Beiträge von melli

    Der Schwiegervater scheint ein ziemlicher Despot und berechnender Machtmensch zu sein. Entweder ist Uther aus der Art geschlagen oder er hat eine nette Mutter. Nathalie ist sehr empathisch, ohne dadurch schwach zu wirken. Ich bin gespannt, was sie erwarten wird.

    Sie hatte bereits einige Male miterleben dürfen, wenn Boten sehr bestimmend mit ihrem Vater gesprochen hatten, wenn ihnen die Gunst ihres Königs sicher war.

    Wenn sich Satis ehrlich war, dann wusste sie gar nicht, was sie für die unfreiwillige Wegesgefährten fühlen sollte.

    Medya erinnert mich in ihrer Verrücktheit ein wenig an Pipi Langstrumpf, doch der Rücken spricht für eine tragische Vergangenheit.

    In diesem Moment schien es ihr, als fließe mit dem Schmutz ihr altes Leben da-von, für einen Moment noch klar sichtbar, doch dann verloren in den Wogen des Was-sers, hinfortgetragen auf ewig.

    sehr poetisch.

    Hallo zusammen

    Tariq Du hast völlig recht, ich habe "strömen" durch "kamen aus" ersetzt.

    Jennagon  Alraniss Das "leise" ist weg. Ich wollte den Eindruck vermitteln, das sie zwar eingeschüchtert ist, aber ihre Stimme nicht zittert. War wohl nix. X/

    Dinteyra Ja, die Version ist anders, etwas weniger "humoristisch" als die erste. Hm...vielleicht sollte ich an einer Stelle noch einfügen, dass sich Gembries Gedanken um die schwindenden Vorräte macht. Er hatte das Brot auf gut Glück geworfen, ich glaube nicht, das man schnatternde Enten in einer Gegend mit vielen Fröschen noch heraushören kann und das Schilf verhindert die Sicht. Allerdings wächst es an "Wasser".

    Pollok verhält sich tatsächlich sehr anständig - wer von allen Anwesenden würde da auf den Gedanken kommen, dass mit ihm etwas nicht stimmen könnte? Er war ja nicht der Einzige, der seine Dienerschaft damals nach Hause schicken musste. Ich bin sicher, sein Verhalten wird ihm nicht zur Last gelegt werden, sondern auf viel Verständnis stoßen. Außerdem ist er gerade der "Chef" in der Hohen Feste. Und der "Erklärbär" für den Leser, warum Venia den Hüter zugunsten Polloks vernachlässigt hat. ;)

    Ja, da fehlt noch einer :D . Derzeit "kaue" ich noch am richtigen Timing für seinen Auftritt herum und wie ich den zweiten Faden (Gembries und Alastair) solange weiterschreibe. Da bin ich noch beim "Ideen sammeln". Ich hoffe, es stört noch nicht, dass noch keine richtige Spannung in Form eines Antagonisten da ist. ?(

    Abschätzend glitt Gembries Blick über das Dörfchen, auf dass sie mit klapperndem und schepperndem Wagen zuhielten.

    Das sah doch recht ordentlich aus.

    Etwa ein Dutzend Häuser hatten sich um den Anger mit der großen Linde zu einer Gemeinschaft zusammengefunden, keine windschiefen Bretterbuden, sondern solide Behausungen, aus Lehm gebaut und sorgsam mit Stroh gedeckt, groß genug, um neben der Familie auch Tiere zu beherbergen.

    Aus den Kaminen stieg Rauch auf.

    Ein paar Hunde kündigten bellend ihre Ankunft an. Hühner und Gänse waren auch zu hören.

    Na also!

    Es war zwar ein Wagnis gewesen, die Straße zu verlassen und dem kaum erkennbaren Trampelpfad zu folgen, der sie hierher geführt hatte, doch vielleicht würde es sich lohnen.

    Alastair hatte sich gerade aufgesetzt und sah ihrem Ziel mit geröteten Wangen und glänzenden Augen entgegen. Immerhin war das die erste menschliche Ansiedlung, auf die er traf, seit er das Waisenhaus verlassen hatte, und er freut sich einfach nur darauf, wieder unter Menschen zu sein.

    „Erwarte nicht zu viel, Fröschlein, da wohnen einfache Leute. Die meisten von ihnen werden ihre Brocken selber reparieren, weil sie sich die Dienste eines Kesselflickers nicht leisten können und sowieso der Meinung sind, selbst alles besser zu können. Außerdem sind wir Fremde. Fremden begegnet man in solchen Ortschaften traditionell mit großem Misstrauen. Wir könnten schließlich etwas stehlen, eine Frau verführen oder die Pest mitbringen“, klärte Gembries ihn auf.

    Die Freude auf Alastairs Gesicht wich einem verwirrten Unbehagen.

    „In solchen Käffern ist nichts los“, fuhr Gembries fort, „da kennt jeder jeden und abgesehen von den Festtagen passiert dort nichts unterhaltsames. Unsere Ankunft wird vermutlich das aufregendste Ereignis des Jahres sein, das wird sich niemand entgehen lassen. Bereite dich also darauf vor, dass jeder, der noch halbwegs kriechen kann, gleich aus seiner Hütte purzeln wird, um uns anzugaffen, aber das erst einmal ziemlich feindselig und unfreundlich.“

    Alastair schluckte.

    „Was sollen wir denn machen, wenn sie deine Dienste gar nicht haben wollen?“, fragte er besorgt.

    „Ihnen etwas anbieten, dem sie nicht widerstehen können“, grinste Gembries listig.

    „Und das wäre?“

    „Das wirst du schon sehen!“, versprach Gembries.

    Inzwischen hatten sie die Häuser erreicht, und tatsächlich öffneten sich die Türen und die Menschen kamen heraus. Alle außer die Kinder, die man hastig wieder ins Innere schob, wie Alastair bedrückt bemerkte.

    Gembries ignorierte die Menschen, fuhr seinen Wagen langsam auf den Anger und erst, als er die Ochsen angehalten hatte, sah er in die recht überschaubare Menge, die sich rund um den Wangen gebildet hatte.

    Fast jeder Mann trug zu einer finsteren Miene eine Mistgabel, mancher auch eine Spitzhacke, wie Gembries mit einem spöttischen Lächeln zur Kenntnis nahm.

