Beiträge von kalkwiese

    Etiam

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    Ich glaube das musst du mir erklären, das verstehe ich nämlich nicht ^^'

    Manchmal gehören Dinge einfach noch inhaltlich zusammen, finde ich, und die machen sich dann besser, wenn sie im gleichen Absatz sind, es sei denn, es gibt gute andere Gründe, wie wenn man etwas besonders hervorheben will. George R. R. Martin hat beispielsweise ein richtig gutes Absatz-Game. Wenn man seine Bücher liest, dann ist jeder Absatz ein stimmiger, in sich geschlossener Sinnzusammenhang, und wenn es einen neuen gibt, gibt es einen neuen Absatz. Manchmal sind diese Zusammenhange größer, vielleicht reflektiert die Figur auch länger und kann die Gedanken langer schweifen lassen. Dann braucht es mMn weniger Absätze. Manchmal will man das mit einer höheren Auflösung trennen ... ist nicht immer ganz eindeutig und man kann da sicher verschiedene Philosophien haben.

    Ich finde an der Stelle jedenfalls, dass der Satz noch zu dem davor gehört. Es wird erwähnt, dass sich der Gemütszustand des Begleiters geändert hat und dann folgt die Beschreibung davon. Das gehört für mich zusammen, das abzutrennen wäre für mich, wie einen Satz in der Mitte zu teilen.

    Ist mein Empfinden, für dich kann das auch Quatsch sein. Solche Dinge kommen sicher am Ende des Schreibens dieses Bandes, aber sowas schon mal zu erwähnen, fand ich nicht die schlechteste Idee. :hmm:

    Andere Sache, wegen dem PQP(?)
    Normalerweise würde ich dir recht geben, das hier einzusetzen, aber wenn ich in Dialogen bin, dann mache ich das ja auch nicht. Und dieser Brief ist ja quasi ein Dialog (genau genommen ein Monolog, but u know ...) mit dem geplanten Empfänger des Schreibens. :hmm:

    Oh, ich mag deine Begründung! :D Um sowas sollte man sich definitiv Gedanken machen. Als Gegenargument würde ich jetzt anbringen, dass dieser an Lovecraft & Friends angelehnte Schreibstil natürlich nach Bildung schreit und eine ordentliche Grammatik da gut in Bild passt, gerade weil wir durchaus anders schreiben als wir sprechen und der Brief ja niedergeschrieben ist.

    Dieser Stil und dann eine unstimmige Grammatik, das liest sich für mich wie ein Widerspruch. :pardon:

    Kapitel 4! Das kenne ich auch noch. Dieser Dwan war damals schon mysteriös und hatte ebenfalls etwas von Eren Jaeger, nur halt vom älteren Eren, nicht vom jüngeren. :D Wie das in die Geschichte passt, da bin ich gespannt.

    Im Spoiler ein paar Gedanken. Dieses Mal ein, zwei sprachliche Dinge, die ich einfach nur ansprechen wollte, die aber auch nicht die Welt erschüttern.

    Du spannst hier bereits einen weiten Bogen auf, wie es scheint. Ich weiß natürlich, dass du in Groß denkst. Ich selber kann sowas nicht oder traue mich nicht oder oder oder, darum finde ich das besonders spannend :D

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    Schon jetzt spüre ich, wie die Dinge wieder versuchen, meinem Geist zu entrinnen. Als wollen sie nicht von mir aus dieser Gruft gezerrt werden.

    Das ist in meinem Empfinden ein einzelner Satz, den Punkt empfinde ich als störend im Lesefluss. Sowas in natürlich individuell. Du setzt generell mehr Punkte, als ich es tun würde, und das ist vielleicht auch einfach dein Stil. Ich werde mal ein paar andere Stellen dieser Art anmerken und du kannst dann sehen/sagen, ob du damit was anfangen kannst.

    Dieser Grabhügel ist in der Tat anders als jene die ich bisher besucht hatte. Ich befinde mich vor dem verschlossenen Tor der großen Kammer und schreibe diesen Brief. Ich muss ihn hier schreiben, bevor ich etwas vergesse. Schon jetzt spüre ich, wie die Dinge wieder versuchen, meinem Geist zu entrinnen. Als wollen sie nicht von mir aus dieser Gruft gezerrt werden.
    Es fing schon an, als wir oben den schweren Stein beiseiteschoben, der den schmalen Eingang versperrte. Sobald das Portal offen lag, schien sich der Gemütszustand meines Reisebegleiters schlagartig zu ändern.

    Sofort bin ich bei Lovecraft, Clark Ashton Smith, Edgar Allan Poe und wie sie alle heißen. :D

    Sobald das Portal offen lag, schien sich der Gemütszustand meines Reisebegleiters schlagartig zu ändern.
    War er doch am Anfang der Reise noch fest entschlossen, mir das Grabmal zu zeigen und sich mit meiner Hilfe dessen Reichtümer anzueignen, schien er nun von jeglichem Willen verlassen. Er wurde bleich und stotterte nur, dass es eine falsche Entscheidung gewesen wäre, mich hierher zu führen.

    Dieser Absatz ist in meinem Empfinden zu viel, denn die Informationen gehören so eng zusammen, finde ich. Wieder eine Frage der Philosophie. Selbst finde ich, dass es Abwechslung bei langen und kurzen Absätzen geben sollte, darum will ich auch immer mal zu längeren Sätzen und Absätzen ermutigen, was man ja in der Regel nicht übertreiben will und deswegen vielleicht vermeidet. :)

    Wie bei keinem anderen Grabhügel zuvor, hatte ich das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Völlig abseits von dem, was sich da oben abspielte und verbunden mit den uralten Dingen, die hier unten ihr Dasein fristeten.

    Wäre auch ein guter einzelner Satz mMn.

    Meine Fackel brauchte ich nicht zu entzünden. Merkwürdigerweise brannten schon mehrere in den Gängen. Wie erwartet stieß ich auch auf Draugar, die sich jedoch nicht als großes Problem darstellten. Als ich mir die Wände und Urnen ansah, erkannte ich die verwitterte Schrift der alten Menschenvölker. Eure Vermutung scheint sich also zu bewahrheiten. Die alten Silben ermahnten mich zum Umdrehen und schilderten grausige Zukünfte, wenn ich auch nur einen Schritt in die unheilige Grabkammer setzen würde.

    Hier ist so viel drin. :D 1) Es war schon jemand da, weil Fackeln. 2) Die Schrift könnte die auf Tjelvars Steintafel sein. 3) Dwan klatscht die Draugar einfach; er muss krass sein.

    Mir wurde übel, als ich sah, dass aus ihren von Maden befallenen Leichen offensichtlich große Stücke gerissen wurden.

