Beiträge von Tom Stark

    Da fehlt ein "sind" und aus "der" mach "mehr" und schon ist es ein Satz sogar mit Sinn ... besser ich gleich mal aus.

    irgendwo auch ein zweischneidiges Schwert ist: Zum einen frage ich mich, ob Du das Tempo permanent halten kannst

    Ist mein normales Tempo ^^ , aber ich weiß, dass es vielen zu hektisch ist. Selbst wenn ich cozy schreiben will, empfinde oft nur ich es als langsam und gemütlich.
    Dabei lasse ich einfach nur konsequent das weg, was ich selbst bei spannenden Romanen ohnehin überfliege ...

    Auch nach all den Jahren und auch oder gerade weil ich ich weiß, dass ich weder die Energie noch den Skill dafür habe, träume ich von einem Roman in epischer Breite, wo ich meine Figuren außer den Menschen alle ihre Muttersprache sprechen lasse und man wie bei R2D2 aus den Fragen und Antworten den Protagonisten dennoch einigermaßen folgen kann. ABER die Sprache müsste echt sein und der Leser, der ganz genau mitmacht, sollte sie mit der Zeit erlernen können, wie Achmed Ibn Fadlan beim 13. Krieger.

    Naja, es ist ein Traum und wird wohl einer bleiben, außer ich such mir einen begnadeten Co-Autor, aber das wäre ja eine Zusammenarbeit über viele Jahre. Und dazu habe ich eine viel zu starke Meinung von meinem eigenen Geschreibsel ...:whistling:

    Super, dass es euch gefällt.
    Die Idee dahinter war die These aus dem wöchentlichen Discord-Literatur-Gehirnstürmer-Treff, dass man ja eine ganz, ganz (gaaaanz) knappe KG schreiben könnte. Die hier hatte etwa 500 Wörter und etwa 3,3k Zeichen, also unter den Mindestanforderungen.
    Aber um fair zu sein, habe ich alle Fantasy-Elemente rausgeworfen. Der finstere König auf seinem Thron aus Asche und Knochen, die untoten schwarzen Reiter auf ihren Dämonenpferden, die Feenritter auf ihren Einhorn-Pegassi und die engelhafte Königin die mit flammenden Schwert und den Posaunen von Chris Jericho (war doch der?) über den Turm aus verkohlten Schädeln und Obsidian kommt ...
    Vom tapferen, leicht bewaffneten Kobold-Läufer mit 7-Meilen-Stiefeln, der Nachrichten von der Belagerung der schwarzen Feste und dem Fall der Vampirkönigin in seinem Gepäck hat, ganz zu schweigen.
    Ist echt eine Menge Schönes, auf die Spitze getriebenes Screenplay verloren gegangen.

    Also mit Fantasy-Effekten wäre ich auch wieder um die 4000 Zeichen gelandet, mindestens.

    Experiment also so semi gelungen.

    Das Setting hab ich natürlich aus dem Klassiker Battle-Chess geklaut.
    (Wer sich erinnert, der Hüftschwung der stolzen Königin, oder der Bauer, der dem König in den Schritt tritt und ihm dann die Krone klaut .... ach ....)

    Des Läufers letzter Lauf
    Tom Stark


    Coureur le Blanc war schnell. Verdammt schnell.
    Mit seinen langen Beinen überwand der Feldläufer beinahe spielerisch große Strecken, aber er hatte eine Schwäche, wie ihm nur zu sehr bewusst war. Wenn er Haken schlagen, enge Kurven nehmen oder sich gar durch und über Hindernisse bewegen musste, tat er sich schwer.
    Ausgerechnet die eigene Spießbürgergarde hielt ihn dieses Mal in seinem Lauf auf.
    Ausgerechnet diese Emporkömmlinge aus dem Bauernstand mit ihren langen Spießen und ihren lächerlichen Morions auf ihren tumben Häuptern, eher Kanonenfutter, um die Belagerungstürme aufzuhalten, als echte Krieger.
    Sei es, wie es sei.
    »Lascht misch dursch, Sacre Cœur, isch musch sum Könisch. Esch drohet Danger!«
    Der Hauptmann der Bauerngarde musterte den bunten Gecken mit dem Speer abfällig. Er schien aus nichts als Beinen zu bestehen, diese Gerbille.
    »Isch darf niemand vorlassen, Monsieur. Ihre Majestät ist en Conversation mit der Königin, oh, la, la.« Dieser Cretin verdrehte tatsächlich die Augen anzüglich.
    Unerträglich!
    Der Feldläufer warf ungeduldig die Hände in die Höhe.
    »Aber siescht du nischt den Chevalier de Noir, wie er kommt über das Feld de Guerre geritten? Lasch misch dursch, Garson idiotique!«
    Der Hauptmann warf einen Blick in die angezeigte Richtung und erbleichte. Der Schwarze Ritter galoppierte wahrlich übers Schlachtfeld. Sein Ross nahm Anlauf und setzte über eine Abteilung Spießbürger, als wären sie nur ein Hindernis in einem Parcours und brach dann direkt hinter ihrer Reihe zur Flanke weg. Die dunkle Lanze des Verderbten zeigte direkt auf das Königspaar.
    Tapfer gab der Hauptmann seiner Abteilung den Befehl die Spieße zu senken und vorzurücken.
    »Ihr scheid des Wahnes, Monsieur! Altet fescht an le Formation!« Coureurs Rufen verhallte ungehört.
    Der schwarze Ritter lachte triumphierend. Er ließ sein Streitross, spöttisch den Wimpel an der Lanze präsentierend, an dem Spießbügertrupp vorbeitraben und bog sogar in ihrem Rücken ab, um sich in Stellung zu bringen, wohl gedeckt durch das Sperrfeuer des Belagerungstrum mit dem schwarzen Wappen des dunklen Herrschers. Herausfordernd deutete der berittene Schurke auf die Brust des Königs.
    Die Majestäten geruhten nach wie vor zu palavern und ahnten nichts von der Gefahr. Nur noch Momente trennten den schwarzen Ritter und seine Lanze davor, seine Majestät, Roi Blanc des Echecs, aufzuspießen.
    »Reine Blanche, meine Errin, meine Königin. Schützt euren Gemahl, rettet unscheren Errn!«
    Todesmutig nahm der Feldläufer seinen Speer fest und hielt auf den schwarzen Ritter zu. Er sah, wie die Armbruster im Belagerungsturm ihre Waffen spannten, wie sie anlegten.
    »Meine Pflischt ischt meine Ehr!«
    Er lief auf den Reiter zu, sprang ab und holte so weit aus, dass ihm das Schultergelenk schmerzte.
    Sein Speer flog und flog, durchschlug den Schild des Ritters, bohrte sich in die Brust seines Trägers und warf den schwarzen Reiter aus dem Sattel.
    »Pour le Roi!«, hauchte Coureur noch einmal triumphierend, bevor die Geschosse des schwarzen Turms in ihn einschlugen und sein Leben auffraßen.
    Der letzte Blick des Feldläufers galt seiner Königin wie sie ganz in weiß und strahlend der Gefahr gewahr wurde. Ihr güldenes Schwert leuchtete hell, als sie sich mit ihrer Leibwache auf den Belagerungsturm stürzte.
    »Ma Reine Radieuse!«, war sein letzter, stolzer Gedanke.

    JaguarEye100pxl.jpgJessy Dalton

    Willkommen in Purgatory


    II: Keine Stadt wie jede Andere

    Kaum bin ich an den ersten Häusern vorbeigefahren, werde ich auch schon gegrüßt. Freundlich hebt man eine Hand oder winkt mir zu, ein Mann im Rentenalter macht sogar bereitwillig Platz auf dem Gehweg, obwohl auf der Mainstreet locker ein Vierzigtonner rangieren könnte.

    Ich lass die Fahrerscheibe herab und nehme meine Sonnenbrille ab. Das letzte was ich will, ist dass die Bewohner mich verwechseln und es am Ende heißt ich hätte vorgetäuscht einer ihrer Deputies zu sein, aber die Reaktionen ändern sich nicht.

    Kann es wirklich sein, dass keine Schwein merkt, dass ich weder eine Uniform anhabe noch von hier bin, aber den verdammten SUV ihres Sheriffdepartments fahre?

    »Hallo, Sie da. Darf ich Sie etwas fragen?«

    Der Alte, der shon weiterschlurfen will dreht sich zu mir um. »Sicher, Lassie. Was willst Du denn wissen?«

    Für einen Moment bin ich sprachlos, aber dann schiebe ich es einfach auf die lokalen Gegebenheiten.

    »Wo finde ich denn hier den Sheriff?«

    »Milton? Der ist jagen, wie jeden Tag.«

    »Milton ist der Sheriff? Und er geht mitten in der Woche jagen?«

    »Klar, Lassie. Joe kümmert sich ohnehin um alles. Guter Junge, auch wenn er 'ne Rothaut ist. Aber das weißt Du ja, fährst immerhin seine Karre.«

    Ich blinzle mehrmals. Die Erfahrung hat mich gelehrt, nicht aus der ersten Begegnung auf die Geisteshaltung und Geistesgröße der Restbevölkerung zu schließen, aber lieber Himmel, ich hoffe wirklich, dass es ab hier steil bergauf geht. Kann es ja eigentlich nur.

    »Äh. Ja. Ich habe den Deputy hinten liegen. Er ist schwer verletzt. Wo bringe ich ihn denn am Besten hin?«

    Falls es ihn irgendwie verwundert, dass eine Fremde, ihren offensichtlich als kompetent geltenden Deputy herumkutschiert, dann zeigt er es nicht. Also nicht mal eine Spur.

    »Das wäre dann Old Penny. Da hinten. Der Doc dürfte noch offen haben. Penny ist aber gerade nicht in der Stadt. Macht Hausbesuche draußen auf den Ranches. Aber Old Penny sollte da sein.«

    Manchmal nützt es, in Verhörtechniken geschult zu sein. In manchen Fällen erahnt man aber sofort, dass weitere Informationen nur zu noch größerer Verwirrung führen. Also nicke ich dankend und folge dem Fingerzeig und biege von der Hauptstraße in die angegebene Seitenstraße ein.

    Und siehe da, da steht es. Penelope Fontain, Dr. hum, Dr. vet, Coroner – Gerichtsmediziner.

    Perfekt, von der Geburt über die Rindviehjahre bis zum Ableben, alles im Service inbegriffen.

    Ich liebe Kleinstädte.

    Inzwischen versinkt die Sonne hinter den Häusern und lange Schatten lassen das Städtchen zumindest in Teilen wie eine Kulisse aus einem Spätwestern wirken. Wenn jetzt gleich ein paar Viehtreiber mit Howdy, Jeeha und Bierdosen in den Händen um die Ecke bögen, wäre ich nicht sonderlich überrascht.

    »Hey. Joe. Sind Sie wach?« Ich tätschle den wohl richtig als Ureinwohner eingeschätzten Deputy. »Meinen Sie, Sie können gehen?«

    Er lallt etwas deliriös und ich übersetze das mit Nein und hoffe, dass ich kein Stammestabu verletze, indem ich ihn zu einer weißen Medizinfrau schleppe. Man ahnt es bereits: Was ich von Stämmen und ihren Bräuchen kenne, stammt aus Kino und TV, und ich meine keine Dokus. Schande, über mein ungebildetes Haupt.

    »Hey, Doc. Doc Fontain?« Mein Rufen verhallt wohl ungehört. Also zapfe ich soviel wie nötig von meiner Natur an und hebe den großen Deputy im Feuerwehrtragegriff auf meine Schultern. Kann ihn ja schlecht am Kragen hinter mir herschleifen.

    Gut, ginge schon, aber wie sähe das aus?

    Ich stapfe zwei Stufen nach oben und stehe vor der Tür auf der ein Holzschild eingelassen ist:

    Wer hier eintritt, wird wie ein Mensch behandelt.
    Wem die Behandlung nicht passt:
    Die Tür ist da, wo du gerade stehst!

    Entzückend.

    Ich stoße die Tür auf, die nicht verschlossen ist. Das ist witziger weise hier in diesen Regionen generell unüblich. Auf ungebeten Gäste zu schießen hingegen schon. Ich bevorzuge ja eine geschlossene Tür gegenüber einer vorgehaltenen Flinte, aber Jedem das Seine.

    »Doc? Old Penny? Ich habe hier einen Schwerverletzten!«

    Endlich bewegt sich etwas. Ich höre wie eine TV-Sendung stummgeschaltet wird, Judge Judy, wenn ich es richtig mitbekommen habe.

    »Oh, wen haben wir denn da? Eine Rothaut, die eine andere Rothaut anschleppt?«

    Von der Political Correctness der Hauptstadt ist man hier weiter entfernt als vom Mars, aber es klingt durchaus nicht unfreundlich.

    »Du meine Güte, Joseph Blackfeather. Was hast Du wieder angestellt? Leg ihn bitte hier ab, Kindchen. Ganz langsam. Ich würde ja helfen, aber du hast genug Kraft für uns beide.«

    Während ich den Deputy auf eine Behandlungsliege wuchte und versuche meine Verwandlung unter der Oberfläche zu halten, kann ich Old Penny sehen, wie sie routiniert an die Arbeit geht.

    Doc Fontain hat sich ihr Old redlich verdient, denn die zierliche aber resolute Frau besitzt schon mehr weiße als graue Haare, die sie wohl auch vor Monaten zuletzt gefärbt hat. Ihr Gesicht besitzt dieses weiche, helle Weiß von Leuten, die sich der Sonne nur mit viel Lichtschutzfaktor aussetzen und auch sonst eher wenig im Freien arbeiten.

    Nach einer kurzen Untersuchung, Augen auf Lichtreflexe, Stethoskop wegen Herzschlag und einem liebevollem auf die Wange tätscheln, komme ich mir vor wie bei einer Folge von M.A.S.H.

    »Nett, dass Du ihn vorbeigebracht hast, Kindchen. Aber sobald es richtig dunkel wird, wird das schon heilen. Er hat das Blut von Koyote … oder Rabe. Kann mir nie den Unterschied merken. Jedenfalls, eine Nacht unter den Sternen und er ist wieder wie neu.«

    Sie begutachtet noch einmal meinen Druckverband und nickt anerkennend.

    »Wollen Sie ihn nicht wenigstens verbinden? Und was bedeutet, er hat das Blut von …?«

    Ich habe zwar eine leise Ahnung, aber ich will wenigstens so tun, als ob nicht.

    »Ach, Kindchen. Du bist wohl wirklich nicht von hier, dass Du das nicht weißt?«

    Eine weitere, jüngere Frau, betritt das Haus durch einen anderen Eingang und ich höre sie rufen.

    »Hey, Mum. Auf dem Highway habe ich einen Wagen mit DC-Kennzeichen gefunden. Du errätst nie, wem der gehört!«

    Die ältere Frau zwinkert mir zu und ruft zurück: »Zehn Dollar, dass ich es errate.«

    »Zehn Dollar? Du bist viel zu geiz …oh? Daher!«

    Eine etwa halb so alte und einen Kopf größere Ausgabe von Doc Penny betritt das Behandlungszimmer, eine Arzttasche in der Hand, wie man sie in jeder Serie sofort erkennen würde.

    »Mum? Oh, Gott, ist das Joe? Waren das die Abotts?«

    Die blonde Frau stürzt förmlich zum Deputy und wiederholt die Untersuchungen, die ich gerade schon einmal gesehen habe. Inzwischen traue ich mir zu, sie sogar selbst durchzuführen.

    »Hm, keine Bisse in der Halsgegend, keine Klauenspuren auf der Brust. Nein, das war kein …«

    Old Penny räuspert sich und Young Penny schaut fragend auf.

    Der Blick der Seniorärztin fällt vielsagend auf mich, die ich mich still und bescheiden in eine Ecke gestellt habe und beobachte. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich Fan von Arztserien wäre, aber was hier abgeht, hat schon etwas von guter Vorabendunterhaltung.

    »Ach komm schon, Mum. Sie ist Jaguar. Du musst nur etwas schräg auf ihre Stirn und ihre Wangen schauen.«

    Ertappt fasse ich an mein Gesicht und versenke meine Natur etwas tiefer. Und das mir! Peinlich sowas.

    »Die Rothaut ist wirklich nicht von hier!« Old Penny klingt zufrieden. »Jaguar ist aus Mexiko, oder?«

    Nicht, dass mir meine Natur peinlich ist. Gar nicht. Ich bin es nur einfach nicht gewohnt, dass die Bewohner vor dem Nebel so offen darüber reden. Andererseits, vielleicht ist ein Landarztding?

    »Brasilien«, trage ich zum Gespräch bei.

    Old Penny nickt nochmal und zeigt auf mich, als hätte ich gerade für sie einen Preis gewonnen.

    »Mum. Du kannst nicht zu Fremden Rothaut sagen. Sowas sagt man heutzutage nicht mehr. Das heißt jetzt indigen oder Ureinwohner.«

    Die alte Frau winkt ab. »Ich wette, unsre Familie lebt schon länger hier als ihre. Wir kamen mit den ersten französischen Siedlern in die Hudson-Bay …«

    Penny, die Jüngere winkt seufzend ab. »Man sagt es heute einfach nicht mehr. Es ist respektlos gegenüber ihrer Kultur!«

    Die alte Dame furcht ihre Stirn und starrt ihre Tochter an. »Was steht an meiner Tür«

    »Mum …«

    »Was steht da?«

    »Ich weiß, was da steht. Jeder in Purge weiß, was da steht.«

    »Und? Habe ich jemals einen nicht wie einen Menschen behandelt, egal, ob er Haut, Fell oder Schuppen hatte? Ich behandle sogar die Abotts, immerhin bin ich ja die Gerichtsmedizinerin, Deinem Vater sei Dank, und quasi auch für sie zuständig!«

    »Ja, Mum. Das soll auch kein Vorwurf …«

    »Aber, liebe Pennywise Alberta Fontain, ich werde nicht anfangen, einen Schlumpf als Gartenzwerg zu bezeichnen. Wegen mir darf man mich Weißbrot, Bleichgesicht oder Kalkwand nennen, ist mir egal. Aber niemand schreibt mir in meinem eigenen Haus vor, dass ich eine Rothaut nicht Rothaut nennen darf.«

    Ich hebe beide Hände, um das hier zu stoppen. Es ist mir natürlich nicht völlig egal, wie man mich nennt, aber mit Rothaut kann ich leben, auch wenn ich mit den meisten hiesigen Ureinwohnern wahrscheinlich weniger Gene teile, als die beiden weißen Damen hier. Aber das bin ich gewohnt. In Asien hält man mich für eine Europäerin, in Europa für eine Indigene und wenn man Joe hier fragt, sobald er wieder bei Sinnen ist, verortet er mich vermutlich nach Asien oder Hawaii. Der Segen von Großeltern aus drei Kontinenten.