    „Nun, liebe Leute, mein Name ist Gembries und ich bin ein Kesselflicker auf der Durchreise“, stellte Gembries sich vor.

    „Da hast du Pech, Kesselflicker, dass du dir die Mühe gemacht hast, unser Dorf zu besuchen. Wir brauchen deine Dienste nämlich nicht.“ Ein kräftiger Mann mittleren Alters trat aus der Menge hervor, stellte sich neben den Kutschbock, stützte sich auf den Stiel seiner Mistgabel und sah ihn abweisend an.

    „Das habe ich mir schon gedacht“, sagte Gembries nickend. „Ich will auch gar nicht drum herum reden, uns sind die Lebensmittel ausgegangen und wir würden unsere Vorräte gerne wieder auffüllen, denn wir sind auf dem Weg zur Hohen Feste, und der Weg ist noch weit.“

    „Willst du jetzt betteln? Sehen wir aus, als ob wir etwas zu verschenken hätten?“

    Die Menge blickte stolz auf ihren Anführer und nickte zustimmend.

    „Ich dachte da eher an ein Tauschgeschäft“, sagte Gembries gelassen.

    „Was hättest du uns denn anzubieten, was wir nicht schon haben oder selber fertigen können?“, höhnte der Mann.

    „Nun“, sagte Gembries freundlich, lehnte sich nach hinten, griff in den Wagen und brachte mit einer einzigen Bewegung eine Schwertspitze an die Kehle des Mannes, „ich dachte da an dieses Schwert, das deine Autorität sicher besser kleiden würde als diese Mistgabel, die du da in der Hand hältst.“

    Erschrocken machte der Mann einen Satz nach hinten.

    „Vielleicht möchtest du es dir ja einmal ansehen?“

    Gembries nahm das Schwert an der Spitze und hielt dem Bauern den Griff hin. Zögernd griff dieser zu, drehte es ungläubig in seiner Hand und betrachtete ehrfurchtsvoll das Glänzen der Klinge.

    „Ein Schwert? Du willst mir ein Schwert im Tausch gegen Lebensmittel überlassen?“, vergewisserte sich der Bauer mit leicht zitternder Stimme.

    Die Chance eines Bauern, ein eigenes Schwert zu besitzen, war ungefähr so groß wie die Wahrscheinlichkeit eines heißen Tages mitten im Winter. Schwerter erwarb man entweder im Kampf von seinem Gegner, oder für viel Geld von einem Waffenschmied. Beide Möglichkeiten kamen im Leben eines einfachen Mannes nicht vor, entsprechend verstört sah er auf die Waffe, die ihm in Aussicht gestellt wurde.

    „Das kommt ganz darauf an, wie viele Lebensmittel du mir anzubieten hast“, sagte Gembries. „Wir wissen beide, dass selbst mein Karren nicht groß genug wäre, um die Menge zu fassen, die einen realistischen Gegenwert darstellt. Meine Notlage ist sozusagen dein einmaliger Glückstag, aber ich lasse mich auch nicht völlig übers Ohr hauen.“

    Hilfesuchend sah der Bauer zu seinen Nachbarn. Es dauerte etwas, bis diese ihre Blicke von der Waffe lösen und die Frage in seinen Augen wahrnehmen konnten.

    Zufrieden bemerkte Gembries das entschlossene Aufblitzen in den Augen vieler Männer.

    „Warte bitte, wir werden sehen, was wir erübrigen können“, sagte der Anführer schließlich.

    Gembries streckte die Hand nach dem Schwert aus, und es fiel dem Bauern sichtlich schwer, die Waffe wieder abzugeben.

    „Ich glaube, du kannst die Ochsen jetzt ausspannen, Junge“, sagte Gembries lächelnd zu Alastair.

    Ich habe erst den letzten Post gelesen, muss also noch eine Menge aufholen, um die Geschichte verstehen zu können. Aber auch als Quereinsteiger lief das Kopfkino.

    Spoiler anzeigen

    Der edlen Kleidung zufolge und die Tatsache, dass er dicht neben dem Hausherren herging, vermutete er einen Angehörigen einer Adelsfamilie, möglicherweise auch einen Verwalter.

    Hier stolpere ich etwas im Lesefluss.

    „Darf ich die Gelegenheit nutzen, nachdem Ihr bereits meinen ältesten Sohn kennen gelernt habt, Euch bereits jetzt meinen Jüngsten vorzustellen“, ergriff Ellark das Wort und deutete mit einer knappen, steifen Kopfbewegung auf Rüstan.

    Da zweite könntest du durch "schon" oder so ersetzen.

    Er verfluchte im Geiste seine Familie, die ihn offen in diese Situation haben reinrennen lassen, und anschließend schlitzte er seinen Vater mit seinem Blick auf.

    hatte - "die Familie" ist Einzahl

    Rüstan spürte den mörderischen Gesichtsausdruck seines Vaters auf sich ruhen, doch bevor er sich in irgendeiner Weise erklären konnte, preschte Ellark vor.

    Blick?

    Als er sich links neben dem Hausherren stellte, betrachtete er Rüstan und blinzelte.

    Bis dahin tritts du mir besser nicht noch einmal unter die Augen.

    trittst

    Man hatte die schweren, hölzernen Tische in Form eines U aufgestellt. An der schmaleren Seite vor Kopf saßen die sieben Honoratioren der Burg, vor dem Wandteppich mit dem Wappen der Hohen Feste, auf rot gepolsterten Sesseln, deren Lehnen und Kopfteile mit aufwändiger Schnitzerei verziert waren.

    An den langen Seiten hatte man die einfacheren Würdenträger auf rot gepolsterte Sessel ohne solche Schnitzereien platziert und ihr hatte man einen Holzstuhl in die Mitte des freien Raumes gestellt, auf den sich Venia befangen setzte.

    Die beiden Wachen, die sie hierher gebracht hatten, stellten sich zu ihren Seiten auf.

    Gemurmel erfüllte die Luft.

    „Du brauchst keine Angst zu haben, wir wollen dir nur ein paar Fragen stellen!“, hörte sie Pollok sagen.

    Sie entdeckte ihn vor Kopf, wo er in der Mitte saß.

    Fast hätte sie ihn nicht erkannt.