    Irgendwer ISST die Viecher?! Viel Dwan selbst bei der letzten Erkundung, sie er schon vergessen hat? :D

    Außerdem: gerissen worden waren. Sorry ^^

    Doch eins war klar. Ihre schmerzverzerrten Gesichter berichteten noch heute von den Qualen, die sie erlitten haben mussten.

    Hier könnte man beide Sätze gut mit einem Doppelpunkt verbinden. Das würde auch gut zum Briefstil passen.

    Der Stein vor dem Hügelgrab. Er war noch vor der Öffnung, als wir ankamen.

    Noch vor der Öffnung gewesen :pardon:

    Spätestens als ich mich ernsthaft fragte, warum mein Reisebegleiter nicht hinter mir stand, merkte ich es.

    Dann muss er sich ja doch erinnern? Wenn er es vergessen hat, kann er es doch nicht bemerken, denke ich mir :hmm:

    Es fiel mir auf, als ich bemerkte, dass die Fackeln nicht das leiseste Geräusch von sich gaben. Doch diese Erkenntnis hatte ich auch schon als ich diese stickigen Tunnel hinabstieg. Dennoch fühlte es sich an, als hätte ich diese Erfahrung gerade eben erst gemacht

    Das Gleiche. Dann muss er sich doch noch erinnern, oder? :hmm: Wie funktioniert das Vergessen? Ich will nicht sagen, dass es Unsinn ist, mir fehlt vielleicht nur etwas zur Stimmigkeit oder ich stehe auf dem Schlauch.

    Es wurmte ihn, dass es Monate gedauert hatte, um den Totengräber endlich zu erwischen. Aber heute hatten sie es geschafft. Bei Anbruch des Tages hatten sie ihn aus dem Loch torkeln sehen und ihn auf der Stelle festgenommen.

    Hm, ein Totengräber ist ja jemand, der Leute begräbt. Dwan ist aus Björns Perspektive ja eher ein Grabräuber. :hmm: Oder hat Dwan "Totengräber" als Titel oder so?

    Macht es Sinn, dass Björn ihn dann findet?
    Mir gefällt der Loop super. Aber ich hab das Gefühl der Effekt wäre stärker in einer Kurzgeschichte. Denn die Schleife die hier angedeutet wird, zeigt dass er eigentlich da unten versauern wird.
    Björn entdeckt ihn allerdings, als er aus dem Grab rauskommt ... widerspricht sich das nicht?

    Ergibt schon irgendwie Sinn. Du hast natürlich Recht, dass das Kurzgeschichte mehr knallt, denn das angedeutete Ende verpufft hier gleich, indem Björn Dwan gefangen nimmt. Vielleicht kannst du andeuten, dass Dwan den Loop doch schon ein paar Male durchlebt hat, also wirklich dabei war, zu versauern, bis Björn ihn gefunden hat. 1) Björn hätte dann leichteres Spiel gehabt, ihn zu fangen, was die Festnahme noch stimmiger macht. 2) Die Kurzgeschichte hat mehr Wumms.

    Oder ist das vielleicht schon, was die angeknabberten Draugar andeuten sollten? Wenn ja, dann hatte ich es zumindest im Verdacht, wenn auch nicht völlig so kapiert.

    So, Kapitel 3 beendet. :) Damit ist der Prolog ja geschafft, nech? >:D Weiterhin so gut, wie ich es in Erinnerung habe. Was sprachlich vielleicht nicht immer rund ist, machst du erzählerisch gut wett. Und die Ecken und Kanten kann man später noch schleifen - einem Poeten Erzählen beizubringen, ist vielleicht sogar schwieriger. :thumbup:

    Gutes Kapitel, heftiger Einstieg, ich leibe dran.

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    Wenn die Draugr vor ihrem Fluch Zwerge waren und sein Gegenüber ebenfalls den Toten angehörte, was musste dieses Scheusal dann zu Lebzeiten gewesen sein?

    Na Zwerge, Tjelvar, Zwerge! :P Ich ahne ungefähr, was du mit dem Satz erreichen möchtest, aber meine blöde Antwort drängt sich mir mehr auf. xD Vielleicht geht es präziser als das? Wenn ich es richtig verstehe, fragt er sich, wie stark/mächtig die Zwerge waren?

    Die Umgebungsgeräusche waren wieder zu hören und der Dunkle ging auf die Knie.

    Dann gibt es also einen Zusammenhang ... Mal sehen, was sich noch so beobachten lässt :D

    Mit all seinem Hass schlug Tjelvar zu und als der Stahl der beiden Waffen aufeinanderprallte, dröhnte ein gewaltiger Glockenschlag durch die Kirche, der sich mit dem Klirren einer brechenden Klinge vermischte.

    Hui, der Glockenschlag ist cool. Aber wer löst die Glocke aus? Und sollte nicht Stille sein, bevor die Klinge bricht und der große Dunkle verletzt wird? Wenn die Klinge bricht, ist er ja noch nicht erwischt worden, oder entgeht mir gerade was?

    Hm, meinst du wegen dem Wörtchen "nur" geht das unter? Ich hatte vor das "Nur" nicht als abschwächung zu benutzen, sondern ganz im Gegenteil. NUR wegen dem Schüler blabla. Es war der EINZIGE Grund, wieso man Arn noch aufhalten konnte. Sonst wäre alles den Bach runter gegangen.
    Oder gibt es einen anderen Grund, für dein Empfinden?

    Vielleicht kommt es auch drauf an, ob der Schüler eine wichtige Rolle in der Saga hat. Ich empfand es so, dass alle wichtigen Plotpunkte mindestens ein Satz im Aktiv hatten. Wenn der Schüler wichtig ist, sollte er mMn besser einen Aktivsatz haben, also "Der Schüler tat xyz" statt einen Passivsatz, also "Es gelang" oder "Man schaffte es" oder vergleichbares. Sowas wie "Er wurde von einem seiner Schüler niedergestreckt" hätte auch was, trotz Passiv.

    Wo genau mein Eindruck herkommt, ist schwierig zu erklären. :hmm: Alles rundherum war so im Aktiv formuliert, dieser Satz wirkte da irgendwie unpassend, vielleicht auch ungelenk auf mich.

    Inhaltlich hast du natürlich recht. Hätte der Schüler das nicht getan, hätte der Verräter (ich vermeide gerade die Namen, weil ich sie vergessen habe. Merkt man das?) nicht erledigt werden können.

    Hilft das? ^^'

    Manchmal denke ich mir was dabei (sprich es ist kein Zufall, sondern schaut nur so aus) und manchmal halt nicht xD

    Dann merke ich es einfach an, wenn mor was auffällt. Du filterst das schon :D

    Poah, das ist schon eine heftige Aussage ^^' But ... i know.

