Eigentlich lese ich genügend (natürlich sehr subjektiv) Bücher jeglicher Art und ich droppe auch genügend, unter anderem weil sie immer wieder mit denselben Charaktertypen bzw. einer sehr ähnlichen Darstellung ankommt. Was auch nicht so verwunderlich ist, wenn die Gesellschaft als Gesamtes immer noch sehr fixe Rollenbilder hat. Gerade bei männlichen Protagonisten erlebe ich das eben häufig. Mir geht's da weniger drum, dass nun nirgendwo schwächliche Diebe oder mürrische Künstler oä zu finden sind, sondern so einige von denen auch zb ein unreflektiertes, chauvinistisches Mindset haben, va wenn der Autor eine "gritty" Welt darstellen will
Eine merkwürdige Aussage. Dir missfällt also was genau? Du stimmst mit mir überein, dass es in der Literatur genug verschiedene männliche Charaktere gibt, findest aber, diese werden allesamt unreflektiert und chauvinistisch dargestellt?
Das kann ich beides nicht sehen. Chauvinistisch sehe ich seltenst, manchmal als Karikatur. Unreflektierte Charaktere sehe ich selbst bei den kitschigsten Romanzen nicht, dessen Seiten vor lauten Schmalz zusammenkleben. Wo bliebe denn sonst der Spaß, wenn die verliebten Charaktere nicht ständig zweifeln würde und man als Leser mitfiebern kann?
Ich habe keine Ahnung was "gritty" bedeuten sollte oder was du mir damit sagen möchtest. Ich bin aber nur wieder verwundert, dass dir das Topic des Threads völlig egal zu sein scheint.
Ich verstehe auch deine Kritik im Allgemeinen nicht. Es ist wahr, dass bei Romanzen einige weibliche Autoren ihren männlichen Charakteren ein bestimmtes Profil geben. Sie erwarten, dass der Mann zum Beispiel den ersten Schritt macht, den Antrag (inklusive südhaft teuren Verlobungsring) über die Bühne bringt, oder der Mann sich bei der Frau für den großen Streit entschuldigt und geradezu auf den Boden herumgekrochen kommt.
Aber das ist das Genre. Das ist das, was sich verkauft. Vermutlich auch das, was die Autorinnen erlebt haben oder sich wünschen. Das soll schon chauvinistisch sein?
Wohl kaum.
Betrifft übrigens nur einen Teil der Literatur und nicht alle Werke. Ich habe schon genug Bücher in der Hand gehabt, wo Frauen und Männer wirklich sympatisch und authentisch dargestellt werden. Wo Konflikte kreativ aufgelöst werden. Wo Freunde und Verwandte sich proaktiv einmischen, auf glaubhafter und witziger Weise. Wo frische Ideen reinkommen.
Aber jetzt ganz im Ernst: Möchtest du auch gerne die restlichen, üblichen Klitschees kritisieren? Wenn ja, gerne. Fangen wir mal an: Nehmen wir mal die übliche Mary Sue (Rey aus Star Wars zum Beispiel. Luke musste noch mühsam die Verwendung eines Lichtschwertes erlernen.) Oder den üblichen Bad-Guy. Immer unverschämt gutaussehend und irrsinnig reich. Der Kerl kommt mit den bizzarsten Sexfantasien durch und die Frauen stehen darauf. Gerne gehen wir weiter zu den Thema "Seelenverwandten", auch ein toller Dauerbrenner. Wenn man zwei völlig verschiedene Menschen verbinden möchte.
Das sind alles Werkzeuge, die Autoren verwenden und die Literatur ausmacht. Manche sind ausgelutscht und lassen einen die Zehennägel aufrollen. Andere wie die Mary Sue sind geradewegs zerstörend für das Werk.
Und um jetzt mal den Bogen zum Thema zurückzuschlagen: Auch Kinder und Jugendliche werden in Büchern immer auf bestimmter Weise dargestellt. Diese Darstellung ist verzehrt, dient aber stets den Grund, dass damit eine Nutzung in einem Buch möglich ist. Kinder werden nicht als Kinder dargestellt. Ist etwas daran verkehrt? Nein, solange Kinder nicht als kleine Erwachsene dargestellt werden. Und solange die Kinder auch nur die Fähigkeiten bekommen, die Kinder auch haben.
Es wird auch nicht die Sprache verwendet, die Kinder und Jugendlichen in der Realität verwenden. Das will keiner lesen.
Ebensowenig wie ein normaler Dialog zwischen Erwachsenen korrekt in der Literatur dargestellt wird. Das geht schlichtweg nicht. Auch das will keiner lesen.
Wo ist hier also das Problem? Die Literatur entspricht nicht der Realität. Es ist ein Buch, es soll der Unterhaltung dienen. Schreiben ist Handwerk. Es gibt Werkzeuge die man nutzt. Es gibt Fallstricke, die ein Werk zerstören können (beispielsweise Mary Sue, Logiklücken oder mangelndes Fachwissen). Auch ein Film ist nicht dasselbe wie ein Buch oder die Realität. Es sind völlig verschiedene Medien. Dem sollte man schon Rechnung tragen, meiner Meinung nach.