    Ein dunkelblauer, spitzer Hut mit breiter Krempe verfremdete seinen Anblick. Der Hut sowie das große, silberne Amulett, das auf seiner Brust glänzte, wurden durch sein schmuckloses weißes Hemd und den ebenso schmucklosen, dunkelblauen Umgang wirkungsvoll betont.

    Ganz offensichtlich hatte er nach Eliazars tragischem Ableben die Leitung der hohen Feste übernommen, wenn auch mangels magischer Fähigkeiten nur vorübergehend.

    Es irritierte Venia, einen nicht Magier mit den Insignien zu sehen.

    Ein Mann neben Pollok erhob sich, der reich verzierten Uniform nach der Leiter der Wache.

    „Wann hast du den Hüter zum letzten Mal lebend gesehen?“, fragte er sie.

    Das Gemurmel verstummte abrupt, es wurde totenstill im Raum. Aller Augen ruhten auf Venia.

    „Gestern Abend, spät, nachdem ich die Räume des Herrn Pollok verlassen hatte“, antwortete sie mit fester Stimme.

    „Warum hast du den Hüter aufgesucht?“

    „Ich habe das Feuer in seinem Kamin kontrollieren wollen.“

    „War der Hüter wohlauf?“

    „Ja.“

    „Was hat er gemacht?“

    „Er saß an seinem Tisch und hat geschrieben.“

    „Die ganze Zeit, während du anwesend warst?“

    „Nein. Ein Bote kam herein, um dem Hüter eine Nachricht zu bringen.“

    Der Leiter der Wache blickte einen einfachen Wachmann, der auf der langen, linken Seite saß, auffordernd an.

    „Ich habe zur dreiundzwanzigsten Stunde einen Boten in die Burg gelassen“, bestätigte dieser.

    Der Leiter der Wache nickte zufrieden.

    „Was geschah dann? Hat der Bote dem Hüter ein Schriftstück überreicht?“

    Venia schüttelte den Kopf.

    „Nein, nicht so lange ich anwesend war. Der Bote hat gesprochen.“

    „Was hat er gesagt?“

    Venia biss sich auf die Lippe. Es gehörte sich nicht für eine Dienerin, Gespräche zu belauschen.

    „Der Bote war sehr aufgeregt“, begann sie zögerlich. „Er sprach von einer sich anbahnenden Katastrophe. Ich glaube, es ging um eine Blutrache.“

    „Er wird doch Namen genannt haben?“

    Venia senkte den Blick zu Boden und spürte Hitze in ihr Gesicht steigen.

    „Er sagte, ein Alasthorn habe einen Jondaril umgebracht und ein Jiron sinne auf Blutrache.“

    „Weiter?“

    „Der Hüter hat mich danach verabschiedet.“

    „Wie hat der Hüter die Botschaft aufgenommen?“

    „Er schien sehr beunruhigt.“

    „Das glaube ich aufs Wort“, schaltete sich Pollok ein. „Wenn die alte Feindschaft zwischen dem Haus Weißenburg und den Alasthasiden wieder aufflammt, wird das den Hüter natürlich sehr beunruhigt haben.“

    „Ist der Bote noch in der Burg?“ Der Leiter der Wache sah fragend durch die Reihe.

    „Nein, Herr. Er ist zur vierten Stunde mit einem frischen Pferd wieder abgereist“, informierte ihn der Wachmann.

    „Hat ihm jemand ein Zimmer gerichtet?“

    „Nein, Herr“, meldete sich von rechts der Hausmarschall zu Wort.

    „Er war also die ganze Zeit beim Hüter?“, hakte der Leiter der Wache nach.

    Niemand vermochte ihm diese Frage zu beantworten.

    „ Also verstehe ich dich richtig, dass du den Hüter zum letzten Mal gestern Abend um die dreiundzwanzigste Stunde lebend gesehen hast, und da war er wohlauf, wenngleich beunruhigt?“, wandte sich der Mann erneut an Venia.

    „Ja, Herr.“

    „Und heute Morgen? Wie ging es ihm heute Morgen? Als seine Dienerin ist es doch deine Aufgabe, gerade morgens die Kamine noch mal anzuheizen, nicht wahr? Wie ging es ihm da?“

    So ungefähr musste sich eine Maus vor einer Schlange fühlen, dachte Venia und erstarrte. Dann holte sie tief Luft.

    „Ich war heute Morgen nicht in seinen Räumen“, gestand sie kleinlaut.

    „Du warst nicht in seinen Räumen? Willst du damit sagen, dass du erst nach der elften Stunde nach dem Hüter gesehen hast? Als du ihn tot vorgefunden hast, war es das erste Mal, dass du nach ihm geschaut hast?“

    „Ja, Herr.“ Die Stimme versagte ihr beinahe.

    Doch bevor sich der Leiter der Wache weiter über die pflichtvergessene Dienerin auslassen konnte, bekam Venia unerwartete Hilfe.

    „Das war mein Verschulden“, sagte Pollok freimütig.

    Venia spürte eine große Erleichterung und sogar Dankbarkeit.

    „Dein Verschulden? Könntest du das bitte näher erläutern, Herr Pollok?“

    „Natürlich.“ Pollok lehnte sich entspannt zurück. „Ursprünglich hatte ich für heute eine Reise geplant. Deswegen war Venia von Morgengrauen an bis zu besagter elfter Stunde ausschließlich mit meinen Belangen beschäftigt.“

    „Und der Hüter?“

    Pollok lächelte.

    „Eliazar und ich hatten bezüglich der Zahl der nötigen Dienerschaft sehr unterschiedliche Auffassungen, die zu, sagen wir mal, einem kleinen Konflikt führten. Bis vor fünfzehn Jahren war es üblich, dass ein Sohn aus gutem Hause seine Dienerschaft in die hohe Feste mitbrachte. Doch vor fünfzehn Jahren beschloss der Hüter plötzlich, diese Regelung zu ändern. Fortan sollten alle Arbeiten nur von der hauseigenen Dienerschaft erledigt werden. Damit würden mehr Kammern frei werden, in denen er weitere zahlende Schüler unterzubringen gedachte, so sein Argument. Meine eigenen zwölf Diener wurden nach Hause geschickt, und fortan musste ich mir eine Dienerin mit ihm teilen. Ihm als einem Mann einfacher Herkunft machte das ja nicht viel aus, denn es gab keine Arbeit, die er nicht beherrschte. Für mich war die neue Regelung allerdings ein fortwährendes Ärgernis.“

    Er lächelte noch breiter.

