Beiträge von Kyelia

    Man könnte vielleicht ganz im Vorfeld ein bis zwei hmpfzig Themen aufstellen (vielleicht in Mitarbeit der User hier) und dann Random eines auswürfeln. Der Sieger gibt dann zwar tatsächlich ein neues Thema an, das wird aber einfach zur Liste hinzugefügt und könnte eventuell, aber nicht zwingend, das nächste sein... :thinking:

    Die Idee gefällt mir sehr gut und könnte man auch gut umsetzen. Theoretisch könnte das nächste Thema auch abgestimmt werden. (Dann könnte auch mir keiner einen Einfluss vorwerfen und ich könnte auch mitmachen. :rofl: )
    Also könnte man wirklich machen und ist mit Jennagon auch abgesprochen. Versuch macht klug. ^^

    Die Konditionen dafür überlasse ich denen, die gerne zeichnen, malen oder sonstwie bildmächtig tätig sind. Ich kriege nicht mal das Haus von Nikolaus richtig hin. Spoiler anzeigen

    Das Haus vom Nikolaus kriege ich auch nicht hin. Und ich kenne niemanden :rofl:

    Ich habe nochmal geschaut bei den damaligen Schreibwettbewerben, aber konnte da nicht herauslesen, ob der Gewinner auch temporären Superuser-Status erhalten hatte. :hmm: Und den Button (beim Zeichenwettbewerb gewonnen) gibts ja auch noch. :hmm:

    Ich denke mal, das wären 2 gute Anreize, teilzunehmen. (Wäre dann auch eine zusätzliche Chance, temporärer Superuser zu werden :ninja: )

    Und die Gallerie gibts ja auch noch! :golly:

    Ich glaube, die Gewinne waren die gleichen wie im Schreibwettbewerb, also sollte es auch den Superuser Status gegeben haben. :hmm: SOLLTE zumindest. :D

    ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

    Dann würde ich mal sagen: Shoutout an die Zeichner/Zeichenwilligen/Liebhaber der Zeichnerei.

    Gibt es Themen, die ihr als Wettbewerb vorschlagen möchtet? Wo ihr mal etwas zu zeichnen wollt, oder wo ihr Zeichnungen zu sehen wollt? Irgendwas mit einem Fantasyaspekt. :hmm:
    Ich würde mal den Anfang machen, da der Frühling vor der Tür steht:
    - Blumenmagie


    Gruß, Kye

    Hey zusammen ^^

    Da die Anfrage im Chat kam (Danke Cory Thain xD) habe ich mit Jennagon mal Rücksprache gehalten, ob man den Zeichenwettbewerb zurückholen sollte und ob es Sinn macht diesen neu ins Leben zu rufen. Da ich auch wieder deutlich mehr Zeit habe als die letzten Jahre würde ich die Leitung wieder übernehmen.

    Die Frage wäre nun an euch, ob ihr einen Zeichenwettbewerb überhaupt noch wollt und Interesse besteht. Wenn ihr Ideen habt, wie man diesen gestalten könnte, dann könnt ihr diese Ideen hier auch posten.

    Geplant wäre von unserer Seite allerdings, den Wettbewerb statt alle zwei Monate nur 2 Mal im Jahr stattfinden zu lassen. Ich denke, das ist auch ausreichend und bietet vielleicht auch Zeichnern die Gelegenheit, die für ihre Sachen mehr Zeit benötigen oder eben nicht immer Zeit haben.

    Was meint ihr?

    Gruß
    Kye

    Kisara ist also im Palast angekommen und tritt dem König entgegen. Na das kann nach dem letzten Satz ja nur gut gehen. :D

    Und immerhin ist der Palast, zumindest was die Wachen betrifft, gut aufgestellt. Da macht sich dann doch bemerkbar, dass eine böse Bedrohung über den Ländern/dem Land hängt, wenn wenigstens der Palast gesichert ist. Erklärt auch wo die ganzen Wachen stehen. Keiner mehr für die Stadt übrig gewesen? :rofl:

    Na ich bin mal gespannt, was Kisara nun so erwartet. ^^

    weil sie diese als nicht gefährlich einstuften. Was sie, angesichts der Magie, die Kisara wirken und gut verborgen hielt, noch einmal überdenken sollten. Denn die Leute, die am unauffälligsten sind, sind meistens diejenigen, die den größten Schaden anrichten konnten.

    Dann sollten sie besser nicht nochmal darüber nachdenken ... immerhin kommt es ihr ja zum Vorteil, dass man sie für unauffällig und ungefährlich hält :rofl:

    Die vereinzelten Wachen, die in den Korridoren postiert waren, nahmen Haltung an, sobald der Prinz an ihnen vorbei geschritten kam. Man konnte fast schon annehmen, dass sie zu Staturen erstarrt wären. Sie rührten sich keinen Millimeter.
    Nachdem die kleine Gruppe die Eingangshalle durchquert hatte, schleuste Talon die anderen durch ein Labyrinth von Fluren und Korridoren. Diese waren so verwinkelt und weit verzweigt, dass man nur allzu schnell den Überblick verlieren konnte, wo man hergekommen war und wo man hinwollte. Es war verwirrend, gelinde gesagt. Vor allem für die Schwarzhaarige, die so sehr von der Architektur und der Schönheit des Palastes gefangen war, dass sie es kaum schaffte mit dem Gefolge des Prinzen Schritt zu halten. Dies wurde auch nicht besser dadurch, dass sie die Soldaten, die in den Fluren standen und wache hielten, interessiert musterte. Dabei fiel ihr auf, dass die Männer ihre Haltung versteiften, sobald Talon an ihnen vorbeischritt. Sie reckten das Kreuz und streckten ihre Brust heraus, bekamen einen durchdringenden Blick, der vermeintlich leer an der Gruppe vorbei ging,

    Sagt das nicht ein und das selbe aus? Ich denke einmal reicht. :hmm:

    Von den Worten des Prinzen wurde die junge Frau aus ihren Gedanken gerissen. Sie hob ihren Kopf und stellte dabei fest, dass die kleine Gruppe schon das Ende des Flures erreicht hatte und nun nur noch auf die Nachzüglerin warteten. Sie beeilte sich zu den anderen aufzuschließen und murmelte eine hastige Entschuldigung bezüglich ihrer Trödelei.

    Ich finde es etwas komisch, dass man sie überhaupt zurückfallen/stehen lässt. Bei der Sicherheitsstufe, die dort herrscht, wirkt das doch arg nachlässig, eine Fremde mehr als ein paar Schritte zurückfallen zu lassen. :hmm:

    Gruß, Kye

    Hallo :)

    Auf der Suche nach neuen Geschichte habe ich mir diese hier schon vor einer Weile mal hinterlegt und jetzt die drei Kapitel aufgeholt. Ich stand dem Klappentext und deiner Erklärung ja erstmal skeptisch gegenüber, aber das Konzept klingt dann doch zu interessant, um nicht mal reinzulesen. Und enttäuscht wurde ich definitiv nicht. :)

    Zuerst mal: Ich mag deine Karte sehr gerne. Ich finde sie richtig schön gestaltet und auch sinnig. Die ganzen Details darauf sind super und bei Gelegenheit nehme ich mir nochmal die Zeit, auch die kleinsten genau anzuschauen. :thumbsup:

    Was nun nur den Klappentext ohne Karte und die Erklärungen betrifft, weiß ich nicht, ob dieser mich allein abgeholt hätte. Da er sich eher wie eine Inhaltsangabe liest. Blöder Vergleich, aber hätte ich ihn auf dem Rücken eines Buches im Buchladen gelesen, hätte ich es vermutlich wieder weggelegt, weil mir das Risiko zu groß gewesen wäre. Er weckt zu wenig Neugier und fasst zu viel zusammen. :hmm: Der Klappentext sollte theoretisch die Haupthandlung nur kurz und knackig umreißen. Der Protagonist/die Protagonisten sollten vorgestellt werden, der Konflikt in dem sie sich befinden, in den sie geraten und im besten Fall endet man offen. Nebenfiguren, Nebenhandlungen sollte man erstmal weglassen und man sollte auch nicht zu viele Figuren bereits vorstellen. (Ich kann sowas auch nicht und verzweifle regelmäßig - gerade der Teil, wie viel Inhalt gibt man wieder, welche Infos gibt man, wann ist es zu viel und wann klingt es als hätte man da etwas Neues an der Hand, was noch niemand gelesen hat und weckt deshalb die Neugier (oder so) finde ich schwer xD)

    Keine Ahnung, ob du noch Rückmeldungen dazu brauchst (du hast ja schon weiniges überarbeitet (zumindest am "bearbeitetstatus zu sehen), aber vielleicht ist eine Rückmeldung zu dem Überarbeiteten auch noch gewünscht) also bin ich mal so frech:

    - Yakov, mein zweiter Hauptcharakter, hat von Anfang an ein schlechtes Gefühl dabei den Auftrag anzunehmen.

    Ist "die hohe Entlohnung lockt" ein guter Grund ihn dennoch anzunehmen?

    Da man Yakov noch nicht als Figur kennt, wüsste ich nicht, warum es für ihn kein guter Grund sein kann. Als Leser weis man schließlich noch nicht viel von ihm und daher auch nicht, ob er nicht das Geld auch gebraucht hat. Und Yakov meint ja selbst, dass ihn das eine ganze Weile ernähren wird, ohne dass er gezwungen ist, jeden anderen Auftrag anzunehmen. Immerhin gibt es ihm auch die Möglichkeit so Leuten zu helfen, die ihn vielleicht nicht bezahlen können. xD
    Davon abgesehen, bereut er es auch irgendwie in dem Moment hauptsächlich das Geld gesehen zu haben. Aber verwerflich ist es nicht. Es gibt ihm eine gewisse Tiefgründigkeit in der Persönlichkeit. :)

    - Ich wollte nicht, dass mein Protagonist als eine Art Damsel in Distress einfach nur hilflos im Eck gefesselt ist und überhaupt nichts tun kann, aber... dey kann im Moment tatsächlich nicht viel tun und es wurde denen ordentlich zugesetzt, körperlich und psychisch.

    Hab nach einer realistischen Möglichkeit gesucht, wie mein Protagonist dennoch ein wenig aktiver auftreten kann. Zum Einen, weil aktive Protagonisten Spaß machen und es passt ebenfalls sehr zu deren "hands on"- und eher selbstbewussten Persönlichkeit sich nicht einfach so zu ergeben.
    Ist es zu viel?

    Bisher: Nein. Die Figur wehrt sich bisher ja eher passiv-aktiv. Dey kann nicht anders, gibt aber auch nicht so leicht auf. Auch hier finde ich, gibt das direkt Persönlichkeit - nämlich einen sturen Charakterzug. Auch schwach und erschöpft, nicht einfach im Dreck liegen bleiben und jemand anderen alle Arbeit erledigen lassen, wenngleich Ruvin genau weiß, dass dey nicht viel beitragen kann. Ich würde sagen, es ist so wie es da steht, bisher realistisch.

    Wirkt es zu künstlich, dass mein Protagonist durch Yakovs Augen beschrieben wird? Ich hatte im ursprünglich ersten Kapitel einen Absatz, in dem Ruvin sich selbst beschreibt und ... urgh. ^^"

    Ich finde es genau richtig. Ich (persönlich) finde es immer seltsam, wenn sich Figuren selbst beschreiben. Das wirkt auf mich oft unnatürlich, weil man sich selbst ja eher weniger beschreibt und dann meist nicht ganz akurat. :hmm:

    - Ist der Beginn zu langsam und zu viel Tell?

    Ich hatte den Eindruck, dass der Einstieg recht natürlich liest, zumindest ließ er sich recht flott und natürlich schreiben, aber ich weiß nicht wie er auf andere wirkt.

    Persönlich finde ich den Anfang so wie er nun dasteht sehr gut. Es gibt dem Leser vorerst die benötigten Informationen und Details, die man benötigt, um der Szene zu helfen und flicht auch schon Welt ein, um zu erkennen, wo man sich ungefähr befindet. Auch die Figuren lernt man da bereits einzuschätzen. mMn hast du da gut noch die Mitte gefunden. Es darf nur nicht mehr werden, zu Beginn :hmm:

    Ansonsten finde ich die Idee bisher spannend und auch die Figuren gefallen mir schon mal recht gut. Sie haben bereits jetzt nicht unwesentlich viel Charakter bekommen und wirken interessant und bereits "griffig". Ansonsten ist noch nicht so viel passiert, aber ich bleibe mal dran und schaue was so passiert und wohin es sich entwickeln wird ^^

    Gruß, Kye

    Kisara wird nun also vom Prinzen persönlich bis zum König begleitet. Einfach ist der Mann einfach nur höflich und hat nichts besseres zu tun, oder er will sie im Auge behalten? Hat er sie vielleicht erkannt? Und als ich mir diese Frage gestellt habe, habe ich überlegt, warum Kisara überhaupt so viel "Angst" hat, dass man sie enttarnt. Ich weiß ja nicht, ob das nur ihre eigene Angst ist, die eigentlich ungerechtfertigt ist. Weil kennt die Königsfamilie ihr Gesicht? Also würde sie überhaupt erkannt, wenn sie vor dem König steht? :hmm:
    Jedenfalls kann ich den Prinz noch nicht so recht einschätzen. Wirkt bisschen zu freundlich :rofl:

    Ja, wer schaut schon neben sein haus nach, wenn er einen verbrecher sucht? Den sucht man immer erst in der Ferne. Deshalb unauffällig auffällig ;)

    Je nachdem, weshalb man einen Verbrecher sucht und ob man sein Gesicht kennt, und seine Motivation und was man ihm zutraut, sollte ein König das durchaus auch in seiner unmittelbaren Nähe die Augen offenhalten :rofl:

    Ich muss zugeben, dass ich tatsächlich erst mit dem gedanken gespielt habe, dass so zu machen, wie du es beschreibst, ahbe mich dann aber dagegen entschieden. Weil es ja nun so ist, dass eine Einladung ins Schloss in Beteiligung des Prinzen eine Ehre ist und man einem Prinzen ja nun schlecht was abschlagen kann .... auf der anderen Seite ist mir dann ja auch der Gedanke gekommen, dass sie sich durch ihre Gegenwehr gerade dann auffällig verhält und hinterfragt werden würde, warum sie sich nicht vom Prinzen begleiten lassen will.... und so könnte dann auch das Augenmerk gerade auf sie gelenkt werden, was sie ja unbedingt vermeinden will....

    Dann würde ich den Gedanken an deiner Stelle noch Kisara mit auf den Weg geben, weil ich mir die gleiche Frage beim Lesen gestellt habe wie Speedwagonist. Und den Gedanken einzufügen, würde dem Leser ersparen, das in Frage zu stellen. ^^

    Gruß, Kye

    Hallo Kisa,

    Dabei steckte er ihr den Passierschein in ihren Stoffbeutel, den sie für den Einlass in das Schloss benötigte, neben einigen weiteren Papieren, die im Palast abgezeichnet werden mussten, die bestätigten, dass der Schmuck an der richtigen Stelle angekommen war.

    Deutsche Bürokratie, oder was? :rofl:

    Zu groß war ihre Angst, dass sie durch einen dummen Zufall entblößt wurde. Ihre Panik entdeckt zu werden, war viel zu gewaltig, als dass sie es wagen würde, sich den Monarchen zu nähern und ihr Geheimnis – ihre wahre Identität – preiszugeben. Das Risiko war viel zu groß von der königlichen Familie für das, was und vor allem für das, wer sie war, öffentlich hingerichtet zu werden.

    Na dann ist es ja besonders praktisch, dass sie sich ausgerechnet in der Hauptstadt genau neben dem Palast versteckt. Nach dem Motto "Je auffälliger desto unauffälliger"? XD

    Ich wurde von dem Goldschmied Baltreon geschickt, um das Geschenk für die Prinzessin Carmia abzugeben“, t

    Echt? Woher weiß sie das? Er meinte ja nur, dass sie ein Schmuckkästchen in den Palast bringen soll. Er sagte ja nicht mal sagen, dass es das Geschenk für die Prinzessin sein soll. Es könnte theoretisch auch für irgendwen sein, der im Palat chillt. XD

    Der Part kommt mir doch sehr bekannt vor. Auch das Gesuche in ihrem Beutel. Vielleicht ein wenig übertrieben? Wenn Baltreon ihr nicht nen ganzen Ordner mit Papieren mitgegeben hat, dann sollte sie in den drei Blättern doch recht zügig finden, was sie sucht. :rofl: Bei ihrem Suchen habe ich irgendwie so unsere Mandantschaft im Kopf, die mit ner riesen Kiste losen Papier bei uns vorbei kommt und meint: Jaaa da ist irgendwo das Original der Geburtsurkunde drin. :pillepalle:

    Und warum sind die Wachen so angepisst? Stehen die zu lang in der Sonne? XD Wenn sich nicht gerade der Verkehr hinter ihr staut, müssten die ja nicht derart genervt reagieren. Die können ja froh sein, dass mal was passiert. XD

    Ansonsten mag ich den Teil aber sehr gerne. Es sind nicht mehr so viele lange Sätze drin. :D

    Und Kisara macht sich mit ihrer ominösen Vergangenheit nun also auf den Weg in den Palast, um dort den Schmuck für die Prinzessin abzuliefern. Dann hofft man natürlich, dass man diesen nicht unbedingt beim König direkt abliefern muss. Oder einem aus der Königlichen Familie. Was ja eher schon unwahrscheinlich ist. Und dann stolpert sie quasi noch in den Prinzen direkt hinein. Ungünstig. :|

    Mal schauen, ob er das entspannt aufnimmt. XD

    Gruß Kye

    Ich schwenke mal ganz unauffällig auffällig mein Frod Fangirl-Fähnchen.

    Ich mag ja alle Figuren irgendwie! Ich liebe jeden einzelnen, aber ich glaube Frod hat sich einen besonderen Platz verdient. Und der Part hat das nur noch verstärkt. <3

    Ein ganzes Volk verdammt. Sogar die Kinder, die sicher nichts mit der Folter an den Riesen zu tun hatten. Ihr aller Schicksal wurde besiegelt ... wenn das wirklich die Götter entschieden haben, ohne Gnade, ohne zu differenzieren. Wenn sie den Entschluss getroffen haben, die Liebsten Unschuldiger in Untote Monster zu verwandeln, die ganze Familien, Städte, Königreiche zu Fall gebracht haben, dann ... sind das nicht meine Götter.“

    Ich mag es, wie er sich hier ein wenig in Rage redet. Gerade nachdem er in letzter Zeit so stark gezweifelt hat. Da hat Serija absolut Recht. Wenn Frod über die Zwerg und damit seine Forschung spricht, merkt man ihm seine Passion an. Irgendwie macht ihn dieses Überschwängliche dann super sympathisch. Wenn es das und Linnea ist, was ihn motiviert, dann macht ihn das gleich nochmal liebenswerter. Und wenn nicht und er will nur sämtliche Macht für sich nutzen und alle vernichten, wäre das auch egal. Hauptsache der Flummi-Frod kehrt zu seinen Forschungen zurück. <3

    „Lasst Euch nicht unterkriegen. Und Euer Lied wird ein großartiges sein.“

    Amen!

    Ich mag den Teil! Er verrät endlich mal etwas mehr über Frod, über den man gefüllt bisher ja am wenigsten weiß. Aber es verrät auch noch nicht zu viel und man darf sich als Leser noch so einiges dazu denken. Finde ich super!

    Was mir nur aufgefallen ist, das ist nun das zweite Mal, dass Serija einer verschwiegenen und sich mit der eigenen Vergangenheit versteckenden Figur behilflich ist und sie mit ihrer Vergangenheit "bedrängt"/hilft. Sollte vielleicht nicht unbedingt auf diese Weise noch ein drittes Mal vorkommen? :D

    Gruß

    Kye

    Hallo Kisa :)

    Schön, dich auch wieder mal im Forum anzutreffen! Die Geschichte kam mir auch einigermaßen bekannt vor, ich musste dennoch erstmal schauen, ob ich die damals auch schon verfolgt habe. Habe ich und beim Lesen sind mir auch einige Punkte ins Auge geflogen, die mir bekannt vorkamen. Gerade die Marktszene kommt mir sehr bekannt vor. Und du meintest ja auch, dass du da nicht viel verändert hast. Auch der Prolog liest sich noch recht ähnlich. Ein bisschen was kam beim Lesen auch wieder - mal sehen, ob ich es noch richtig im Kopf habe :D

    Zum Inhalt kann man so viel noch gar nicht sagen. Viel ist noch nicht passiert. Aber das Konstrukt macht auf jeden Fall neugierig. Ein paar Figuren kennen wir nun bereits. ein paar von den Guten und ein paar von den Böse(?). Das könnte eine interessante und spannende Dynamik ergeben. Ich bin definitiv neugierig, wie und wohin sich die Geschichte entwickeln wird und wer da wo und wie handeln wird. Die Beschreibung der Stadt und des Trubels um das Fest und den Geburtstag der Prinzessin haben mir aus Kisaras Sicht jedenfalls schon mal richtig gut gefallen. Es kommt eine tolle Atmosphäre auf und man kann sich ungefähr vorstellen, wie übertrieben da investiert wird, um der Prinzessin den Hintern zu pudern. :P Finde ich gut geschrieben und die Begegnung von Kisara zeugt ja schon davon, dass da was gehörig schief gehen wird. Schade, dass sie das so abtut. Ich hoffe, da kommt noch mehr. Auch, was ihre eigenen Fähigkeiten betrifft. Bin gespannt, welche Vergangenheit sie wohl versteckt.

    Was mir beim Lesen aufgefallen ist, das altbekannte Kisa-Problem der verschwinkelten Sätze. Das hat mich genauso oft schmunzeln lassen wie ich den Kopf schütteln musste. Ich mag deine Beschreibungen sehr gerne. Sie sorgen dafür, dass man immer ein Bild vor den Augen hat und auch die Szenen immer gut verfolgen kann. ABER: Manchmal tut es auch ein Punkt anstatt einem Komma. Es muss nicht jede Information in einen Satz. :rofl:


    Ein paar Dinge habe ich mal noch kurz anzumerken.

    Spoiler anzeigen

    Anliegend ein paar Anmerkungen und Gedanken, die mir beim Lesen gekommen sind. Ob du es umsetzt oder nicht, bleibt dir überlassen. ^^

    Zum Einen finde ich deine Wahl der Synonyme richtig klasse. Da sind Beschreibungen und Worte dabei, auf die würde ich so wahrscheinlich nie kommen. Aber manchmal ist weniger doch mehr und auch effektiver und bleibt eher hängen. In der Vergangenheit habe ich auch gerne zu viele Umschreibungen für z.B. Figuren verwendet. Aber tatsächlich ist es besser, wenn man lieber zweimal mehr den Namen nutzt, und sich auf 1-2 Synonyme beschränkt. Irgendwann weiß der Leser, dass die Figur braune Augen hat oder dunkle Haare, oder die/die beste(r) Freund(in) von irgendwem ist. Dass dann immer mit "Die beste Freundin ihres Sohnes" oder dergleichen zu erwähnen, verwirrt dann mehr als es nötig wäre. An deiner Stelle würde ich daher ein paar Sachen streichen und lieber durch die Namen einsetzen.

