Beiträge von Ameko

    Zum vorherigen Post: Interessant. Ich fand Clannad leider sehr langweilig und die Charaktere konnten mich mit ihrer Seltsamheit schwer erreichen, aber schön, dass du den Anime genießen konntest.

    Mein letzter Anime war die 2. Staffel von Bungou Stray Dogs. Ich bin froh, dieser eine Chance gegeben zu haben, da sie viel besser als die 1. Staffel war (weniger unangebrachte Comedy und interessantere, strukturiertere Storyline). Hat dem Anime echt gut getan, weil der Humor meines Erachtens nach nicht wirklich lustig war und man mit dem ernsten Ton viel mehr herausholen konnte.

    Die beiden und Jane Eyre habe ich auch gelesen. Habe jetzt jedenfalls auch Interesse, diese als Manga zu lesen. ^^

    Das einzige was nicht so ganz passt, ist das Aussehen der männlichen Figuren. Zumindest bei Emma und Stolz und Vorurteil. In den Büchern sind die männlichen Protagonisten 39 bzw. 36 Jahre alt. Die Mangaversionen von ihnen sehen eher aus wie Anfang/Mitte 20 x) Das kann man bei den riesigen Augen nicht verhindern, schätze ich.

    Ja ja, was das Aussehen angeht, wird beim Shojo-Stil gerne viel gemogelt. :rolleyes: Die Jane vom Mangacover ist meines Erachtens nach makellos hübsch, obwohl sie im Roman anders beschrieben wurde.

    Ist ja interessant, davon habe ich noch gar nichts gehört.
    Am meisten wäre ich interessiert an Stolz und Vorurteil, aber wow, der Zeichenstil ist wirklich typisch shoujo-kitschig :') Dafür gefällt mir Jane Eyre gefällt gut.
    Danke für den Thread.

    Ich lerne Japanisch auch, allerdings schon länger~
    Ja, die englischen Synchros sind meist schlechter als die deutschen. Von denen halte ich mich komplett fern.

    Weniger Comedy und mehr Action und Dramatik dürfte diesem Anime sehr gut tun.

    Fand ich auch ;) Du wirst auch nicht enttäuscht erden.
    Ja genau, mit Nora meinte ich Rabos Shinki. Sie wird ja immer nur Nora genannt, weil sie nun mal ein Nora ist. Sie war Yatos ehemaliges Shinki und taucht immer mal wieder auf, um ihn zu belästigen ... Unter ihm trug sie glaub ich den Namen Tomone. Mit ihrem Charakter kann ich so gar nichts anfangen.

    @Astrael Xardaban
    Nervig fand ich in der 1. Staffel Yukine und Nora. Die 2. Staffel hat mich Yukine tatsächlich mögen lassen :D (Nora immer noch nicht).
    Ach, diese Einstellung hatte ich anfangs auch und bin froh, sie schon länger vollständig abgelegt zu haben. Ich persönlich finde die japanische Synchronisation grundsätzlich viel schöner und authentischer ... könnte aber auch daran liegen, dass ich Japanisch sowieso richtig toll finde ^^
    *räusper* Zurück zum Thema. Ich kann dir Aragoto sehr empfehlen, da es meiner Meinung nach noch besser geworden ist. Comedy rückt mehr in den Hintergrund und es wird tiefgründiger als erwartet.

    @Alopex Lagopus
    Vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung ^^ Hat mich sehr gefreut.
    Du findest also auch, das Ende käme zu kurz. Wenn ich wieder Lust dazu habe, werde ich es auf jeden Fall ausführlicher gestalten. :)
    Das mit der Spannungskurve kann ich auch nachvollziehen. Hoffentlich fallen mir noch genügend Dinge ein, um daran zu arbeiten. Ich lass dem Projekt erst mal seine Zeit, hatte ja wegen dem Fertigstellungstermin Stress genug. Dann werde ich bestimmt versuchen, alles umzusetzen, was bis hierher vorgeschlagen wurde ^^

    Nun, wie es aussieht haben wir uns auch für ein ähnliches Ende entschieden ^^'

    oh, wirklich? ^^"

    Und es geht wieder turbulent weiter 8o
    Nun hat Riku also erfahren, dass es Schatten gibt und Cora eine Magierin ist. Wird interessant, inwieweit er sich sich zukünftig in die Welt der Magie einmischen wird.
    Coras "Ich bin mächtig" hat mich überrascht, aber es hat eine echt gute Stimmung erzeugt.
    Ich hoffe doch sehr, sie schafft es, die beiden zu retten. Und wer hat sie plötzlich angesprochen? Schreib schnell weiter, das macht mich gerade echt ungeduldig :stick: :D

    Dann will ich euch mal nicht länger warten lassen ^^ Hier kommt der letzte Teil.
    Haut ruhig alles raus, was euch einfällt.
    Danke, dass ihr bis hierher gelesen habt.


    »Oh, also treffen Ihre Erinnerungen besonders langsam ein«, sagte Akira. »Dann ist es auch bestimmt etwas Neues für Sie, wenn ich sage, dass die letzten Tage gar nicht real waren. Nun, es mag Ihnen vielleicht wie die Realität erschienen sein, aber unsere Realität ist eine ganz andere.« Akira lächelte selig, als würde sie über etwas Schönes nachdenken. »Sie haben die letzten Tage in unserer ZT-Box verbracht, die an ein ausgeklügeltes System angeschlossen ist, das ermöglicht, eine virtuelle Welt zu erschaffen, die uns faszinierend vielfältige Möglichkeiten bietet. Es ist einfach erstaunlich, wohin unsere Technik sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Wir sind also dazu in der Lage, in einer einzigen virtuellen Welt das Bewusstsein von mehreren Menschen unterzubringen und so zu manipulieren, dass diese glauben, sie befänden sich in der Realität. Dazu müssen wir einige Erinnerungen nur zeitweise löschen, der Rest passiert vollständig mithilfe unseres Programmes. Unsere Teilnehmer fallen in einen komaartigen Zustand und wir können das, was sie vor ihrem inneren Auge erleben, erfassen, aufzeichnen und lenken. Wir können fast alles erschaffen, jede erdenkliche Situation schaffen und ausbauen. Das erfordert geniale Fachkräfte, aber seit Anfang 2306 ist es uns fast perfekt möglich! Hinreißend, nicht wahr?«
    Ramona vermochte nicht zu beschreiben, was sie fühlte, während Akira sprach. Ihr Herz schlug schneller, ihre Kehle wurde trockener. Alles, was sie bisher gedacht hatte, wurde auf den Kopf gestellt, völlig umgekrempelt.

    »Es war alles nicht real?«
    »Genau. Alles wurde, wie ich bereits sagte, von einem Programm erzeugt.«
    »Wieso?«

    »Menschen wollen unterhalten werden«, sagte Akira und seufzte. »Sie wollen immer mehr. Simple Shows reichen schon lange nicht mehr, sie wollen es so echt wie möglich. Schauspieler und Animationen sind letztendlich doch nur reine Fiktion und vorherbestimmt. Die Menschen möchten etwas Spannendes sehen, das wir ihnen nur bieten können, wenn wir uns immer weiterentwickeln. Eine Show wie die in der leeren Welt in unserer Realität darzustellen, wäre viel zu aufwendig und kostenintensiv. Stattdessen lassen wir unsere Teilnehmer schlafen und trotzdem so handeln, als wären sie wach. Sogar Empfindungen wie Schmerz können wir sie inzwischen spüren lassen, es ist einfach fantastisch!«

    Wie konnte ich jemals an so etwas teilnehmen?
    Dass alles nur virtuell gewesen war, schien mühsam vorstellbar. So eine Technik war möglich?

    »Und ich habe daran freiwillige teilgenommen?«

    Die knappe Pause machte Ramona stutzig. Akira lächelte verlegen.
    »Na ja, eigentlich schon.«

    »Eigentlich?«

    »Wissen Sie, die Erinnerung werden sie noch früh genug zurückerhalten. Ich will Sie jetzt wirklich nicht vorab verärgern.«
Das musste bedeuten, die Teilnahme hatte bestimmt unter keinen Umständen freiwillig stattgefunden und Ramona war durchaus verärgert, hielt sich jedoch zurück.
Sie kamen an einem Fahrstuhl an, der sich vor ihnen öffnete. Die beiden traten ein.
    »Was ist mit den anderen?«, fragte Ramona hoffnungsvoll.