    „Und diesen Ärger habe ich damit zum Ausdruck gebracht, dass ich, wenn ich in der Feste weilte, die gemeinsame Kraft immer sehr beansprucht habe. Der Hüter hat an so manchen Tagen seinen Kamin selbst befeuern, sein Bett und seine Wäsche selbst machen müssen. Zum Ausgleich war ich häufig auf Reisen, dann hatte er die Dienerin ganz für sich. Es war eine Art Spiel zwischen uns, das wir seit fünfzehn Jahren spielten. Ich konnte ja nicht ahnen, dass es so tragisch enden würde.“

    Der Leiter der Wache nickte nachdenklich.

    „Hast du von diesem Spiel gewusst?“, wollte er dann von Venia wissen.

    „Nein, selbstverständlich hat sie das in dieser Deutlichkeit nicht gewusst“, meldete sich der Hausmarschall ungefragt zu Wort. „Ich habe sie bei der Einweisung lediglich wissen lassen, dass es ihr nicht immer möglich sein wird, den Hüter in angemessener Weise zu versorgen und dass dieser damit zurecht käme und sie sich nicht sorgen bräuchte. Allerdings wusste sie auch, dass, sollten beide Herren nach ihr verlangen, der Hüter immer bevorzugt zu behandeln ist.“

    Endlich war der Leiter der Wache zufrieden.

    „Ist dir in der letzten Zeit denn irgend etwas Ungewöhnliches aufgefallen?“, fragte er wesentlich freundlicher. „Hat der Hüter sich anders verhalten als sonst? Hat er vielleicht Fremde getroffen? Bedrückte ihn irgend etwas?“

    Das erste, was ihr spontan zu „ungewöhnlich“ einfiel, war das seltsame Zeichen, das sie in Polloks Zimmer gesehen hatte, aber das hatte ja mit dem Hüter nichts zu tun.

    „Nein“, antwortete sie deshalb nach ein paar Sekunden.

    „Hat der Hüter öfter dem Alkohol zugesprochen?“

    Venia sah ihn völlig überrascht an.

    „Nein, ganz sicher nicht. Ich habe ihm nie etwas anderes als Tee gebracht, und ich habe ihn auch nie etwas anderes trinken sehen.“ Der Leiter der Wache lächelte mitleidig.

    „Ich frage dies, weil wir unter seinem Bett mehrere leere Tonkrüge gefunden haben, die offenbar mit hochprozentigem gefüllt gewesen waren, vermutlich Weinbrand.“

    „Das kann nicht sein, ich habe doch auch immer unter seinem Bett geputzt, da war nie etwas!“

    „Vielleicht hat ihn die Nachricht des Boten so aufgeregt, dass er in dieser Nacht von seinen sonstigen Gewohnheiten abgewichen ist“, mutmaßte Pollok. „Und dann ist er in seinem Zustand unvorsichtig geworden und ist tief in die Keller gegangen. Wer weiß, was er dort zu finden erhoffte. Jeder, der Eliazar kannte, weiß, wie sehr er den Zwergen zugetan war, er war einer der größten Zwergenforscher, die je nach dem Bann gelebt haben. Und da hat ihn dann der Fluch erwischt.“

    Das wiederum überzeugte den Leiter der Wache nicht auf Anhieb.

    „Wie erklärt du dir, dass er in seinem Bett versteinerte, statt auf immer im Zwergenreich zu verschwinden?“

    „Vergiss nicht, dass Eliazar der mächtigste lebende Magier war. Vielleicht ist es ihm gelungen, den Zwergenfluch zu verlangsamen, vielleicht hat er geglaubt, ihn abgewehrt zu haben und ist in sein Bett gegangen, ohne jemandem zu sagen, dass er selbst gewagt hatte, was er aus gutem Grund allen Menschen immer strengstens verboten hat.“

    Langsam nickte der Leiter der Wache.

    „Das könnte durchaus sein. Du kanntest ihn schließlich besser als jeder von uns. Und ja, das hört sich plausibel an.“

    Venia saß still auf ihrem Stuhl, froh, dass sie nicht mehr im Zentrum des Interesses stand und gleichzeitig überzeugt, dass es niemals so gewesen sein konnte, wie Pollok behauptete. Natürlich kannte sie den Hüter nicht so lange und sicher auch nicht so gut wie Pollok. Aber es war unvorstellbar, dass dieser alte, weise Mann mitten in der Nacht mehrere Krüge Branntwein leerte und dann in die verbotenen Keller torkelte. Nach mehreren Krügen Branntwein wäre er eher an seinem Erbrochenen erstickt, als überhaupt noch über eine Türschwelle zu kommen. Und überhaupt, die Räume des Hüters lagen im sechsten Stock. Selbst ein junger Mann würde es nach mehreren Krügen Branntwein nicht von dort in die Keller schaffen, von denen die ersten drei sogar ganz normal genutzt wurden, so dass die Gefahr noch tiefer liegen musste.

    „Wir befinden uns jetzt natürlich in einer maximal unvorteilhaften Situation“, hörte sie Pollok weiter sprechen. „Unser Hüter ist tot, die anderen Magier über alle Lande verstreut, um den Erntesegen zu geben. Eliazar war ein weiser und ein mächtiger Mann. Er hat viel politischen Einfluss geltend gemacht … der nicht immer bei allen auf Gegenliebe stieß. Mir ist unbehaglich bei dem Gedanken, was die Nachricht von seinem Tode auszulösen vermag, zumal es noch Wochen dauern wird, bis unsere Magier zurück sind, so dass ein neuer Hüter gewählt werden kann. Wir befinden uns derzeit in einem Machtvakuum, und wir sind angreifbar.“ Zustimmendes, besorgtes Gemurmel brandete auf. Schließlich erhob sich ein älterer, dicker Mann am Kopf der Tafel, der Venia völlig fremd war.

    „Was schlägst du vor, Herr Pollok?“

    „Nun“, sagte Pollok und wieder verstummte die Geräuschkulisse, „ich könnte meinen Vater bitten, uns ein Heer zur Verfügung zu stellen, dass allen zur Abschreckung dienen soll, die vielleicht Übles im Schilde führen, bis wir einen neuen Hüter gewählt haben. Das würde uns noch nicht mal etwas kosten.“

    Die Zustimmung erfolgte mit Applaus und Klopfen auf den Tischen.

