Beiträge von kalkwiese

    Wenn ich kalkwiese nochmal zur Unendlichen Geschichte was sagen darf...

    Sehr gerne!

    Eigentlich nein. Ich hab' das als Kind gelesen, der ganze erste Teil ist ja ein run-up - Bastian wuenscht sich dass er nach Phantasien kommt, die Kindliche Kaiserin wuenscht sich dass er kommt - insofern hatte ich schon drauf gewartet, ihn dann vor Ort zu erleben.

    Was dann tatsaechlich passiert ist - zumindest so bis zu seiner versuchten Thronbesteigung - ja eigentlich auch ganz abenteuerlich - danach laesst es einen als Kind ein klein wenig enttaeuscht zurueck - weil man das, was Bastian da lernen muss halt als Kind selbst noch nicht gelernt hat, ich hatte mir als Kind gewuenscht dass Bastian irgendwie cooler bleiben kann, aber das ist natuerlich genau die Weltflucht die er zelebriert.

    Okay, danke für die Einordnung, denn das ist eine Perspektive, die ich wirklich gerne selber hätte. :D

    Also - eigentlich seit Bastian nach Phantasien kommt - dass er Phantasien aus seinen Wuenschen neu erschafft ist ja Programm.

    Das Buch hat ganz viel an formaler Struktur - nicht nur die Meta-Ebene dass es sich selbst beschreibt (mit der gruenen und roten Schrift) oder die Symmetrie zwischen Atreju und Bastian die im Spiegel gezeigt wird, sondern auch der formale Aufbau der Kapitel mit der Kindlichen Kaiserin und dem Alten in der Mitte und, und, und...

    Ja, genau. Ich habs wahrscheinlich so klingen lassen, als sei das eine große Erkenntnis, aber es wird ja auch ganz genau so ausgesprochen, dass Bastian die Welt formt. Mir ging es jetzt eher darum, dass Fantasy, die sehr beliebig seine Elemente einbaut, eigentlich etwas ist, was ich (dachte ich) ablehnen würde. Aber die Unendliche Geschichte ist eben nicht beliebig in seinen fantastischen Elementen, auch wenn Phantásien auf den ersten Blick so wirken mag.

    Ebenfalls cool, wie es genau 26 Kapitel sind, die nacheinander mit den Buchstaben des Alphabets beginnen, streng von A bis Z. Oder dass Bastian erst ins Buch gezogen wird, wenn es 12 schlägt und er sich ab dem 13. Kapitel dann im Buch befindet. Mein Kopf steht auf solche formalen Strukturen, und dass es Ende geglückt ist, dass dieses Korsett nicht die Geschichte einschränkt (mal mit Blick auf Günter Grass gesprochen, bei dem es oft an der Form krankt), ist nochmal zusätzlich beeindruckend. Gute Geschichten brauchen solche Gimmicks ja eigentlich nicht.

    Die Entdeckung des Higgs-Teilchens von Harald Lesch und einem Team seiner Studenten, herausgegeben von Harald Lesch.

    Dieses Buch wurde mir vor 10 Jahren geschenkt. Wird mal Zeit, oder?

    Das Buch konzentriert sich zuerst auf die Berichterstattung um das Higgs-Boson und später dann auf den Large-Hadron-Collider und die Physik dahinter, für Laien runtergebrochen. Man kann dem ganzen gut folgen, zumindest ich konnte das, aber mein Studium war mir da sicher hilfreich.

    Ich mag das jetzt alles nicht bewerten, um ehrlich zu sein, denn ich bin kein Physiker. (Und wenn ich es wäre, hätte ich das Buch wohl nicht gebraucht.) Aber es war schön, mal einen Einblick in die Teilchenphysik zu bekommen, Erklärungen zu Feldern, Symmetrie und den Wechselwirkungen der Quarks usw. Das hat das Higgs-Teilchen, das so dämlicherweise oft als "Gottesteilchen" betitelt wurde, entmystifiziert. :)

    Elric: Die Schlafende Magierin und Die Rache der Rose. Der Fluch des Schwarzen Schwertes hab ich begonnen.

    Elric macht als Sammlung von Abenteuern Spaß. Es gibt ein paar wenige Momente, in denen Figuren aber auch mal nicht nachvollziehbar dumm handeln.

    Beispiele:

    Spoiler anzeigen

    In "Der Zauber des Weißen Wolfes" Teil 1 (Die träumende Stadt) greift Elric seine Heimat an, um seine Geliebte zu retten und seinen Cousin zu bestrafen, der den Thron usurpiert hat. So weit so gut. Auf dem Rückweg werden Elric und seine Verbündeten dann von den Drachen überrascht, als wenn Elric nicht gewusst hätte, dass es auf Melniboné Drachen gibt. Das ... könnte man mit seinem seelischen Ausnahmezustand begründen (werde ich nicht spoilern), aber so richtig gefällt mir diese Interpretation nicht.

    Spoiler anzeigen

    Und dann hat nun Elrics Rivale Theleb K'aarna das Schwert "Sturmbringer" gestohlen und großspurig seinen Sieg gefeiert, nur um es sich von Elrics Kumpanen Mondmatt einfach ohne viel Aufhebens zurückstehlen zu lassen. Keine Vorsichtsmaßnahmen in Theleb K'aarnas Moment der Schwäche? Anscheinend nicht. Sein Ende ist damit erstaunlich lahm.

    Was wieder in den Fokus rückt, ist Elrics Hass auf sein vampirisches Schwert, das Seelen trinkt. Bei dem Titel "Der Fluch des Schwarzen Schwertes" erwarte ich auch noch was in diese Richtung.

    Weiterhin gut, auch wenn es sich mir nicht so tief ins Herz schreibt. Dafür fehlt mir der Fokus auf das Innenleben der Figuren, schätze ich.


    Auch gelesen: Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte von Walter Moers. Es ist eine Sammlung von "Flabeln" (kurz für "Lachfabeln") auf der fiktiven Feder von Hildegunst von Mythenmetz. Sie haben meist einen bösen Humor und keine Moral. Nun finden viele das Buch nicht so toll und das liegt mMn an Faktoren: 1) Moers bedient sich modernerer Sprache als kleines Experiment, was er im Nachwort begründet. Ja, kann man als Immersionsbruch verstehen. Durch das Framing als Texte von Mythenmetz, die wiederum übersetzt wurden, stört mich das aber nicht, um ehrlich zu sein. 2) Ich nehme an, dass viele Kurzgeschichten nicht so zu schätzen wissen und dann enttäuscht sind, dass sie nicht die Wucht entwickeln, die ein Roman haben kann. Ich finde diese Kurzgeschichten einfach ausgezeichnet in ihren Wendungen, wie sie auf den Punkt kommen und scheinbar belanglose Details wieder aufgreifen. Nicht jede zündet perfekt, aber ich sehe an Rezensionen auch, dass bei mir ganz andere gezogen oder nicht gezogen haben, als bei den Rezensenten. Meiner Ansicht nach hat Walter Moers hier richtig gut abgeliefert. Es mag nicht essentiell dafür sein, Zamonien zu erkunden, aber darum ging es auch nie.

    Also, wer Moers mag und gerade auch seine makabere Seite, der sollte dem mal eine Chance geben. :)

    Miri Ich kann nur vermuten, aber in Band 6 werden einige negative Charakterzüge von Walküre deutlicher. Das schmeckt sicher nicht jedem, aber für mich ist das gerade eine der Stärken der Reihe. Sie lesen sich recht fix, aber es sind natürlich viele Bücher. Macht jedenfalls Spaß, wenn man mit dem humorvollen Stil gut kann. :)

    Meinen Glückwunsch zum Sieg Chaos Rising !

    Du und Sensenbach hattet wahrscheinlich die wohlgeformtesten Geschichten. Da kommt dann auch meine Stimme für dich her, Sensenbach.
    Nachtrag: Ich denke, dass ihr beide den Fantasy-Anteil einerseits gut im Detail geliefert habt, ohne damit die Geschichten auszublähen, falls das Sinn ergibt.

    Meine Zweitstimme ging ja an Tom Stark , das lag auch daran, dass mir dieser Erzählstil sehr liegt, auch wenn er für meinen Geschmack ein paarmal zu oft in den Klamauk kippte. Ich fand auch die Interpretation des Themas interessant, auch die Moral am Ende, der Bärnaut, dass man auch mal eine Pause braucht. Ja, das hat mich angesprochen und ging für mich nochmal über ein einfaches Abenteuer hinaus. ^^

    In meiner engeren Auswahl war auch deine Geschichte Lehep . Die Auswahl fiel mir schwer. Ich denke, was den Unterschied für mich gemacht hat, war, dass ich am Ende nicht sagen konnte, was nun der Buchstabe war. :hmm: Klar, anhand eines Zeichens hat der Prota die feindliche Armee in seine Nähe geholt. Da das Verrat am Regime ist, kommt da wohl auch der Titel der Geschichte her? Aber welches Zeichen hat er nun gemorst, was ist der mächtigste Buchstabe? Am Ende bleiben mir wohl zu viele wichtige Details Interpretationssache. Aber das ist Übung und ansonsten war die ziemlich stabil.