    Achja, mein Taktgefühl machmal. ^^ Sigi vielleicht retten zu können und sie dann sterben zu sehen, vielleicht auch mit dem Gedanken versagt zu haben ... Das ist wirklich nochmal schlimmer.

    Moin Eti! Abschnitt 1 bis 3 von Kapitel 3 habe ich jetzt gelesen. Zu Abschnitt 4 schreibe ich dann später auf meiner Rückfahrt. Dann kommentiere ich auch deine Frage näher. :) Generell werde ich wohl ein Kapitel in der Woche lesen, schätze ich.

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    Eriks Tod war mir ja bekannt, aber es tat trotzdem weh. Gut gemacht. ;(

    „Ich werde euch Missgeburten alle umbringen!“

    Hallo Eren!

    Es muss ein göttliches Wunder gewesen sein, dass Sigi dieses Massaker überleben konnte.

    Tatsächlich finde ich das auch sehr unwahrscheinlich, dass ausgerechnet seine Schwester die einzige (noch) Überlebende ist. ^^' Ein paar von solchen Zufallen kann man sich sicher erlauben, aber vorsichtig sollte man wohl sein. Zufälle, die Probleme schaffen, werden grundsätzlich mehr vergeben, als Zufälle, die Probleme lösen. Am Anfang der Geschichte, wie hier, ist das, denke ich, nicht so gravierend. Ey, Tjelvar kann einem leid tun. Wäre netter für ihn, wenn sie gleich tot gewesen wäre.

    Als er über die vielen Leichen blickte, kam ihm der Gedanke, dass es vielleicht besser war, dass seine Mutter nie hier eingetroffen war. Doch wo könnte sie sein? Und wichtiger, lebte sie noch?

    Ein zukünftiges Mysterium? :D Menschen werden ja nicht zu Zombies, richtig?

    Tjelvars Halsschlagadern traten hervor.

    Also, dass bei Anspannung Sehnen vortreten, das ist normal, aber bei den Schlagadern, also ausgerechnet den Schlagadern, bin ich mir nicht sicher. Das solltest du vielleicht nochmal prüfen.

    Vorgestern beendet: Das Mangelnde Licht von Nino Haratischwili. Vor einer Weile hatte ich hier mal über "Das Achte Leben" von ihr geschrieben und es sehr geliebt.

    "Das Achte Leben (Für Brilka)" war ein richtiger Hit für N. H., sicher spätestens als es für den International Booker 2020 nominiert war. Zwei Romane später liefert die Autorin weiterhin ab: Über 800 Seiten voll mit Tragödien und ungesunden Liebesgeschichten. Dieses Mal nicht über ein ganzes Jahrhundert, sondern über die spät- und post-sovjetische Zeit Georgiens.

    Die Leseerfahrung ist erstmal eine Schwerfällige. Viel muss etabliert werden - die Rahmenhandlung, die eine Fotoausstellung umfasst, und die weitläufige Binnenhandlung, die vier Freundinnen behandelt, Keto, Dina, Nene und Ira, aber auch ihre Familien und einige Nebenfiguren. Das Personal wird kaum sukzessiv, sondern zum Großteil auf einmal eingeführt. Da liegt der Hase im Hinterhofpfeffer mariniert begraben: Hier ist der Verlauf der Geschichte erstmal vorhersehbar. N. H. strapaziert da ein wenig die Geduld ihrer Leser. Diese wird aber belohnt.

    Nach einem Viertel beginnt dann schließlich die Seifenoper, die immer angedeutet wird.

    Schlagworte: Enttäuschte Hoffnungen, gebrochene Herzen, unmögliche Liebe, neue Hoffnungen, Missbrauch, Gewalt.

    In ihrer dick aufgetragenen Sprache führt die Autorin ihre Oper auf und lässt Keto sich obsessiv an alles erinnern, was Dinas Fotos in der Ausstellung in ihr anstoßen.

    Die Szenen, die Keto nie erlebt hat und dennoch im Detail beschreibt, sind dabei wohl die unglaubwürdigsten, das kann nicht von der Hand gewiesen werden. Bedenkt man Ketos Obsession mit dieser Vergangenheit, fällt es aber nicht schwer, sich vorzustellen, dass sie über Jahre diese Leerstellen mit ihren Fantasien zu füllen versucht hat. Für Keto, die in Konflikten immer vermitteln wollte, ist die Fotoausstellung ein Exorzismus, eine Suche nach dem Dimmer, damit dieses Licht nicht mehr vor sich hin mangeln muss.

    Haratischwilis Sprache ist sowohl Besonderheit als auch Schwäche ihrer Bücher. Die Vergleiche und Metaphern sind selten originell und manchmal sogar etwas schief. Gleichzeitig schafft sie einen Rausch, den man bei all den Kitschvorwürfen vielleicht gar nicht erwarten würde. Man muss ihr das einfach abnehmen. Hier ist nichts verdreht, N. H. ist einfach so, sie meint es ernst und ist mit voller Leidenschaft dabei.

    Muss eigentlich noch erwähnt werden, dass die Beobachtungen, die aus den aufeinanderprallenden Figuren hervorgehen, oft einfach klug sind?

    Wir sollten uns freuen, eine Erzählerin wie Nino Haratischwili lesen zu dürfen. Ich bin jetzt jedenfalls, wo ich auch ein zweites Buch liebte, offiziell ein Fan! :thumbup:

    Moin Eti! Ich werde wohl Kapitel für Kapitel kommentieren, zumindest so ungefähr. :)

    Kapitel 2 und die Draugar fallen ein. Ich finde cool, wie fast alles, was vorher etabliert wurde, z.B. die Lage der Kirche, jetzt für irgendetwas da ist. Das wirkt sorgfältig konstruiert, aber eben nicht künstlich auf mich. :D

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    Doch zu den Illusionen seiner Vergangenheit gesellten sich neue. In einem Getümmel, sichtete er Erik, wie dieser einer Überzahl von Gegnern unterlag und wie seine Schwester umzingelt wurde. Er sah ein Schwert, wie es im Rücken seiner Mutter versenkt wurde.

    Visionen von der Zukunft? Falls ja macht das noch dieses Zeitreise-Fass auf: Ist die Zukunft abänderlich oder befinden sich Vision und Empfänger on einer kausalen Schleife? Vielleicht mache ich diesen Kommentar auch unnötig. :D Bin nur gerade sehr motiviert.

    In den behandschuhten Händen hielt sie ein langes Schwert mit gewellter Klinge.