    Venia saß immer noch still und betrachtete den Bibliothekaren in seiner neuen Rolle. Er war gut. Sie hatte ihn immer für eitel und oberflächlich gehalten und darüber vergessen, dass er jahrelang die rechte Hand des Hüters gewesen war und unter den Nichtmagiern die höchste Position inne hatte. Vielleicht hatte sie ihm Unrecht getan.

    Pollok reagierte auf den Beifall, in dem er seine rechte Hand auf das Amulett der hohen Feste legte und sich verneigte. Damit zeigte er an, der Feste dienen zu wollen.

    Aber Venia sah etwas ganz anderes.

    Sie sah den Siegelring an seiner Hand.

    Den gleichen Siegelring, den sie am Morgen versteinert an Eliazars steinerner Hand gesehen hatte.

    Ein Wolfsauge und ganz viele Narben... das liest sich doch wie ein von Jen typisch liebevoll dekorierter Hauptprota. :D Hmm... So langsam frage ich mich, wie dein Mann wohl aussieht ?:whistling: :rofl:

    Prinz Thorben wich zurück, als Prinz Iven ihm dessen Stab zum ersten Mal entgegenschleuderte, aber beim zweiten Mal ergriff er diesen.

    Hier streikt mein Kopfkino. Die bekommen also alle eine hölzerne Lanze und werfen die auf den Gegner? Aber wenn die geworfen wird, ist die doch weg? Wie kann Iven sie dann ein zweites Mal schleudern? ?(

    Moin Jen

    Irgendwie stolpere ich hier gerade. Wenn zwei Esser da sind, statt einer ... wären die Vorräte dann nicht schlichtweg aufgebraucht, anstatt geschimmelt?

    Bis zu den Sümpfen hat Gembries zusätzlich sammeln, jagen oder fischen können, erst in Alryss kann er den Weg nicht mehr verlassen. Ich stelle mir vor, dass Gembries vorher auch getrocknete Hüsenfrüchte etc im Wagen hatte, die aber nun alle aufgefuttert sind. Vielleicht flechte ich das ein, wenn er das nächste Mal seine Vorräte auffüllt. Das Brot war die Notfallreserve. Es war ein großer Laib Brot und völlig vertrocknet, also ein Brot, von dem man nur mit der Axt ein Stück los bekommt, welches man vor dem Essen einweichen muss. Wenn ein Brot so trocken ist, schimmelt es normal nicht mehr.

    Das verstörenste Erlebnis hatte ich mal als Kind, als ungefähr 10 männliche Frösche auf einem Weibchen hingen und nicht mal gemerkt haben, (sie trieben wie ein Knäul durch den Teich) dass sie das Weibchen bereits ertränkt hatten.

    :huh: oha

    „Wann sind wir aus den Sümpfen heraus?“

    Gembries grinste in sich hinein, als er den feinen Schweißfilm auf Alastairs Gesicht bemerkte.

    Der Tag war nicht besonders warm gewesen, aber die Luft so feucht, dass man kaum atmen konnte.

    „Etwa einen Tag noch!“

    Die Frösche gaben ihr Bestes, um jegliche Unterhaltung schwer zu machen. Bald würde es aber dunkel werden und diese Viecher leiser.

    „Ich sagte doch, es ist eine Scheißgegend hier! Kannst von Glück reden, dass wir nicht schon Sommer haben. Ich war einmal im Sommer hier. Ein Alptraum!“

    Genau genommen, dachte Gembries, war jede Jahreszeit in Alryss ein Alptraum.

    Schon jetzt war alles feucht. Ihre Kleidung, die Decken, sogar der Strohsack im Wagen. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, und mit der Dunkelheit würde es kalt werden. Sehr unangenehm kalt.

    Im Winter war die Luft erträglicher. Aber die Feuchtigkeit der Luft gefror dann auf der Straße und machte sie glatt, was auch nicht besser war.

    Und im Sommer schmolz man förmlich weg.

    Außerdem gab es vier Tage lang kein frisches Gras für Hinz und Kunz, egal, zu welcher Jahreszeit.

    Gembries hatte Heu im Netz unter dem Wagen.

    Hoffentlich fing das nicht an zu schimmeln. Das war ihm einmal passiert, im Sommer, und er hatte seine liebe Mühe gehabt, die Ochsen davon abzuhalten, im Sumpf nach Futter zu suchen.

    Hinz und Kunz ließen bereits die Köpfe hängen und trotten lustlos den Weg entlang. Auch ihnen machte die feuchte Luft und der Froschlärm zu schaffen.

    „Schluss für heute, Jungs“, rief der Kesselflicker und zog die Zügel an.

    Sofort sprang Alastair von seinem Sitz und begann, das Gatter aufzustellen. Gembries sah ihm zufrieden zu. Der Junge lernte schnell. Am ersten Abend hatte Gembries noch selbst das Lager für die Nacht vorbereitet. Schon am zweiten Abend bewies der Junge den Ehrgeiz, alles alleine zu machen. Das Gatter aufstellen, damit die Ochsen nicht die Straße verließen, Heu einfüllen, den Kessel hineinstellen und mit Wasser aus dem Schlauch füllen, die Tiere ausspannen, Hinz´ Beine kontrollieren, massieren und die Jungs ausgiebig für ihre Tagesleistung loben.

    Besonders mit Letzterem war Gembries sehr zufrieden.

    Es war nicht selbstverständlich, dass jemand so achtsam mit Ochsen umging.

    Es war auch nicht selbstverständlich, dass jemand nach drei Tagen in Alryss seinen Arsch noch so zügig hochbekam wie dieser Junge.

    Das musste die Jugend sein.

    Sein eigener Arsch jedenfalls fühlte sich an wie mit Blei gefüllt, als er sich ächzend erhob, um den mager gewordenen Vorräten im Wagen ein Abendessen abzutrotzen. Doch auf dem Brot, das er aus dem Wachstuch wickelte, prangte eine handtellergroße grüne Blüte mit weißem Rand.

    „Scheiße“, murmelte Gembries enttäuscht und runzelte die Stirn. Der große Laib war seine eiserne Reserve für schlechte Tage gewesen und schon lange so trocken wie ein Stein. Aber Alryss konnte selbst Steine zum Schimmeln bringen.