    »Die anderen Teilnehmer? Hm, wenn du das wissen möchtest, dann will ich dir meine Informationen nicht vorenthalten. Ich habe die Meldung bekommen, dass es den meisten gut geht. Sie sind auf den Beinen und werden wie Sie entlassen. Nur Xii ist gestorben, sie war wohl körperlich einfach zu schwach und wir haben anscheinend nicht genau aufgepasst. Und Finn liegt noch im künstlichen Koma, weil wir seine Herzprobleme wohl unterschätzt haben. Wir wissen noch nicht, ob er jemals wieder aufwachen wird. Ach ja, mir fällt noch was ein, das Sie bestimmt auch amüsieren wird! Wissen Sie, Artemis und Kirian kannten sich schon in der Realität. Sie waren nämlich ein Paar! Bezaubernd, wie sie sich selbst in der leeren Welt gefunden haben, was?«

    Der Fahrstuhl hielt, Akira trat heraus und wartete.
 »Wir sind da. Ich geleite Sie noch vor zur Tür, da wartet glaube ich Ihr Großvater. Sie können sofort gehen.«

    »Sofort gehen?«

    »Ja, war war daran missverständlich?«

    Ramona blieb stur im gläsernen Fahrstuhl stehen.
    
»Heißt das, ich bekomme keine Entschädigung? Kein Geld, keinen Preis, dass ich diese Hölle durchgestanden habe? Ich kann die anderen nicht mal sehen und werde jetzt einfach vor die Tür gestellt?«

    Da Akira nicht antworte, sie nur stumm betrachtete, verlor Ramona die Beherrschung. Sie stürmte vor und holte aus, Akira aus Wut in das Gesicht zu schlagen. Sie traf nicht. Akira packte ihren Arm so, als gäbe es nichts Einfacheres, bevor die Faust ihr Gesicht berührte. Ihr Griff war eisern.

    »Ich dachte, Sie möchten zurück in Ihr altes Leben?« Zum ersten Mal verlangsamte Akira ihr Sprechtempo. »In dem Fall sollten Sie sich lieber benehmen, das hier ist nicht mehr die leere Welt.«

    Mühsam schluckte Ramona all ihren Hass hinunter.
 Es endete hier. 
Aber konnte sie nach all dem überhaupt wieder einen normalen Alltag führen?
    Ramona erinnerte sich an ihre Großeltern, bei denen sie in der Stadt lebte und arbeitete, an ihre verstorbenen Eltern und den kleinen Bruder, für den sie vollste Verantwortung übernehmen musste, Tag für Tag. Wenn sie sich jetzt nicht zusammenriss, verletzte sie andere.

    Ich werde es versuchen.
    Akira las aus Ramonas Gesichtsausdruck, der sich sonst so selten änderte, wie aus einem Buch.

    »Gute Entscheidung«, lächelte sie. »Leb wohl, Ramona.«


    ~ Ende ~

    Auch ich vermeide es, mir Manga anzusehen, deren Zeichenstil mir nicht zusagt. Nur wenn sie Handlung ausgesprochen kreativ oder verlockend klingt, lese ich rein. Es kam aber auch schon vor, dass ich mich mit dem Stil einfach nicht anfreunden konnte und ich den Manga deshalb beiseite gelegt habe :')
    Ich mag es, wenn die Striche nicht zu fein sind. Die Linien sollten nicht zu fein, aber auch nicht zu stark sein. Körper sollten nicht zu spitz sein und Proportionen nicht zu weit abweichen. Die stereotypen riesengroßen Augen in Manga finde ich auch unschön. Ja, sie können größer sein, aber die Größe der Augen der Mädchen von z.B. Arina Tanemura finde ich abschreckend und überhaupt nicht niedlich. Selbiges gilt für zu große Köpfe oder Brüste, die diese noch übertrumpfen.
    Hintergründe sollten möglichst oft vorhanden sein, sonst wirkt es zu leer. Ich mag es nicht, wenn man auf den Seiten zu viel Kitsch findet wie aus dem nichts erscheinende Rosen im Vordergrund oder Sternchen-Rasterfolien.
    Als weiteren Minuspunkt sehe ich unverständliche Panels an - manchmal sind die so voll und actiongefüllt, dass man gar nicht weiß, was überhaupt passiert. Dann sollten lieber weniger Bewegung und klarere Linien eingesetzt werden.
    Der Chibi-Style darf vertreten sein, aber nicht auf jeder Seite. Außerdem bevorzuge ich den schwarz-weißen Stil.
    Besonders schön finde ich aufwendige Zeichnungen, charakteristische Figuren und weniger diesen ganz kindlichen Stil. Meine bevorzugten Stile stammen von Zeichnern wie Takeshi Obata (u.a. "Death Note"), Jun Mochizuki (u.a. "Pandora Hearts"), Rihito Takarai (u.a. "Only the flower knows") und Yana Toboso (u.a. "Black Butler"). ^^

    Mir ist erst jetzt aufgefallen, dass es ab und zu kleine Formatierfehler gibt, bei denen am Beginn neuer Sätze das Leerzeichen fehlt. Ich weiß wirklich nicht, wie das passiert ist, aber werde es demnächst ändern.
    Auf zum vorletzten Teil :)


    Akira besaß das Talent, außerordentlich schnell und dennoch deutlich zu reden. Ihre Stimme überschlug sich beinahe und Ramona empfand es als nervig, verlor dazu jedoch keine Äußerung.
Sie waren in einen Gang getreten, der durch die karge Einrichtung und das fehlende Personal verlassen wirkte.
    »Nehmen Sie es den anderen nicht übel, dass Sie so ignoriert wurden«, plapperte Akira. »Wissen Sie, Sie waren sehr bemüht gewesen, dass alles mit Ihnen glatt lief und die Anweisungen von oben fallen meistens ziemlich unmenschlich aus. Aber was sage ich das Ihnen überhaupt, Sie müssten ja genau wissen, wovon ich spreche!«
    Verwirrt versuchte Ramona, etwas mit den Sätzen anzufangen. Sie ließ Akira los, um selbst zu laufen, und es gelang ihr.
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie sprechen. Ich bin froh, meinen eigenen Namen zu kennen, sonst weiß ich gar nichts.«
    »Oh, verstehe. Tut mir leid, das ist von Person zu Person unterschiedlich! Wenn Sie wirklich gar nichts wissen, werde ich versuchen, so genau wie möglich zu erklären, während wir das Gebäude verlassen.«
Sich über Akiras Worte, die ihr nichts sagten, zu beschweren, machte wohl keinen Sinn.
    »Fangen Sie schon an zu erklären«, verlangte Ramona erschöpft.

    »Gut. Aber Sie müssen ruhig bleiben und wissen, dass es keinen Zweck hat, auszurasten, falls Ihnen das, was ich sagen werde, nicht gefällt.«

    »Ich weiß«, sagte Ramona. »Ich weiß, dass ich nur eine Spielfigur bin und nichts gegen irgendjemanden ausrichten kann.«

    Akira blieb unbeirrt. »Dann werde ich jetzt zu erzählen beginnen. Ich hoffe, Sie werden mir folgen und glauben können.« Da Akira es gleichgültig hinnahm, was Ramona so betrübt ausgesprochen hatte, wurde sie ihr auf einen Schlag unsympathisch.
Der Gang fand noch immer kein Ende, obwohl sie einen zügigen Schritt hielten. Türen um Türen zogen an ihnen vorbei und Ramona wurde das Gefühl nicht los, kein Stück vorwärtsgekommen zu sein. Vielleicht gingen sie sogar zum wiederholten Male diesen Weg, sie konnte es kaum beurteilen.

    »Sie fragen sich sicher, wo Sie hier sind.« Akira nickte einem Mann in schwarzem Anzug zu, der sie stumm überholte.