    Faradim kann es sein, dass du da eigentlich darüber geschrieben hast, eine Geschichte für diesen Wettbewerb zu schreiben? :D Fände ich als Idee cool. Der Rest hat mich nur mehr gepackt.

    @AnonymerUser: Die Spaltung von Uran für diese Geschichte zu nehmen, fand ich sehr kreativ. Ich glaube, an manchen könnte das komplett vorbei gegangen sein. Am Ende war es ja auch mehr eine Abfolge von Ereignissen als eine Geschichte mit Plot usw., darum haben mich andere Geschichten einfach mehr überzeugt.

    Cory Thain deine Geschichte fand ich sehr märchenhaft, was ich als Erzählstil sehr mag. Die Distanz, die das schafft, hat mir aber alle Figuren fern gehalten, weswegen mich das Liebesdrama nicht erreicht hat. :hmm: Knifflig, so richtig konstruktiv kann ich da in wenigen Worten nicht werden. Ich glaube auch, dass einmal einer der beiden Herren falsch benannt ist, was die Story etwas verwirrend macht. Da hatten andere Geschichten dann die Nase vorn.

    Amafiori Ich glaube, deine Geschichte war mir zu redundant und vorhersehbar. Eigentlich war der Nachfolger schon klar, nachdem die Figuren vorgestellt wurden. ^^ Dass die beiden Konkurrenten aber von selbst ihren Anspruch aufgeben würden, war natürlich ein interessanter Kniff. Ich denke, dass man die redundanten Informationen verringern könnte, wenn man die Sprünge von Figur zu Figur reduzieren würde. Man könnte vielleicht die Informationen am Anfang der Geschichte später einflechten oder ganz auslassen, je nach dem, ob sie wirklich gebraucht werden. :hmm:

    Und nochmal an alle, die abgestimmt haben: Ja, tut mir leid für meinen Beitrag. Ich hatte exakt eine Idee für dieses Thema und die fand ich sehr dumm, aber ich fürchtete auch einen Mangel an Einsendungen. Na ja, das Ergebnis seht ihr ja. :whistling:

    Sehr cool, das 9 Leute etwas einsenden konnten, nachdem doch ein paar die Thema nicht einfach fanden.

    Ab Morgen dann: Auf ein Neues!

    Neulich beendet: Skullduggery Pleasant: Duell der Dimensionen von Derek Landy. Band 7 der Reihe.

    Der Titel nimmt das multidimensionale ja vorweg. Sowas kann der Beliebigkeit Tür und Tor öffnen, weswegen Multiversen und andere Dimensionen mich erstmal abschrecken. Landy geht damit aber gut um, für mich sind die Umstände des Dimensionswechsels und einige Unwahrscheinlichkeiten gut begründet (und damit nicht mehr so unwahrscheinlich).

    Der große Gegenspieler ist dieses Mal der interessanteste bisher. Argeddion erscheint Sterblichen im Traum und gibt ihnen magische Fähigkeiten. Das bedeutet ein großes Zerstörungspotential. Argeddion glaubt daran, dass die Menschen gut sein werden und ist selbst absoluter Pazifist. Deine Schützlinge sind es dagegen nicht ... Es gilt also den Sommer des Lichts abzuwenden, in dem alle Menschen magische Fähigkeiten erhalten werden. Argeddion setzt dafür einen Zeitpunkt fest, bis zu dem seine Experimente abgeschlossen sein werden.

    Walküre und Skullduggery versuchen also, Argeddion zu finden, während ihnen ein Zusammenschluss internationaler Sanktuarien im Nacken sitzt und die Magier von Roarhaven sich verschwören. Und dann wird Walküre plötzlich in eine alternative Realität gezogen, in der die Magier die Macht haben und die Sterblichen orwellianisch unterdrücken ... Es ist einfach so viel los, das da am Ende hochkocht. 8o Ein guter, wilder Ritt.

    Du fängst ja die Geschichte mit einer Umweltproblematik an (Schrott im Wald). Daher dachte ich, dass dies das Thema der Geschichte sei. Aber dann geht es in die Botanik und der Schrott spielt keine Rolle mehr (könnte man also ganz kürzen). Die Umweltproblematik wird zwar von den Tieren im Wald wieder angesprochen, aber wenn ich dich richtig verstehe, ist diese nicht mit dem Erkläriker verbunden, der mag nur gerne Blumen essen. Wenn der Schrott und die Umweltproblematik am Anfang keine Rolle spielt und der Erkläriker keine echte Funktion als Gegenspieler hat, dann bleibt kaum noch eine Geschichte übrig. Oder ?

    Das könnte wirklich des Pudels Kern sein. Die Geschichten vom kK werden in meinem Empfinden langsam zu einer Serie. Ich wollte hier schon mal den Hirschwald mit dem Schrott einführen und die Erkläriker auch, um mit ihnen in späteren Geschichten mal etwas anzufangen. Wenn man die Geschichte nur für sich nimmt, wird sie dadruch schwächer. Über Inhalt und Form der Geschichten vom kK muss ich mir noch ganz klar werden. Bisher sind es eher Fingerübungen, aber ab dann würde es plötzlich ernst werden. :hmm:

    Ja, genau. Wofür steht der Erkläriker allegorisch, immerhin ist ja auch das Wort "Kleriker" darin oder jemand der "Erklärt". Wenn er wirklich nur als Auftraggeber für das Blumensammeln gemeint ist, wäre das für mich unerwartet.

    In dieser Geschichte ist der Erkläriker vor allem dazu da, Dalia einen Spiegel vorzuhalten. Er legt eine ähnliche Rücksichtslosigkeit an den Tag, wie sie in der allerersten Geschichte. Ich habe es leider nicht näher kommentiert, denn in der Geschichte stecken so viele Ideen drin. ^^' Das hier ist jedenfalls noch nicht ganz gar. Es ist der Fokus, wiedermal. Auch Episoden sollten eine bessere Geschlossenheit haben.

    An sich habe ich ein ganz bestimmtes Konzept hinter den Erklärikern als Hüter des Wissens, aber hier kam es nicht drin vor. Und das zeige ich lieber mal in einer anderen Story, wo das relevant sein könnte. :hmm:

    Dion Ja, das Gespräch zwischen Gmork ist einer der Momente, der Endes Anliegen offenbart bzw. wo Ende für die Phantastik eine Lanze bricht. :D Einer meiner Lieblingsmomente.

    Es freut mich auch, dass Ende mit den weiteren Verfilmungen mehr anfangen konnte. Ich habe selber noch keine Gesehen, aber vielleicht lässt sich das ändern. :hmm:

    Diese Ablehnung der Phantastik ist so mit das, was mich am deutschen Literaturbetrieb am meisten aufregt. Die Unendliche Geschichte als trivial abzutun, halte ich für Quatsch.

    Die Unendliche Geschichte von Michael Ende.

    Wir könnten es ganz kurz machen, mich hat ein Buch schon lange nicht mehr so bewegt. Dabei macht das Buch ein paar Dinge, die ich eigentlich ablehnen müsste. Worum geht's?

    Bastian Balthasar Bux, ein kleiner, dicker, unsicherer Junge, vom trauernden Vater vernachlässigt, trifft auf den grimmigen, kinderhassenden Buchhändler Karl Konrad Koreander. Ihm stiehlt er ein Buch mit dem Titel "Die Unendliche Geschichte". Während Bastian beim Schwänzen auf dem Dachboden der Schule das Buch liest, wird er langsam in das Buch hineingezogen.

    Die Geschichte im Buch handelt vom Helden Atreju - in jeder Hinsicht das Gegenteil von Bastian - der auf der Suche nach einem Heilmittel ist, die Göttin von Phantásien zu retten. Denn: Die Kindliche Kaiserin liegt im Sterben, weswegen Phantásien von einer sich ausbreitenden Leere zerfressen wird.

    In der zweiten Hälfte dann, wenn der Abenteuerplot erledigt ist, wird das Buch zum Bildungsroman, denn jetzt muss Bastian gerettet werden, und zwar vor sich selbst. Dieser Bruch ist bereits der erste Stolperstein. Da verliert man eigentlich einen großen Teil des Publikums, der für das Abenteuer da war. Keine Ahnung, ob mich das als Kind bekommen hätte; ich fand diese zweite Hälfte als Erwachsener aber sehr bedeutungsvoll.

    Dann ist Phantásien ist eine sehr beliebige Welt. In fast jedem Kapitel gibt es einen Ort oder neue Gestalten, denen wir begegnen. Die episodenhafte Natur wurde für mich vom Staunen über die Fülle der Ideen auskompensiert. Wir haben hier ein Buch mit einer sehr reichen Symbolik vor uns, bei dem ich mit meinem Verständnis wahrscheinlich noch an der Oberfläche kratze. Außerdem gestaltet sich die Welt ab einem bestimmten Punkt als ein Spiegelkabinett, das sich an Bastians Wünsche anpasst. Damit ist Phantasien wieder sowas wie eine eigene Figur, die mit Bastian im Gespräch ist. Die "Beliebigkeit" ist also eher der Punkt.