    Zweifelnd betrachtete er die drei schrumpeligen Äpfel, die in einem kleinen Netz von der Decke hingen. Davon würde höchstens noch eine Made satt werden.

    Nein, seine Vorräte waren nicht auf einen zweiten Esser ausgerichtet gewesen, als er sich auf den Weg machte.

    Nachdenklich kratzte er sich am Kopf. Noch war es nicht dunkel und auch, wenn sein Vorhaben wenig Aussicht auf Erfolg versprach, war es doch einen Versuch wert.

    Gembries klemmte sich das schimmelige Brot unter den Arm, nahm die Schleuder von seinem Gürtel und suchte ein paar passende Kugeln, die er aus dem Metall gemacht hatte, das für Besseres nicht mehr zu gebrauchen war. Damit verließ er den Wagen.

    „Oh!“ Dem einen Laut war die Enttäuschung des Jungen deutlich anzumerken, als er das verdorbene Brot entdeckte.

    „Können wir noch den Rest vom Brot essen, also die Stellen, wo nichts drauf ist?“

    „So etwas würde ich nur fressen, wenn mir die Hose von den Hüften fällt“, erwiderte Gembries und sah sich aufmerksam um.

    Der Wald war an dieser Stelle des Weges in den Hintergrund gerückt, hohe Gräser, Schilf und Rohrkolben säumten die Straße zu beiden Seiten.

    Gembries legte seine Utensilien auf den Kutschbock, nahm eine lange, hölzerne Stange von der Seite des Wagen und eine biegsame Weidenrute, die er zu einem Kreis formte. Dann rupfte er etwas von dem Schilf aus, wickelte die Enden der Weidenrute fest und flocht sie schließlich an die Stange.

    Danach zog er sein Hemd aus und knotete es an mehreren Stellen an der Weidenrute fest, so dass es wie ein kleiner Sack herunterhing.

    Alastair sah ihm verwundert zu.

    „Du hast mir selbst gesagt, dass ich keinen Fuß von der Straße setzen darf“, erinnerte ihn der Junge zweifelnd.

    „Genau!“, bestätigte Gembries und drückte dem verblüfften Alastair die Stange in die Hand.

    „Damit versuchst du, zu fangen, was ich vom Himmel hole, ohne den festen Grund zu verlassen, verstanden?“

    Alastair nickte unsicher.

    Gembries nahm das Brot und seine Schleuder auf, holte tief Luft, schickte in Gedanken ein Stoßgebet zur Ewigen, dreht sich einmal um die eigene Achse und warf das Brot so weit er konnte in das Schilf.

    Sie hatten Glück.

    Eine Schar Enten flog empört schnatternd auf.

    Blitzschnell legte Gembries eine Kugel in seine Schleuder und ließ sie kreisen, ohne seinen Blick von den Enten zu nehmen. Er fixierte das eine Tier, dass auf sie zugeflogen kam, passte mit Herzklopfen den vermeintlich besten Moment ab und gab schließlich die Kugel frei.

    Federn tanzten durch die Luft, als die Ente ihren Flug abrupt beendete und sich mehrfach überschlug. Ihre vorherige Geschwindigkeit trug sie noch zwei Meter durch die Höhe, bis sie schließlich wie ein nasser Sack herunterfiel und knapp neben dem von Alastair hektisch bewegtem Kescher auf die Straße fiel.

    „Na also!“, rief der Kesselflicker triumphierend aus. „Du kannst den Vogel rupfen und ausnehmen, ich kümmere mich derweil um das Feuer und die Gewürze.“

    Gembries war die Vorfreude auf das Abendmahl deutlich anzuhören. Grinsend verschwand er im Wagen, um seine Gewürze durchzusehen.

    So entging ihm der bestürzte Blick, mit dem Alastair die tote Ente betrachtete. Natürlich hatte Alastair Hunger, großen sogar, trotzdem wurden seine Augen feucht, als er sich zu dem Tier niederkniete und es auf seinen Schoß legte.

    Es war ein junge Ente, ein Weibchen. Enten lebten in lebenslangen Partnerschaften, und ihr Erpel würde noch Wochen verzweifelt auf ihre Rückkehr warten.

    Die Vorstellung von der Trauer des Tieres gab ihm einen Stich ins Herz. Eine einzelne Träne lief ihm über die Wange, als Alastair die Seele der Ente der Ewigen empfahl, und er war froh, dass Gembries ihn gerade nicht sehen konnte.

    Wenigstens hatte die Ente nicht leiden müssen, sagte er sich, als er sie zu rupfen begann.

    Dann erinnerte er sich dunkel an den guten Geschmack von Entenbraten, seine Muma hatte mal eine Ente als Lohn für ihre Kräuter bekommen, die allerdings schon tot und gerupft war. Und so langsam begann seine Vorfreude auf das Essen sein Bedauern über den Tod des Tieres abzulösen.

    Alastair rülpste dezent hinter vorgehaltener Hand. Es war bereits dunkel und kühl geworden, das Feuer, an dem Gembries die überaus köstliche Ente zubereitet hatte, längst heruntergebrannt. Nun lagen sie, eingewickelt in ihre klammen Decken, jeder an einen der Ochsen gelehnt, im Gatter und genossen das Gefühl wohliger Sättigung und die Wärme der Tiere.

    Der Himmel war klar und versprach mit tausenden funkelnden Sternen eine kalte Nacht. Fledermäuse zeichneten sich lautlos in hektischem Zickzack Flug schwarz davor ab.

    Dichter Nebel lag über den versteckten Tümpeln, leuchtete sanft im Schein des halben Mondes und ließ nur noch die Spitzen des Schilfes dunkel hervorstehen.

    Stille hatte sich über das Tal gelegt. Eine Stille, die nur selten durch das Rufen einer Eule oder eines Käuzchens, durch das Rascheln von Mäusen am Rande des Schilfes oder das Wiederkäuen der Ochsen unterbrochen wurde.

    „So lässt es sich aushalten“, sagte Gembries und seufzte zufrieden.

