Du findest also, dass Legolas sich verdammt noch mal abends in den Schlaf zu weinen hat, wenn er eine halbe Orkarmee im Alleingang auslöscht? Oder Gimli sollte brütend in sein Bier starren, weil er ein paar Piraten seine Axt über den Schädel gezogen hat?
Oder der edle Aragorn, wenn man unbedingt einen Menschen haben muss, der sollte wegen seiner Taten als Streicher mal besser einen Psychologen wegen PTBS aufsuchen?
Tolkien war ein guter Autor, der durch eigene Kriegserfahrung sich mit PTBS auskannte. (Zwar gab es damals keinen Namen dafür, aber er kannte genug Soldaten an der Front, die daran erkrankten.) Aragon ist tatsächlich ein typischer PTBS-Kandidat. Er ist ein verschlossener Einzelgänger der jede menschliche Gesellschaft scheut und kaum Spaß am Leben findet. Oder hast du je (egal ob Film oder Buch) bemerkt, dass Aragon schallend gelacht hat?
Elrond hat Arwen genau aus den Gründen davor gewarnt eine Ehe mit Aragon einzugehen. Wenn man darüber etwas nachdenkt und sich noch einmal zu Gemüte führt wie verzweifelt Elrond seine Tochter vor dieser Beziehung warnen wollte, oder auch die Tatsache bedenkt, dass Aragon und Arwen nur ein Kind haben, wird da einiges sehr direkt angedeutet.
Wie Thorsten schon schrieb: Elben und Zwerge denken anders als Menschen. Darauf weißt Tolkien sehr direkt hin, als es um die Auswirkungen der magischen Ringe geht. Eigentlich sollten Saurons Ringe alle unterjochen (mit dem Einen Ring als Meister), doch nur bei Menschen geht das. Zwerge werden nur etwas gieriger und Elben können gar die Macht der Ringe nutzen.
Die Hobbits zerbrechen gar an ihren Erlebnissen. Sie alle leiden extrem unter ihren Taten und Erlebnissen. Frodo, Bilbo und Sam verlassen gar Mittelerde.
Tolkien als guter Autor weißt nie direkt auf PTBS und ähnliche Traumata hin. Er macht dasselbe wie beispielsweise Katharina: Er deutet nur an und gibt Fakten vor. Und übrigens: Das macht er seitenweise! Deshalb haben seine Charaktere Tiefe und das, obwohl er noch nichtmal mit einer personellen Erzählweise arbeitet.
Diskutieren wir wie man eine gute Geschichte schreibt, oder wie man eine Geschichte schreibt die sich gut verkauft? Falls letzteres sollten wir vielleicht 'Shades of Grey' oder 'Die Wanderhure' zu Vorbildern nehmen (ich bin hier im Forum eigentlich fuer ersteres unterwegs )
Treffend auf den Punkt gebracht. ![smile :)](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley1.png)
Irgendwer im Forum hat mal gemeint, dass Otto-Normal-Leser auch ein schlechtes Buch mit einem guten Gefühl beiseitelegen können, sofern das Buch ein Happy-End hat. Das dürfte sogar stimmen.
Ein anspruchsvoller Leser (und dazu gehören 99% alles Vielleser) wird sich damit nicht zufriedengeben. Auch Fakt: Wenn du einmal deine Leser verärgert hast, werden sie kein Buch mehr von dir kaufen. Der Leser ist gnadenlos. (Die letzten Sätze kommen übrigens nicht von mir sondern von Lektoren und Autorenblogs, Foren oder Plattformen.)