    Dann schreibt Ende hier recht didaktisch. In sehr deutscher Manier gibt es einen starken Fokus auf die Aussage (Ende schreibt gegen die Phantastikfeindlichkeit an) und eine direkte emotionale Aufrichtigkeit. Ich empfinde das als einen Gegenmittel zur eher ironiegesättigten Internetkultur. Und vielleicht hat es mich gerade deshalb so berührt.

    Und - vielleicht ist das naheliegend, vielleicht eine steile These, ich bin mir da nicht so sicher - Die Unendliche Geschichte scheint mir unser deutsches Äquivalent zu Alice im Wunderland oder Der Zauberer von Oz zu sein. (Letzteres wurde ganz bewusst als ein amerikanisches Alice im Wunderland geschrieben.) Ich werde mich mal mit Alice beschäftigen, dann sehe ich vielleicht, wie viel an der Überlegung wirklich dran ist. :hmm:

    Die Unendliche Geschichte ist kein cooles Buch. Es ist brav, es ist lieb und es ist süß. Und das ist eigentlich auch ganz gut so.


    Ergänzung:

    Interessanterweise verstand sich Ende gar nicht als didaktisch. Ich denke mal, dass mein Verständnis beim Lesen auch nur eine Interpretation von einigen ist und dass die schillernde Welt Phantásien beim Wiederlesen noch mehr bereit hält.

    Moin Sensenbach , auch dir vielen Dank fürs Feedback. :D

    Ich verstehe deine Fragen als etwas, worüber ich grundsätzlich nachdenken soll und weniger als welche, auf die du Antworten erwartest. Ich denke, dass sie ganz gut in die Richtung zeigen, warum ich selbst mit der Geschichte nicht so zufrieden bin. :hmm: Da werde ich ein bisschen drüber brüten müssen. Ein paar Gedanken:

    Spoiler anzeigen


    1. Es gibt keinen Haken, der mich in die Geschichte zieht. Gut, das ist irgendwie "niedlich" geschrieben, aber reicht das?

    Ich bin nicht sicher, was als Haken zählt, aber wenn ein Text nicht zieht, dann zieht er nicht. Da muss ich drüber nachdenken.

    2. Wofür steht der Erkläriker? Welche Funktion hat er, oder … hat er eine?

    Die Frage verstehe ich nicht. :hmm: Meinst du, wofür der Erkläriker als Allegorie steht? Beim Wort "Funktion" denke ich, dass er eine Art Auftraggeber ist, aber ich glaube, du meinst etwas anderes.

    3. Ist das wirklich eine Geschichte für Kinder? Ich bin mir da nicht sicher, welche Altersgruppe? Ich finde allerdings, dass auch die Kapitän Blaubär Geschichten, falls das dein Vorbild ist, nicht für Kinder sind. Ich habe noch kein Kind gesehen, das die gelesen hat. Die Eltern fanden sie witzig, das schon.

    Das beschäftigt mich auch schon länger. Sicher ist Walter Moers' Zamonien da irgendwie mit drin, aber ein größeres Vorbild dürfte der Cartoon Adventure Time sein. Und ob der wirklich für Kinder ist, da ist sich wohl niemand richtig sicher. Ich hoffe, mit den Geschichten vom kK alle Altergruppen zu erreichen, denn das sind die "Kinder"-Geschichten, die ich immer am liebsten mochte. (Zamonien, Der Goldene Kompass, Adventure Time.) Könnte gut sein, dass ich damit bei der Ausschreibung bei der falschen Adresse war.

    4. Das ist der wichtigste Punkt. Worum geht es in der Geschichte? Lustige Protas sammeln Schrott im Wald und treffen einen nervigen Erkläriker, der sie beauftragt Blumen zu sammeln. Warum sammeln sie die Blumen? Am Ende finden sie heraus, dass der Erkläriker die Blumen essen wollte. Geht es um die Ausbeutung der Natur durch den Erkläriker? Steht der für etwas? Einen Wissenschaftler, einen Politiker, die Industrie, der Kapitalismus? Und dann am Schluß, gibt es eine Moral von der Geschichte? Ich bin etwas ratlos.

    Ich hatte den Text nochmal umgeschrieben, bevor ich ihn hier hochgeladen habe. Dabei habe ich das alte Ende weggestrichen und ein neues improvisiert, das ich für den Plot wichtiger fand (die zweite Begegnung mit dem Erkläriker), während beim alten Ende das kK und DDD sich über ihr weiteres Vorgehen mit dem Erkläriker beraten. Das eine ist von der Handlung her runder, das andere finde ich thematisch besser auf den Punkt erzählt. Ich habe das alte Ende mal in den zweiten Post zur Kurzgeschichte reingestellt, ist auch ganz kurz. Es hat mehr Moral, vielleicht war das doch das stärkere Ende?

    Es gibt Geschichten, die einfach zu mir kommen, und es gibt welche, die ich mühevoll zusammenzimmere. Das hier war eine von den letzteren und die sind meistens eher schwächer.

    Ein bisschen teste ich auch noch, was in diesem Universum eigentlich so geht und was nicht so. Stilistisch habe ich es langsam, denke ich. Figuren, Themen etc. sind noch eher Schüsse ins Blaue. :hmm:

    Da denke ich jetzt weiter drüber nach.

    Moin Zarkaras Jade und Amafiori ! Danke, dass ihr euch die Zeit für die Kurzgeschichte genommen habt. :love: Jetzt nehme ich mir natürlich Zeit für euch.

    Spoiler anzeigen


    Und ich glaube, das könnte vielleicht auch ein Punkt sein, warum die Geschichte für die Anthologie abgelehnt wurde.

    Gut möglich. :hmm: Es stimmt, dass ich hier auf Beschreibungen der Figuren ziemlich verzichtet habe. Tatsächlich bin ich mir gar nicht sicher, ob das kK oder DDD jemals näher äußerlich beschrieben wurden. :hmm: In den alten Pulp-Heften musste auch immer mal Info wiederholt werden, weil man nie davon ausgehen konnte, dass Leser die vorigen Hefte kennen. Das werde ich mir merken.
    Generell habe ich mit Blick auf das Zeichenlimit alles einsparen wollen, was nicht wirklich nötig war. Das könnte ich nun einfach korrigieren.

    Wobei ich nicht weiß, inwieweit diese Version hier von der abweicht, die du eingereicht hast. :hmm:

    Meine eingereichte Version hatte nicht die Konfrontation mit dem Erkläriker am Ende, sondern das kK und DDD haben sich nur über ihr Vorgehen mit ihm beraten. Dieses Gespräch fehlt hier jetzt und stattdessen gehen wir zum Erkläriker. :hmm: Die Punkte, die du nennst, wären in beiden Versionen gleich. :)

    Vielleicht war es auch damals deine Absicht eine weibliche Version von Daniel Düsentrieb zu schaffen.

    Ja, an sowas in der Art habe ich gedacht. Daniel Düsentrieb, Rick Sanchez, Izzy aus Digimon, so eine Figur eben. ^^

    Übrigens ist mir aufgefallen, dass (Die1) Dok-tor2 Da-li-a3 Dun-kel-dus-sel4 nicht nur, wie auch das klitzekleine Kätzchen, eine Alliteration ist, sondern auch noch die Zahlenfolge 1234. Ich glaube, das macht den Namen nochmal umso einprägsamer. :rofl:

    Das ist ein schönes Detail! War keine Absicht, aber mir gefällt's :D Vielleicht kann ich mit sowas nochmal arbeiten.

    Ich weiß, wie der Gag gemeint ist. Aber so, wie es da steht, kommt der glaube ich nicht wirklich rüber. Für mich war es eindeutig, dass das Kätzchen wissen wollte, was Omniszienz bedeutet und nicht, was der Turm des Wissens ist. Wie der Erkläriker zu seiner Schlussfolgerung kommt, erschließt sich mir kaum. Ich hätte vielleicht den Satz vom Erkläriker umgebastelt, dass die Begriffe Omniszienz und Turm des Wissens unmittelbar nacheinander genannt werden. :hmm:

    Die Idee war eher, dass der Erkläriker da eine Frage in den Raum wirft, von der er ausgeht, dass sie gestellt werden würde, die das Kätzchen aber nicht gestellt hat, was er nicht weiß, weil er nicht zuhört. Kann man dem Satz folgen? ^^' Ist natürlich schade, dass das nicht gelandet ist. Deine Schuld ist das ja nicht.

    Ich glaube, das soll ein Hinweis darauf sein, dass er die Pflanzen essen will. :hmm: Aber für mich ging das vollkommen unter, weil immer nur von Forschungszwecken die Rede war. :hmm:

    Genau. :) Ich wollte diesen Hinweis verstecken, dass man ihm beim zweiten Lesen dann findet. Ob das optimal ist, keine Ahnung.

