Beiträge von kalkwiese

    Neulich Schweinsgalopp von Terry Pratchett beendet.

    Terry Pratchett in seiner goldenen Phase. Schweinsgalopp ist der Weihnachtsroman der Scheibenweltreihe. Thematisch ähnlich zu Einfach Göttlich, werden dieses Mal die kleinen Hausgötter in den Fokus genommen und was der Glaube an sie für sie Menschen bedeutet.

    Mit seiner allwissenden Erzählweise schafft Pratchett es, mühelos eine Vielzahl von Figuren in einem komplexen Handlungsgeflecht zu orchestrieren und alles in einem soliden Plot zu inszenieren, damit die Ideen - auf denen liegt letztendlich der Fokus - zur Geltung kommen können. In dieser Hinsicht sind die Scheibenweltromane ähnlich klassischer Science Fiction, nur eben als Fantasy.

    Der Tod vertritt den Schneevater, der plötzlich verstorben ist und nun den Kindern an Silvester keine Geschenke mehr bringen wird. Schuld die Revisoren der Realität, Entitäten in grauen Anzügen, die den Mord in Auftrag gegeben haben. Da Tod mit den Geschenken beschäftigt ist, geht seine Enkelin Susanne dem merkwürdigen Verhalten ihres Großvaters nach, um die Umstände aufzuklären. Nebenbei ploppen in der Unsichtbaren Universität versehentlich neu erdachte Hausgötter in die Existenz ... Sicherlich der reifste Roman um Tod, zumindest bisher bei meiner Lektüre in Veröffentlichungsreihenfolge.

    Nebenbei zieht Pratchett natürlich die Alltagsabsurditäten durch den Kakao, die sich um Weihnachten ranken und den kindlichen Glauben an den Weihnachtsmann oder eben die Seelenkuchenente.

    Klare Empfehlung für eigentlich alle. Es zieht sicher besonders um Weihnachten oder Silvester rum, aber auch so ist es wahrscheinlich einer der besten Scheibenweltromane. Ich lese im Moment wohl die Hochphase von seinem Schaffen. Das ist schon sehr nice

    Ich habe letztes Jahr noch Nona The Ninth von Tamsyn Muir beendet, Band 3 von The Locked Tomb. Da das mitten drin in der Story ist, ist eigentlich alles mögliche schon Spoiler ... Band 4 soll jedenfalls endlich kommen, jetzt, wo die Handlungsstränge wieder alle zusammengekommen sind. D: Das wird aber wahrscheinlich ein dicker Wälzer. Oh weh mir! Ich spüre die Winde des Winters wehen. Bitte erspare uns so ein Schicksal!


    Ach die Odyssee, mein Jahresabschluss 2024. Wie bereits mal geschrieben die Versübertragung von Kurt Steinmann. (Die sei ausdrücklich empfohlen, das ließ sich 1) gut lesen und 2) war alles Zusatzmaterial sehr hilfreich.)

    Was macht einen Text tiefsinnig oder qualitativ gut? Sind es Anspielungen auf andere, ältere Texte? Sind es Worte wie 'Tür', 'Licht' und 'Wohl', an denen hinten noch ein 'e' dran hängt? Sind es ambivalente Figuren? Komplexe Plots? Ist es eine Anklage unserer Gesellschaft? Ist es eine komplexe Sprache? Wiederkehrende Motive? Worauf ich hinaus will: Für sich genommen ist jeder einzelne Punkt Mumpitz, weswegen literarische Strömungen, die sich auf einzelne dieser Aspekte von Literatur versteifen, unweigerlich in Sackgassen führen.

    Das Schöne an so alten Texten wie der Odyssee ist, dass viele literarische Anspielungen für normale Leser verloren gegangen sind. Die Sprache ist durch eine Übersetzung gefiltert - für die Leseerfahrung ist die meist entscheidend -, formale Gimmicks sind über die Zeit also verwittert. Was die Jahrhunderte überleben will, muss etwas Universelles ansprechen, zeitlos sein, von den Dingen handeln, die wirklich zählen. Da bleiben die Liebe, der Tod, Rache und Verrat übrig, die ganzen Klassiker eben. Es ist, als würde man einen Fantasyroman lesen, im besten Sinne. Die griechischen Götter sind ganz sicher keine direkten Allegorien für irgendwas, sondern immer auch einfach Götter. Und das ist auch gut so - reine Allegorien sind oft furchtbar langweilig.