    »Sagen Sie's mir einfach«, forderte Ramona schwach. »Erzählen Sie alles, was Sie mir sagen können, kein Ratespiel.«

    Akira räusperte sich. »Gut. Dann kann ich Ihnen zuerst versichern, dass Sie innerhalb der nächsten Stunden ganz von allein Ihre kompletten Erinnerungen zurückerlangen, also seien Sie unbesorgt. Vielleicht fällt ihnen bereits jetzt das ein oder andere ein, was Ihnen zuvor entfallen war.«

    Doch ihr fiel nichts Neues ein. Es ärgerte Ramona, wie Akira alles herauszögern, nicht auf den Punkt kommen wollte. Immerhin wusste sie jetzt, dass ihr Erinnerungsvermögen nicht verloren war. Aber wie war das möglich? Wie waren die letzten Tage möglich gewesen?

    »Erzählen Sie das Wesentliche.«
    
Der leicht stechende Ton rief ein nervöses Auflachen von Akira hervor.
    »Entschuldigen Sie, natürlich. Also, sie befinden sich hier in unserer Hauptstadt Amenohana. Vor etwa zwei Wochen hat man sie ausgewählt und hierher gebracht, um in unsere alljährliche leere Welt gebracht zu werden.«

    »Ich verstehe nicht.«


    Ausgewählt?


    Hehe genau, ich mag Riku. Der Kleine hat mir mit seiner Art von Anfang an gefallen. ^^
    Ja, das schon, allein mit seinen "geheimnisvollen Manga-Botschaften" (das hat so gewirkt, als müsse es in Anführungszeichen :'D), aber das heißt noch lange nicht, dass ich ihm etwas Böses in die Schuhe schieben wollen würde. was hast du geplant?
    Was? :D

    Der Begriff ist gewiss nicht unpassend, nur verleitet er zu anderen (teils komischen) Vermutungen, weil man das bei der Silbe Halb gewohnt ist. Man ist ja kein Halbasiate, wenn man gern Sushi isst - leider :D Gene sind eben das Typische.

    Na~
    Mich hat die Anspielung, dass irgendetwas mit Riku zu tun haben könnte, erschreckt. Hoffentlich war es eine falsche Fährte.
    Und Cora ein Halbschatten? 8| Das kam wirklich unerwartet. Deine Erklärung (obwohl sie noch unvollständig ist) fand ich allerdings ziemlich gut. Dass Coras Mutter was mit einem Schatten hatte oder so, wäre echt zu seltsam gewesen. xD
    Und Cora wird mir immer sympathischer. Dabei kann ich nicht mal genau sagen, wieso mir das gerade jetzt auffällt. Ich mag ihren Charakter irgendwie total, kann mich total gut mit ihr anfreunden :D Bis auf ihre Gefühle für Miles ...
    Vor allem in den letzten beiden teilen hast du schön Spannung aufgebaut. Weiter so ^^


    Was ich noch so gefunden habe:

    Spoiler anzeigen

    Schließlich waren sie und Miles es gewesen, die Herrn Jakob als letztes vor - und leider auch bei - seiner Ermordung gesehen hatten.

    groß

    Und dann fand man sie zwei

    die


    „Das einzige, was man bei mir behandeln musste(Komma) waren leichte Verbrennungen, dank Miles´ kleiner Supernova“

    Morgen besprechen wir, wie unsere weiteren Schritte aussehen, aber für heute ist schluss!

    groß


    Der Typ hat als erster in deinen Armen gelegen und wie ein Kleinkind geflennt, weißt du noch?

    groß

    Da bin ich wieder :D Hier bin ich nun also beim letzten Kapitel angekommen.

    Kapitel 15

    Poch. Poch. Poch. Poch. Poch.
    Das Geräusch eines Herzschlages, gleichmäßig, doch ungewöhnlich schnell schlagend. Im Hintergrund ein leises Rauschen und mal kräftiger, mal gesenkter ertönendes Piepen.
Eng. Warm. Unangenehm.
    Das Atmen war beschwerlich und Bewegen unmöglich.
Ramona wollte sprechen, danach schreien, nur gelang ihr beides nicht.
Was war geschehen, nachdem sie die Tablette geschluckt hatte?

    Du wirst an einen friedlicheren Ort gelangen, hatte ihr Liz versprochen. Sie hatte versprochen, sie aufzuklären und in ihr altes Leben zu entlassen. War das eine Lüge gewesen oder hatte Liz ihre Meinung geändert, nachdem Ramona aussprach, sie am liebsten sterben zu sehen?


    Ich hätte nicht mitgehen, sondern doch springen sollen.

    Ramona fühlte sich unendlich kraftlos und bemerkte, wie manche Atemzüge ein Stechen in ihrer Brust verursachten.
Plötzlich blendete sie ein starkes Licht, das Ramona dazu zwang, ihre Augen zuzukneifen. Kühlere Luft drang ihr entgegen, ein Piepen wurde lauter und gedämpfte Gespräche drangen an ihr Ohr. Sie wollte sehen, was passierte, doch ihre Augen brannten zu sehr, wenn sie diese auch nur einen Spalt öffnete.
    »Passt«, sagte jemand. »051 anpassen, 012 ausstellen.«
Ramona spürte förmlich, wie sie von dutzenden Blicken durchlöchert wurde.
    »Hören Sie mich, Ramona?«

    »Ja«, krächzte sie kaum hörbar, ein wenig erleichtert, wieder sprechen zu können.
    »Wahrscheinlich sind Sie dazu sowieso nur im geringen Maße in der Lage, aber bleiben Sie bitte ruhig liegen, atmen Sie gleichmäßig und entspannt. Ihnen passiert nichts mehr, alles wird gut.«

    Es kostete Mühe, der Frau zuzuhören, die in unmittelbarer Nähe mit ihr redete. Eine Antwort brachte Ramona nicht zustande, versuchte stattdessen, eines ihrer Gliedmaßen zu bewegen. Langsam kehrte Gefühl in ihre Hände zurück, deren Finger sie zu krümmen und strecken vermochte.

    Was auch immer hier passiert, ich darf niemandem mehr trauen.
    Sie unterdrückte ihre Angst, sich zuredend, viel Schlimmeres durchlebt zu haben. Diese Menschen würden ihr kein neues Leid zufügen können.
Ramona merkte, wie jemand etwas von ihrem Mund riss und ihr somit die Schwierigkeit genommen wurde, diesen weit zu öffnen.
    Wirre Anweisungen, mit denen Ramona nichts anfangen konnte, vermischt von dem Klang technischer Geräte, flirrten durch den Raum.


    Bin ich in einem Krankenhaus?

    Vielleicht war das Mittel in der Tablette ja auch so stark gewesen, dass es sie bis jetzt betäubt hatte. Und vielleicht waren Menschen gerade bemüht, ihre Wunden der letzten Tage zu behandeln und sie wieder auf die Beine zu bringen. Das wollte Ramona nicht glauben, auch wenn es am plausibelsten klang. Doch was sonst passierte gerade?
    »Alles stabil«, sagte dieselbe Stimme wie vorhin bedächtig. »Wir beginnen mit dem Entfernen.«
Nach und nach traute sich Ramona zu blinzeln, langsam an die Helligkeit gewöhnend. Sie fragte sich, wie lange sie gelegen haben musste. Als sie endlich ihre Augen geöffnet halten konnte, erschien in ihrem Blickfeld das Gesicht einer jungen Frau.
    »Bitte erschrecken Sie nicht«, sagte sie und Ramona spürte ihren warmen Atem auf der Haut, so nah war sie ihr. »Wir sind gleich fertig.«


    Erschrecken?

    Ramona hätte beinahe gelacht.
    Mich erschreckt bestimmt nichts mehr.
    Ramona hob ihren Kopf minimal und sah an ihrem Körper hinab. Sie wunderte sich keineswegs, komplett nackt zu sein, die vielen Sensoren, die auf ihrer Haut klebten, oder den Tropf zu entdecken, sondern nahm es einfach hin. Außerdem lag sie auf einem weichen Bezug und grub ihre Finger hinein, die ihr wieder vollständig gehorchten.
    Mehrere Menschen, Frauen wie Männer, die sterile weiße Kittel trugen, waren ihr zugewandt, prüften Sensoren und Geräte. Viele von ihnen hatten eine abgedunkelte Brille auf der Nase, durch die jeglicher Blickkontakt verhindert wurde.
    Jemand drückte sanft gegen Ramonas Stirn, brachte sie damit dazu, zurück in ihr Kissen zu sinken. Danach machte sie sich nicht mehr die Mühe, dem zuzusehen, das ihr widerfuhr.