    Schwarzer Umhang und gewellte Klinge - der Klassiker. :D So stelle ich mir einen bösen Kultisten vor.

    Moin Eti! Kapitel 1 habe ich eben mal beendet. Wenn ich nichts sprachliches anmerke, geht es deutlich schneller. Vielleicht hilft es auch, dass ich am Handy in der Bahn sitze? :whistling:

    Also, das Setting wird hier gut umrissen: Neue Dorf-/Stadtgemeinschaft, die Saga, die Kirche, die Lyttra, die nebulöse (hehe) Vergangenheit ... Und immer gibt es diese kleinen - oder großen? - Fragen. Warum kann Tjelvar sich nicht erinnern? Sind er und Sigi wirklich verwandt? Warum kann er die Tafel lesen? Liest er sie im klassischen Sinne oder ist da Magie im Spiel? Wie lassen sich die Legenden auf Tjelvars Wirklichkeit übertragen? Der Aufbau macht Lust auf mehr; ob er "wirklich sitzt" hängt natürlich davon ab, was noch kommt. Und das finde ich in den nächsten Tagen/Wochen wohl heraus :)

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    Zwerge waren wegen ihres Verrats an den Riesen dazu verdammt, für den Rest ihrer Existenz als willenlose Draugar unter der Erde zu verrotten.

    Riesen = Götter?

    Zwerge = der in Ungnade gefallene Arn und seine Leute? :hmm:

    Nur eine unbeholfene Hypothese. Ich ziehe Parallelen. :D

    „Ich wusste schon immer, dass du was Besonderes bist.“ Seine Schwester kam langsam zu ihnen. „Seit ich dich das erste Mal gesehen habe.“

    Ja, da frage ich mich (wie letztes Mal auch) wirklich, ob sie verwandt sind. Vielleicht hat Sigi das aber auch (mit vier Jahren?) bei Tjelvars Geburtstag gedacht. Ist nicht unmöglich.

    Ich wollte gerade mit meinen Anmerkungen in die Tasten hauen und habe doch tatsächlich versehentlich alle Zitate gelöscht! Dx So sei es. Dann fasse ich es einfach zusammen; meine sonstigen Anmerkungen wären sowieso eher was, was dann am Ende bei der Zeile-für-Zeile-Bearbeitung drankäme. Da habe ich wahrscheinlich wieder viel Zeit in Details verloren.

    Die Lyttra sind irgendwann neu in die Geschichte gekommen, oder? Ich erinnere mich jedenfalls nicht an die.

    Beim Thing reden sie über Ackerbaukonzepte = alles ist tutti, alles ist friedlich. Die Ruhe vor der Stille ... oder so :whistling:

    Bisher gibt es nicht viel, was nicht stimmen könnte, also lese ich einfach weiter. :)

    Neulich zum zweiten Mal gelesen: Number9Dream von David Mitchell.

    David Mitchell hat sich mit Der Wolkenatlas einen Namen gemacht; ein Buch, das einem Stunt gleicht und das ich, mit Abstand betrachtet, doch etwas überbewertet finde. Dabei schätzen Mitchells Anhänger wahrscheinlich eher sein Gefühl für Dialoge, Witz, Stimme der Figuren, Szenen- und Plotstruktur, als die postmodernen Gimmicks - auch wenn diese ihm natürlich zu Aufmerksamkeit verholfen haben.

    Number9Dream ist in Mitchells Schaffen insofern besonders, dass es trotz großer Verspieltheit und eigenen Besonderheiten in jedem Kapitel - wie Träume, Tagträume, Rückblenden, Parallelerzählungen etc. - sich vorrangig auf die Geschichte einer einzelnen Figur konzentriert. Und das in einer sehr zusammenhängenden Manier.

    Das Ziel ist klar: Eiji Miyake sucht seinen Vater, den er nie kennengelernt hat. Dafür ist er von seiner Heimatinsel Yakushima mach Tokyo gezogen und wird von der Großstadt erschlagen. Mitchell lässt einen an vielen Sinneseindrücken und Details teilhaben, die Eiji dabei wahrnimmt, wodurch Tokyo immer ein präsenter Teil der Szenerie ist.

    "Der Samstagabend in Shibuya brodelt und schwitzt. Eine Woche nach meiner schlaflosen Nacht habe ich beschlossen, auf Entdeckungstour zu gehen. Die Stimmung ist so heiß, dass das ganze Vergnügungsviertel beim nächsten angeratschten Streichholz in Flammen aufzugehen droht. Letztes Jahr hat mich Onkel Bank mit in seine Bar nach Kagoshima genommen, aber die ist nichts im Vergleich zu hier. Das gilt auch für die Preise. Ameisenmännchen trinken in Trupps, Krawatten gelockert, Kragen aufgeknöpft. Aufgebrezelte Ameisenweibchen, die Bürokluft in die Handtaschen gestopft. Mein Urteil über Ameisen ist zu streng, wenn man bedenkt, dass ich jetzt selber eine bin. Aber ich tue nur so. Oder haben das am Anfang alle geglaubt?"

    Auf der Suche nach seinem Vater gerät Eiji schnell an seine Grenzen: er hat kaum Geld, er kennt die Gegend nicht, und bald gerät er versehentlich an die Yakuza. Aber es ist auch nicht alles schlecht, denn die Stadt hält auch Liebe bereit, ein paar Freunde, und vielleicht die Möglichkeit, seine Schuldgefühle gegenüber seiner toten Zwillingsschwester oder seine kaputte Beziehung zu seiner dauernd abwesenden, trunksüchtigen Mutter verarbeiten.

    Egal ob historisches Tagebuch, Fabelgeschichte, simple Rückblende oder Traumsequenzen - Mitchell versteht es, seinen Geschichten einen verspielten Touch zu geben, einen Sinn für Wunder trotz nüchterner Sprache. Besonders in Number9Dream, das in seinen Bildern manchmal überborden könnte, das lange, absatzlose Abschnitte enthält und so Bedeutungsebenen verwischt und ineinander übergleiten lässt, fast wie ein Bewusstseinstrom und doch nicht so abstrakt, ist Mitchell das gelungen.

    Und ja, er war lange ein Fan von Murakami. Parallelen existieren, dieses Buch trägt sogat den Titel einen John-Lennon-Songs. Aber das ist nur der Anstrich - die Bausubstanz ist Mitchell durch und durch.

    In kurz: Liest sich gut, macht Spaß, war geil. :D

    Endlich steige ich wieder ein! Auf geht's. Ich kenne diesen Anfang bereits und lese ihn trotzdem wie mit neuen Augen ... es ist schon lange her. Finde ich bisher gut stimmig, das Setting wird etabliert, die Vergangenheit angedeutet. Gibt wenig dazu zu sagen.