    „Ja“, stimmte Alastair ihm aus tiefstem Herzen zu. Eigentlich hätte der Junge Gembries noch gerne auf seine Jagdmethode angesprochen, denn der Gebrauch einer Schleuder statt eines Bogens hatte ihn sehr erstaunt. Aber nachdem seine Ohren den ganzen Tag vom Gequake der Frösche gemartert worden waren, genoss Alastair die Ruhe zu sehr, um sie mit Worten zu stören.

    Er hatte vorher nicht geahnt, wie laut Frösche sein konnten.

    Erst, als Gembries zu schnarchen begann, wickelte sich Alastair fester in seine Decken, kuschelte sich noch dichter an Hinz und schloss die Augen.

    Wieder ein schöner Teil.

    Der Fokus ihrer Gedanken lag dabei auf dem Wort „Beinahe“, denn nicht jeder Prinz war so sympathisch wie der andere.

    Der Satz stört mich allerdings ein wenig, da Nathalie bis zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Möglichkeit hatte, die Prinzen persönlich kennen zu lernen. Die Berichte ihrer Zofen waren jetzt nicht gerade umfassend. "Beinahe" könnte Nathalie aber in den Fokus stellen, da sie der "Preis" für den Gewinner ist. Ohne Schweiß kein Preis oder so.

    Schöne Teile und angenehm flüssig zu lesen, Kopfkino rattert mit. Wenn ich eine ganze Flasche Wein leeren würde, wäre bei mir übrigens mehr in Unordnung als nur die Frisur. Deine Mädels scheinen recht trinkfest zu sein. Ich hätte mich wahrscheinlich an Uthers Pferd festhalten müssen und ihm vor die Hufe gekotzt oder so :rofl:

    „Erinnert sich irgendwer an Prinz Uther?“

    Zuerst schwiegen die Zofen, aber dann räusperte sich Astrid. „I... Ich bin mir nicht sicher, aber ... war er es nicht, der uns allesamt in einen Zierbrunnen auf Schloss Bärenfels geworfen hat?“

    Das klingt doch wie der Beginn einer langen und glücklichen Beziehung. :sekt:

    Moin Jen,

    Mein Hirn muss die alten Versionen immer mal neu überschreiben, aber kein Thema, bekomm ich schon hin :rofl:

    Geht mir ja genauso :rofl:

    Spoiler anzeigen

    Jetzt krieg ich das mit dem Zitieren mal wieder nicht hin....*grummel*.....

    Zitat
    Zitat von melli mit kleinen, glitzernden Wassertröpfchen.

    Ich glaube, das Komma muss weg, da es sich komisch "anfühlt", wenn man das Komma durch ein "und/oder/sowie" ersetzt.

    Sicher? Es ist eine Aufzählung.

    Als Kind war sie mal mit offenen Augen unter Wasser getaucht.

    Ihr Bruder hatte neben ihr gestanden und etwas gerufen. Seine Stimme war verzerrt zu ihr gedrungen, ein Geräusch, dem sie keine Worte entnehmen konnte.

    Alles war anders und so weit weg gewesen.

    Das Wasser hatte sie von der ganzen Welt isoliert, eine Distanz geschaffen. Und Ruhe.

    Frieden.

    Ihr eigener Schrei hatte sie jetzt unter Wasser gezogen.

    Alles war weit entfernt.

    Sie konnte sehen, wie Männer, allen voran Pollok, ins Zimmer stürzten, wie sie aufgeregt den versteinerten Eliazar betasteten, untersuchten, wie sie sprachen, aber sie nahm den Sinn der vielen Worte nicht auf.

    Sie waren nur Geräusche.

    Irgendwann stand Pollok vor ihr, sein Blick bohrte sich in ihre Augen und er sprach mit gerunzelter Stirn auf sie ein.

    Venia nahm es gleichgültig zur Kenntnis.

    „Nicht jetzt. Später“, antwortete sie ihm in Gedanken.

    Sie brauchte die Ruhe. Und den Frieden. Dringend!

    Ihr Blick ging ins Leere.

    Bewegung um sie herum, jemand fasste sie am Oberarm und führte sie weg, fort aus dieser Kammer des Schreckens.

    Es war ihr egal.

    Willenlos ließ sie sich führen, vorbei an Gestalten mit gaffenden Gesichtern, die sich auf dem oberen Flur eingefunden hatten und hastig eine Gasse bildeten, um sie und ihren Begleiter durchzulassen. Die Treppe herunter, deren Stufen ihren Füßen so vertraut waren, den Gang entlang, der an den Schulräumen vorbei führte, dann wurde sie in den Karzer geschubst, einen kleinen, leeren Raum mit einem winzigen Fenster weit oben in der Wand, der sonst dazu diente, freche Schüler zu sanktionieren.

    Die schwere Holztüre fiel hinter ihr ins Schloss, der Riegel wurde vorgeschoben.

    Erleichtert ließ sich Venia mit dem Rücken an der Wand heruntergleiten, bis sie auf dem kalten Boden saß. Sie zog die Beine an, umarmte ihre Knie und ließ den Kopf darauf sinken, dankbar, allein sein zu dürfen, bis sie sich gefasst hatte.

    Sie seufzte.

    Das Leben war beschissen, gemein und hinterhältig.

    Sie fühlte dem Gedanken einen Moment hinterher.

    Die Kunst bestand wohl darin, sich nicht unterkriegen zu lassen. Aber welchen Sinn machte das alles? Wahrscheinlich keinen.

    Es war ja nicht das erste Mal, dass sie in ihrer direkten Umgebung seltsame Todesfälle miterleben musste.

    An die ersten konnte sie sich nicht bewusst erinnern.

    Ihre Familie war verbrannt. In ihrem Haus. Mitten im Winter, bei Eis und Schnee.

    Laut Aussagen der Dorfbewohner hatte das Haus binnen Sekunden komplett in Flammen gestanden.

    Und Venia davor.

    Sie wurde zu dem Unglück befragt. Und konnte keine einzige Antwort geben. Sie wusste nicht, warum sie dort stand, was vorher gewesen war, konnte sich an den gesamten Tag nicht mehr erinnern.

    Alles war ausgelöscht.

    Nur, wenn sie stark unter Druck stand, vermeinte sie, Feuer und brennendes Fleisch zu riechen und Schreie zu hören.

    Aber selbst da konnte sie sich nicht sicher sein, ob das wirklich ihrem Erlebten oder ihrer Fantasie entsprang.