    »Jaguar …«, versuche ich den eigentlichen Elefanten im Raum anzusprechen. Dann deute ich auf Joe. »Koyote?«

    Die junge Penny, ich nenne die beiden ab sofort einfach nur noch Old Penny und Penny, lächelt wissend. »Ich kann mir vorstellen, dass man das in DC oder bei den Marshals diskreter als hier handhabt. Aber schätzungsweise jeder zehnte Einwohner hier hat superaktive Gene.«

    »Superaktiv? Der Begriff ist mir neu.«

    Sie zuckt die Schultern. »So nennt man es in der Wissenschaft. Hinter dem Nebel, Schleier, magisch, wie auch immer. In Purgatory leben die Normalen mit den Übernormalen, Seite an Seite, wenn man so will. Das geht noch auf die Gründung zurück. Damals hielten es die Leute noch für eine Strafe Gottes, daher auch der Stadtname.«

    »Ich … verstehe. Und das geht? Einfach so? Es hat seinen Grund, warum die Welt hinter dem Nebel verborgen sein soll.«

    Sie nickt. »Das wird hier auch jedem Kind beigebracht. Es gibt eine Art Übereinkunft. Kein Superaktiver setzt seine Kräfte gegen die Normalaktiven ein, dafür verlieren die außerhalb der Stadt kein Wort darüber. Das klappt mal gut, mal weniger gut, aber solange Leute wie Dad, der Stammesrat und die Abotts ein Auge drauf haben, kommen wir klar. Und bevor Sie fragen, ja ich habe auch einige aktive Gene von Dad geerbt. Ich kann Dinge sehen, die unter der Oberfläche liegen. Wenn ich also aus Versehen mal etwas ausplaudere, ist das nicht böse gemeint. Für mich ist es nicht immer offensichtlich, ob das was ich sehe, auch alle anderen sehen oder nicht.«

    Ich bewege mich. »Äh. Ja. Schön. Wie dem auch sei. Ich muss noch meinen Wagen holen und will dann heute hier übernachten. Wenn der Deputy bis morgen wieder fit ist, werde ich weiter. Ich werde in San Diego erwartet und der Sheriff wird dann wohl auch von seiner Jagd zurück sein.«

    Mutter und Tochter tauschen einen langen Blick.

    »Also was das betrifft … meinen Sie, Sie könnten morgen noch kurz mit meinem Dad reden?«

    »Ihr Dad?«

    »Alwin Fontain III. unser Bürgermeister.«

    »Alwin Fontain, wie der ehemalige Senator Fontain?«

    Sie grinst. »Genau der.«

    Ich seufze leise. Senatoren machen immer Ärger. Immer. Ohne Ausnahme. Aber ihnen davonlaufen, bringt nur noch mehr Ärger.

    »Ich werde es einrichten. Wo kann ich für die Nacht unterkommen?«

    »Ich bitte Sie, seien Sie unser Gast.«

    Sie wohnen hier, mit ihrer Mutter?«

    Penny lacht. »Wo denken Sie hin? Ich wohne mit Dad auf unsrer Ranch weiter draußen. Aber keine Sorge, ich hab einen eigenen Flügel.«

    Flügel? Ranch? Wohl eher Anwesen.

    Ich seufze nochmal.

    »Ich hole meinen Wagen.«

    »Warten Sie, ich fahre sie, dann können Sie mir auch gleich hinterherfahren.«

    Ich werfe Joe einen letzten Blick zu. Tatsächlich, jetzt wo die Nacht hereingebrochen ist, scheint er mit jedem Atemzug kräftiger. Koyotenblut? Interessant.

    »Gut. Gehen wir. Doc Fontain. Es war mir eine Freude.«

    »Ganz meinerseits, Kindchen. Meine Güte, sind alle Marshals so höflich?«

    Ich entkomme einer Antwort vorläufig, indem ich schnell auf die Straße trete.



    I: Willkommen II: Keine Stadt

    JaguarEye100pxl.jpgJessy Dalton

    Willkommen in Purgatory


    I: Willkommen in Purgatory


    Phoenix liegt schon eine ganze Weile hinter mir und ich folge dem endlosen Band der Route 8 nach San Diego.
    Schon seit fast einem Tage begleitet mich der Gila River, der zu dieser Jahreszeit mal mehr, mal weniger eher ein Rinnsal, denn einen stolzen Fluss darstellt.
    Manche würden die Landschaft neben dem Highway als Wüste bezeichnen, aber niemand, der eine echte Wüste gesehen hat, kann das verwechseln. Karg, Steppe, vielleicht Prärie. Aber es hat Gras, es hat Büsche und es hat Bäume, sogar Baumgruppen. Keine Wüste, noch nicht. Aber der Klimawandel schreitet fort. Fragen Sie mich in zehn Jahren noch einmal.

    Die nächste Stadt liegt noch satte dreißig Meilen vor mir und ein Blick auf die Tankanzeige sagt mir ganz klar, dass ich dort zumindest einen Tankstopp einlegen muss. Vielleicht werde ich sogar dort die Nacht verbringen, je nachdem. Das US Marshal-Büro hat zwar nicht so strikte Vorschriften wie gewisse Behörden mit drei Großbuchstaben, die in der Wahl ihrer Motels, Mietautos und Fluglinien stark bevormundet werden, aber ich habe einen einigermaßen knappen Zeitplan.
    In zwei Tagen soll ich in San Diego eine Informantin abholen, eine wichtige Zeugin gegen einen Schweren Jungen des organisierten Verbrechens in Albany. Man hat sie an der Westküste in Zeugenschutz gesteckt, weit weg von New York und der Ostküste.
    Ihre panische Flugangst, seit dem 9.11 kein so seltenes Phänomen macht einen Überlandtransport nötig und verschafft mir die Gelegenheit zu einer Spritztour quer durch die Staaten.
    Manche sehen es als beruflichen Abstieg an, vom Personenschutz der First Lady zum Taxidienst der Marshal-Service gewechselt zu sein. Aber wen juckt es schon, was Andere denken?
    Die letzte First Lady hatte ein paar sehr spezielle Eigenheiten über die ich nicht berichten darf. Ich werfe einfach nur Vollmond und rohes, blutiges Fleisch, am besten noch am lebenden Rind, in den Raum. Das Rind war in diesem Fall meine Idee und optional. Meine speziellen Fähigkeiten waren bei dem Job nicht nur Bonus, sondern Voraussetzung.
    Sie sehen also, mit meinem Dodge Challenger Demon auf Staatskosten Zeugen durch die USA zu chauffieren, ist ein vergleichsweise toller und ruhiger Job.
    Nun hat der Dodge nicht gerade einen kleinen ökologischen Fußabdruck. Ich gehe soweit zuzugeben, dass er eine ökologische Schneise schlägt. Aber das Abschiedsgeschenk des Stabchefs bekommt sogar bei den demokratisch geführten Behörden ein goldenes Ticket, also kann ich ihn sogar als Dienstfahrzeug führen. Win-Win für alle, außer für die CO²-Bilanz, natürlich.
    Noch zwanzig Meilen bis Purgatory.
    Was die Gründer wohl zu diesem Namen veranlasst hat? Die Nähe zur mexikanischen Grenze, zur Sonora-Wüste oder war es damals einfach ein staubiger Grenzposten durch den einfach zwei große Trails führten und sich dort kreuzten und wo sich das Gesindel aus allen Himmelrichtungen traf?
    Auf großen, alten Werbetafeln wird sogar der Lake Salvation angepriesen, den es hier in der Nähe gibt oder gab. Es sieht nicht so aus, als ob die Werbung nach den Fünfzigern noch einmal erneuert worden war.
    Mein Navi zeigt mir ärgerlicherweise weder die Abfahrt noch den Lake an, also muss ich die Augen offenhalten, nicht ganz einfach bei der tiefstehenden Sonne, die gerade ihr Beste tut, Horizont und Straße als Einheit zusammenzufügen. Selbst meine Sonnenbrille hilft nur wenig. Der Fluch von richtig guten Augen, schätze ich mal wieder.
    Mit meinen sechzig Meilen die Stunde liege ich zwar klar über dem Tempolimit, aber die Straße ist gerade wie ein Laser, topfeben und einsehbar bis zum Horizont. Klar, als Marshal sollte ich wirklich mich an Verkehrsregeln halten, aber doch bitte dann da, wo es auch Verkehr gibt!
    Und gerade wenn man selbstgerecht sein schlechtes Karma gut redet, passiert es.
    Vor mir taucht wie aus dem Nichts ein SUV mit einer aktiven Blaulichtanlage - wir Profis nennen sie Rundumkennleuchten – auf seinem Dach auf. Die Karre steht quer in der Straße und hätte lächerlich leicht umfahren werden können, wenn ich sie auch nur zwei Sekunden früher bemerkt hätte.
    Natürlich kann man in so einem Fall hart bremsen und beten, oder man hat eine Gefahrensituationsfahrausbildung, packt sich die Handbremse und schleudert sich förmlich um das Hindernis herum.
    Keuchend komme ich in einer Staubwolke zum Halten, fluche hingebungsvoll auf Portugiesisch, der Sprache meiner Mutter, weil man dort viel mehr Fluchwörter pro Sekunde ausspucken kann, als in jeder mir bekannten anderen Sprache.
    Mein Muscle-Car blubbert brav und tief vor sich hin, kein Zeichen, dass er absaufen will oder sonst meine Fahrweise durch Geräusche kritisiert. Ich liebe meinen Demon dafür.
    Gerade will ich die Tür aufreißen und dem örtlichen Deputy oder wer auch immer seine Karre so dämlich abstellt, in den Hals scheißen, als der Schuss abgefeuert wird.
    Da weder ich noch der Demon einen Einschlag abbekommen, sind wir entweder nicht das Ziel, oder der schlechteste Schütze seit den Imperial Stormtroopers hat den Finger am Abzug.
    Ich öffne also langsam und vorsichtig meine Tür und gleite so leise wie möglich hinaus. Bei der Motorhaube hebe ich meinen Kopf an und spähe hinüber.
    Ein Mann in grün-weißer Uniform liegt verkrümmt vor seinem Fahrzeug und versucht gerade einhändig seine PumpAction nachzuladen. Der andere Arm hängt mit zerfetztem Ärmel an ihm herab.
    »Hey, Mann. Hier US-Marshal Dalton. Auf wen schießen sie?«
    Der Mann schaut hoch und braucht viel zu lange um zu erkennen, wo ich bin. Hoffentlich schießt er nicht nochmal und diesmal besser.
    »Gehen Sie …«, er hustet und dabei kommt einiges aus seinem Mund, was man nicht sehen will, »… gehen Sie. Steigen sie ein und fahren sie, so schnell sie kön …«
    Ein bösartiges Knurren lässt ihn verstummen und ich bekomme große Augen.
    Ein riesiger Bär hat sich gerade zu angepirscht. An-ge-pirscht!
    Ich habe von Grizzlies in Kanada gehört, die so riesig sein sollen. Unvorstellbar, dass hier Bären der Größe heimisch sind.
    Dann erhebt sich der Bär auf seine Hinterbeine und sein gebogener Rücken streckt sich durch. Seine Schnauze wird etwas kürzer, dafür sein Kopf humanoider.
    »Kochende Kaimankacke, ein Wer!« Das entfährt mir deutlich zu laut, ich weiß, aber selbst wenn man weiß, dass es sie überall gibt, rechnet man doch nie damit, wirklich einen zu treffen, wenn man nicht gezielt danach sucht. Die Were sind ja nicht blöd und legen es darauf an, bei Z oder einem anderen Medienkanal aufzutauchen. Menschen bekommen ja schon Zwangsvorstellungen, was jemand mit leicht anderer Hautfarbe und Nasenform einem antun könnte, man stelle sich vor, wenn aus der Haut ein Fell und aus der Nase eine Schnauze wird, die einem schon aus Versehen den ganzen Arm abbeißen kann.
    Der Werbär mustert mich und hebt drohend seine Pranken. »Hau ab, Menschlein. Und vergiss alles. Das hier ist eine Stammesangelegenheit.«
    Mir fällt auf, dass der Deputy inzwischen das Bewusstsein verloren hat. Ich halte mich aus gutem Grund sehr zurück mit solchen Einschätzungen, aber der Kommentar und der bronzene Hauptton des Mannes verleitet mich zum Schluss, dass er indigener Abstammung sein könnte, beim Werbären bin ich mir sogar fast sicher. Nennen wir es einfach Erfahrung.
    Ich schaue noch einmal zum Deputy. Gut, der ist wohl wirklich weg getreten. Das macht die Sache viel einfacher.
    Langsam erhebe ich mich und ziehe mein Hemd aus der Hose. Für mein Kunststück brauche ich etwas mehr Freiraum, als mir meine Kleidung normalerweise gewährt.
    Ich lasse meinen Kopf kreisen und meine Nackenmuskeln sich lockern. Jetzt nur nicht übertreiben.
    Langsam gleite ich zu meiner anderen Natur hinüber, aber nur ein wenig. Gerade so viel, dass meine Körperbehaarung etwas dichter wird, meine Zähne ein wenig raubtierhafter und die Fellfärbung deutlich macht, wohin die Reise ginge, wollte ich sie vollenden.
    Der große Wer brummt unwillig. Ich kann es förmlich hinter seinen Augen arbeiten sehen. Will er es wirklich riskieren? Were heilen schnell, verdammt schnell, aber eine herausgerissene Kehle oder ein geknackter Schädel ist auch für einen Werbär das Ende.
    Aber der Kerl ist wirklich groß. Auch aus diesem Grund halte ich mich zurück. Soll er doch raten, wie groß ich am Ende werden kann.
    »Puma?« grollt er unsicher.
    »Jaguar«, verbessere ich ihn gelassen.
    Der Wer brüllte auf, eher enttäuscht als wütend. »Das ist hier noch nicht zu Ende, Fremde!«
    »Selbstverständlich nicht. Du hast einen Deputy in Uniform angegriffen. Keine Ahnung, wie wild der Westen hier noch ist, aber jetzt ist ein Marshal in der Stadt.«
    Sein Blick fiel auf den Stern an meinem Gürtel. Die meisten Kollegen tragen ihn am schwarzen Mäppchen, wo er einen guten Kontrast hat und schnell ins Auge fällt. Ich bevorzuge ihn so am Gürtel. Einfach, unauffällig, beinahe nur eine weitere Gürtelschnalle.
    Der Wer wirft mir noch einen prüfenden Blick zu. Ich trag keine Waffe, damit wird am Ende nur noch jemand angeschossen, und halte meine Verwandlung in dem frühen Stadium. Es ist offensichtlich, dass er mich nicht als akute Bedrohung ansieht, aber auch, dass er wenig Interesse hat, hier und jetzt herauszufinden, ob die größte Raubkatze den größten Bären des Kontinents besiegen kann. Blutig würde es auf alle Fälle.
    »Dann nimm den Verräter und kümmere dich um ihn. Es mag nicht so aussehen, aber ich wollte ihm nicht wirklich schaden.« Damit wendet der Wer sich um, fällt auf alle Viere und verwandelt sich wieder. Eine Staubwolke rauscht über die Straße und verbirgt seine Konturen und als sie sich auflöst, ist auch der Wer verschwunden.
    Kaimankacke. Nicht nur ein Wer, sogar noch ein Magiewirker!
    ich eile zum Deputy, lege einen Druckverband an und versuche, über den Funk in seinem Wagen Hilfe anzufordern.
    Rauschen. Toll.
    Ich stelle den Demon sicher neben der Straße ab und lege den Deputy auf die geräumige Rückbank seines SUVs. Der Knabe ist gar nicht so leicht und verdammt hart im Nehmen. Der Arm zerfetzt und er atmet immer noch. Vielleicht kennen Indianer ja doch keinen Schmerz?
    Der SUV hat zwar nicht annähernd den Charm meines Demons, aber er springt an und fährt uns bis zur Abfahrt, die tatsächlich durch ein Schild angekündigt wird. Man ist an manchen Tagen schon für kleine Wunder dankbar.
    Nach einer ewig langen Abfahrt, die einen fast so langen Blick auf eine überschaubare Kleinstadt, eine gewaltige Tagebauanlage und einen zusammengeschrumpften See inmitten der Sonora bietet, begrüßt mich ein Schild, was noch aus dem 19. Jahrhundert stammen könnte:

    Willkommen in Purgatory.
    Falschspieler und Viehdiebe

    werden gehängt.


    I: Willkommen II: Keine Stadt

    Das Ende einer Jagd?

    Car Cazzar ist in etwa so, wie ich es in Erinnerung habe, und völlig unterschiedlich zugleich.
    Immer noch prägen die wild zusammengezimmerten Hütten das Stadtbild. Aber was sollen die Leute auch verwenden, wenn sie nur Fels, Lehm, Korbmatten und das wenige Hartholz haben, was irgendwie durch den Handel in die Stadt kommt.
    Das Stadtzentrum um die große Marktfläche wiederum zeigt mir ganz neue Gebäude, die den Namen auch zu Recht tragen. So haben tatsächlich einige Magier, Hexer und Alchimisten ausgerechnet hier am Anus Mundi eine Gilde gegründet und dieses fünfstöckige Monstrum errichtet. Mit der Hilfe von Magie natürlich. Wie sonst hätten sie die tonnenschwere Blöcke herschaffen sollen, welche die Basis zu ihrem architektonisch fragwürdigen und künstlerisch außer jeder Frage stehenden Machwerk bilden. Allein vom Hochsehen auf manche verdrehten Türmchen und Dächer wird mir schlecht.
    Gut für uns allerdings, dass wir eine Ladung seltener Parafernalien – Zeugs, um irgendwas zu beschwören - gerettet haben. Kein Wunder, dass der Orkschamane ganz wild darauf war. Damit hätte er sich vielleicht zum Obergroßgurumerlin der Stämme aufschwingen können.
    Normalerweise würde ich es damit abtun, dass ich Magie für überwertet und gefährlichen Unfug halte, aber seitdem ich mich, sehr zum Schaden meiner Klamotten, von jetzt auf gleich in eine nashorngroße Raubkatze verwandeln kann, versuche ich mit meiner Wortwahl vorsichtiger zu sein.