    Meine Anmerkungen zu Details findest du im Spoiler. Alles kann, nichts muss.

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    Nur Arns eigenem Schüler war es zu verdanken, dass der Verräter zu Fall gebracht wurde.

    Diesen Satz finde ich irgendwie so beiläufig. Dass Arn einen Schüler hat, der ihm in den Rücken fällt bzw. dem Allvater treu bleibt, ist doch ein wichtiger Punkt im Plot, da würde ich eine klare Formulierung schon vorziehen, etwa: "Doch einer von Arns Schülern usw. bla bla bla", oder so.

    Heute wusste er nicht mehr genau wie, aber er hatte es zusammen mit seiner Schwester und seine Mutter geschafft aus der Stadt zu entkommen.

    Diese Leerstelle ist sicher ein Mysterium, das noch gelöst werden wird. Sonst wäre das sehr unbefriedigend xD

    Von weitem waren die pechschwarzen Rauchwolken ihrer brennenden Heimat zu sehen gewesen, die sich mit dem Dunst des Nebels vermischt hatten.

    Dieser Satz für sich ist total in Ordnung. Ich merke nur eine leichte Tendenz zu monotonen Satzstrukturen, was dann vielleicht etwas ungelenk wirkt. Diesen Satz könnte man beispielsweise etwas umstellen, um das alles etwas aufzulockern und die Hilfsverben (waren, hatten) einzusparen. Beispiel: "Von Weitem waren die pechschwarzen Rauchwolken ihrer brennenden Heimat zu sehen gewesen, vermischt mit dem Dunst des Nebels."

    So als beispiel. :) Dann ist das alles schon etwas variabler und es wirkt auch musikalischer, falls die Analogie zur Musik für dich funktioniert.

    „Tjelvar!“, rief Sigi und holte damit ihren Bruder aus seinem Tagtraum. „Ist alles in Ordnung?“

    Das wirkt etwas distanziert auf mich. Ich denke nicht, dass du in einem allwissenden Erzähler schreibst, wo sowas notwendig sein kann, und wenn Tjelvar von sich selbst als "Sigis Bruder" denkt, dann muss er eine distanzierte Beziehung zu sich selbst haben. Nicht unmöglich, ist aber nicht, was ich gerade erwarte. Ich würde tatsächlich einfach vorschlagen: "[...] und holte ihn aus seinem Tagtraum." Ist dazu auch kürzer, was zu deinem - wie ich es wahrnehme - eher nüchternen Schreibstil passt. :)

    Tjelvar schmunzelte. Lag es daran, dass er so schnell zum Oberhaupt der Familie geworden war? In seinen Augen verhielt sie sich nicht wie eine Erwachsene. Und das, obwohl sie vier Jahre älter war.
    „Weiß Mutter davon?“, erkundigte er sich.

    Ist eine Frage der Philosophie, also alles okay hier. Ich persönlich würde wahrscheinlich den Zeilenumbruch nicht machen, denn wir sind in der oberen Zeile bei Tjelvar und in der unteren auch. Was er fragt ist auch irgendwie im Sinnzusammenhang mit den Gedanken darüber, zumindest verstehe ich das so. Wenn du den Umbruch nicht setzt, könntest du auch den Begleitsatz weglassen. Wer spricht ist klar, dass er sich erkundigt, geht aus der wörtlichen Rede hervor, und es ist ohne den Satz wieder einfach kürzer. :)

    Und bevor Sigi darauf eine Antwort geben konnte, kam ihre Mutter in die Stube herein. „Wovon weiß ich?“, fragte Svenja. Sie war eine kräftigere Frau und schnaubte ganz schön, als sie ihre Einkäufe vom Markt auf den Tisch stellte.

    "ihre" liest sich für mich, als wäre sie explizit Sigis Mutter. :hmm: Ob "ihre" sich auf Sigi oder die beide bezieht, ist nicht ganz klar und wir kennen die Mutter ja noch nicht - wäre eindeutiger wohl besser.

    "in" fehlt.

    "Svenja" wird sicher die Mutter sein. Wenn Tjelvar von ihr mit dem Vornamen denkt, dann ist da ja auch wieder Distanz im Spiel - vielleicht sie ja wirklich nicht seine Mutter. :hmm: Wahrscheinlich muss ich nur weiterlesen. Du könntest dir den Begleitsatz an der wörtlichen Rede eigentlich auch sparen und im Satz davor "ihre Mutter Svenja" schreiben. Dem könnte man auch Distanz vorwerfen, aber ich finde das schon persönlicher und irgendwie müssen die Infos halt in den Text, gell?

    „Naja, so schlimm ist er nun auch wieder nicht“, entgegnete Tjelvar. „Meistens steht er für seine Taten gerade.“
    Erik war ein guter Freund geworden, seit Tjelvars Familie in dieses Dorf kam. Deswegen hatte er ständig das Gefühl, ihn verteidigen zu müssen.
    „Immer wenn du mit ihm unterwegs warst, kamst du betrunken zurück!“, schimpfte seine Mutter.
    „Ja, aber das ist doch Tjelvars Schuld und nicht Eriks!“, argumentierte Sigi.

    Alles gelb markierte könnte man vielleicht streichen. Dass Tjelvar ihn verteidigt, merkt man ja. Und dass danach die Mutter spricht, ist auch klar. :)

    Aufgeregt wippte sie von einem Fuß auf den anderen.

    Ungeduldig wippte sie vom einen Fuß auf den anderen.

    Diese beiden Sätze fallen auf. :pardon: Vielleicht findest für einen davon etwas Besseres.

    „Jetzt sei kein Fisch!“, schimpfte sie und stiefelte hinter ihrem Bruder her. „Spuck Worte aus!

    :rofl:

    „Sigi“, begann der genervte Tjelvar ruhig.

    Wieder diese distanzierte Haltung zu Tjelvar. Das liest sich wie eine Außenperspektive auf ihn. Wenn das Absicht ist, in Ordnung, dann kannst du alles von mir dazu ignorieren. Wenn nicht, dann wäre mein Vorschlag sowas wie:

    "Sigi", begann Tjelvar ruhig. Langsam ging sie ihm auf die Nerven.


    Ich hoffe, das ist hilfreich. Wenn du zu einem dieser Aspekte keine Anmerkungen brauchst, sag bescheid. Das hier wäre ansonsten mein Grundmodus für Anmerkungen. Mein Kopf kann kaum anders. ^^

    Ich arbeite mich dann langsam durch, Post für Post und vom Detailgrad her je nach dem, wie viel Zeit ich mir nehmen kann.