    »Fertig. Wegtreten.« Fast alle Menschen redeten, doch wenn der Mann sprach, der Anweisungen gab, so verstummten sie.
    »Fertig?«, fragte Ramona und die junge Frau mit den leuchtend roten Haaren von eben beugte sich wieder über sie.

    »Genau, Sie haben es fast geschafft. Ihr Körper muss sich nur noch erholen, wir geben Ihnen einige Präparate und ein Mittel, das sie jetzt schlucken müssen, dann sind sie innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten wieder auf den Beinen.«
    Und es passierte, wie sie sagte. Ramona ließ alles geschehen, weil sie wusste, gegen so viele Menschen nichts ausrichten zu können. Nach den verstrichenen Minuten wurde der Tropf von ihrem Arm entfernt, zusammen mit einer merkwürdigen Apparatur, die um ihrem Kopf gelegen hatte. Eine Schwester half Ramona, einfache graue Klamotten anzuziehen und von der Liege aufzustehen, die Ramona bei genauerer Betrachtung nicht mehr als Bett, sondern durch eine Klappe und Polsterung eher als Sarg sah.
    »Wo bin ich hier?«

    »Wir beantworten Ihnen gleich all Ihre Fragen, haben sie noch ein wenig Geduld.«

    Sie stand etwas wackelig auf den Beinen und hielt sich an der Frau mit den roten Haaren fest, die ein gutes Stück kleiner als sie war und ihr verriet, ihr Name wäre Akira.
Der Raum war mit vielerlei Technologie ausgestattet, die Ramona an ihren Hotelaufenthalt erinnerte: Riesige Bildschirme, Hologramme und exakte Spracherkennung, mit der zwei Männer arbeiteten. Allerdings war die für die anderen einfach nur Luft. Akira und der Mann, der die Anweisungen gab, waren die Einzigen, die wenige Worte mit ihr wechselten. Ramona wusste nicht, was wie von allem halten sollte.

    »Alles geregelt«, sagte ein Mann Akira, die Ramona daraufhin ein Lächeln schenkte. Es wirkte unerwartet ermutigend.
»Wir können gehen. Fühlen sie sich in der Lage zu laufen?«
Ramona nickte. Bestimmt hatten sie ihr ein Beruhigungsmittel eingeflößt, so müde und lustlos, wie sie sich fühlte.
    »Wie schön, dann werden wir jetzt zusammen die ersten Schritte machen. Stützen Sie sich nur ab, wenn sie wollen. Und fühlen Sie sich soweit gut?« Akira wartete erwartungsvoll.


    Soll das ein Witz sein?
    Aber Ramona wollte etwas anderes vermitteln und nickte erneut.
    »Perfekt«, meinte Akira und führte sie zur Tür.

    Obwohl Ramona springen wollte, war es ihr unmöglich. An beiden Armen zerrte sie ein starker Druck vom Abgrund weg, den sie nicht zu brechen vermochte.
    »Lasst mich!«, schrie Ramona durcheinander, dann wurde sie zurückgezogen. Ein paar Steine lösten sich vom Rand und fielen in die Tiefe.
    »Wir haben Ihnen soeben das Leben gerettet«, sagte ein Mann nahe Ramonas Ohr. »Sie sollten uns wirklich dankbar sein.«

    Ramona versuchte, aus dem Griff zu gelangen, indem sie dem Mann ihren Ellenbogen ins Gesicht stieß. Sie schaffte es nicht. Die zwei Menschen, die sie festhielten, besaßen eine außerordentliche Kraft.
    »Beruhigen Sie sich«, säuselte eine Frau. »Haben Sie uns nicht zugehört? Sie sind der Gewinner! Natürlich können Sie noch springen, aber wollen Sie nicht endlich erfahren, was es mit der leeren Welt auf sich hat?« 
Nach und nach löste Ramona ihren Widerstand, gab ihn schließlich ganz auf. »Na also! Jetzt können wir von Angesicht zu Angesicht sprechen. Das ist doch gleich viel angenehmer für beide Seiten.«
    Reflexartig schaffte Ramona zwischen sich und den beiden Personen Abstand. Beide in einen glänzend weißen Anzug ohne die kleinste Unreinheit gekleidet bildeten das exakte Gegenteil zu Ramona. Durch die blasse Haut und platinblond gefärbten Haaren wirkten sie wie Leichen.

    »Wer sind Sie?«, fragte Ramona schroff und entlockte der Frau ein Kichern.
    »Ich mag es, wenn Sie Emotionen zeigen.«

    »Wer sind Sie?«, wiederholte Ramona mit schärferem Ton.

    »Das tut nicht viel zur Sache.« Der Mann schritt näher und Ramona wich aus. »Aber wenn Sie es Ihnen angenehmer ist, dann nennen Sie uns Liz und Linus. Und bitte achten Sie darauf, wo Sie hintreten. Unsere Reflexe mögen zu langsam sein, Sie aus dieser Entfernung erneut vor Ihrem sicheren Tod zu bewahren.«

    Ihre süßlichen Stimmen fand Ramona ätzend. Was sollte sie bloß tun? Sie war als Einzige übrig, hätte fast Selbstmord begangen und stand nun vor zwei Menschen, die wahrscheinlich über alles Bescheid wussten, was sie bis hierhin geführt hatte.
Kann ich überleben, wenn ich anhöre, was sie zu sagen haben? 
Ramona schluckte.


    Will ich überhaupt noch leben?
    »Vor uns brauchen Sie sich nicht zu fürchten«, sagte Liz. »Wie Niara zuvor sagte, war am Anfang nicht bekannt, wer oder ob jemand sozusagen gewinnen würde. Jetzt wurde allerdings entschieden und Sie dürfen mitkommen, Ramona.«

    »Wofür braucht ihr mich?«

    »Alles zu seiner Zeit«, antwortete diesmal Linus. »Folgen Sie uns bitte. Hier ist wirklich ein ungeeigneter Ort für ein solches Gespräch.«

    Da sich die beiden nicht mehr auf sie zubewegten, verharrte Ramona. Der Regen, der so plötzlich begonnen und geendet hatte, hatte sie völlig durchnässt. Sie schüttelte sich, als sie ein Kälteschauer überkam. Liz und Linus hingegen hatten nicht einen Tropfen abgekommen, so schien es.

    »Sie frieren ja schon!«, bemitleidete sie Liz. »Kommen Sie schnell, wir geben Ihnen neue Kleidung und ein warmes Plätzchen.«

    Wenn Ramona eines hasste, dann war es, wie ein Kind behandelt zu werden. Ein Kind, das sowieso nicht alles wissen brauchte, das man zurechtweisen und bemuttern musste.

    »Ich werde mich keinen Zentimeter vom Fleck bewegen, bevor ich nicht weiß, was hier los ist.«
    Liz schmollte. »Wenn sie nicht kooperieren, muss ich meinen Ausspruch leider ändern, dass wir Ihnen nichts antun werden, meine Liebe.«

    »Hab keine Bedenken, Liz«, sagte Linus und legte seine Hand auf ihre Schulter. »Wir werden das hier so regeln, wie du es dir vorgestellt hast.«
    Das merkwürdige Verhalten ließ Ramona noch unwohler fühlen. Es ähnelte der der Frau, die im Hotelzimmer mit ihr in Kontakt getreten war.

    »Ramona«, sagte Linus. »Machen wir uns das hier nicht noch schwerer, als es ist. Folgen Sie uns und wir werden Ihnen Antworten geben. Verweigern Sie dies, warten wir auf eine Anweisung von oben, die entweder besagt, Sie doch zu töten oder gewaltsam mitzunehmen. Ich denke, unter diesen Umständen können Sie unser Angebot gar nicht ausschlagen. Folgen Sie uns einfach und Sie bekommen Ihr altes Leben geschenkt.« Er lächelte. Seine blanken weißen Zähne schienen zu glänzen. »Einverstanden?«

    Keine der gegebenen Möglichkeiten gefiel Ramona, weil sie Liz und Linus keinen Glauben schenkte. Aber es musste eine Entscheidung her und das, was sie versprachen, falls sie kooperierte, klang am verlockendsten.

