Beiträge von Dinteyra

    So, dann geht es hier mal wieder mit meinem Lieblingstrio weiter. Falls ich hier Blödsinn über Bolivien schreibe, weist mich gerne darauf hin. Ich habe zwar etwas recherchiert, war aber noch nie dort. ;)


    Weltreise


    Die Autofahrt zum nächsten Flughafen erledigte Kandrajimo beinahe und da sich niemand vorstellen konnte, dass er in dem Zustand einen Interkontinentalflug überstehen würde, geschweige denn ins Flugzeug gelassen werden würde, blieben sie noch ein paar Tage in einem Hotel in der Stadt. Das gab Jonathan Niber auch noch ein wenig Zeit, sich an diese Welt und den Gedanken des bevorstehenden Fluges zu gewöhnen. Während Kandrajimo den ganzen Tag im Bett blieb und sich erholte, schleifte Tabea Jonathan in die Stadt und brachte ihm bei, sich wie ein normaler Mensch zu benehmen. Sie war damit tatsächlich erfolgreich, auch wenn es noch seine Zeit brauchen würde, bis das Chaos einer Großstadt ihm keine Angst mehr einjagen würde.
    Abends saß Tabea mit einem nagelneuen Laptop auf ihrem Bett und durchsuchte das Internet nach Informationen über den Standort des Tores. Kandrajimo beobachtete sie dabei stumm. Das Internet war eines der wenigen Dinge in dieser Welt, mit dem er so wenig anfangen konnte, wie Jonathan Niber mit Telefonen. Tabea hatte zunächst Informationen zu Bolivien gesucht und dann versucht, das Gebiet, in dem sich das Tor befand, ein wenig einzugrenzen. Es handelte sich um einen sehr abgeschiedenen Teil Boliviens, mitten im tropischen Regenwald. Das wunderte weder Tabea noch Kandrajimo, denn wäre das Tor an einem bevölkerten Ort gewesen, hätte man es bereits entdeckt. Tabea grenzte mithilfe von MacLyarks Tagebüchern die Position etwas ein und suchte dann nach Legenden, die möglicherweise das Tor erwähnten. Ohne Erfolg, sie würden es in Bolivien noch einmal versuchen, indem sie die Einheimischen nach Geschichten und Gerüchten fragten. Dann installierte sie ein Programm, mit dem sie die Landschaft von oben betrachten konnte, wie ein Vogel. Kandrajimo war fasziniert davon. Gemeinsam mit ihr suchte er das Gebiet mit den Augen ab, aber auch damit hatte sie keinen Erfolg. Sie sahen nichts als Bäume und besonders scharf war das Bild auch nicht.
    „Du kannst mir nicht zufällig irgendwelche Spionage-Software besorgen?“, fragte sie Kandrajimo schließlich. „Irgendwas, mit dem man Zugriff auf Satelliten hat?“
    „Frag mal in Norwegen nach“, meinte Kandrajimo. „Aber ich sehe deine Chancen als nicht so groß an, die meisten Länder mit Spionagesatelliten wissen nichts von unserer Welt und haben somit auch nur wenig Kontakt mit uns.“
    „Warum nicht?“, fragte Tabea.
    „Zu paranoid. Außerdem würden die die Wahrheit doch gar nicht verkraften.“


    Kandrajimo schmerzte noch immer jede Bewegung. Trotzdem quälte er sich am Abend des zweiten Tages aus dem Bett und sagte Tabea, sie solle einen Flug buchen. Beim Gedanken an das Fliegen war ihm eigentlich nicht besonders wohl. Er war noch nie mit einem Flugzeug geflogen und der Gedanke behagte ihm nicht. Halbdrachen – jederzeit, aber Flugzeuge? Maschinen? Doch an eine Verschiebung wagte er in seinem Zustand nicht einmal zu denken. Und sie mussten endlich los. Wie lange war es her, dass Maja aufgebrochen war? Er zählte nach, es waren jetzt über zwei Wochen. Und seitdem hatten sie nichts von ihr gehört. Nichts.
    Wäre Kandrajimo ehrlich zu sich selbst gewesen, hätte er sich eingestanden, dass sie keine Chance hatten, Maja wieder zu finden. Das Mädchen war auf sich allein gestellt. Aber Kandrajimo wollte sich das nicht eingestehen und er wollte alles geben, um Maja zu retten. Tabea war da schon nüchterner eingestellt. Sie hielt sich aber zurück und sagte nicht, was sie dachte. Stattdessen arbeitete sie konzentriert daran, die kleine Chance, die sie hatten, zu nutzen. Jonathan Niber hielt mit seiner Meinung dagegen nicht hinterm Berg. Für ihn war die Suche nach Maja vergebens, es ging ihm nur um das Auffinden eines neuen Weltentores.
    Tabea buchte einen zeitnahen, jedoch fürchterlich teuren und sehr langen Flug nach Bolivien und sie brachen früh am Morgen auf.
    Sie alle drei trugen Schwerter bei sich und es war nicht ganz unproblematisch, sie durch die Gepäckkontrolle zu bekommen, aber mit einer Kombination aus Zauberkreide und den Amuletten der Kamiraen gelang es.
    In der Wartehalle klebte Jonathan Niber geradezu an der Fensterscheibe und sah den Flugzeugen beim Starten und Landen zu. Er war beinahe wie ein kleines Kind.
    „Hat er das beim letzten Mal auch gemacht?“, fragte Kandrajimo Tabea.
    „Nein, da saß er herum wie ein paralysiertes Eichhörnchen.“
    „Scheint langsam aufzutauen, der Gute.“
    Tabea lachte, ohne von ihrer Strickarbeit aufzusehen. Ja genau. Tabea strickte. Sie hatte sich außerdem das Haar zu einem Knoten gebunden sowie einen weiten, grauen Rock und eine beigefarbene Jacke überzogen. Es war kaum zu glauben, was diese Kleidung aus ihr machte. Plötzlich sah sie so alt aus. Tabea hatte ein altersloses Gesicht, aber von ihrem Wesen und ihrer Dynamik her hatte sie immer so jung auf Kandrajimo gewirkt. Und jetzt sah sie wie eine alte Oma aus, wenn auch nicht annähernd so alt, wie sie wirklich war. Kandrajimo betrachtete sie. Sie war ein seltsamer Mensch. Und sie konnte sich wirklich gut tarnen.
    Er kaufte sich eine Zeitung, vergrub die Nase darin und versuchte, den absolut unscheinbaren Normalbürger zu mimen.
    „Welche Sprache spricht man eigentlich in Bolivien?“, fragte er irgendwann. „Bolivianisch? Bolivisch?“
    „Spanisch“, antwortete Tabea. „Unter anderem.“
    „Oh. Und, sprichst du Spanisch?“
    „Ja.“
    Warum fragte er überhaupt. Tabea sprach viele Sprachen. In all den Jahren, die sie lebte, hatte sie viel Zeit gehabt, sie zu lernen.
    Ihr Flug hatte Verspätung und Kandrajimo nickte auf seinem Sitz ein. Dann, zwei Stunden nach Plan, ging es endlich los. Der Start tat ihm gar nicht gut, er verkrampfte sich und bekam stechende Schmerzen im Kopf und in der Brust. Doch als sie erst einmal in der Luft waren ging es ihm wieder besser und er nutzte den fast 20-stündigen Flug (Tabea hatte einfach keinen schnelleren bekommen können), um sich zu erholen. Zwei Mal mussten sie den Flieger wechseln, dann kamen sie endlich an.
    Als sie aus dem Flughafen traten, stand bereits ein Auto für sie bereit. Tabea hatte offenbar an alles gedacht. Es war ein altes, etwas rostiges und gut für das Gelände geeignetes Auto. Mehr konnte Kandrajimo nicht darüber sagen, er hatte keine Ahnung von Automarken. Na ja, er konnte noch sagen, dass es grün war.
    Es war recht kühl und Kandrajimo war leicht schwindelig. Er lehnte sich gegen das Auto. Tabea beobachtete ihn, offensichtlich besorgt.
    „Geht es?“, fragte sie.
    „Mhm. Kann es sein, dass die Luft hier komisch ist?“
    „Möglich. Wir sind in 4100 Metern Höhe. Das hier ist der höchstgelegene internationale Flughafen der Welt.“
    „Aha“, nuschelte Kandrajimo. Er hatte das Bedürfnis, sich sofort hier weg zu verschieben, vielleicht an die Norwegische Küste. Oder irgendwohin, wo ihn ein warmer Kamin erwartete.
    „Warum ist es so kalt?“, fragte er.
    „Wie gesagt, wir sind sehr weit oben“, erklärte Tabea. „Außerdem befinden wir uns auf der Südhalbkugel der Erde. Hier ist gerade Winter.“
    „Wie, hier ist Winter?“, fragte Niber. „Wie kann es hier Winter sein?“
    Tabea seufzte, öffnete die Autotür und setzte sich auf den Fahrersitz. „Steigt ein, ihr beiden. Kandrajimo, du kannst schlafen, während ich deinem Boss Nachhilfe in Erdkunde gebe.“
    „Er ist nicht mein Boss, zumindest nicht in dem Sinne. Wir Kamiraen sind gleichberechtigt, das solltest du am besten wissen, Tabea. Und sei nicht zu streng mit ihm, woher soll er wissen, dass hier Winter ist? In unserer Welt ist überall immer die gleiche Jahreszeit.“