    Da hätte ich knallhart "Erklärikerl" draus gemacht! :ninja:

    Super Idee! :D

    Ich hätte vielleicht generell die Grenzen etwas klarer gesetzt, wie die Charaktere auf was reagieren und sie welchen Dingen gegenüber wie verhalten. Irgendwie ging es mir zu schnell, dass sie dem Erkläriker geholfen haben. Oder zumindest habe ich nicht ganz nachvollziehen können, warum Dalia geholfen hat. Hat sie das nur getan, weil das Kätzchen es getan hat oder hätte sie das auch von sich aus getan oder wollte sie nur den Erkläriker besänftigen, damit er zu Jammern aufhörte? Irgendwie wirkte sie auch weniger genervt von der ganzen Situation, als ich es mir vorgestellt hatte. :hmm: Oder irgendwie generell zu wenig anteilhaft. :hmm:

    Ja, das Zeichenlimit ... Sowas könnte ich jetzt ohne Probleme angehen. Die Psychologie von DDD habe ich eher im Subtext vergraben und das ist immer auch riskant. :hmm:

    Ich werde da jetzt drüber nachdenken. :)

    Diese Geschichte hat viel Witz und Hintersinn. MIr gefällt sie. Aber es ist zu viel Hintersinn, falls die Märchenanthologie sich an Kinder richten soll. Übrigens finde ich, dass viele sogenannte Kinderbuchklassiker mit ihren skurrilen Figuren und Wortspielen von den meisten Kindern nicht verstanden werden können. Die Mumin-Geschichten von Tove Jansson zum Beispiel oder auch Alice im Wunderland.

    Danke. Ja, vielleicht war da ein bisschen viel drin. Forschungsethik, eine Parallele zum Walfang der Japaner, wenn man so will. Aber mir war wichtig, dass man diese Parallele nicht ziehen muss und die Geschichte auch für sich steht. :hmm: Ich hoffe, das hat geklappt.

    Was die Kinderbücher angeht, stimme ich dir vorsichtig zu, denn ich habe noch nicht so viele davon gelesen. Aber gestern habe ich Die unendliche Geschichte von Michael Ende beendet und finde auch, dass das kein reines Kinderbuch ist und man das als Erwachsener sehr gut lesen kann, einfach weil da noch so viel drin steckt. Andererseits mögen wohl einige die zweite Hälfte nicht so gerne, wo das Buch zu einer Art Bildungsroman wird. Verstehe ich auch, die dringliche Abenteuergeschichte endet nach der ersten Hälfte.

    Jedenfalls hatte ich in so eine Richtung gezielt, als ich das geschrieben habe. Die Balance ist sicher schwierig zu halten und ob mir das gelungen ist, weiß ich nicht. Wenigstens die Sprache sollte dieses Mal direkt und einfach genug sein. (Den Erkläriker muss man nicht verstehen, damit die Geschichte funktioniert mMn. Er labert halt Zeug, mit dem das kK nichts anfangen kann. Aber wenn man ihn versteht, dann soll das ein Plus sein. So meine Idee.) Wie gesagt, ob das alles so klappt, wie ich mir das erhofft habe, müssen andere beurteilen. :pardon:

    Jedenfalls: Kinderbuchautoren haben's drauf.

    Also mach dir nichts aus der Ablehnung und denk dir gerne weitere Abenteuer vom KK und DDD aus. Ich denke, hier werden sie gerne gelesen werden.

    Das wird nicht ihre letzte Geschichte gewesen sein. :) Andere mögen sie, ich mag sie, und es steckt sicher noch einiges in beiden drin.

    Voriger Abschnitt.

    Der Erkläriker (2/2)