    Gegenüber der Zaubergilde einmal quer über den Markt, befindet sich eine nagelneue Karawanserei mit angeschlossener Garnison. Und man stelle sich mein Erstaunen vor, als ich sehe, dass die Söldner den Kaiserdrachen als Wappen führen. Also nicht das neue, Staatswappen, das alte Rebellenwappen von vor der Zeit, die nur als kurze Irrung im ansonsten tadellosen Werdegang des Kaiserreichs in die Analen eingehen soll.
    Hust! Sch … Politik!
    Mist, da habe ich mich wohl verschluckt.
    Ich bedaure nur, dass ich die Abreise von Max, Lupina und Narwinio verpasst habe. Komaartige Heilschläfchen bringen so etwas nun mal mit sich und der Winter naht! Auch oder besonders für hungrige Zwerge.
    Stattdessen sitzen wir auf dem Balkon, den das zweite Stockwerk der Karawanserei fast vollständig umgibt und frühstücken beinahe mondän.
    »Es ist anders, als du es beschrieben hast.« Manchmal ist Galina die Königin des Offensichtlichen.
    »Iss dein Brötchen«, grinse ich und behalte die Reisenden im Auge.
    »Die Magier haben mir gesagt, dass er heute noch kommt. Und sie haben mir zugesichert, dass niemand von ihnen sich einmischen wird.«
    »Wenn sie das sagen«, erwidere ich wenig überzeugt. Gut, sie haben es zwar gesagt, aber so sehr hat sich Car Cazzar nicht verändert, dass der persönliche Vorteil nicht im Zweifelsfall wichtiger ist. Ich wäre sogar bereit zu wetten, dass gewisse Leute der Zauberergilde lieber weiter die Waren des Sklavenhändlers beziehen wollen, als es zu riskieren ihn zu verlieren, weil wir eine Amazonenkriegerin befreien wollen. Zum Glück hat Galina kein Sterbenswort von Prinzessin verlauten lassen. Soviel Gerissenheit bei ihr muss ich erst einmal verdauen.
    Sie hingegen mustert mich immer wieder, wenn sie denkt, dass ich nicht hinschaue. Meine Sinne haben sich aber so extrem erweitert, dass ich wie durch eine Art Radar kleinste Bewegungen bemerke. Wäre der Dunkle nicht, der immer wieder beruhigend einwirkt, wäre ich das reinste Nervenbündel.
    Überhaupt klappt unsere Kooperation viel, viel besser. Von einer echten Dreieinigkeit zu sprechen, wäre zu viel des Guten, aber wir sind ein Oberklasseteam aus zwei All-Stars und dem Rookie des Jahres. Jeder für sich schon ziemlich klasse, aber mit unserer Synergie auf dem Weg zum Team Greatest of all Times.
    »Bald sollten sie kommen.«
    Ich schaue die Amazone besorgt an. Ich kann verstehen, dass sie etwas nervös ist, aber ich kann förmlich riechen, dass da mehr ist, obwohl sie es versucht vor mir und vielleicht auch vor sich zu verbergen.
    Ich beuge mich zu ihr hin. »Hey«, sage ich leise, »Keine Sorge, bald kannst du sie wieder in deine Arme schließen … oder was immer Amazonen seltsames mit ihrem Nachwuchs machen.«
    Sie kneift die Augen zusammen und braucht einen Moment um zu sehen, dass ich sie auf den Arm nehme.
    »Ha!« Gut, mehr bekomme ich wohl nicht.
    »Sie werden uns nicht einmal kommen sehen, wenn wir über sie herfallen. Die Söldner hier werden jedenfalls keinen Finger rühren. Nicht, nachdem sie das Wappen auf meinem Schild gesehen haben.«
    »Das ist es nicht«, wiegelt sie ab.
    »Was dann? Was stimmt nicht?«
    Galina dreht sich von mir weg, gibt vor, die Straße genauer zu beobachten.
    Toll. Jetzt hat sie es geschafft. Nun bin ich auch nervös.
    »Tormen?«
    »Hm.«
    »Sollte mir etwas zustoßen, gibst du ihr mein Pferd und meine Sachen. Ich weiß, du solltest nicht noch mehr für mich tun müssen , noch mehr, als ohnehin schon.«
    Ich räuspere mich. »Das, meine liebe Amazonenprinzessin ist ja wohl meine Sache. Aber warum sollte sie dein Pferd brauchen? Deswegen haben wir da den Honorablen dabei.«
    »Ach. Nur so.«
    »Soso.«
    »Wenn ich dich nerve, sag es einfach.«
    »Gut. Du nervst. Lass das.«
    Sie schaut mich mit großen Augen an.
    »Im Ernst, das Tanzen um den heißen Brei nervt mich wirklich. So bist du nicht. Und ich auch nicht.«
    »Okay …«
    Ich grinse, weil sie wieder mein Wort benutzt, dass man sonst hier gar nicht kennt.
    »Wenn … wenn irgendetwas passiert, beschützt du sie dann?«
    Ob sie einen Hirntumor hat, den sie mir verheimlicht, oder was soll der Mist? Bisher war es immer ich, der fast draufgegangen ist. Und sie bittet ausgerechnet einen Mann auf eine junge Amazone aufzupassen? Ich bin wohl im falschem Film gelandet.
    »Sicher, was immer nötig ist. Kannst dich auf mich verlassen.« Keine Ahnung, warum ich das sage, aber es ist wohl das, was sie hören will. Ihre Nervosität ist jedenfalls wie weggeblasen.
    »Danke. Habe ich dir jemals von Sherenas Kindheit erzählt, oder ihrem Vater?«
    Mit fällt beinahe das Brötchen aus der Hand. So heißt sie also? Hatte mich schon gefragt, ob ich das jemals erfahre. Aber ihr Vater?
    Unwillkürlich schaue ich zum Himmel und suche den Kometen, der offensichtlich gerade den Weltuntergang einleitet. Da ich keinen sehe, bekommt der Teufel wohl gerade Frostbeulen.
    »Kelores war kein übler Mann. Fleißig, Folgsam und ziemlich schlau. Und vor allem schlau genug, es nicht unnötig zur Schau zu stellen.«
    Ach, schau mal einer an!
    »Sherry kommt in mancherlei Hinsicht nach ihm.«
    Warum ich bei Sherry Lust auf etwas Hochprozentiges bekomme, kommt mir seltsam vor. So früh am Morgen …
    »Aber in vieler Hinsicht ist sie auch stur, kommt wohl nach mir. War zunehmend unglücklich in der Burg. Das ist auch der Grund, waru …«
    Ich hebe die Hand und zeige auf die Doppelreihe gut bewaffneter Söldner, welche den Platz vor der Karawanserei räumen.
    »Was zur Hölle soll das?« Ich ergreife meinen Schild.
    »Tormen. Nein. Lass mich machen.«
    Ich bin zu verblüfft, um zu antworten.
    »Vertrau mir. Ich habe einen Handel abgeschlossen.«
    »Handel? Was für einen Handel?«
    »Bitte. Vertrau mir. Denk an dein Versprechen … und verzeih mir.«
    Bevor ich etwas sagen kann, erhebt sie sich. Nun erst fällt mir auf, dass sie ihre Rüstung und Waffen säuberlich unterm Tisch abgelegt hat.
    Zwischen den Söldnern treten zwei wuchtige Kerle in den Vordergrund. Beide wenigstens Zwei Schritt und einen halben hoch, vielleicht sogar fast der und zweimal so breit wie ich.
    Oger? Das sind echte Oger?
    Hinter den beiden Kleinriesen stolziert ein beleibter Mann mit Edelklamotten, was sogar ich Modemuffel von hier oben erkenne. Neben ihm eine drahtige Rothaarige, die der Dunkle allein schon als total gerechtfertigte Vorsichtsmaßnahme kaltmachen würde, und ich stimme ihm da völlig zu. Kälter kann auch der Blick der Eiskönigin nicht sein. In bester Gesellschaft befindet sie sich bei dem hageren Galgenvogel der neben ihr geht und eine gefesselte, hübsche junge Frau mit hellbraunem Haar hinter sich her zerrt. Die junge Dame hat eindeutig Feuer und ihren Wiederstand noch lange nicht aufgegeben, wie ich an dem Achtungsabstand erkenne, den die beiden Strolche zu ihr einhalten. Ein Blick ins Gesicht löscht jeden Zweifel aus, wer dort in Ketten ist.
    Galina steht ruhig auf und hebt eine Hand, als ich ihr folgen will.
    Gut, offensichtlich ist es ihre Show. Also bleibe ich sitzen.
    Noch.
    Die Amazone geht die Außentreppe hinab durch das Spalier, welches die Söldner bilden und welches sich hinter ihr schließt. Ich knurre wütend, aber noch warte ich ab. Es gehört ja zu meinem derzeitigen Lebensplan, Konflikte so möglich, ohne ein Blutbad zu lösen.
    Der Dunkle in mir beginnt schallend zu lachen.
    Arsch!
    Galina tritt zwischen die Oger, die aber zu mir auf den Balkon starren und die für sie winzige Amazone keines Blickes würdigen.
    »Ich bin hier, wie vereinbart.« Ich kann Galina hören, als stünde ich neben ihr. Und ich rieche den Sklavenhändler. Der hat für meinen Geschmack viel zu wenig Angst um seine Sicherheit.
    »Das sehe ich. Aber du bist nicht allein, Hauptfrau.«
    Galina schaut kurz zu mir, eindeutig beschwörend, mich bloß nicht zu regen. Selbst der Helle in mir sagt jetzt laut, dass das ein Fehler ist. Ich widerspreche ja auch gar nicht.
    »Er beobachtet nur und nimmt die Amazone in Empfang.«
    »Das war so nicht abgemacht.«
    »Mag sein, aber so wird es laufen, so oder gar nicht!« Galina schaut den feisten Sklavenhändler herausfordernd an.
    Der mustert sie eingehend und ich wittere seinen Entschluss noch, bevor er es ausspricht. Zwei Amazonen sind für ihn wohl besser als eine oder gar keine.
    Er öffnet den Mund, doch die Welt ist für mich schon nicht mehr dieselbe. Als würde ich einen schweren Mantel umwerfen, nehme ich an Masse zu. Die Reste meiner Kleidung werden explosionsartig in alle Richtungen geschleudert und schon bin ich mit einem lächerlich kurzen Sprung vom Balkon auf dem Platz.
    Zwei Söldner begrabe ich bei der Landung unter mir einer weiteren Söldnerin beiße ich einfach den Kopf ab, weil sie mir absichtlich oder unabsichtlich im Weg steht.
    Dem nächsten vor mir wische ich beiläufig das Gesicht aus dem Kopf und der erste Söldling, der mich wirklich aufhält wird umgerissen und mit einem langen Streich meiner Zähne ausgeweidet.
    Dann erst beginnt das Kreischen, Schreien und Klagen.
    Musik in meinen Ohren.
    Ich schlage nach links, nach rechts, springe und beiße und bin in weniger als einer halben Minute von Sterbenden oder bereits Toten umgeben. Sobald ich eine Bewegung wahrnehme, handelt mein Körper schon. Pranken, die es mit Mikkis Hufen locker aufnehmen, fliegen nur so hin und her.
    Galina schreit meinen Namen und ich fahre herum. Wie konnte ich in meinem Kampfrausch die Amazone nur vergessen?
    Ein Oger und die Rothaarige haben sie gepackt und obwohl sie sich heftig zur Wehr setzt, hat sie der Kraft des Ogers wenig entgegenzusetzen und es kracht beinahe in meiner Ohren, als sich die Stählernen Gelenkschellen bei ihr schließen.
    Ich setze an, springe und lande in einer Wand auf Fleisch und Muskeln. Der zweite Oger.
    Während er versucht mich zu packen, beiße ich ihm in die Schulter. Sogar Ogerknochen brechen unter der Kraft meiner Kiefer.
    Der Oger brüllt und meine Ohren klingeln. Zwei heftige Schläge treffen mich, als er mich von sich stößt. Ich schüttle mich, als ich perfekt auf allen Vieren lande. Katzen landen wohl wirklich immer auf ihren Füßen.
    Der Oger schwingt einen Arm, der andere hängt wie ein nutzloses Pendel an seiner Seite. Ich weiche dem ersten Schwinger aus, erwarte den zweiten, unterlaufe ihn und springe erneut, diesmal mit aller Kraft, die meine Hinterläufe zu bieten haben.
    Der Oger und ich sind vielleicht in derselben Gewichtsklasse, aber auf zwei Beinen steht es sich einfach nicht so sicher. Sobald ich ihn am Boden habe, muss ich noch einen Schlag in den Rücken einstecken, bei dem dort irgendetwas kaputt geht, aber ich beiße dem Oger direkt ins Gesicht. Er wirft sich noch einmal zur Seite, aber ich springe ab, warte bis er halb herum ist und zertrümmere das, was von seinem Kopf noch übrig ist. Ich strecke mich kräftig durch und meine Heilkräfte verbringen innerhalb von Sekunden, was sonst Monate dauert und ich bin wieder fit. Der Dunkle hat wirklich nicht zu viel versprochen.
    Es wird langsam übersichtlich auf dem Platz. Was noch kann, entfernt sich so schnell wie möglich von mir. Nicht, dass es ihnen etwas nützt. Wenn ich will, bekomme ich sie alle.
    Ich versuche mich zu fokussieren. Ich bin nicht hier um Beute zu machen.
    Galina!
    Der Oger ist mit seinem Riesenschritten schon einige Dutzend Schritte weit gekommen und er wirft die Amazone wie eine Puppe in einen wartenden Wagen. Der Sklavenmeister und die Rothaarige steigen auf. Ich brülle wütend.
    Eine kleine Frau, in die bunten Gewänder der Zauberergilde gekleidet, wedelt mit ihren Armen und eine flimmernde Barriere spannt sich über die Straße. Ich merke mir die Frau gut. Sie sieht meinen Blick und wird bleich wie eine Wand.
    Gut so. Angstschweiß lässt sich auch noch nach Meilen und Stunden aufspüren.
    Da sehe ich, wie Sherena gegen ihren Häscher kämpft. Die tapfere Amazone hat die Gunst der Stunde genutzt und dich auf den hageren gestürzt. Der wehrt sich mit Langdolch und Peitsche gegen die wütende junge Frau, die ihre Kette wild vor sich herumschleudert, so gut es eben mit gefesselten Handgelenken und Fußfesseln möglich ist.
    Ich nähere mich langsam. Beide sind so in ihrem Kampf verstrickt, als sie mich erst bemerken, als ich laut knurre.
    Der Hagere stürzt über seine eigenen Beine und verliert seinen Dolch. Sherena knurrt wütend in meine Richtung zurück und stürzt sich auf ihren Peiniger.
    Ich bleibe wartend zurück und sehe interessiert zu, wie sie den Schurken mit wohldosierten Grausamkeiten auseinandernimmt, dass sogar der Dunkle beeindruckt nickt.
    Wer behauptet Rache muss kalt serviert werden, ist wohl einfach ein Fan von Nachspeisen.
    Schritte nähern sich. Ein paar der Söldner haben wohl irgendwo ein paar mutige Gene aufgetrieben, aber keine Selbstmördergene. Denn als ich sie anbrülle, bleiben sie stehen und als ich einen anspringe, in die Brust beiße und ihn dann mit einer wilden Bewegung zu seinem Kameraden schleudere, erinnern sie sich an die Händlervorfahren und dass es einfach Dinge gibt, für die man nicht gut genug bezahlt werden kann.
    Ich sehe, wie die kleine Magierin durch das Eingangstor zur Gilde flüchtet und mir einen letzten Blick zuwirft. Ich erwidere ihn kalt. Dieser Verrat wird gesühnt werden. So oder so.
    Als ich mich umdrehe, erhebt sich die junge Amazone schwer atmend. Für eine Gefangene sieht sie gut aus. Man wollte sie wohl in Bestzustand veräußern. Manchmal ist es eben gut, eine V.I.P. zu sein.
    Ich gehe langsam auf die zu. Sie stolpert, fängt sich wieder und hält den Dolch in beiden Händen, bereit sich mit dem Spielzeug gegen mich zu verteidigen.
    Ein letztes Mal schaue ich mich um. Außer uns beiden ist keine Seele zu sehen und auch nicht zu wittern. Triumphierend brülle ich ein letztes Mal.
    Dann werfe ich meinen metaphorischen Mantel ab.
    Sherena mustert den nackten Fremden vor sich mit bemerkenswert wenig Aufregung. Von Ogern durch die Gegend geschleift zu werden, härtet wohl etwas ab.
    »Nicht näher. Ich entkomme nicht der einen Bestie, um die Beute der Nächsten zu werden.«
    Mutig, die Kleine. Ganz die Mama.
    »Lass den Unsinn und dir helfen, deine Fesseln loszuwerden. Ich habe deiner Mutter versprochen dich zu beschützen und du machst mich nicht zum Lügner.«

    Ende Buch Eins
    Ok, doch ein Klippenhangar.
    Konnte einfach nicht widerstehen.

    Der Dunkle, der Helle und ich


    »Wenn er nicht überlebt …«, ich vernehme Galinas drohende Stimme selbst an dem weiten, ruhigen Ort an dem ich mich gerade befinde.
    »Die Geister heilen sein Fleisch, dumme Glatthaut. Er wird überleben. Aber sein Inneres ist nicht eins. Das muss sich selbst heilen.« Ich erkenne die junge Orkschamanin und bin beruhigt.
    Galina antwortet noch etwas, aber das verstehe ich nicht mehr, mein Interesse lässt sowieso nach. Sie ist offensichtlich nicht in Gefahr. Kein Grund, hier wegzugehen.
    Zumal ich auf jemand warte.