    Die Landschaft, durch die sie fuhren, war zunächst nicht besonders spektakulär, eher trostlos und karg, auch wenn der Blick auf La Paz hinab einfach nur umwerfend war. Die Stadt lag in einem Canyon 400 Meter unterhalb des Flughafens. Über ihr, aber noch unter den Betrachtern, schwebten flauschige Wolken. Der Anblick konnte einem geradezu den Atem rauben.
    Sie brauchten fast drei Tage, um das Gebiet, in dem Tabea das Tor vermutete, zu erreichen. Es lag östlich der Anden und hier sah die Landschaft schon besser aus. Hauptsächlich bestand sie aus stark bewaldeten, sehr steilen Bergen. Die Temperaturen wurden wärmer und die Luft feuchter. Die Vegetation wandelte sich zu einem tropischen Wald. Die Straßen führten abenteuerlich nahe am Abgrund entlang. Kandrajimo und Niber konnten beide kaum hinsehen.
    Doch jetzt ging die Suche erst richtig los. Sie zogen von Ort zu Ort und fragten nach den typischen Anzeichen eines Weltentores. Tabea übernahm die Befragungen der Ortsansässigen, denn sie war die einzige, die sich mit ihnen verständigen konnte. Sie fragte nach Legenden über andere Welten oder ähnlichem. Sie fragte, ob es irgendwelche rätselhaft Verschwundenen gab, oder, im Gegenteil, ob Leute hier unvermittelt aufgetaucht waren, die nicht hierher passen zu schienen und sich beim Anblick ganz gewöhnlicher Dinge, wie zum Beispiel Autos, irgendwie unnormal verhielten.
    „So wie er?“, fragte ein Tankstellenbesitzer sie irgendwann und zeigte auf Niber. Er umkreiste gerade staunend die Zapfsäule. „Ehrlich gesagt finde ich euch alle etwas seltsam.“

    Kisa ,

    dann halte mich gerne auf dem Laufenden, wo du so bist. Ich meinte übrigens gar nicht, dass ich hier abbrechen will. Es geht eher darum, dass ich in den letzten Jahren einfach nicht mehr so zum Schreiben komme. Dann klappt es mal ein paar Wochen und anschließend monatelang gar nicht. Deshalb möchte ich hier nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Gerade bin ich aber sehr motiviert und habe auch wieder angefangen, die Geschichte weiter zu spinnen, über das hinaus, was ich mir schon ausgedacht hatte. Es macht Spaß und tut gut. Und die nächsten paar Kapitel sind sowieso schon länger fertig, müssen aber weiter überarbeitet werden.