    II

    Die beiden trotteten durchs Unterholz, während Doktor Dalia Dunkeldussel die drei Pflanzen beschrieb, die sie suchten. Obwohl die Blumen selten sein sollten, dauerte es nicht lange, bis sie die erste Blume gefunden hatten. “Sie wachsen nur in dieser Gegend”, erklärte Doktor Dunkeldussel. “Das macht diese Blumen so rar, schätze ich.” Die Rosenkranzrose wuchs an der Seite eines dicken Baums mit einem Kaninchenbau daneben. Ringsumher war der Boden licht und hell. Die Rose hatte keine besonders rosige Erscheinung, viel eher sah sie aus, als wäre sie aus Holz gehobelt worden, so braun gemasert waren Strauch und sogar Blüten. Statt Stacheln sammelten sich kugelige Auswüchse am Stängel, die an Holzperlen an einer Kette erinnerten.
    Doktor Dunkeldussel nahm ihr Taschenmesser und schnitt damit einen Stängel mit Blüte ab.
    Jemand atmete plötzlich laut ein. Sofort wirbelte das klitzekleine Kätzchen in die Richtung herum, und was sah es da? Ein Kaninchen krabbelte gerade wieder zurück in seinen Bau. “Auweia!”, rief es noch und dann war es fort.
    “Was war denn das?”, fragte das klitzekleine Kätzchen. Es hatte ein mulmiges Gefühl, aber ein Kaninchen würde sie doch sicher nicht angreifen. Oder?
    “Ich weiß nicht”, murmelte Doktor Dunkeldussel. “Machen wir lieber weiter.”
    Bis sie die nächste Pflanze fanden, dauerte es eine Weile. Das klitzekleine Kätzchen versuchte, die Blumen an ihrem Duft zu erschnuppern. Leider kannte es viele Pflanzen nicht, und deswegen waberte eine Vielzahl von unbekannten Düften durch die Luft. Viele waren herb, aber einige auch süß, und genau diese stammten vielleicht von Blüten.
    “Moment mal!”, rief das klitzekleine Kätzchen. “Heb mich mal hoch.”
    Doktor Dunkeldussel runzelte die Stirn, aber zögerte nicht und hob es vor ihr Gesicht. “So?”
    “Höher”, sagte es. “Noch höher. Höööher. So ist gut!”
    Sie hielt das klitzekleine Kätzchen über ihrem Kopf.
    “Da! Könnte es das sein?” Es streckte eine Pfote in die Richtung, aus der ein sanfter, süßer Blütenduft zu ihnen wehte. Dort schlang sich um einen Ast eine Pflanze. Es war leicht zu übersehen, aber ihre Stängel waren üppig mit glockenförmigen, farblosen Blüten besetzt, die das Licht ein wenig streuten.
    “Gut gesehen!”, rief Doktor Dunkeldussel. “Das ist die Himmelshyazinthe! Eigentlich ist sie keine richtige Hyazinthe, aber ihre Blüten sind fast identisch geformt wie bei einer.” Sie setzte das klitzekleine Kätzchen ab, holte ihr Taschenmesser hervor und kletterte mit festem Tritt den Baum hinauf. Währenddessen wanderte dem klitzekleinen Kätzchen ein wohlvertrauter Geruch in die Nase. Konnte es das Kaninchen von eben sein? Das Kätzchen suchte, aber es war nicht zu finden, nur ein Kaninchenbau war ganz in der Nähe. Und nebenbei bemerkt — roch es da nicht schon seit einiger Zeit nach Eichhörnchen? Das klitzekleine Kätzchen sah nach oben. An einem Baum hing das Eichhörnchen in der Höhe und hielt dem Blick des Kätzchens stand — dann hetzte es den Baum hinauf, eilte von Ast zu Ast über andere Bäume und war verschwunden. Im Augenwinkel landete ein Spatz auf einem Zweig. Dem klitzekleinen Kätzchen war, als schaute er sich aufmerksam um. Es gab es nicht gerne zu, aber …
    “Frau Doktor?”
    … es fühlte sich beobachtet.
    Doktor Dalia Dunkeldussel kletterte gerade vom Baum herunter. “Ist etwas?”
    Das klitzekleine Kätzchen wusste nicht, wie es das ausdrücken sollte. “Ich weiß es nicht. Der Wald schaut uns zu, glaube ich. Lass uns bitte weitergehen.”
    Sie nickte ernst. “Natürlich. Die letzte Blume sollte einfach zu finden sein. Die Teufelstulpe hat eine schwarze Blüte. Blätter und Stängel sind rot. Außerdem soll sie einen anfauchen, wenn man sich ihr nähert.”
    “Auffällig”, dachte das klitzekleine Kätzchen. Das war gut.
    Ihre Suche trieb die beiden tiefer in den Hirschwald, auf einem Trampelpfad entlang. Weit und breit war keine Lichtung zu erahnen, nur der ein oder andere Weg der Waldbewohner kreuzte ihren und durchzog die weite Halle aus Bäumen. Unter den Gerüchen, die dem klitzekleinen Kätzchen ins Näschen stiegen war das milde Aroma von Blaubeeren, der herbe Duft von Bucheckern und der Moder von alten Blättern und morschem Holz. Aber nichts erinnerte an Blütenduft. Und dann war da noch etwas anderes … Was war das?
    Das klitzekleine Kätzchen blieb stehen, die Ohren gespitzt, und schnupperte.
    “Ja, stehenbleiben …”, seufzte Doktor Dalia Dunkeldussel. “Ich glaube, hier sind wir ganz falsch.”
    Ein strenger Geruch war das. Und jetzt fielen dem Kätzchen auch die Schritte auf, die immer lauter wurden. Hinter ihnen, auf dem Trampelpfad. Das klitzekleine Kätzchen wandte sich um. Kein Zweifel, das war ein …
    “… Wildschwein”, murmelte es.
    “Hast du etwas gesagt?”, fragte Doktor Dalia Dunkeldussel gähnend.
    “Da kommt ein —“ Das klitzekleine Kätzchen riss die Augen auf. “ZUR SEITE!”
    Das Wildschwein preschte mit voller Wucht auf die beiden zu, die Hauer auf Doktor Dalia Dunkeldussel gerichtet, offensichtlich gewillt, sie aufzuspießen. Sie warf sich zur Seite und landete zappelnd in einem Strauch. Das klitzekleine Kätzchen brachte sich mit ein paar zügigen Sprüngen hinter einem Baum in Sicherheit, aber das Wildschwein schien sich ohnehin nicht für es zu interessieren.
    Während sich Doktor Dunkeldussel mühsam wieder aufrappelte, richtete sich das Wildschwein zu ihr aus. Es schnaufte.
    Den Blick auf das Schwein gerichtet, stolperte Doktor Dalia Dunkeldussel ein paar Schritte rückwärts. In ihren Haaren hingen Zweige und einzelne Blätter. Die beiden Blumen waren etwas ramponiert. Da preschte das Wildschwein wieder auf sie los und Doktor Dalia Dunkeldussel warf sich ins Moos.
    Das klitzekleine Kätzchen konnte nur in seinem eiskalten Entsetzen zuschauen … da fiel ihm etwas auf.
    Doktor Dalia Dunkeldussel war wieder auf den Beinen, das Wildschwein würde gleich erneut angreifen, da rief das klitzekleine Kätzchen: “Du willst ihr doch gar nicht wehtun! Du wartest ja immer, bis sie wieder ausweichen kann!”
    Das Wildschwein grunzte verdutzt.
    Dalia ließ ihre Deckung fallen. “Das stimmt!”, rief sie. “Was ist hier los?”
    “Sie haben dich, Willi!”, flötete jemand über ihren Köpfen.
    Das klitzekleine Kätzchen hob den Blick zum Himmel: da flatterte der Spatz von vorhin.
    “Sieht ganz so aus”, grollte das Wildschwein. Der Spatz landete auf seinem Kopf und zwei weitere Gestalten schnellten ihm zur Seite — ein Kaninchen und ein Eichhörnchen.
    “Haut ab”, blaffte das Eichhörnchen. “Sonst setzt es was!”
    “Haben wir was Falsches gemacht?”, fragte das klitzekleine Kätzchen.
    “Und ob!”, schimpfte das Eichhörnchen.
    “Ihr pflückt seltene Blumen”, sprach das Kaninchen hastig.
    “Aber”, antwortete das klitzekleine Kätzchen verwirrt, “wir machen das, um dem alten Erkläriker zu helfen …”
    “Aha!” Das Eichhörnchen zeigte mit dem Finger erst auf das Kätzchen und dann auf Doktor Dunkeldussel. “Sie geben es zu! Sie stecken mit dem Alten unter einer Decke!”
    Doktor Dunkeldussel trat vor, die Hände beschwichtigend erhoben. “Wir helfen ihm nur bei seiner Forschung.”
    “Hasenköttel!”, rief das Eichhörnchen. Das Kaninchen schaute irritiert. “Ihr helft ihm höchstens, die letzten paar Exemplare dieser Blumen weiter zu dezimieren. Seltene Blumen sind selten, kapiert? Manche sagen auch vom Aussterben bedroht. Die Rose und die Hyazinthe sind noch besser dran, die werden es überleben, dass ihr euch einfach bei ihnen bedient habt, ohne zu fragen.”
    “Fragen?”, platzte es aus Dalia heraus. “Entschuldigt mal, aber Pflanzen können ja nicht sprechen!”
    “Uns fragen”, sprach das Eichhörnchen unbeeindruckt. “Natürlich können Pflanzen nicht sprechen, darum braucht es ja uns, die sie beschützen. Stellt euch mal eine Welt vor, in der die Eichhörnchen nicht sprechen könnten.”
    “Oder die Schweine!”, warf Willi Wildschwein ein. “Nicht auszudenken, wie man uns schikanieren würde.”
    “Und darum geht es uns”, sagte das Kaninchen. “Jemand muss die beschützen, die sich nicht wehren können.”
    “Genau!”, rief das Eichhörnchen. “Wir werden nicht zulassen, dass noch eine einzige Teufelstulpe gepflückt wird. Euren Alten mussten wir verjagen, weil sonst nichts geholfen hat. Der hat einfach nicht zugehört! Und jetzt kommt ihr und macht den gleichen Mist! Ihr braucht es nicht zu leugnen, wir haben euch belauscht. Zieht Leine!”
    Was für eine Ansage! Verdattert flitzte das klitzekleine Kätzchen zu Doktor Dalia Dunkeldussel. “Frau Doktor …”
    “Ich weiß”, sprach sie, das Kätzchen kraulend und wieder mit einem Lächeln, das sie sicher Anstrengung kostete. Sie richtete sich auf und verkündete: “Wir wollen die Teufelstulpe nicht mehr pflücken. Und auch keine andere Blume.”
    “Versprecht es!”, rief das Eichhörnchen.
    Und die beiden versprachen es, was die Waldbewohner sichtlich beruhigte. Dennoch trat das Wildschwein mit erhobenen Hauern vor. “Geht jetzt besser. Und erklärt diesem Erkläriker-Kerl, worüber wir gesprochen haben.”
    “Sind wir im Wald noch willkommen?”, fragte Doktor Dalia Dunkeldussel vorsichtig.
    “Natürlich. Solange ihr die seltenen Blumen in Ruhe lasst und den Wald ordentlich behandelt.”
    Da atmeten die beiden auf und verabschiedeten sich von den Waldbewohnern.

    III

    Als sie auf die Lichtung traten, saß der Erkläriker noch immer auf dem Baumstamm und notierte eifrig irgendetwas in einem Büchlein. Am Himmel sah das klitzekleine Kätzchen einen Habicht kreisen. Ob er auch zu den Beschützern der Blumen gehörte? Vielleicht wurde der Erkläriker von ihnen überwacht.
    “Wir haben deine Blumen”, sagte Doktor Dalia Dunkeldussel und deutete auf die Blumen.
    Der Erkläriker schaute auf. In seinen Augen leuchtete Freude über das unerwartete Geschenk. “Ihr habt das für mich auf euch genommen?”
    “Ja”, rief das klitzekleine Kätzchen zu ihm auf. “Aber —“
    “Die Zunft der Erkläriker wird es euch auf ewig danken!”
    “Das freut uns”, sagte Doktor Dalia Dunkeldussel. “Wir müssen aber klarstellen —“
    “Man sehe sich nur die Rose an, in ihrer robusten, scheinbar verholzten Schönheit! Sie tarnen sich als tote Sträucher und sind damit nicht auf ihre Stacheln als Fraßschutz angewiesen. Ich glaube, einige Pflanzenfresser sind längst dahinter gestiegen, aber die Sträucher mit ihren harten Auswüchsen scheinen doch nicht so schmackhaft zu sein. Merkwürdig eigentlich, dass sich diese Pflanze noch nicht über diesen Wald hinaus ausgebreitet hat. Es ist wahrlich ein Rätsel, aber es spornt auch den Forschergeist an!”
    Das hatte das klitzekleine Kätzchen befürchtet. Der Erkläriker hörte einfach nicht auf zu quasseln.
    “Na ja, all diese Dinge geben mir noch tiefere Wertschätzung für die Pflänzchen. Das Wichtigste für mich ist aber freilich der … Geschmack.”
    “Was?”, entfuhr es dem klitzekleinen Kätzchen.
    Doch der Erkläriker achtete nicht darauf. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich die Blumen in den Mund zu stopfen und dabei genüsslich zu seufzen. Dann spuckte der Erkläriker die Kugeln aus, als wären es Melonenkerne.
    Dem Kätzchen und Frau Doktor blieb der Mund weit offen stehen.
    “Du sagtest doch, du brauchst sie für deine Forschung!”, kreischte das klitzekleine Kätzchen. Hilflos schaute es zu Doktor Dalia Dunkeldussel auf und was es sah, ließ es ein paar Schritte zurücktreten. Frau Doktor kochte, nein, es war schlimmer, sie kochte über. Die Hände zu Fäusten geballt, holte sie tief Luft.
    Und der ganze Wald erzitterte.

    ***

    In der alten Version kam es nicht zur Konfrontation mit dem Erkläriker, sondern das kK und DDD berieten sich über ihr Vorgehen mit ihm. Das finde ich für den Plot eher unbefriedigend, thematisch finde ich es aber etwas runder.