    Wie gesagt, ich liebe deine Beschreibungen und auch so manche Formulierung fand ich super! Gerade der Anfang von Kapitel 1! <3

    Ich finde nur hin und wieder verlierst du dich an den falschen Stellen in den Beschreibungen. Gerade die Beschreibung von Kisaras Hütte und ihrer Kleidung, ihrem Tagesbeginn. Das ist zwar schön zu wissen und wäre auch in Ordnung, nur wird der Rest dann meiner Meinung nach etwas zu kurz abgehandelt.

    Ein kurzes Beispiel was ich mein:

    Es wird beschrieben, dass da eine Decke auf dem Stuhl liegt, weil Kisara sich gerne am Abend dort hinsetzt, etwas macht und die Decke auf den Schoß legt. Das ist zwar nett to know, aber an der Stelle nicht relevant. Ich frage mich, ob es überhaupt Storyrelevant wird. Für den Fall, dass es so ist, wäre es glaube ich besser, es an anderer Stelle darauf einzugehen. Wenn du die Einrichtung beschreiben willst, würde es hier reichen zu sagen, dass da eine Decke liegt. Ich verstehe, dass du damit ihr Leben zeigen willst, was sie hat...allerdings würde ich das lieber sehen, anstatt es zu lesen.

    Stattdessen würde ich mehr auf die allgemeine Situation eingehen. Immerhin scheint ja eine Bedrohung wissentlich über dem Land und deren Einwohner zu liegen. Das würde ich an deiner Stelle eher beschreiben. Wenn ich die vorherigen Teile richtig verstanden habe, dann hat der Dunkle da zwar länger nichts mehr gemacht, aber es gab diese Angriffe und wie geschildert auch mit herben Verlusten (Ich gehe mal davon aus, dass die Stadt sich in einem der drei Länder befindet, die Widerstand leisten :rofl: ). Das steckt kein Land so einfach weg. Daher mal die Fragen, die man theoretisch auf ihrem Weg durch die Stadt (Entweder zu ihrer kleinen Ziehfamilie oder dem Marktplatz) einbauen könnte: Woher hat Kisara ihr Haus? War das vllt ein verlassener Hof, den sie übernommen hat, nachdem die vormaligen Bewohner aufgrund des Krieges abgehauen sind? Warum sind die Leute da so glücklich? Wenn eigentlich eine Bedrohung über ihnen schwebt? Liegt das an dem Fest, was ausgerichtet wird? Sowas dient ja oftmals auch, um die Bevölkerung zu beruhigen. Könnte man da schon anmerken. Sind die Wachen verstärkter unterwegs? Oder weniger, weil viele in den Kämpfen gefallen sind? Gibt es Verwundete? Welche, die im Kampf Verletzungen davon getragen haben? Gibt es bei manchen Lebensmittel Knappheiten? Gibt es Unheilverkünder? Ist die Stimmung angespannt? Gibt es mehr oder weniger Menschen in der Stadt seit den letzten Angriffen? Sind mehr oder weniger Händler unterwegs? Entspannt sich die Stimmung vielleicht auch wieder?

    Die Nacht wurde durch die ersten sanften Strahlen der Sonne vertrieben, die sich den Horizont zurückeroberte und ihn in einen wunderschönen Schimmer aus roten, gelben und orangen Tönen färbte. Aus dem sich mit jedem Augenblick mehr ein Feuerball erhob, der sich von Stunde zu Stunde mehr vom Himmel zurückholte, bis er am nächsten Abend wieder am Ende des Horizontes verschwand und der Dunkelheit der Nacht das Spielfeld überließ.

    Auch hier. Ich mag deine Beschreibungen sehr sehr gerne. Aber an der Stelle wirkt es etwas zu aufgesetzt. An deiner Stelle würde ich hier ein paar Sätze streichen. Und zu oft sollte das Wort "Feuerball" als Synonym für Sonne auch nicht fallen. Weil es ein eher selten verwendeter Ausdruck ist, springt er hier vermehrt ins Auge. :hmm:

    So erhob sich der flammende Planet ein weiteres Mal über

    Und ist die Sonne nicht ein Stern? :hmm:

    Nicht nur die Dächer waren mit den Tränen der Nacht bedeckt, die durch den Tag und die Lichtstrahlen des Feuerballs weichen mussten,

    Hier das gleiche. Du hast oben schon mal Raureif stehen. Allerdings empfinde ich "Tränen der Nacht" als zu blumige Beschreibung, gerade im Kontrast zu den vorherigen Kapiteln, und der dort beschriebenen düsteren Stimmung.

    Aber an sich finde ich Tränen der Nacht richtig klasse! Ich mag die Formulierung irgendwie und habe die für mich auch notiert :rofl: <3

    Allerdings wurde die Ruhe durch das laute Krähen der Hähne auf den einzelnen Bauernhöfen durchbrochen und alle wurden dadurch aufgeweckt.

    Ist das im Mittelalter wirklich ein Ding gewesen, dass sich die Leute von Hähnen gestört gefühlt haben? Also als Dorfkind muss ich sagen, dass ich die Bastarde vom Nachbarhof irgendwann nicht mehr gehört habe, auch der Traktorenlärm oder Baulärm vom Hof hat mich irgendwann nicht mehr gestört. Gewöhnt man sich ja dran und verschwimmt im Hintergrund. :hmm:

    Also nehme ich an, dass Kisara noch nicht lange "das einfache Leben" führt und deshalb damit noch nichts anfangen kann? Ein Satz dazu würde sie als Figur sicherlich auch griffiger machen :hmm:

    Sie betrachtete gerade ein paar feine Leinenstoffe, die sich wunderbar dafür eignen würden, um daraus ein wunderschönes blaues Kleid zu fertigen, welches für einen großen Anlass, wie die Krönungszeremonie der Prinzessin, wie geschaffen wäre.

    Unten ist der Stoff dann plötzlich rot :whistling:

    Ich bin schon gespannt und will unbedingt weiterlesen! Wie gestern schon gesagt, ich bin gehooked xD


    Gruß

    Kye

    Tja, ich bin durch. Oder zumindest auf dem aktuellen Stand. Ich würde so gerne weiterlesen. Ich stehe voll im Hype und ärgere mich fast ein wenig, dass ich nun warten muss. xD Aber gut, umso mehr freue ich mich darauf.

    Ich denke mal, meine Grundeinstellung zur Geschichte kennst du bereits. Es liest sich wirklich hervorragend, die Figuren sind super und die Handlung macht Spaß. Und die popeligen drei Punkte, die mir aufgefallen sind, habe ich dir bereits geschickt.

    Eigentlich ist an der Stelle auch schon alles gesagt. Die Geschichte ist großartig, von vorn bis hinten und ich habe echt nichts zu meckern. Teilweise sind die letzten Bücher, die ich gelesen habe, nicht so gut gewesen, wie dein Werk!

    Aber weil ich nicht anders kann, ein paar Punkte nochmal, warum und weshalb:

    Spoiler anzeigen

    Allem voran hat mir dein Worldbuilding richtig gut gefallen. Dieses Große Ganze, das über allem schwebt und die Vergangenheit der Welt finde ich super interessant. Die Sagen, Legenden und Geschichten über die Zwerge. Was aus ihnen wurde und warum. Und in dem Zusammenhang auch die Religionen deiner Welt und welcher Gott wo und warum angebetet wird - alles richtig gut gelungen. Es bietet unglaublich viel Potential, das du auch nicht auf der Strecke lässt. Es wirkt alles super gut durchdacht und logisch. Eine Welt mit einer großen und langen Geschichte, die erforscht und gedeutet werden muss. Und das Deuten und Erforschen ist ja auch ein wichtiger Punkt der Handlung! Ich mag es, wie dadurch immer mehr und größere Details dazukommen und alles komplettieren, wie alles zusammenhängt, ineinandergreift und sich ergänzt. Diese Welt, die du damit erschaffst, wirkt super lebendig, tiefgründig und organisch. Meinen Respekt für das System (der Zwerge, Götter, Magie und Menschen und der Wesen) das du dir da ausgedacht hast und die Idee für die Geschichte im Allgemeinen. 8)

    Womit wir auch bei der Handlung wären.

    Tja, was soll ich sagen. Ich "mag" es, wie Tjelvar zu Beginn kämpft, verliert, neue Hoffnung schöpft und am Ende doch alles einbüßt und ihm nichts mehr bleibt. Gerade durch die Länge dieses Anfangs baut man eine gewisse Beziehung - gerade zu Sigi - auf, die dann tief in den schlammigen Boden getreten wird. Und damit mir als Leserin durchaus naheging und ich jedes Mal mitfühlen muss, wenn Tjelvar daran zurückdenkt. Ganz klasse umgesetzt!

    Auch, dass es scheinbar mehrere Zeitebenen - gerade zu Beginn (?) - gibt, finde ich gut. Ich habe tatsächlich nicht damit gerechnet, dass es dann Jahre später weitergeht. Hat mich erwischt xD

    Die Szenen und die Geschehnisse in Dunhaven machen auch viel Spaß. Es wird nie langweilig und auch in den etwas ruhigeren Szenen hat man immer etwas zu entdecken. Ob nun Figurenentwicklung, Geschichtenfortschritt oder Weltenbau, irgendwas passiert immer. Die neuen Erkenntnisse zu den Zwergen, wie die Figuren daran zweifeln, das Gespräch mit dem Jarl, das Lichterfest und die Ereignisse da. Alles sehr mysteriös und spaßig zu lesen. Gerade der Angriff und die Szenen mit dem Feuer fand ich wirklich gut. Sie verdeutlichen gut die einzelnen Figuren und wenn auch ein wenig klischeehaft bugsieren sie die Chars in eine ordentliche Figurenentwicklung. Elina formt sich und wird griffiger - genauso Frod und Tjelvar. Gleichzeitig werfen die Szenen neue Geheimnisse auf, lassen mich als Leser zweifeln und mich fragen, wer nun hinter was steckt. Offenbar sind die Hand voll Draugar ja nicht zufällig in die Stadt gefallen, um shoppen zu gehen. Tjelvar ist irgendwas Besonderes mit seinen Fähigkeiten die alte Sprache zu lesen und dieses Illusions-Raum-Zeit-Teil (?) zu erschaffen. Durin hat auch so seine Ziele und dann hüpft da im Hintergrund noch ein merkwürdiges Wesen herum und manipuliert die Leute.

    Das Ende des Enviki war zwar durchaus abzusehen, aber das Ritual, die Gabenverteilung und auch der Kampf waren sehr gut umgesetzt und haben tatsächlich bis zum Ende viel offengelassen und ich habe auch um Durin gehadert. XD Den Kampf hast du szenisch jedenfalls super aufgezogen. Der eigentliche Kampf war dann vergleichsweise kurz, wirkt dadurch aber auch gewichtig. Wie für die Dun nimmt der Kampf eigentlich nur einen kleinen Teil des eigentlichen Rituals ein - zwar den wichtigsten aber eben nicht den größten. :thumbsup:

    Das mit dem "Traum"/"IllusionsebeneZeug" war super schräg. Ich frage mich wie das alles zusammenhängt und wer oder was Tjelvar ist. Die ganze Szenerie - auch dann mit Frod - nimmt jedenfalls auch ordentlich Zeit ein und hat eine gewichtige Bedeutung für die Geschichte. Bin gespannt.

    Da ich einmal bei den Figuren bin:

    Gibt jetzt keinen, den ich nicht gelungen finde. Erstmal großes Lob an die Namen! Die finde ich durch die Bank weg großartig, einfallsreich und ... nordisch. :thumbsup: Wie gesagt ist Tjelvar durch die Vergangenheit, die ich als Leser miterleben durfte, stark geprägt und kann ihn auch am besten nachvollziehen. Aber auch Elina gefällt mir super gut. Sie ist ein unglaublich starker Charakter. Nicht, weil sie gut Schellen verteilen kann oder ständig die große Klappe hat. Man spürt einfach als Leser, dass sie immer wieder gefallen ist in der Vergangenheit, man bekommt mit, wie sie fällt, verliert und wie sie dennoch weitermacht und versucht, das Rätsel um ihre Vergangenheit zu lösen. Wie sie immer wieder vertrauen will. Und auch eine "Neue" Familie findet.

    Frod macht mich auch neugierig. Ist er nun ein Magier oder ist er keiner? :D Ich mag ihn und seinen Tatendrang voller Zweifel. Gefüllt weiß man bisher über ihn am wenigsten. Aber ich finde es gut, dass du einem dahingehend auch genug an die Hand gibst, sich sein eigenen Gedanken zu machen. Und ich denke, wir werden in den nächsten Teilen noch ein bisschen was über seine Vergangenheit erfahren.

    Aber auch die Nebenfiguren gefallen mir alle super gut. Okay, bei Baleson bin ich froh, dass der Gute endlich die Klappe hält. Bei dem wurde ich schon teils ein wenig sauer. xD Durin kann ich noch nicht so recht einschätzen und genau das mag ich an ihm. Klatscht er am Ende alle weg? Umarmt er alle innig? Nichts würde mich überraschen. xD Das sind schöne Zweifel, die du da über weite Teile gesät hast. xD

    Insgesamt kann ich nur sagen, dass mir die Dynamik gefällt. Wie die Figuren miteinander umgehen, reden. Die Spannungen und Verbindungen sind gleichermaßen beeindruckend.

    Und weil ich mich hier schon wieder verliere, nur noch was am Ende:

    Der Aufbau deiner Szenen gefällt mir richtig gut. Die Kampszenen wirken dadurch super übersichtlich und man weiß jederzeit wo man ist und kann sich alles vorstellen. Du verlierst dich nicht in Beschreibungen. benutzt worte und Formulierungen, die ich grandios fand und mich immer wieder anerkennend nicken ließ. Sie wirken durchdacht, bringen die Szene und die Beschreibung meist auf den Punkt und sind gleichzeitig nicht ausgelutscht und machen Spaß.

    Ich habe ja schon gesagt, dass ich sehr gespannt bin, wie es nun weitergehen wird und wie sich das mit dem Vieh auflöst, das hier die Bewohner und die Figuren mitnimmt. :love:

    Gruß, Kye

    Ich lebe auch noch :) Habe eine Fernsehserie geschaut, die mich richtig inspiriert hat, hier weiter zu schreiben, weil die Hauptcharaktere meinen irgendwie ein wenig ähnlich sahen. Ich sag aber nicht, welche. :D

    Und ich lebe auch noch. :panik: Seit über einem Jahr nicht mehr gelesen und seit fast einem Jahr kein neuer Beitrag. In der Hoffnung, dass du dennoch weiterschreibst, habe ich mal wieder aufgeholt und verspreche auch, wieder aktiv dran zu bleiben. Die Schattenwandler werde ich auch wieder aufholen. ^^

    Spoiler anzeigen

    Das folgende Gespräch ist nicht ganz so rund, weil ich es ungefähr fünfmal überarbeiten musste und jetzt hängt es mir zum Hals heraus. Karims und Jinnas Handlungsstränge verliefen erst etwas anders und ich knacke immer noch daran, sie vernünftig auseinander zu friemeln und zu ändern. Aber so wie es jetzt ist, gefällt es mir zumindest besser.

    Ich muss zugeben, dass ich das Gespräch so schlimm gar nicht fand. Hast du es schon ein wenig überarbeitet?

    Es war eben sehr informativ, ich denke mal, da liegt der Hund begraben. Aber die beiden haben am Ende ja auch einige Informationen auszutauschen, es sind schließlich 2 Monate vergangen xD Wenn mir etwas aufgefallen ist, dann, dass es etwas "steif" (?) wirkt. Mehr, als wollten die beiden nur die neuesten Erkenntnisse austauschen. Nicht, als hätten sie sich nach der Zeit einiges zu erzählen, als wären sie froh, den jeweils anderen wieder zu sehen. Vielleicht wäre das gelöst, indem noch 2 - 3 "nutzlose" Informationen eingebaut werden? Zumindest "nutzlos" für den Leser, aber wichtig für die Figuren. Wie erging es beiden? Was war schlecht am Reisen? Schmerzen die Füße vom Laufen wie auf der früheren Reise mit Maja? XD Jinnas Gehetze Stunden zu vor durch die Stadt wegen eines blöden Gewürzes ? Geschwisterliche Interaktion :hmm:

    Ich wollte mal fragen, ob die Schriftgröße so okay ist, oder ob ich sie einen Tacken größer machen soll?

    Top! :thumbsup:

    Panisch rannte Maja die Straße auf und ab und versuchte irgendwo noch ein Fitzelchen von Khjavef zu entdecken. Aber es war hoffnungslos. Sie war zu lange in dem Gasthaus gewesen. Wie hatte sie Khjavef nur zurücklassen können? Was hatte sie sich dabei gedacht? Ihr hätte doch klar sein müssen, dass er gestohlen werden könnte.

    Und ich dachte im Absatz vorher auch noch: Ist das wirklich eine gute Idee, das Pferd in einer Stadt voller Diebe und Mörder einfach so herumstehen zu lassen? So ein Pferd ist ja doch recht wertvoll.
    Stellt sich heraus: Nein, es ist wirklich keine gute Idee. :pirate:

    Typische Maja an der Stelle.

    Und das Mädchen mit der sie sich eine Verfolgungsjagt geliefert hat, ist die Tochter des Kapitäns unter dessen Flagge sie nun mitsegelt. Na hervorragend und ich schätze mal, das fällt eindeutig unter die Kategorie von Majas Glück, das man als eher zweifelhaft ansehen kann. Ich mags, je nachdem von welcher Seite man es betrachtet, ist das bei Maja immer Glück oder Pech, oder beides.

    Ich würde mich freuen, wenn du weiterschreibst. Ich verspreche auch, ich bleibe dran! xD

    Gruß

    Kye

    Edmund schnaufte, was in seiner Rattengestalt erneut in einem Quieken endete. Das ganze Ding würde die Hexe noch bereuen. Sie hätte ihn viel stärker instruieren müssen!

    Er tippelte über den Tisch, betrachtete die Bücher, die losen Zettel und das ganze restliche Chaos. Der Schreibtisch war ein Grauen! Wie sollte man hier arbeiten? Das konnte unmöglich funktionieren! Ein heilloses Durcheinander. Oder war das Absicht? Wenn man selbst nichts mehr fand, dann fand auch ein Spion nichts? Und wenn es nur derb genug stank, dann fiel der Einbrecher gleich um? Bei ihm fehlte jedenfalls nicht mehr viel.

    Dumme Rattennase!

    Edmund blieb auf einer Karte stehen und betrachtete diese. Es war eine Seekarte, relativ neu. Zwei weitere lagen darunter und deckten so ziemlich alles von der bekannten Welt ab. Einige Stellen waren mit Kreisen und Punkten markiert, abgehakt oder durchgestrichen. Irgendwelche Krakel, von denen er nicht sagen konnte, ob es sich um eine Sauklaue oder eine andere Sprache handelte, beschriften die einzelnen Markierungen. Er nahm es auf und versuchte, sich so viel wie möglich zu merken.

    Aber hier waren sie wegen dem Fernrohr. Oder einem Hinweis darauf. Deshalb wandte er sich ab und schlängelte sich seinen weiteren Weg vorbei an etwas, das vermutlich mal Obst gewesen war. Mittlerweile aber deutlich süßlicher und widerlicher roch. Die Rattennase tat ihm dabei keinen Gefallen.

    Ich will den Kerl nicht sehen, der so lebt. Oder eher vor sich hin vegetierte.

    Beim Versuch auf einen Stapel Bücher (irgendwas über Magie und es waren ähnliche Zeichen darauf zu erkennen, wie auf der Karte – sicher interessant für Esther, er konnte damit leider nichts anfangen. Magier eben...) zu klettern, stieß er versehentlich ein Tintenfässchen um, das sowieso schon abenteuerlich am Rand eines Papierstapels gethront hatte. Der Inhalt ergoss sich abstrakt über die Karten und die Speisepläne.

    Dann wohl kein Kohl für die Mannschaft. Kein Verlust. Und man sollte es ihm danken. Immerhin erstickten die Männer dann nur noch in ihrem eigenen Mief, aber wenigstens stank es nicht nach Kohl. Egal, aus welcher Öffnung der gekommen wäre.

    Das Tintenschwarz verteilte sich über die Karten. Blöderweise tappte er auch noch in die Tinte und hinterließ Rattenspuren. Rein zufällig und ohne jede Absicht – natürlich – hüpfte er nochmal quer über die Karten. Allein dafür, dass man ihm das Fernrohr geklaut hatte. Was auch immer der Kerl auf seinen Karten markiert hatte, er hatte es sich hoffentlich gut gemerkt.

    Zufrieden mit sich und seinem Kunstwerk, lehnte sich Edmund zurück und lugte dann über die Tischkante. Der Tisch hatte Schubladen. Und unter einer von ihnen lugte eine Ratte hervor. Wunderte ihn bei diesem Saustall nicht. Die Ratte starrte zurück. Er starrte die Ratte an. Irgendwas an ihrem Blick behagte ihm nicht, weshalb er sich schließlich abwandte und zu Nelli sah. Die Hexe im Körper des Matrosen widmete sich gerade der Bar.

    „Geht’s noch?!“, maulte er. Nelli verstand ihn nicht, blickte aber dennoch grinsend in seine Richtung.

    „Wenn wir schon mal hier sind.“ Sie zuckte die Schultern.

    Das war wohl nicht ihr Ernst! Wütend gestikulierte er in Richtung der Schubladen, um sich verständlich zu machen. Sobald er diesen Rattenkörper los war, würde er ihr was erzählen!

    Nelli füllte sich jedoch in aller Ruhe ein Kristallglas. Und trank. Edmund musste sich ein Würgen unterdrücken. Wenn er den Schreibtisch so betrachtete, wusste er nicht, ob er aus einem der Gläser einen Schluck nehmen würde. Wer wusste schon, welche Krankheiten sie sich mit ihrer Anwesenheit hier einholten?

    Eine der Flaschen wanderte noch in Nellis Tasche, dann erbarmte sie sich und kam zu ihm.

    Er deutete kommentarlos, aber mit strafendem Blick auf die Schubladen.

    Nelli öffnete sie nacheinander. Sie beinhalteten: Hauptsächlich weiteren Müll und Papier. Unbezahlte Rechnungen, Materiallisten. Eine weitere Flasche ohne Etikett. Die Hexe schnüffelte darin und ließ sie dann ebenfalls in den Taschen verschwinden.

    Die letzte Schublade war abgeschlossen. Das sah schon vielversprechender aus. Nur wie kamen sie an den Inhalt? Möglichst, ohne alles zu zerstören und den Besitzer direkt darauf hinzuweisen, dass sie hier gewesen waren. In dem Durcheinander würde es grundsätzlich nicht auffallen, ein zerstörter Tisch schon.

    „Du hast nicht zufällig einen Dietrich dabei?“, wollte Matrosen-Nelli wissen.