    LG Din


    Er folgte Keon durch den Wald von Ilwera, durch das Tal der Seelen und am Fluss Teljorok entlang. Immer geduldig auf eine Gelegenheit wartend. Auf den Moment, zuzuschlagen.
    Eines Abends hielt Keon an einer kleinen Bucht am Flussufer. Er entzündete ein Feuer, briet ein paar Maiskolben und Nunas und unterhielt sich leise mit Sariphas. Sie sprachen über Gut und Böse, über Recht und Unrecht, über Licht und Finsternis – wie es Feen nunmal gerne tun.
    Ela-Olin stand unter einer Weide und beobachtete sie, bis er im letzten Licht des Tages etwas anderes sah: Einige hundert Meter entfernt, über den Wipfeln der Bäume, stieg Rauch auf.
    Hinterhältigen Gedanken folgend machte er sich sofort auf den Weg dorthin und gelangte schließlich auf eine Lichtung. Eine Gruppe Menschen saß dort am Feuer, sprach mit leisen Stimmen, unterbrochen von manch verhaltenem Lachen. Ihren Gesichtern sah man den tiefen Kummer an, der ihre Seelen überschattete und der Hunger stand in ihren Augen. Es waren dürre, unterernährte Gestalten, besonders die Kinder. Ela-Olin sah seine Chance und trat aus dem Schatten der Bäume heraus.
    Die Leute blickten erschrocken auf – Angst in den Gesichtern. Ein paar standen abwehrbereit auf.
    ‚Ich bin nur ein armer Wanderer’, rief Ela-Olin mit erhoben Händen. ‚Bitte helft mir. Ich bin so hungrig. Bitte, ich flehe euch an: gebt mir zu essen.’
    ‚Wir haben selbst nichts’, sagten die Leute am Feuer.
    Ela-Olin sank auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. Er begann, mit hoher Stimme zu jammern und eine wirre Geschichte zu erzählen. Von Räubern, die ihm alles genommen hatten, außer der Kleidung, die er am Leib trug. Von seinen Kindern, die vor seinen Augen getötet wurden. Von seiner Frau, die verschleppt worden war. Und von dem Essen, das er bei sich getragen hatte, und das er eigentlich den Armen und Bedürftigen hatte geben wollen.
    Es war eine Show, aber es war eine gute Show. Vielleicht ein wenig übertrieben, doch die Menschen am Feuer waren selbst erst vor kurzem ausgeraubt worden und ihre Wut war schnell entfacht. Sie beschimpften Ela-Olins Peiniger und verfluchten den Krieg.
    ‚Einer von ihnen ist noch in der Nähe’, sagte Ela-Olin schließlich. ‚Er hat sich von den anderen getrennt, weil er in der Ferne einen Hof gesehen hat und seine Grausamkeiten dort fortsetzen will.’
    Die Leute am Feuer verfluchten diesen einen und drückten ihre Besorgnis aus. ‚Sollte man die Bewohner des Hofes nicht warnen?’, fragten sie.
    ‚Wir stoppen den Kerl!’, rief plötzlich einer von ihnen. ‚Er wird bereuen, was er getan hat.’
    Viele stimmten ihm zu und prompt standen sechs wütende Männer und drei Frauen auf, um es in die Tat umzusetzen.
    Keon saß nichts ahnend am Feuer. Doch als er in der Ferne die Menschen auf sich zukommen sah, beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Sie trugen eine Spannung mit sich, die nichts Gutes verheißen konnte.
    Er stand langsam auf und trat ihnen entgegen. Die leeren Handflächen streckte er nach vorne aus und mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht versuchte er, seinen guten Willen zu signalisieren.
    Doch die Gruppe wurde nicht langsamer, sie schien eher noch an Geschwindigkeit zuzunehmen, als sie ihn sah, und die Menschen fingen wütend an zu brüllen. Sie beschimpfen ihn als Mörder, als Räuber und Plünderer. Als Kinderschlächter.
    Keon wusste nicht, wie er reagieren sollte. Hier lag offensichtlich eine Verwechslung vor.
    ‚Ich bin nicht der, den ihr sucht!’, rief er, doch gegen das Geschrei der Gruppe kam er nicht an.
    Er zog sein Schwert, doch auch das vermochte nicht, sie auszubremsen.
    Er betrachtete ihre Waffen. Sie trugen Messer und Schwerter, sahen allerdings nicht so aus, als wären sie in ihrem Gebrauch geübt. Doch sie waren zu neunt und zu allem bereit, während er sie lieber nicht verletzen wollte. Nein, zu zehnt. Keon erstarrte, als er die Schattengestalt im Hintergrund erkannte. Es war Ela-Olin. Mit einem Schlag wurde ihm klar, was hier vor sich ging.
    ‚Ich habe dich vor ihm gewarnt’, sagte Sariphas mit piepsiger Stimme. Der Feenmann war hervorgekommen und schwirrte neben Keons Ohr auf der Stelle.
    Und was der Anblick von Keons Waffe nicht vermocht hatte, das vermochte der Anblick dieses zarten Geschöpfes. Die Gruppe blieb auf einen Schlag stehen und ihr Geschrei verstummte.
    ‚Was ist los?’, zischte Ela-Olin, ‚warum tötet ihr ihn nicht?’
    ‚Das ist eine Fee’, sagte einer der Männer.
    Ela-Olin musste ihm zustimmen. ‚Na und?’
    ‚Eine Fee würde niemals einen Räuber und Mörder begleiten’, erklärte einer der Männer.
    ‚Er war auch nicht bei den Räubern, die uns überfallen haben’, sagte eine der Frauen. ‚Sein Gesicht kommt mir unbekannt vor. Ist das wirklich der Mann, der dich überfallen hat?’, fragte sie Ela-Olin.
    Ela-Olin wusste, dass sie ihm nicht glauben würden, wenn er ja sagte. ‚Ich bin mir nicht sicher’, sagte er deshalb.
    Die Männer und Frauen steckten ihre Waffen weg und auch Keon senkte sein Schwert.
    ‚Verzeiht, Wanderer’, sagten sie. ‚Wir hatten dich für Teil einer schlimmen Räuberbande gehalten. Aber dank der Fee in deiner Begleitung wissen wir, dass du ein reines Herz hast. Wenn du möchtest, so verbringe doch die Nacht mit uns. Wir haben zwar nichts zu Essen, aber wir haben Wasser und den Schutz einer großen Gruppe.’
    Keon lehnte dankend ab. Dann sah er Ela-Olin an. In den Augen des unheimlichen Fremden erkannte er Hass und Mordgier. Keon hatte den Eindruck, dass er sie alle am liebsten vernichtet hätte.
    Doch Ela-Olin tat nichts davon. Er kehrte ihnen bloß den Rücken zu und verschwand im Wald.
    Keon wartete, bis auch die anderen Leute seinen Lagerplatz verlassen hatten, dann packte er seine Sachen und machte sich wieder auf den Weg. Er wollte die Nacht nicht mehr hier verbringen. Nun war er gewarnt. Er wusste, dass Ela-Olin ihm Schaden zufügen wollte.
    Der übrige Teil der Reise verlief recht ruhig. Ela-Olin versuchte noch das eine oder andere Mal mit Arg und Tücke Keon um sein Leben zu bringen, doch er und Sariphas gingen den Anschlägen vorsichtig aus dem Weg und meisterten jede Gefahr. Schließlich erreichten sie Chrarimato. Ihr Hilferuf wurde erhört und die Stadt sandte eine große Armee aus um Talingo von den Belagerern zu befreien.
    Ela-Olin stand auf einer Anhöhe vor der Stadt. Bis hierher war er Keon gefolgt. Als er nun die Armee sah, die sich vor den Toren Chrarimatos versammelte, wurde er wütend. Das Keon ihm so lange entkommen war und nun die Hilfe bekommen sollte, die er suchte, dass Talingo nicht untergehen sondern gerettet werden sollte ... all das erfüllte ihn mit grenzenlosem Zorn. Und er ging und bat die Nachthexe von Pal um Hilfe.“
    „Oh, die Hexe von Pal“, rief Merin plötzlich aus. „Von der hab ich gehört. Sie war die mächtigste Hexe aller Zeiten. Angeblich konnte sie - “
    „Sie konnte alles“, unterbrach Elzo ihn. „Was sie wünschte, das ging in Erfüllung. Und sie war eine sehr alte Freundin von Ela-Olin. Sie erfüllte ihm gerne seinen Wunsch.“
    „Welchen Wunsch?“, fragte Jonah. „Was hat er sich gewünscht?“
    „Er wünschte sich, dass die Armee von Chrarimato niemals Talingo erreichen würde. Und die Nachthexe von Pal verneigte sich vor ihm, spuckte auf den Boden und begann, in ihrer eigenen alten Sprache zu singen. Und sie riss diese Welt auseinander. Genau in der Mitte zwischen Chrarimato und Talingo stampfte sie ein Gebirge aus der Erde, dass sich durch die ganze Welt zog. Und nie wieder sollte es jemandem aus einer der Städte gelingen, die andere Stadt zu erreichen. Und der Glutkönig verwandelte Talingo in einen Berg aus Asche.
    In dem Moment, als das Gebirge entstand, wurde das Gleichgewicht dieser Welt so sehr erschüttert, dass Sariphas und mit ihm die Hälfte seiner Artgenossen starben. Feen sind zarte, empfindsame Wesen. Einer solchen Erschütterung hatten sie nichts entgegenzusetzen.
    Keon weinte bitterlich um seinen treuen Freund und begrub ihn unter einem Magnolienbaum. Er bemerkte, dass er beobachtet wurde. Auf einem Hügel stand Ela-Olin und sah ihm schweigend zu.
    Nachdem die Beerdigung vollendet war, ging Keon zu ihm.
    ‚Das hier ist Euer Werk’, sagte er. ‚Ihr habt Sariphas getötet und Talingo ins Verderben gestürzt.’
    ‚Ich gebe es zu und es erfüllt mich mit Freude. Nur Euch konnte ich nicht vernichten. Was werdet Ihr jetzt tun?’, fragte Ela-Olin.
    ‚Sariphas ist tot – von nun an soll die Einsamkeit mein Begleiter sein. Ich werde mir einen ruhigen Ort suchen und dort mein Leben verbringen. Ich werde um meinen Freund und meine Stadt trauern.’
    ‚Dann trennen sich unsere Wege hier vorerst’, sagte Ela-Olin. ‚Es war mir eine Ehre, Euch kennen zu lernen. Und ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen.’
    ‚Dazu wird es nicht kommen. Ich will Euch niemals wieder sehen.’
    ‚Oh, ich fürchte, das wird sich nicht vermeiden lassen.‘
    ‚Warum?‘
    ‚Ich bin Ela-Olin. Ich bin der Tod. Und niemand entkommt dem Tod.’“
    Die letzten Worte sprach Elzo mit einer rauen, unheilvollen Stimme, die es schaffte, sie alle erschaudern zu lassen. Dann schwieg er und sie alle starrten ins Feuer.
    „Das Ende ist unheimlich“, sagte Merin schließlich.
    Idela zuckte mit den Schultern. „Ein bisschen aus dem Zusammenhang gerissen“, murrte sie. „Und ich hätte gerne mehr über Keons Reise gehört.“
    „So geht eben die Geschichte“, knurrte Elzo. „Genau so ist sie mir selbst vor vielen Jahren von einem guten Freund erzählt worden.“
    „Ela-Olin war also der Tod?“, sagte Karim.
    Elzo nickte. „So sagt man. Ela-Olin. Der Name des Todes in seiner menschlichen Gestalt.“
    „Glaubt ihr, er läuft wirklich irgendwo herum?“, fragte Karim.
    „Natürlich nicht“, schnaubte Idela, „es ist eine Geschichte. Das Große Gebirge wurde auch nicht von einer Hexe erschaffen.“
    „Sicher?“, fragte Jonah. „Ich habe schon von der Nachthexe gehört.“
    „Ganz sicher. Gebirge entstehen in einem Zeitraum von Milliarden von Jahren durch Verschiebungen des Untergrundes. Nicht indem eine alte Frau auf den Boden spuckt. Das Große Gebirge gibt es schon länger als die Menschheit.“
    „Könntet ihr aufhören, meine Geschichte zu verderben?“, fragte Elzo. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass ihr euch gruselt, nicht dass ihr euch zankt.“ Doch er sah nicht allzu verärgert aus, tatsächlich schmunzelte er.
    „Wir zanken ja gar nicht“, murmelte Jonah.
    Merin spießte ein Stück Brot auf einen Ast und hielt es über das Feuer. „In dieser Welt gibt es viele Dinge“, sagte er. „Und wer weiß. Vielleicht wandelt auch irgendwo der Tod unter uns.“