    Telemachos sehnt die Rückkehr seines Vaters herbei, der aus dem Krieg um Troja selbst nach 19 Jahren noch nicht zurückgekehrt ist und segelt ihm entgegen. Das Kind eifert den Eltern nach. Die Freier werben um Penelope und laben sich an Odysseus' Tieren. So kann das Zuhause auch in Not geworfen werden; ich jedenfalls finde das schon originell, trotz Klassikerstatus. Die Götter sind launisch und ungerecht, und doch muss sich Odysseus mit ihnen arrangieren - wer könnte solche Alltagsungerechtigkeiten nicht nachfühlen?

    Dabei ist das keine leichte Kost. Allein die Tatsache, dass Odysseus Kalypsos persönlicher Lustsklave ist, bis sie ihn endlich freilässt, sollte einem zeigen, in was für einer gewalttätigen Welt diese Geschichte spielt, und dass in ihr Gewalt notwendig ist, weil andere sie ausüben, zeigt die Zyklopenepisode mit Polyphem. Der langatmig aufgebaute Freiermord setzt dem dann die Krone auf - das mag nicht die actionreichste zweite Hälfte der Literaturgeschichte sein, aber sie stellt eins klar: es ist offensichtlich leichter, ein Monster zu töten und dann fortzusegeln, als mit deinen Landsgenossen umzugehen, die dir nach dem Leben trachten. Am Ende ist der Mensch das schlimmere Monster.

    Und wenn die Götter den Frieden wiederherstellen, grenzt das an ein Wunder. So könnte man einen realen, sicheren Frieden wohl auch betrachten.

    Da vergibt man auch gerne mal die beiden Ausflüge in die Unterwelt. Beim ersten artet ein eigentlich gutes Kapitel in einen Zoorundgang aus, in dem viele irrelevante Büßer der Antike aufgezählt werden - da haben wir die Bezüge zu anderen Werken, nur leider in eher plumper Ausführung. Und im zweiten darf man als Leser noch einmal eine lange Zusammenfassung der Kapitel lesen, die man kurz zuvor bereits gelesen hat. Redundanz ist leider nicht immer die Mutter der Weisheit.

    Teile von zwei Kapiteln können aber kaum den ganzen Rest ruinieren. Der Film von Christopher Nolan über die Odyssee kann kommen.

    Kapitel 25 (glaube ich?), Frod bei Serija. Sie ist weiter eine guter Lifecoach. :D Frod redet nicht sofort über seine Vergangenheit, was ich einerseits gut finde, denn die Leute brauchen in Therapien ja auch oft einige Sitzungen, bevor sie reden und damit therapierbar werden. ^^ Kleine Fortschritte also.

    Es ist schön, wieder zur Geschichte zurückzukehren. Sie wirkt gut durchdacht, was ja bei einer, die Stück für Stück gepostet wird, nicht selbstverständlich ist. Aus dem Grund poste ich beispielsweise noch nichts - wenn der grundsätzliche Plot endlich steht, muss ich da sicher nochmal ordentlich drüber, und zwar nicht bloß ein bisschen. ^^ Das Problem scheinst du nicht zu haben, so liest sich das einfach nicht. :) Ich fühle mich da in guten Händen.

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    „Das Lied um Euch ist schwer zu entziffern. Ich kann nicht genau sagen warum, aber es scheint, als seien manche Stellen übertönt von Klängen, die nicht dazu gehören.“

    Ich interpretiere da sofort rein, dass in Frods Motivation irgendein Gott (oder so) reinpfuscht. :D Ist völlig haltlos, aber ich mache es trotzdem. Ist ein interessanter Satz.

    „Seht mich an“, hörte er Serijas Stimme. Ein mildes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Versteht Ihr nun, was ich meine? Ihr wolltet nicht über Eure Vergangenheit reden. Also redeten wir über das, was Ihr vorhabt zu tun. Über Eure Zukunft ... und haben gleichzeitig doch ... über Eure Vergangenheit geredet.“

    Schlauer Aufbau für das Kapitel, finde ich :D

    Die ersten Niederschläge hatten ihn bereits ins Straucheln gebracht.