    „Doch klar, in meinen vielen Jackentaschen“, knurrte er. Da er nur fiepte, zuckte er die Schultern.

    Nelli seufzte und sah sich dann um. Sie stand auf und begann zu suchen. „Dann benötigen wir den Schlüssel, also mach dich mal nützlich.“

    Edmund blieb trotzig sitzen. Bisher hatte vor allem er sich nützlich gemacht. Die Hexe hatte gesoffen und Flaschen eingesteckt und sich über sein Fiepen beklagt. Also wenn nun jemand etwas machen konnte, dann wohl sie. Und davon abgesehen glaubte er kaum, dass der Kerl den Schlüssel hier in diesem Chaos verschlampert hatte. Es war wahrscheinlicher, dass er ihn mit sich trug.

    Das wiederum versuchte er Nelli zu erklären. Die natürlich gar nichts verstand.

    Als er von hinten angestupst wurde, wollte er sich erst bei Nelli beschweren, doch diese kramte noch durch die anderen Schubladen. Als sich Edmund umwandte, hockte die andere – wie sich nun herausstellte schwarz-weiße - Ratte genau hinter ihm und musterte ihn aus Knopfaugen.

    „Was?“

    Die Ratte schmiegte sich an ihn, schob ihn dabei beinahe vom Tisch.

    „Jetzt geht’s aber los!“

    Er schob sie von sich, direkt in eine zweite, graue Ratte hinein, die an einem der Tischbeine hochgeklettert kam.

    „Lass das!“

    Entweder war die Ratte jedoch zu dumm, oder aufdringlich. Jedenfalls sah sie keinen Grund ihn in Ruhe zu lassen. Stattdessen begann die zweite Ratte sich von der anderen Seite ebenfalls an ihm zu reiben.

    „Leute echt, wo wart ihr zuletzt? Ihr stinkt widerlich!“

    Er versuchte die beiden Ratten zu ignorieren. Was leichter gesagt war, als getan, da diese ihm am Hintern schnüffelten. Böse Blicke brachten auch nichts.

    Nelli derweil bog sich vor lachen, was er genervt zur Kenntnis nahm und dann die Chance ergriff, auf ihren Arm zu hüpfen und von dort auf ihre Schulter zu klettern. Dass Nelli ihn nicht postwendend wieder von sich warf, verbuchte er als Erfolg und streckte den beiden Ratten die Zunge raus. Irgendwie blickten beide etwas pikiert.

    Nicht mein Problem.

    Derweil machte sich Nelli mit einem Messer an den Schubladen zu schaffen. Etwas Besseres war der Alten nicht eingefallen?

    Edmund knirschte mit den Zähnen. War das überhaupt eine gute Idee, was war, wenn der Magier die Schublade gesichert hatte?

    Er kam nicht dazu, den Gedanken bis zum Ende durchzugehen. Als Nelli bereits fluchend vor einem bläulichen Lichtblitz zurückschreckte. Es knallte. Der Tisch begann blau zu qualmen und die Ratten flüchteten quietschend, leider in Nellis Richtung. Säuerlich registrierte Edmund kurze Zeit später, dass ihm die beiden wieder auf die Pelle rückten.

    „Verdammt noch eins“, maulte Matrosen-Nelli.

    Edmund verzichtete auf den Hinweis, dass der Schreibtisch qualmte und vermutlich gleich zu brennen begann. Stattdessen biss er sich auf die Zunge. Nelli war blau im Gesicht und auch einige Haarsträhnen glänzten blau. Ein Blick an sich herunter verriet ihm, dass er ebenfalls Blau war …

    Klasse…

    Wenn sie nicht bereits aufgefallen waren, dann würde ein Lichtblitz mit anschließender Rauchentwicklung sicherlich bald Leute anlocken. Und so blau, wie sie waren, wäre es schwer, es zu leugnen.

    Wenn schon nicht die eigene Mannschaft, dann die der anderen Schiffe, die im Hafen lagen. Ein Feuer auf einem Holzschiff war immer ungünstig.

    Er versuchte diese Erkenntnis mit Matrosen-Nelli zu teilen. Dieser nickte. Ob Nelli ihn nun verstanden hatte oder zu dem gleichen Ergebnis gekommen war, wusste er nicht. Aber sie hockte sich hin und wedelte den Rauch etwas weg. Als dieser sich verzog, war erkennbar, dass die Schublade immerhin geöffnet war. Das wäre noch die Höhe gewesen: Die Mannschaft angelockt, das Schiff abgebrannt und sie standen ohne irgendwas das. Wobei das immer noch der Fall sein konnte. Was sollte er machen, wenn das Fernrohr nicht in der Schublade war und das Schiff wirklich abbrannte? Seinem Vater zu erklären, dass er sein Schiff und die Ware verloren hatte, war das eine. Ihm erklären zu müssen, dass er es geschafft hatte, die Waren ZWEIMAL zu verlieren, etwas völlig anderes.

    Er kniff die Augen zusammen. Nicht, weil er feige war und Angst hatte, dass die Schublade wirklich leer war. Sondern weil der Rauch ihm in den Augen schmerzte. Und weil die beiden Rattendamen sich schon wieder lästig an ihn kuschelten. Was glaubten die eigentlich, wer er war?

    „Sucht euch einen anderen Vater für eure Plagen!“

    Er schob beide beiseite und tappte auf Nellis Arm nach unten.

    Diese streckte die Hand nach dem Inhalt der Schublade aus und beförderte eine Kiste zu Tage. Es handelte sich um eine schlichte kleine Truhe aus Holz, die mit diversen Zeichen und Strukturen bekritzelt war. Zum einen waren sie hineingeritzt, zum anderen darauf geschrieben. Einige sahen aus, als wären sie durchgestrichen. Irgendwas an dieser kleinen Kiste war seltsam. Als würden sich in ihrer Nähe alle Haare aufstellen.

    „Magisch“, kommentierte Matrosen-Nelli.

    Edmund nickte fachmännisch und schob dabei die schwarzweiße Ratte erneut von sich. Die Frage blieb nun, ob sich darin sein magisches Fernrohr befand. Oder die Kiste allein magisch war. Und darin nur noch mehr Ramsch und Müll.

    Nelli versuchte die Truhe zu öffnen. Doch Wunder – immerhin funktionierte bei ihnen nie etwas auf Anhieb und problemlos – ließ sie sich nicht öffnen. Das war doch schon wieder typisch...

    „Nimm es mit“, murrte er und gestikulierte wieder herum. Das war so dermaßen lästig. Dieses Gestikuliere. Das ihn niemand verstand. Das Geschmuse und an ihm Herumgekratze und Gebeiße der beiden anderen Ratten.

    Er schob sie beiseite.

    Ob Nelli ihn verstand, wusste er nicht. Es konnte gut auch sein, dass sie sein Gefuchtel als Beschwerde den beiden anderen Ratten gegenüber deutete. Gerade trat er eine der Ratten von Nelli hinunter.

    Er kam jedoch nicht dazu, sein Anliegen nochmals zu verdeutlichen. Er vernahm Schritte im Flur vor der Tür, die sich eilig näherten.

    War ja klar …

    Es herrschte Stille. Dann Stimmen.

    Nelli und er sahen sich an. Dann klemmte sich Nelli kurzerhand die ganze Kiste unter den Arm und sah sich im Raum um.

    Edmund tat es ihr gleich. Wenn die Matrosen schon im Flur waren, dann würde es nur noch ein paar Sekunden dauern, ehe sie hier auftauchten. Sie konnten also nicht über den Flur zurück an Deck. Im Raum selbst gab es nur einen Schrank. Und in dem würde man sicherlich zu erst nachschauen. Wenn sie überhaupt hineinpassten. Bei dem Chaos im Zimmer war der Schrank wahrscheinlich bis oben hin mit Schrott zugestapelt.

    Ein Fiepen riss ihn aus seiner Suche. Er wollte schon wütend nach den beiden Ratten treten. Doch die beiden hockten vor dem Fenster, schoben es etwas auf und verschwanden nach draußen.

    Edmunds Blick glitt an Nelli hoch und runter. Auch sie sollte dort durchpassen.

    Er zupfte an ihrer Kleidung und hüpfte ebenfalls zum Fenster.

    Nelli kam dazu, öffnete es und sofort pfiff ihnen wieder der Wind entgegen. Unter ihnen brachen sich die Wellen. Das Heck zeigte zum offenen Meer hinaus.

    „Kommt gar nicht in Frage“, kommentierte Nelli und trat einen Schritt zurück.

    „Das oder du wirst erwischt, altes Weib!“

    Nelli sah ihn als, als wäre er wahnsinnig. Dabei sprach sie hier mit der Ratte.

    Apropos Ratte …

    Die schwarzweiße Ratte und die graue kamen zurück, liefen über ein Tau, dass sich an der Schiffswand entlangschlängelte und dann außer Sicht verschwand. Dort konnte sich Nelli festhalten und den schmalen Vorsprung als Tritt benutzen.

    Die Schritte wurden lauter.

    Edmund betrachtete Nelli und deutete wortlos aus dem Fenster.

    Nelli fluchte, kroch dann aber ungelenk und zitternd durchs Fenster. Den Blick immer nach unten auf das Wasser gerichtet.

    „Nicht nach unten blicken“, fiepte er und kassierte dafür einen bösen Blick des Nelli-Matrosen. Verstanden hatte sie ihn sicherlich nicht, aber vermutlich war es egal, welche hilfreichen Tipps er ihr gab. Manche Menschen wussten Hilfe eben nicht zu schätzen.

    Nelli bewegte sich derart langsam und fischte nach dem Tau, dass Edmund bereits fürchtete, die Zeit wäre eingefroren. Ebenso langsam schob sie sich an der Schiffswand entlang. Immer langsam einen Schritt nach dem anderen auf dem schmalen Vorsprung.

    Edmund warf einen Blick zurück zur Tür. Die Klinke wurde bereits nach unten gedrückt. Wenn Nelli in dem Tempo weitermachte, wurde sie doch noch erschossen. Oder einfach ins Meer geschubst. Oder starb an Altersschwäche.

    Ehe er es sich anders überlegen konnte, pfiff er Nelli etwas zu und hüpfte dann vom Fensterrahmen. Dann musste er ihr eben etwas Zeit verschaffen. Die beiden Ratten folgten ihm, was er sowohl genervt als auch erleichtert zur Kenntnis nahm. Wenn man nach ihnen schlug, bestand die Möglichkeit die richtige Ratte zu treffen nun immerhin nur noch 33%.

    Als die Tür aufging und er das erste Paar Stiefel sah, hüpfte er daran empor und biss dem Mann kurzerhand ins Bein. Der Kerl schrie auf und stolperte zurück. Während Edmund über ihn hinweglief, sich hasste und er sich am liebsten den Mund ausspülen wollte. Wenn Nelli abrutschte und dabei im Wasser ersoff, würde er sie eigenhändig an Land zerren, wiederbeleben und dann töten!

    Er sprang von dem einen Matrosen zum nächsten und blickte dann direkt in das hässlichste Gesicht, das er jemals gesehen hatte. Für einen Moment glaube er, dass die beiden Typen eine Leiche mit sich herumschleppten. Dann öffnete die Leiche jedoch den Mund und fixierte ihn mit den Augen. Verständnis flackerte darin. Irgendwie war er die gleiche Kategorie wie der Haufen Hackfleisch in der Schubkarre. Nur hässlicher.

    Und dass das möglich war, hätte er nicht erwartet.

    Die Leiche schrie etwas, das Edmund geflissentlich ignorierte und dem Typen kurzerhand ins Gesicht sprang. Offenbar schmerzten die Krallen einer Ratte. Denn der Typ wimmerte auf.

    Die beiden Rattendamen folgten ihm, weshalb nun zwölf Rattenfüße (acht davon vermutlich völlig verpestet, vier mit Tinte beschmiert) über den schreienden und um sich schlagenden Leichnam rannten.

    Als auch die anderen Männer nun auf den Kerl einschlugen, hüpfte Edmund von ihm herunter. Die Ratten folgten ihm. Einen Augenblick genoss er den Anblick der auf die hässliche kreischende Wasserleiche einprügelnden Männer. Dieser wehrte sich und fluchte, beschimpfte die beiden Männer.

    Edmund rollte sich beinahe vor Lachen über den Boden.

    Als sie bemerkten, dass da keine Ratten mehr waren und sich ihre Aufmerksamkeit auf ihn richtete, rannte er davon.

    Er hörte hinter sich die Worte „Rauch“, „Feuer“ und „Ratten“. Wobei das letztere eigentlich niemanden verwundern sollte.

    An Deck wuselten noch ein paar Männer herum, die wohl alarmiert ebenfalls aus der Stadt zurückgekommen oder geordert worden waren. Einer von ihnen hatte einen Eimer bei sich. Sein Blick richtete sich sofort auf Edmund, als erkannte er, dass von den drei Ratten nur er keine echte war. Edmund hatte jedoch wenig Zeit, sich darüber noch Gedanken zu machen. Wie weit wohl Nelli gekommen war? Hoffentlich bereits wieder im Hafen. Er traute sich aber dennoch nicht, auf die Seite vom Schiff zu laufen, an der sie geflüchtet war, um dort nachzuschauen. Wäre ja blöd, wenn sie doch noch ins Augenmerk der Mannschaft fiel.

    „Ratte!“, schrie die Leiche. Außer Atem kam diese hinter ihm an Deck gehetzt. „Schnappt sie.“

    „Welche?“, kam es von irgendwoher.

    „Alle!“

    Edmund hüpfte über die drei alten Kerle, die Trevor außer Gefecht gesetzt hatte. Einer von ihnen trug jetzt das Kleid, was Trevor zuvor anhatte. Die beiden anderen wurden gerade von ihren Kollegen wachgetreten.

    Neben ihm schlug ein Säbel in den Boden. Gefolgt von einem Messer.

    Ja, hatten die sie noch alle?

    „LEBEND!“, brüllte die Leiche. Die Erkenntnis kam ja früh. Was wäre, wenn der Säbel ihn bereits gespalten hätte?

    Vor ihm tauchte ein Prügel von einem Kerl auf, der vermutlich mehr wog als das ganze Schiff. Jedenfalls bebte selbiges unter seinen Schritten und es gab ein Seebeben, als er sich bäuchlings auf ihn zuwarf.

    Zum Glück war es nicht allzu schwer dem Fettklotz auszuweichen. Dann hüpfte er auch schon über die Reling ins Wasser.

    Das Wasser schlug über ihm zusammen. Um ihn herum löste sich eine blaue Wolke. Immerhin war das Zeug wasserlöslich. Was nicht wasserlöslich war, war er selbst. Was das Wasser sichtlich zu stören schien. Und so ein Rattenkörper hatte dem nichts entgegenzusetzen. Edmund blieb unter Wasser. Von den Wellen wurde er fröhlich mitgeschleudert. Irgendwo klatschte er gegen eine Kante und eine Mauer, dann tauchte er unter einem anderen Schiff hindurch. Und verschwand damit hoffentlich aus der Sicht der Mannschaft.

    An einem der Schiffe gelang es ihm schließlich, seine Krallen in eines der Taue zu schlagen und sich aus dem Wasser zu ziehen. Als er sich in Bewegung setzte, sah er gerade noch wie ein langer Tentakel hinter dem Schiff unter Wasser verschwand.

    Vermutlich Einbildung. Hoffentlich Einbildung…

    Er schüttelte den Kopf und kletterte dann klatschnass auf den Hafensteg. Dort blieb er eine Weile liegen und schnaufte durch.

    Tja, lief doch prima... Das hat unverhofft sogar Spaß gemacht.

    Langsam machte er sich zwischen Kisten und Füßen auf den Weg zurück. Dort sah er noch immer die wütende Mannschaft und einen hässlichen Kerl ins Wasser starren. Außer Sicht, hinter ihnen, sprang gerade ein alter Matrose in Trevors Arme. Der grimmige Gesichtsausdruck der alten Hexe war bis hierher zu hören.

    Was ebenfalls zu hören war, waren die tapsenden Schritte von zwei Ratten.

    Als Edmund sich umdrehte, seufzte er.

    „Ja, ihr ward eine große Hilfe… Toll gemacht. Ganz großartig. Aber wehe ihr betretet mein Schiff. Ich dulde da kein Ungeziefer.“

    Außer mich selbst ...

    Beide legten den Kopf schief und folgten ihm.

    Ja, leckt mich am Arsch ... Nicht wörtlich gemeint!"

    Edmund strich sich die noch feuchten Haare aus dem Gesicht. Anstatt zu schlafen, war er ein paar Runden am Strand außerhalb der Stadt schwimmen gegangen. Nichts entspannte mehr, als auf dem Wasser dahinzutreiben. Und es war der beste Zeitpunkt um den Kopf leer zu bekommen und sich einen Racheplan für Agatha zu überlegen.
    „Hier“, riss Trevor ihn aus seinen Gedanken. Er reichte ihm ein kleines Gefäß, in welches Nelli zuvor ihren Trank abgefüllt hatte
    Edmund nahm ihm das Fläschchen nur wiederwillig ab und drehte es mit gerunzelter Nase in der Hand. Warum nochmal schickten sie nicht Trevor? Der konnte sich auch ohne Gift verwandeln. Und der tat das sicherlich lieber als Edmund.
    Edmund fühlte sich als Edmund sehr wohl. Er mochte seinen Körper. Er brauchte keinen anderen. Auch nicht für wenige Stunden. Für welchen Körper sollte er sich auch sonst entscheiden? Etwas Hässliches oder Gewöhnliches wollte er nicht. Gab es etwas, was er verbessern wollte, wenn er könnte? Auch nicht.
    Vielleicht sollte er sich einfach jemanden aus seiner Heimat vorstellen?
    Sofort schossen ihm Bilder von seinem Vater in den Kopf.
    Sicher nicht!
    Seine Mutter fiel wohl leider auch weg. Eine Frau würde zu schnell auffallen.
    Stief kannte dort vielleicht auch jemand.
    Ihm kam der Handwerker in den Kopf, der sich am nächsten Tag die Revenge anschauen würde. Die dichten Augenbrauen, die Runzeln und Pockennarben im Gesicht. Die Hakennase. Nein! So wollte er definitiv nicht aussehen! Auch nicht für ein paar Stunden! Er wollte Edmund bleiben!
    „Dann…“, Nelli hielt den Trank hoch, „Prost.“
    Widerwillig tat Edmund es ihr gleich. Er konnte keinen Rückzieher machen. Trevor und Esther hatten ihren Teil erledigt. Und irgendwas würde er auch tun müssen. Andernfalls fühlte er sich noch nutzloser bei der Sache als sowieso schon.
    Und Nelli dachte, sie wäre unnütze Ladung. Dabei war er diese unnütze Ladung!
    Aber warum war er für diesen Teil des Planes eingeteilt worden? Warum hatte er nicht mit Trevor zusammen den Matrosen entführen können?
    Und konnte er sich nicht einfach einen Bart ankleben? Er würde sogar freiwillig ein altes Hemd anziehen!
    Verdammt seist du…!
    „Und konzentriere dich“, meinte Nelli. „Denk ja nicht an Seife!“
    Was glaubte sie eigentlich, was er hier versuchte? Und was brachte sie ihn überhaupt auf die Idee mit der Seife? Und warum sollte er sich vorstellen Seife zu sein? … Wobei, Seife war sauber.
    Nein, ich nehme den Handwerker!
    Widerlich!

    „Was glaubst du, was ich hier mache, Hexlein!“
    Handwerker, Handwerker!
    Er setzte den Trank an. Die ganze Sache konnte doch nur schiefgehen.
    Er kippte den Trank. Das Zeug schmeckte widerlich! Irgendeine Mischung aus dem, was man zum Putzen nutzte – und zwar nicht die Seife, sondern die Bürste – und ungepflegten Männerfüßen.
    Er verzog das Gesicht und wollte sich beschweren.


    In dem Moment polterte Wilmor vom Deck in die Küche und räumte dabei einige Töpfe aus dem Regal. Sie schepperten zu Boden.
    Der Kater jagte einen großen grauen Fellklumpen vor sich her, der erst ihm, dann Trevor und schließlich Esther durch die Beine sprang. Letztere schrie erschrocken auf. Ob wegen der Ratte, dem Kater, der Überraschung oder einer Mischung aus allem, wusste Edmund nicht. Ihr war wohl zu Gute zu halten, dass sie nicht den erstbesten Stuhl nahm und sich kreischend daraufstellte und laut „Ratte“ schrie.
    „Mistvieh“, beschwerte sich Edmund und trat mit dem Fuß in Wilmors Richtung. Er erwischte die Zombiekatze nicht, erntete aber einen bösen Blick der Nekromantin. Was ihm herzlich egal war.
    „Halt das Vieh aus meiner Küche fern, wenn du nicht willst, dass er als Fischköter endet!“
    War es klug ihr zu drohen? Auch egal...

    Die Ratte verschwand unter einem Schrank, unter den Wilmor nicht passte und stecken blieb. Dort konnte Agatha ihre Bestie wieder einsammeln.
    „Toll, jetzt habe ich eine Ratte hier drin“, schimpfte Edmund und warf die leere Flasche nach dem Schrank.

    Und er hätte getroffen, da war er sich sicher. Aber etwas zog ihm den Boden unter den Füßen weg, weshalb ihm die Flasche entglitt und er ungelenk auf dem Boden aufkam. Der Schmerz, der ihn daraufhin durchfuhr, war allem voran ungewohnt und mehr als unangebracht, dafür, dass er nur gestürzt war. Es fühlte sich an, als würde er auseinander genommen und neu zusammengesetzt.
    Dann war es vorbei.
    Und die teils erschrockenen und die teils belustigten Gesichter verrieten ihm bereits, dass irgendwas mächtig schief gelaufen war, noch ehe er seine neue Perspektive begriff. Jetzt konnte er die anderen nur noch von den Füßen aus betrachten.

    „Wie schlimm ist es?“, wollte er wissen. Seine Stimme klang aber eher wie ein Quietschen.
    Bitte kein Stück Seife, beschwor er sich. Allerdings fühlte er sich nicht wie ein Stück Seife. Auch wenn er so groß war. Ein Blick an ihm herunter, verriet ihm, dass er keine Seife war.
    „Tja“, machte Trevor und ehe sich Edmund versah, packte der ehemalige Pirat ihn im Nacken und hob ihn hoch, damit er genau vor seinem Gesicht hing. „Malen wir ihn an, damit wir ihn von der anderen Ratte unterscheiden können?“ Trevor lachte. „Nicht, dass wir ihn versehentlich erschlagen.“
    Trevor bedachte ihn und drehte ihn umher. Edmund stieß einen Fluch aus, der in einem rattigen Quietschen endete. Er seufzte genervt. Wie lange hielt das Zeug nochmal? Und warum hatte er sich überreden lassen?
    Agatha tippte ihn mit dem Finger an.
    „Willst du Wilmor immer noch verbieten, die Küche zu betreten? Den Versuch würde ich gerne sehen.“ Sie grinste ihn breit an und gerne hätte er sie dafür getreten. Er zappelte jedoch nur in Trevors Griff. „Das mit dem Anmalen finde ich gut. Oder wir rasieren ihn.“
    Trevor und Agatha lachten amüsiert auf und auch Esther grinste breit.

