davon nicht überraschen oder beeindrucken. Er nahm den Schild hoch, wehrte damit den Leerenerwachten ab und rammte ihn anschließend. Das Monster taumelte, wodurch der erfahrene Krieger die Gelegenheit hatte mit einem präzisen und sehr kräftig geführten Hieb seines Schwertes seinem Gegner den Kopf abzuschlagen.
Die Gardistin neben ihm schaute ihn mit großen Augen an, als die Kreatur zu Boden ging. „Ihr seid ja wirklich so stark, wie alle sagen. Und Ihr habt noch nicht mal Quelle benutzt. Äh Sir“, brachte sie hervor und schien sich dann wieder an ihre Ausbildung zu erinnern.
„Mein alter Ausbilder hätte jetzt gesagt, dass ich einfach ein paar Level höher bin. Sowohl als du, als auch dieses Vieh. Komm! Weiter jetzt!“, entgegnete er, blieb ansonsten aber vollkommen professionell.
Sie eilten weiter. Unterwegs hatten sie noch einige weitere ähnliche Begegnungen, bei denen sie allerdings noch ein paar Leute retten konnten; jene, die noch zu gebrauchen waren hatte er direkt mitgenommen, sodass er jetzt von insgesamt 11 Kriegern begleitet wurde. Dem Anführer der Garde fiel auf, dass es sich immer um Gardisten handelte, welche angegriffen wurden. Die Dienerschaft wurde offenbar von den Leerenerwachten ignoriert. Lediglich jene, welche diese Monstrositäten attackierten, waren von diesen eliminiert worden.
Endlich erreichten sie den Gang, welcher zu den Wohnquartieren der Herrscher führte. Vor der Tür zum hier gelegenen Schutzraum des Imperators und seiner Gemahlin hatten Gardisten einen halbkreisförmigen Schildwall aufgebaut. Leerenerwachte, die diesem zu nahe kamen wurden von Speeren aufgespießt und die anderen aus dessen Mitte mit Zaubern und Pfeilen beschossen. Sie hielten die Stellung gut, die meisten Körper auf dem Boden gehörten zu Leerenerwachten, allerdings konnte der Kommandant unschwer erkennen, dass dies nicht mehr lange so bleiben würde. Fast allen Mitgliedern der Garde standen die untrüglichen Anzeichen ins Gesicht nach aufgebrauchter Quelle ins Gesicht geschrieben. Mit dem Einsatz eben jener hatten sie sich gut halten können, doch es ihm klar, dass ohne nur wenige es mit einer dieser Gestalten, welche für viele direkt aus einem Albtraum entstiegen waren, aufnehmen konnten.
„Ihr zwei: Deckt meine rechte und linke Seite. Alle anderen: Formiert euch hinter mir. Lasst sie nicht durch! Wir müssen diesen Gang sichern!“, befahl er seiner kleinen Truppe.
Die Kämpfer vor der Tür hatten ihn inzwischen auch bemerkt. „Achtung! Der Große da ist stärker als der Rest! Der nimmt uns einen nach dem anderen auseinander!“, rief einer seinem Anführer entgegen und deutete auf einen fast drei Meter hohen Leerenerwachten, der einen kräftigen, schlangenähnlichen Körper hatte, sechs muskulöse Arme und einem krokodilähnlichen Kopf, allerdings mit mehr Augen – vier großen und acht kleineren. In vier der sechs Arme hielt er jeweils ein Schwert, mit den anderen führte er kleine Zauberstäbe, die in der Lage waren, einfache Elementarangriffe zu verschießen; einmal Blitz und einmal Feuer, wenn er das richtig sah. Außer diesem Ungetüm, waren noch etwa fünfzehn weitere anwesend, wobei sie alle mehr übergroßen Insekten ähnelten.
„Wall auflösen und Angriffslinie bilden! Nehmt sie in die Zange“, befahl er den Gardisten. Der Wall vor der Tür wurde zu einer geraden Formation aufgelöst, welche nun gegen die Leerenerwachten vorrückte und sie in Richtung des Kommandanten trieb, welcher seinerseits mit seiner Truppe vorrückte. Die kleinen, insektenartigen Eindringlinge, welche gut darin waren, kleine schnelle Angriffe durchzuführen und dann wieder auf Abstand zu gehen wurden von den Kriegern, die durch den Anblick ihres Anführers neuen Mut und neue Kraft schöpften, schnell aufgerieben, da sie nun in keine Richtung mehr fliehen konnte.