    Nein, sagte er sich. Es waren nicht die Niederschläge!

    Also, du meinst da wahrscheinlich nicht Regen, Hagel etc. mit Niederschlägen, oder? Denn das war meine erste Assoziation, und ich bin da wahrscheinlich nicht der einzige. ^^' "Hä, warum hat denn jetzt Regen ihre Pläne durcheinander gebracht!? Die Vykr sind ja krass!!" Lol. :rofl:

    Ist das eher positiv, negativ oder weder noch, also einfach nur eine Beobachtung?

    Positiv, denke ich. Durins Motivation ist für mich ein wesentliches Mysterium. :) Ich hoffe, das soll auch so sein? ^^

    Ich finde sowas tatsächlich recht schwer zu schreiben. Im Realen bin ich schon nicht gut darin, Menschen zu lesen. Das dann acuh noch auf eine Geschichte zu übertragen ... :S Weil genau das tut Durin hier ja. Er versucht die Menschen um ihn herum zu lesen.

    Ich verstehe, was du meinst. In der Hinsicht er gibt wahrscheinlich keine Geschichte dieser Art zu 100% Sinn, also denke ich nicht, dass du dir da Gedanken machen musst. A Song of Ice and Fire ist auch voll von Logiklücken und nachträglichen Veränderungen. Es fällt beim ersten Lesen bloß nicht auf. ^^ Bisher wirkt Durin einfach verdammt schlau und mit maximal gelevelter Menschenkenntnis auf mich. Er darf dadrin nicht noch besser werden, sonst wird es wirklich unglaubwürdig. Aber bisher nehme ich es ihm auch ab, wenn er einfach mit etwas Glück seine Pläne durchbekommen hat. Trotzdem hoffe ich schon ein bisschen, dass er übernatürliche Unterstützung dabei hat, denn es wäre schon ein bisschen plausibler auf diese Weise, schätze ich. Oder waren Tjelvar und Elina so nach außen sichtbar verknallt? :hmm: So habe ich es zumindest nicht in Erinnerung.

    Ich möchte mich auch bei allen bedanken, dass ihr dieses Jahr (wieder) mitgemacht habt. Lyrik lebt! :D

    Ich schließe dieses Jahr dann mal mit etwas klassischem ab: der Liebe. :blush:

    31) Wiedersehen

    Vor Sehnsucht könnt' ich grad vergeh'n,

    ich höre nur noch Triebe fleh'n.

    Wer kann die Liebessprach' versteh'n,

    wenn all die Stimmen nicht mehr geh'n?

    In deinen Armen will ich steh'n,

    die Stimme hör'n, die Form anseh'n,

    dich fühl'n vom Haar bis zu den Zeh'n,

    Bei unser'm bald'gen Wiederseh'n.

    Keine Ahnung, was genau das jetzt ist. :pardon: So. Einer noch, aber dann nach dem Aufstehen.

    30) Abschied

    Und wieder ist es so weit, dass du die Koffer packst.

    Einmal im Jahr pilgern wir zurück in den dorflichen Uterus,

    und ist der Braten vertilgt, klingelt der Alltag wieder Sturm.

    Wenn du gehst, fährt auch mein Abschied bald in den Bahnhof ein.

    Ein Jahr, mit Glück weniger, und wir sehen uns wieder,

    nicht oft genug, doch immer ein Vergnügen - Bruder.

    Und weil ich es gerade gehört habe und zum Thema passt:

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    Warum hänge ich gerade dauernd hinterher? ^^'

    27) Rezept 1

    Rezept

    Ist verschwunden

    Backen frei Schnauze

    Es grüßen die Knilche

    Weihnachtsbäckerei

    Und weil's so schön war :D

    27) Rezept 2

    Gegen die Ödnis

    mag nichts helfen; trotzdem gibt's

    Liebe aufs Rezept.