    Schön, dass die anderen wieder ihren Spaß hatten.
    Er schnappte nach Agathas Finger und wehrte sich gegen Trevors Griff.
    Die beiden lachten nur weiter, während Trevor ihn auf seine Schulter setzte. Kurz war Edmund versucht, ihm ins Ohr zu beißen, aber der gierige Blick von Wilmor hielt ihn davon ab. Er verzichtete dennoch darauf, sich bei Trevor für den Platz auf der Schulter und damit außerhalb der Katerreichweite zu bedanken.
    Blöde Idee und blöder Trank.

    Denk an das, in das du dich verwandeln willst, Edmund. Das ist ganz einfach, Edmund. Da kann nichts schiefgehen, Edmund. Konzentriere dich, Edmund.

    Ihr könnt mich alle mal!

    Der Matsch redete. Er redete, obwohl er nicht mal mehr Lungen hatte – jedenfalls keine funktionstüchtigen. War das überhaupt möglich? Aber was stellte er überhaupt noch irgendwas in Frage?
    Ich kann nie wieder Fleisch essen, schoss es Edmund durch den Kopf. Er wandte den Blick ab. Hatte er schon zuvor damit zu kämpfen gehabt, sich nicht zu übergeben, dann machte es der jetzige Anblick nicht besser.
    Zudem zitterten seine Knie noch immer und ihm war schwindelig. Es fühlte sich an, als hätte er soeben drei Tage mit Nellis Schnaps durchgefeiert. Und das in nicht mal zwei Minuten.
    Zwar spürte er, wie die Kraft bereits in seinen Körper zurückkehrte. (Und Hunger. Trotz des redenden Hackfleisches in ihrer Mitte.) Aber Andrés komischer Zauber hatte ihm die Kraft quasi aus dem Körper gelutscht. Als würde Wasser aus einem Fass fließen. Eine Vorwarnung wäre nett gewesen. Dann hätte er dem nicht zugestimmt. (Wo sicherlich das Problem lag.) Stattdessen hatte man sein Vertrauen missbraucht.
    Er sah wie Nelli schwankte. Allerdings schien es bei ihr andere Gründe zu haben. Hoffte er jedenfalls. Lieber seine Energie als ihre.
    Sie starrte André mit weit aufgerissenen Augen an, dann wandte sie sich abrupt ab und verließ taumelnd das Deck. Sie brabbelte etwas vor sich hin, dass er nicht verstand. Dass Nelli flüchtete, war ungewöhnlich. Und eine Warnung.
    „Er gehört ganz euch!“, meinte André.
    Als Edmund sich dem Kerl zuwandte, besaß der auch noch die Frechheit zu grinsen.
    Bastard, elender!
    Edmund erhob sich, als er sicher war, dass seine Beine ihn wieder tragen würden und klopfte sich den Staub aus der Kleidung. Offenbar regenerierte sein Körper auch solche Gemeinheiten schnell.
    Er brachte einen gesunden Abstand zwischen sich und den Kreis. Sicher war sicher.
    „Geht es dir gut?“, wandte er sich an Esther.
    Diese nickte nur. Sie stand noch immer zur Salzsäule erstarrt an Deck und glotzte auf den Schubkarren. Naja, auch kein dümmerer Ausdruck als sonst …
    „Es hat funktioniert!“, stellte Trevor begeistert fest und trat an den Schubkarren heran. In dem sich der Matrose lautstark darüber beschwerte, dass er weder Arme noch Beine spüren konnte und dass er nur in der Lage war in den Himmel zu starren. Dass er aus nichts anderem bestand als einem Haufen, schien er noch nicht bemerkt zu haben. Vielleicht auch besser für die arme Sau…
    Ihn überraschte, dass ihm der Kerl leid tat- Aber sowas wünschte man seinem schlimmsten Feind nicht.
    „Dein Ernst?!“, zischte Edmund an Trevor gewandt. Ja, es war erstaunlich, dass es André geschafft hatte, einen Haufen Mensch wieder ins Leben zu rufen. Aber ihm hatte es den Boden unter den Füßen weggezogen. Nelli hatte die Flucht ergriffen und Esther war eingefroren und damit noch abweisender als sonst! Schön natürlich, dass Trevor nicht mal ein Haar falsch vom Kopf abstand! Fetter Sack!
    Er warf André einen finsteren Blick zu. Er ballte die Hände und die Wut, die über diese Unverschämtheit in ihm zu lodern begann, vertrieb jede Müdigkeit.
    „Was hast du gemacht?“, schnauzte er den Matrosen an. Das Schiff schien etwas zu schwanken und Edmund glaubte, in der Ferne ein Grollen zu hören. Allerdings schien von den anderen keiner etwas mitzubekommen. Bildete er sich das nur ein? Oder zog ein Gewitter auf?
    „Ist das nicht offensichtlich? Euer Problem gelöst. Der … Mann lebt wieder.“
    Das sagt der so als wäre es normal!
    „Lebt ...“, kommentierte Edmund trocken. Ein Mensch, der lebte, sah in seinen Augen anders aus. Und sollte es auch. Sowas war … keine Ahnung, was das war. Außer eklig! „Ich korrigiere meine Frage: WIE und was GENAU hast du gemacht?!“
    André musterte ihn abschätzig. Irgendwas Ungläubiges lag in seinem Blick, was Edmund nicht so ganz deuten konnte und das ebenso schnell verschwand, wie es gekommen war. Entweder lag es an der Frage, oder der Kerl war verwundert darüber, dass Edmund schon wieder stand.
    Der Blick wanderte zu dem Wiederbelebten. Edmund weigerte sich weiterhin diesen anzuschauen, und taxierte stattdessen André. Dessen Augen leuchteten freudig auf.
    „Ich bin eine Nekromantin.“
    Edmund kramte das spärliche Wissen zusammen, das ihm über Nekromantie bekannt war. Was im Grunde auch nur daraus bestand, dass es Magier gab, die Tote wiederbeleben konnten. Tja … schien zu stimmen. Dann stolperte er über das „in“ in Nekromantin. Was ihn bei genauerer Betrachtung aber auch nicht überraschte. Immerhin konnte er nun beim Namen nennen, was genau ihn an André(a) bisher gestört hatte.
    „Das beantwortet meine Frage nicht“, meinte er schlicht, ohne seinerseits auf die Bedeutung der Worte einzugehen. Wenn es André(a) überraschte, dass es ihn nicht überraschte, dann versteckte sie das überraschend gut. André(a) zuckte lediglich die Schultern und grinste.
    „Ich dachte mir, du hast am meisten überflüssige Energie, die wir dem Toten schenken können.“
    Edmund musterte André(a) wütend.
    Dann wandte er sich an Trevor. Warum blieb der eigentlich so still?
    „Mir quetscht André …“
    „Agatha“
    , schob die Nekromantin hilfreich ein.
    „Ist mir egal“, schnauzte Edmund in ihre Richtung, ehe er sich wieder an Trevor wandte, „die Energie aus dem Körper bis ich am Boden liege und dich juckt es nicht mal?! Toller Freund!“
    „Da du immer noch meckern kannst, wird es schon nicht so schlimm sein.“
    Trevor grinste ihn an. Es sollte wohl schlichtend wirken, bewirkte aber nur, dass sich Edmund noch mehr reinsteigerte.
    „Das ist doch überhaupt nicht der Punkt!“ Der Kerl in der Schubkarre war ebenfalls tot gewesen, konnte sich aber ganz ausgezeichnet beschweren. War das also auch nicht so schlimm?
    „Das war doch das, was wir wollen.“
    Edmund sah ihn ungläubig an. Hatte er wirklich gar nichts gespürt? Juckte es ihn nur nicht? Oder hatte Agatha es nur auf ihn abgesehen? Und war Trevor das etwa völlig egal? Von wegen Freundschaft. Von wegen beschützen. Irgendwas sagte ihm, dass Trevor es gewusst hatte.
    Wir wollten den Kerl in einem Stück! Nicht als Gulasch!“
    Warum schmerzte es ihn eigentlich so, dass sich niemand mal Sorgen um ihn machte? Oder wenigstens erkundigt, ob es ihm gut ging? Stattdessen wurde einfach akzeptiert, dass Agatha fröhlich Energie nahm und damit herumzauberte. Und Tote zurück ins Leben holte! Wer wusste schon, welche Folgen das noch haben konnte! Und es interessierte niemanden! Hatte sie die anderen etwa verzaubert?
    Trevor seufzte und wandte sich an Agatha. „Du hättest vielleicht wenigstens sagen können, was du vorhast“, schlichtete er. „Oder auch von mir den größeren Anteil Energie für das Ritual nehmen können.“
    Edmund entspannte sich etwas. Trevor war also doch nicht verzaubert worden.
    „Ja, hätte ich. Und ja. Aber hättet ihr dann noch mitgemacht? Ihr bekommt eure Antworten, seid glücklich damit. Wer weiß, ob es geklappt hätte, wenn wir noch ewig diskutiert hätten. Niemand von euch war in Gefahr.“
    Edmund gab ein abwertendes Schnauben von sich. Das konnte sie behaupten. Aber das Gegenteil beweisen konnten sie ihr nicht.
    „Das wirst du noch bereuen“, knurrte Edmund.
    „Bereuen? Dafür, dass ihr dank mir jetzt den Typen ausquetschen dürft? Kann ich doch nichts dafür, wenn du das bisschen Magie schlechter verkraftest als Großmütterchen.“
    Edmund glaubte Agatha kein einziges Wort. Von wegen schlechter verkraftet! Und ausgequetscht wurde der Kerl bereits von einer Kiste.
    Versuche mehr zu vertrauen … Und was hatte es ihm gebracht?
    Notiz an mich: Vertraue niemandem, wenn er sagt >Stell dich in den Kreis<.
    Er sah zu Agatha.
    Und vor allem vertraue nie wieder ihr.
    Alles an ihr war bisher gelogen gewesen. Und auch, wenn er damit gerechnet hatte, dass sie etwas versteckte, was hatte er ihr getan, dass sie es auf ihn abgesehen hatte?!
    Er spürte die Blicke der anderen auf sich ruhen. Auch Esther hatte sich aus ihrer Starre gelöst.
    Er blickte zurück.
    „Was?!“ Er verschränkte abwehrend die Arme. Wenn sie darauf warteten, dass er nochmal umfiel, dann konnten sie lange warten. Zum Gespött machte er sich nicht freiwillig!
    „Tja, wir sollten ihm wohl Fragen stellen, da er schon mal wieder wach ist“, meinte Trevor. Er bedachte den Matrosen aus zusammengekniffenen Augen, als erwartete er jeden Moment einen Angriff.
    „Ja und?“
    „Es ist dein Schiff … Und sie waren auf deine Ladung aus“,
    half ihm Trevor auf die Sprünge.
    Ach jetzt bin ich plötzlich wieder interessant? Macht euren Kram doch allein!
    Eingeschnappt drehte er den Kopf weg. Er wollte das sowieso nicht. Das hieß, er müsste näher herantreten und sich mehr mit dem Toten beschäftigen, als ihm lieb war. Das hieß, er müsste sich mit der Meuterei auseinandersetzen. Das konnte er nicht. Sauer auf diese Leute zu sein, war das eine. Zu sehen, wie einer von ihnen zertrümmert in einem Karren lag und sich versuchte, aufzurichten, war etwas völlig anderes. Am liebsten wäre er hinter Nelli her und hätte sich in sein Bett verkrochen.
    Doch er blieb stehen. Und starrte auf den Wiederbelebten, der sich soeben darüber beschwerte, dass er in einem Karren lag und sie ihm nicht zuhörten. So langsam schien ihm seine Situation bewusst zu werden.
    „Also wenn du nicht langsam aus dem Knick kommst, stirbt der Kerl in der Zwischenzeit nochmal – diesmal eines natürlichen Todes.“
    Agathas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
    „Klappe auf den billigen Plätzen“, zischte er.
    Verdammt nochmal. Er konnte keinen Rückzieher machen. Der Kerl war die einzige Möglichkeit, herauszufinden, wo die Eleftheria war. Die einzige Möglichkeit das Fernrohr zurückzubekommen. Und die einzige Chance, je wieder nach Hause zurückkehren zu können. Denn ohne seinen Auftrag beendet zu haben, würde er sich nie wieder bei seinem Vater sehen lassen können. Und wenn die anderen wollten, dass er die Fragen stellte, konnte er sich nicht einfach weigern. Er war kein Feigling.
    Zögerlich trat er an den Karren heran, so weit er sich traute. Überall war Blut, Eingeweihte, Fleisch, Muskeln und Knochen. Und ….
    Edmund unterdrückte einen neuerlichen Würgreiz, als sich ein Auge bewegte. Der Kerl konnte den Kopf nicht mehr bewegen. Vermutlich war sein Hals gebrochen. Und viel war von dem Gesicht auch nicht übrig. Irgendwie kam er ihm aber dennoch bekannt vor. Er war auf der Eleftheria gewesen. Definitiv.
    „Ähm … klare Nacht, was?“ Er war froh, dass seine Stimme nicht zitterte und er einigermaßen gefasst wirkte. Sicherheitshalter verschränkte er dennoch die Arme vor der Brust. Er wollte wegrennen.
    Die Reste des Gesichts verzogen sich. Der Mann wirkte verwirrt, dann erstaunt und schließlich wandelte sich der Ausdruck in Schock.
    „D-Du. I-Ihr … ein Geist!“, schrie der Mann und wollte fliehen.
    Klar, ich bin der Geist … in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut?
    Der Karren schwankte, als sich der Haufen bewegte, aber es gelang ihm nicht einmal, ein wenig wegzurutschen. Es war schon verwunderlich wie er es schaffte zu atmen und zu sprechen, geschweige denn Sätze zu bilden…
    Edmund atmete durch.
    „Hervorragend“, kommentierte er dann. „Wie ich sehe, hast du mich erkannt. Das ehrt mich.“ Er legte ein falsches Lächeln auf seine Lippen und kaschierte damit seinen Ekel. Der Geruch von Blut bohrte sich in seine Nase und erinnerte ihn an die Meuterei.
    Nicht jetzt!
    „Ich schwöre, ich wollte das nicht! Bitte räche dich nicht an mir! Geh weg! Das war Armods Idee!“
    Edmund hätte wütend auf den Kerl sein sollen. Weil er ihn verraten und zusammen mit den Piraten gemeutert hatte. Aber wie sollte er wütend auf jemanden sein, der nun in ein Einmachglas passte?
    Prima, jetzt kann ich auch nichts Eingelegtes mehr essen.
    „Es ist mir relativ egal, wessen Idee es war“, Edmund schluckte, „aber da du Armod gerade erwähnst-“
    Der Matrose schrie, rief um Hilfe und brabbelte immer weiter vor sich hin. Irgendwas von Flüchen, Gebeten und Geistern aus der Vergangenheit, die ihn unablässig verfolgten.
    „Jetzt halt die Klappe!“, schrie Edmund zurück. Für sowas hatte er an diesem Tag wirklich keine Geduld mehr. Warum musste er das machen? Warum übernahm das keiner der anderen? Er schien doch hier sowieso nur der Depp zu sein, den man als Energiequelle nutzen konnte!
    Der Tote lachte hysterisch. „Ich habe zu viel gesoffen, oder? Ich liege irgendwo und habe Albträume!“ Er lachte wieder.
    „Verdammt!“, stieß Edmund frustriert aus. Konnte nicht einmal jemand das machen, was er sollte? Einmal! Die Wut auf den Kerl kehrte zurück. Zusammen mit dem Zorn über Agathas Frechheit. Und erneut geriet das Schiff ins Schwanken, weshalb er einen Schritt zur Seite und näher an den Karren stolperte. Irgendwo in der Ferne meinte Edmund wieder das Dröhnen zu hören. Er ignorierte es. „Du wurdest von einer verdammten Kiste erschlagen und kannst froh sein, wenn wir dich nicht ins Hafenbecken zu den anderen verwesenden Abfällen kippen! Mehr als ein paar beschissene Reste sind von dir nicht übrig!“ Edmund trat noch einen Schritt näher und stierte dem Mann ins Gesicht. „Und jetzt beantworte gefälligst meine Fragen!“
    In dem unverletzten Auge des Mannes zeigte sich zwar Angst, aber vor allem Trotz und Wut. Dann schien ihm endlich klar zu werden in welcher Situation er sich befand. Oder er sah es in Edmunds Augen. Wie auch immer. Der Kerl fing an zu schreien als würde man ihn bei lebendigem Leib grillen. Edmund trat erschrocken einen Schritt zurück, während Trevor seinerseits einen nach vorn tat und an seiner Seite Position bezog.
    „Ihr gemeinen Hunde! Ihr elenden Schweine! Was habt ihr mit mir gemacht?! Ihr solltet tot sein und nicht ich! Ich habe gesehen, wie ihr auf dem Ruderboot davon getrieben seid! Warum seid ihr hier? Und warum tut ihr mir das an?“ Er schrie, wurde heißer und immer lauter. „Ihr Monster! Ihr seid ebenfalls tot, oder?! Das ist meine Verdammnis!“
    Edmund ließ sich nicht anmerken, wie ihm bei jedem Wort die Galle hochkam und das Herz in die Hose rutschte. Diese Blöße würde er sich nicht geben.
    So viel zu unauffällig.
    Da waren Trotz und Wut in seinem Blick gewesen. Aber auch noch etwas anderes. Ein Wille, der eigentlich schon gebrochen war und dem man nur noch den Rest geben musste. Der Kerl hatte Angst. Angst vor dem Tod. Angst vor dem, was aus ihm geworden war. Angst vor dem, was er getan hatte.
    Trevor trat an den Matrosen heran und ließ die Fingerknöchel knacken. Wenn Trevor ihn nun umbrachte – konnte man einen Toten töten? – dann standen sie wieder mit nichts da. Und er wollte nicht mit Nelli auf gut Glück auf ein fremdes Schiff klettern. Oder als Versager dastehen, weil er es nicht geschafft hatte, etwas aus dem Kerl herauszubekommen.
    Edmund straffte die Schultern.
    „Hör mal-“, begann Trevor. Doch er verstummte, als Edmund sich an ihm vorbeidrängte. Er wünschte sich sehnlichst, er hätte sich Handschuhe angezogen. Stattdessen legte er dem Wiedergeborenen die bloße Hand auf den Mund. Und blendete aus, dass das Fleisch unter seiner Berührung nachgab.
    Wieder stieg ihm der Blutgeruch in die Nase. Er verdrängte es und blendete den Matrosen aus. Er schob alle Gefühle zurück. Er war nicht nutzlos. Und er war nicht einfach nur eine Witzfigur, die man benutzen konnte.
    Er fixierte das intakte Auge des Mannes. Sein Vater hatte ihn immer wieder gezwungen, ihm bei seinen Verhören zuzuschauen. Sein Vater hatte ihm die Courage abgesprochen, es selbst durchzuziehen. Hatte ihn immer wieder als zu weich betitelt.
    „Du solltest besser still sein“, mahnte Edmund. Er war zuerst überrascht, wie kalt seine Stimme klang, dann war er mit dem Ergebnis zufrieden. Diesmal würde er sich nicht abweisen lassen. Diesmal nicht. Immerhin hatte auch er dazu gelernt. Wenngleich er Menschen ungern auf diese Weise manipulieren wollte. Er durfte es einfach nicht an sich heranlassen. Er streifte das Mitgefühl ab, das er für diesen Kerl empfand.
    Das war kein Mensch mehr. Der Verräter war nie einer gewesen. Er hatte sein Mitleid nicht verdient.
    „Im Gegensatz zu dir, können wir weglaufen, wenn wir erwischt werden.“ Er lächelte bösartig. Das Ding hatte Angst? Angst vor dem Tod? Angst vor seinem aktuellen Zustand? Das ließ sich nutzen. „Ich weiß ja nicht, was man hier mit Abschaum macht – vermutlich als Fischfutter verwenden.“ Das Etwas hörte auf zu brüllen. Stumm starrte es zurück, Panik quoll in den Augen. „Das erscheint mir doch gerecht. Oder was meinst du, Verräter?“ Edmund kicherte trocken. „Nachdem du uns auch als Fischfutter zurücklassen wolltest.“
    Es zuckte, Tränen lösten sich aus dem Auge und Verzweiflung lag darin. Es wollte sich seinem Blick entziehen, konnte es aber nicht.
    Edmund verstärkte den Druck. Er rümpfte abfällig die Nase.
    „Aber wenn du kooperierst, vergesse ich vielleicht deine Beteiligung an der Meuterei und sorge dafür, dass du dein restliches Leben nicht als Abfall fristen musst.“ Aber welches Schwein frisst schon Dreck?
    Der Verräter war verloren. Und das geschah ihm recht. Dennoch blitzte in dessen Auge etwas auf. Es versuchte zu nickten.
    Edmund bedachte den Abschaum noch eine Weile. Warum hatte er mit diesem Ding überhaupt Mitleid gehabt? Es hatte ihn verraten. Ob aus Angst. Oder Berechnung. Völlig gleich. Nun war es nichts weiter als menschlicher Abfall. Ein Insekt, das unter einem Schuh zertreten wurde.
    Er nahm die Hand weg. Blut klebte daran. Die Bewegung gab ein schmatzendes Geräusch von sich. Er nahm es ungerührt zur Kenntnis und wischte die Hand gleichgültig an Trevors Kleidung ab, ohne den Blick von dem Ding zu nehmen.
    Trevor brummte lediglich, sagte aber nichts.
    „Ich wiederhole mich nur ungern und ich rate dir, ehrlich zu sein, andernfalls platzt der Deal“, setzte Edmund neu an und konzentrierte sich auf das Auge, „Wo ist mein Schiff? Wo ist die Eleftheria?“ Zuerst musste er sichergehen, ob sich das Fernrohr noch auf dem Schiff befand.
    Der Blick des Verräters zuckte, wollte nach links oder rechts ausweichen, doch Edmund fing den Blick immer wieder ein, bis das Auge auf ihm verharrte. Ängstlich weitete es sich, starrte ihn an.
    „Sie war hier“, flüsterte es. Es klang nicht mehr wie zuvor. Nicht mehr aufgebracht, nicht mehr bösartig oder verwirrt. Nur noch heiser, nur noch abwesend, fast mechanisch. „… im Hafen. Aber Armod Metallfaust ist mir ihr weitergefahren.“
    „Wann?“
    , bohrte Edmund unbeeindruckt weiter.
    „Vor ein oder zwei Wochen schon.“
    „Warum bist du dann noch hier?“
    Bestand die Möglichkeit, dass die Eleftheria bald zurückkehrte?
    „Ich habe die Mannschaft gewechselt.“
    Einmal Verräter, immer Verräter.
    „Das sehe ich selbst!“, meinte Edmund und verschränkte erneut die Arme. „Warum“, er beugte sich etwas tiefer und starrte dem Ding ins Auge, „hast du die Mannschaft gewechselt?!“
    Es sah aus, als wollte es zurückweichen, was ihm natürlich nicht möglich war.
    „Armod hat uns tagelang auf dem Schiff suchen lassen. Wir mussten jede Planke und jedes Fass umdrehen und prüfen. Dabei hat er uns nicht mal gesagt, nach was genau wir suchen. Mit jedem Tag, den wir erfolglos waren, wurde Armod wütender. Zwei Leute hat er über Bord geworfen. Drei Leute zu tote gequält. Ich hatte Angst, dass ich der nächste bin.“
    Dann hat der Dreckskerl mich bei der Meuterei also auch aus Angst verraten… Geld hätte er noch verstanden. Aber Angst?
    „Nach deiner Leidensgeschichte habe ich nicht gefragt!“ Die Worte kamen Edmund gelangweilt von den Lippen.
    „Aber du …“, setzte das Ding an.
    Edmund unterbrach es. „Hat Armod gefunden, was er gesucht hat?“
    Das Ding schwieg und sah ihn nur an. Der Blick flackerte.
    „Ich habe dich etwas gefragt“, fauchte Edmund. Es war nicht nötig die Stimme zu heben. Es zuckte auch so zusammen. Jedenfalls so weit es sein Zustand zuließ. Dem Ding entfloh ein Stöhnen. Ob es Schmerzen spüren konnte? Vermutlich nicht. Andernfalls würde es die ganze Zeit erbärmlich schreien. Das fand Edmund durchaus schade. Er hätte es ihm gegönnt.
    „Ja“, erklang die Stimme abwesend, „hat er.“ Der Blick fokussierte sich wieder auf Edmund. Doch irgendwas in dem Auge war nun anders. Es glänzte nicht mehr. „Aber … da waren wir schon hier im Hafen. Wir wurden … angegriffen und hatten Schäden … am Schiff. Bei der Reparatur … haben Handwerker ein Kästchen gefunden.“
    Edmund entging nicht wie die Stimme kehliger wurde und wie der Atem zu rasseln begann. Offenbar lief ihm die Zeit weg.
    „Wo ist dieses Kästchen jetzt?“
    „Mein … Kapitän hat es.“

    Edmund sah auffordernd zurück. „Wer ist dein Kapitän?!“
    Kurz zuckte der Blick widerwillig, doch dann antwortete es ohne zu zögern: „Thomas von Talar.“
    Edmund ließ sich nichts anmerken.
    Das konnte nicht sein. Es war sein Auftrag gewesen, von Talar in Samira zu treffen, um ihm dort das Fernrohr zu verkaufen … Aber wenn Thomas das Kästchen bereits hatte, hatte er auch das Fernrohr. Aber warum? Sein Vater und von Talar hatten doch einen Handel.
    „Hat von Talar diesen Armod auf mein Schiff geschickt?“
    „Das weiß ich … nicht.“
    Sein Blick flackerte bei der Aussage. Es wirkte nervös.
    „Du lügst“, stellte Edmund trocken fest.
    „Armod hat … seine Pläne nie offen ausgebreitet.“
    „Aber?“,
    bohrte Edmund nach. Das Auge wollte sich von ihm losreißen. Er wollte ihm nicht antworten. Aber Edmund ließ es nicht zu.