    Chaos Rising ,

    vielen Dank für den Link. Ich hatte tatsächlich noch im Hinterkopf, dass hier mal darüber gesprochen wurde und dass irgendwo in diesem Forum eine Anleitung stand, aber dank dir konnte ich sie super schnell finden.

    Kisa ,

    ich hoffe du hast nur vor, den dritten Band noch mal von vorne zu lesen. Das muss ich tatsächlich auch, wenn ich hier weiter kommen will. Habe mit Karims und Jinnas Parts angefangen, damit ich da weiter machen kann.

    Der nächste Teil ist allerdings sowieso ein bisschen außerhalb der Gesamtgeschichte, eher eine Kurzgeschichte, die ich schon vor Ewigkeiten geschrieben habe. Man sollte sie nicht zu ernst nehmen, ihr wahrer Kern ist über Hunderte von Jahren doch sehr zusammengeschrumpft.

    Außerdem noch ein Dank an alle, die mir hier Herzen und Daumen gelassen haben. Es ist toll, wenn man nach so langer Zeit etwas schreibt und gleich mehrere Reaktionen bekommt. :)


    Die Sage von Keon


    Karims Gruppe kam gut voran. Dass sie zu Pferd unterwegs waren, erleichterte ihre Reise entschieden, trotzdem waren Karim und Jonah an jedem Abend hundemüde. Elzo, Idela und Merin verlangten viel von ihren beiden Begleitern. Sie mussten die Pferde versorgen, sich um das Auf- und Abbauen des Lagers kümmern, Feuerholz sammeln, beim Kochen helfen und Wasser schleppen. Es gab einiges zu tun, bis schließlich ein paar Pilze, Wurzeln und ein halbes Huhn, das sie tagsüber von einem Bauern gekauft hatten, über dem Feuer brutzelten. Es roch köstlich.
    „Auf geht’s“, sagte Merin, nachdem sie alle ihre Schalen geleert hatten und warf Karim und Jonah zwei Holzstücke zu – wie jeden Abend. Karim stöhnte, nahm den ihm bestimmten aber entgegen und wenig später wirbelten die zwei Jungen über die Wiese. Jonah war besser als er – nicht verwunderlich, denn er hatte viele Jahre mehr Übung. Trotzdem verletzte jeder seiner Treffer nicht nur Karims Glieder, sondern auch seinen Stolz. Merin gab den Jungen Tipps und mischte manchmal ein wenig mit. Von Idela dagegen kam wenig Hilfreiches, sie hatte nur spöttische Kommentare für die stümperhaften Fechtversuche übrig. Karim wusste, dass sie selbst meisterhaft kämpfte, vielleicht sogar besser als Merin.
    Nach den Kampfübungen setzten sie sich meistens noch ans gemütliche Lagerfeuer und dann begann jemand eine Geschichte zu erzählen. Idela hatte vor drei Tagen damit angefangen und Merin und Jonah hatten an den darauffolgenden Abenden nachgelegt. Nun schien es schon beinahe eine Tradition zu sein. Alle schauten gespannt Elzo und Karim an. Bevor Karim sich für eine der ihm bekannten Geschichten entscheiden konnte, räusperte sich Elzo.
    „Dann bin wohl heute ich an der Reihe“, stellte er fest, zog einen glühenden Ast aus dem Feuer und pustete ihn an, bis er Funken schlug. „Nun gut. Aber beschwert euch später nicht, wenn ihr nicht schlafen könnt.“ Er pustete den Ast noch einmal vorsichtig an und ein rötliches Flackern erhellte für einen Moment sein Gesicht. „Denn in dieser Geschichte hat der Tod persönlich einen Auftritt.“ Er blickte in die Runde, sah jedem einzelnen nacheinander ins Gesicht. „Es ist eine Geschichte, die ihr alle kennen solltet. Eine wahre Geschichte. Eine Geschichte, die vor Tausenden von Jahren wirklich passiert ist. Und sie erzählt davon, wie das Große Gebirge entstanden ist.“
    Sie sahen sich gegenseitig an, wagten es aber nicht einmal zu flüstern. Der Beginn der Geschichte klang vielversprechend und Elzo erzählte sie wie ein Meister. Bei Karim stellten sich jetzt schon die Nackenhaare auf.
    „Zu der Zeit, in der diese Geschichte spielt, herrschte Chaos in unserer Welt. Ein schrecklicher Krieg war ausgebrochen und jeder kämpfte gegen jeden. Wisst ihr, wo heute die Stadt Dewien liegt?“, fragte er.
    „In der Nähe von Arand“, antwortete Merin. Am Rande des Großen Gebirges.
    Elzo nickte. „Einst befand sich in der Nähe von Dewien eine noch größere Stadt: Talingo. Talingo war eine prachtvolle Stadt, beinahe so prächtig wie Miriam oder Thirga Lyona heute. Was diese Stadt so prachtvoll machte, waren unzählige Ornamente, die an die Wände und Säulen der Stadt gemalt worden waren. Ornamente, die in jedem Stadtteil eine andere Farbe hatten: Grün wie frisches Laub, Orange wie der Sonnenuntergang, Weiß wie der Schnee, Blau wie der Himmel und Schwarz wie Kohle. Im Zentrum der Stadt aber waren sie von einem satten Purpur. Hier tagten die Stadtobersten.
    Talingo war einst reich gewesen, doch zu der Zeit, zu der diese Geschichte spielt, war die Stadt vom Krieg gebeutelt, die Menschen in den Häusern hungerten und die Kinder weinten. Die Stadt befand sich unter einer Belagerung durch den Glutkönig, einem Heerführer so erbarmungslos und schrecklich, dass sein Name an den Lagerfeuern bloß geflüstert wurde. Er wollte Talingo nicht erobern, der Glutkönig hatte keine Freude an einer schönen Stadt. Er wollte vernichten und verbrennen. Deshalb wurde er so genannt: wohin er kam, hinterließ er bloß graue Asche und rote Glut.
    Die Stadtobersten von Talingo wussten, dass sie trotz der hohen Mauern die Stadt nicht mehr lange würden halten können. Jedenfalls nicht allein. Sie brauchten Hilfe. Talingo hatte einige verbündete Städte, doch die waren weit entfernt und der Weg zu ihnen war gefährlich.
    Der Stadtrat traf sich im Zentrum der Stadt, in den Sälen mit purpurnen Ornamenten an den Wänden. Sie diskutierten lange und heftig, was zu tun war, und schließlich entschlossen sie sich, einen Helden auszuwählen und ihn nach Chrarimato zu schicken, die mächtigste ihrer verbündeten Städte. Die Wahl des Helden fiel ihnen nicht schwer: Keon von Abniras sollte es sein.
    Keon war ein wahrer Held: Stark, schön und tapfer. Niemals wäre es ihm in den Sinn gekommen, seine Stadt im Stich zu lassen, um sich selbst zu retten. Er sagte sofort zu. Man schmuggelte ihn durch einen geheimen Tunnel aus der Stadt und er brach ohne weitere Verzögerungen zu der gefährlichen Reise auf. Er ging nicht allein. Sein stetiger Begleiter war ein kleines Feenwesen namens Sariphas. Denn Keon hatte ein so reines Herz, dass selbst die Feen seine Nähe suchten.“