    »Gut«, sagte sie langsam. »Ich komme mit.«

    »Perfekt«, strahlte Liz. »Sie werden es nicht bereuen.«

    »Wer weiß«, murmelte Ramona.
Widerstrebend folgte sie den beiden. Auf dem Weg führten Liz und Linus ein Gespräch, mit dem sie nichts anfangen konnte und ihr Versprechen einlösen wollten sie erst später.
 Für Ramona dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis sie an ihrem Ziel ankamen. Mitten auf einem ebenen Platz zwischen den Felsen stand ein Helikopter, auf den Liz und Linus zusteuerten.

    »Linus fliegt«, erklärte Liz und wartete, bis er ihr die Tür aufhielt. »Sie, meine Liebe, werden neben ihm sitzen, ich nehme hinten Platz.«
Ramona nickte kaum merklich und stieg mit einem mulmigen Gefühl ein.
    »Wohin fliegen wir?«

    »Dorthin, wo wir hergekommen sind«, zwinkerte ihr Linus zu.
Als er den Helikopter startete, wandte sich Ramona ab und starrte unbeteiligt aus dem Fenster.


    Freue ich mich überhaupt darauf, wieder zurückzukehren?
    Zweifelnd seufzte sie.

    »Wie fühlt man sich eigentlich, nachdem man so viele Menschen hat sterben sehen, Ramona?« Linus summte die Frage förmlich vor sich hin und traf damit einen wunden Punkt.

    »Seien Sie still«, versuchte Ramona ruhig.


    Am liebsten wärt ihr beiden die nächsten Menschen, die ich sterben sähe.
    »Huch, hab ich da was angesprochen, was ich nicht sollte?«
Von hinten hörte Ramona Liz kichern.

    »Was ist daran so witzig?«, meinte sie, doch mit ihrer gewohnt monotonen Stimmlage amüsierte sie Liz nur mehr.

    »Es klingt aber sehr danach, als wäre es Ihnen im tiefsten Inneren egal. Als wäre es Ihnen egal, dass ihre Kameraden gestorben sind!«

    Ramona wurde wütend. »Seid doch einfach still!« Diesmal wurde sie lauter und erschrak über ihre eigenen Emotionen, die sich als Tränen äußerten. Hektisch rieb Ramona mit den Händen über ihre Augen.

    »Kein Grund zu weinen«, summte Linus fortwährend. »Auch wenn es irgendwie eine Ehre ist, die ersten zu sein, die sie weinen sehen. Aber hören Sie, Sie sind in ein paar Stunden wieder zu Hause bei Mami und Papi, also alles gut.« Linus hielt inne. »Nein, Moment, ich will nichts Falsches äußern.« Er tat entschuldigend. »Ein paar von Ihnen hatten ja gar niemanden und ich glaube, Sie gehören auch dazu.«

    Das wurde Ramona endgültig zu viel.


    Die beiden werden mich bestimmt nicht entlassen. Mein Leben wird noch schlimmer werden, als es jetzt ist.

    Sie packte Linus am Arm, krallte ihre Finger in seine Haut und hinderte ihn so am Steuern.

    »Ich will hier raus, sofort!«

    »Was machen Sie denn da?!«, kreischte Liz. »Wollen Sie etwa, dass wir abstürzen?«

    »Mir doch scheißegal! Dann sterbe ich eben. Umso besser, wenn ich euch mit in den Tod reiße!«

    Plötzlich zog etwas an ihrem Hals und Ramona röchelte. Liz hatte mit ihren spindeldürren Fingern ihren Hals umfasst und drückte sie gewaltsam in den Sitz. Ramona ließ von Linus ab und schlug auf Liz' Handflächen, jedoch erfolglos. Stattdessen griff Linus ein - bevor Ramona ernsthaft Schwierigkeiten bereitete, schob er etwas Kleines in ihren Mund.
Panisch realisierte Ramona, dass es sich um eine winzige Pille handelte, die Linus ihr einzwängte. Als sie diese ausspucken wollte, löste Liz ihren Griff, sodass sie nach Luft schnappend automatisch schlucken musste.
    »Was war das?«, brachte Ramona heraus, bevor ihre Zunge schlagartig taub wurde, jegliche Bewegung verhinderte. Ihr war, als breitete sich eine Welle in ihr aus, die ihren ganzen Körper kribbelnd betäubte. Innerhalb von Sekunden war Ramona nicht mehr in der Lage, mit ihrem kleinen Zeh zu zucken.
    Sie wollte schreien, aber kein Laut überkam ihren Lippen.
    »Keine Angst, meine Liebe«, flüsterte Liz. »Sie werden an einen viel friedlicheren Ort gelangen. Versprochen.«

    Ihre Welt tauchte in ein Pechschwarz.


    Kapitel 14


    Denkst du, wir hätten Kirian aufhalten sollen?
    Niaras unbeantwortete Frage schwirrte in Ramonas Kopf herum, und das noch Stunden, nachdem sie das Schlachtfeld verlassen hatten. Die eigentliche Antwort lautete ja. Sie hätten ihm Mut machen, seinen Lebenswillen zurückholen sollen. Doch ihr eigener war so gering, dass sie es nicht geschafft hatten.
    Männer hatten Niara zurück in ein kleines Zelt verwiesen, wo Ramona sie etwas später gefunden hatte. Schweigend aßen die beiden ihren übrigen Proviant aus den Rucksäcken. Es war schwierig, die Entscheidung zu treffen, wie sie weiter vorgehen wollten. Weil Ramona wusste, wie zerstört Niara innerlich bereits war, sprach sie keinen ihrer verlorenen Kameraden mehr an und wusste absolut nicht, was sie sagen sollte.
    Ob es etwas bringen würde, gegen die Aufgabe zu handeln und so weit zu laufen, bis es jemanden gab, der ihnen helfen konnte? Doch Ramona entschied sich fürs Warten. Vielleicht geschah ein Wunder und sie wurden entlassen, da sie nur noch zu zweit waren.
    Die Frage eines kleinen Jungen durchbrach die Stille.
    »Sie ist doch Niara, habe ich recht?«
    Zuerst dachte Ramona, der Junge hätte zu ihr gesprochen, doch Niara antwortete wie selbstverständlich: »Und du der Kleine von vorhin, der Kirian geholfen hat, stimmt's?«

    »Bin nicht klein!«, entgegnete Ranmaru entrüstet, ehe seine Stimme leiser wurde. »Ich habe Kirian nicht helfen können und will mich bei ihm entschuldigen gehen.«
Geduldig wartete Ranmaru auf eine Antwort, die ihm keiner geben wollte. Vorsichtig setzte er hinzu: »Kirian ist doch zurückgekehrt, nicht wahr?«

    Niara streichelte über Ranmarus Kopf und setzte ein Lächeln auf, das Ramona bewunderte. »Er hat die Chance erhalten, zu fliehen. Ich soll dir ausrichten, dass er Artemis gefunden hat und du dir keine Sorgen machen brauchst, da sein Plan aufgegangen ist. Ich bin ihm auch keineswegs böse, dass er mich zurückgelassen hat, denn da, wo er jetzt ist, ist er sicher glücklicher.«
    »Da bin ich aber froh.« Ranmaru seufzte. »Trotzdem hätte ich ihm gerne auf Wiedersehen gesagt.«
    Der Tag darauf begann wie üblich: Ramona fand sich in einer unbekannten Gegend wieder. Die winzigen Steinchen, auf denen sie lag, hatten deutliche Muster an ihren Armen und Beinen hinterlassen. Mühsam lockerte sie ihre steifen Gliedmaßen. Ihr Timer zeigte wenige verbleibende Sekunden an.
    Niara, die nah bei ihr lag, blinzelte ihr entgegen und blieb ansonsten unbeweglich.