    Der Matsch stöhnte leicht.
    „Ich habe … ihn mal mit einem seiner Leute … reden hören. Frank. Er hat von einem Magier … gesprochen. Von Talar ist Magier.“
    Das hatte nichts zu bedeuteten. Aber die Möglichkeit bestand.
    „Hat er die Kiste schon geöffnet?“
    „Ich … weiß es nicht.“

    Edmund musterte den Ausdruck in dem Auge. Es sagte die Wahrheit.
    „Du behauptest ziemlich viel nicht zu wissen.“ Er legte den Kopf schräg und bohrte den Blick in den des Dings. „Und ich weiß nicht, ob ich dir glauben will.“
    Es schluchzte. „Ich sage die Wahrheit!“
    Warum hätte von Talar einen Piraten schicken sollen? Wollte er das Geld nicht zahlen? Hatte er geglaubt, mit dem Diebstahl günstiger wegzukommen? Edmund ballte die freie Hand zur Faust. Sie wären fast gestorben.
    Edmund ging nicht darauf ein. „Du hast gesagt, Armod wäre vor zirka zwei Wochen weitergesegelt. Wo ist die Eleftheria jetzt?“
    „Ich weiß nicht, wohin er unterwegs ist.“
    Edmund packte den Kopf des Dings an den Haaren und zog ihn etwas aus dem Matsch, um sich nicht unnötig vorbeugen zu müssen. Blut tropfte in den Karren.
    „Denk dir mal etwas anderes aus!“, fuhr er es kalt an. „Ich will nicht mehr hören, dass du etwas nicht weißt!“ Er suchte im Auge des Verräters eine Antwort. Fand darin aber vor allem Furcht. „Denk nochmal nach! So bist du nutzlos für mich. Und warum sollte ich dir helfen, wenn du nutzlos bist?“ Er grinste ihm ins Gesicht. „Deine Position ist nicht die beste und du verspielst deinen Wert für mich immer weiter.“
    Es wimmerte.
    Erbärmlich…
    „Ich-“
    „Überlegen dir genau, was du jetzt sagst“
    , schlug Edmund emotionslos vor.
    Es begann zu weinen.
    „E-Es … wurde gemunkelt …, dass … er irgendwas … für den Kapitän … besorgen soll. Etwas Mächtiges… er sprach von … einem Artefakt.“
    „Besorgen für wen?!“ Edmund hob seine Stimme weiterhin nicht, sondern funkelte den Matsch nur durchdringend an. „Jetzt lass dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. In deinem Zustand wollen wir die Teile doch lieber da lassen, wo sie sind, oder?“ Er rückte etwas an dem Kopf, ehe er ihn fallen ließ. Schmatzend fiel der Kopf zurück. Das Ding schrie auf.
    „von… Talar…“, antwortete es dann. „Was er wollte…das Etwas…es hat etwas damit zu tun, was…in dem Kästchen…“ Es brach mitten im Satz ab und starrte ihm in die Augen. Eine Träne löste sich aus dem Augenwinkel, dann keuchte das Ding und sein Auge wurde milchig und … stumpf? Es schrie wieder und plötzlich kam Bewegung in die Masse. Stöhnend und kichernd schob sich der Menschenschleim aus dem Karren. Warum konnte er sich plötzlich bewegen?
    Trevor trat vor Edmund und er machte ihm Platz.
    Das war es dann wohl…
    Trevor stieß den Klumpen mit dem Fuß zurück in den Karren, wodurch er den letzten Rest Schädel zertrat und packte den Karren. Als würde er nur das Bett aufschütteln, bugsierte er ihn mit Inhalt ins Hafenbecken. Um genau zu sein, warf er den Schubkarren, sodass er mehrere Schritte von ihrem Schiff entfernt in die Bucht klatschte.
    Edmund sah ihm nach. Es ärgerte ihn, dass der Kerl im Grunde nichts gewusst hatte. Und nur Mutmaßungen hervorgebracht hatte, die für sie nur weitere Mutmaßungen nach sich ziehen würde. Sie hatten nichts Handfestes. Und welches Artefakt suchte Armod jetzt? Mit SEINER Eleftheria!
    „Alles gut?“
    Erst Trevors Worte rissen Edmund aus seiner Starre. Er blinzelte und rieb sich die Augen.
    Er nickte nur als Antwort. Er hatte Kopfschmerzen, ihm war schwindlig und er zitterte. Die innere Kälte fiel von ihm ab und machte dem Ekel Platz, der ihm zwar eine Gänsehaut einbrachte, aber gleichzeitig den Schweiß über Rücken und Stirn trieb.
    Abwesend fuhr er sich durch die Haare. Zu spät bemerkte er, dass es ausgerechnet die Hand war, mit der er zuvor den Kopf angehoben hatte.
    Als er die Hand betrachtete, klebten noch immer Blutreste daran und vermutlich nun auch in seinen Haaren. Dass er sich dreckig fühlte, lag jedoch nicht an dem Blut. Das juckte ihn seltsamerweise nicht.
    „Ich schau mal nach Nelli“, murmelte er tonlos und verließ ohne nochmal zu den anderen zu schauen das Deck.

    Da Nelli nicht in der Küche war, klopfte er schließlich an ihre Tür.
    „Lebst du noch?“, murrte er durch die Tür. Während er auf eine Antwort wartete, fielen ihm zweimal die Augen zu.

    Zurück am Hafen, atmete Edmund die feuchte Luft ein und stellte die Kiste vor sich auf den Boden. Auf dem Rückweg zum Schiff hatte er auf Empfehlung des Wirts vom Fetten Sack noch Nahrungsmittel gekauft. Nicht viel, aber genug für Abendessen und Frühstück.
    Erstaunlich, dass er freiwillig darüber nachdachte, für die anderen zu kochen. Das war mittlerweile schon zur Routine geworden.
    Vielleicht hätte ich von Anfang an Koch werden sollen.
    Und diesen Gedanken schob er nun auf den Restalkohol. Von dem er genau wusste, dass er nicht mehr da war. Nur das Hochgefühl und die gute Laune waren geblieben. Der Nachmittag war lustig gewesen, er endlich mal wieder unter Leuten, die nicht mit Bäumen warfen, mit Toten sprachen oder einen unheimlichen Kater mit sich herumtrugen. - Oder so verstockt waren, dass man sie für einen Baum halten konnte.
    Wie sonst ließ sich erklären, dass er beim Einkauf an die anderen gedacht hatte?
    Jetzt gebe ich mein Geld schon für andere aus.
    Neben ihm zog jemand die Luft ein. Als Edmund sich dem Mann zuwandte, stand der mit weit aufgerissenen Augen sprachlos neben ihm. Und stammelte unverständliche Wort vor sich hin. Die Beine zitterten ihm, als stünde er vor einem Nervenzusammenbruch.
    Edmund ließ ihn.
    Es war nicht leicht gewesen, einen Schiffshandwerker zu finden, der überhaupt bereit war, mit ihm mitzukommen, um das Objekt der Probleme überhaupt anschauen zu wollen. Wobei das nicht stimmte. Es gab genug, die mitkommen aber nur gaffen wollten. Die standen irgendwo hinter ihnen, in einem sicheren Abstand, damit ihnen ja niemand dieses Projekt aufhalsen konnte.
    Frechheit.
    Ihr kleiner Schrotthaufen hatte für Aufsehen gesorgt und mittlerweile seine eigene kleine Fangemeinde. Diese sorgte dafür, dass er sich von zwei Handwerkern hatte auslachen lassen müssen. Einer wollte ihm direkt ein neues Schiff andrehen – was in Anbetracht der Lage kein dummer Vorschlag war – er nach reichlicher Überlegung aber ablehnte. Ein Neues Schiff würde dauern und zu viel kosten. Und sowohl Zeit als auch Geld und vor allem seine Nerven waren endlich. Zumal er niemandem Geld in den Rachen stopfte, der ihn zuvor noch ausgelacht hatte.
    Er warf den Leuten hinter sich einen Blick zu. Diese taten augenblicklich unbeteiligt, obwohl sie zuvor noch offensichtlich geglotzt hatten.
    Der letzte Handwerker, den er an diesem Tag angesprochen hatte, japste neben ihm weiter vor sich hin. Dabei erinnerte er stark an einen Karpfen, der versuchte Fliegen aus der Luft zu schnappen. Kurz war sich Edmund nicht sicher, ob es wirklich so war.
    „Was ist das?“ Der Kerl fand seine Stimme wieder. Grauen lag darin, während er wild in Richtung Revenge gestikulierte. Edmund hob die Augenbraue.
    „Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, das ist eine Schaluppe“, Edmund wog den Kopf, „zumindest der größte Teil davon.“ Der Rest bestand aus willkürlich zusammengeschusterten Teilen anderer Dinge - und Bäumen.
    Ein Raunen ging durch die Leute hinter ihm.
    Edmund unterdrückte ein Grummeln, begann aber mit dem Fuß zu wippen.
    Aufmerksamkeit auf seine Person zu ziehen, war nicht immer hilfreich.
    Um den Leuten nichts vor den Latz zu knallen, verschränkte er die Arme und betrachtete das geraffte Rahsegel. Kam ihm das nur so vor, oder bestand es nun aus noch mehr Flicken als zuvor? Offenbar hatte es jemand geflickt. Der Tatsache geschuldet, dass es Nelli nicht dort hoch schaffte, musste es wohl Trevor gewesen sein.
    Der Handwerker stotterte sich irgendeinen Blödsinn zusammen und fuhr sich durch die Haare, während er storchbeinige über den Steg lief und das Schiff musterte. Immer wieder blieb er stehen, brabbelte etwas und schüttelte den Kopf, weinte beinahe und zog sich erneut an den Haaren. Einmal verweilte seine Hand über dem Holz des Rumpfes, dann nahm er sie jedoch weg, ohne die Wand berührt zu haben. Als ob er Angst hätte, das Schiff würde zu Staub zerfallen, wenn er es berührte.
    Zeig mal ein bisschen Respekt, du Wurst! Immerhin hatten sie das Schiff mühevoll zusammengeflickt.
    Hinter ihm vernahm er Stimmen, die entweder vor sich hinkicherten, oder abfällige Bemerkungen von sich gaben.
    Der arme Jörg. Was hat er sich da aufgehalst?
    Das will er nicht wirklich machen.
    Das Ding ist nicht mehr zu retten.
    Sind die wahnsinnig?

    Es wurden Geldwetten abgeschlossen, wann das Schiff sank. Von "noch heute Nacht" bis "zwei Tage" war alles dabei.
    Edmund wandte sich den Leuten erneut zu, die sofort mit tuscheln innehielten.
    „Verpisst euch!“, maulte er die Schaulustigen an. Mit dem Finger deutete er in Richtung der Häuser, während er die Leute nacheinander aus zusammengekniffenen Augen ansah. „Wenn ihr nichts Konstruktives beizutragen habt, dann verschwendet nicht meine Zeit mit euren Visagen und Kommentaren! Reißt eure Fressen gefälligst woanders auf!“
    Toll, nun klang er auch noch wie sein Vater.
    Immerhin dünnte sich die Menge aus. Einige flüchteten regelrecht vom Hafen, andere bedachten ihn mit einem letzten Blick, sagten aber nichts mehr, ehe sie ebenfalls verschwanden, um irgendwo anders Maulaffenfeil zu halten.
    „Ä…ähm…“, meldete sich hinter ihm der Handwerker zu Wort. Als sich Edmund wieder an ihn wandte, stand er da, als hätte er sich eingeschissen und schämte sich dafür.
    „Was?!“
    Der Kerl duckte sich unter seinem Blick weg, ehe er die Schultern raffte und sich zu seiner vollen Größe aufbaute, mit der er gut an Trevor heranreichte.
    „Ich habe noch nie so etwas Furchtbares gesehen. Eigentlich hättet Ihr schon längst sinken müssen. Ein Wunder, dass Ihr es hierher geschafft habt.“
    Edmund unterdrückte den Impuls den Kerl vom Steg ins Hafenbecken zu treten. Alle taten so, als hätte er selbst keine Augen im Kopf. Er wusste, dass das Schiff ein einziger Flicken war, aber immerhin hatten sie es zusammengebaut. Und es hatte bis zu den Inseln gehalten. In einem Seegebiet, gegen das schon andere Schiffe versagt hatten.
    Unterm Strich doch keine schlechte Bilanz.
    „Könnt Ihr jetzt helfen, oder nicht?“, zischte er.
    Der Handwerker sah ihn an als hätte er Möwenscheiße im Gesicht.
    „Das … das ist kein Schiff.“
    Es war ein schwimmender Sarg! Und das wussten sie alle! Aber dieser schwimmende Sarg tat dennoch das, was er sollte. Er schwamm! Und das sehr offensichtlich vor ihnen im Hafenbecken!
    „Der Fachmann seid Ihr und ich nur der Kunde…“ Edmund beruhigte sich. So kam er nicht weiter. Wenn er wollte, dass sich jemand dem Schiff widmete, dann brachte herumschreien nichts. Deshalb zuckte er die Schultern. „…Aber es hat einen Rumpf, einen Mast, Segel, Ruder und es liegt auf dem Wasser. Ich würde sagen, es ist ein Schiff.“
    Der Mann bedachte ihn wieder mit diesem Blick, als fürchte er, dass Edmund den Verstand irgendwo auf See verloren hatte. Wahrscheinlich hockte der Bastard wirklich noch auf der Insel fest.
    „Ihr solltet Euch ein neues Schiff kaufen.“
    Edmund verdrehte die Augen. Spielen die hier alle die gleiche Melodie immer und immer wieder? Er musste irgendwie die Eleftheria wiederfinden. Wenn er seinen Vater enttäuschte, dann …
    „Ich habe weder Lust noch Zeit mir in dieser Stadt die Beine in den Bauch zu stehen und zu warten, bis ein neues Schiff fertig ist.“ Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Aber ich verstehe das natürlich. Das ist eine schwierige Aufgabe und ich kann nachvollziehen, dass Ihr Euch dem nicht gewachsen seht“, er lächelte den Typen an und suchte seinen Augenkontakt. „Ich werde wohl also nach einem fähigeren Handwerker suchen müssen.“ Der Kerl zuckte zusammen, starrte ihm in die Augen und begann zu schwitzen. Edmund blickte zurück. Ein Bad im Hafenbecken würde dem Kerl nicht schaden … und dort stank es nach Algen! Aber immerhin nicht nach Schweiß! Dennoch lächelte er freundlich, bis der Kerl seinem Blick hüstelnd auswich. Er räusperte sich.

    „Ich werde morgen mit meinem Partner wiederkommen. Er hat Erfahrung mit … schweren Fällen. Wir schauen uns das Schiff dann nochmal gemeinsam an.“

    Edmund war zufrieden. „Dann sind wir im Geschäft?“
    Der Mann nickte langsam und betrachtete das Schiff bedauernd. So glücklich sah er nicht aus. Eher überrascht über seine eigenen Worte und seine Entscheidung. Selbst Schuld! „Scheint so.“
    „Prima.“ Edmund bückte sich nach der kleinen Kiste. „Dann bis morgen.“
    Mit diesen Worten ließ er den Blödmann einfach stehen und lief über die Rampe an Deck. Er wollte Trevor Bescheid geben. Denn im Grunde war es dessen Schiff.
    Allerdings lief er erst Esther über den Weg, die offenbar an der Reling gestanden hatte. Wie viel sie von allem mitbekommen hatte, wusste er nicht. Und es war ihm auch egal.
    Er musterte Esther nachdenklich. Etwas an ihr war anders. Sie sah anders aus. Aufrechter. Als hätte sie jemand an einem Faden hochgezogen oder den Stock in ihrem Hintern zurechtgeschoben. Sie ging jedenfalls noch ein gutes Stück selbstbewusster, als sie es wohl vom Hof gewohnt war.
    „Schicke Robe“, meinte er dann. „Die Farbe schmeichelt deinen Augen.“ Und vor allem seinen Augen. Was viel wichtiger war.
    Esther sah nachdenklich an sich herunter und lächelte dann.
    „Danke ... Ist es nicht ... zu viel?“
    Zu viel? Er war verwirrt. Was meinte sie denn nun? Zu viel von was? Dunkle Farben? Muster? Ärmel? Hosen? Leder? Da wollte er einmal höflich sein und sie löcherte ihn mit Fragen, auf die er keine Antwort wusste.
    „Zu viel was? Stoff? Für meinen Geschmack, definitiv“, meinte er mit einem Grinsen.
    Esther verengte die Augen.
    Das war dann wohl die falsche Antwort. Dabei war das doch nicht böse gemeint! Dass sie sich immer bis oben zuknöpfte musste nicht sein. Er wollte es gerade klar stellen, doch Esther kam ihm zuvor.
    „Ich wollte wissen, ob der Aufzug lächerlich aussieht ... aber es wundert mich nicht, dass du in eine andere Richtung denkst.“
    Definitiv die falsche Antwort. Und schon war sie wieder zickig. Wie immer. Aber diesmal würde er sich seine Laune nicht von ihr verderben lassen. Nur weil Esther humorlos durchs Leben ging und sie von Anfang an etwas gegen ihn hatte, dabei hatte er ihr nicht einmal einen Anlass dazu gegeben.