    Gerade beendet: Kassandra von Christa Wolf. Ist vielleicht das erste Mal, dass ich ganz bewusst ein Buch einer DDR-Autorin in die Hand nehme. Und das als gebürtiger Mecklenburger? Wird wohl Zeit.

    Wäre natürlich schön gewesen, wenn das Buch sich dann auch angenehm gelesen hätte, aber leider war es eher von der mühseligen Sorte. Lässt das vielleicht auf Wolfs Werk an sich schließen? Trotz kleinem Umfang (184 Seiten) habe ich mir jedenfalls Zeit für diesen Text nehmen müssen.

    Es war schon ganz cool, wie diese Sprache so konsequent rhythmisch gestaltet war. Nicht so cool war der eher trockene, wenig sinnlich gestaltete Monologstil, in dem es keine Anführungszeichen gab und meist auch keine Zeilenumbrüche bei neuen Sprechern - seltsamerweise war es aber trotzdem nicht verwirrend. Respekt.

    Inhaltlich geht es um den trojanischen Kroeg. Kassandra, die trojanische Seherin, soll hingerichtet werdenund erinnert sich noch einmal an alles. Dabei erzählt sie sich selbst die Ereignisse, d.h. meist wird kaum oder nur sehr knapp ausgeführt, wer die Figuren alle sind, denn das weiß Kassandra ja eh. Ohne den Wikipedia-Artikel mit dem Personenverzeichnis wäre ich da aufgeschmissen gewesen, denn beim Trojanischen Krieg habe ich viele Lücken. Es ist also schon mal kein simpler Unterhaltungsroman. Aber okay, dann habe ich eben mit Recherchen ein bisschen Bildung nachholen können, wer jetzt nochmal diese Figur war, wo jener Ort liegt, welcher Gott das jetzt nochmal war. Aber so schnell brauche ich das nicht nochmal.

    Wolf hat hier im Prinzip über ganz universelle Dinge geschrieben. Wie in einem totalitären System nicht sein kann, was nicht sein darf. Wie es dort zunehmend unmöglich wird, die Wahrheit auszusprechen und wie einem das Zuhause auf diese Weise fremd wird. Die Seherin, der niemand glaubt bzw. die alle ignorieren, das ist vielleicht auch einfach die Autorin, die Intellektuelle, die auf Probleme hinweist, und die genauso ignoriert wird. Die Männer, die aus Stolz um jeden Preis ihr Gesicht wahren wollen, und die Helden, die eigentlich nur Schlächter und Vergewaltiger sind (hier explizit Achilles 'das Vieh') kommen da nicht gut weg.

    Eigentlich eine echt coole Geschichte. Aber das Buch, in dem sie formuliert ist, ist echt anstrengend.

    Fantasy, Non-Fantasy ... manche Autoren wandeln ja ganz bewusst auf der Grenze zur Fantastik. Ich habe jedenfallsüber die letzten Monate die (wahrscheilich ganze) Kurzprosa von Franz Kafka gelesen. Das heißt: Alles, was nicht seine Romane sind/geworden wären, hätte er sie fertig geschrieben.

    Da gibt es unter den Veröffentlichungen zu Lebzeiten so Banger wie Die Verwandlung - die sind auf den Punkt geschrieben, formvollendet und inhaltlich absolut verständlich. Hat man Die Verwandlung aber gelesen, bleiben davon nicht mehr so viele Texte übrig. Sowas wie In der Strafkolonie ist ähnlich stark, aber deutlich myseriöser. Und manche (wenige) Texte mäandern irgendwie ziellos umher, als würde Kafka selbst noch nach dem Inhalt suchen.

    Im Nachlass sind die Verhältnisse dann umgekehrt - die mäandernden Texte dominieren die Seiten, während es ein paar kurze, knackige Lichtblicke gibt, z.B. Vor dem Gesetz, Gib's Auf!, Kleine Fabel oder Poseidon.

    Nach Die Verwandlung waren meine Erwartungen groß, aber ich bin jetzt ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht. Bester Schriftsteller deutscher Sprache aller Zeiten? Ich glaube gerne, dass manche wirklich dieser Ansicht sind. Die Verwandlung gehört auch tatsächlich auf den Oylmp mMn, das ist einfach ein geiles Ding. Jedenfalls, Kafkas beste Werke kam zu Lebzeiten raus, das ist meine Erkenntnis. Dass die Romanfragmente an meiner Meinung noch was ändern können, bezweifle ich. Und auch, dass ich sie so bald anlesen werde.

    Moin Tom Stark

    Die hast du richtig verwandelt, das hat einfach Spaß gemacht. :D Clever auch, dass Halana so sehr über sie Gilde und "Um jeden fucking Preis" nachdenkt und damit Gedanken an ihre Mitverschwörer verschleiert werden. Das wirkt natürlich genug, dass die Wendung dann nicht unglaubwürdig wird. Coole Idee!

    20thcenturyman

    Da hast du auch leider völlig recht mit. Die atmosphärischen Beschreibungen, die fremde Welten für Leser erden und real machen, waren oft leider abwesend und die Orte damit beliebig. Wenn im letzten Drittel dann nicht mehr zig konfuse Handlungsstränge menenher laufen, nimmt sich Pullman auch plötzlich wieder Zeit dafür ...

    Mrs. Coulter war auch wirklich eher eine Figur, die im Sinne des Plots handelt, weil ist halt so. :rofl: Fand ich auch nicht wirklich glaubhaft. Man man man ...

    Und trotzdem denkt sich ein masochistischer Teil in meinem. Hinterkopf: Hey, lies doch mal die neuen Bücher zu der Reihe :D

    Pullman hatte wohl auch mal erklärt, dass er anfangs nicht wusste, wo die Geschichte mal hingehen soll. Nun, das spürt man.

    Ich sitze jetzt schon seit einer Woche oder so auf diesem Post und schiebe ihn auf ... Was bedeutet, dass ich Buch Nummer 3, Das Bernstein-Teleskop, beendet habe.

    His Dark Materials ist eine merkwürdige Reihe. Sie beginnt mit einem perfekten Roman, Der Goldene Kompass, der eine relativ simple Rettungsgeschichte mit dem Flair einer Nordpolexpedition, Steampunk und märchenhaften Elementen wie Hexen und sprechenden Eisbären kombiniert. Alles daran ist rund, die Sprache ist ein Genuss, es gibt einen Sinn für das Wunderbare und Unbekannte. Lyra soll eine Auserwählte sein, die das Ende des Schicksals selbst bringen wird. Am Ende wird dann ...

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    ... ein Tor in fremde Welten geöffnet und die freche Protagonistin Lyra, verlassen von beiden Eltern und gescheitert auf ihrer Rettungsmission, tritt ins Ungewisse.

