So und hier ein weiterer Teil und der Beginn von Kapitel 3... Viel Spass und ich freue mich auf Kommentare
Das Gefühl, dass sie verfolgt würden, ließ in den nächsten Tagen nach und sie
näherten sich dem kleinen Wald. Die dunkeln Kiefern und anderen Nadelbäume
standen relativ weit auseinander, so, dass man gut gehen konnte und selbst ein
Ork sich nicht die ganze Zeit ducken musste. Dennoch hatte der Wald etwas
Unheimliches an sich. Der feuchte Boden roch modrig und immer wieder tappten
Taarug und Caven in eine feuchte Pfütze. Je weiter sie eindrangen, desto mehr
Sträucher wucherten auf dem Boden und reichten Caven teils bis zur Hüfte. Die
dichten Blätter dieser Gewächse, waren undurchschaubar und boten gute Deckung.
Die beiden Reisenden hatten wachsame Augen und Ohren auf alle Seiten, konnten
aber niemanden ausmachen. Ab und zu verirrte sich ein Tier in ihr Blickfeld,
das dann aber sofort wieder Reißaus nahm. Sie hatten noch nicht mal die Hälfte
des Waldes hinter sich gebracht, als die Dunkelheit sich über den Wald legte
und sie gezwungen waren anzuhalten. Selbst Cavens scharfe Augen konnten in
dieser beinahe absoluten Dunkelheit nichts mehr ausmachen. Sie ließen sich nahe
einem vermoderten Baum nieder und suchten schließlich nach Feuerholz, um
wenigstens etwas Licht zu haben. Es erwies sich als schwierig, trockene Äste zu
finden, aber schließlich hatten sie eine kleine Menge zusammengetragen und
entzündeten mit Hilfe von Taarugs Feuersteinen ein wärmendes knisterndes Feuer.
Die Flammen zuckten und suchten sich stets neue Nahrung in dem kleinen Haufen
von Ästen. Die nächtlichen Geräusche des Waldes irritierten den Ork und den
Menschen zu Beginn, aber bald gewöhnten sie sich an das Heulen der Eulen und
die sanften Gesänge der Nachtvögel. Ab und zu hörten sie ein Rascheln im
Unterholz, aber das waren lediglich Tiere, die den Wald durchstreiften. Taarug
und Caven saßen sich schweigend gegenüber und starrten ins das Feuer. Beide
fanden keinen Schlaf, etwas beunruhigte sie, aber keiner wollte es zugeben vor
dem anderen und so verharrten sie, bis sie dann schließlich doch einnickten.
Kapitel III: Nächtliche Besucher
Die Nacht währte nicht lange. Als plötzlich ein Zweig knackte, rissen Taarug und
Caven gleichzeitig die Augen auf. Sämtliche Muskeln in ihren Körpern spannten
sich und sie lauschten in die Dunkelheit hinein. Das Feuer war längst
ausgegangen und sie konnten lediglich die schwarzen Silhouetten der Bäume
ausmachen. Sämtliche ihrer Sinne schlugen Alarm und Taarugs Instinkte schrieen
„Gefahr!“. Lautlos zog Taarug seine Einhändermesser hervor und Caven nahm zwei
seiner Messer in die Hände, bereit den Unbekannten anzugreifen. Ihnen war klar,
dass dieses Geräusch kein Tier hätte verursachen können, es musste ein Mensch
oder sonst was in dieser Richtung sein. Dann schoss aus dem Nichts plötzlich
ein Pfeil und hätte Caven nicht so schnelle Reflexe gehabt, dann hätte dieser
Pfeil seine rechte Schulter durchbohrt. Er rollte sich zur Seite und sprang
sofort auf die Beine. Taarug hatte sich erhoben, blieb aber möglichst geduckt. Da
hörte Caven einen weiteren Pfeil durch die Luft surren und er sprang rasch in
Taarugs Nähe. Taarug schnüffelte und erkannte den Geruch, es waren Menschen
denen sie gegenüberstanden. Aus dem Unterholz sprang plötzlich eine Gestalt und
ging mit dem Schwert in der Hand auf Taarug los. Taarug parierte den hoch
angesetzten Hieb und warf den Angreifer zurück. Caven suchte nach einem Ziel,
aber in dieser Dunkelheit würden seine Werfkünste ihm nicht viel nützen.