    Jetzt nehme ich hier nichts mehr zurück! Schlimm genug, dass er es in Erwägung gezogen hatte.
    „Würdest du lächerlich aussehen, hätte ich dir sicherlich kein Kompliment gemacht“, fuhr er sie deshalb an. So viel dazu, dass er sich die gute Laune nicht kaputt machen lassen wollte. Von Null auf hundert reichte eine Esther. Selbst das Gemurmel der Leute hatte er sich länger angehört.
    Esther verstummte.
    Er trat an ihr vorbei an Deck und bemerkte dabei, wie sie verlegen lächelte und sich eine Haarsträhne zurückstrich.
    Was denn jetzt? War es Zeit zu rennen? Irgendwie wurde er nicht schau aus ihr.
    „Ich bin mir nicht sicher, ob ich Gegenstand deiner ... Phantasie sein möchte. Dennoch ... Dein Kompliment bedeutet mir viel.“
    Schon war er wieder verwirrt. Erst war sie verlegen, dann sauer, dann wieder verlegen... Hatte Esther ihre Tage?
    Was denn für Phantasien? „Für sowas bleiben nur du und Nelli. Und da fällt die Wahl nicht schwer.“ Und Trevor. Aber da schmerzte schon eine Phantasie. Die Vorstellung von Nelli ließ ihn würgen. Und Esther war in etwa so erotisch wie eine Hand voll Matsch. Die Wahl fiel also auf keinen!
    Aber gut zu wissen, was sie von ihm dachte. Hatte er ihr je einen Anlass dafür gegeben?
    Von welchen Phantasien sprach sie überhaupt?
    Er kniff nachdenklich die Augen zusammen, während Esther die Arme verschränkte und ihn ihrerseits musterte. Ehe ein leichtes Schmunzeln an ihren Lippen zupfte.
    Das ist dann der Moment, in dem es unheimlich wird!
    „Ich könnte Nelli darum bitten, dass sie sich wieder jung macht. Was hältst du davon?“
    Sag ich ja, unheimlich!
    Hatte Esther tatsächlich gerade einen Witz gemacht? Keinen guten, aber vielleicht war doch nicht alles verloren?
    Auch wenn ihm bei dem Gedanken an Nelli und wie sie damals auf der Eleftheria plötzlich in seiner Küche gestanden hatte, eine Gänsehaut überkam, musterte er Esther mit zusammengekniffenen Augen über die Kiste in seinen Armen hinweg. Sie sagte nichts. Er sah sie nur an.
    Das war nicht von ihr beabsichtigt gewesen. Auf keinen Fall.
    Esthers Gesicht zeigte zunehmend Verunsicherung, weshalb er den Kopf zur Seite legte.
    „Nichts“, meinte er daher vorsichtig.
    „Wirklich? Ich bin mir sicher, Nelli hätte ihren Spaß dabei und du könntest deine ... Phantasie ausleben?“
    Dass Nelli ihren Spaß hätte bezweifelte er nicht. Sie hatte an allem ihren Spaß, bei dem er litt. Und da würde er leiden. Er litt schon bei der Erinnerung daran.
    Aber was sollte das jetzt werden? Nahm sie es ihm noch übel und wollte ihn in die Falle locken? Oder lenkte sie nun das Gespräch wirklich in diese Richtung? Aber warum? Und was war ihr Problem mit irgendwelchen Phantasien?
    „Offenbar willst du, dass ich an Albträumen leide.“ Er wog den Kopf und rückte die Kiste in seinen Armen zurecht. So langsam wurde dieses dumme Ding schwer.
    „Nein. Ich will nur verhindern, dass ich Gegenstand deiner Phantasien werde.“
    Jetzt musste Edmund doch lachen. Wenn sie weiterhin auf diesem Thema herumritt, dann war sie selbst schuld. Als wäre Esther jemals in der Lage Gegenstand seiner Phantasien zu sein. Bildete sie sich das wirklich ein, oder meinte sie das im Scherz? Da Esther nicht in der Lage dafür war, Witze zu reißen, musste sie das ernst meinen. Als müsste er sich Dinge zurechtträumen. So nötig hatte er es nicht. Davon abgesehen war Esther kein Stück erotisch.
    „Das kannst du wohl kaum verhindern“, witzelte er dennoch. Wenn sie das Spiel spielen wollte: Bitte!
    „Sei dir da nicht zu sicher“, Esther stürzte die Lippen, „Aber gut, dann lasse ich dir mal deine Phantasien ... Nicht, das du vor lauter Albträumen nicht mehr schlafen kannst.“ Sie zwinkerte, was irgendwie komisch aussah und dafür sorgte, dass er nur die Augenbraue hob.
    „Ich wüsste noch andere Sachen, die mich nicht schlafen lassen würden. Uns beide nicht“, gab er säuselnd von sich.
    „Träum weiter.“ Sie verschränkte die Arme.
    „Von uns beiden?“ Er lachte amüsiert. „Liebend gerne!“
    So alt kann ich gar nicht werden, wie ich sein müsste, um so langweilig zu sein. Aber hey, besser als die Albträume, die ihn jede Nacht quälten. Der Grund, warum er bisher an jedem Geschäft, das Waffen verkaufte, vorbeigelaufen war. Wobei. Die Vorstellung an Esther half vielleicht beim Einschlafen.
    Mit seinem Grinsen trat er an Esther vorbei, die verstummt war und ihn betäubt anglotzte. Auf Esthers Höhe raunte er ihr beim Vorbeigehen noch zu: „In meinen Träumen bist du im Übrigen nackt.“ Warum Zeit mit ihr verschwenden, wenn andere nicht nur Vorstellung blieben? Aber der entsetzte Aufdruck in ihrem Gesicht war Trevors Gewicht in Gold wert. Er lachte heiter.
    Dass Esther ihm dafür eine Ohrfeige verpasste, hatte er jedoch nicht erwartet. Bei jeder anderen ja, aber bei Esther nicht. Dementsprechend glotzte er sie einen Moment verwirrt an. Esther stand der Zorn hochrot zu Kopf, dennoch schien sie nicht weniger überrascht, als sie auf ihre Hand blickte. In seinem Gesicht wiederum spürte er lediglich ein Kribbeln.
    Sieh an, die ewige Jungfer hat sogar verstanden, um was es ging.
    Er musste erneut lachen.
    „Und ich dachte, heute wärst du locker genug, damit ich dich endlich in mein Bett locken kann“, witzelte er weiter. Wofür sie ihm direkt noch eine verpasste. So langsam kam Esther in Fahrt.
    „Ich habe-“, weiter kam er nicht, da ihm Esther noch eine dritte Schelle verpasste. Was ihn aber nur noch lauter lachen ließ.
    „Noch ein Kommentar und ich werfe dich über Bord!“ Esthers Hand zuckte bereits gefährlich zu ihrem Zauberstab. Was Edmund mit einer erhobenen Augenbraue zur Kenntnis nahm. An Drohungen musste sie noch arbeiten, denn ihr Gesichtsausdruck, der jede Tomate vor Neid hätte erblassen lassen, wirkte eher lächerlich, anstatt gefährlich.
    Der Anblick trieb ihm die Lachtränen in die Augen. Als ob ihn eine Ohrfeige – oder drei – schaden würden.
    „Ist ja gut, du Spaßbremse“, meinte er. „Mit dir würde man sich sowieso nicht amüsieren. Keine Ahnung, woher du die Überzeugung und das Selbstbewusstsein nimmst, ich könnte mir etwas mit dir vorstellen.“ Gut, das war vielleicht etwas hart formuliert. Aber nun mal die Wahrheit. Selbst Schuld, wenn sie ihm irgendwelche Phantasien einredete! Als hatten sie keine anderen Probleme! Schön zu wissen, wie und was sie über ihn dachte.

    Den vierten Schlag sah er kommen und drehte sich elegant von Esther weg. Diese rümpfte die Nase und lief ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei.
    Natürlich. Nun war er wieder der Böse, obwohl sie damit begonnen hatte, ihm irgendwelche Motive in die Schuh zu schieben.
    Er wollte ihr nach, unter Deck, um endlich diese elende Kiste abzustellen, blieb aber verwirrt vor Trevor stehen, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Der musterte ihn mit erhobener Augenbraue und das „Was war das denn?“ schwebte regelrecht zwischen ihnen, ohne, dass es einer von ihnen aussprechen musste.
    „Guck nicht so“, Edmund verdrehte die Augen, „diesmal habe nicht ich angefangen.“ Er zuckte die Schultern und wollte an Trevor vorbei. Humor war keine höfische Erziehungsmethode. In seiner eigenen Erziehung hatte das auch keinen Platz gefunden. Allerdings bildete er sich ein, dass es bei ihm nicht ganz so schlimm war. Oder? Er konnte nicht behaupten, dass er die letzten Jahre sonderlich viel zu lachen gehabt hätte. Da hatte er auf der Insel und mit den anderen in den paar Wochen mehr Spaß gehabt.
    Nur vielleicht teilte Esther seinen Humor nicht. Oder überhaupt irgendwelchen. Musste er sich jetzt entschuldigen? Es waren doch ihre Unterstellungen gewesen!
    Sag ja, anziehend wie ein Sack Sägemehl.
    „Esther wollte dich eigentlich gerade suchen gehen“, meinte Trevor, „und jetzt schien sie ziemlich sauer.“ Er schob sich in seinen Weg und musterte ihn kritisierend. Es war klar, dass zwischen den Worten eine Botschaft lag. Das konnte er an Trevors Blick erkennen.
    Edmund legte seufzend den Kopf in den Nacken.
    „Ja“, meinte er gedehnt. „Ich schau, dass ich mich bei ihr entschuldige“, irgendwann, vielleicht, aber eher nicht, „ist der Herr damit zufrieden?“
    Trevor musterte ihn, als wusste er genau, dass Edmund nicht vorhatte, sich wirklich zu entschuldigen. Er sagte jedoch nichts mehr, was schlimmer war als jede Zurechtweisung.
    Ist ja gut, ich werde mich entschuldigen… Und wer entschuldigte sich bei ihm? Er hatte mit dem Thema doch nicht mal angefangen?!
    „Weshalb hat Esther mich suchen wollen?“, bohrte er nach, um das Thema zu wechseln.
    Trevor bedachte ihn noch einen Moment, als wollte er sichergehen, dass Edmund die stumme Botschaft wirklich verstanden hatte. Dann wurde er noch ernster.
    „Es geht um dein Schiff.“
    „Die Revenge gehört dir. Ich habe mich schon um einen Handwerker gekümmert. Ihr könntet auch was machen.“

    Trevor musterte ihn durchdringend.
    „Ich meinte ja auch nicht die Revenge, sondern die Eleftheria.“ Damit hatte er seine Aufmerksamkeit. „Esther hat einen der Matrosen aufgespürt, die bei der Meuterei dabei gewesen waren.“ Das wischte ihm das Grinsen aus dem Gesicht. Er krampfte die Finger um die Kiste. Mit einem Mal war auch der letzte Rest guter Laune aus seinem Kopf verschwunden.
    „Wo?“, wollte er wissen. Wenn einer dieser Piraten hier war, dann vielleicht auch die anderen? Vielleicht war das Fernrohr hier? Oder die Eleftheria? Oder er wusste, wo sich beides befand?
    Trevor deutete den Hafen hinab in eine Richtung und faste zusammen, was Esther gesehen und gehört hatte und faselte irgendwas von einem Schiff namens Telara. Edmund folgte seiner Beschreibung. Die Eleftheria war also nicht im Hafen. Wie wahrscheinlich war es da, dass das Fernrohr hier war? Sicherlich hatte es nicht dieser eine Matrose bei sich. Hatten sie es überhaupt gefunden? Was sollte er jetzt machen?
    Scheiße!
    Zu gerne wäre er losgelaufen und hätte den Kerl zur Rede gestellt. Aber er hatte ja noch nicht mal mehr eine Waffe! Und selbst wenn, stand er sich damit nur selbst im Weg.
    Mit Gewalt würde er rein gar nichts erreichen. Zumal er selbst nicht für Gewalt taugte. Das hatte die Meuterei wohl eindrucksvoll bewiesen.
    Edmund folgte Trevor unter Deck in die Küche, wo er endlich die Kiste mit den Vorräten abstellte. In der schlichten Küche stieß er auf Nelli. Und auch André saß mit Wilmor in einer der Ecken. Der "Kerl" war also auch noch da. Je intensiver er den Matrosen musterte, desto sicherer war er sich, dass etwas nicht stimmte. Aber solang er nicht von allein kam... Seis drum.
    Darum konnten sie sich auch später kümmern.
    Trevor lehnte sich an den Türrahmen und blickte finster in die Küche.
    „Wie ich sehe, weiß er Bescheid“, meinte Nelli, nachdem Edmund die Kiste auf den Tisch geknallt hatte und diese finster betrachtete. Also wusste die Alte auch Bescheid. Wahrscheinlich wusste sogar der Kater mehr als er! Warum erfuhr er eigentlich immer alles als letzter?
    Weil du nicht zugehört hast!
    „Was machen wir jetzt?“, wollte Nelli wissen. Edmund runzelte die Stirn.
    Wir? Es war sein Schiff. Die anderen hatte damit eigentlich nichts zu tun.
    „Ich konnte aus ihm nichts rausbekommen.“ Esther betrat ebenfalls die Küche. Sie wich seinem Blick auf und setzte sich betont weit weg von ihm an den Tisch nieder.
    Edmund seufzte genervt.
    „Ihr müsst euch da nicht mit reinhängen, das ist – "
    „-auch unser Problem“,
    fuhr ihm Nelli augenblicklich über den Mund.
    „Ich habe auch noch ein Hühnchen mit denen zu rupfen“, stimmte Trevor ihr zu.
    Esther nickte langsam.
    Edmund wollte protestieren, schwieg aber. Im Grunde hatte er ja gewusst, dass die anderen ebenfalls ihren Zorn auf die Mannschaft hegten. Und sie hatten gesagt, dass sie ihn unterstützten. Aber es war dennoch irgendwie beruhigend, dass sie es wirklich taten. Zugeben würde er es jedoch nicht. Niemals.
    „Jemand noch Hunger?“, fragte er deshalb in die Runde. Trevor und André hatten mit ihm bereits gegessen, aber er wusste nicht, wie es bei Nelli und Esther aussah. Und er brauchte Ablenkung und etwas, womit er seine Hände beschäftigen konnte. Ohne loszurennen und diesem Piraten in den Arsch zu treten.
    Trevor nickte. André zuckte die Schultern, schien aber nicht abgeneigt.
    „Kann ich dir dabei helfen?", bot Nelli an. In seine Gedanken vertieft, zuckte Edmund nur die Schultern. Was sollten sie als nächstes machen?
    Nelli reihte sich neben ihm ein und begann das Gemüse aus der Kiste zu nehmen und es zu waschen. Und sie übernahm direkt die Aufgabe, die er am meisten hasste, weil es ihm die Tränen in die Augen trieb: Zwiebeln schneiden.
    Auch André bot sich – zwar widerwillig – an, beim Schneiden zu helfen. André bekam die Kartoffeln zum Schäle. Noch so eine Aufgabe, die Edmund hasste.
    „Das ist zu groß!“, murrte er bei einem Blick auf die Zwiebelstücke, die Nelli ihm reichte. Ohne zu widersprechen, schnippelte sie nochmal an der Zwiebel. „Jetzt ist es viel zu klein!“ Diesmal motzte er und nahm ihr das Messer aus der Hand, um es sauer in eines der Schneitbretter zu stoßen. Sein Blick glitt zu André. Doch über das Gehacke von ihm wollte er sich nicht aufregen. Was vor allem an dem bösen Blick des Katers lag. Außerdem wollte Edmund keine Bekanntschaft mit dem Messer machen, so wie Wilmor.
    „Willst du es mir vormachen?“ Nelli hob die Augenbrauen.
    „Ich mach das selbst!“, meinte er, sah das Messer aber nur düster an. Was machte der Pirat hier? Wer war seine neue Crew und warum hatte er die alte verlassen? Wer war es? Einer von denen, die seine Mannschaft gemeuchelt hatten? Er schluckte. Das ganze Blut war wieder in seinem Kopf, vor seinen Augen. Vielleicht sollte er sich doch wieder bewaffnen. Von allen in ihrer kleinen Gemeinschaft konnte er sich am wenigsten wehren. Selbst Nelli war mit ihrem Stock und den Tränken bedrohlicher. Wenn schon keinen Degen, dann vielleicht ein Messer oder einen Dolch?
    „Wie du meinst, Edmund. Ich kann auch das Wasser umrühren, da kann ich nicht so viel falsch machen“, hörte er Nelli sagen.
    „Wie wollen ja nicht, dass es heißer wird als du“, meinte er abwesend und tippte mit dem Finger auf die Arbeitsfläche.
    „Also lauwarm?“
    „Es sollte wenigstens kochen“
    , gab er erneut von sich, ohne auf Nelli zu achten. Was quatschte sie ihm nun Tomaten auf die Ohren?
    „Oh, Wasser zum Kochen bringen, kann ich.“
    „Hervorragend.“
    Er nahm das Messer wieder in die Hand, schob alles in einen anderen Topf und briet das Gemüse an. André reichte ihm die Möhren, die er mit einem kurzen genervten Blick zur Kenntnis nahm. Was war der Typ? Schlachter?
    Nelli verdrehte die Augen, kümmerte sich aber um das Wasser. In der Küche breitete sich ein tiefes Schweigen aus, während jeder seinen eigenen Gedanken nachhing und versuchte, einen Plan zu schmieden.
    „Schicke Kleidung im Übrigen“, meinte er schließlich und begann an einer Möhre herumzuschnippeln. „Passt besser als der Stoffriedhof, den du vorher spazieren getragen hast. So ist wenigstens nur noch der Inhalt überreif.“
    „Ich dachte, ich tu mal was, damit ich mir dein Gemecker nicht mehr anhören muss. Außerdem hätte nicht viel gefehlt und ich hätte beim nächsten Windstoß nackt dagestanden. Und gegen Blindheit habe ich leider keinen Trank für euch.“

    Bei der Vorstellung schüttelte es ihn.
    „Plan: Wir werfen dich nackt auf das Schiff und warten, was passiert.“
    Trevor lachte lauthals auf, und lockerte damit die Atmosphäre im Raum „Das wird eingefleischte Seemänner nicht abschrecken. Allein ich habe Dinge gesehen, Edmund … Dinge.“ Dabei weitete er theatralisch die Augen. Die Stimmung kühlte ab und Edmund bekam das Gefühl, dass sie das schon irgendwie schafften. Das hatten sie doch bisher auch. Was war es da, den Piraten - oder zumindest einem davon - zu begegnen. Die Meuterei lag Wochen zurück.
    „Ich hatte Einblicke in den Rachen eines Kraken. Erzähl du mir mal nichts.“
    „Das Wasser kocht“,
    mischte sich Nelli schmunzelnd ein und deutete auf den Topf.
    „Das ist schön für das Wasser. Aber ich brauche gar kein kochendes Wasser.“ Er schob die Möhre in einen anderen Topf und schmorrte das Gemüse mit den anderen Sachen.
    „Aber…“, setzte Nelli an, musterte ihn und grinste dann, „Schön die alte Frau bespaßen. Du hättest auch sagen können, dass ich mich einfach wieder hinsetzen soll.“
    Edmund zuckte die Schultern.
    „Wenn das Wasser schon mal kocht, dachte ich, kannst du auch einfach Tee machen.“
    Nelli schüttelte lachend den Kopf.
    „Gut, mache ich eben Tee.“ Sie beugte sich nach dem Fach mit ihren Kräutern. Das Sie offenkundig gefüllt hatte. Zumindest kam ihm ein angenehmer Duft entgegen. „Im Übrigen ist deine neue Kleidung auch gut gewählt.“
    „Natürlich ist sie das!“

    Im Hintergrund hörte er Esther irgendwas zischen. Offenbar nahm sie es ihm immer noch übel, dass er versucht hatte, ihr ein Kompliment zu machen. Warum drückte sie sich auch nicht deutlicher aus? Nun musste er sich bei ihr entschuldigen und er wusste nicht mal wie…
    „Sie steht dir. Vor allem die Farben.“
    „Schwarz und Gold sind keine Farben.“
    Nelli verdrehte die Augen. „Aber selbst elegante Kleidung kann nicht verstecken, dass du ein Klugscheißer bist.“
    Sie diskutierten noch eine Weile hin und her, während das Essen garte und briet und André irgendwie zwischen ihnen stand. Völlig fehl am Platz.

    Erst, als Edmund alles auf den Tisch stellte, setzten sie sich und überlegten, während dem Essen, wie sie nun gegen den Piraten vorgehen wollten.
    „Wir sollten Aufmerksamkeit vermeiden“, meinte Esther. Es war das erste mal seit einer halben Stunde, dass sie etwas sagte. Klang sie noch immer sauer?
    Edmund hob die Augenbrauen. „Oh ja, weil wir darin so gut sind. Wir fallen quasi gar nicht auf. Wollt ihr wissen, wie die Leute über uns reden, ehe sie vor lachen zusammenbrechen? Allem voran, die Handwerker bei denen ich schon war?“
    „Wir wissen nicht, welchen Rattenschwanz es nach sich zieht, wenn wir das Schiff einfach stürmen“, gab Trevor von sich. „Wir sollten also nicht blindlings reinstürmen.“ Offenbar wollte er es vermeiden, dass jemand von ihnen verletzt wurde. Was Edmund begrüßte. Er hatte auch nicht vor zuzulassen, dass sich einer von ihnen verletzte. Vor allem die anderen.
    Er zuckte die Schultern.
    „Oder wir nutzen es aus, dass wir eh schon Aufmerksamkeit auf uns ziehen… oder zumindest unser Schiff.“