    Ende der alten Version

    Da atmeten die beiden auf und verabschiedeten sich von den Waldbewohnern.
    Kurz bevor sie die Lichtung erreichten, auf der sie den Erkläriker und ihren Schrott zurückgelassen hatten, drängte sich dem klitzekleinen Kätzchen eine Frage auf.
    “Was machen wir jetzt mit den Blumen?”
    “Nun”, überlegte Doktor Dalia Dunkeldussel, “die Blumen haben sehr gelitten, als ich mich auf den Waldboden geworfen habe.” Sie hob die geknickten Pflanzen vor sich. Zumindest die Hälfte der Blütenblätter hing noch an ihnen. “Aber vielleicht bringen sie dem Erkläriker noch etwas.”
    Das brachte das klitzekleine Kätzchen zum Grübeln. “Ist es eine gute Idee, sie ihm zu geben? Die Blumen sind doch gefährdet. Was, wenn er dann denkt, dass er einfach weiter gedankenlos Blumen ausreißen kann, wenn er immer sagt: ‘Das ist für die Forschung, ich darf das’?”
    “Er ist ein Forscher, ich erwarte eigentlich, dass er versteht, wann so etwas richtig ist und wann nicht. Andererseits … wir haben ihn ja erlebt. Vielleicht hast du recht.” Doktor Dunkeldussel ging zu einem Strauch und versteckte die Überreste der Blumen darunter. “So. Wir erklären ihm natürlich trotzdem, was los war. Sonst lernt er nichts daraus.”
    Das klitzekleine Kätzchen dachte an die Begegnung mit dem Erkläriker zurück, und wie er ihm nicht zugehört hatte. Es glaubte nicht, dass es so einfach sein würde, diesem Wesen irgendetwas zu erklären. “Und was, wenn er wieder nicht zuhört?”
    “Hm!” Doktor Dalia Dunkeldussel lächelte, das erste Mal seit langem wieder völlig aufrichtig. "Dann mache ich diese unhöfliche Flitzpiepe ordentlich zur Schnecke!”

    So, ich habe neulich für die Märchen-Ausschreibung diese Geschichte hier geschrieben. Dies ist eine überarbeitete Version verglichen mit der, die ich abgeschickt habe. Da ich jetzt kein Zeichenlimit einhalten muss, hat sie das Ende, das ich für sie vorgesehen habe. Und das Limit wäre nur minimal gerissen worden. Ich könnte mich ärgern, weil ich die paar Zeichen sicher noch losgeworden wäre, aber so isses nu. Ganz schön lang ist sie trotzdem. Ich teile sie lieber mal in zwei Posts. Sie ist ein weiteres Abenteuer vom klitzekleinen Kätzchen und Doktor Dalia Dunkeldussel. Viel Spaß.


    Vorige Geschichte vom klitzekleinen Kätzchen.

    Der Erkläriker (1/2)

    I

    “Hier ist noch was!”
    “Gut gesehen. Das könnte ich für ein neues Schutzblech an meiner Rakete benutzen. Oder für einen Toaster.”
    Eines Tages streunten das klitzekleine Kätzchen und seine Freundin Doktor Dalia Dunkeldussel durch den Hirschwald, um Schrott zu sammeln. Das Kätzchen schnupperte. Ein rostiger Geruch hing in der Luft. Tiefer im Wald lag noch mehr Altmetall.
    “So viele Teile”, murmelte Doktor Dunkeldussel und ließ das eben Gefundene in den Wagen an ihrem Fahrrad plumpsen. “So wird der Wald in hunderten Jahren noch nicht sauber sein.”
    “Aber mit jedem Teil wird er ein Stückchen sauberer, stimmt’s?”
    Doktor Dunkeldussel lächelte müde. “Stimmt …”
    Seit ihrem letzten gemeinsamen Abenteuer war sie öfter in Gedanken, darum versuchte das klitzekleine Kätzchen, sie aufzumuntern. “Ich gucke mal da drüben”, sagte es und konnte dabei kaum stillhalten. Mit mehr Schrott konnte Frau Doktor mehr basteln und wenn sie bastelte, war sie am glücklichsten.
    “Aber renn’ nicht zu weit weg. Der Wagen ist eh fast voll.”
    Das klitzekleine Kätzchen flitzte los durch Farne, über Moose und zwischen Sträuchern hindurch. Hier lag so viel schöner Schrott! Damit würde Doktor Dunkeldussel definitiv noch viele Düsen für ihre Raketen bauen können. Es sprang über einen hohlen Stamm und brach durch einen Busch auf eine lauschige Lichtung. Doch die Ruhe im sanften Sonnenschein wurde gestört. Wer weinte da?
    “Oooh weh mir, oh weh! Oooh! Oooh weh mir!”
    Nur ein paar Schritte entfernt saß eine schmale Gestalt, die Doktor Dunkeldussel sicher nur bis zum Kinn reichte. Sie hatte lila Haut, trug eine hellblaue Robe, eine ebenfalls hellblaue Haube und hielt ihr Gesicht mit den Händen bedeckt.
    “Oooh weh mir! Das ist ein dunkler Tag! Oooh, oooh, oooh …”
    “Hallo”, sprach das klitzekleine Kätzchen und tippelte näher. “Was ist denn los?”
    “Huch?” Die Gestalt hielt im Schluchzen inne und schniefte noch ein paarmal. Ihr Gesicht war runzlig und ein langer Bart rauschte von ihrem Gesicht hinab. “Ach, da unten bist du. Ich … also … ich wurde bestohlen!”
    “Das ist ja schrecklich!”
    “Und ob. Man hat mir … die Gelegenheit gestohlen, meine Forschung fortzusetzen. Und das geht uns alle etwas an, ja genau! Denn es gibt kein höheres Gut als das Wissen der Welt zu vergrößern. Schließlich bin ich Herbarius Spitzwalterich Petersilian Knoll, der Achte der dreizehn Erkläriker! Weißt du, wer wir sind?” Die Augen des Erklärikers waren noch gerötet, aber er hatte sich stolz aufgerichtet und funkelte das klitzekleine Kätzchen erwartungsvoll an.
    “Nein, ich hab’ noch nie von euch gehört.”
    Der Erkläriker sank wieder in sich zusammen. “Das sagen die meisten …”, krächzte er.
    “Und, äh, wer seid ihr?”, fragte das klitzekleine Kätzchen. Es wollte nicht unhöflich sein.
    “Ha!” Der Erkläriker richtete sich wieder auf. “Wir sind die Erkläriker, das heißt, wir wissen alles! Es gibt keine Information, die wir nicht wissen oder nachschlagen können oder von der wir zumindest wissen, wo wir sie nachschlagen könnten, wenn wir bloß den Zugang dazu hätten … Niemand kam jemals so nah an die Omniszienz wie die dreizehn Erkläriker im Turm des Wissens!”
    “Omis Lizenz? Lizenz für was?”, wollte das klitzekleine Kätzchen wissen, doch der Erkläriker war schneller:
    “’Was ist der Turm des Wissens?’, fragst du dich jetzt sicherlich!”
    “Nein, ich habe eigentlich —“
    “Nun, dort leben wir! Es ist ein dreizehneckiger Turm, in dem wir das Wissen über die Welt sammeln. Darum ist er auch bis zum Dachstuhl angefüllt mit Büchern, Schriftrollen, Briefen und digitalen Speichermedien, die aus der ganzen Welt zusammengetragen wurden.”
    Das war sicher alles interessant, doch das klitzekleine Kätzchen fühlte sich von so vielen Informationen überrollt. “Wenn bloß Frau Doktor hier wäre”, dachte es. Aber das war Frau Doktor nicht, darum musste es den Redeschwall selbst zum Stillstand bringen. “Also —“
    “Wir haben uns natürlich spezialisiert, musst du wissen. Worauf, fragst du? Nun ja auf alle Wissensfelder, die es so gibt, und natürlich noch auf einige, die es vielleicht mal geben wird. Das ist gar nicht so einfach. Haha!”
    Aber danach hatte es doch gar nicht gefragt!
    “Wir haben zunächst die Felder auf uns aufteilen müssen. Um ehrlich zu sein, sind sie nur lose Abgrenzungen. Wer beim Wissen in Grenzen denkt und nicht in Überschneidungen, ist ein Anfänger, sage ich immer. Ha! Deswegen räumen wir auch immer wieder um — das ist vielleicht ein Theater, sage ich dir. Eigentlich liegen unsere Fachbereiche in einem Dauerstrei-, äh, ich meine natürlich: Dialog!”
    “Ich wollte nur —“
    “Jedenfalls sind wir immer unterwegs und sammeln alles Wissen, das wir finden können, ob wir es gesucht haben oder nicht. Mein liebstes Werk, das ich auf diesen Grundlagen verfasst habe, ist eine Monographie über die Arten und die Anwendungen von Baumrinde. Hach, sicherlich ein Nischenprojekt, sind wir ehrlich, aber es ist aus Leidenschaft geschrieben und ich bin sicher, dass man in jeder Zeile —“
    In diesem Moment schob, dem Glück sei Dank, Frau Doktor ihr Fahrrad aus dem Gestrüpp auf die Lichtung. “Da steckst du also”, sagte sie und klang erleichtert.
    “Oh, noch mehr Besuch!” Der Erkläriker frohlockte. Von seiner Betrübung war nichts mehr zu spüren. “Darf ich mich vorstellen, junger Mensch? Ich bin Herbarius Spitzwalterich Petersilian Knoll, der achte der dreizehn —“
    “Erkläriker, ich weiß”, sagte Doktor Dalia Dunkeldussel trocken, wohl noch damit beschäftigt, die Situation zu erfassen.
    Währenddessen kicherte der Erkläriker in seiner alten, krächzenden Stimme. “Uiuiui, sie weiß, wer wir sind!”
    Da war die Gelegenheit. Der Erkläriker sabbelte nicht mehr seinen Sermon herunter! Das musste das klitzekleine Kätzchen nutzen. “Erkläriker!”, rief es. “Du hast doch eben noch geweint. Was war denn bloß los?”
    Alle Freude wich aus seinem Gesicht. “Oooh!”, heulte er auf, die Hände in die Luft hebend. “Ich hatte es ganz vergessen! Ich kam in dieses Gehölz, um … meine botanische Forschung an ein paar Blumen fortzusetzen.” Er hob einen dünnen Strauß traurig geknickter Blumen in die Höhe. “Doch als ich mich einem besonders wertvollen Exemplar näherte, griffen sie mich an!”
    “Wer hat dich angegriffen?”, fragte das klitzekleine Kätzchen.
    “Einfach so! Ich konnte mich gerade noch in Sicherheit bringen, aber … äh, meine Forschung, meine schöne Forschung …” Der Erkläriker zupfte sich eine Blüte des zerdrückten Straußes aus dem Bart. “Dabei brauche ich die Blumen doch frisch und knackig! Ich habe ja solche Angst, wieder in den Wald zu gehen!”
    “Aber wer hat dich denn nun angegriffen?”, fragte das klitzekleine Kätzchen erneut. Wenn der Wald gefährlich war, wollte es das lieber wissen. Doch der Erkläriker war wieder in voller Fahrt in seinem Monolog:
    “Da bin ich den weiten Weg gekommen, und wofür? Auf meine alten Tage verkraftet man so einen Rückschlag nicht mehr so leicht. Oh weh mir … ein dunkler Tag ist das!”
    “Lass gut sein, kleine Miez”, sagte Doktor Dalia Dunkeldussel.
    Erstaunt wandte das klitzekleine Kätzchen sich ihr zu. Es hatte gar nicht bemerkt, wie Doktor Dunkeldussel die Tasche des alten Erklärikers durchstöbert hatte. Sie schloss gerade ein dickes Buch und steckte es in die Tasche zurück.
    “Da drin gibt es viele gängige Gewächse, aber drei Lesezeichen liegen bei seltenen Blumen. Eine davon wird er schon gemeint haben.”
    “Wir suchen die Pflanzen?”
    “Du wolltest ihm doch helfen, oder nicht?”
    “Ihr helft mir?”, fragte der Erkläriker. “Oh, das ist so gütig von euch jungen Leuten!”
    “Sehr gerne!”, sagte das klitzekleine Kätzchen. Frau Doktor schwieg.
    Und so ließen sie die Lichtung, den Erkläriker und ihr Fahrrad hinter sich zurück.
    “Du bist einfach an seine Tasche gegangen”, bemerkte das klitzekleine Kätzchen wenig später. “Das ist nicht nett.”
    “Er ist nicht auf deine Fragen eingegangen. Findest du das etwa nett?”
    “Nein …”
    “Na bitte. Außerdem habe ich ihn nicht bestohlen. Wir wollen ihm helfen, und mit ihm zu sprechen schien mir gerade unmöglich. Ein Erkläriker eben …”
    “Du kennst die Erkläriker?”
    “Ja, ich habe schon ein paarmal welche getroffen. Komische Typen. Dieser war besonders anstrengend …”
    “Aber er war doch so traurig!”
    Wieder lächelte Doktor Dalia Dunkeldussel deutlich bemüht. “Du hast recht, daran hat es vielleicht gelegen … Wir helfen ihm jedenfalls. Darauf kommt es an.”
    Da konnte das klitzekleine Kätzchen nur zustimmen. In letzter Zeit gab sie sich wirklich Mühe, netter zu anderen zu sein.