    ***


    Um mich herum ist die endlose Weite einer Heidenlandschaft. Die Sterne über mir wirken bekannt und unbekannt zugleich und das kleine Lagerfeuer knistert freundlich vor sich hin. Eigentlich ist es zu klein, um so eine Wärme auszustrahlen und ich habe auch kein Holz zum Nachschieben, aber es brennt sparsam genug, wie es scheint.
    Ich sitze, ein Bein angezogen und den Arm aufs Knie gelehnt und lausche in die Weite hinein. Vögel, Rinder, ein Fluss in der Ferne ein Wolf, nicht dass ich weiter als ein paar Schritt in die Nacht hinaussehen könnte. Dass ich wie Lederstrumpf aussehe, eine Tasse echten guten Kaffee in meiner Hand halte, ist zwar nicht völlig erwartet, aber ich sehe keinen Grund, mir deswegen einen Kopf zu machen. Alles ist so, wie es sein soll. Alles ist gut.
    Ich vernehme Schritte und ein weiterer Kerl im Stil von Old Shatterhand tritt an Feuer. Seine Hautfarbe ist so dunkel, dass ich am deutlichsten die bernsteinfarbenen Augen bemerke, die das Feuer ungewöhnlich gut widerspiegeln. Etwas nervös zeige ich auf die Kanne im Feuer.
    »Kaffee?«, biete ich ihm an. »Der ist echt gut. So einen hatten wir lange nicht mehr.«
    Der Dunkle setzt sich und nimmt sich eine Tasse von irgendwoher. »Hm«, brummt er und schenkt sich ein. Die Hitze des Feuers lässt ihn nicht einen Moment zögern, nach der Kanne zu greifen.
    »Servus!«, erklingt es etwas übermütig als der letzte erwartete Besucher aus der Dunkelheit tritt. Auch ein Lederstrumpf, aber sein Aufzug ist hellgegerbt, wirkt fast weiß. Er ist von ähnlicher Statur wie der Dunkle und ich, vielleicht etwas schlanker, oder erscheint so, weil er wesentlich jugendlicher wirkt.
    »Ich bin mal so frei?« Er zaubert ebenfalls eine Tasse hervor, zuckt aber vor der Kanne zurück und benutzt im zweiten Versuch seinen Ärmel als Topflappen. »Wird ja auch mal Zeit, dass wir uns unterhalten. Dieses ewige umeinander herumschleichen und wegschubsen ist ja keine Art.«
    Seine helle, fast faltenlose Haut bildet winzige Krähenfüsschen, als er lächelt.
    »Hm«, brummt den Dunkle.
    »Schön, dass du auch gekommen bist«, füge ich freundlicher hinzu. Ich habe die Ahnung, dass mir die Rolle des Schiedsrichters oder Mediators zugedacht ist, denn der Dunkle und der Helle sind zwar keine Feinde, aber beileibe auch keine Freunde.
    »Da wären wir mal wieder. Ausgeschaltet, kommen gerade vom Rand des Todes zurück. Mal wieder. Hätten wir nicht Glück, mit den progressiven Orkin …«
    »Kein Glück!«, unterbricht mich der Helle. »Begegne der Welt mit Freundlichkeit und sie wird dir auf dieselbe Weise ebenfalls begegnen.«
    »Blödsinn.« Nur dieses eine Wort, aber der Dunkle hat genug gesagt. Ein Mann der vielen Worte ist er ohnehin nicht.
    »Ich weiß nicht recht.« Weiß ich wirklich nicht. »Sowohl im Tubran als auch bei den Zwergen und jetzt hier bei einem Stamm, der sogar seine Agenda auf die Rache an mir und meinen Kameraden ausgerichtet hat, war Nettigkeit am Ende unser Gewinn.«
    »Wie man an den toten Arschgeigen sieht, die man uns in Tubran nachgeschickt hat. Ohne die Amazone wäre es das gewesen.« Der Dunkle klingt nicht einmal vorwurfsvoll. Eher wie ein Mann, der jede Hoffnung auf kluges Handeln bei seinen Kameraden schon lange begraben hat.
    »Da hat er einen Punkt. Und ohne das harte Vorgehen gegen die Warden, wären die Zwerge jetzt überrannt.« Ich schaue zum Hellen, dem eine Antwort offensichtlich auf den Lippen brennt.
    Und er antwortet sofort, sehr überzeugt und beinahe beschwörend. »Das wisst ihr doch gar nicht? Immerhin haben wir Lupina dort gefunden. Die ist total in Ordnung. Vielleicht hätte man mit dem Wardenboss auch reden können?«
    Der Dunkle und ich tauschen einen Blick. Der Helle ist eindeutig enthusiastisch und kontaktfreudig, aber nicht der Allerhellste, wenn er das wirklich glaubt.
    »Bei den Orks haben wir nichts als Glück gehabt, Kleiner. Ich erkenne an, dass du den richtigen Instinkt hattest, aber wären wir meiner Führung gefolgt, hätten wir den Schamanen kaltgemacht, bevor er Schaden anrichten kann. Mit den Kriegern hättest du auch dann Kumbaya singen können, ohne dass man uns mit einem Zauber in hundert Einzelteile sprengt. Und was sollte diese blödsinnige Rettungsaktion? Wir können nicht alle retten. Wenn wir dabei umkommen, nicht einmal noch einen. Du musst damit aufhören.«
    So eine lange Ansprache, ganz ohne Kraftausdrücke und Knurren habe ich von ihm noch nie gehört. In mir keimt Hoffnung auf.
    »Sorry, Dunkler, aber das kommt vielleicht von mir. Der Reflex zu helfen, wenn ich kann, das ist nicht allein seine Schuld.«
    Ich werde von den gelben Augen angestarrt. Wäre es nicht eine Version von mir, würde ich ängstlich zurückweichen.
    »Dann«, überrascht mich der Dunkle, »lass mich wenigstens helfen. Jedesmal, wenn du mich aussperrst, kann ich nur zuschauen und mich ärgern. Ich kann mehr als nur töten. Viel mehr.«
    Der Helle und ich sind nun dran mit starren. Tatsächlich ist es genau das, was ich erwarte, wenn ich den Dunklen rufe. Mord, Grausamkeit und kein Bedauern.
    »Aber ist das nicht deine Natur? Du bist der Dunkle!« Vielleicht klinge ich eine Spur vorwurfsvoll.
    »Habt ihr zwei Pappnasen euch jemals gefragt, warum ich ohne Zögern und Gnade agiere?«
    Ich und der Helle schauen uns betreten an. »Nein …?«, meint er unsicher. Auch ich fühle mich in meinem Weltbild erschüttert. Bisher war die Rollenverteilung doch ganz klar? Der Helle ist unsere Version der weiten Arme und offenen Tür, ich verwalte unsere Erfahrungen, analysiere und koordiniere. Der Dunkle ist dafür zuständig, wenn es blutig wird.
    »Pah. Natur. Eine billige Ausrede von euch Moralaposteln, um Notwendigkeiten, die euch nicht passen zu rechtfertigen. Ich überlebe. In einem Übungskampf halte ich mich raus. Keine Todesgefahr. Aber wenn ihr Schwachmaten mal wieder Einer gegen Alle spielen müsst, um eure überlegene Lebensart auch physisch zu beweisen, dass holt ihr mich. Schon mal überlegt, mich vorher zu holen?«
    »Vorher?«
    »Vorher?«
    Der Helle und ich wissen gar nicht, was wir dazu sagen sollen, weil es doch so offensichtlich ist.
    »Mann, wenn wir dich schon vorher hohlen, dann endet es doch in jedem Fall in einem Gemetzel!«
    Der Dunkle spuckt aus. »Narren. Alle beide.«
    Wir anderen schweigen. Alle beide.
    Der Dunkle stöhnt auf. Es muss ihm körperliches Unbehagen bereiten, so viele Worte aufzuwenden.
    »Überleben bedeutet auch, sich aus einem Kampf heraushalten. Nur die Schlachten zu schlagen, die man schlagen muss. Eine Demonstration der Stärke und Dominanz verweist viele Gegner schon im Vorfeld auf ihre Plätze. Und Überleben bedeutet auch, die Heilkräfte und Resistenzen des Körpers zu aktvieren. Das bringt alles aber nicht mehr viel, wenn ihr mich erst ranlasst, wenn wir uns schon eines Angriffs erwehren müssen.«
    Der Helle schüttelt ungläubig den Kopf. Präventive Gewalt oder Gewaltandrohung gefällt ihm gar nicht. Ich hingegen erkenne die Möglichkeiten.
    »Du hättest uns gegen den Schamanen schützen können? Wie?«
    Der Dunkle knurrt und erhebt sich. »Herkommen, ihr Idioten. Klappe halten, Sehen und Lernen!«
    Wir drei erheben uns. Je näher wir uns kommen, desto fassbarer wird die Welt um uns herum.
    Die Nacht weicht zurück und auch die Heide macht einem kühlen Morgen, viel Fels und dem Geruch von verbranntem Fell Platz.

    ***


    »Er erwacht. Weicht zurück. Macht ihm Platz!« Die Schamanin wirkt alarmiert.
    »Oh, große Löwin. Was ist das? Was hast du mit ihm gemacht?« Galina klingt sogar ein wenig panisch, so kenne ich sie gar nicht.
    »Zurück! Waffen senken. Wer seine Waffe erhebt, den erschlage ich persönlich!« Mein neuster, bester Freund, der Orkhäuptling. Nur warum dieses ganze Geschrei?
    Ich öffne meine Augen. Mir war gar nicht bewusst, dass ich sie geschlossen hatte. Die Eindrücke um mich herum sind so klar und deutlich. Ich weiß genau wo jeder im Umkreis um mich herum steht. Auf dem Boden hat es wohl keinen gehalten.
    Ich wittere Furcht, den Wunsch zu jagen, Wissen und fassungsloses Erstaunen.
    Als ich aufstehe, geschieht das auf alle Vieren. Ich fühle mich gewaltig, wuchtig, mächtig. Unwillkürlich reiße ich meinen Kopf in den Nacken und brülle der Welt meine Anwesenheit entgegen.
    Einige Orks lassen ihre Waffen fallen und fliehen in die Felsen. Obwohl ich auf allen Vieren bin, habe ich eher den Eindruck, die Leute um mich herum sind geschrumpft.
    Die Schamanin vor mir, die als einzige noch in der Hocke kauert, mustert mich mit einem eher wissenschaftlichen Interesse. Starrt sie mir in den Mund?!
    »Bruder, gib mir eine der Bronzescheiben. Ja die da hinten. Nein, reich sie mir rüber, komm nicht näher.«
    Ich wundere mich, beobachte aber, wie er die Scheibe am langen Arm seiner Schwester reicht.
    Galina schleicht sich am Rand meines Sichtfelds näher. Sie glaubt wohl, ich würde es nicht bemerken. Also tue ich so, als wäre das der Fall. Von ihr geht keine Bedrohung, nur dieses fassungslose Staunen aus. Was haben die nur alle? Noch nie einen nackten Kerl im Liegestütz gesehen?
    Die Schamanin hält die polierte Scheibe wie einen Spiegel vor mein Gesicht.
    Ich habe Schwierigkeiten zu erkennen, was sich darin spiegelt. Überhaupt triggern mich Bewegungen, selbst langsame, viel mehr. Irgendwas stimmt auch mit dem Licht heute Morgen nicht. Alles wirkt rötlich und viel kontrastreicher als sonst.
    »Schau in den Spiegel, Säbelzahn. Sieh, wer du bist, wenn du Eins bist.«
    Ich konzentriere mich auf das Spiegelbild. Wenn ich mich etwas bewege, erkenne ich es leichter. Dann macht es Klick und ich setze mich schwer auf den Hosenboden. Meine Arme, nein Vorderbeine, krallen sich in den felsigen Untergrund.
    Galinas Gesicht taucht zwischen meinem und dem Spiegelbild auf.
    »Tormen, bist du das?«
    Der Dunkle grinst dunkel vor Befriedigung, der Helle lacht hell vor Begeisterung und ich bin ratlos.
    Ja, ich bin hier, will ich sagen, aber es löst sich nur ein freundliches Grollen aus meiner Kehle. So freundlich ein Grollen sein kann, wenn es aus dem Hals einer dreiviertel Tonne schweren Riesenkatze kommt, mit Zähnen, lang wie Säbel und der sicheren Gewissheit im Hinterkopf, dass im Zweifel alles um mich herum Beute ist. Der Schamanin, Beute. Der Orkhäuptling, zuerst Herausforderung, dann Beute, die vielen anderen Orks, Beute.
    Galina, Beu … nein, keine Beute. Ich zucke zurück. Äußerlich wie innerlich.
    Es ist, als ob ich einen schweren Mantel abschüttle.
    Nun ist es wirklich kalt. Verdammt kalt. Ich habe beinahe vergessen, wie kalt die Nächte hier werden, besonders, wenn man im Adamskostüm auf dem nackten Fels sitzt.
    Trotzdem lächle ich Galina erleichtert an. »Ja, Galina, das bin wohl ich.«

    Da hast du mir ganz nett zum Grübeln gegeben 😋

    Ich will ja nicht Nur für Nerds schreiben....

    Ich sehe da eine Menge Überarbeitung auf mich zu kommen, aber das ist gut. Das heißt, da wächst was Neues heran.

    Tariq Überhaupt nicht? Das ist ein Problem. Dann muss ich ans Konzept ran, fürchte ich.
    Folgende Überlegungen liegen den Romanstruktur zu Grunde:

    FETTER SPOILER

    1. Isekai - ein normaler Mensch wird hoppla! in eine Welt geholt die er nur aus Filmen oder Romanen so kennt und hat durch irgend einen Zufall/Cheat/Gönner signifikante Vorteile gegenüber dem Rest. In der Regel hat er eine Frodo-Artige Mission zur Rettung dieser Welt zu bewältigen, aber nicht immer. 2. Game Lit RPG - diese Gattung ähnelt dem Isekai in mancherlei Hinsicht, ergänzt dessen Konzept aber um Gaming bzw PnP-Elemente, wie Level, besondere Regeln zur Magie oder dem Angriff und oft wird das Min/Max-Konzept (also seine werte optimal zu verteilen) auch aufgegriffen 3. Science Fiction ist auch Fantasy

    Umsetzung in plötzlich Held. Das Iseka-Konzept eine Helden mit besonderen Kräften - sind wir mal ehrlich: Damit arbeite ICH schon, seit ich schreibe - heute vielleicht mit deutlich mehr Selbstironie als früher - neu ist daran bei mir gar nix. Also von den regelmäßig auftauchenden Seitenlangen Charakterblättern in solchen Game-Lits halte ich gar nichts. Die bieten handwerklich absolut keine Herausforderung und mal ehrlich, wer liest die mehr als einmal richtig (falls überhaupt). Es gibt inzwischen Autoren die schreiben sogar: Das nächste Kapitel ist für Nicht-Regel-Füchse uninteressant, ihr könnte das ohne Handlungsabriss überspringen. Der Aspekt als sich bewusste Intelligenz in digitaler (oder vergleichbarer) Form gefällt mir aber. Zum einen kann man Information ohne Masse viel eleganter in eine neue physische Form bringen. Ja, nicht nur Sheldon sieht das diverse Vorteile. Das die Materie aber auch den Geist formt und umgekehrt ... tja, das lässt man gerne weg, ich versuche dennoch es zu thematisieren. T. im Roman ist NICHT derselbe, der er davor war. Ein jüngerer, gesunder Körper macht auch etwas mit dem Mindset. Nun wollte ich den Bogen von SciFi zu Fantasy glaubhaft schlagen und habe meine alte Idee rausgeholt: Was wäre für uns, also hier und jetzt real ein Gott. Oder ein Schritt zurück: Für wen wäre ich ein Gott? Meine persönliche Antwort darauf ist: Wenn ein Wesen jederzeit und für mich weder voraussehbar noch mit ersichtlichen Mitteln in meine Realität eingreifen kann, dann kommt das Gott schon verdammt nahe. Als Mensch bin ich ein Gott für eine (sich selbst bewusste) Comic-Figur. Ich muss sie nicht einmal selbst gezeichnet haben, aber ich kann zu einem beliebigen Zeitpunkt ihrer Existenz in ihre Welt eingreifen. Durch Vervielfältigung kann es von der Figur zahlreiche Versionen geben, die durch den Kopie-Effekt sogar alle unterschiedlich wären. Bei einem Menschen wäre das vielleicht ein Wesen, was unsre Raumzeit als Fluss oder in meinem Fall, als sich ständig verändernde Skulptur wahrnimmt. Er kann an jeden Ort schauen, aber der Ort wird jedes mal anders sein. (niemals zweimal selben Fluss baden etc) Zudem wäre es für ein Wesen völlig normal Zeitpunkt und Ort einer Kommunikation mit einem Wesen, was teil der Skulptur ist aufnehmen zu können, wenngleich mit Sicherheit auch nicht so einfach. Men stelle sich vor, man will allein mit einer ungewöhnlich intelligenten Ameise eine echten geistigen Austausch anstreben, allein die Vorstellung der Realität als Konzept würde nur zu sprachlichen Hürden führen, die kaum zu überwinden sind. Aber deswegen ja Fantasy. Man darf so tun, als wäre alles möglich.

    Es soll also drei Handlungsebenen geben.

    a) Rahmen Erde im Eimer, galaktische Überwesen ziehen die Reisleine und verfrachten die Menschheit erstmal in eine Art Flüchtlingsresevervate, wo sie unter einer gewissen Aufsicht sich entwickeln können, ohne echt was kaputt zu machen. denn, auch wenn sie so ziemlich alles verbockt haben, um sich am Ende doch der galaktischen Gemeinschaft anzuschließen, haben sie Potential zur sich bewussten Individualität und das ist, Überraschung, im Multiversum rar. Sehr rar. In manchen Universen kommt es gar nicht erst dazu. Also werden sie quasi in mehrere Trainingslager/Versuchsgelände gesteckt, wo man versucht rauszubekommen, was man mit den Deppen anfangen kann, die grob in zwei Richtungen tendieren: Die einen stehen eher darauf: Wenn es allen gutgeht, geht es auch am Ende jeden Einzelnen gut. geistige und physische Entwicklung kommt dann automatisch. Wenn man einzelne Individuen gnadenlos machen lässt, was es will geht die Welt ZWANGSLÄUFIG vor die Hunde. Die anderen meinen: Survival of the most powerful. Das Träge und Schwache muss als Dünger für das Immer vorwärts Strebende und Starke herhalten. Sonst geht die Menschheit ZWANGSLÄUFIG ein. In diesem Test steckt unser Held gerade fest. Nun sind sich auch die galaktischen Überwesen nicht komplett einig:
    1. Fairness ist ja ein Konzept was ohnehin den Make Love Not War Erdlingen sehr ähnlich ist.

    2. Fairness verhindert signifikant den Fortschritt entspricht eher dem Konzept Stark regiert über Schwach.

    Das namenlose Überwesen in meiner Idee finde Fairness zwar nicht per se als wichtig, aber er ist ein echter empirischer Wissenschaftler und findet, dass man in einem laufenden Versuch nicht mal eben die Parameter ändern und dann am Ende stolz mit passenden Ergebnisse wedeln darf. (Zudem ist er persönlich ein bisschen pissed, weil man ihn hintergeht, was er aber NATÜRLICH nicht zugeben kann. Ein Alien ist am Ende des Tages auch nur ein Mennsch ^^)

    dass die "Anderen" sich auch noch mit dem Teil der Menschheit verbünden, die tatsächlich glauben, dass gegen die Regeln zu spielen zu erstrebenswertem Fortschritt führt führt bei ihm schließlich zum ausgeschlagenen Fassboden.