    In dem Moment stieß Idela ein lautes Schnauben aus. Elzo sah sie an.
    „Also bitte“, sagte Idela. „Er hatte ein so reines Herz, dass selbst die Feen seine Nähe suchten? Größeren Stunk hab ich echt noch nie gehört.“
    „So geht die Geschichte“, sagte Elzo. „Aber du musst sie nicht anhören. Niemand zwingt dich dazu.“ Er sagte es sehr freundlich, trotzdem senkte Idela schuldig den Kopf. Dann kratzte sie sich verlegen am Ohr. „Nein, nein, ich möchte sie hören. Entschuldige bitte.“
    Elzo holte tief Luft und sprach weiter:
    „Zwei Wochen war er unterwegs, als ihm an einer Weggabelung auf einmal ein Fremder entgegentrat. Es war eine düstere Gestalt, in einen langen, dunklen Kapuzenumhang gehüllt, unter dem man kaum sein Gesicht sehen konnte. Sariphas mochte ihn auf den ersten Blick nicht und er versteckte sich blitzartig unter dem Hut unseres Helden.
    ‚Wohin des Weges, Wanderer?’, fragte der Fremde, als er Keon erblickte.
    Keon zögerte. Sein Auftrag war streng geheim, er durfte dem Fremden auf keinen Fall die Wahrheit sagen. ‚Ich bin bloß ein einfacher Mann, auf der Flucht vor dem Krieg’, log er.
    ‚Der Krieg ist überall’, sagte der Fremde ‚Ihm entkommt ihr nicht.’
    ‚Vielleicht. Aber ich habe noch Hoffnung. Darf ich fragen, wer Ihr seid?’
    Der Fremde zögerte, bevor er seinen Namen sprach, doch schließlich stellte er sich vor: ‚Mein Name ist Ela-Olin.’
    ‚Und wohin seid ihr des Weges?’
    ‚Was Ihr fürchtet, das will ich erreichen. Ich bin auf dem Weg in den Krieg.’
    Keon vermutete, dass er es mit einer Art Söldner zu tun hatte, doch als er Ela-Olin danach fragte, zerschlug dieser seinen Verdacht schnell:
    ‚Ich bin kein guter Kämpfer. Ich liebe den Krieg einfach nur. Das Chaos, die Zerstörung ... Es lässt mich spüren, warum ich lebendig bin.’
    Keon verstand nun, warum Sariphas sich beim Anblick dieses Mannes versteckt hatte. Ein so dunkles Herz war ihm lange nicht begegnet. Ihm selbst war mulmig zumute und er verabschiedete sich hastig, um weiter seines Weges zu gehen. Doch Ela-Olin folgte ihm.
    ‚Was wollt Ihr von mir?’, fragte Keon schließlich wütend. ‚Ihr wart in einer anderen Richtung unterwegs. Warum folgt ihr mir?’
    ‚Der Krieg ist überall’, antwortete Ela-Olin. ‚Es spielt keine Rolle, in welche Richtung ich gehe. Ich werde ihn finden.’
    ‚Ihr widert mich an’, sagte Keon.
    ,Tu ich das? Tu ich das wirklich, Keon von Abniras?’
    Keon erschrak fürchterlich. Er hatte dem Fremden seinen Namen gar nicht genannt. ‚Woher wisst Ihr, wie ich heiße?’
    ‚Ich kann in Eure Seele blicken und dort steht Euer Name klar und deutlich geschrieben. Genau wie das, was Ihr wirklich denkt. Ihr seid kein einfacher Mann auf der Flucht vor dem Krieg. Ihr seid ein Krieger. Ihr selbst sehnt euch nach dem Krieg. Nur dass Ihr euch nicht nach Chaos und Vernichtung sehnt, sondern nach Ruhm und Ehre. Aber macht es wirklich einen Unterschied, weshalb wir den Krieg wollen?’
    ‚Ich bin nicht auf der Suche nach Ruhm und Ehre’, erwiderte Keon. ‚Ich will meine Stadt retten. Dafür würde ich alles riskieren.’
    ‚Wovor willst du deine Stadt retten?’, fragte Ela-Olin.
    Und Keon erzählte es ihm. Obwohl er wusste, dass es gefährlich war. Und obwohl ihn Sariphas zartes Stimmchen unter seinem Hut davor warnte.’
    Danach verabschiedete sich Keon von Ela-Olin, denn er war höflich, nichtsdestotrotz fiel die Verabschiedung sehr knapp aus. Keon war der Fremde immer unsympathischer geworden. Mittlerweile fürchtete er sich regelrecht vor ihm. Er wollte ihn so schnell wie möglich loswerden und sich wieder auf den Weg machen.
    Dieses Mal folgte Ela-Olin ihm nicht auf dem Fuß. Stattdessen schlich er ihm heimlich nach, verborgen im Schatten der Bäume. Denn Ela-Olin hatte ein dunkles Herz und es gierte ihn nach Zerstörung und Verderben.
    Ihm war der Gedanke gekommen, dass Talingo untergehen würde, wenn Keon sein Ziel nicht erreichte und diese Aussicht erfüllte ihn mit unbändiger Freude. Und er traf den Entschluss, sich Keon in den Weg zu stellen.
    Nun hatte Ela-Olin aber nicht gelogen: Er war wirklich kein guter Kämpfer. Er war nicht besonders kräftig und hatte noch niemals in seinem Leben ein Schwert in der Hand gehalten. Seine Ziele erreichte er durch Arglist und Tücke und indem er schwache Geister manipulierte.

    Ich hatte ein bisschen Lust hier weiter zu machen. Irgendwie hab ich in den letzten Tagen verstanden, warum Majas Persönlichkeit für mich so reizvoll ist. Mit ein bisschen holprigem Piratenkitsch geht es also hier weiter. Danach soll wieder ein Kapitel bei Karim und Jinna kommen, aber da muss ich mich echt noch reinlesen. Weiß gar nicht mehr, was die zuletzt gemacht haben.

    PS: Irgendwie komme ich mit der Formatierung nicht zurecht. Wenn ich den Text in den Quellcode setze, gehen alle Zeilenumbrüche verloren. Setze ich ihn direkt ein, ist jedes Mal ein Abstand dazwischen. Ich lasse es jetzt mal so und wenn ich herausgefunden habe, wie, kann ich es ja noch ändern.

    LG Din


    Am frühen Nachmittag setzten sie die Segel und fuhren aus dem Hafen aus. Maja stand an der Reling und starrte ins Meer. Der Wind peitschte ihr durch die Haare und die Gischt spritzte ihr ins Gesicht. Sie schloss die Augen. Es fühlte sich ein bisschen an wie Fliegen. Plötzlich stand Joyce neben ihr.

    „Ist das dein erstes Mal auf einem Schiff?“, fragte sie.

    „Ja“, antwortete Maja. „Auf einem richtigen. Aber ich hab mal ein paar Wochen auf einem Floß verbracht.“

    „Einem Floß? Ich glaube, das ist was ganz anderes.“

    „Kann schon sein.“

    „Na dann freu dich schon mal darauf, wenn du seekrank wirst“, sagte Joyce.

    „Ich werde nicht seekrank.“

    „Woher willst du das wissen?“

    „Ich weiß es einfach.“

    Joyce zog etwas aus ihrer Tasche. Bei genauerem Hinsehen erkannte Maja den Ring der Libellen, den sie unter anderem für ihre Überfahrt hergegeben hatte.

    „Mein Vater hat ihn mir geschenkt“, sagte Joyce. „Aber vorher hat er dir gehört. Wie bist du da ran gekommen?“

    „Das ist eine lange Geschichte“, sagte Maja.