Der Vielarmige war jedoch schwieriger. Jeder der es wagte ihm zu Nahe zu kommen wurde so schnell und einfach zerhackt, als wäre er kein gut ausgebildeter und gerüsteter Kämpfer des Imperators, sondern eine Stoffpuppe. Bis sie alle der kleineren erledigt hatten, fielen durch den Großen noch neun weitere Gardisten.
„Bildet einen weiten Kreis! Den übernehme ich!“, gab der Kommandant neue Anweisungen und ließ seiner Quelle freien Lauf. Er erweckte jene Macht in sich, fühlte wie sie seine Adern durchfloss, wie sie seine Seele selbst erquickte. Seine Muskeln waren nicht mehr erschöpft und viel stärker als vorher. Er war schneller und seine Wahrnehmung war nun schärfer. Er sah nun alles viel langsamer, seine Reflexe waren nun buchstäblich übernatürlich.
Der Leerenerwachte spürte es auch, sah ihn an und ging direkt auf ihr los – gut so!. Er wusste, dass diese Monster ein Gespür für Quelle hatten und schon kamen die ersten Angriffe. Der Vielarmige hatte die Zauberstäbe gegen ihn geschwungen. Der Anführer der Garde ließ sich einfach treffen. Seine Rüstung fing das meiste ab und so sehr von Quelle durchströmt störte er sich nicht an dem Rest. Der Kommandant nahm seinen Schild vor sich und rannte direkt auf seinen Gegner mit seiner überhöhten Geschwindigkeit zu. Die Kreatur holte mit den Schwertern aus und stach nach ihm und hätte er ihn tatsächlich rammen wollen, wäre er nun aufgespießt worden. Stattdessen rollte er sich in genau dem richtigen Moment elegant ab, an seinem Kontrahenten vorbei und donnerte ihm die Kannte seines Schildes in den Leib. Das Ungetüm zischte, ging jedoch nicht zu Boden, sondern wandte sich mit seinem Schlangenkörper so schnell und gewandt um, dass der Kommandant es selbst mit seiner verbesserten Wahrnehmung nur unscharf sehen konnte. Doch das war nicht der erste Leerenerwachte, den er bekämpfte, darunter auch viele, die diesem gar nicht unähnlich waren. Der erfahrene Krieger konnte jeden der nun folgenden Angriffe – ein wahrer Klingensturm - seines Gegners erahnen. Die meisten davon wehrte er mit dem Schild ab, einigen wich er aus und wieder andere parierte er mit seinem eigenen Schwert. Der Kommandant wich scheinbar immer weiter zurück und die Kreatur wurde immer unwirscher in ihren Angriffen, denn sie schaffte es nicht dem Echsenkrieger einen ernsthaften Schlag zu verpassen. Dann war es schließlich so weit. Der Leerenerwachte ließ seine Deckung fallen, um mit aller Wucht anzugreifen. Darauf hatte der Kommandant nur gewartet. Blitzschnell, präzise und kräftig, wie es ihm nur dank der Quelle möglich war, stach er seinem Gegner in die Kehle. Das Schwert blieb in dem Körper stecken und in einer einzigen, fließenden Bewegung zog er sein zweites und schlitzte damit den Schlangenleib in der Länge auf. In einem allerletzten Versuch dem Kommandanten Schaden zuzufügen, schlug der Leerenerwachte nochmal mit allen Waffen nach ihm auf, doch er traf nur den Schild; dann sackte er zusammen.
Um ihn herum brach Jubel aus, als die Gardisten ihren siegreichen Kommandanten sahen. Doch dafür war jetzt nicht der passende Augenblick. Er deutete auf einen der Gardisten, der vorher schon die Tür verteidigt hatte und winkte ihn zu sich. „Lagebericht“, verlangte er knapp und hörte sich an, was der andere zu sagen hatte.