    Also hilft er der anderen Fraktion, versucht aber nur auszugleichen und die ihren Weg so gut es geht allein finden zu lassen. (auch wenn es ihm dämmert, dass sein ganzer Versuchsaufbau ohnehin für die multigalaktische Katz ist ...)

    b) ganz normale Isekai-Story mit der Einschränkung, dass der Held zwar eine Mange wissen von außerhalb seiner derzeitigen Welt mitbringt, da es ja seine Persönlichkeit ausmacht (oder verändert, wenn man daran rumschreddert ...) aber er sich nur unterbewusst sich dieses Wissens bedienen kann, also wohl irgendwo weiß, dass es Wasserstoffbomben, Batman und MacDonalds gibt, aber nicht wie in vielen anderen Isekais er das Wissen nutzt um die Weltgesetze auszuhebeln. (das fand ich persönlich nämlich schon immer unsportlich, ich alter PnP-RPler ^^)

    Problem: Wie baue ich eine Bindung zwischen einem Menschen (dem man zudem noch eine Art Zwangs-Altzheimer und Gehirnwäsche verpasst hat) und einem Wesen auf, das allein schon das Konzept von Vergangenheit und Zukunft überwunden hat? Und welche Sprache wähle ich da? Lässt sich das Alien auf das Menscheniveau ganz herab oder merkt der Mensch schnell, Moment, der Typ kann lustig zu jedem Zeitpunkt meines Lebens auftauchen und zwar in beliebiger Reihgenfolge. Also für das Alien. Als Mensch passiert natürlich immer noch eines nach dem anderen. Aber das Wesen, das die Raumzeit von außen an jedem Punkt anfahren kann, wie ein Mensch eine beliebige Comic-Seite aufschlagen kann, hat eine völlig andere Sicht und damit auch Grammatik. Und wie beschreibt man eine sich ständig verändernde aber doch als ganzes erfassbare Realität? (Also für das Alien erfassbar, nicht für unsren Held.) Daher meine Idee des Heap of Faith oder Heap of Hope, oder zu Deutsch, dem Sprung des Glaubens oder Sprung der Hoffnung. Mann kann einfach mal einem anderen GLAUBEN, dass das was er so sagt zwar gegen meine komplette Sicht der Welt spricht, aber womöglich er und nicht ich richtig liege. Kinder machen diesen Sprung jeden Tag. Jugendliche verlieren die Fähigkeit zunehmend. Erwachsene, nunja? Versuch mal einem sich sehr, sehr selbstbewussten Wissenschaftler klarzumachen, dass du einfach so Kraft deines Willens eine Wunde heilen kannst. zack. Weg ist. Der will Beweise sehen. Und er wird nicht mit einem oder auch zehn zufrieden sein. Er will wissen, wie, warum und woher. Und wenn er Heisenbergsche Unschärfegleichungen dazu braucht, aber es einfach DIR glauben? Nö. Aber wenn ein einzelner Mensch sich einfach sagt Ok, ich glaube, der Typ ist in Ordnung, aber spielt dimensionstechnisch 3 Liegen über mir, ich glaub dem einfach mal. So könnte es vielleicht gehen, ohne dass beide Seiten frustriert sind. Und DAS versuche ich mit dem Dialogen rüberzubringen. Da sie körperlos sind und nach meiner Idee sogar ohne Zeitverzögerung und nur von der Kapazität, mit der diese Information von jetzt auf gleich übertragen werden kann (Bandbreite!) abhängig sind, habe ich sie so hart als Zwiegespräch gestaltet. Da gibt es kein sich umgucken, kein Augen verdrehen und auch keine Pausen, wie langes nachdenken. Die Pausen sind einfach eine kurze Information "hier Pause" aber haben zeitlich keine Relevanz. Hinzu musste ich verschiede Stile einbauen, um den Protas Profile zu geben. So siezt das Alien T. die ganze zeit, soll die Distanz ausdrücken, während T. das Alien kumpelhaft duzt, was zum einen die primitivere Kultur als auch den Versuch darstellen soll, mit dem Überwesen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen (man könnte auch böse sagen, sich anzubiedern.)

    Da das komplette Gespräch immer ein Informationsstrang ist, den das Alien zeitunabhängig in beliebiger Reihenfolge aufrufen kann, hat der Dialog etwas von Treffen sich ein Hellseher und ein Philosoph ...

    c) natürlich kommt die typische Heldenreise auch vor, wie ein Charakter sich entwickelt, reift und wie der Leser moralisch und emotional davon profitieren kann, ganz im Sinne Aristoteles: Delectare et Prodesse - sich am Text erfreuen und am Ende was mitnehmen.

    Tja, was meinst du? Soll ich hoffen, dass der Leser irgendwann darauf kommt, was ich versuche auszudrücken? Oder soll ich den "Engel" von T. deutlich weniger abgehoben und damit auch die Dialoge viel menschlicher machen?

    p.s.: Für heute soll das als meine 1500 Zeichen gelten, die ich ja jeden Tag als Training schreiben will/muss. Kann also sein, heute gibt's kein weiteres Kapitel für die Porzellan-Sitzung ^^

    Klandestines IV


    »Das habe ich gewusst, dass ich jetzt hier lande«
    »Natürlich, haben sie das.«
    »Wie schlecht geht es mir wirklich?«
    »Die physischen Schäden werden gerade durch die Schamanin behoben. Wenn ich den Eifer beachte, werden sie womöglich sich in besserer Verfassung als zuvor befinden.«
    »Das finde ich ja super, aber gibt es eine Möglichkeit, das in Zukunft auch ohne einen Beinahetod zu erreichen?«
    »Das ist unter anderem ein Thema, was wir zu diesem Zeitpunkt besprechen.«
    »Ah, ich verstehe. Für dich ist das mal wieder nicht neu.«
    »Diese Frage für sie befriedigend zu beantworten, scheitert an der differenzierten Wahrnehmung der Wirklichkeit.«
    »Was du selbstverständlich daher weißt, weil wir genau das Problem bereits diskutiert haben oder noch diskutieren werden.«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich hätte eine Frage.«
    »Wollen sie sie stellen, oder soll ich spoilern?«
    »Das … war ein Scherz?«
    »War er gelungen?«
    »Ja. Nein. Doch, nein, ich meine ja! War nicht übel!«
    »Danke für die Übermittlung des interessanten Konzepts zur schrittweisen Problembewältigung.«
    »Äh. Ja. Kein Ding. Also meine Frage, bitte nicht spoilern, ich hasse Spoiler. Ist so ein Weg-ist-das Ziel-Ding.«
    »Natürlich.«
    »Logisch, wem sage ich das. Noch. Oder schon wieder?«
    »Sie nähern sich selbst einem elementaren Verständnis der Natur der Dinge an. Ich gratuliere explizit zu diesem Zeitpunkt, um die Relevanz hervorzuheben.«
    »Das fühle ich so noch nicht ganz, aber ich bekomme immerhin schon viel langsamer Kopfschmerzen, wenn wir so miteinander reden. Ein gutes Zeichen, oder ein Zeichen, dass ich verrückt werde.«
    »Sinnen sie über die Herkunft des Wortes verrückt nach und sie werden die Antwort auf diese Frage selbst finden.«
    »Okay. Sicher?«
    »In der Tat.«
    »Klar, dumme Frage.«
    »Ja.«
    »Hey, jetzt wird es albern.«
    »Nicht mehr witzig?«
    »Schon, aber niedrigeres Niveau.«
    »Ich werde meine Scherze an die erforderlichen Parameter angleichen.«
    »Ha! Das war witzig.«
    »Ich muss mich da auf ihr Wort verlassen.«
    »Aber sicher. Also meine Frage: Wäre es sehr schlimm, wenn ich die aktive Erinnerung an unsre Gespräche mitnehmen könnte. Ich erinnere mich bei unseren Gesprächen ja auch an das Geschehen dazwischen?«
    »Ich habe ein Verständnis für diesen Wunsch und habe durchaus signifikante Bandbreite auf die Klärung der möglichen Resultate aufgewandt. Und ich werde an einem anderen Zeitpunkt mit ihnen Rücksprache halten. Sie selbst haben mir versichert, dass der derzeitige Zustand, es für sie leichter macht und die für sie negativen Resultate, die in ihrer linearen Sicht an Häufigkeit zunehmen werden, lassen mich ihnen zustimmen.«
    » …, du willst also sagen, dass ich dir gesagt habe, du sollst mir sagen, ich habe oder werde dich bitten mir auszurichten, dass es keine gute Idee ist.«
    »Für eine Lineartemporal-Existenz ausgezeichnete Analyse.«
    »Ein Ja hätte gereicht.«
    »Trotz der ihnen bewussten Begrenztheit bevorzugen sie dennoch, wenn ich versuche, wenigstens verbal auf Augenhöhe mit ihnen zu kommunizieren.«
    »Andere hätten jetzt das Gefühl, dass du sie, nett codiert, als dumm bezeichnest.«
    »Andere. Sie nicht. Ihre faszinierende Fähigkeit, intuitive Sprünge zu machen, verhindert diesen Fehlschluss.«
    »Fein. Anderes Thema. Mir ist aufgefallen, dass ich die Orks am Ende verstanden habe, als ob ich ihre Sprache spräche. Gut, ein paar Worte schienen zu fehlen, ein paar Satzstellungen waren merkwürdig, aber im Großen und Ganzen war es, als hörte ich ein Gespräch in Kaisersprache.«
    »Es ist mein Dank dafür, dass sie den Konflikt auf die Art beigelegt haben. Es hat diverse Zustände an anderen Teilen ihrer Raumzeit erst möglich gemacht und dem Zweck unseres Bündnis erhöhte Relevanz verliehen.«
    Ȁh. Danke? Das war ein Gutgemacht, dass du es erstmal auf die clevere und nette Tour versucht hast
    »Ja.«
    »Ich hätte es auch anders lösen können?«
    »Das haben sie bereits. Vielfach. Diesmal haben sie den Nachweis erbracht, dass andere Optionen genauso möglich und zugleich moralischer als auch produktiver sind.«
    »Mit Anstand zu handeln, kann am Ende produktiver sein?«
    »Vereinfacht ausgedrückt, korrekt.«
    »Ha. Ich habe es gewusst.«
    »Sie erkämpfen sich dieses Wissen zurück.«
    »Das war es. Oder das haben sie mit mir gemacht. Sie haben versucht meine Persönlichkeit zu schreddern, damit ich einer von ihnen werde. Von der anderen Fraktion?«
    »Es war, zu meinem Bedauern, nicht nur ein Versuch. Er war und ist weiterhin sehr erfolgreich.«
    »Du meinst, andere Versionen von mir sind weiterhin mordgeile Arschlöcher?«
    »Ihre Wortwahl ist zu harsch. Sie versuchen durchaus aus ihrer Sicht gerecht zu sein. Ihnen fehlen nur Erfahrungen und Möglichkeiten, die man ihnen gestohlen hat.«
    »Das ist es, was dich antreibt, stimmt‘s? Zum einen, ob die Idee meiner Fraktion umsetzbar ist und es nervt dich zudem gewaltig, dass die Anderen bescheißen.«
    »Es verfälscht die Projektanordnung. Das ist inakzeptabel.«
    »Gib es ruhig zu. Jetzt ist es persönlich geworden.«
    »Diese These führen sie stets ins Feld und sie wird ohne Beweise nicht relevanter.«
    »Ha! Es ist persönlich.«
    »Sie verschwenden Bandbreite.«
    »Okay. Okay. Schon kapiert. Also, ich kann jetzt Orksprache?«
    »Ich habe ihr natürliches Talent, Sprachen und Zeichen zu decodieren, soweit gefördert, dass es ihre kognitiven Verluste schneller ersetzen lässt.«
    »Mit Orkisch?«
    »Mit jeglicher Sprache.«
    »Oh. Cool. Danke.«
    »Dank ist weder notwendig noch erwünscht.«
    »Schön. Da war aber noch etwas. Die Sache mit dem Heilen von Verletzungen? Sieht so aus, als würde ich die magisch anziehen.«
    »Ihre Gegner haben ihnen nicht nur genommen, sie mussten ihnen im Gegenzug etwas vergleichbar Valides geben, sonst wäre die Integrität des Codes insgesamt gefährdet. Sie haben eine physikalische, oder in ihrer Sicht, magische Ausdrucksweise eines urtümlichen Teils ihrer Persönlichkeit möglich gemacht.«
    »Du meinst den Dunklen, stimmt‘s?«
    »So ist es. Ich schlage vor, in kontrollierter Umgebung, damit zu experimentieren. Mit ihrer Fähigkeit, einen Sprung zu machen, können sie die Waffe ihrer Gegner zu ihrem eigenen Werkzeug umschmieden.«
    »Wow. Schwerter zu Pflugscharen? Ich bin beeindruckt von der Metapher.«
    »Ich entlasse sie mit dem Hinweis: Versuchen sie zu erraten, von wem ich dieses Wortspiel wohl zu einem anderen Raumzeitpunkt bekommen könnte.«

    Weiter mit: Der Dunkle, der Helle und ich

    Die Nachtigall zwitschert, die Lerche singt

    die Morgensonne durch den Frühnebel dringt.
    Der Wind erhebt sich, wild und rau

    pfeift urgewaltig durch Wald und Au.
    Munter erwachtet das Leben zum täglich Marsch.

    Genug der Lyrik, krieg hoch deinen Arsch!

    Guten Morgen.

    :kaffee:

    Winde der Veränderung


    Als Kulissenbauer sind die Orks eher minimalistisch, wenn man mich nach meiner künstlerischen Meinung fragt.
    Der Kampfplatz besteht aus einem plattgetrampelten Stück halbwegs ebener Fläche, durch handtellergroße, flache, helle Steine als Oval abgetrennt.
    Ich hätte mir wenigstens zwei Steinhaufen erhofft, wo der Häuptling und ich irgendwie unsre Farben, Wappen oder zumindest das Zeugs, was wir nicht ins Oval mitnehmen wollen, stilgerecht ablegen können. Eine Stein zum Sitzen fehlt ebenso, wie ein Eimer mit Wasser und Schwamm, oder wenigstens ein ausgebleichter Krudauschädel mit diesen langen Hörnern.
    Was sie herbeigeschafft haben, ist ein wirklich fetter Fels in der Mitte. Den würden nicht mal der Häuptling und ich gemeinsam wegschieben können. Außer, dass er die Sicht versperrt, kann ich keinen Sinn in dem Giga-Findling sehen, aber natürlich tue ich so, als wüsste ich ganz genau, wofür der da ist. Logisch. Immerhin bin ich der Auswärts-Champion und mache so etwas wie hier dauernd.
    Unser Weg hierher war entspannt, immerhin mussten wir den Ausrichtern unseres Duells genug Zeit geben für ihre Vorbereitungen und so erfahre ich immerhin, dass der Magier und der eine Wagen, den er persönlich bewacht, die Aufmerksamkeit des Schamanen erweckt hat, nachdem die jungen Ork-Honks im Friedenspfeifendelirium von ihrem heldenhaften Rückzug vor der Himmelshow des Magiers erzählt haben.
    Dagg Mowl hält sich sonst an das Hordesmen Agreement und lässt Karawanen im Umkreis von einer Tagereise um Car Cazzar in Ruhe. Er ist so wenig doof, wie alle anderen Stammesführer und erkennt durchaus sowohl den Wert eines neutralen Bodens als auch eines gut bestückten Marktfleckens.
    Aber der Stammeschammie Kon Atoz hat solange rumgeheult und die Leute scharf gemacht, bis Dagg ihn entweder umlegen oder ihm nachgeben konnte.
    Es ist wohl auch in einem straff nach Faustrecht organisiertem Stamm nötig, eine Art Politik zu machen und als Monarch der harten Fakten sich quasi den Beistand der Kirche immer mal wieder zu erkaufen. Ich frage mich unwillkürlich, warum Religion, die ja als Sitz von tieferer Weisheit und höherem Verständnis dienen soll, so oft zu bodenloser Dummheit oder viel zu hochfliegenden Vorstellungen führt.
    »Priester, Schamanen und Anwälte.«, nicke ich dem Häuptling mitfühlend zu. »Gegen die Götter, die Magie oder Traditionen, die sonst keiner mehr versteht, kommt man als Mann des Stahls einfach nur schwer an.«
    Er zeigt nur durch ein kurzes Schnauben an, dass er sich verstanden fühlt, ist aber Politiker genug, sich zu keinem öffentlichen Statement locken zu lassen.
    Stark, erfahren und schlau. Und ein Mann mit einer Mission. Gut, die Mission einen Drachen ans Bein zu pissen. Aber irgendwelche Windmühlen, Riesen oder Drachen hat jeder Mann zu bekämpfen. Nur ein Depp lacht über die Ziele eines Narren und das auch nur deswegen, weil er seine eigenen Windmühlen für bedeutender hält.
    Ich werde Dagg sehr ungern umbringen, das fühle ich jetzt schon. Sogar der Dunkle wird das nur mäßig genießen und dem liegt ein Blutbad schließlich im Blut. Also im Blut von Anderen, natürlich.
    Ist schon einmal jemand aufgefallen, dass dumme Ideen oft auch dumme Namen haben? Oder sagen wir Namen, die, wenn man sie laut ausspricht, die Dummheit offensichtlich machen sollten.