    28) Sprache

    Sprache

    Beschreibt unvollständig

    Monströs unzuverlässiger Papiertiger

    Immer wieder neue Verwirrung

    Akzeptanz

    29) Karte

    Odysseus schaffte es auch ohne Karte heim
    Aber ganz so lang muss mein Heimweg doch nicht sein

    Wieso sehen eigentlich die meisten Elfchen hier wie Weihnachtbäume aus...??? ^^

    Ich vermute ganz stark, dass es mit der Anzahl der Worte zu tun hat. :D Da ich aber auch kein Experte in Sachen Weihnachtsbäume bin, ist diese Vermutung sicher eine steile These. :thinking:

    25) Traum

    Mir träumte deine Haut auf meiner

    Deine Familie mit am Esstisch

    Scherze von mir auf meine Kosten

    Eine ferne Welt mir gut vertraut

    Und ich erwachte an anderm Ort

    Und war erleichtert.

    26) Notfall

    Der Ruf der Natur

    kraftvoll drückt er tonlos laut

    ist ohne Aufschub

    Auf der Zielgeraden wurde der Verszember für mich letztes Jahr auch schwieriger. Aber irgendwie geht es doch. ^^'

    24) Innehalten

    Ist der letzte Schnee

    Vielleicht schon letztes Jahr gefallen?

    Ob ich bald noch welchen seh?

    Wird bei diesen Fragen jemand innehalten?

    Dieses Mal hat sich mir das Elfchen als einzige Form aufgedrängt. :hmm: Schon interessant, vielleicht liegt es an den Jahreszeiten-Elfchen aus der Grundschule. Nur dass wir uns damals nicht an die Funktionen der einzelnen Zeilen gehalten haben. :D Ist so natürlich auch einfacher.

    23) Dezember

    Dezember

    Zieht Ziellinien

    Kalt, grau, verregnet

    Er lässt mich reflektieren

    Prost!

    Morgen früh oder so muss ich unbedingt wieder bei den Texten hier aufholen. =O Weihnachten und Entspannung sind echt Arbeit. :D

    22) Ruhelos

    Irgendwo unterm Gesicht schwelt es

    Meine Exiszenz von innen verklebt

    die Belüftungskanäle zugeschwollen

    finde ich keinen Schlaf.


    Es rumort in mir tonlos

    die Toilette weit weg wie noch nie.

    Ich hoffe, die fiebersenkende Pille

    wirkt bald ihre Magie.

    Dann wollen wir mal aufholen, oder?

    19) Blind

    Auch eine Metapher,

    zum Klischee geworden,

    für Liebe und Triebe,

    ist nicht immer gut.

    20) Duftend

    Essen

    warm dampfend

    würzig, scharf, geil

    ich hab fett Hunger

    Duft

    Ich gebe zu, dass das Elfchen zu 20) durchaus autobiografisch sein könnte!elf1

    Cory Thain

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    Aber das ist doch ganz wunderbar, nicht? So schön systematisch! Auch geil, dass es die 820ste Norm zu sein scheint, weil sie konsequent die Laufende Nummer eingehalten haben, nachdem sie an 819 Normen erstmal lernen mussten, wie man Normen schreibt. :D So geht deutsche Korrektheit :love:

    Heute war das eine Steilvorlage! :D

    18) Normal

    In deutschen Landen herrscht sie, die Zügel in harter Hand

    Und gibt unseren kleinen Leben durchdachte Form

    Ohne Konzept, was lohnt da schon der Aufwand?

    Es lebe DIN achtzweinull - die göttergesandte Normungsnorm!

    Um mal ein bisschen nach zu ziehen hab ich mir für die Worte 13. Bis 16.12 Je einen 15 Minuten Timer gestellt xd

    Sehr konsequent, es soll ja nicht zu viel Zeit fressen. :thumbup:

    Heute geht mein Dank an kalkwiese . Er hat ausgedrückt, was ich nicht sagen kann.

    Ich fühle mich jetzt geehrt. :blush: Deine kondensierte Version mag ich vielleicht lieber als meine weitschweifige. Der Fairness halber möchte ich nur drauf hinweisen, dass es in die Irre führen kann, keine Gedichte hier allzu autobiografisch zu lesen. Beispielsweise hatte ich nie eine Schwester und meine Eltern wissen auch schon lange, dass ich sie lieb habe. ^^'

    Als ich gestern damit fertig war, hatte ich ein bisschen Sorge, dass sich das liest, als hätte ich mein Innerstes ausgeschüttet.l, was zum Teil stimmt und zum Teil nicht. Dass es trotzdem jemanden berühren konnte, ist für mich ein Beweis für die Macht der Vorstellungskraft. :)


    Mein Text von heute ging etwas leichter von der Hand.