    „Ich wette, das ist es. Ich hab Zeit.“

    „Aber ich keine Lust, sie zu erzählen.“

    Joyce schnippte den Ring in die Luft und fing ihn wieder auf. „Du bist immer noch sauer, weil ich dich ausrauben wollte, oder?“

    „Kann schon sein.“

    „Hör zu: Kabaran ist voller Piraten. Was hast du geglaubt, was passiert? Okay, es tut mir Leid“, sagte sie.

    „Es tut dir Leid?“, fragte Maja ungläubig. „Du siehst nicht so aus.“

    Joyce stand lässig grinsend an die Reling gelehnt. „Doch, ehrlich. Ich finde dich echt interessant. Die Art, wie du gekämpft hast, dass du nach Andraya willst, deine ganzen Geheimnisse ...“

    „Dir tut es Leid, weil du mich interessant findest?“

    „Ja. Und weil ich glaube, dass wir gut zusammen passen. Du wärst ne tolle Piratin, denke ich. Wir könnten Freunde werden.“

    „Wozu, damit du mich später auslachst, weil ich dir vertraut habe und mir dann ein Messer in den Rücken rammst? Ich denke eher nicht“, sagte Maja verächtlich.

    Joyce verzog das Gesicht. „Boah, du bist echt nachtragend“, sagte sie.

    „Lass mich allein“, sagte Maja.

    „Hey. Ich kann stehen wo immer ich will und gerade mal gefällt es mir hier. Wenn du allein sein willst, bist du auf einem Schiff sowieso am falschen Ort.“

    „Schön“, sagte Maja giftig und machte sich auf den Weg in ihre Kabine.

    Maja sollte Recht behalten, dass ihr nicht schlecht wurde. Das Schwanken des Schiffes machte ihr überhaupt nichts aus, Purzelbäume machte ihr Magen bloß, wenn sie an den Ort dachte, an den es sie bringen sollte.

    Joyce sollte auch Recht behalten: ein Schiff war kein Ort zum Alleinsein. Sie musste sich ihre Kabine mit drei anderen teilen: Arissa, einer Piratin namens Nama und dem Schiffsjungen Freddy. Er war kaum älter als Käse, allerdings um einiges frecher. Die Meinung auf dem Schiff über ihn war geteilt: die einen glaubten, dass er einmal zu den berühmtesten und berüchtigsten aller Piraten gehören würde, die anderen prophezeiten ihm ein frühes und blutiges Ende. Maja war nicht besonders glücklich, mit ihm in einer Kabine zu schlafen, denn er ließ sich von ihr nichts sagen und außerdem schlief er immer mit einem Messer unter dem Kopfkissen, was sie mehr als beunruhigend fand. Vor dem Einschlafen spielte er oft noch damit herum oder pulte sich mit der Spitze den Dreck unter den Fingernägeln weg. Dabei machte er freche Gesichtsausdrücke in Majas Richtung. Nach zwei Nächten legte Maja sich ebenfalls ein Messer unters Kopfkissen: das von Tabea. Er warf ihr argwöhnische Blicke zu und war in den folgenden Tagen nicht mehr ganz so frech zu ihr.

    Auch tagsüber war Maja kaum allein. Eigentlich war immer jemand überall: an Deck sowieso, in der Kombüse auch und selbst auf den Gängen stand stetig jemand herum und sah sie an, wenn sie vorbei ging. Maja hatte genug zu tun, um nicht vollends in Langeweile und Untätigkeit zu zerfließen. Sie musste beim Kochen und Spülen helfen, mit Freddy das Deck schrubben, Waffen polieren, die Fässer aufstellen, wenn sie umgefallen waren und so weiter. Es gab allerdings auch weite Zeitspannen, in denen sie nichts zu tun hatte und den meisten an Deck ging es ähnlich. Dann vertrieben sie sich die Zeit mit Karten- und Würfelspielen (letztere machten vor allem bei Seegang Spaß), damit, sich Geschichten, Witze und Rätsel zu erzählen und damit, Alkohol zu trinken. Die Piraten boten auch Maja ein bisschen an. Anfangs lehnte sie ab, doch irgendwann langte sie kräftig zu, bis sie kotzend über der Reling hing und nur noch Unsinn verkündete. Jedenfalls war es in den Ohren der Piraten Unsinn, denn Maja hatte mit besoffenem Kopf scheinbar nichts Besseres zu tun, als Geschichten über ihre Welt zu erzählen. Die Crew attestierte ihr daraufhin eine blühende Fantasie und Maja hielt sich fortan mit dem Alkohol zurück.

    Ihre Verletzung am Arm verheilte gut, aber es war klar, dass es eine dicke Narbe geben würde. Sie wechselte regelmäßig den Verband und säuberte die Wunde.

    Ihre Beziehung mit Joyce dagegen verlief nicht so gut. Maja konnte sie nicht leiden und Joyce hasste es, dass Maja sie unfreundlich behandelte und oft abblitzen ließ. Maja versuchte Joyce aus dem Weg zu gehen, aber es war nicht einfach. Die Nessanta war kein kleines Schiff, aber klein genug, dass man jemandem nur schwer ausweichen konnte. Vor allem Joyce. Sie war nicht bloß die Tochter des Käpt’ns. Sie war sein inoffizieller erster Maat. Alle taten ohne zu zögern, was sie sagte. Und soweit Maja das einschätzen konnte, hatte sie das auch mehr als verdient. Sie konnte segeln als hätte sie schon ein Jahrhundert Erfahrung. An ihren Vater kam sie allerdings noch lange nicht heran. Was ihr dazu fehlte war sein Talent, die Mannschaft zusammen-zuhalten. Er kannte jeden seiner Leute und wenn es irgendwo Streit gab, beendete er ihn und sorgte dafür, dass die Kontrahenten für eine Weile an unterschiedlichen Aufgaben arbeiteten. Je nachdem mit wem er redete und wie die Situation war konnte er verständnisvoll oder autoritär sein, aber er verlor niemals die Kontrolle. Außerdem war er ein echter Seebär. Schon allein dadurch, dass sie ihn beobachtete, lernte Maja eine Menge über die Seefahrt.

    Überraschenderweise fühlte Maja sich auf der Nessanta gar nicht mal so übel. Sie mochte die Piraten irgendwie. Ja, es waren grobe Gesellen und sie lachten über Dinge, die Maja bloß widerlich fand. Ja, sie hatten kaum eine Moral und die meisten von ihnen waren egoistisch, gierig und brutal. Aber sie alle hatten ein hartes Leben voller Widerstände hinter sich und deshalb fühlte Maja sich ihnen verbunden. Fast alle von ihnen hatten jemanden verloren: Verwandte, Freunde und Geliebte. Sie lebten in einer grausamen Welt und sie hatten entschlossen, sich davon nicht ihr Leben diktieren zu lassen. Was diese Piraten wollten, zumindest die aus Rachais Crew, war Freiheit. Sie lebten einfach so in den Tag hinein, unkompliziert, ohne einen Gedanken an die Zukunft oder die Vergangenheit zu verschwenden. Sie taten was sie wollten, nicht was man ihnen vorschrieb. Maja beneidete sie dafür und manchmal wünschte sie sich, genauso leben zu können. Plötzlich verstand sie Jillian mit ihrem Wunsch, Piratin zu werden. Aber wegen Käse kam das nicht in Frage. Nichts würde sie dazu bringen, ihn im Stich zu lassen.

    Hallo Rainbow

    ich habe gerade Kapitel 6.2 gelesen. Insgesamt gefällt es mir gut, wobei die Geschichte eine andere Richtung nimmt, als ich erwartet hatte. Auch wenn ich keine konkreten Erwartungen hatte.

    Ich finde es wirklich schade, dass Elias so distanziert auftritt und nicht mal merkt, wie sehr er Emilia damit verletzt. Da fragt man sich, ob in Wirklichkeit er derjenige ist, der von einer dunklen Macht besessen wurde und deshalb sein Einfühlungsvermögen verloren hat. Es ist manchmal wirklich bitter zu lesen.