    Als wir angekommen sind, sind schon eine Menge Zaungäste da. Entweder war hier schon ein ähnliches Event geplant und die Leute schon vor Ort, oder ich habe mich mit den etwa hundert Orkkriegern ordentlich verschätzt. Allein in dem kleinen Tal sind bestimmt zweihundert versammelt, Mann wie Frau, klein wie groß. Also keine Kleinkinder, aber ich erkenne mehrere Gruppen von Halbstarken, einfach weil sie sich so benehmen. Das scheint ein kulturübergreifendes Phänomen zu sein. Möglichst cool aussehen, nicht wissen, wo man seine Hände hintun soll, versuchsweise erste Verstümmelungen am Aussehen, Energie, die vor lauter Überdruck in spontaner Aggressivität austritt.
    Dagegen die erfahrenen Orks. Freudig entspannt, gerne auch am Mampfen oder Saufen, in froher Erwartung auf ein Schauspiel und gar nicht mal so furchtbar scharf darauf, einen Wagenzug voller ausgebildeter Securities mit einem verdammten Magier als Sahnehäubchen anzugreifen. Und dabei vermutlich auf qualvolle Art den Essknochen abzugeben für etwas, was der Schamane ihnen tags zuvor, als sie völlig high vom Tanzen, Singen und Kiffen waren, als ganz tollen Fang eingeredet hat.
    Ist doch überall dasselbe. Mann muss nur etwas hinter die Fassade schauen.
    Ich mache mich fertig. Der Häuptling macht sich fertig. Aber wir haben offensichtlich noch Zeit totzuschlagen, bevor wir uns gegenseitig totschlagen dürfen. Die spirituelle Prominenz hat sich wohl angekündigt und lässt uns nun warten.
    Die jungen Orks verhöhnen mich versuchsweise, aber obwohl ich gerade diese Art von Wortschatz parat habe, tue ich so, als verstehe ich nichts, ein paarmal winke ich sogar freundlich, als wären sie meine Fans. Was sie natürlich noch mehr aufregt. Was zunehmend Unruhe in die Versammelten Orks bringt.
    Was genau meine Absicht ist. Ich bin der Menschenköter der auf ihrem Hinterhof sein Bein hebt. Ich bin der Menschenköder, der sie anlockt und ihr Augenmerk weg von ihrem eigentlichen Ziel lenkt.
    Ich schaue zum Himmel. Noch etwa vier Stunden Tageslicht. Galina sollte schon in Sichtweite der Stadt sein. Wenn ich noch zwei Stunden herausschinde, hat sie eine Nacht, um den Entsatz zu mobilisieren. Orks kämpfen nachts ungerne. An das Märchen, dass sie Angst haben, ihre Seelen fänden nicht zu ihren Ahnen, wenn sie nachts sterben, habe ich nie geglaubt.
    Kein Krieger kämpft gerne mit seinem Heer, wenn er das Gelände nicht sehen kann, Freund von Feind nur schwer unterscheiden kann und es, wie hier arschkalt wird, sobald die Sonne untergeht. Wie blöd muss man auch sein, halbblind, in der Gefahr, sich eher durchs Gelände als durch den Feind zu verletzen und dann noch mit vor Kälte tauben Fingern fröhlich in die Schlacht zu ziehen?
    Aber klar, es liegt an dem Aberglauben der Barbaren. Vernünftige Gründe würden sie ja zivilisiert machen.
    Ich tausche immer wieder einen Blick mit Dagg. Uns wäre beiden inzwischen nach einer Unterhaltung. Ich kann sehen, wie ihm diverse Fragen unter den Hornspitzen brennen, aber gepflegt alte Kriegergeschichten auszutauschen, dazu ist er doch nicht souverän genug. Daher beschließe ich, als der Ältere und anerkannter Massenmörder, mir das Recht herausnehmen zu können.
    Ich stehe also auf und gehe zur anderen Seite des Oval, wo der Häuptling mit seinen Best Buddies sitzt und versucht, Ruhe und absolute Siegesgewissheit auszustrahlen.
    Muss zugeben, er macht das schon gut. Wäre da nicht der Dunkle, der einen feuchten Kehricht auf Posen oder Flexing gibt.
    »Ich bin mal so frei?« Ich warte drei Sekunden, bevor ich mich einfach dazusetze.
    Zuerst starrt mich nur die verblüffte Gruppe an, doch dann fällt es immer mehr auf.
    Ich sehe in jeder einzelnen Orkmine nahezu denselben Ausdruck, den ich unter der einen großen Frage abspeichere: Darf der das?
    »Wie ist es euch so ergangen, seit dem letzten Mal?« Zugegeben, eine freche Frage, aber ernst gemeint. Zudem ist mir langweilig. Und dem Dunklen. Niemand will, dass dem Dunklen langweilig ist.
    Dagg beweist seine Chefkompetenz, indem er sich als Erster wieder einkriegt und beiläufig aber schwer seine Hand auf den Säbelgriff seines Sitznachbarn legt. Und dessen massiger Faust, die sich darum spannt.
    »Wir waren fast keine Krieger mehr, nur ein paar Jäger und viele Kinder. Was das Drachenfeuer nicht gefressen hat, hat der Wandler gerissen, wer sich verbergen könnte, wurde vom Langohr in den Schatten besucht.« Dann schaut er mich direkt an. »Und wer noch den Mut hatte, sich euch zu stellen, der trat dir gegenüber, Säbelzahn. Ich selbst wollte kämpfen, aber unsere Mütter hielten uns zurück.«
    Ich nicke ihm zu, als ich sehe, dass er eine Pause macht. Ganz sicher werde ich dem Häuptling nicht ins Wort fallen, wenn wir uns normal unterhalten. Er ist der Boss hier und ich bin im gewissen Sinne der nervige Hausierer, den die Oma rein gelassen hat. »Das ist es, was kluge Mütter tun. Halten ihre Kinder am Leben, halten den Stamm am Leben.«
    Wir nicken gemeinsam, wie zwei alte weise Krieger es nun einmal tun, wenn tiefsinnige Aussagen ausgesprochen werden.
    »Sehe ich deswegen so viele Frauen unter Waffen? Glücklich ist das Volk, dessen Frauen klug und stark sind.«
    Wieder Nicken, diesmal von vielen weiblichen Orks. Ich halte wohlweislich meinen Blick gesenkt, nachdenklich und philosophisch verklärt.
    »Weibe nicht soll muss totmach. Soll mach lebig!« Der riesige Ork kann die Kaisersprache?
    Er grinst so breit, dass ein Wildschwein längs in seinen Mund passt, als er sieht, wie ich ihn verblüfft und anerkennend anschaue.
    Was für eine Steilvorlage, denke ich mir. Du könntest mein Lieblingsork werden.
    »Wahr. So wahr.« Wieder einhelliges Nicken, aber auch verärgerte Blicke der Weiblichkeit. Zeit, wieder etwas für mein Schwiegersohnbarometer zu tun.
    »Doch wie kommt es, dass kein anderer Stamm euch aufgefressen hat? Die Hordenvölker sind stark und merzen das Schwache aus?«
    Dagg mustert mich. Ich mustere ihn. Glimmt da in seinen Augen ein Verdacht?
    »Frauen der Drachenhetzer sind stark. Stärker als die meisten Männer aus anderen Stämmen. Haben gekämpft und gejagt, bis die Junglinge selbst stark genug waren. Haben auch Kaiser und Sultansprache in Cazzar gelernt und sie den Junglingen beigebracht. Sie hatten auch den Gedanken, es vor den anderen Stämmen geheim zu halten.«
    Mir bleibt fast die Spucke weg.
    Bewundernd schaue ich in die Runde und fixiere besonders die Kriegerinnen, die, wenn ich gnadenlos ehrlich sein will, sich für mich als Mensch nur durch die etwas schmächtigere Statur von den Männern unterscheiden. Falls überhaupt. Auch sind alle gerüstet und bewaffnet, völlig untypisch für alles, was ich von Orks weiß.
    »Also ist es ihr Verdienst, dass der Stamm wieder stark ist und eine neue Generation mächtiger Krieger hat?«
    Die Augen des Häuptlings funkeln belustigt. Der schlaue Mann hat mich durchschaut. Er sagt nichts, lässt aber die Anwesenden langsam bestätigend nicken. Manche brauchen sichtlich eine Weile, manche den warnenden Blick einer vermeintlichen Orkin, aber schließlich scheint der Konsens erreicht. Wäre ja auch bescheuert, etwas zu leugnen, was sogar der dumme Außenseiter bemerkt. Schließlich bestätigt es auch der Häuptling: »So ist es. Die starken Frauen der Drachenhetzer gaben dem Stamm auf viele Arten sein Leben zurück. Die Götter lächeln auf uns herab.«
    Und schließlich wird mir ein Schlauch mit bitterem Fruchtsaft gereicht, der dann reihum geht. Unter uns Männern natürlich nur. Bestimmte Traditionen müssen schließlich beibehalten werden. Die weiblichen Blicke auf uns sind aber nicht unfreundlich. Ich wette, Dagg hat seinen Schwiegermutterbarometer gerade auch erheblich hochgetrieben.


    Doch immer, wenn es gerade gemütlich ist …
    »Guro, tar barag Dagg Mowl? Jar tar or oku takak?«
    Eine wütende Stimme lässt uns in unserem chilligen Männermojotalk innehalten. Ob es genau diese Worte sind, kann ich nicht garantieren. Mein Orkisch hat sich nicht plötzlich auf Umgangssprachenniveau gesteigert, aber ungefähr so klingt es und man versteht auch so ganz gut, was es ausdrückt.
    In einer Prozession kommen ein Dutzend Orks ins Tal stolziert, angeführt von einem besonders geschmacklos geschmückten Kerl, der meiner Ansicht nach seinen Knochen- und Piercingfetisch eindeutig übertreibt.
    Ich verkneife mir ein Grinsen, weil der mutmaßliche Oberschamane direkt in eine eiskalte Mauer der Ablehnung hineinläuft, es in seiner Rage aber nicht ein Stück bemerkt.
    So den Häuptling anzugehen, geht erstens gar nicht und zweitens vor einem Fremden schon doppelt nicht. Zudem scheint er bei dem weiblichen Anteil des Stammes ohnehin nicht sehr beliebt. Angesichts ganzer Null Orkinnen in seinem Gefolge, ahne ich bereits, woran das wohl liegt.
    Der Häuptling springt aus dem Sitz in den Stand, dass ich fast vor Schreck zurückzucke. Nie im Leben habe ich ihm so eine Schnelligkeit und Beweglichkeit zugetraut.
    Eisern unterdrücke ich den Impuls des Dunklen Dagg jetzt gleich und hier meinen Gladius zwischen die Schultern zu jagen, um ihn als tödliche Bedrohung auszuschalten.
    Ich will den Dunklen nicht kleinmachen. Er bringt uns siegreich durch jedes Gemetzel und lässt mich Dinge tun, die andere als Magie bezeichnen. Aber manchmal ist er einfach nur ein überaggressiver Tötungsmuskel und dumm wie Brot.
    »Sprich in der Kaisersprache, damit auch mein Gast dich versteht.«
    Oha? Gast also?
    Der Blick des Schamanen fällt auf mich und ja, so müsste sich wohl Dung fühlen, wenn er angeekelt auf der Schuhspitze des nagelneuen, blankpolierten Stiefels angestarrt wird.
    »Was sucht dieser Mensch hier? Warum atmet er dieselbe Luft, wie die Drachenhetzer?«
    Dagg verschränkt seine Arme vor der Brust und hebt sein Kinn. Die Kinnspitze ist nun sogar über dem Schädelkamm des Schamanen, der wahrlich kein Winzling ist.
    »Das ist der Säbelzahn des Drachens. Erweise ihm den Respekt, den dieser Krieger verdient.«
    Heilige Scheiße. Dafür dass wir uns gleich umbringen wollen, können wir uns ja anscheinend ziemlich gut leiden?
    Der Häuptling schaut demonstrativ auf meinen Schild. Nicht derselbe, den ich damals hatte. Das war noch ein Schild aus Stahl. Exzellente Arbeit, aber eben keine Drachenschuppe.
    Der Schamane folgt dem Blick, erstarrt und sein Blick wird durchdringend, als will er durch den Schild hindurchsehen. Wobei dahinter nur Feld wäre, also was weiß ich schon?
    »Dragghorn, sar wo dur Draggghorn!?« Sogar ich verstehe, was der Schamane da sagt und nicke grinsend. »Ja, Kamerad. Das ist eine Panzerschuppe von einem Drachenrücken.« Stolz will ich nach meinem Schild greifen und ihn allen zeigen, als ich sehe, wie die Augen des Schamanen blau aufglühen.
    Doch echt. Blau. Glühend.
    Der Dunkle hat die Schnauze voll und reißt die Kontrolle an sich. Ok, wer dumm wie Brot ist, diskutieren wir nochmal.
    Ich hechte zur Seite, greife in die Schlaufen und während ich mich durchrolle, decke mich bereits.
    Ich rieche Ozon und etwas zischt und britzelt. Oh, und meine Kleidung raucht.
    Ziemlich elegant, wenn mir ein wenig Selbstbeweihräucherung gestattet ist, komme ich hoch und finde ich hinter dem gigantischen Findling weitere Deckung.
    Es gibt einen Knall, noch mehr Ozon lässt meine Augen tränen und der Fels vor mir bekommt Risse, die sich schnell zu kleinen Spalten aufblähen. Der Dunkle und ich arbeiten perfekt zusammen, als wir uns wieder wegrollen.
    Ein hohes, immer drängender werdenden Pfeifen kündigt das Unheil an.
    Und ich sehe geradewegs auf eine Orkin, die mit aufgerissenen Augen den weißglühenden Felsen anstarrt.
    Eine kurze aber heftige innere Debatte wird mit einem empörten Heulen des Dunklen beendet, als ich mich schützend auf die Orkin werfe, sie zu Boden reiße und versuche meinen Schild über uns zu halten.
    Da treffen mich die Steinsplitter, eher Schrappnelle, und ich denke noch: Glück gehabt?
    Nein, nicht wirklich.
    Wie ein Fremder, sehe ich, wie Teile meines Arms einfach abfallen, eine blutige matschige Masse. Unterhalb meines Halses spüre ich gar nichts mehr. Vermutlich der Schock?
    Die Schulterknochen meines Schildarms schauen durch meinen Wams heraus und als ich versuche den Kopf zu drehen, wie es der Orkin geht, wird es dunkel um mich.

    Weder sehe ich etwas, noch fühle ich etwas. Aber hören kann ich umso besser. Und verstehen. Erstaunlich.


    »Was tust du da, Schwester?«
    »Was soll ich schon tun, ich heile ihn.«
    »Nur Schamanen können heilen.«
    »Du hast den Schamanen gerade erschlagen, Bruder.«
    »Er hat meinen Gast angriffen und mich um den Ruhm seines Todes im Kampf gebracht.«
    »Halt mich nicht für eine Närrin, Bruder. Du und der Fremde habt den Kampfbeginn absichtlich verzögert.«
    »Das ist …«
    »... die Wahrheit, Bruder.«
    »Mag sein. Aber ich dein Häuptling. Wer bist du, dass du vor dem Stamm meine Ehre in Zweifel ziehst?«
    »Wie es aussieht, bin ich deine große Schwester und deine Schamanin.«
    »Nur Männer können Schamanen sein.«
    »Du hast den Schamanen gerade zu Krudaufutter zermatscht.«
    »Ja. Das habe ich.«
    »Da ich die Macht der Geister anrufen kann, als Einzige, die das noch zuverlässig kann, bin ich jetzt die Schamanin.«
    »Es gibt keine Schamaninnen, nur Schamanen.«
    »Gut. Dann bin ich jetzt der Schamane.«
    »Aber du bist eine Frau.«
    »Und du bist ein Blitzmerker. Was ist dir lieber, ein Schamane der dir als Säugling Hirsebrei vorgekaut und eingeflößt hat, oder gar kein Schamane?«
    »Unser Stamm braucht einen Schamanen.«
    »Offensichtlich. Dann ist alles gesagt, oder?«
    »So ist es wohl.« Pause. »Bekommst du den Säbelzahn wieder hin?«
    »Muss ich wohl. Hast du seinen Blick bemerkt, als du von seinem Drachen gesprochen hat und wie dieser seinen Tod bedauern würde?«
    »Ist mir nicht entgangen. Er hatte keine Angst, nur Mitleid. Mit uns.«
    »Besser, ich rette ihn.«
    »Besser, ja. Aber wir sind die Drachenhetzer. Das Ziel, den Ruhm für unseren mächtigen Feind zu erlangen gab uns die Kraft uns wieder zu erheben.«
    »Nein, Bruder. Junge Männer und Frauen wie du, die gaben uns die Kraft. Sie gaben uns die Weitsicht, dass es mehr gibt, als die Horden. Dass Drachen, Elfen, Menschen und Wandler, Seite an Seite kämpfen können.«
    »Aber nicht wir Orks. Man verachtet und fürchtet uns zu gleichen Teilen.«
    »Hattest du den Eindruck, der Säbelzahn verachtet uns?«
    »Er nicht.«
    »Haben seine Gefährten uns gefürchtet?«
    »Nein, wohl nicht.«
    »Also dann. Vielleicht steht dem Stamm eine Zeitenwende bevor. Und du bist unser Häuptling, der uns durch diese Wende führt.«
    »Aber wir sind die Drachenhetzer …«
    »Dann lass uns einfach andere Drachen hetzen. Es wird ja wohl mehr als diesen Einen geben.«
    »Schwester, du bist jetzt schon eine hilfreichere Beraterin, als der alte Schamane je war.«
    »Gut, dass du ihn getötet hast.«
    »Ohne den Säbelzahn wäre das nicht so gekommen.«
    »Umso wichtiger, dass wir ihn am Leben halten. Und jetzt versammle deinen Stamm. Die brauchen eine gute Ansprache.«
    »Ja, Schaman … in.«

    Am großen Kleinhornpass Part II


    Mikki rennt den Ork vor uns über den Haufen und stampft ihn ein, wortwörtlich.
    Ohne, dass ich ihn lenken muss, dreht er sich mit mir, als ich mich nach links wende.
    Mit dem Bogen niemals in Richtung des Zugarms zielen, immer weg davon, damit die Sehne weiter aufgezogen werden kann. Mehr Sehnenzug, mehr Aua beim Ziel. Einfache Mechanik.
    Den ersten Späher haben wir gerade erledigt, der Zweite versucht sich in einer Spalte zu verstecken. Der normale Ork hat in etwa meine Größe und Masse und, ich bin nicht zu stolz das zu sagen, mehr Kraft als ich. Es fehlt ihnen im direkten Vergleich mit mir aber meist an Beweglichkeit. Es ist aber auch nicht so leicht, mit hundertzwanzig Kilogramm oder mehr, elfengleich durch die Weltgeschichte zu tänzeln. Ich weiß schließlich, wovon ich rede.
    Daher sehe ich genau, wo er sich versteckt, weil ich es wohl auch genau dort versucht hätte.
    Andere Streitrösser würden jetzt in Volltempo angehen. Antritt, Vollbremsen, neuer Antritt. Macht auf Dauer jedes Pferd kaputt. Sieht beeindruckend aus und ist durchaus durchschlagend. Die zehn Minuten, die dein Gaul das mitmacht, ohne zu straucheln.
    Mikki geht es langsam am. Er ist selbst ein Riese unter Seinesgleichen und sich bewusst, dass allein schon ein guter Auftritt den Gegner verunsichert. Zudem ist es viel leichter zu zielen, wenn die Welt nicht in Sprüngen auf dich zuhüpft.
    Der Orkspäher behält tatsächlich fast die Nerven und bleibt geduckt bis Mikkis Schatten auf ihn fällt, erst dann springt er auf. Er hebt schützend seinen Arm mit der Kurzaxt und verhindert damit, dass mein Pfeil ihn am Hals erwischt. Bevor er noch etwas Anderes tun kann, lasse ich mein Streitross hochsteigen und seine pizzatellergroßen Hufe auf den Ork niederprasseln. Vom Kopf des Feindes bleibt wenig übrig, was damit noch Ähnlichkeit hat.
    Ich richte mich im Sattel auf. Ruhig, als fürchte ich nichts auf der Welt.
    »Wohlan, tapfere Krieger des Hordenlands? Wer kämpft mit mir um das Recht zu leben?«, rufe ich herausfordernd. Kurz bedaure ich, dass ich die Orksprache nicht gut genug kann um, es ihnen in ihren eigenen Worten entgegen zubrüllen. Mir fallen nur ein paar Beleidigungen ein und die haben alle gemeinsam, dass Orks so uns Menschen nennen. Bevor ich mich also in meiner Wortwahl lächerlich mache, sehe ich lieber zu, dass der Tonfall stimmt.
    Ich hänge gut sichtbar meinen Bogen an den Köcher neben den Satteltaschen, nehme meinen Schild auf und meinen Hammer und schlage mit ihm mehrfach auffordernd dagegen.
    Seht her: Ich bin der größte Affe im Affenstall, der Hirsch am Platz, der regierende, unangefochtene Champion und bereit, meinen Titel gegen jeden zu verteidigen, der die Eier oder Stöcke dazu hat.
    Was soll ich sagen? Ist so ein Kriegerding.