    Und dann kommt Band 2 um die Ecke, Das Magische Messer, setzt einem einen weiteren Protagonisten vor, den Jungen Will, der aus unserer Welt kommt, und alles ist ganz anders. Will lernt Lyra kennen und wird Träger des Messers, das Portale in andere Welten öffnen kann.

    Nebenbei werden andere Plots gesponnen. Es soll einen Krieg gegen "die höchste Autorität" geben, und alle bereiten sich vor. Kein Nordpol mehr, dafür Engel, Gespenster, eine beiläufig erwähnte Manipulation der Zeit, andere, die schon immer zwischen Welten reisten (was Asriels großen Knall aus Band 1 etwas untergräbt), vieles mehr. Das ist irritierend, verspricht aber vieles zusätzlich zu dem, was in Band 1 an Versprechungen gemacht wurden. In diesem zweiten Band darf man noch hoffen, dass in Band 3 dann alles zu einem perfekt erzählten Ende führt, wie in Band 1.

    Allerdings gab es da den einen Punkt, an dem der Bogen überspannt wurde. Eine Physikerin unterhält sich mit Engeln, die ihr mitteilen, dass die mysteriöse Substanz namens "Staub" aus Band 1 das gleiche sei wie dunkle Materie. Und Staub und dunkle Materie sind das gleiche wie Engel. Das klingt nicht nur merkwürdig, es ergibt im weiteren Verlauf der Geschichte auch absolut keinen Sinn. Das gibt einem schon mal einen Vorgeschmack auf ...

    Band 3, Das Bernstein-Teleskop. Und oh boi, war das ein Reinfall. Grob gliedert sich das Buch in 3 Teile. Zuerst muss Lyra gerettet werden, dann gibt es eine Reise ins Reich der Toten und dann kommt der Rest. Ja wie? War da nicht ein Kampf gegen Gott? Ja ja, aber vorher muss erst noch das andere erzählt werden, das sich wie zwei Nebenquests anfühlen. Dann wird der Krieg in etwa zwei Kapiteln abgehandelt. Klingt enttäuschend? Ist es auch.

    Da wartet man seit dem Ende von Band 1 auf dieses Ereignis, aber es wird nur drum herum getanzt. Warum geht es ins Reich der Toten? Im Buch wird es damit begründet, dass Lyra sich u.A. bei einem Freund entschuldigen möchte. Nun ist es aber so, dass der Weg beschwerlich ist und es sein könnte, dass sie nicht zurückkehren kann. Da wirkt diese Motivation eher schwach. Am Krieg sind Lyra und Will dann fast unbeteiligt. Wisst ihr, woran mich dieser konfuse Storytellingstil erinnert? An Kingdom Hearts. Und das ist kein Kompliment.

    Hinterher, ganz am Schluss, gibt es dann einige Kapitel, in denen Will und Lyra sich endlich ihrer Gefühle füreinander klar werden können. Sie müssen eine Entscheidung treffen, die über den Fortbestand des Multiversums entscheidet. Wohlgemerkt, mit dem "Ende des Schicksals an sich" hat das erstaunlich wenig zu tun. Hier wird kein Determinusmus zerschmettert, um den freien Willen zu bringen. Stattdessen geht es um Liebe, Verlust und das Erwachsenwerden. Und trotz aller Enttäuschungen und Irritationen ist dieses letzte Drittel dann der stärkste Teil des Buchs, zumindest in meinen Augen.

    Aber, JUNGE, es kann das Mülltonnenlagerfeuer, das die 400 Seiten davor waren, nicht wiedergutmachen.

    Am Ende kann ich aus der Reihe wirklich nur Band 1 Der Goldende Kompass empfehlen. Beim Rest seid ihr besser gewarnt.

    Ich habe vor einer Weile jetzt Das Magische Messer von Philip Pullman beendet, also Teil 2 der His Dark Material/Der-Goldene-Kompass-Trilogie.

    Band 1 hat einfach perfekt gesessen und war völlig rund. Nun werden in Band 2 aber so viele Ideen, die anscheinend aus dem Nichts kommen, in den Faden aus Band 1 eingeflochten, dass es einfach undurchdacht und beliebig wirkt. So als würden Ereignisse passieren, weil der Plot es fordert, aber nicht, weil sie sich natürlich ergeben.

    Das kann natürlich an der Multiversums-Geschichte liegen. Da werden Figuren und Orte schnell beliebig und es fehlt ein Grund, sich überhaupt für irgendwas oder irgendwen zu interessieren.

    Symbolisch betrachtet ergibt es irgendwie Sinn, dass Pullman in seiner Reihe darüber, Gott zu töten, zu seiner Eva (Lyra) noch einen Adam (Will) einführen will. Aber wo zum Geier will er mit all den neu eingeführten Konzepten eigentlich hin? Und spielen sie langfristig überhaupt eine Rolle? Band 2 erschüttert mein Vertrauen in Pullman als Erzähler jedenfalls enorm, und es liegt an Band 3, mir zu zeigen, ob Band 2 es überhaupt wert war.

    Ich war selten so irritiert, aber das macht es auch interessant genug, dass ich Band 3 kennen will. Nur ob mich dann seine neue Trilogie in diesem Multiversum überhaupt reizen kann, ist bisher schwer abzusehen.

    Ich bleibe dran.

    Das Labyrinth der träumenden Bücher habe ich zum Beispiel mal angefangen, aber nie fertig gelesen.

    Als ich das eben las, dachte ich: "Ergibt Sinn, ist ja auch furchtbar langweilig, das Teil", aber ... du meinst wahrscheinlich "Die Stadt der Träumenden Bücher"? Also den ersten Band, in dem Mythenmetz der Protagonist ist? Wenn du versehentlich den zweiten Band angefangen haben solltest, der bei Fans generell eher durchgefallen ist, dann kann ich nur empfehlen, den ersten Band nachzuholen :whistling:

    Die besten Romane von Moers sind mMn Der Schrecksenmeister, Rumo, die Stadt der Träumenden Bücher und mit leichten Abstrichen der Blaubär. (Einfach weil die Verbindungen zu unserer Welt und das Wording, das oft aus einer menschlichen Perspektive gestaltet ist, wenn Daseinsformen beschrieben werden, den Fantasycharakter etwas schwächen mMn.)