Allerdings konnte er darüber nicht lange nachdenken, denn da stürzte sich ein
weiterer Angreifer aus dem Gebüsch und Caven konnte sich gerade noch unter
einem gefährlichen Hieb wegducken. Die Messer eigneten sich nicht wirklich zum
Nahkampf, taten aber in diesem Fall ihre Pflicht und hielten Cavens Angreifer
auf Abstand. Caven wirbelte die Messer vor seinem Körper herum und achtete
stets darauf, dass seine Hände der feindlichen Klinge nicht zu nahe kamen.
Taarug war immer noch mit seinem Gegenüber beschäftigt, dieser erwies sich
nämlich als hartnäckiger Gegner. Der Ork hatte Mühe ihn in dieser Dunkelheit
überhaupt auszumachen und er musste sich auf seine Instinkte verlassen. Dann
plötzlich traf die Klinge seinen Arm und Taarug grollte wütend. Die Wunde
schmerzte zwar nicht besonders, weckte aber seinen Blutdurst und förderte seine
Raserei. Wenn Orks in Raserei verfielen, wurden sie ungebändigten Kämpfern, vor
denen man sich besser in Acht nehmen sollte. Sich wild gebärdend schlug der Ork
um sich und traf mit seinem Ellbogen den Angreifer. Durch die Wucht wurde
dieser von den Füssen gefegt und landete in den Büschen. So gefiel Taarug das
schon besser und er musste nicht lange auf den nächsten Gegner warten. Mit
präzisen Hieben deckte dieser Taarug ein und der Ork musste sich vorsehen, dass
er nicht allzu viel abbekam. Brüllend schlug er um sich und warf dabei
unwissentlich einen weiteren Gegner um. Caven tat sich nicht schlecht, bis
plötzlich eine Schwertklinge von hinten kam und sich an seinen Hals legte.
Sofort hielt er inne mit seinen Angriffen nach vorne und für einen Augenblick
vergaß er zu atmen. Die Gegner schienen nicht darauf aus sie zu töten, sonst
wäre er längst tot gewesen. Caven spürte wie eine Hand seinen Nackenkragen fest
packte und die Klinge gegen seinen Hals drückte.
„Sag deinem Freund er soll sofort aufhören, wenn er nicht will, dass du
stirbst.“ Zischte der Mann hinter ihm mit rauer kratziger Stimme. Als Caven
zuerst nichts sagte, presste der Mann sein Schwert zu stärker and Cavens Hals,
so, dass ein schmales Rinnsal von Blut dessen Hals hinab floss.
„Taarug!“ Rief Caven und schluckte leer. Taarug war allerdings zu sehr damit
beschäftigt seine Angreifer zu verprügeln und hörte seinen in Bedrängnis
geratenen Gefährten nicht.
„Taarug du verdammte Orkfresse!“ Brüllte Caven aus trockener Kehle und nun hielt
der Ork inne, als ob er ahnen würde, was geschehen war.
„Sie töten mich, wenn du weiter machst.“ Erklärte er und der Ork stand wie eine
Statue da. Noch nie hatte er sich um andere kümmern müssen in einem Kampf und
nun würde er entscheiden müssen, ob Caven lebt oder stirbt. Taarug wusste sehr
wohl, dass er mit diesem Haufen fertig werden würde, aber Caven würde das nicht
überleben. Der Ork kämpfte innerlich mit seinen orkischen Prinzipien, dass man
einen Kampf nie aufgeben sollte und damit, dass er Caven dafür opfern musste.
Caven seinerseits erwartete nicht einmal, dass der Ork ihm zuliebe den Kampf
aufgab, war aber dennoch erleichtert, als Taarug die Waffen senkte.
„Br’gall rasaks.“ Fluchte er zu sichselbst und ließ sich die Waffen abnehmen.
Caven wurde ebenfalls entwaffnet und beiden
wurden die Hände fest auf den Rücken gebunden. Selbst für Taarug war es ein
Ding der Unmöglichkeit diese Fesseln zu sprengen. Der Ork gab noch einiges von
seinem Fluchen zum Besten und sie wurden durch den dunkeln Wald geführt. Immer
wieder stolperten die beiden dabei und fielen gar hin. Da sie ihre Arme nicht
benutzen konnten, mussten ihnen ihre Entführer auf die Beine helfen, was sich
bei Taarug als sehr schwierig herausstellte. Caven versuchte inzwischen zu
erkennen, um wie viele es sich handelte, aber es schienen immer wieder neue
aufzutauchen. Keiner der beiden konnte sagen wie lang ihr Marsch durch den Wald
dauerte, aber es kam beiden wie eine Ewigkeit vor, bis sie in harschem Ton
angeordnet bekamen sich hinzusetzen. Widerstandslos setzten sich die beiden
Gefangenen auf den Boden und warteten.