    Eigentlich hatte Edmund vorgehabt, sich um einen Handwerker zu kümmern, der die Löcher in der Revenge flickte. Bestenfalls mit Fachwissen und Material, das nicht gammelte oder schon beim Anschauen zerfiel. Ihr Schiff – wenn man es überhaupt so nennen wollte – sah sowieso schon aus, als hätte es ein impulsives Kleinkind zusammengenagelt und anschließend als Zielscheibe genutzt. Mehr Schrott als Schiff.
    Aber Kleidung, eine Rasur und ein Haarschnitt mit Bad waren wichtiger. So viel wichtiger als ein Schiff, das ihnen kaum jemand klauen würde. Und wenn doch, tat ihm der arme Trottel jetzt schon leid.
    „Du träumst“, hauchte ihm die Stimme der Frau ins Ohr, die hinter ihm hockte. Sie zupfte an seinen Locken und schnitt ab, was an die Verwilderung auf der Insel erinnerte. Oder zumindest, was sie dafür hielt. Es gefiel ihm nicht, ihr zu vertrauen. Und keinen Spiegel zu haben. „Ich hoffe doch von mir?“
    Das Nein lag ihm bereits auf der Zunge. So gut, war sie auch nicht gewesen, dass er auch noch von ihr träumen musste. Er verkniff es sich.
    Reize niemals eine Frau, die mit einer Klinge in der Nähe deines Halses hantiert.
    „Natürlich“, log er, setzte sein charmantestes Lächeln auf und warf ihr einen Blick über die Schulter zu. Das heiße Wasser aus der warmen Quelle ließ ihre Wangen rötlich schimmern, ebenso die vollen roten Lippen. Der Rest ihres Körpers verschwand leider zwischen einem Vorhang brauner Haare. Allerdings hatte er genug gesehen, um zu wissen, dass sie ganz passabel aussah. Nichts, was er später nochmal anfassen würde und vor allem nichts, von dem er träumte. Was ein abwegiger Gedanke.
    „Dann wirst du jetzt dein Schiff zurückholen, richtig?“ Die zweite Brünette neben ihm legte den Kopf schräg auf ihre Arme auf dem Quellenrand und sah ihn verträumt aus ihren blauen Augen an. Sie trieb auf der Wasseroberfläche und bewegte leicht die Füße. Er wandte den Blick über ihren Rücken hinweg ab, bei dem sich die Wirbel unter der Haut sanft abzeichneten. Auch akzeptabel. Mehr nicht. Aber von der Tochter eines Schneiders, die ihm eigentlich nur seine neue Kleidung ins Badehaus hatte bringen sollen, war auch nicht mehr zu erwarten. Aber wer war er, sich zu beklagen? Ihren Namen hatte sie ihm auch genannt. Irgendwas mit einem A am Ende. Auch egal. Der Einfachheit halber war sie einfach Blauauge.
    „Ja“, meinte er abwesend und suchte mit den Augen den Raum ab. Seine Kleidung lag keine drei Schritte entfernt. So langsam sollte er verschwinden. Die beiden quasselten ihm sonst noch den Schmalz aus den Ohren.
    „Ich bin fertig“, meinte die Brünette hinter ihm. Auch ihr Name endete auf irgendwas mit E. Als ob er sich die Arbeit machen würde, sich diesen zu merken.
    E-Irgendwas legte die Schere weg, beugte sich vor, legte den Kopf auf seine Schulter und strich ihm über die Brust.
    Der Fluchtinstinkt, der ihn dabei ereilte, war in etwa so groß, wie die Angst, dass Esther nochmal auf die Idee kam zu kochen. Verdammt groß!
    Was war er? Eine Puppe, die man nach Lust und Laune antatschen konnte?
    E-Irgendwas seufzte zufrieden und schmiegt sich an ihn.
    Wie aufdringlich konnte man sein?
    „Es muss zauberhaft sein, mit seinen Freunden über das blaue Meer zu fahren“, meinte Blauauge mit leuchtenden Augen.
    Ja, zauberhaft, das war auch der Ausdruck, den er für die Tortur der letzten Monate wählen würde.
    Edmund streckte sich, entzog sich der Berührung und stieg aus dem Wasser. E-Irgendwas schmollte, lehnte sich dann aber an den Rand neben Blauauge.
    Beide beobachteten ihn.
    Er genoss es. Alles andere wäre gelogen gewesen. Auch wenn er aussah wie eine Scheibe Weißbrot, bei der man beim Grillen die Hälfte vergessen hatte. Er hätte das Hemd doch ausziehen sollen! Oder im Schatten bleiben! Oder sich komplett verhüllen sollen! Neben den vielen Schwielen an den Händen war er jetzt auch noch braun wie ein Arbeiter! Zumindest an den Armen. Zum Teufel mit dieser zugeschissenen Insel voller Kannibalen!
    Toll, nun genoss er es nicht mehr, von den beiden angeglotzt zu werden.
    Verhüllen war eine herausragend gute Idee.
    „Es ist bemerkenswert, dass ihr es geschafft habt, nur zu viert mit einem Schiff bis hierher zu segeln“, meinte Irgendwas mit E, „ihr seid wahrlich unglaublich.“
    „Seine Freunde sind schon okay, aber ohne Edmund wären sie doch nie so weit gekommen“, schwärmte Blauauge. „Vater sagt immer, man braucht einen hervorragenden Navigator, um durch die Stürme und die vielen Riffe zu kommen.“
    Endlich erkannte mal jemand sein Können an! Auch wenn es eine unwissende Schneiderstochter war und ihr Vater wahrscheinlich nicht mehr vom Meer kannte, als der Blick aus dem Klofenster! Naja, er nahm, was er bekommen konnte. So tief war er inzwischen gesunken.
    Edmund klaubte die schwarze Hose von einem Stapel und schlüpfte hinein. Sie passte perfekt, ebenso wie das weiße Hemd. Immerhin sein Handwerk verstand der Schneider.
    „Gehst du zurück zu deinen Freunden?“ Irgendwas mit E am Ende sah ihn neugierig an.
    Und wieder verleiteten ihre Worte ihn dazu, Nein zu sagen. Die anderen waren nicht seine Freunde. Trevor vielleicht. Der Rest war nerviger als in einem Ameisennest zu sitzen.
    „Erstmal muss ich etwas essen.“ Und er brauchte Wein. Viel davon, um die letzten Wochen und seine „Freunde“ zu vergessen. „Ihr habt nicht zufällig eine Empfehlung?“ Er lächelte die beiden Frauen an. Erfreulicherweise erröteten sie. Sein Aussehen machte also doch noch Eindruck. Zuletzt war er sich bei seinen versteiften Wegbegleitern nicht mehr so sicher gewesen. Vielleicht wirkte man aber auch nur gewaschen nicht mehr wie ein Streuner.
    „Ein Freund meines Vaters hat ein Gasthaus“, meinte Blauauge, Zum Goldenen Pfau heißt es. Vater schwärmt von dem Wildbraten und dem Wein da.“
    Irgendwas mit E am Ende nickte zustimmend. Wild und Wein klangen gut. Nach den langen Wochen voller Fisch, und Obst eine willkommene Abwechslung. Katze hatte er ja nicht bekommen.
    „Hervorragend.“ Edmund knöpfte die Weste zu und zog sich das neue Jackett mit den goldenen Stickereien über. Der schwarze Stoff war ebenso wie die Hose deutlich robuster als seine letzte Kleidung und hielt hoffentlich mehr aus.
    „Sagt mal, gibt es hier in der Nähe einen Händler, der auch Bücher verkauft?“
    Er wollte schauen, ob er Lektüre über das Wetter fand. Wenn er weiter den Navigator mimen wollte, war etwas mehr Wissen bezüglich der Stürme hilfreich. Vielleicht konnte ihm auch jemand sagen, in welcher Ecke dieses Seegebietes, die meisten Stürme auftrafen.
    Blauauge wog den Kopf.
    „Versuch‘ es mal bei Karls, der hat eine der größeren Sammlungen, andernfalls bleibt nur noch der Bürgermeister übrig“, sagte E-Irgendwas. Etwas Bedrücktes lag in ihrem Gesicht. Edmund hob die Augenbrauen.
    „Du kannst ihn nicht zum Bürgermeister schicken.“ Blauauge schien besorgt. Das klang ja schon wieder erbauend. Sie sah wieder zu Edmund. „Er ist ziemlich … verschlossen, lässt sich nie blicken, schickt immer nur seine Männer aus und würde wohl auch keines seiner Bücher verkaufen. Er ist…“
    „… kein sonderlich netter Mensch“
    , ergänzte E.
    Beide Frauen verzogen das Gesicht.
    Na dann, hineinhängen würde er sich da sicherlich nicht. Er hatte selbst genug Probleme, da brauchte er nicht noch mehr. Und einen „nicht sonderlich netten Mensch“ hatte er bereits daheim sitzen. Blieb zu hoffen, dass er bei dem Händler Karls Glück hatte.
    Es ließt sich an einer Hand abzählen, wann er das letzte Mal Glück gehabt hatte.
    Keine erfreulichen Aussichten.
    „Wie heißt der Bürgermeister denn?“ Nur für den Fall, dass er dem Clown begegnete.
    „Bürgermeister Rainer Karl von Kopf.“
    „Der Kerl heißt …“, Edmund fuhr sich über die Schläfen. „Gut, das werde ich mir merken können.“ Kein Wunder war der Kerl kein netter Mensch. Bei dem Namen? Ob der Karl auch kahl war? Reiner Glatzkopf.
    „Edmund?“, Blauauge schmollte ihn von unten an wie ein treudoofer Köter, „wenn uns die Sehnsucht packt, bist du dann heute Abend noch im Goldenen Pfau?“
    „Klar“
    , log er prompt und lächelte. Sollten sie doch Sehnsucht haben. Mehr als von weiten würden sie ihn nicht mehr bewundern dürfen. Es sei denn, er fand niemanden neuen. Was unwahrscheinlich war.
    Er schnappte sich seine restlichen Sachen – die traurigerweise nur aus zwei neuen Karten, Papier und Tinte bestanden, und dem Kompass, den er von Trevor bekommen hatte. Der Händler im Laden hatte versucht, ihm einen neuen anzudrehen. Und Edmund wusste bis jetzt nicht, warum er es abgelehnt hatte. Der Kompass war alt, hässlich - und Trevor hatte ihm das Ding gegeben. Also behielt er ihn.
    Er verstaute den Kompass in einem Beutel am Gürtel.
    Dann prüfte er seine Frisur in einem der Spiegel. Er musste zugeben, für die Tochter eines Badeshausbesitzers hatte E sich gut geschlagen. Schulterlang war jedoch ein Witz. Das war maximal noch eine Handbreite. Und die Seiten hatten sie ordentlich eingekürzt
    „Gefällt es dir?“, wollte E wissen.
    Edmund wog den Kopf.
    „Ungewohnt, aber ja.“ Er strich sich die Haare zurück. Blieb abzuwarten, wie sie aussahen, wenn sie trocken waren. Und ob er ihr dann die Haut von den Knochen ziehen musste, weil sie seine schönen Haare ruiniert hatte.
    „Das freut mich. Du siehst gut aus“, schmeichelte ihm E-Irgendwas.
    „Ich sehe immer gut aus“, meinte Edmund. Dann erkundigte er sich bei den beiden Frauen nach dem Weg zum Goldenen Pfau und verabschiedete sich mit einem letzten höflichen Lächeln.
    Auf Nimmerwiedersehen und danke für die Auskünfte!

    Auf der Straße vor dem Badehaus atmete er die salzige Luft ein. Nach den letzten Wochen kam es ihm regelrecht seltsam vor, wie einfach bisher alles funktioniert hatte. Er war weder davongejagt worden. Noch hatte man versucht ihn zu töten. Das stank zum Himmel. Gewaltig.
    Edmunds Magen knurrte und erinnerte ihn daran, seinen Weg vorzusetzen. Das Schiff konnte noch warten. Oder irgendeiner von den anderen kümmerte sich darum. War es seine Aufgabe? Nein.
    Er wollte gerade in eine Gasse abbiegen, als ihm eine bekannt Gestalt ins Auge sprang, die sich mit einem pelzigen Klumpen durch die Menschen der Gasse schlängelte. Auch nach mehreren Tagen war ihm dieser Andre immer noch suspekt. Irgendwas stimmte mit dem Kerl nicht. Seine Anwesenheit ließ ihn nicht vernünftig schlafen. Von Trevor, der ihn mitten in der Nacht aus dem Bett schleifte, einmal abgesehen.
    Wie hatte dieser Typ den Angriff überleben können – samt Katze -, während alle anderen auf seinem Schiff gestorben oder gefressen worden waren?
    Edmund entschied sich kurzerhand für einen längeren Weg und lief lässig auf Andre zu, bis er ihm beschwingt in den Weg treten konnte. Der Kerl war sogar noch kleiner und schmächtiger als er. Was ein Wicht. Wenn sein Vater jemanden als weibisch bezeichnen wollte, dann ja wohl ihn.
    „Wie ich sehe, hast du das Schiff auch verlassen.“ Edmund grinste vor sich hin.
    „Ja“, meinte Andre lediglich. Der Kater fauchte Edmund an. Er ignorierte es.
    „Wohin soll es denn gehen?“ Vielleicht konnte er mehr aus diesem Typen herausbekommen.
    Wäre doch gelacht!
    „Weiß ich noch nicht.“ Andre wollte an ihm vorbei. Doch so schnell ließ sich ein Edmund nicht abwimmeln. Mit den Händen in den Taschen schlenderte er neben Andre her.
    „Dann stört es dich sicherlich nicht, wenn ich dich begleite, oder?“
    Es war genau die entgegengesetzte Richtung, in die er eigentlich wollte. So ein Mist!
    „Doch tatsächlich stört mich das“, kam es prompt als Antwort.
    Edmund fühlte sich nicht vor den Kopf gestoßen. Gar nicht. Überhaupt nicht.
    „Zum Glück war das nur eine Höflichkeitsfrage. Ich begleite dich trotzdem.“
    Edmund wartete keine Antwort ab und setzte sein charmantes Lächeln wieder auf.
    Das hilft immer.
    Andre sah ihn einen Moment verwirrt an dann erwiderte er: „Hör zu, ich bin dankbar für die Rettung, wirklich. Doch mehr ist nicht nötig. Ich komme ab jetzt alleine klar.“
    Oder auch nicht…
    Warum war er eigentlich nur noch von störrischen Idioten umgeben? Einer nerviger als der andere. War sein Aussehen gar nichts mehr wert?
    Und toll, dass sich der Kerl für die Rettung bedanke. Aber was war mit dem Rest? Er hatte für ihn gekocht! Und darauf verzichtet, die Katze zu braten! Etwas mehr Dankbarkeit war da sicher nicht zu viel verlangt. Vor allem ihm gegenüber!
    Wenigstens ein nettes „Gespräch“! Ein nettes Gespräch, bei dem er Andre ein paar Informationen aus der Nase ziehen und er damit dann bei den anderen angeben konnte. Auch sie hatten schon ihr Glück strapaziert, herauszufinden, was Andre verbarg. Es wäre doch gelacht, wenn er an dem Witzbold scheiterte.
    „Schade“, gab er von sich, „und ich dachte, ich kann dich vielleicht überreden, mit mir Essen zu gehen.“
    Diesen Moment nutzte Andres Magen, um lauthals auf sich aufmerksam zu machen.
    „Also, ich..."
    Erwischt. Edmunds Lächeln wurde noch eine Spur breiter.
    „Mir wurde ein Gasthaus empfohlen. Und ich würde dich natürlich auch einladen, so unter Freunden. Aber wenn du lieber allein zurechtkommst ... “ Er zuckte die Schultern.
    Andre kniff die Augen zusammen.
    „Komme ich auch!“ Sein Magen knurrte nochmals.
    Es hörte sich nicht so an, als würde er zurechtkommen.
    Beim Arsch der verdammten Tiefseegötter! Der war doch noch verkopfter als sie alle zusammen!
    „Jetzt stell dich nicht so an. Ich verspreche auch, dass ich meine Hände bei mir lasse.“ Er kreuzte die Finger hinter dem Rücken. Nur für alle Fälle.
    Für ein paar Informationen jemanden zum Essen einzuladen, entsprach nicht seinem üblichen Vorgehen. Aber warum nicht auch was Anderes versuchen?
    Andre haderte sichtlich mit sich.
    „Na schön“, sagte er schließlich. „Alles auf deine Kappe. Und danach gehen wir getrennte Wege.“
    Wenn der Kleine ihm gab, was er wollte, konnte er getrost bis zum Ende der Welt gehen oder sich im Hafen ertränken. War ihm dann auch egal.
    „Abgemacht“, meinte Edmund mit einem siegreichen Grinsen.
    Er legte ihm den Arm um die Schultern und schob ihn so die Straße entlang zurück in die andere Richtung.
    Andres Gesicht hätte ein Unwissender als bereuende Grimasse deuten können. Aber da Andre die seltene Gelegenheit hatte, mit ihm, Edmund, zu essen, und er auch noch für den Wicht bezahlte, konnte das nicht sein.
    „So viel zu, ‚ich lasse meine Hände bei mir‘“, hörte er Andre grummeln.
    „Ein freundschaftlicher Arm um die Schulter ist doch kein Problem, oder?“ Edmund grinste zufrieden vor sich hin. „Ich reiße dir immerhin nicht die Kleidung vom Leib.“
    Die Lumpen konnte der sich wenn schon selbst vom Leib reißen.
    „Versuch es und du endest wie Wilmor.“
    Der mumifizierte Kater auf Andres Arm maunzte zustimmend. Edmund betrachtete das hässliche Vieh geringschätzig.
    „Als was genau? Als Katze?“
    „Als halbtote Mumie.“

    Edmund hob irritiert die Augenbrauen.
    „Wenn dann schon als gutaussehende halbtote Mumie", betonte er. Immerhin sah er nicht so zerrupft aus. Und wie genau meinte er das? Lebte das Vieh oder war es tot?
    Andre maß ihn mit einem zweifelnden Blick, sagte aber nichts.
    Edmund nahm seinen Arm zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, während er Andre aus dem Augenwinkel bedachte.
    Was ein gesprächiger kleiner Mistkerl. Wie viel Wein wohl nötig war, um seine Zunge zu lockern?
    „Das ist keine normale Katze, oder?“, setzte er deshalb nach und nickte zu dem Tier.
    „Ja“, sagte Andre einsilbig. „Denn sie ist ungewöhnlich männlich für eine Katze. Für einen Kater ist sie ganz normal.“
    Ja, dann eben nicht.
    Du siehst auch zu weiblich aus, um männlich zu sein, Möchtegernmatrose.
    Offenbar würde er viel Wein benötigen. Vor allem für sich. Um den Kerl weiter zu ertragen.

    Für den Rest des Weges verzichtete Edmund auf weitere Gespräche. Und man sagte ihm, er wäre einsilbig. Pah!
    Vor der nächsten Straßenecke ragte schließlich ein großes Gebäude auf, das mit seiner frischen blauen Fassade auf sich aufmerksam machte. Ein goldener Pfau war auf ein Schild gemalt. Und die Fensterrahmen und – läden gelb abgesetzt.
    Unauffällig.
    Das Gasthaus machte von innen einen ähnlichen Eindruck wie von außen. Ordentlich. Gepflegt. Und mit verziertem Goldstuck an den Wänden und blauen Polstern auf den Stühlen. Der Raum war gut gefüllt, war aber nicht überrannt.
    Edmund fasste einen Tisch in der Mitte ins Auge, der ihm perfekt erschien. Er wollte gerade darauf zusteuern, als ein in Rosarot gekleideter Fettsack mit grell geschminkten Augen auf sie zukam.
    „Willkommen, Willkommen“, rief er bereits von weitem. Er breitete die Arme aus und wirkte dadurch wie ein Walross, das sich mit einem Papagei gepaart hatte, und nun auf sie zurollte. „Wie kann ich euch helfen? Ein Tisch für zwei?“
    Edmund überwand den ersten Schreck schnell und verzichtete auf den Hinweis, dass das bunte Outfit ein Verstoß gegen jedes vorhandene und nicht vorhandene Modebewusstsein darstellte. Zum Grellen Fettsack verkaufte sich aber wohl schlechter als Zum Goldenen Pfau. Tja…
    „Wir würden den Tisch nehmen.“ Edmund deutete auf den auserkorenen Platz.
    „Selbstverständlich!“ Der Paradiesvogel klatschte in die Hände. „Kann ich etwas zum Essen anbieten?“
    „Der Wildbraten soll wohl gut sein. Und Wein.“
    Der Fette nickte und verschwand zwischen den Tischen. Erstaunlich wie wendig er war. Ein bunter Haufen Stoff flatterte hinter ihm her und brachte fast eine Schankmaid zum Stolpern.
    „Eine ganz tolle Empfehlung“, gab Andre von sich, kaum, dass sie saßen. Und klang dabei seltsam angewidert.
    „Ich weiß nicht, was du hast. Der Fettsack sieht doch aus, als würde das Essen schmecken. Und mit genug Wein verschwimmt auch sein Anblick.“
    Edmund lehnte sich auf dem gepolsterten Stuhl zurück und betrachtete die anderen Gäste. Dabei entging ihm nicht, dass Andre die Augen verdrehte. Wobei sein Mundwinkel verräterisch zuckte.

    Verdammt viel Wein…

    Edmund schenkte seinen Tischnachbarn ein offenes Lächeln, als er hörte, wie sich diese über ihre Reiseroute austauschten und von Monstersichtungen sprachen.
    „Seid ihr auch einem Meeresmonster begegnet?“, mischte er sich in das Gespräch der anderen ein.
    „Nein“, meinte einer der Frauen. „Aber sagt nur, Ihr seid einem dieser Ungeheuer begegnet?“ Ihre Augen weiteren sich.
    Edmund nickte zufrieden. „Einer Riesenkrake.“ Er deutete auf Andre, der sich auf seinem Stuhl etwas kleiner machte. „Sein Schiff wurde völlig zerstört. Aber wir haben es geschafft zu entkommen und ihn zu retten.“
    Links beugte sich ein Mann näher, sichtlich interessiert.

    „Ach iwo, das hättet ihr nie überlebt“, meinte ein anderer Mann.

    „Gehört Euch das zerstörte Schiff im Hafen?“, wollte der Linke Mann wissen.
    Als Edmund grinsend erneut nickte, hatte er die Aufmerksamkeit einiger Leute, die gebannt auf eine spannende Geschichte warteten. Vielleicht musste er auch am Ende gar nichts bezahlen. Blieb abzuwarten, wie der Abend verlief.

    Weil ich schon mal erwähnt wurde, gebe ich meinen Senf auch mal noch dazu. :whistling:

    Grundsätzlich mag ich die Idee. Finde ich witzig und warum es nicht mal ausprobieren.

    Aber wie schon mehrfach gesagt wurde, muss man sehr regelmäßig irgendwas posten, um irgendwie in der Masse an Accounts interessant und "oben" zu bleiben. Und sich auch eine gewisse Reichweite mit den Beiträgen dann aufzubauen, um irgendwas bewerben zu können. I.d.R. ist mit Aktiv auch nicht nur einmal die Woche gemeint, sondern mehrmals, bestenfalls alle 2 Tage oder sogar jeden Tag. Und in der heutigen Schnelllebigkeit nimmt es einem Insta auch sehr schnell sehr übel, wenn man sich zu wenig mit anderen Profilen beschäftigt.

    Da heißt, das nicht nur beachtet werden muss, dass genug Content da ist, um ihn zu posten (mit der "Planen" Funktion jedenfalls sehr gut machbar), sondern auch bei anderen gefolgt, gelesen, gelikt und kommentiert werden sollte, wenn man langfristig "genug" Reaktionen auf Beiträge haben möchte, und will, dass diese auch geteilt werden.

    Was in der Summe dann auch schnell in Arbeit ausarten kann. :pflaster: (einer der Gründe, warum ich gefühlt zu nichts anderem mehr komme, als schreiben, Insta und lesen)

    Ich würde natürlich eifrig Beiträge teilen und etwas Werbung machen, sollte das Anrollen durchaus erleichtern. (spricht, als wäre sie der King, hat aber selbst keinen Plan und struggled rum ... )

    Edmund bewegte sich immer noch nicht. Stattdessen hielt er den Blick auf den riesigen Kraken gerichtet, der gerade das Schiff in der Ferne zerstörte, als wäre es Kinderspielzeug. Es gab also doch Seeungeheuer... das oder er hatte hetig eines auf den Schädel bekommen.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass ich die Insel doch noch vermissen würde…“, entfuhr es ihm.
    „Beweg dich endlich!“, schrie Trevor von irgendwo auf dem Schiff zu ihm rüber.
    Edmund wollte fragen, wohin er sich denn bewegen sollte, verzichtete aber darauf. Wenn selbst das riesige Schiff keine Chance hatte, was sollten sie dann mit ihrem schwimmenden Sarg anfangen? Vielleicht meinte er auch, dass er von Bord springen und zur Insel zurückschwimmen sollte? Oder wohin sonst hatte er denn vor zu verschwinden? Das Meer war ja wohl offenkundig das Revier dieser ... Dinger! Und wenn das Vieh sie bemerkte, konnten sie sich bewegen, wohin sie wollten, da war nichts mit Flucht! Und spätestens dann wurde das Schiff wirklich zu ihrem Sarg.
    Sein Blick glitt zu dem anderen Schiff. Der Krake war damit beinahe fertig und zertrümmerte gerade fröhlich eine Schiffswand.

    „Heute noch, wenn es geht!“, versetzte Trevor nochmal. Und Edmund musste aufpassen, kein gedehntes "Jaha" auszustoßen.
    Mechanisch lief er schließlich zum Steuerrad und ließ den Blick über ihre Schrottschüssel schweifen. Esther und Nelli behielten am Heck ebenfalls den Kraken im Blick, während sich Trevor über die Seile zu den Segeln bewegte.
    „Hat jemand einen Plan?“, rief er Trevor zu, während er das Steuerrat drehte und das Schiff nach Backbord fahren ließ. Trevor richtete derweil die Segel neu aus, damit diese weiterhin im Wind standen.
    „Weg hier.“
    „Toller Plan!“
    , gab Edmund zurück. Da stellte der Kerl ihn an als wäre er ein Lakai und dann hatte er nicht einmal einen Plan!
    „Entschuldige, das nächste Mal, nehme ich ein paar Bäume mit, um sie nach Riesenkraken zu werfen!“
    War das Angst, die er in Trevors Stimme vernahm? Das konnte wohl kaum sein. Denn wenn selbst der Formwandler Angst hatte, was sollte er dann machen? Wenn hier einer ein Anrecht auf Angst hatte, dann war es ja wohl er. Und nicht der Kerl, der Bäume werfen konnte!
    „Da sind Menschen!“, meinte Esther. Die Adlige senkte das Fernglas, das sie auf dem Schiff gefunden hatten. Die Linse war milchig, aber offenbar erkannte man immer noch genug.
    Was auch sonst? Selten fuhr ein Schiff ohne Besatzung.
    „Und?“, fragte er deshalb zerknirscht.
    „Müssen wir ihnen nicht helfen?“
    Esther sah sie der Reihe nach an.
    „Klar schwimm rüber“, kommentierte Edmund bissig. „Sie freuen sich sicherlich dabei zuzuschauen, wie du ebenfalls zu Kleinholz verarbeitet wirst!“
    Zu seinem Erstaunen stimmte ihm sogar mal jemand zu. Trevor nickte.
    „Wir können nach dem Angriff nach Überlebenden schauen, aber niemandem nützt es, wenn wir auch in die Tiefe gerissen zu werden.“
    Wären sie nicht dem Tod geweiht gewesen, hätte sich Edmund sogar dazu herabgelassen, sich bei Trevor für den Zuspruch zu bedanken.