    16) Weiß

    Seit Jahren will das Wetter mir nicht gönnen

    Zu stillen mein Verlangen, siedend heiß

    Aus dem Fenster flüstern zu können:

    "Oh, schaut doch nur, es ist so weiß!"

    Kapitel 24. Elina wird also in den Adel erhoben. :hmm: Damit kann Durin sie natürlich an sich binden und damit vielleicht Frod und Tjelvar auch indirekt. Durin ist noch schwer zu fassen für mich.

    Ich habe generell gerade das Gefühl, dass wir den ersten großen Höhepunkt hinter uns haben und nun ein neuer Abschnitt beginnt. Wer weiß also, wo es hingeht? Bin gespannt. :D Wahrscheinlich werden sich jetzt alle neu positionieren müssen.

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    „Ich glaube er mag Euch“, sagte Durin knapp und löste bei Elian ein seltsames Gefühl aus.

    „Verzeiht, was?“

    „Ihm ist es wichtig, wie man über Euch spricht. Wie man über Euch denkt.“

    Dafür hatte Durin beim Lichterfest bereits einen Riecher. Unnatürlich treffend sogar. Vielleicht hat Durin auch übernatürliche Unterstützung? :hmm: Das waren ja schon echt kühne Stunts, die er bisher abgezogen hat

    Heute habe ich mich um die Poesie gemogelt, um überhaupt etwas abliefern zu können. ^^' Auf das Thema hatte ich mich gefreut, bin dann aber vor eine Wand gestoßen. :S

    15) Schwester

    Liebe Schwester,

    ich vermisse dich sehr. Du warst immer gut zu mir, meistens jedenfalls, als wir aus der Schule raus waren. Und plötzlich hatte ich verstanden, wie ähnlich wir uns doch sind. Wir kommen ja nicht von anderen Planeten, sondern aus dem gleichen Loch. (Wir waren doch beide Kaiserschnitt?) Schon komisch, dieses plötzliche Einverständnis, oder?


    Liebe Schwester,

    die Trennung tat dir weh, das verstehe ich. Aber sei ehrlich, er war selten wirklich gut zu dir. Er könnte dankbar sein, dass du ihn so lange ertragen hast, seinen endlosen Bullshit, die immergleichen Monologe, sein ständiges Schwärmen für andere, während du daneben saßest. Kam dir das denn nicht komisch vor? Ich bin erleichtert, dass du ihn los bist, auch wenn du das noch nicht sehen kannst.


    Liebe Schwester,

    wie kommt es, dass du mich immer besser und schneller verstanden hast als ich mich? Das ging mir früher verdammt auf den Sack. Bist du vielleicht die Einzige in der Familie, die nicht immer zuerst mit sich zu kämpfen hatte? Oder hast du das nur als Erste überwunden? Endlich kann ich das sehen. An dir will ich mir ein Beispiel nehmen. Endlich bin ich dazu in der Lage.


    Liebe Schwester,

    warum willst du dich noch um ihn bemühen? Es ist Jahre her, du hast jemand anderen gefunden. Klar, er ist sauer, dass du dich nicht von selbst bei ihm meldest, aber das ist auch nicht deine Pflicht. Natürlich, tu es, wenn du es wirklich willst, nur ... willst du wirklich?

    Lass mich einmal für dich sein, was du für mich gewesen bist. Wenn schon kein Beschützer, dann eine Stimme, die dich dazu ruft, dich selbst zu schützen. Ich habe es Mama und Papa neulich zum ersten Mal gesagt, darum sage ich es dir jetzt auch: Ich liebe dich.

    14) Winter

    Manchmal liegt die Mutter im Schlummer,

    hat kaum geruht ein Dreivierteljahr,

    von Tod zu sprechen ist ungerecht gar.

    Doch geht die Mutter, ist's immer Kummer,

    und kommt der Frühling: sie ist wieder da.