    Eine kleine Ungereimtheit ist mir aufgefallen: Emilia bietet Elias an, sich zu setzen, aber die einzige Sitzgelegenheit ist das nicht gemachte Bett. Sie besitzt jedoch auch einen Schreibtisch, an dem sie zeichnet. Müsste dort nicht auch ein Stuhl sein?

    Ich werde dann mal weiter lesen und melde mich wenn ich fertig bin, es sei denn mir fällt vorher noch etwas auf.

    LG Din

    Hi Kyelia

    danke für deinen Kommi 😊 und schön dass es dich noch gibt 😜

    Ich hatte längst vergessen, an welcher Stelle ich hier eigentlich war. Die Arbeit hat mich fest im Griff. Aber immerhin schaue ich fast täglich im Forum vorbei und lese hier das ein oder andere.

    Irgendwann schreibe ich auch wieder, ein paar Parts sind sogar noch auf dem Rechner.

    Ich hoffe von dir auch mal wieder zu lesen.

    Liebe Grüße

    Din

    kalkwiese : Mit Haikus kenne ich mich nicht aus, aber da kann man wohl nicht viel falsch machen, genau wie mit Elfchen. Dein letztes allerdings verwirrt mich etwas, da ich den Inhalt nicht verstehe. Bin wohl etwas verstrahlt gerade und vielleicht ist dieses Gefühl ja auch der Sinn des Ganzen.

    Mitternacht ist verstrichen und ich bin noch wach, weil ich den halben Nachmittag verschlafen habe. Deshalb gibt es jetzt, zum Anbruch des Tages, das versprochene Sonett. Es ist nach Art eines englischen Sonetts verfasst, also nicht wundern, wenn ihr es aus dem Deutschunterricht etwas anders kennt. Und es enthält ein gewisses Maß an Alltagssprache und Banalität, die vielleicht nicht ganz zur Form passen ;)

    18.) Almost Done - Fast fertig

    Fast fertig

    Die Weihnachtsplätzchen sind schon fast gebacken,

    Ein süßer Duft verbreitet sich im Raum,

    Doch die Geschenke muss ich noch verpacken,

    Im Keller steht ganz ohne Schmuck der Baum.

    Die Weihnachtsdeko gammelt in der Kiste,

    Der Weihnachtsbraten ist noch tiefgefror‘n.

    Mama ruft an und fragt mich: „Wie weit biste?“

    „Fast fertig!“ - panisch glühen mir die Ohr’n.

    Ich schau mich um und kann es nicht ertragen:

    Viel Staub und Dreck, das Klo noch nicht geputzt.

    Es ist ganz klar - ich drohe zu versagen,

    Ich fürchte fast, dass alle Eil nichts nutzt.

    Die Gäste hier - ich hab es nicht vollbracht …

    Trotz allem wird es eine schöne Nacht.

    Heute präsentiere ich ein Gedicht, das nicht von mir stammt, sondern von meiner Schwester. Sie hat mir natürlich die Erlaubnis gegeben.

    16.) Missing

    Wo isses?

    Nicht unter der Couch,

    wo isses?

    vielleicht im Schrank, bei den Pinseln?

    wo isses?

    Ich hebe die Polster, durchwühle die Decken.

    bei den Schuhen? auf der Fensterbank?

    vielleicht noch in der Jacke?

    gestern hatte ich es doch noch.

    wie soll ich ohne los?

    wo isses?

    Im Kühlschrank? Auf dem Balkon?

    Tür auf, Tür zu. Der Blick verwirrt über die Tresen.

    Wo isses? Wo isses?

    Zwischen den Kissen? oder bei den Kartoffeln?

    Noch in der Tasche der Hose, schon wieder tief im Schrank?

    Ich wühle mich durch, den Schlüssel wieder in der Hand.

    Da isses.

    Es gibt noch ein zweites. Das Gedicht zum heutigen Tag entstand auf einer Party. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von mir und meiner anderen Schwester.

    17.) Rays - Strahlen

    Der Eisbär

    Sonnenstrahlen strahlen hell.

    Der Eisbär hat ein dickes Fell.

    Die Sonne scheint ihm auf das Haupt.

    Ob er wohl noch Robben abstaubt?

    Das Eis unter seinen Füßen wird ziemlich dünn.

    „Ob ich hier wohl richtig bin?“

    Dank ChatGPT sind Schreibaufgaben aber wohl eh Schnee von gestern. Die verlieren gerade wahrscheinlich jede Bedeutung. :hmm:

    Warum sollten sie? Nur weil ein Computer etwas erledigen kann, heißt das ja nicht, dass ein Mensch es gar nicht mehr können muss. Gerade hier im Forum sollte doch klar sein, welchen Wert das Schreibenkönnen für einen persönlich haben kann.

    Aber das ist wohl ein Thema für einen anderen Thread. Deshalb hier noch ein Elfchen, zu dem mich das Thema inspiriert hat:

    14) Goal -Ziel

    Ziel

    vor Augen

    klar zu erreichen

    oder liegt es weiter

    Weg

    kalkwiese

    Mir gefällt, dass niemand ein Meisterwerk erwartet. Einfach nur zu alltäglichen Dingen ein wenig dichten. Und ja, ich habe gerade spontan ein Sonett gedichtet. Aber es ist für den 18. Dezember. Ich dachte ich würde länger brauchen. Dann kann ich noch ein wenig am Abschluss feilen.

    Vom Sprachgefühl her sage ich auch definitiv Version 1.

    Den Tipp, dessen einfach wegzulassen, habe ich auch gelesen. Meiner Ansicht nach, ginge der Satz dann so:

    „Kurze blonde Haare fielen akkurat gescheitelt zu den Seiten in perfekter Form.“

    -Passt also 😊

    Aber wie oben schon von einigen geschrieben wurde, schreibt man wohl „das Haar“ und nicht „die Haare“. Das erklärte mir einst eine Freundin, die mit einem Deutschlehrer verheiratet war 😅 Also:

    „Kurzes blondes Haar fiel akkurat gescheitelt …“

    Aber über eine richtige grammatische Erklärung würde ich mich auch freuen.

    Der Drahtkorb und deine Idee mit dem Fahrrad hat mich noch einmal zu einem Elfchen inspiriert, irgendwie mag ich die.

    8) wired basket - Drahtkorb

    Drahtkorb

    trägt Einkäufe

    am Gepäckträger festgeklemmt

    hoffentlich hält das auch

    Schlagloch

    Wir sollten uns höhere Ziele setzen. Wer schafft ein Sonett? ;) 8o

    Hallo Rainbow

    ich bin durch 😊 Es war sehr spannend zu lesen und hat mir sehr gut gefallen. Vielleicht hast du das schon immer gemacht, aber gerade jetzt am Ende ist mir besonders aufgefallen, wie gut du Emotionen beschreibst, Gedanken, Gefühle, Sinneseindrücke… du schreibst sehr gewandt und kreativ.

    Inhaltlich mochte ich das Ende auch. Schön dass Emilia endlich aus ihrer Opferrolle herausgefunden hat und Dagon platt gemacht hat. Ein bisschen verwirrt war ich, wer jetzt wen verletzen konnte. Also wenn Elias verletzt wurde, hat Emilia die gleiche Verletzung bekommen, aber Dagon nicht? Und Emilia konnte ihn verletzen, ohne sich selbst zu treffen? Aber warum ist Emilia wieder fit, wenn es Elias doch so schlecht geht?