    Mikki steht still wie eine Statue und auch ich sitze so entspannt wie möglich, hochaufgereckt mit schweifendem, leicht wahnsinnigem Blick.
    Wären meine Gegner Warden, würden sie mich umkreisen und dann alle auf einmal kommen. Wären es Hordenmenschen, die würden mich vermutlich ohne viel Gewese aus sicherer Entfernung mit Geschossen von meinem hohen Ross holen.
    Aber meine Gegner sind Orks. Große, zähe und verdammt stolze Bastarde.
    Was nicht heißt, dass sie nicht ganze Dörfer ohne Vorwarnung anzünden und alles massakrieren, was flieht. Stolz und Ehrgefühl sind an sich schon nicht dasselbe. Ehre weicht dazu noch von Kultur zu Kultur, manchmal von Person zu Person ab.
    Aber Stolz? Mit Stolz kann man arbeiten. Denn wenn man zwanghaft beweisen muss, dass man den härtesten Prügel … schwingt …
    Aber falls ich mich irre, müssen Mikki und ich gleich noch viel kreativer werden.


    Ein Ork nach dem anderen erhebt sich aus seinem Versteck.
    Eingebildete Bastarde, grinse ich zufrieden und widerwillig anerkennend. Der Dunkle in mir schnaubt verächtlich. Natürlich sieht er es als Schwäche an, sich so herauslocken zu lassen, aber ich verbanne seine Verachtung aus meinem Blick.
    Ich bewundere es, wenn man sich traut, einen Vorteil zugunsten einer weniger tierischen Lebensweise aufzugeben. Weil man sich so auf Regeln einigen kann. Weil Regeln oft verhindern, dass mehr Leid verursacht wird als notwendig. Inwieweit die Regeln Sinn machen und ob es nicht besser wäre, das Leid im Vorfeld zu minimieren, ist eine ganz andere Frage.
    Ich würde nie behaupten, der Kodex eines Orkkriegers wäre zur Nachahmung empfohlen. Aber Warden hätte ich allesamt abschlachten müssen. Sie verstehen nur diese Art der Stärke. Bei den Orks komme ich hoffentlich mit weniger als allen aus.
    Zudem biete ich ein Schauspiel, was sie davon abhalten wird, den Wagenzug mit Mann und Maus anzugreifen und Galina kann vielleicht leichter durch die Reihen schlüpfen. Vielleicht gelingt es mir sogar, die Kriegerkaste gegen die Hexerkaste auszuspielen?


    Oder ich werde gleich, sehr öffentlich wirksam, von diesem Koloss umgebracht, der gerade aus einer Spalte steigt.
    Heilige Scheiße! In den passe ich in der Breite zweimal rein und anderthalb mal in der Höhe. Was wiegt der? Dreihundert, vierhundert? Die Streitkeule, die er so locker in der Linken hält, wiegt bestimmt soviel wie ich. Mit Rüstung.
    Äußerlich gelassen, warte ich bis die Orks heran sind. Man muss ihnen der Ehre halber zugestehen, dass sie mich nicht einkreisen. Nur die Jüngeren haben auch nur ihre Waffen erhoben.
    Vom dem Testosteron, welches hier gerade die Luft schwängert, könnte man vermutlich Galinas halber Amazonenschar Hipsterbärte und eine Stimmlage im BudSpencer-Bereich bescheren.
    Ein kaum kleinerer Ork in einem bronzenen Scheibenharnisch nähert sich schließlich. Alle machen ihm respektvoll Platz. Sogar der Große senkt seinen Blick ganz leicht, als sein Kriegshäuptling vorbeistolziert. Sein Iro ist mit Knochenstacheln aufgemotzt, die der Irre sich irgendwie auf den Kopf geklebt hat, wahrscheinlich hat er sie sich sogar in der Schädelplatte verankern lassen. Seine dichte Körperbehaarung ist von dunklem Rot und er hat sich mit fantasievollen schwarzen Streifenmustern bemalt. Irgendetwas in mir erinnert sich dunkel so etwas Ähnliches schon gesehen zu haben. Etwas mit einem Maul in einer weit entfernten Galaxie.
    Seine gelben Augen mustern mich eingehend. Sein Blick bleibt am meinem Schild kleben.
    Da hebt er seinen gewaltigen Kriegshammer an und zieht ihn sich in einer rituell anmutenden Geste vor die Brust.
    »Der Säbelzahn sucht wieder mein Land heim.«
    Trotz seines Raubtiergebiss und der beeindruckenden Eckzähne im Unterkiefer ist seine Aussprache gut zu verstehen.
    Und er klingt glücklich?
    Ist das gut oder schlecht?
    »Du bist alt geworden. Und du bist diesmal ohne Drache und Wandelbestie hier. Bist du gekommen, um in Ehre zu sterben?«
    Oh, er kennt mich?
    Also schlecht. Vermutlich.
    Theatralisch lasse ich meinen Blick schweifen. Jede Minute, die heraushole, ist eine Minute, die Galina von hier wegbringt und eine Minute, welche die Wachen des Wagenzugs mehr haben, ihre Verteidigung zu konsolidieren.
    »Heute ist ein guter Tag zum Sterben.« Was für ein völlig bescheuerter Satz, kommt es mir gleich danach.
    »Und heute ist ein guter Tag zum Leben.« Ich grinse stolz, dass mit das eingefallen ist. Ein kleines Bisschen habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich hier mit Gesülze Zeit schinde, aber mein orkisches Publikum ist von meiner Darbietung offensichtlich beeindruckt.
    Vielleicht gebe ich noch Medley meiner liebsten Gassenhauer?
    Nein? Nein. Ich habe einen Ruf zu wahren. Selbst wenn ich sterbe. Gerade, wenn ich sterbe.
    Der Ork grinst zurück. Denke ich. Orkmimik und so.
    »Ich weiß, es gibt hier ein kleines Tal«, sage ich beiläufig und schaue in die Richtung. Wie ein gutes Publikum schauen die meisten Orks kurz in dieselbe Richtung.
    »Wollen wir dort herausfinden, wer heute Abend die Lobgesänge seines Volkes wert ist, und wessen Volk heute seinen größten Krieger verliert?«
    Uff, hoffentlich nicht zu dick aufgetragen.
    Der schwarzrote Ork ballt die Faust feierlich und schlägt sie sich mit solcher Wucht gegen seinen Scheibenpanzer, dass der tatsächlich wie ein kaputter Ringgong klingt.
    »Gut gesprochen. Säbelzahn. Heute noch wird dein Drachenhäuptling seinen Lieblingskrieger betrauern.«
    Ich zucke leicht zusammen. Das hoffe mal nicht, Ork. Du hast ja keine Ahnung, was über euch kommt, wenn dem so ist.


    Langsam und bedächtig steige ich ab. Wahrhaft große Krieger beeilen sich nicht. Die Welt hat auf sie zu warten.
    Ich muss dann tatsächlich nach oben schauen, sehr ungewohnt.
    »Du kennst meinen Namen. Wie ist der Name des Kriegers, von dem ich meinem Drachen berichte, dass er ein wahrhaft großer Kämpfer war, der sein Leben unter meinem Hammer aushauchte?«
    »Ich bin Dragg Mawl! Wärest du öfters hier, würde dein Herz erbeben vor Furcht, denn die Donner flüstern meinen Namen, die Kinder winseln ihn in ihren Träumen und die Frauen stöhnen ihn vor Wollust.«
    Ich räuspere mich. Ok, und ich habe echt geglaubt, ich würde zu dick auftragen.
    »Lass uns den Kampfplatz bereiten und unsere Götter preisen, dass sie uns zu Kriegern und nicht zu Hexern gemacht haben. Mein Hammer dürstet es danach, dem Donner, dem Winseln und dem Stöhnen, einen neuen Laut hinzuzufügen, der deinen Namen spricht.«
    Der Ork lacht und er klopft mir tatsächlich freundlich gegen die Brust. Obwohl ich alles anspanne, kann ich nicht verhindern, dass mir die Luft aus den Lungen gepresst wird und ich einen Schritt zurück machen muss.
    »Gut gesprochen Säbelzahn. Kämpfe gut und dein Schädel wird den Ehrenplatz in meinem Zelt bekommen.«
    Welche Ehre! Während ich noch um Luft ringe, verneige ich mich leicht. Bei den tollen Aussichten kann ja nichts schiefgehen?


    Dragg Mowl schickt einige Leute vor, dass sie unsre Arena vorbereiten. Ich nehme an, da er offensichtlich kein Vollidiot ist, stellt er sicher, dass der Wagenzug nicht aus der Falle entkommen kann, aber wir, also er, alles Publikum haben, das wir haben können.
    »Mowl. Du sprichst die Kaisersprache gut. Wie kommt es? Das Kaiserreich ist weit von hier.«
    »Ich spreche viele Zungen, Zahn. Ich war noch ein Kleinling , als du mit dem Drachen die Kriegertrupps vernichtest hast, die wir euch entgegenschickten. Du hast meinen Vater und meine Brüder zu den Ahnen geschickt. Dein Drache hat den alten Schamanenkreis fast vollständig vernichtet. Der Stamm der Knochenschlitzer hörte auf, zu sein und es erstand der Stamm, den du hier siehst. Wir sind die Drachenhetzer.«
    Ich bleibe erstaunt stehen. »Im Ernst? Ihr hetzt Drachen. Wie viele bisher?«
    Mowl bleckt seine Zähne, ich nehme an das Gegenstück zu einem bissigen Lächeln bei mir.
    »Nur den einen. Ihn und seine Krieger. Welch größeren Feind könnte man haben, welch größeres Ziel, die jungen Krieger und die letzten jungen Schamanen zu neuer Größe zu führen?«
    Was soll man jetzt dazu sagen?
    »Stimmt. Man wächst an seinen Zielen, sagt man in meinem Volk.«
    Er nickt feierlich.
    Und man zerbricht an ihnen, denke ich aber nur für mich.
    Warum, kann ich nicht sagen, aber ich beginne den Stamm zu mögen. Bestimmt so ein Psychoding. Man rottet einen Stamm fast aus und wird zum Idol und Staatsfeind Nummer Eins in einem. Irgendwie eine Art Ehre oder?
    Oder nicht! Es ist etwas Anderes.
    Eine Schwäche. Vermutlich. Bestimmt sogar.


    Stolz.

    Am großen Kleinhornpass Part I


    Nach einer halben Meile finden wir einen Weg von der Straße weg und suchen in einem Netz verzweigter Bodenspalten Deckung. Unsre vier Tiere werden taktisch günstig abgestellt und wir erklimmen eine Erhebung, die ich sehr großzügig als Hügel beschreiben will. Immerhin gibt es leichten Bewuchs und sogar ein dürrer Baum reckt sich zaghaft als König des Hügels royal gen Himmel.
    Die ganze Gegend ist von diesem Netz aus kleinen trockenen Canyons und Spalten durchzogen, etwas, was man nur wirklich zu würdigen weiß, wenn man es von einer erhabenen Position betrachtet.
    So ist zumindest die bisher umgestellte aber immanent durchaus vorhandene Frage gelöst: Wie zur Hölle kommt ein so großer Truppe Orks ungesehen so nahe? Immerhin ist die Gegend zumindest oberflächlich gesehen bis zum Horizont einsehbar.
    Unter dem tapferen Versuch irgendwann ein Baum zu werden, liegen wir nebeneinander und scannen die Gegend.
    Es ist in der Tat eine große Truppe, vielmehr eine echte kleine Streitmacht.
    Galina will mir ihr Spährohr reichen, aber ich winke ab. Je länger ich hier draußen bin und je näher der Dunkle an der Oberfläche ist, desto leichter erkenne ich das Wesentliche.
    »Vierzig oder Fünfzig«, schätzt die Amazone.
    »Und mindestens so viele, die du nicht siehst. Geh lieber von einer Kompanie aus. Wenigstens drei Züge, eher vier.«
    Als sie nicht antwortet schaue ich zur Seite: »Was?«
    »Kompanie. Zug. Du warst ein Heerführer, ein Comes? Du bist ein … Herzog des Kaiserreichs?«
    Ich brumme unwillig. Was hat das hier zu suchen? Aber dann merke ich, dass es der Dunkle ist, der sich aufregt.

    Die Parteien werden sich erstmal belauern. Und die Orks werden versuchen, uns beide zu finden, oder sicherstellen, dass wir geflohen sind, vorzugsweise nicht in Richtung Car Cazzar. Es gibt also keinen Grund zur Eile.
    Also atme ich tief durch und schiebe den Dunklen auf den Beifahrersitz.
    »Nicht Herzog. Dux ist das Wort im Kaiserreich für Herzog. Comes ist ein Graf. Als er mir den Dux angeboten hat, habe ich meinem Kaiser gesagt, dass er sich dafür einen anderen Dummen suchen muss. Ich ziehe nicht das ganze Jahr mit meinem Hof herum, um für ihn den Hampelmann zu machen, die anderen Hochadligen bei Stange zu halten oder einzuschüchtern. Comes ist schon viel zu viel für einen Kerl wie mich, für den sein Schwert, sein Pferd und er selbst, manchmal schon zu viel Gesellschaft sind.«
    »Du … hast deinem Kaiser widersprochen?« Purer Unglaube blickt mir entgegen.
    »Warum? Widersprichst du deiner Mutter nie?«
    »Aber doch nicht in solchen Dingen. Sie ist die Königin. Und selbst wenn, sie ist immerhin auch meine Mutter!«
    Ich lache leise. Mütter und Töchter, Väter und Söhne, wie?
    »Kann schon sein, aber ich habe meinem Kaiser das Reiten, das Kämpfen, das Singen und das Saufen beigebracht. Ich bin neun Jahre mit ihm und einer Handvoll Rebellen herumgereist und habe ihm seinem verdammten Thron besorgt. Und das meine ich wörtlich. Als wir den Palast endlich hatten, bin ich losgezogen und habe ihm diesen Angebersessel aus den Waffen und Rüstungen der Besiegten bauen lassen, damit auch jeder Depp immer daran erinnert wird, dass er da nicht sitzt, weil er von Geburt an da drauf geplumpst ist. Vielleicht würde ich es heute nicht mehr in aller Öffentlichkeit machen, aber wenn er etwas sehr Dummes sagt, bekommt er von mir einen Klaps auf den Hinterkopf.«
    »Du würdest den Halbdrachen schlagen?«
    »Habe ich. Werde ich. Und zwar solange, wie es nötig ist. Bei einem Dux müsste er daraus wohl eine Staatsaffäre machen. Als kleiner Comes bin ich nur der große, barbarische Kumpel, der einfach nie die Tragweite begreifen wird, wenn er gerade dem Gehirn des mächtigsten Herrschers der Welt eine Neukalibierung spendiert.«
    Sie schaut mich stumm an und zucke schließlich die Schulter. Soll sie doch denken, was sie will.
    Wir warten noch einige Minuten stumm. Ich mag das, sie im Moment wohl weniger. Daher deute ich in Richtung Nordwesten. »Da.«
    Sie richtet ihr Spähglas aus. »Die versuchen, uns zu umgehen!«
    »Hmhm. Und es sind zu viele. Viel zu viele. Und schau mal dorthin.« Ich verschiebe ihr Spährohr bis sie etwa die Richtung hat.
    »Das ist aber weit weg. Was sind das? Kleine Lagerfeuer? So dicht aneinander?«
    »Schamanen. Der Orkoberfluchsprecher und seine Handlanger-Azubis, vielleicht auch Lebendopfer. Orkmagie hat viel mit Blut, Opferungen und dem ganzen Mist zu tun.«
    »Du kennst dich aus«
    »Nee, Magie ist nicht meins. Ich werfe gerne einen Apfel hoch und ziehe vor, dass er dann wieder runterkommt. Vorzugsweise als Apfel. Und nicht als Ananas anfängt, über mir zu kreisen.«
    Damit habe ich sie wieder zum Lachen gebracht und sie verdreht ihre Augen. »So hat mir noch nie jemand Magie beschrieben. Du tust ja so, als wäre sie wider die Natur?«
    Ja, was sagt man dazu? Genau. Besser nichts. Also brumme ich wieder und suche weiter nach dem Feind.
    Von hier aus wird klar, woher der Pass seinen Namen hat. Eine Laune der Natur und Zufall, dass wir genau richtig hinsehen können. Der Canyon mit dem Pass sieht aus wie der Abdruck eines kleinen, gewundenen Dämonenhorns. Eine kleinere Ausgabe, fast gleich aussehend, verläuft eine halbe Meile weiter südlich, nur dass es eine Sackgasse ist und für Wagen viel zu eng.