Nun wurden um sie herum Fackeln entzündet und deren Licht offenbarte ihnen eine
Ansammlung von einem Lager, wo diese Menschen offensichtlich rasteten.
Allerdings schien es nur provisorisch zu sein. Sie beobachteten wie einige
Schritte von ihnen entfernt einige ihrer Entführer miteinander sprachen. Sie
allesamt trugen Umhänge mit Kapuzen, welche sie tief ins Gesicht gezogen
hatten, so, dass man selbst bei Fackelschein ihre Gesichter kaum erkennen
konnte. Caven sah sich um, sie befanden sich wohl auf einer kleinen Lichtung,
denn hier standen keine Bäume oder Büsche, sie saßen auf trockener Erde.
Zögernd blickte Caven zu Taarug, der neben ihm saß und seine Brust hob sich
durch heftiges Schnaufen, womit er versuchte sich zu beruhigen.
„Danke.“ Wisperte Caven leise, denn schließlich wusste er nicht, wie lange sie
noch leben würden und der Ork hatte ihm immerhin das Leben gerettet. Taarug
knurrte leise und hielt seinen Blick starr auf die kleine Gruppe gerichtet.
„Ombrig skad!“ Schnauzte er dann und
Caven zog es vor zu schweigen, aber immerhin hatte er ihm seinen Dank
ausgesprochen. Dann kamen plötzlich die Männer vor ihnen auf sie zu und
blickten zu ihnen herab. Auf ein Handsignal wurde Caven grob auf die Beine
gezerrt und er blickte dem Kapuzenträger ins Gesicht, welches er noch immer
nicht wirklich sehen konnte, lediglich die Umriss eines kantigen Kinns und
hohen Wangenknochen, waren erkennbar. Caven schluckte, man möchte glauben ein
Auftragsmörder hätte keinerlei Furcht, aber wenn es um sein Leben ging, hatte
selbst Caven Angst.
„Was habt ihr hier verloren?“ Caven schwieg und dann zog sein Bewacher seine auf
den Rücken gefesselten Hände nach oben und er musste sich zurückhalten nicht zu
schreien. Ein Ächzen drang dennoch aus seinem Mund und er neigte sich nach
vorne, um dem Schmerz zu entgehen.
„Wir sind Reisende!“ Gab er dann zur Antwort und sein Bewacher ließ wieder ein
wenig locker. Doch Caven bezweifelte stark, dass sich diese Fremden mit der
Antwort zufrieden geben würden.
„Und weshalb seid ihr hier?“ Fragte der Mann vor ihm und Caven verzog verdutzt
das Gesicht.
„Weil wir nach Osten reisen, Schlauberger.“ Entgegnete er vorlaut und bereute es
sogleich, denn der Kerl hinter ihm zog abermals seine Hände nach oben und Caven
stöhnte vor Schmerz. Caven war nicht empfindlich, aber dieser Griff tat weh.
„Hör mal Kapuzenträger, wir haben euch nichts getan und wollen nur aus diesem
Wald raus.“ Knurrte Taarug, während Caven immer noch unter dem Griff litt. Der Mann
vor Caven wandte seinen Blick zu Taarug, der immer noch auf dem Boden saß und
nun den Fremden böse anfunkelte.
„Ich habe noch nie einen Ork und einen Menschen gemeinsam reisen sehen. Ein
verruchter Verbrecher und ein Ork, das kommt nicht alle Tage daher.“ Sagte der
Kapuzenträger, wie ihn Taarug betitelte und Caven zerrte an seinen Fesseln, da
er sich beleidigt fühlte.
„Das ist uns egal, wir wollen nur aus diesem Wald. Mehr nicht.“ Der
Kapuzenträger nickte langsam und schien die beiden ungleichen Gefährten im
Schatten seiner Kapuze zu mustern. Taarug war noch nie so seltsamen Milchnasen
begegnet, denn scheinbar waren sie nicht darauf aus sie zu töten, es ging ihnen
offenbar um etwas anderes.
„Wenn wir euch gehen lassen, werdet ihr den Wald verlassen?“ Fragte er dann und
Caven nickte hastig und spürte wieder seine schmerzenden Handgelenke.