    »Findet die Höhle und gelangt ins Innere des Berges«, las Ramona die erscheinende Aufforderung.
    Das ungute Gefühl kam in ihr hoch, dass es keine gute Idee gewesen war, gestern mit ihrer Flucht zu zögern. Jemand hatte sie offensichtlich mitten in einem Gebirge abgesetzt und somit ihre Hoffnung auf menschliche Zivilisation aufs Geringste reduziert. Kühler Wind zerrte an Ramonas ausgefranster Kleidung und ein einzelner Tropfen kündigte dünnen Nieselregen an.
    War es die Mühe wert, weiterhin am Spiel teilzunehmen?
»Kommst du?«, fragte Ramona und entlockte Niara ein unbegründetes Grinsen.

    »Du guckst so, als würdest du mich jeden Moment mit deinem Blick durchbohren wollen«, stellte sie fest. »Ich weiß es ja inzwischen besser, aber wenn du weniger kaltherzig erscheinen willst, solltest du es mal mit einem freundlicheren Gesichtsausdruck versuchen.«

    »Hm«, brummte Ramona und überlegte, ob sie es Niara zuliebe mal versuchen sollte. Eigentlich war sie der Ansicht, ihre Mimik wäre normal, doch eine schwache Erinnerung sagte ihr, wie oft sie schon deshalb missverstanden worden war.

    Bemüht, mit keinem dümmlichen Grinsen zu übertreiben, zog Ramona ihre Mundwinkel minimal hoch. »Darf ich jetzt fragen, ob du mitkommst?«
Ein Lachen. »Überanstreng dich bloß nicht! Aber es ist schon mal ein Anfang. Wenn wir hier erst mal raus sind, dann ...« Niara stockte abrupt wegsehend, während sie aufstand und flüchtig einigen Dreck von ihrer Hose klopfte. »Vergiss, was ich sagen wollte.«
    Mit der Vermutung, mitten in einem Gebirge ausgesetzt worden zu sein, lag Ramona goldrichtig. Vereinzelte Sträucher und Grashalme sprossen zwischen dem Gestein empor, das sonst nur Flechten bedeckten. Weit und breit Berge, in einer Himmelsrichtung der Ausblick auf einen tiefen Wald. In kurzer Entfernung entdeckte Ramona eine Klippe, die in schwindelerregende Tiefen führte.
    »Möchtest du die Aufgabe erfüllen?«, wollte Niara wie aus dem Nichts wissen. Dabei breitete sie die schmutzigen Arme aus, den beginnenden Regen empfangend.
    »Was schlägst du sonst vor?«
Geduldig wartete Ramona auf eine Reaktion, weder wütend noch anklagend, doch sie erhielt keine. Niaras Art wollte Ramona zwar nicht vertraut werden, aber das war ihr geringstes Problem.
Die Uhr zeigte 11:56:01 an und Ramona kam zum ersten Mal in den Sinn, ob es zu ihrem Vorteil wäre, das Band der Uhr durchzuschneiden, damit sie diese los wurde.

    »Du musst es erst gar nicht probieren. Habe selbst schon versucht, das Ding loszuwerden, aber es lässt sich einfach nicht durchschneiden.« Wahrscheinlich hatte Ramona zu lange auf ihr Handgelenk gestarrt. Oder Niara konnte plötzlich Gedanken lesen. Ausschließen wollte Ramona nichts mehr.

    »Seltsam.«

    »Ja, das muss aus einem echt genialen Material gemacht worden sein. Nicht mal die Glasschicht lässt sich mit irgendetwas zerstören.« Niara trat ihr entgegen. »Ich weiß übrigens, was ich auf deine Frage von eben antworten kann.«
In Niaras Gesicht war deutlich abzulesen, wie sie nach einer Erwiderung verlangte, die ihr Ramona gab.
    »Ach ja?«

    »Kennst du noch die Worte des Mannes ganz zu Anfang?«, fragte Niara. »Ich meine die von diesem Arschloch, das diese bescheuerte Ankündigung gemacht hat.«

    »Welche Worte?«

    »Er meinte, er kann nicht vorhersagen, wie viele oder ob überhaupt jemand von uns überleben und entlassen werden wird. Und ich denke, wir hatten von Anfang an keine Chance gehabt. Menschen wollten uns sterben sehen. Dieser enorme Aufwand zeugt doch nur davon.«
    »Anscheinend«, stimmte ihr Ramona schlicht zu. Sie vermutete, zu welchem Punkt ihre Kameradin gelangen wollte.
»Ich weiß, ich habe von Rache geredet, aber dazu werde ich wohl nie in der Lage sein. Stattdessen habe ich keinen Bock mehr, Marionette zu spielen.« Nun glaubte Ramona zu wissen, worauf Niara hinauswollte. Trotzdem wollte sie es aus ihrem Mund hören.

    Oder will ich es doch nicht?
    Der Regen wurde stärker, prasselte auf den rauen Stein.

    »Und das bedeutet?«

    »Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht und meinem Entschluss getroffen. Ich ...« Niara hielt inne, dann funkelte in ihren Augen tiefe Entschlossenheit. »Ich werde mich umbringen. Und wofür entscheidest du dich?«


    Ich?

    Ramonas Vermutung hatte sich bestätigt, aber Angst kam in ihr nicht auf. Wahrscheinlich hatte Niara Recht und wer wusste, was sie in der Höhle erwartete. Suizid wäre bestimmt die angenehmere Variante.

    Erstaunlich, wie uns die letzten Tage dazu gebracht haben, so unbesonnen davon zu reden.

    »Ich denke, ich springe von der Klippe«, fuhr Niara fort. »Würdest du mitmachen?«

    »Ja.« Der schnelle Entschluss fühlte sich beengend an, als ihn Ramona aussprach, aber sie meinte es ernst.


    Ich habe nichts mehr zu verlieren.
    Ramona stand dicht neben Niara, sodass sich ihre Schultern beinahe berührten, vor ihnen der tiefe Abgrund, dessen felsiger Boden gerade so zu erkennen war.

    »Wow, jetzt hab ich schon ein bisschen Schiss«, gab Niara zu. »Aber ich werde es tun. Ja, ich werde es wirklich tun!«
    Unschwer erkannte Ramona, wie Niara zitterte. Selbst ging es ihr nur wenig besser. Ihr Kopf war vollkommen leergefegt und das Atmen fiel ihr schwerer. So kurz vor dem Sprung verlor sogar sie ein gutes Stück ihrer Gleichgültigkeit.


    Ob sie es durchziehen wird? Ob ich es durchziehen werde?
    Bis zuletzt war sich Ramona unsicher.

    »Ich zähle«, wisperte Niara, »von zehn runter, nach eins springen wir, ja? Ich fühle mich irgendwie so, als müsste ich zur Vorbereitung etwas länger zählen.«
    »Okay.«
Und sie begann zu zählen. Wahrscheinlich blieb Niara verborgen, ihr Tempo mit jeder genannten Zahl zu verlangsamen, nur Ramona nicht.

    »Drei«, sagte Niara und fügte hinzu: »Vielleicht sehen wir uns ja nach dem Tod wieder, so wie es Kirian gehofft hat. Wer weiß ... und ´tschuldige, ich zähle sofort weiter. Zwei ... eins.«

    Ramona schloss die Augen.

    Niara sprang.

    Einen Wimpernschlag später wollte Ramona springen, doch etwas hielt sie mit aller Kraft zurück.


    »Der Gewinner will sich doch nicht etwa umbringen, hm?«

    Der Regen verklang.

    Ja, das ist Miles :rolleyes: Ein schwanzgesteuerter unsensibler Riesenarsch.

    Besser hätte ich es nicht ausdrücken können :whistling:
    Ich merk schon, dir macht es genauso viel Spaß wie mir, aus der Sicht solcher Idioten zu schreiben. :D

    Freut mich, dass du nach der langen Pause trotzdem mitliest :)

    Aber natürlich! ^^ Wenn ich ein gutes Buch gelesen habe und Monate auf den nächsten Teil warten muss, nehme ich das auch in Kauf.

    Armer Flip, aber das mit dem Tablett hätte ja niemand kommen sehen können. :D
    Bin ich froh, dass Cora gerettet würde. Ich finde es echt unmöglich, wie sie ohne jegliche Beweise behandelt wurde. Zum Glück wurde rechtzeitig eingegriffen, um das Urteil zur Extraktion zu verhindern.