    »Jedenfalls haben die Schammies etwas, was den Magier im Wagenzug kontern kann, oder wenigstens gewaltig beschäftigt. Ohne dessen Feuer-vom-Himmel-Zauberei werden wir mit den Orks nicht fertig. Wir brauchen Hilfe.«
    Sie schaut mich an und langsam dämmert ihr, worauf ich hinaus will.
    »Nein! Nein, ich fliehe nicht. Eine Amazone flieht vor keinem Kampf!«
    Das nun wieder! Ich schaue den Dunklen drohend an, der wieder nach dem Steuer greift. Meine Amazone, meine Methode! Verpiss dich, bis es gegen die Orks geht!
    »Hör mich.« ich suche ihren Blick, um genau das sicherzustellen. »Dein Pferd ist im Gegensatz zu Mikki ein Windläufer. Der Goldbraune ist auf jeden Fall ein Rennpferd. Ich bin zu schwer für diese schlanken Tiere, besonders auf diesem Gelände, da zählt jeder Stein Gewicht doppelt.«
    Sie schaut finster in die Richtung, in der wir unsre Tiere abgestellt haben.
    »Wir nehmen dem Honorablen das Gepäck ab, dann kannst du alle zwei Meilen wechseln. Da holt dich kein Ork ein, auch nicht auf ihren Reittieren, die in dieser Gegend zuhause sind und weitaus trittsicherer als ein Pferd. Ich würde ja reiten, aber wenn du die Wahl hast, einer Gazelle oder einem Dachs die Nachricht mitzugeben …?«
    Wütend wirft sie die Hände in die Luft. Ich habe sie überzeugt. Ganz ohne die Drohung durch den Dunklen. Für einen Moment genieße ich den Sieg über mich selbst.
    »Grins nicht so blöd, nur weil du einmal recht hast!« Galina wird noch wütender.
    Folgsam wandern meine Mundwinkel nach unten, meine Augenbraue dafür nach oben.
    Wir rutschen ein Stück zurück und gehen dann geduckt bis zu unseren Tieren. Sie entlädt ihre Stute bis auf das Nötigste und ich den Honorablen bis auf den Sattel.
    »Westen?«
    Ich nicke. »Großer Umweg um die Orks, dann zurück zur Straße.«
    »Nach allem, was du gesagt hast, werden die Cazzarer überhaupt helfen?«
    »Sie werden kommen, und sei es nur, um ihren Anteil an Beute zu bekommen. Zudem hat es einen Grund, dass der Magier dabei ist. Würde mich nicht wundern, wenn jemand mit viel Einfluss ihn und seine Ladung erwartet. Jedenfalls werden sich viel mehr Möglichkeiten eröffnen.«
    Ich halte ihr meinen Poncho und meinen breitkrempigen Hut hin.
    »Was soll ich damit?«
    »Du willst nicht, dass man in Car Cazzar weiß, dass du eine Amazone bist. Wenn sie mit dir reden, wird es ohnehin jedem klar, der euch kennt. Aber wenigstens muss man es dir nicht sofort ansehen.«
    »Ich soll mich … verkleiden!?«
    »Frau, was stimmt nicht mit dir? Wir sind hinter Sklavenjägern her, die deine Tochter haben. Das letzte Mal haben die sich aus dem Staub gemacht, sobald sie einen Federbusch eurer Amazonenhelme gesehen haben. Willst du unbedingt in Car in einen Hinterhalt laufen, oder dafür sorgen, dass die Verbrecher mit deiner Tochter diesmal völlig spurlos verschwinden?«
    Sie ballt wütend ihre Fäuste. »Es ist gar nicht gesagt, dass sie in Car Cazzar sind oder waren.«
    »Denk nach! Die einzige Stadt im Umkreis von hunderten Meilen. Gesetzlos und trotzdem ein halbwegs sicherer Markt? Wach auf. Natürlich werden wir dort auf die eine oder andere Weise von deiner Tochter erfahren. Sofern du es mal für ein paar Tage schaffst, eine Mutter und keine Amazone zu sein!«
    Ihre Hand zuckt tatsächlich zur Waffe. Gleich habe ich den Bogen überspannt. Ich muss auf die Bremse treten.
    »Was weißt ausgerechnet du davon, was es heißt, eine Mutter zu sein.«
    Ich hebe beide Hände und trete einen Schritt zurück.
    »Ob du es glaubst, oder nicht, auch Kerle wie ich haben Mütter. Mütter die sie lieben. Eine Mutter, die notfalls nackt über den Mark laufen würde, wenn sie mich nur damit retten könnte. Etwas, was ich ganz nebenbei bemerkt, auch für sie tun würde. Ich weiß vielleicht nicht, was es genau heißt, eine Mutter zu sein, aber ich weiß ganz genau, was es heißt, eine zu haben! Also: Sei nicht die Amazonenprinzessin. Sei. Ihre. Mutter.«
    Galina scheint zu schrumpfen. Mit einem Mal sieht man ihr eigentliches Alter deutlich an. Der unbeugsame Stolz macht sichtlicher Erschöpfung und Sorge Platz. Wenn sie nur ahnte, dass sie dadurch nur noch eindrucksvoller und begehrenswerter wird.
    »Also gut. Gib diesen Lumpen her und diesen Lederlappen.«
    Schicksalsergeben wirft sie sich die beiden Kleidungsstücke über. Verkleidet ist zwar etwas anderes, aber zumindest ihre Silhouette ist nun deutlich verändert. Leute sehen selten das, was sie nicht erwarten zu sehen. Eine einzelne stolze Amazone in diesem Aufzug wird keiner erwarten. Das muss ausreichen. Man kann einer Löwin ein Wolfsfell überwerfen, aber sie bleibt doch eine Löwin.
    Mikkis Ohren zucken und er stapft vorsichtig neben mir auf: Nahe Feinde.
    »Leihst du mir bitte deinen Bogen und deine beiden Köcher?«
    Sie grinst schief, währen sie mir die Waffen aushändigt. »Kämpfst du jemals mit deinen eigenen Waffen?«
    Ich grinse zurück: »Muss ich gar nicht, solange alle anderen genug davon mitbringen. Und jetzt, nach Osten. Sie sind gleich da. Keine Sorge, ich werde sie gleich dazu bringen, sich zu zeigen. Sie werden gleich viel zu beschäftigt sein mit Kämpfen und Bluten. Dann kannst du wenden.«
    Sie steigt auf und nimmt die Leine des Honorablen und wickelt sie zweimal ums Handgelenk.
    »Eine Frage noch. Warum bist du weggegangen, aus den Diensten des Kaisers?«
    Ich muss kurz nachdenken, ein paar neue Eindrücke sacken lassen. »Ich denke, es war lange her, seit er den letzten Klaps gebraucht hat. Er hat mich nicht mehr gebraucht.« Ich schaue grinsend zu Boden und lege den Bogen um meinen Unterschenkel, um ihn zu spannen. »Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen. Ich bin nicht gerne unter Leuten … und die Leute kapieren bald, dass sie mich auch nicht gerne unter sich haben. Die meisten jedenfalls.« Ich bin fertig, schaue zu ihr hoch und nicke. »Bin soweit. Bereit, den Affentanz zu beginnen?«
    »Du weißt, was du da machst, ist eigentlich Wahnsinn.«
    Ich steige in den Sattel, Schild locker auf der Schulter. Bogen und Pfeil bereit.
    »Wahnsinn?!« Ich lache kurz und brülle dann laut. »Das. Ist. Sparta!«
    Dann preschen Mikki und ich los. Ein paar Sätze bringen uns aus der Spalte und ich sehe in das verblüffte Gesicht eines Orkkriegers.
    Ich nehme an, dass er verblüfft ist.
    Vermutlich kann er mit Sparta auch nicht mehr anfangen als ich. Oder doch. Orkmimik zu lesen, ist nicht gerade meine Kernkompetenz.
    Während ich den Pfeil knapp unter seiner wilden Nase versenke, höre ich Galina davonjagen.
    Sie ist weg.
    Gut.


    Dann lasse ich den Dunklen ans Ruder.
    Aber vorher, lege ich noch den Kurs fest.

    Weiter mit: Am großen Kleinhornpass II

    „Schreib alles auf, was du über diesen Mann weißt“, verlangte er, auch diesmal, ohne Etienne anzusehen.

    Ich mag den Kleinen, auch wenn er blöderweise Dustin Hoffmans Gesicht hat und Kain anstatt Cane heißt ... Dummes Gehirn!
    Ich hoffe (rege an), dass du ihm auch eine Entwicklung zugedacht hast, die mehr als nur ein organisches Supergoogle beinhaltet.
    Vielleicht sagt er zu Etienne mal den folgenschweren Satz:
    Ich hab ein Spiel entwickelt. Wollen wir ein Spiel spielen? :whistling:

    Auf der Karawanenstraße


    Wie Lupina uns schließlich heil zur Karawanenstraße keine zehn Meilen vor Car Cassar bringt, ist für für mich mit nichts Anderem als mit einem Wunder oder übersinnlichen Fähigkeiten zu erklären.
    Auch die Möglichkeit auf Verrat und eine Falle, will mir nicht völlig aus dem Kopf, obwohl es dafür keine Hinweise gibt. Lupina scheint das Herz der Amazone im Sturm erobert zu haben und auch Aurimax trägt ihr die, wenn auch wahrscheinlich ungewollte, Mitwirkung am Überfall auf seine Siedlung nicht nach. Tief in mir schlummert der Dunkle. Da dieser misstrauische Geselle sich auch nicht meldet, nehme ich es als Zeichen, etwas Vertrauen zu investieren, also einen Sprung zu machen.
    Sprung?
    Wir reiten auf einen Händlerzug auf und ich nicke dem hintersten Zugwächter zu, der ohne Hektik seine Armbrust gespannt und geladen hat, als wir in Sicht kamen. Er sieht in uns keine akute Bedrohung, wie die zur Seite gehaltene Armbrust zeigt, ganz offensichtlich keine Drohung nur professionelle Vorsicht.


    »Endlich ist die Scheißstrecke geschafft. Wie ist es euch ergangen?«

    Ich breche das Eis mit etwas Blabla ... Kleingerede?!

    Er betrachtet uns offen, aber falls unsere gemischte Truppe ihn besonders beeindruckt, zeigt er es nicht. Ich schätze ihn Mitte dreißig und wenn ich wetten müsste, würde ich auf einen Mann tippen, der diese Strecke schon ein paarmal mitgemacht hat, ohne dass ich genau weiß, woran ich das festmache.
    »Die Orks wollten es zweimal wissen, hauptsächlich eine Bande aus Halbstarken, die sich einen Namen machen und ihren Mut beweisen wollen. Wir haben aber einen Magier dabei. Der hat beim ersten mal Feuerwerk gemacht und ihnen den Schneid abgekauft. Das zweite Mal war wohl nur, um sich selbst zu beweisen, dass sie keine Angst haben. Wären sie schlau gewesen, hätten sie den Kriegern ihres Stammes Bescheid gegeben. Zum Glück nur rauflustige Bengel.«


    Max beugt sich zu dem Wächter und ich lenke Mikki etwas näher, bevor der immer neugierige Gnom noch unfreiwillig absteigt.
    »Das verstehe ich nicht. Haben die Orkkrieger etwas gegen Magier im Besonderen?«
    Der Wachmann schaut verblüfft, dann zu mir und ich hebe nur schicksalsergeben die Schultern. Inzwischen weiß ich nur zu gut, dass Max mehr Fragen hat, als alle Weisen der Welt zusammen je beantworten können.
    Der Wächter räuspert sich, ihm ist wohl nach jeder Art von Ablenkung und Unterhaltung. Muss einsam sein ,so am Ende des Zugs auf dem Karren zu sitzen. Fuhrleute sind ohnehin eher schweigsame Gesellen und die Händler tun ihren Teil, dass Wächter und Fahrer ewige Konkurrenten sind. Beide haben im Prinzip dasselbe Risiko, beide müssen im Ernstfall mitkämpfen, alleine um selbst am Leben zu bleiben, aber ein Wächter bekommt wenigstens das Dreifache. Fair ist etwas anderes.
    »Es ist so, werter Herr«, wendet sich der Wächter an Max entspannt sogar seine Armbrust dabei, ohne hinzusehen. »Wenn ein Magier beim Zug ist, ist er entweder angestellt oder schützt seine eigene Investition. Auf jedenfalls ist die Ladung dann weitaus wertvoller als das Übliche.«
    Max grinst. »Und was ist eure wertvolle Ladung?«
    Ein herzhaftes Lachen ist die erste Antwort. »Du bist lustig. Erstens würde ich das einem Fremden nicht verraten, selbst wenn ich es wüsste und zweitens, wichtiger, Magier weihen Leute wie mich nicht in ihre Angelegenheiten ein. Nicht, dass ich darüber traurig wäre. Das bringt nur Ärger.«
    Der Gnom nickt grinsend. »Wer nicht fragt bekommt selten eine Antwort.«
    »Stimmt. Dann folge ich mal deinem Rat. Was treibt euch bunte Truppe hierher?«
    Bevor ich etwas sagen kann, ist Max schon dabei von der Nahrungsknappheit in seiner Siedlung zu erzählen und dass wir hier sind, um Abhilfe zu schaffen.
    Überrascht stelle ich fest, wie geschickt er kritische Einzelheiten auslässt oder umschreibt, ohne wirklich zu lügen.
    »Sobald wir in Car sind, zeige ich euch gerne den Warenumschlagplatz. Da wird alles gehandelt und zwar in größeren Mengen. Und vielleicht zieht ihr mich ja als Begleitschutz für eure Waren in Betracht? Als Mensch von Außerhalb ist es nicht gut, allzu lange in Car Cazzar zu bleiben. Die Stämme haben zwar zum Großteil kein Interesse daran, dass der Handel gestört wird, weil sie ja auch ihre Beute und seltene Waren hier handeln können, aber das heißt nicht, dass man nicht trotzdem als Einzelner Freiwild ist.«
    Ich tausche einen vielsagenden Blick mit meinen Gefährten, überlasse es aber Max, das mit dem Wächter weiter abzuklären. Mit etwas Glück müssen wir gar nicht mit zurück und können unsre Jagd nach dem Sklavenhändler fortsetzen.


    Der Wagenzug fährt in einen verhältnismäßig flachen Canyon ein. Alles ist ruhig und doch drängt der Dunkle nach oben. Besorgt schaue ich auf die Erhebungen beiderseits der Straße, aber es ist nichts zu sehen. Da fällt mir Lupina auf, deren Ohren sich wild hin und her drehen und die ihre Nase prüfend in den Wind hält.
    Ich lenke Mikki an Galinas Pferd heran. Max ist verblüfft, weil ich ohne Kommentar mein Pferd zurückfallen lasse und so die angeregte Unterhaltung zwischen ihm und seinem womöglich Baldangestellten unterbreche.
    Der Wächter wird auf jeden Fall sein Gold wert sein, denn er spannt seine Armbrust, legt seinen Helm an und redet in der Zeit halblaut mit dem Wächter und dem Fahrer auf dem Kutschbock. Wenn man nicht unmittelbar, wie wir, von hinten in den Wagen blickt, weißt nichts darauf hin, dass er gerade seine Leute verständigt, dass er Ärger ahnt.
    »Lupina?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist ruhig. Sonst höre ich immer irgendwelche Tiere. Mäuse, Vögel, oder verwilderte Sahanziegen.«
    Ich nicke zustimmend. Das kann viele Gründe haben. Ein großes Raubtier zum Beispiel, oder ein frischer Erdrutsch, aber eben auch ein Haufen versteckter Leute, die nicht in die Gegend gehören.
    »Lupina, Max. Sobald der Zug ins Halten kommt, geht ihr unter dem letzten Wagen in Deckung. Und zwar nur unter dem. Bewegt euch, wenn irgend möglich, nicht weiter nach vorne.«
    Aurimax fragt leise: »Warum?«
    »Weil Galina und ich alles tun werden, den Weg hinter dem Wagenzug freizuhalten, sodass wir euch einsammeln und verschwinden können.«
    »Verschwinden?« Galina schnaubt empört.
    »Bevor wir eingekesselt werden, nutzen wir die Mobilität der Pferde.«
    »Wir können die Leute im Wagenzug doch nicht im Stich lassen.«
    »Wir können und werden!« Der Dunkle untermauert meine eigene Stimme mit kalter Entschlossenheit. »Unsre Verantwortung liegt beim Nachschub für die Zwerge. Wir helfen, solange wir können, aber wir werden nicht das Verhungern unserer Freunde riskieren, für Leute, denen wir absolut nichts bedeuten und die uns weder angestellt noch gebeten haben, das zu tun.«
    »Wenn wir weglaufen …«
    »Können wir an einem anderen Tag weiterkämpfen. Und wir können nach deiner Tochter suchen. Tot oder gefangen können wir das nicht. Da nützen wir keinem was, dann werden wir zum Teil des Problems, nicht zur Lösung..«
    Galina murrt undeutliche Worte, aber das Argument mit ihrer Tochter hat gezogen.
    Seltsam, sie würde das Verhungern der Zwergenkinder riskieren, aber nicht die Suche nach ihrer Tochter, die bestimmt kein tolles Schicksal vor sich hat, aber es als sehr wertvolle Ware verhältnismäßig gut haben dürfte.
    Die Ehre einer Kriegerin oder gar einer Amazonenprinzessin zu bewahren, ist offenbar eine komplexe und emotionale Sache.
    Ehre. In den meisten Fällen nicht gut durchdacht und eine Ausrede dafür, sein Gehirn nicht mit der Realität des Sinnvollen belasten zu müssen.

    Der Wächter winkt mir zu und hält fünf Finger hoch. Er scheint etwas aufzusagen. Dann sind es nur noch vier Finger. Ich verstehe, er hat eine Art Abzählreim und zeigt mir den Countdown an. Ich lege den Kopf schief und er schaut vielsagend zur rechten Seite des Weges.
    Ich verstehe.
    Drei.
    Ich lasse Mikki antraben und stoße die immer noch grummelnde Galina an, mir zu folgen.
    Zwei.
    Wir sind direkt hinter dem letzten Wagen.
    »Gleich fahren sie rechts ran und verschanzen sich. Ihr zwei geht zu ihnen, wie versprochen. Galina und ich preschen den Weg zurück. Vielleicht können wir so den Einschluss verhindern und falls nicht, haben sie mobile Feinde im Rücken. Das kann ihnen nicht gefallen.«
    Der Wächter nickt zustimmend.
    Eins.
    »Tormen Sabato.« Der Mann soll wenigstens wissen, mit wem er nun in den Kampf zieht.
    Null.
    Zweitgleich fahren die Wagen abwechseln links und rechts dicht an die Canyonränder heran. Gar nicht dumm. So können sie gegenseitig ihre toten Winkel über sich decken und werden durch einen Erdrutsch nicht so leicht zusammen erwischt.
    »Feldwebel a.D. Narwinio Solazzi, Comes. Ihr erinnert euch wohl nicht, aber ich war als ganz junger Kerl dabei, als wir den Kaiserpalast für den rechtmäßigen Thronfolger erobert haben. Ich werde gut auf eure Leute aufpassen, Dominus Sabato.«


    Sachen gibt’s. Ich erinnere mich just, als er es sagt an kleine Szenen, aber nicht an ihn. Zu jenem Zeitpunkt saß der Dunkle viel zu oft am Steuer und er kategorisiert eher in Feind und Verbündeter. Nicht in jung oder alt.
    »Freut mich, dich wiederzutreffen, Landsmann.« Was soll ich sonst schon sagen? Ich habe keine Ahnung, wer du bist und was wir genau gemacht haben? Keine guten Worte, zumal es die Letzten sein könnten.
    »Falls ihr zur Stadt durchbrechen müsst, sagt dort, dass wir hier am großen Kleinhornpass feststecken.« Solazzi winkt Max und Lupina zu sich, springt vom Wagen und geht in Position.

    Mehrere Feldbrocken gehen viel weiter vorne die Hänge herunter, begleitet von wütendem Geheul. Den Banditen gefällt gar nicht, dass ihr Hinterhalt nur halb gelingt.
    »Heyho, Silver. Auf geht’s.«
    Ich weiß auch nicht genau, was das bedeutet, aber als wir losgaloppieren, scheint es genau passend.

    Weiter mit: Am großen Kleinhornpass Part I

    Vielleicht lässt du dir [und mir] etwas mehr Zeit? Oder ich lese und setze dann lediglich den "gefällt mir"-Smiley, damit du siehst, dass ich gelesen habe?

    Wir machen einfach beides. Ein Smiley reicht mir völlig, aber ich hab ohnehin gerade Corona und werde die tatktzahl nicht aufrecht erhalten können. Jedenfalls danke fürs dranbleiben. Das Finale ist schon in Reichweite.