„Warum seid ihr so scharf drauf, dass wir diesen Wald verlassen?“ Taarug war
normalerweise nicht derjenige der nachhakte, aber irgendwie interessierte es
ihn doch, warum diese Menschen diesen Wald so beschützen wollten. Der
Kapuzenträger murmelte etwas Unverständliches und wies mit einer weiten
Armbewegung auf die Umgebung.
„Wir behüten diesen Ort und beschützen ihn mit unserem Leben. Die Elfen leben
den Weg der Natur und wir möchten es ihnen nachempfinden. Deshalb verhindern
wir, dass Fremde mit bösen Absichten diesem Ort schaden.“ Erklärte er und klang
dabei sogar ein bisschen verträumt. Taarug runzelte die Stirn, denn er konnte
nicht wirklich verstehen, warum diese Milchnasen diesen Wald zu verehrten. Für
diese Menschen war es ein Ort der Reinheit und Geborgenheit.
„Wir haben eurem Wald doch nichts getan.“ Grummelte Taarug missmutig und der
Kapuzenträger sah ihn wieder an. Langsam streifte er die Kapuze vom Kopf und er
enthüllte sein Gesicht. Seine Züge waren hart, aber seine Augen strahlten
Freundlichkeit und Güte aus. Der Mann musterte Taarug als auch Caven und
versuchte offenbar zu verstehen, warum ein Mensch und ein Ork zusammen reisten.
Caven zerrte wieder an seinen Fesseln und wurde langsam ungeduldig.
„Lasst uns gefälligst gehen!“ Raunte er und der Mann sah ihn an. Selten hatte
Caven einen solch klaren und durchdringenden Blick gesehen und er hatte Mühe
diesem standzuhalten. Es lag eine unendliche Ruhe und Gelassenheit in den
Tiefen dieser braunen Augen. Dennoch strahlten sie auch etwas Mysteriöses und
vielleicht auch etwas leicht Bedrohliches aus.
„Warum sollten wir einen Mörder gehen lassen.“ Es war mehr eine Aussage, als
eine eigentliche Frage und Caven schauderte es. Dieser Kerl war kein schlechter
Menschenkenner und selbst wenn, dann hätte er sich es zusammenreimen können,
was Cavens Beruf war, keiner trug so viele Messer bei sich wie er. Trotzdem
versuchte Caven die Ruhe zu bewahren und er nahm sich vor, dass nichts an
seinem Stolz bröckeln sollte.
„Wieso sollte ich das sein?“ Gab er keck zurück und ein wissendes, beinahe
weises Lächeln erschien kurz auf dem kantigen Gesicht und er kam näher. Caven
schluckte trocken und hätte am liebsten seinen gesamten Wasserschlauch
ausgetrunken. Wortlos streifte der Mann mit seinen rauen Händen Cavens rechten
Hemdsärmel nach oben und ein schwarzes, erstaunlich exaktes Brandmal kam zum
Vorschein. Es waren zwei schwarze nach oben geöffnete Halbmonde und darüber noch
ein Punkt. Dies war das Zeichen bestrafter Verbrecher. Caven verdrehte kurz die
Augen und der Mann ließ seinen Arm wieder los.
„Na schön, aber wir hatten ja nicht vor hier jemanden umzubringen. Wir wollten
lediglich diese öde Tal- und Hügellandschaft so schnell wie möglich verlassen.
Hätten wir von euch gewusst, wären wir besser vorbereitet gewesen.“ Taarug
seufzte und erst dann bemerkte Caven, dass seine Aussage vielleicht nicht die
Schlauste gewesen war. Sein Atem beschleunigte sich und er wurde zunehmend
unruhig. Der Mann schien amüsiert über Cavens Nervosität und verschränkte die
Arme vor der Brust, während ein ruhiges Lächeln auf seinen Lippen lag.
„Hätten wir euch töten wollen, so wäre das bereits geschehen. Ihr seid in den
Wald getrampelt wie zwei Schafe. Wie auch immer, wir werden euch morgen früh
gehen lassen. Für heute Nacht bleibt ihr hier, außerdem würdet ihr euch sowieso
nur verlaufen in der Dunkelheit.“ Auch Cavens Fluchen und Zetern konnte nichts
daran ändern, dass sie wohl oder übel die Nacht hier verbringen mussten. Als es
diesen seltsamen Menschen zu viel wurde, stopfte jemand ein Stück Stoff in
Cavens Mund und er gab endlich Ruhe.