    Danach kommen wir in die zweite Reihe. Immer noch super, nur nucht unbedingt die Bücher, die ich jemandem zum Einstieg in die Hand drücken würde. :) Ensel und Krete ist beispielsweise frustrierend mit seinen mythenmetzschen Abschweifungen, aber es ist trotzdem volle Wucht Moers. :D

    Vielleicht ist Mythenmetz als Lindwurm (und damit Schriftsteller) einfach nicht so eine interessante Figur für dich. :hmm: Ich mag ihn, weil er Dichter ist, aber ich finde andere zamonische Daseinsformen mittlerweile auch spannender

    Ich habe endlich mit Die Insel der tausend Leuchttürme von Walter Moers begonnen. :) Das Buch hat Monate in meinem Regal gewartet, am Erscheinungstag (oder kurz danach, weiß ich nicht mehr) hab ich es gekauft, aber jetzt erst ist die Zeit reif.

    Zamonien goes Nordseeinsel - Hildegunst von Mythenmetz, der schon viel gebeutelte Protagonist und Autor von ein paar anderen Zamonienromanen (die Moers netterweise vom Zamonischen und Deutsche übersetzt hat), fährt zur Kur für seine Buchstauballergie auf die Insel Eydernorn. (Genau. Norderney.)

    Und was ihn dort erwartet, das finde ich gerade noch heraus. Bisher (25%) wird die Insel erkundet und man lernt man die skurrilen Gestalten, Tiere und die Kultur kennen. Nach und nach wird alles aber immer seltsamer ... Ich erwarte langsam, dass der Plot wirklich beginnt. Mal sehen, ob ich recht habe. :D

    Dann wolln wir mal. Die Insel der Tausend Leuchttürme von Walter Moers. Jules Verne und ein humorvoller Lovecraft geraten in einen Krieg der Welten auf einer vulkanischen Nordseeinsel.

    Walter Moers' 10. Zamonienbuch ist ein Briefroman. Der Protagonist des Hits "Die Stadt der Träumenden Bücher" und seither Autor aller Zamonienromane, die Moers netterweise aus dem Zamonischen für uns übersetzt, schrieb während seines Kuraufenthalts auf der vulkanischen Insel Eydernorn an einen Freund, doch war der Schiffsverkehr gestört und er konnte die Briefe nicht absenden. So ergibt sich die Form dieses Romans.

    Moers probiert sich gerne aus und vielleicht ist das sehr gemächliche Erzähltempo darauf zurückzuführen, dass es eben etwas Neues ist. Leser bekommen hier Dünenspaziergänge, Museumsbesuche, Behandlungen im Sanatorium, Restaurants, örtliche Flora und Fauna, Leuchtturmbesichtigungen, Expeditionen und auch Kraakenfieken, den beliebten, golfähnlichen Sport von Eydernorn. Ja, man lernt die Insel intensiv kennen und bekommt einen deutlichen Sinn für das Setting - Nordseeinsel vermischt mit Lanzarote. Küstengnome sprechen einen breiten nordischen Dialekt. Schwarzer Sand, Bimsstein. Der Plot ist dabei recht dünn beziehungsweise sieht auch lange dünn aus, denn obwohl signifikante Ereignisse passieren, erfahren das Mythenmetz und die Leser nicht direkt - sie können durchaus erahnen, dass im Hintergrund Ränke geschmiedet werden, aber Mythenmetz bleibt ein Tourist, ein Beobachter, und dazu noch einer, der verständlicherweise eigene Interessen hat und sich nicht unnötig einmischen will. Das macht die Erfahrung potentiell frustrierend, bis im letzten Viertel endlich mehr und mehr offengelegt wird. Erklärungen bleiben mitunter knapp und man hat genug Raum, sich einige Ereignisse selbst zusammenzupuzzlen, ohne sich dafür allzu sehr verbiegen zu müssen. Es muss einem nur klar sein, dass man es hier mit einem Slowburner zu tun hat - teilweise wörtlicher zu verstehen, als ich jetzt ausführen werde. Moers strapaziert seine Leser mit 450 Seiten Aufbau - eine Dauer, die nicht jeder mitgehen wird.

    Was Moers weiterhin klasse beherrscht, ist sein Fabulieren. Seine Prosa tanzt und fließt und meckert und ärgert sich. Das ist gewohnt stark und wahrscheinlich sein schriftstellerischer Hauptfokus, neben den skurrilen Gestalten und Ideen. Bis kurz vor dem Ende könnte man glatt glauben, dass diese nicht alle wirklich relevant seien, bis sie es am Ende dann doch waren. Dieses Auftrumpfen am Ende werden Kenner auch aus "Der Schrecksenmeister" kennen, seinem vielleicht am besten erzählten Roman. Moers kann es also noch.
    Nur bleibt die Frage zurück: Kann er es auch noch auf ganzer Strecke, wie in besagtem Roman? Kann Moers auch Abenteuer noch, wie in "Rumo und die Wunder im Dunkeln"?
    "Die Insel der Tausend Leuchttürme" kann durchaus mit seinen stärksten Romanen mithalten, wenn man vom Anspruch auf Dauerspannung absieht und den Roman als das annimmt, was er ist. Wenn man das nicht tut, tritt er immerhin an die Spitze von Moers' zweiter Riege.

    Was am Ende zurückbleibt, ist jedenfalls die Sehnsucht nach Eydernorn, der Wunsch nach einem flotteren Buch (als Abwechslung in einer gesunden Leseernährung), die Motivation, wie Mythenmetz mal mit dem Bleistift zu kritzeln, und das Wissen, nicht alleine zu sein. Und das ist doch schon einiges.

    Nach deiner Einschätzung hier wäre es viel sinnvoll für mich, den ersten Durchlauf auf Deutsch zu wagen.

    Ich kann ehrlich nicht mehr sagen wie gut die deutsche Uebersetzung eigentlich ist - bei einem Buch dieser Art waere ich zumindest misstrauisch ob der Uebersetzer wirklich die relevanten Details erwischt hat oder nicht... ich hab' keine Ahnung wie gern Du auf englisch liest, aber wenn Du das im Prinzip machst, wuerde ich eher so versuchen als die Uebersetzung.

    Fantasy geht normalerweise auf Englisch klar. Bei komplexerer Sprache und Büchern vor dem 20. Jhd. nehme ich dann bevorzugt Übersetzungen. Das mit dem Details ist ein guter Punkt. An der Locked Tomb Reihe habe ich auch oft Wörterbucher bemüht, wegen der lateinischen Knochennamen. Bei Fantasy erhoffe ich mir auch genug Spannung und Action, um die Mühe wert zu sein. :hmm:

    Jedenfalls danke für den Ausflug zu diesen Büchern. Schreib gerne auch was zu den anderen Büchern :thumbup:

    Edit: Mir war auch noch nicht klar, dass der formale Aufbau der Geschichte so komplex ist. Auf sowas stehe ich schon ...