    Nächster Abschnitt.

    Ich bin in meiner Elric-Sammlung von Michael Moorcock jetzt auf der Hälfte angelangt. Gelesen habe ich jetzt also:

    • Elric von Melniboné
    • Die Festung der Perle
    • Auf der See des Schicksals
    • Der Zauber des Weißen Wolfes

    Was die Veröffentlichungsreihenfolge angeht, tanzt die Perle aus der Reihe und wurde fast 20 Jahre später in den 90ern geschrieben. Was fällt mir so auf?

    Ich mochte den ersten Roman sehr gerne. Wir bekommen einige Figuren und die Verhältnisse auf Melniboné vorgestellt. Und es gibt viel zu entdecken: Naturgeister, Chaosfürsten und ihre Gegenstücke auf der Seite der Ordnung, andere Seinsebenen, Landschaften aus Fleisch (die pochende Kammer, eine Analogie auf eine Gebärmutter?!), natürlich andere Länder, seelentrinkende Schwerter, Zaubertränke, Liebemachen in einer Höhle am Meer, Zauberspiegel des Vergessens, eine imperialistische Vergangenheit ... und das auf unter 200 Seiten.

    Moorcock ist ein Autor der Ideen, er geht fast verschwenderisch damit um. Einige Konzepte werden gar nicht so tief ausgeleuchtet, wie es vielleicht angebracht wäre. Angeblich hat er das dann in späteren Werken ganz realisiert, davor war es wichtiger, durchs Schreiben über die Runden zu kommen. Was etwas auf der Strecke bleibt, ist das Innenleben von allen außer Elric. Und auch der wirkt manchmal wie ein Pappkamerad.

    Die Festung der Perle ist dann etwas, was man im Anime-Jargon eine Filler-Episode nennen würde o.Ä. Es gibt viel zum Multiversum, besonders wenn Elric die Traumgefilde betritt und sie nacheinander erklärt bekommt - aber diese coolen Ideen werden eben gereiht und auf eine recht unspannende Weise ausgebreitet. Da zieht sich das Abenteuer dann.

    In Auf der See des Schicksals wird dann langsam klar, wie viele dieser Romane aufgebaut sind. Sie sind nämlich meist selber Sammlungen von Novellen, die thematisch oder plottechnisch mal mehr, mal weniger zusammenhängen. Hier segelt Elric beispielsweise auf einem magischen Schiff durch Raum und Zeit, um zusammen mit seinen anderen Inkarnationen (Corum, Falkenmond, Erekose) avangers-mäßig zwei Monster umzubringen, die sonst das Multiversum energetisch auszuzeln würden. Finde ich, ehrlich gesagt, eher langweilig. Viel lieber mag ich es, wenn Elric leiden muss und sein Herz in den Staub getreten wird. Die zweite Story findet kurz darauf in einem Zwischenreich statt, aus dem Elric entkommen muss. Dafür muss er allerdings den Helfer in einer verdrehten Liebesgeschichte spielen, in denen die Akteure hunderte Jahre alt sind. Er steht da respektvoll daneben, wie ein Don Quijote oder der Doktor (Who) auf ihren Abenteuern, packt aber auch an, wenn es sein muss. Und zuletzt, gerade wieder auf der Erde angekommen, nimmt er sofort eine Quest an, die Herkunft seines Volkes zu ergründen ...

    Das wird schnell mal repetitiv, wirkt erzählerisch manchmal ein bisschen faul, ist aber bis zum Anschlag voll von ... Ideen. Und das lerne ich gerade noch mehr zu schätzen. Mal ehrlich, manche Fantasy wie z.B. A Song of Ice and Fire sind gar nicht so fantastisch aufgeladen, wie man vielleicht glauben mag. Das ist auch in Ordnung so, dafür gibt es mehr Charaktertiefe. Aber hier gibt es eine andere Fantasy, eine, die einen staunen lässt, weil an jeder Ecke etwas merkwürdiges vor einen springt. Unter anderem hat Kai Meyer ein Vorwort für Der Zauber des Weißen Wolfs verfasst. Meyer kenne ich von seinen Romanen Die Seiten der Welt und fand die Lese-Erfahrung damals eher mittel, aber jetzt wird mir so einiges klar. Eines seiner großen Vorbilder war Micheal Moorcock, seine Dimensionen, Seinsebenen, seine prallvollen Welten sind etwas, was Meyer selbst zu seinen Welten voller Ideen inspiriert hat, zum sense of wonder von dessen eigenen Werken. Da weiß ich Meyer im Nachgang plötzlich ganz anders zu schätzen.