    Ich schäme mich gerade, dass ich erst gemerkt habe, dass es weitergeht, als du es erwähnt hast. ;(

    Auch wenn das hier mit etwas Verspätung kommt - ich freue mich wirklich, dass du wieder schreiben kannst! :party:

    Sie steht auf Mangas und Anime und man kann echt super mit ihr reden. Sie ist ganz anders, nicht so langweilig wie andere Mädchen.

    Mir gefällt das Mädchen, das sich Riku angelacht hat. :D

    Danach wurde es echt spannend. Mit dem Schatten habe ich nicht gerechnet.
    Mir tur Cora leid und ich kann mir das alles gar nicht erklären. Eine gute Wendung. :)

    Klappe, Cora! Bitch jetzt nicht rum, sondern komm einfach! Wir haben keine Zeit für dein Mädchengehabe. So erinnerst du mich voll an meine Ex.

    In Momenten wie diesen Frage ich mich immer wieder, wie sich Cora nur in den verlieben konnte. Sein Verhalten kann so schrecklich sein, das hat Cora nun wirklich nicht verdient. *hust* Team Flip *hust*

    Dein Schreibstil ist wie gewohnt fabelhaft, vor allem die passenden Metapher zwischendurch beeindrucken mich.
    Die Flucht hast du echt anschaulich dargestellt, gefällt mir. :thumbsup: Ich bin gespannt, was als Nächstes kommt.

    @Alopex Lagopus So schlecht finde ich deine Idee aber auch nicht; gäbe ja nicht viele Möglichkeiten. Ich überlege einfach nochmal.

    In einem Anflug von Galgenhumor könnte man sagen, dass Kirian ja jetzt wenigstens genau am richtigen Ort ist, um sich auszutoben :/

    Genau das habe ich mir auch gedacht :D heheheheheh ... heheh ... heh. *räusper*
    Und es geht natürlich lustig weiter.


    Als Niara erfuhr, dass die Himitsu gesiegt hatten, bemerkte sie, wie stark sie hoffte, Kirian zählte zu den Überlebenden. Obwohl sie gedacht hatte, ihr wäre nun alles egal, kamen ihr Kirians zahlreiche aufmunternde Worte in den Sinn. Auch wenn es keine Hoffnung mehr für sie gab, traf sie den Entschluss, ihre verbleibende Zeit wenigstens ihm zuliebe keineswegs hinschmeißen.
    Sie und ein paar andere Frauen und Männer wurden mit ein wenig Ausstattung losgeschickt, um die Verwundeten des Schlachtfeldes zu behandeln.
    Als Niara ankam, wurden bereits einige Tote abtransportiert, doch so schnell schockte Niara nichts mehr, einzig bemüht, zwischen den paar jubelnden Himitsu Kirian zu entdecken.
    Schließlich war es Ramona, die durch Zurufen auf sich aufmerksam machte.
    Kirian lebte! Glücklich darüber beschleunigte Niara ihr Tempo. Sie verschwendete keinen Gedanken daran, dass Ramona ebenfalls hier war, sondern nahm es einfach hin.
    Bei Ramona und Kirian angekommen wühlte sie in der kleinen Umhängetasche, holte zuerst zwei kleine Pillen hervor.
    »Das sollen Schmerzmittel sein«, erklärte Niara. Kirian wirkte so gequält, sie wollte ihm nichts mehr zumuten. »Wenn du sie nimmst, wird es gleich besser, Kirian.«
    »Brauch ich nicht«, sagte er. Inzwischen hatte er sich beruhigt und konnte seine Emotionen etwas zurückhalten.
    »Oh Gott, du hast ja eine Menge Blut verloren! Warum hast du nichts getan, Ramona? Warte, nimm einfach schnell die Pillen, ich kümmere mich um die Wunde.«
    »Brauch ich nicht«, wiederholte Kirian bestimmt und beobachtete unbeeindruckt, wie Niara einen langen Druckverband aus der Tasche zog. Danach entdeckte sie ein Desinfektionsmittel. Schon komisch, dass die Soldaten mit Schwertern in die Schlacht zogen, jedoch über fortschrittliche Medizin und andere Behandlungsmethoden verfügten.
    Als sie Kirian fast berührte, wich er bemüht zurück.
    »Das nützt nichts.«
    »Wieso?«, wollte Niara wissen und kam erneut näher. »Komm schon her, sonst entzündet sich womöglich was!«
    »Mir egal, lass es einfach.«
    Anklagend wandte sich Niara an Ramona. »Sag doch auch mal was! Was ist überhaupt mit ihm los?«
    Da ihr Ramona keine Antwort gab, seufzte Niara auf. »Ach Kirian, nun hab dich nicht so.«
    »Gib mal deine Tasche«, verlangte Kirian und Niara tat ihm misstrauisch den Gefallen. Kurz darauf zog er ein kleines Fläschchen heraus und hielt es fragend hoch. »Was ist das?«
    »Pack das wieder weg! Das ist für Verletzte bestimmt, die zur sehr leiden. Der Tod ereilt sie damit schneller.«
    Abermals war es Ramona, die Kirian davon abhielt, einen voreiligen Entschluss zu treffen, indem sie ihm das Fläschchen aus der Hand riss, ehe er es öffnete.
    »Gib es zurück.« Kirian rutschte näher zu ihr und stützte sich dabei zu sehr auf sein verwundetes Bein auf, weshalb er stark die Luft einzog. »Bitte! Artie ist tot, ich will das hier alles nicht mehr ...«
    »Artemis ist tot?«, fragte Niara ungläubig, während Ramona kaum merklich nickte. Jetzt begriff sie, wie es Kirian ging. »Oh nein ...«
    »Gebt mir einfach das Mittel. Ich flehe euch an!« Kirians Betteln zerriss Niaras Herz. »Es tut so schrecklich weh, ich ertrage es nicht mehr.«
    »Lass den Quatsch!«, meinte Niara entschieden.
    »Bitte!«
    »Aber Kirian, jetzt kannst du uns doch nicht auch noch verlassen«, sagte Niara und ballte die Hände zu Fäusten. »Mir hast du gesagt, ich solle stark sein und niemals aufgeben!«
    »Tut mir leid«, sagte Kirian nur, dann schlossen sich seine Finger um Ramonas Handgelenk, immer noch nach das Gift fordernd. »Wisst ihr, wenn ich Glück habe, gibt es eine Welt nach dem Tod. Ich habe keine Angst zu sterben, wenn die Chance besteht, dass ich Artemis wiedersehe.«
    Damit hatte er es geschafft, sogar Niara zum Nachdenken zu bewegen. Traurig beobachtete sie, wie Kirian den winzigen Deckel abschraubte und achtlos beiseite warf. Nun waren sie kurz davor, ihn ebenfalls zu verlieren.
    »Kirian, das ist nicht fair«, flüsterte sie, obwohl sie sein Handeln nachvollziehen konnte.
    »Ich wünsche mir wirklich, dass ihr beiden durchhaltet, aber das schafft ihr auch ohne mich ... macht’s gut.« Und Niara sah Kirian zum letzten Mal lächeln, dann trank er das Gift.

    @Alopex Lagopus Da habe ich mich beim Schreiben tatsächlich auch ziemlich traurig gefühlt. Schon interessant, wie sehr einen eigene Texte mitnehmen können.
    Zu deiner Anmerkung: Habe mir schon gedacht, dass du das bemerkst. Ich habe selbst länger darüber nachgedacht, wie ich es hinbekomme, dass Kirian noch ein bisschen Zeit bekommt. Im nächsten Teil gibt's eine kleinen Grund, weshalb der Gegner gezögert hat ... was Besseres ist mir echt nicht eingefallen. :/ Aber sonst wäre es zu wenig emotional geworden. :D Na ja, mal sehen, vielleicht finde ich da noch eine nachvollziehbare Lösung.


    Kapitel 13

    Kirian war unfähig, was geschah, zu begreifen,
    »Artie«, sagte er drängend und begann ihn vorsichtig, dann kräftiger zu rütteln. »Artie, steh wieder auf! Komm schon, wir müssen hier weg! Du bist nicht tot, stimmt's? Du kannst gar nicht tot sein!«
    »Ooh, die Szene, die du gemacht hast, war aber rührend«, spottete der Soldat, der soeben gegen Kirian gekämpft und bisher verharrt hatte. Sein verächtliches Gelächter löste etwas in Kirian.