    Esther dagegen sah aus, als wollte sie weiter protestieren und auch Nelli erhob den Finger. Doch im Gegensatz zu der Jüngeren nickte die Hexe schließlich.
    „Wir kommen zurück“, versicherte Trevor an Esther gewandt. Womit die Magierin zwar nicht zufrieden, aber einverstanden war.


    Edmund blickte zu dem sinkenden Schiff und für einen kurzen Moment hatte er tatsächlich die irrsinnige Hoffnung, dass sie aus der Sache lebend herauskommen würden. Dann ging ein Ruck durch das Schiff und neben ihnen schoss ein Tentakel aus dem Wasser. Im gleichen Moment riss Esther ihren Zauberstab in die Höhe und ein Schutzschild entstand um sie herum. Der Tentakel knallte gegen das Schild und ließ es aufleuchten. Esther keuchte auf und geriet ins Schwanken. Nur mit Mühe konnte sie sich auf den Beinen und den Schild aufrecht erhalten.
    „Es gibt einen zweiten!“, rief Trevor aus. Das war eine Aussage, der es an Offensichtlichkeit nicht mangelte.
    „Wie kommst du denn darauf?“, ranzte Edmund zurück, bereits mit der Überlegung beschäftigt, ob er von Bord springen sollte. Stattdessen krallte er sich am Steuerrad fest, als würde ihm das lächerliche Ding irgendwas nützen.
    „Ich kann das nicht lange halten!“, rief Esther ihnen zu. Zwei weitere Tentakel wollten sich um das Schiff schließen und prallten auf ihren Schild.
    Und was sollen wir jetzt machen?
    Edmund blickte zu den Segeln. Der Schutzschild schützte sie vor dem Angriff, dem sie sicherlich nicht davon fahren konnten. Aber der Schild verhinderte auch, dass der Wind die Segel überhaupt aufblähen konnte. Sie saßen in der Falle. Ohne Wind konnten sie nicht weiterfahren, aber ohne Schild würden sie einfach zerdrückt.

    Er war nicht für Gewalt, aber eine Kanone wäre in diesem Moment sicherlich hilfreich.

    Was genau war eigentlich mein Problem mit der Langeweile in Sonnental?! Ob der Moment gut war, sich irgendwo ängstlich einzuigeln und auf das Beste zu hoffen?

    Trevor entfuhr ein verzweifelter und langatmiger Fluch.
    „Okay, Trevor. Du bist dran! Ich setze darauf, dass du das Vieh im Faustkampf besiegst!“, rief Edmund ihm zu.
    Offenbar war es an Deck auch nicht mehr sicher. Dann also doch ins Meer und um sein Leben schwimmen? Sollte er sich noch die Schuhe ausziehen, ehe er sprang?
    Allein der Gedanke an dieses Vieh im Wasser ließ es ihm übel aufstoßen. Auf der anderen Seite: wie viel Interesse konnte das Ding an einer einzelnen wegschwimmenden Gestalt haben, wenn es doch ein Schiff zerlegen konnte? Wieder andererseits, was hatte das Ding überhaupt für ein Interesse an ihrem Schiff, wenn es sicherlich irgendwo etwas Nahrhafteres zu Fressen gab als Holz? Oder schmeckte Kraken Holz? Oder wollte das Ding an ihre Vorräte! Sauerei!
    „Nur, dass der Kraken mehr Fäuste hat“, stieß Trevor frustriert aus. Er holte einen Säbel unter Deck hervor und drückte Edmund zu seinem Unmut ebenfalls eine Waffe in die Hand. Eher widerwillig und mit spitzen Fingern umgriff Edmund die Klinge. Er wollte nicht kämpfen. Und vor allem nicht gegen einen Kraken. Das Ding war ihm acht zu zwei überlegen.
    Edmund unterdrückte den Drang panisch über das Deck zu rennen. Und nahm sich kurz die Zeit, die Tentakel näher zu mustern. Für einen Kraken hatten sie eine seltsam lilablaue Färbung. Ob das Ding auch noch giftig war?
    „Was machen wir jetzt?“, wiederholte Nelli Edmunds Gedanken. Die Alte klammerte sich an die Reling. „Esther kann das nicht ewig halten!“


    Ironischerweise geriet in eben diesem Moment die Revenge ins Schwanken, als einer der Tentakel erneut auf das Schiff einschlug.

    Edmund verlor das Gleichgewicht und rutschte über das Deck. Der Schutzschild um das Schiff verschwand, als Esther ins Straucheln geriet. Unmittelbar neben ihr schlug einer der riesigen Arme auf das Holz und ließ dieses verdächtig knirschen. Vermutlich brach das Schiff nur nicht, weil Esthers Schild noch den Großteil des Schwungs abgefangen hatte.

    Sowohl Esther als auch Edmund purzelten über das Deck. Unter dem Schiff erklang ein Grummeln, das durch das Holz vibrierte. Ganz so als würde das Vieh freudig lachen.
    Mistvieh!
    Als Edmund endlich zum Liegen kam, fiel sein Blick auf Trevor, der mit einem der Krakenarme focht. Neben ihm schlug Nelli mit ihrem Stock auf einen anderen Tentakel ein und beschimpfte das Vieh mit allem, was ihr verbal zur Verfügung stand. Was diesen aber wenig zu jucken schien. Stur umarmte der Krake weiterhin das Schiff und schlang sich um den Mast. Sie hatten bedenklich Schräglage, weshalb alles umherrutscht.

    Esther suchte derweil panisch den Boden ab. Hatte die ihren Stab etwa schon wieder verloren? Wie konnte sie ständig ihren Zauberstab aus den Händen verlieren? Wenn man einen Magier schon mal brauchte, ließ er seine Waffe einfach fallen!
    Irgendwann binde ich das Teil an ihr fest!
    Edmund stemmte sich hoch, bekam aber im gleichen Moment die Füße weggezogen. Etwas schlang sich um sein Bein. Der Säbel fiel ihm aus der Hand, als er mit dem Körper aufschlug und in die Höhe gezogen wurde.

    Er schrie auf, als er den Boden unter den Füßen verlor. Warum war ausgerechnet er der Erste, der sterben musste? Warum nicht die alte Hexe? War sie zu zäh? Dann Esther! Oder wenigstens Trevor! Warum ausgerechnet er? Das war ja wohl nicht gerecht!
    „Die anderen schmecken viel besser“, schrie er.
    Die Reise war eine kurze gewesen und tatsächlich war das Schiff nicht einfach abgesoffen, wie er es eigentlich erwartet hatte, sondern wurde von einem vermaledeiten Kraken aufgefuttert. Scheinbar hatte sich wirklich alles und jeder gegen ihn verschworen!
    Irgendwer schrie seinen Namen. Aber das war ihm herzlich egal. Fiel diesen Schwachköpfen nichts Besseres ein, als seinen Namen zu rufen?
    Wieder drang ein Brummen unter dem Schiff hervor. Edmund sah, wie Trevor auf den Tentakel einstach, der ihn festhielt. Leider recht erfolglos. Es machte den Kraken nur wütender und sorgte dafür, dass Edmund wenig elegant durch die Gegend geschleudert wurde. Das Blau des Himmels und des Wassers verschwamm in einen einheitlichen Brei. Ihm wurde übel.
    „Wenn dir nichts Besseres einfällt, dann hör auf damit!“, schrie er.
    Das Schleudern hörte auf, weshalb Edmund erschöpft in der Luft hängen blieb. Er kämpfte dagegen an, dass sich weiterhin alles um ihn herum drehte.
    Neben dem Schiff tauchte der riesige Kopf des Viehs auf und musterte Trevor. Wie Edmund fand beinahe vorwurfsvoll.
    Ja, entschuldige, dass sich die Beute wehrt, du dummes Vieh!
    Die Augen des Kraken richteten sich auf ihn und sein Maul öffnete sich. Ein Brüllen erklang. Und der Gestank nach Fisch drang ihm entgegen. Dann wurde er schon wieder durchgeschüttelt.
    Das war nicht so gemeint!
    Kurz bevor er sich doch noch übergeben musste, hielt die Bewegung des Kraken erneut inne. Und Edmund fühlte sich wie ein Fisch, der kopfüber zum Trocknen aufgehängt worden war.
    Er blickte in den schwarzen Schlund.
    Das stinkt ja schlimmer als die Absteigen in Sonnental! Edmund verzog das Gesicht und hielt sich die Hand vor Nase und Mund. Allein der Stand reichte, damit er nun wirklich spürte, wie ihm sein Essen hochkommen wollte. Das Vieh hätte sich zumindest die Zähne putzen können, ehe er die Tentakel an ihn legte und auch noch im Begriff war, ihn zu fressen! Schäm dich!
    Wieder wurde er herumgeschwenkt, weshalb er sah, wie seine anderen drei Begleiter mit den restlichen sieben Fangarmen kämpften. Irgendwo brach sogar ein Stück aus dem Schiff.
    „Könntet ihr mal aufhören, mit dem Vieh zu spielen und mir helfen?!“
    Mit den Fäusten versuchte er auf die schleimige Haut des Kraken einzuboxen. Was schwerer war, als gedacht, da sich die Haut anfühlte wie das, was sich auf der Milch bildete, wenn man diese ohne Rühren erhitzte.
    Lass mich runter und verpiss dich, verdammt!
    Der Tentakel senkte sich. Und Edmund sah sich schon im Schlund des Viehs verschwinden, klatschte dann aber zu Boden.
    Der Krake hatte ihn wieder an Deck des Schiffes fallen lassen.
    Verwirrt sah sich Edmund um. Die Tentakel zogen sich zurück und ließen seine Kameraden ebenso überrascht an Deck stehen, wie er sich fühlte.
    Lediglich ein Tentakel klammerte sich weiterhin an der Reling fest. Der Kopf des Kraken blickte darüber und musterte das Deck. Dann ihn.
    Edmund kroch zurück. Die schwarzen Augen des Ungetüms folgten ihm. Wieder erklang das Brummen. Es war laut genug, dass es weit über das Meer schallen musste.
    Irgendwas am Blick des Viehs verunsicherte ihn.
    „Der andere Krake verschwindet“, hörte er Nelli irgendwo hinter sich flüstern.
    Die Augen des Tiers glitten kurz zu Nelli. Dann tauchte es unter die Wasseroberfläche. Erneut das Brummen, diesmal erfolgte eine Antwort aus der Richtung, in der das andere Schiff gesunken war. Unterhielten sie sich? Hatten die beiden beschlossen, sie in Ruhe zu lassen? Hatte das Holz nicht geschmeckt?
    Das Wasser schwabbte gegen das Schiff und ließ es noch einen Moment hin und her schwanken, dann blieb es ruhig im Meer liegen.
    „Ähm…“, war alles, was Edmund herausbrachte, ehe er sich nach den anderen umsah. Der Schock stand ihnen allen ins Gesicht geschrieben.

    „Dann können wir wohl doch noch nach Überlebenden schauen“, durchbrach Nelli mit kratziger Stimme das Schweigen.

    Während sich Edmund nun doch erhob und zur Reling hechtete, um sich zu übergeben. Die stürmigste See war nichts im Vergleich zu einem Kraken, der einen schüttelte wie ein nasses Laken und stank wie eine ganze Höhle toter Schwachköpfe!

    Edmund schimpfte und fluchte, als er das Hemd schrubbte. Es war eine Sache, durch eine Höhle auf einer einsamen Insel zu irren, in der ihm singende Feen, tanzende Pilze und menschenfressende Halsabschneider auf die Nerven gingen…
    Kurz musste er über das Wortspiel kichern…
    Halsabschneider..
    Er räusperte sich.
    Das war das eine. Aber welcher Kerl mit geistiger Umnachtung war auf die Idee gekommen weiße Hemden für Arbeiter zu nähen? Sie verfärbten in der Sonne. Sie wurden dreckig. Und Blut machte darauf Flecken, die einfach nicht auszuwaschen waren.
    Da spielte es auch keine Rolle, dass Baumwolle und Leinen von Natur aus weiß war! Oder eben bereits ausgebleicht aussah mit diesem scheußlichen Gelbstich…
    „Das bekommst du so nicht raus", meinte Trevor, der es bereits aufgegeben hatte, seine Sachen weiter zu malträtieren. Sein Hemd hielt er in der Hand, den Rest trug er wieder am Leib. Störte ihn der Dreck etwa gar nicht?
    Wobei … zurückgedacht, macht ihm das Blut vermutlich nichts aus. Mir aber schon!
    „Ach, was du nicht sagst.“ Edmund knirschte die Zähne.
    „Zitrone hilft", meinte Nelli. Die Hexe, die so nicht genannt werden wollte, aber nun mal genau das war, kam an die Quelle und musterte die beiden Männer.
    „Ich Idiot“, zischte Edmund, verzichtete darauf, sich die Hand vor den Kopf zu schlagen, „ich besorge gleich welche auf dem Markt für schiffbrüchige Reisende!“
    Das Blut von Geisteskranken hatte ihn von Kopf bis Fuß verschmutzt. Von anderen Körperfetzen ganz zu schweigen, durch die er sich hatte graben müssen. Das Gefühl bekam er nie mehr von der Haut. Den Anblick nicht mehr aus dem Kopf. Und diesen verdammten Fleck nicht mehr aus diesem bescheuerten Hemd! Und nun noch diese dumme Randbemerkung der Alten!
    Denkbar schlechter Zeitpunkt für Ratschläge, altes Weib!
    „Was machst du hier überhaupt, Oma?“, warf Trevor ein, wohl, um eine nahende Grundsatzdiskussion zu unterbinden.
    Warum nannte er die Alte immer Oma? Er war doch gar nicht mit ihr verwandt?!
    Oder doch?
    Sie war alt. Also passte „Alte“ doch viel besser. Und sie war eine Hexe, aber so wollte sie nicht genannt werden. Beim Namen nannte doch auch Trevor sie nicht. Und dennoch hatte sich die Alte über Oma noch nicht beschwert.
    „Ich wollte baden, und dachte, ich schau mal, wie weit die Geheimniskrämer sind.“ Sie hob auffordernd die Augenbrauen, bohrte aber nicht weiter. Besser so. Weder Edmund noch Trevor würden darüber reden. Auch, wenn ersichtlich war, dass Nelli gerne gewusst hätte, was passiert war. Und vermutlich war sie auch hier, um sich zu vergewissern, dass keiner von ihnen verletzt wurde.
    Was ihn am meisten daran nervte!
    Ihm brannte noch der Scham der Situation am Strand in den Wangen, wenn er nur daran dachte. Das kratzte an seinem Ego!
    Edmund gab das Schrubben an seinem Hemd auf und erhob sich.
    „Tu dir keinen Zwang an. Ich bin sowieso weg.“
    Er griff nach dem erstbesten Hemd auf der Leine und warf es sich über. Es kratzte, war zu weit und hing an ihm wie ein Kleid. Entweder war er kleiner als gedacht, oder die damalige Mannschaft hatte Riesen beschäftigt. Was ihm bei dem Erlebnis in der Höhle auch nicht mehr verwundert hätte.
    „Ach, du musst nicht gehen. Ich habe auch kein Problem damit vor euch nackt zu baden.“ Auf Nellis Gesicht bildete sich ein Grinsen, das aus einer Mischung aus Belustigung, Bösartigkeit und vor allem Falten bestand.
    „Ich habe aber ein Problem damit, dich nackt zu sehen, O- … altes Weib!“
    Beinahe hätte er es auch gesagt!
    Wo kam das denn her?
    Edmund wandte sich um, knöpfte das Hemd zu und winkte ab. „Frag nochmal, wenn du wieder dein Teufelszeug der Jugend getrunken hast! Dann helfe ich dir vielleicht sogar beim Ausziehen.“
    Den schweren Schritten hinter sich zu urteilen, hatte auch Trevor wenig Lust darauf, der Alten beim Baden zuzuschauen. Oder er wollte nur am Schiff weiterarbeiten.
    Edmund betrachtete Trevor nachdenklich. Die Alte beschwerte sich, dass er sie Hexe nannte. Dabei war sie das. Trevor nannte sie Oma. Darüber beschwerte sie sich nicht. Bei ihrem Namen nannte aber auch Trevor sie selten bis nie. Warum also verlange es die Hexe von ihm?
    „Warum nennst du die alte Hexe immer Oma?“, rutschte es ihm heraus, ehe er die Worte hätte zurückhalten können. Sofort ärgerte er sich darüber, konnte es aber schlecht zurücknehmen.
    „Sie erinnert mich an meine Oma. Eigensinnig, stur, überlebt die meisten um sich herum ..."
    „Das trifft es erstaunlich gut“,
    sie ist stur und überlebt uns noch alle, „aber was hat sie gegen altes Weib? Sie ist ja auch alt...Was ist an "Oma" besser?"
    Trevor blickte ihn an, als würde er gerade mit einer stinkenden Socken als Hut Limbo über Murmeln tanzen. Irgendwas zwischen Unglaube und Verwirrung.
    „Ich meine es als eine Art Kosename, da sie mich 'Junge' nannte. Ich degradiere sie mit dem Namen oder beleidige sie nicht damit. Stell dir vor, ich würde dich die ganze Zeit Lauch nennen oder halbe Portion ... Angsthase, Schisser, Mädchen, Gnom, Meerjungfrau ... Muttersöhnchen ..."
    Autsch…
    „Das waren ein paar Bezeichnungen zu viel ...", gab Edmund zerknirscht von sich. Ich nenne dich doch auch nicht Monster, du dämlicher Pirat!
    „Ich wollte es nur untermalen ..." Trevor lächelte. „Jemanden ständig auf Schwächen hinzuweisen ist nicht nett. Sei es das Alter, körperliche Merkmale oder die abwertende Bezeichnung von Heilerinnen."
    „Jaja", winkte Edmund ab. Jetzt nervte ihn die Belehrung. Er war doch nicht dumm. Aber das Alter als eine Schwäche hinzustellen, war nicht seine Absicht gewesen. Im Grunde sah er dies auch nicht als Schwäche und so weit er es bisher einschätzen konnte, war die Hexe deshalb auch nicht schwach … Immerhin besaß sie den Schneid ihm auf die Nerven zu gehen! „Ich habe es ja verstanden", knurrte er genervt. „Das mit der Hexe hat sie ja erklärt, aber", er überlegte kurz, „Peternella klingt nun mal dumm und ... " Nelli geht mir einfach nicht über die Lippen ...
    „Dann nenn sie doch auch Oma, wenn sie dich 'Junge' nennt." Trevor zuckte die Schultern.
    „Aber sie ist nicht meine Oma!", gab Edmund entrüstet zurück. Der Gedanke war abwegig! Weit abwegiger als der Name Peternella oder Nelli! Auch wenn es ihm vorhin beinahe über die Lippen gekommen war!
    „Dann bleibt dir nur Nelli.“
    Das habe ich befürchtet…
    Das war nicht fair. Die Alte nannte ihn Wendy und er musste sich ihrer Anweisung beugen, weil er sie sonst beleidigte? Irgendwas in ihm weigerte sich, dem nachzugeben. Womit hatte sie sich das denn verdient? Sie nervte ihn doch nur! Nichts hatte sie sich verdient! Vor allem nicht seinen Respekt!
    „Ich denk drüber nach", grummelte er nur, als sie am Lager ankamen. Fakt war, ‚Nelli‘ kam nicht in Frage! Eine Verniedlichung hatte das klapprige Ledergestell von allen Bezeichnungen am wenigsten verdient!

    Edmunds Blick glitt zum Schiff. Und mit einem Mal war der irrsinnige Gedanke an die Hexe aus seinem Kopf verschwunden.
    „Was glaubst du, wie lange wir noch brauchen?“, wollte er von Trevor wissen.
    Dieser wog den Kopf, sah vom Schiff zu ihm, dann zum Schiff zurück und dann wieder zu Edmund.
    Doppel-Autsch …
    „Vielleicht eine Woche?“, nochmal musterte er ihn. „Vielleicht auch zwei."

    Dreifach-Autsch ...

    Edmund schluckte die Beschwerde darüber, dass dieser Erkenntnis erst eine Musterung von ihm vorausgehen musste, hinunter. Die Freude endlich die Insel hinter sich zu lassen, war dafür einfach zu groß.
    Nur noch eine Woche ... oder zwei....
    „Und wohin dann?“ Esther trat zögerlich an sie heran. Ihrem Blick lag ein Ausdruck bei, der durchaus besorgt wirken könnte, Edmund aber nicht weiter interessierte. Nach der Insel würde er diese Gestalten hinter sich lassen und dann konnten sie besorgt dreinblicken wie sie wollten. Und in Nellis Fall omamäßig andere „Jungen“ nerven.
    „Wenn wir uns nicht verrechnet haben“, damit meinte er sich und Trevor, „dann sind wir vom ursprünglichen Ziel zu weit abgekommen. Mit dieser Nussschale kommen wir dort wohl nicht an. Realistisch gesehen, sollten wir die ersten bewohnten Inseln ansteuern und dort werde ich schauen, wie es weitergeht.“
    „Ich schätze, wir sollten dann Ausrüstung und Vorräte auffüllen und das Schiff ordentlich reparieren lassen", schob Trevor nach.
    Edmund wollte erwidern, dass er kein Wir sah, nachdem sie wieder im bewohnten Teil der Welt angekommen waren, aber Esther unterbracht ihn, ehe er etwas sagen konnte.
    „Wie heißen die Inseln?“
    Sie sah zwischen ihnen beiden hin und her. Was interessierte sie sich plötzlich so sehr für ihren Kurs?
    „Laut der Karte des Kapitäns, Weiße Felseninseln, ein relativ großes Gebiet, mit offenbar größeren Inseln.“

    Ein Gebiet mitten in diesem verfluchten Schwarzen Fleck, das angeblich bewohnt war. Ihm aber rein gar nichts sagte. Auf den Karten Zuhause und seiner eigenen, die leider noch auf der Eleftheria war, auch nicht eingezeichnet. Logisch, schließlich ging man davon aus, dass es keine bewohnten Inseln im Schwarzen Fleck gab. Aber da über dieses Seegebiet sowieso zu wenig bekannt war, weil fast alle Schiffe hier sanken, war das auch nicht verwunderlich.

    Die meisten Seeleute umsegeln das Gebiet offenbar nicht umsonst, grummelte Edmund innerlich.