    Ein bisschen schade fand ich übrigens, dass die Apokalypse scheinbar von allen vergessen wurde. Das hat man schon so oft in Büchern und Serien gehabt und zwischendurch dachte ich hier wäre es anders. Aber gut, wenn du noch einen weiteren Teil schreiben möchtest, dann ist das wohl die beste Lösung. Sonst hättest du so viel zu tun, die neue Weltordnung zu erklären, dass die Handlung wohl kaum voran käme. Also ist es für mich in Ordnung. Elias und Emilia haben sich jetzt ganz schön was zu erzählen, falls sie sich je wieder begegnen. Ich hoffe es, denn die Romantik zwischen ihnen hat mir im zweiten Teil etwas gefehlt. Dafür sind andere gute Dinge passiert. Ich frage mich auch, ob wir von Dagon noch einmal hören werden.

    Jetzt bin ich gespannt auf den dritten Teil, der ja noch im Schreibprozess ist. Vielleicht lese ich ihn gleich morgen, vielleicht warte ich auch noch ein wenig. Mal schauen.

    Dir viel Erfolg und Spaß weiterhin :thumbsup:

    Hallo Rainbow

    ich wollte nur ganz kurz eine Anmerkung machen: Bisher kam Emilia mir ja manchmal etwas zu panisch und verängstigt vor, am Anfang des Kapitel 23 war es aber dann das Gegenteil. Irgendwie war sie mir zu gelassen, ihre Beobachtungen und Gedanken wirkten nicht mehr angsterfüllt. Und die Situation an sich wirkte sogar komisch. Ich musste schmunzeln, nur passt das nicht so zu der vorherigen Stimmung.

    Da wollte ich dich nur drauf aufmerksam machen.

    LG Din

    Hallo Rainbow

    jetzt habe ich schon ein ganzes Stück weiter gelesen, ohne noch einmal zu schreiben. Aber da die Geschichte schon fertig ist und ich einfach nur was zum entspannten Lesen suchte, hoffe ich dass es in Ordnung geht. Ich bin jetzt bei Emilias Dinner mit Dagon.

    Beim Lesen hatte ich viele Gedanken, mal schauen was ich davon noch zustande bekomme:

    Also erst mal gefällt es mir, wie du hier völliges Chaos ausbrechen lässt. Die Szene an der Tankstelle hat richtig schön gezeigt, dass die Welt am Abgrund steht. Im Moment könnte ich mir wirklich vorstellen, dass am Ende der Geschichte eine völlig neue Welt dasteht, vielleicht sogar die Menschheit vernichtet wurde und nur einige der Hauptcharaktere irgendwo Zuflucht finden. Der Gedanke ist gruselig und ich bin sehr gespannt.

    Ein bisschen schade finde ich, dass Elias nicht mehr so viel Raum einnimmt. Bei ihm kommen so viele Engel und Menschen zusammen, dass das vermutlich gar nicht geht. Dafür haben wir Freddy, der über sich hinauswächst und das ist eine wahre Freude. Also hoffe ich einfach, dass Elias in den kommenden Kapiteln wieder eine größere Rolle spielt.

    Bei Emilia hatte ich in diesem Teil gar nicht mehr so gerne gelesen, weil sie bisher immer zur Untätigkeit verdammt irgendwo gefangen war und Panik geschoben hat. Versteh mich nicht falsch, du hast da alles richtig gemacht und es war sehr spannend geschrieben. Nur schade dass sie als Hauptperson in diesem Band meist allein ist und noch keine Möglichkeit hatte, ihr Schicksal aktiv zu gestalten. Da war es richtig erfrischend, als sie Dagon das Weinglas ins Gesicht gekippt hat. :nummer1: Ich hoffe er stellt nichts allzu schlimmes mit ihr an, sie ditzt da ja wirklich wie die Maus in den Fängen einer Katze. Ich kann mir im Moment wirklich nicht vorstellen, wie sie wieder da raus kommen soll und ihre Freunde drehen noch an der Psychatrie ihre Runden, sind also noch lange nicht auf der richtigen Spur.

    Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

    Hallo Rainbow,

    es freut mich, dass du immer noch Spaß beim Lesen hast. Im Moment bin ich zwar eher mit meiner anderen Geschichte befasst, aber diese liegt mir auch sehr am Herzen.

    Besonders gut gefallen mir die Teile rund um den Magierlehrling Feodor und wie er in die Fänge des Schwarzmagiers Jaris gerät.

    Die Kapitel gehörten zu den allerersten, die ich geschrieben hatte, ohne einen Plan worauf das hinauslaufen soll. Damals war Maja einfach nur ein Mädchen, das Geschichten schrieb und sie hat quasi über Feodor geschrieben. Ich habe das aber ganz schnell umgeworfen und alles geändert. Feodor wollte ich aber trotzdem dabei haben und dann habe ich seine Kapitel noch mal angepasst.

    Der irgendwie doch etwas verrückte Magier, der irgendwelche Dinge erfindet, die dann nicht wirklich funktionieren und immer diese Anspielungen auf die "andere" Welt :rofl:

    Ein bisschen Klischee, oder? 😅 Hier am Anfang ist er wirklich schrill, hab ihn dann irgendwann ein wenig runtergeschraubt.

    Fürst Dreizehn mag ich als Charakter auch sehr gerne, obwohl er ja eigentlich den Bösen verkörpern soll. Irgendwie schaffst du es aber trotzdem, dass man in gewisser Weise Sympathien für ihn entwickelt...

    Oder anders gesagt: Ich habe mich schwer getan ihn bedrohlich wirken zu lassen :rofl:

    Damals in meiner noch fast kindlichen Naivität. Jetzt ist er wie er ist, ich mag ihn zwar nicht, aber manchmal denke ich mir Geschichten aus, in denen er die Hauptperson ist.

    Vielleicht hätte er seine unfähigen Vasallen besser beseitigen sollen. Ein richtig fieser Geschichten-Bösewicht hätte das sicher getan. Aber ich denke wenn man so mächtig ist wie er, kann man sich erlauben, sie davon kommen zu lassen.

    Ich wünsche dir jedenfalls noch viel Spaß. Ich glaube es folgen demnächst ein paar Kapitel, in denen Maja etwas schräg drauf ist. Und du kannst die anderen Leser fragen, von dem Trip kommt sie nicht mehr runter :pupillen:

    Ach so: Zu Elias und seinem Status als Auserwählter. Die Gegenseite ist ja direkt zu Anfang von Maruth (dem obersten Heerführer) darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass man auf Elias große Hoffnungen setzt und man in ihm den Auswerwählten vermutet. (Vielleicht erinnerst du dich? Das war das Kapitel mit den drei Legionen. )

    Ja, ich erinnere mich vage. Das hatte ich tatsächlich ziemlich vergessen. Es passte dann auch in den folgenden Kapiteln eigentlich alles ganz gut zusammen, sodass ich hier keine Probleme mehr sehe.

    Übrigens habe ich mitbekommen, dass du wohl bei der ersten Version Probleme mit der Szene der Versammlung der Engel hattest. Das kommt mir aber jetzt in der überarbeiteten Version alles ganz rund vor. Eine Frage ist aufgekommen, als einige Seiten später überlegt wurde, kampfbereite Menschen mit Waffen der Engel auszustatten. Und Elias geht auf die Nicht-Suche nach einem Schwert. Aber irgendwie ist ja dieser Krieg ziemlich schnell bei den Menschen angekommen mit all den psychischen Problemen und dem Chaos. Es ist mit einem Schlag sehr real geworden, was mich zu der Frage bringt: Was ist mit den Waffen der Menschen, was mit den Armeen und dem ganzen Kriegsgerät. Wird das ausgepackt oder bringt das alles ohnehin nichts? Findet der Kampf auf der Erde vielleicht nur in dieser verborgenen Form statt? Ich bin gespannt.

    Ich habe jetzt bis dorthin gelesen, wo Silas in Emilias Gefangenenzimmer kommt. Die Szene war super stark und die ganze Geschichte bekommt hier einen sehr realistischen und beklemmenden Dreh. Im ersten Teil war mir definitiv noch nicht klar, welches Ausmaß das alles annehmen würde, dass die gesamte Menschheit da reingezogen wird und in Gefahr ist. Ich finde das wirkt hier sehr gewaltig und es gefällt mir.