    Der Zauber des Weißen Wolfs lehnt sich dann wieder weiter in Elrics Elend rein, und ich bin dafür dankbar. Er wollte seine Heimat, Melniboné vor dem Untergang retten, doch ... Er wollte seine Geliebte Cymoril retten, aber ... Die erste Geschichte ist das perfekte Gegenstück zum ersten Roman. Die zweite und die dritte Geschichte bauen weiter Elrics Psyche aus, außerdem den Konflikt zwischen Ordnung und Chaos und wie Elric darin verwickelt ist. Ich denke, bei diesen mittleren Geschichten bin ich jetzt ganz an Bord.

    So weit mein Statusbericht. Viel zum Nachdenken.


    Nachtrag.

    Ich bin immer mal neugierig und schaue nach alten Posts zu Büchern und Autoren, die mich interessieren, darum ...

    Der Herzog von Köln von Michael Moorcock

    Ein anderer Held des Multiversums - Dorian Hawkmoon - in einem endzeitlichen Europa verteidigt der die Camargue gegen das dunkle Imperium von Granbretanien.

    Die Geschichte erreicht nicht so ganz den Gipfel dessen was Moorcock schreiben kann, aber es liest sich ganz okay und das Setting zwischen Mittelalter und Neuzeit mit Ornithoptern und Flammenlanzen, aber auch Breitschwertern und Reitflamingos ist irgendwie... interessant.

    ... bin ich hier hellhörig geworden. Chocobos?!

    Chocobo
    Chocobos sind neben den Mogrys die Maskottchen der Final Fantasy-Serie. Sie sind übergroße, meist flugunfähige Reitvögel, die seit Final Fantasy II in jedem…
    finalfantasy.fandom.com

    Klingt von den Ideen her sehr cool :D

    Was genau verstehst Du unter einem Doppelplaneten?

    Ich dachte da an die Erde und den Mond, wenn der Mond größer wäre. Oder Pluto und Charon (beides keine Planeten, ich weiß), die mein Beispiel für das tidal locking wären.

    Was Du hier beschreibst ist tidal locking - das hat weniger mit der Masse und mehr mit der Entfernung der beiden zu tun.

    Ich wusste, das war gut, hier mal was in die Runde zu fragen. xD In den Begriff schaue ich mal tiefer rein, damit ich da nichts durcheinander bringe.

    Fuer solche Fragen hab' ich den Worldbuilder geschrieben:

    Science and Fiction - The Worldbuilder Project

    (im Prinzip kannst du ein System bis hin zu Wetter und Geologie durchsimulieren, fuer Dich reicht wahrscheinlich Umlaufbahnen und Stabilitaet der Orbits).

    Sehr cool, ich schaue da mal rein. :D Mich würden spontan auch die Auswirkungen auf die Gezeiten interessieren. Irgendwo habe glaube ich vage aufgeschnappt zu haben, dass es da auch Auswirkungen auf die Rotation der Planeten um sich selbst gibt, also auf den Tag/Nachtzyklus.

    Und, na ja, warum zwei identische Planeten bauen, wenn sie zu einander Kontraste sein könnten? Da frage ich mich auch, ob sich nicht vielleicht mit der Größe der Ozeane und Landmassen spielen lässt.

    Aber, und das ist wahrscheinlich, womit ich am meisten gerade ringe:

    Und vielleicht auch: Wie physikalisch plausibel sollte so eine Welt sein, dass sie in einer Fantasy-Geschichte glaubhaft genug ist?

    Nicht sehr - in Fantasy bin ich auch mit Magie zufrieden, da muss die Welt nur in sich stimmig sein, aber nicht mit unseren Naturgesetzen ueberein gehen. Also - die Scheibenwelt geht ja auch fuer Fantasy.

    Damit hast du natürlich recht. Ich muss auch gucken, dass ich das große Ganze im Auge behalte. Am Ende kann es eben immer heißen: Die Götter wären's! Und es wäre legitim.

    Vielen Dank!

    Moin, liebes Forum. Vielleicht könnt ihr mir helfen.

    Ich bin gerade damit beschäftigt, Ideen für eine Welt zusammeln. Ein Gedanke ist, dass die Geschichte auf einem bewohnbaren Doppelplaneten spielen könnte. Da es eine Fantasy-Geschichte sein soll und keine Sci-Fi, versuche ich nicht unbedingt eine astronomisch plausible Welt zu entwerfen, aber es wäre zumindest toll, wenn ich verstehen würde, was astronomisch plausibel ist, welche Konsequenzen so ein Setting auf die Welt hätte (selbst wenn ich sie nur teilweise einbauen sollte) und so weiter und so weiter.

    Ein paar Informationen habe ich mir schon zusammenklauben können. Beispielsweise würden sich die beiden Teile des Doppelplaneten immer die gleiche Seite zuwenden, wenn die Masse beider Himmelskörper ähnlich ist.

    Ich frage mich aber, wie ich so eine Recherche weiterführen kann. Was gibt es für Quellen oder Werkzeuge, die man da nutzen kann?

    Und vielleicht auch: Wie physikalisch plausibel sollte so eine Welt sein, dass sie in einer Fantasy-Geschichte glaubhaft genug ist? Als Weltenbauer bin ich leider ziemlicher Anfänger.

    Sword Art Online Abridged, die Parodie auf das Original Sword Art Online. Als ich noch nicht so viel anderes kannte, war SAO mal mein Lieblingsanime, insofern bin ich ein bisschen nostalgisch. Mittlerweile bin ich mir aber auch der zahlreichen Schwächen bewusst und habe auch nicht wirklich Lust, mir das Original nochmal anzusehen. Zum Glück ist die Parodie die eindeutig bessere Show! :D

    Aus dem überstarken, hilfsbereiten, einsamen Protagonisten Kirito haben sie ein kompetentes, aber unsicheres Arschloch mit Überlegenheitskomplex gemacht. Aus Asuna eine Soziopathin, die nur vorgibt, nett zu sein, aber hintenrum eben wieder ein Arschloch ist. Zusammen sind die beiden eine wunderschönes, dysfunktionales Knäuel aus Charakterschwächen und Schlechtarscherei ("badassery", wie das Internet sagen würde). Für eine fan-gemachte Parodie sind die Figuren eigentlich alle deutlich besser geschrieben als im Original.

    Ja, meine Empfehlung. Das könnte vielleicht sogar für die funktionieren, die das Original nicht kennen. :D

    Episode 1 ist noch ein bisschen lahm. Episode 2 bangt dann sehr gut.

    Externer Inhalt youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Ich jongliere gerade zu viel auf einmal ...

    Genji pausiert, weil ich das Buch jetzt auf der Hälfte ziemlich müde bin. Ob ich es noch beende, kann ich gerade nicht sagen. 800 weitere Seiten adeliger Alltäglichkeiten klingen gerade nicht so attraktiv. Anfangs war es ja noch faszinierend. Andererseits könnte ich ja zumindest bis zu Genjis Tod durchhalten, der soll in 350 Seiten kommen. Und danach fehlt ja nur noch ein Viertel ... Aber wie gesagt, meine Motivation dazu ist gerade echt im Eimer.

    Bei Elric bin ich gerade mitten im chronologisch zweiten Buch drin, "Die Festung der Perle". Es wurde später geschrieben als der Folgeband, weswegen wahrscheinlich hier schon erste Erwähnungen zum Multiversum kommen. Durchaus spannend, Elric ist eine faszinierende Figur. Bisher sind es immer Reisegeschichten, bei denen Elric dann in Leute reinrennt. :hmm: Ob sich das noch ändern wird? Was mich packt, ist Elrics Kampf um seine Ideale und seine Unabhängigkeit, die ihn meist weiter ins Unglück zieht. Mit glücklosen Rittern sympathisiere ich wohl, und Elric ist auch von einer traurigen Gestalt.

    Skullduggery Pleasant: Duell der Dimensionen sollte meine Urlaubslektüre sein, aber ich kam kaum zum Lesen. Nachdem wir bereits die Dimension der Gesichtslosen etabliert hatten, ist die Existenz von Paralleluniversen nicht so schockierend. Ich hoffe, dass das jetzt nicht der Beliebigkeit Tür und Tor öffnet und die Handlung sich trotzdem aufs Nötige konzentriert. Bisher wieder ein gutes Buch.
    Was auffällt, ist Derek Landys Schreibstil. Der Text ist so schnörkellos, also stilistisch langweilig geschrieben, dass es nicht lohnt, sich mit Details zu befassen. Als Folge fliegt man so durch die Seiten und kommt schnell zu den Pointen. Ich genieße die Leichtigkeit und hole mir die Poesie woanders.

    Mit einem Kumpel hatte ich einen Termin vereinbart, an dem wir Die Unendliche Geschichte von Michael Ende lesen. Daran halte ich mich jetzt auch, komme was kommen wollen tut. :ugly: Mein erster Ende, die bunte Welt von Phantásien gefällt mir gut, Endes Duktus aus. Es gibt so einen Hang dazu, die Kapitel eher lahm zu beginnen, durch Exposition. Der Text nimmt dann erst Fahrt auf, wenn die Handlung dann einsetzt und dann sind die Kapitel auch wirklich gut. Das wird jetzt erstmal mein Hauptfokus sein.