    Jemand hat Artemis ermordet.
    Unbändige Wut entflammte in Kirian. Behutsam legte er die Leiche ab, riss das Schwert hoch und schrie seine Verzweiflung heraus, ehe er Worte fand.
    »Du hast mir Artemis genommen!« Unkontrolliert vollführte Kirian Schläge, die der Himitsu nur knapp abwehrte. »Wie konntest du nur?!«
    »Das war nicht mal ich, du Heulsuse von Verräter!«
    Das Risiko, das sich Kirian einfing, wenn er gegen einen Himitsu kämpfte, war ihm vollends gleichgültig. Noch mochte er Artemis' Tod nicht akzeptieren; ihm war, als gäbe es eine Möglichkeit, alles rückgängig zu machen.
    »Sei still!«, schrie Kirian verzweifelt und entdeckte seine wahre Geschicklichkeit. Diesmal schreckte er nicht zurück, seinen Gegner zu verletzen, und er war keineswegs geschockt, als er mit der Schwertklinge dessen Halsschlagader durchrennte.
    Das schreckliche Bild vom niedersinkenden Himitsu berührte ihn nicht. Kirian zweifelte nun auch daran, ob dieser überhaupt Artemis ermordet hatte, da er es unter diesen Umständen mitbekommen hätte. Trotzdem verdiente dieser Mann sein Schicksal, hatte er ihn doch ausgelacht und verspottet.
    Und der wahre Mörder konnte sicher nicht weit sein.


    Seitdem Ramona Artemis aus den Augen verloren hatte, waren nur wenige Minuten verronnen.
    Gekleidet in ein Gewand der Roten hatte sie es geschafft, unbemerkt als Frau am Kampfgeschehen teilzunehmen.
    Doch einen Plan entwickelte sie erst, als sie Kirian erblickte.
    Ramona hatte sich leicht damit abgefunden, dass galt: töten oder getötet werden. Weil sie keinen der Männer kannte, verspürte sie wenig Mitleid, wenn sie angegriffen wurde und gewann. Die meisten Kämpfer wirkten wie Laien, die zum ersten Mal versuchten, mit einem Schwert umzugehen; nichts im Vergleich zum Duell gegen Taron.
    »He!«, rief Ramona auf Kirian zusteuernd, dessen Name ihr in diesem Augenblick nicht einfallen wollte.
    Einen Kirian zu finden, der wild um sich schlug und dem das Wohl anderer egal zu sein schien, war das Letzte, was sie erwartet hatte. Unwillkürlich machte sie sich auf ein beschwerliches Wiedersehen gefasst.
    Als sie kurz vor ihm stand, rechnete sie prompt damit, angegriffen zu werden, und wurde nicht enttäuscht.
    »Warst du es?!«, zischte Kirian in einem feindseligen Ton.

    Erkennt er mich nicht?
    »War ich was?«, entgegnete Ramona, blockte einen Schlag und lehne sich vor, sodass Kirian durch den Druck ein paar Zentimeter zurückweichen musste.
    »Hör auf, dich dumm zu stellen!«
    Was auch immer mit Kirian geschehen war, Ramona musste ihn beruhigen.
    »Erkennst du mich denn gar nicht?« Ramona konzentrierte sich voranging aufs Ausweichen, um ihrem Kameraden keinen Schaden zuzufügen. »Ich bin's, Ramona.«
    Immer weniger Schreie drangen an ihr Ohr, was darauf hinwies, dass sich der Kampf dem Ende zuneigte. Welche Seite wohl die meisten Opfer zählten?
    »Verarsch mich nicht!«, brüllte Kirian.
    »Du verarschst mich doch gerade! Wie kannst du mich nicht erkennen?!« Normalerweise brauchte es viel, damit Ramona laut wurde und ihr gleichgültiger Blick Entschlossenheit widerspiegelte, aber allmählich wurde es ihr zu viel. Gestern war es Artemis gewesen, der sie missverstanden und distanziert behandelt hatte, heute trat ihr Kirian scheinbar grundlos wütend entgegen.
    »Oh.« So plötzlich, wie Kirian sie angegriffen hatte, senkte er seine Waffe wieder. »Du bist es ja wirklich.«
    Zufrieden nutzte Ramona die Zeit, durch Beobachtung abzuschätzen, wie es um die anderen Krieger stand. Ihr fiel schnell auf, dass die Roten nur noch eine Minderheit bildeten, die hoffnungslos von den Himitsu niedergemetzelt wurden. Für Kirian drohte inzwischen wenig Gefahr, wohingegen sie wachsam bleiben musste.
    »Was war mit dir los?«, wollte Ramona wissen, die flink einen neuen Entschluss traf. Siegten die Himitsu, blieb ihr, falls sie überleben wollte, nichts anderes übrig, als unauffällig die Seite zu wechseln. Gar keine leichte Aufgabe, wenn man das rote Hemd und die weiten Hosen der Gegner trug.
    »Ich ...«, begann Kirian, dann versagte seine Stimme und er vergrub das Gesicht in seinen Händen. Keine gute Idee, aber Ramona blieb keine Zeit, ihn zu decken. Kirian war aus irgendeinem Grund sichtlich verwirrt und sie würde ihm helfen, nachdem sie einem toten Himitsu die Kleidung gestohlen hatte, welche sie sich überstreifen wollte.
    Für die Hose reichte es nicht, aber sie konnte einer Leiche ein zu großes Hemd entwenden, das sie über ihr eigenes zog. Die Hoffnung zur Deckung legte sie auf einen Helm, der eindeutig zeigen sollte, von welcher Seite sie angeblich stammte.
    Danach wollte sie Kirian warnen, er solle aufmerksamer bleiben, doch das wurde ihm bereits unwillkürlich klargemacht. Einer der Roten, der nur noch kraftlos am Boden herumkroch, erwischte Kirian mit einem Messer, bevor Ramona ihn tötete. Über das Morden, das sie so emotionslos tat, hatte sie bisher kein einziges Mal nachgedacht.
    Ramona fluchte, als Kirian durch das Messer, das tief in seinem Oberschenkel steckte, auf den Boden sank. Vielleicht musste sie doch ohne ihn fliehen.
    »Halt durch, der Kampf ist gleich entschieden.«
    »Es tut aber so weh«, schrie Kirian auf, völlig von seinem vorherigen Temperament verlassen. »Es tut so weh! Mach, dass es aufhört!«
    Nur noch vereinzelt wurde gekämpft, die übrig gebliebenen Roten versuchten erfolglos zu fliehen. Da Ramona von niemandem mehr bedränget wurde, wandte sie sich Kirian zu. »Warte, wir entfernen das Messer, aber erst mal brauche ich etwas, um die Blutung zu stoppen.«
    »Nein!«, rief Kirian aus. »Nein, das ist es nicht! Artemis ist tot. Artemis ist tot, das alles hat doch keinen Sinn mehr!« Ramona konnte schlecht glauben, wie Kirian, der über alles hinweg gelächelt und jeden aufgemuntert hatte, so zerbrochen vor ihr saß und mit den Tränen kämpfte.
    »Pass auf, du musst dich beruhigen, sonst ...«
    »Er liegt hier irgendwo, hörst du? Und alles ist meine Schuld! Es tut so schrecklich weh...« Überstürzt umfasste Kirian den Griff des Messers, dann zog er es mit einem Ruck heraus. Ramona begriff sofort, was er wollte, als er es vor seinen Hals erhob, und sie konnte ihn gerade noch rechtzeitig aufhalten.
    »Tu jetzt nichts Unüberlegtes!«
    Kirian hob seinen Kopf, betrachtete Ramona mit dem betrübtesten Ausdruck, den sie sich vorstellen konnte. Dann fiel er ihr schluchzend um den Hals.
    »Scheiße ... Scheiße!«
    Obwohl Ramona Körperkontakt hasste, riss sie sich zusammen und ließ Kirian stumm gewähren. Das, was er am ehesten brauchte, war das Gefühl, nicht allein zu sein.

    Aber warum denke ich das überhaupt? Wir sind nur noch zu dritt, einen Ausweg hat es wahrscheinlich nie gegeben. Vielleicht sollte ich auch anfangen, mich damit abzufinden.