    In den Blicken der Dorfbewohner hatte etwas gelegen, ein Misstrauen, eine Skepsis, die bewirkte, dass sie sich verurteilt fühlte.

    Das war das Schlimmste gewesen.

    Niemand konnte sich erklären, wie ein Haus in so kurzer Zeit zu Asche verbrennen konnte, es gab kein Gewitter, keinen Blitz, nichts, was ein Haus vom Boden bis zum Dach mit einem Knall entzünden konnte.

    Und sie konnte nichts dazu sagen.

    Man verdächtigte sie offenbar, zu dem Unglück beigetragen zu haben.

    Sie hatte ihre Familie geliebt. Sie hatte alles, was ihr Leben schön machte, was ihr Halt gab, an einem Tag verloren.

    Und niemand war da, um sie zu trösten, niemand wollte sie aufnehmen. Die Nachbarn, mit denen sie groß geworden war, die sie von Kindesbeinen an kannten, hatten sie plötzlich gemieden, waren ihr ausgewichen, mit Unbehagen im Blick.

    Und so war sie gegangen.

    Hatte sich allein auf den Weg gemacht, mit ihren vierzehn Lenzen.

    Um nicht in Gefahr zu geraten, hatte sie sich weit abseits der Menschen gehalten.

    Ihre Eltern waren nie reich gewesen, und ihre Mutter hatte sie von klein auf gelehrt, Nahrung in der Natur zu finden.

    Venia war überrascht, wie gut sie zurecht kam. Pilze und Nüsse, Moose und Algen, Eier aus den ersten Nestern, Erdbeeren, sie hatte nicht hungern brauchen. Wenn ihr kalt war, schmiegte sie sich in die Wurzeln der Bäume und bedeckte sich mit ihrem Laub.

    Es war die Einsamkeit, die ihr zu schaffen machte.

    Sie war damals zu jung, um diese Einsamkeit zu ertragen.

    Sie sehnte sich nach einem Gefühl der Zugehörigkeit, nach einem Platz, der ihr Aufgaben gab, wo ihr Leben einen Sinn machte.

    Die ersten Menschen, denen sie nach Wochen begegnete, waren eine junge Witwe und ihre zwei Kinder, die in einem kleinen Bauernkotten am Waldrand lebten, zusammen mit einer Ziege und ein paar Hühnern.

    Sie hatte der Frau im Garten geholfen, die Hühner versorgt, mit der Familie zu Abend gegessen und später im Stall bei der Ziege schlafen dürfen.

    Venia wurde am nächsten Morgen von den Tieren geweckt.

    Obwohl die Sonne schon ziemlich hoch am Himmel stand, blieb es im Haus ganz still. Venia fand die Familie im Bett. Alle drei lagen regungslos dort, die Münder offen, die Haare weiß und die Gesichter voller Falten, sie waren tot. Venia war es kalt über den Rücken gelaufen, als ihr klar wurde, dass sie nur noch lebte, weil sie abseits im Stall geschlafen hatte. Das war der Moment, in dem sie beschloss, zur Hohen Feste zu gehen und dort eine Anstellung zu suchen.

    Die Hohe Feste schien ihr ein Ort zu sein, wo man vor seltsamen Feuern und üblem Zauber sicher war, da die Kräfte dort von kundigen Magiern kontrolliert wurden, ein Ort, der Schutz und Geborgenheit versprach und ein Ort, an dem sie sich nützlich machen konnte.

    Nach zehn langen Jahren war dieser Traum nun heute geplatzt.

    Dumpf starrte sie auf den Boden.

    Sie hatte den Hüter gemocht, er hatte sie mit seiner freundlichen Art, seiner Bescheidenheit und seiner Einfühlsamkeit sehr beeindruckt.

    Vielleicht wäre er nicht gestorben, wenn er sie nicht kennen gelernt hätte.

    Der Ewigen schien es zu gefallen, die Menschen, die sie mochte, vorzeitig abzurufen.

    Eliazar war der erste nach der jungen Witwe, der ein, wenn auch zaghaftes, Gefühl der Zuneigung in ihr auszulösen vermochte. Und selbst er, der mächtigste Magier der Welt, lag nun tot in seinem Bett.

    Mit einem bitteren Lächeln rief sich Venia zur Ordnung.

    Sie sollte sich nicht für so wichtig halten.

    Sie war ein Niemand, eine kleine Dienerin, die heute sicher noch zu ihren letzten Momenten mit dem Hüter befragt werden würde. Doch diesmal konnte sie sich erinnern. An alles, was sie seid gestern getan hatte.

    Resigniert kauerte sie sich weiter zusammen.

    Wahrscheinlich würde es ihr nicht helfen.

    Sie hatte ihn gefunden. Und obwohl sie keinerlei Magie beherrschte und ihm nichts getan haben konnte, würde ihr Name und ihr Gesicht für immer mit seinem Tod in Verbindung gebracht werden.

    Mir hat die Geschichte auch sehr gut gefallen. Es gelingt dir, den Zwiespalt zwischen "fröhlicher Geburtstagsstimmung" und "hier stimmt etwas nicht" schön herauszuarbeiten, dieses Festhalten an der Realität, die immer weiter verrutscht. Das Ende ist natürlich überraschend und der Knaller. Ein menschenfressender Sonnenschirm ist zwar witzig, trotzdem hat die Geschichte einen Gruselfaktor. Stilistisch habe ich auch nichts zu meckern. Der Text war angenehm und flüssig zu lesen, die Prota war überzeugend dargestellt. Der Schluss mit der Spinne hat mir auch sehr gefallen. :thumbsup:

    Ich kann mich Alo nur anschließen. Ich stelle beim Lesen fest, dass mir dein Stil trotz meiner langer Abwesenheit so vertraut ist, dass ich einen Text von dir auch erkennen würde, wenn er anonym daherkäme. Genauso vertraut wird dir sein, dass ich ne Kleinigkeit zu meckern finde, sonst wäre es nicht ich :D

    Das brünette Haar der Prinzessin löste sich und peitschte ihr ungehalten über das Gesicht.

    "ungehalten" ist ein anderes Wort für "verärgert" - auch, wenn du es hier sehr wörtlich genommen hast, hat es mich am Anfang etwas irritiert.

    Ansonsten: :thumbsup: :stick: Nachschub, bitte!