Beiträge von Rainbow

    Hey Thorsten


    Ich würde sagen, das passt so :thumbup:

    Für das Format, das du hier gewählt hast, braucht es eigentlich nicht viel mehr. Insofern finde ich das Ende an dieser Stelle jetzt auch in Ordnung so.


    Hat Spaß gemacht zu lesen!

    Oh Mann! Was für eine Wendung. Den Kollegen hatte ich echt nicht auf dem Schirm, oder dass er etwas Derartiges planen könnte.

    Die Insenierung ist dir gut gelungen. Auch die Rückblende, was er alles versucht hat und welche Schritte sie letztlich ganz von alleine gegangen ist. Man denkt sich in dem Moment wirklich: Oh nein! Wie dumm sie doch war. :patsch: Sie ist ihm voll auf den Leim gegangen.

    Dazu dann diese Ruhe, die er austrahlt. Der perfekte Psycho. Im Grunde ist ER eigentlich der Verrückte :rofl: Man fragt sich ja, was er vorhat. Zuerst dachte ich, er will sie selbst studieren. Aber es scheint ja fast so, als habe er aus Überzeugung gehandelt, einer höheren Sache zu dienen. Will er die gesamte Menschheit zu Besessenen machen? (A la Ameisenhaufen?)


    Jennifers Situation scheint an diesem Punkt schon ziemlich aussichtslos.

    Ich hoffe jedoch, dass es noch ein Hintertürchen geben wird...und vielleicht ist Dave ja auch gar nicht wirklich tot. :hmm:


    Mal abwarten. Es bleibt spannend :gamer:

    Danke, Sensenbach  Thorsten und Kirisha für euer Feedback :)




    Sehr cool, Thorsten :thumbup:

    Hat Spaß gemacht zu lesen. Wie sie sich bemüht, sich in Trance zu begeben, die gescheiterten Versuche, weil sie immer wieder abschweift oder gestört wird. Und am Ende dann dieser sonderbare Filmriss. Das war irgendwie genau das, was ich befürchtet hatte, wenn man sich auf eine „Selbsthypnose“ einlässt… dass man nämlich die Kontrolle verliert.

    Die Nachricht auf der Mailbox ist zusätzlich schön schaurig. Aber irgendwie glaube ich nicht, dass Jennifer deswegen jetzt alles abbrechen wird.

    Wär ja auch langweilig :D


    Wie gehts weiter? :gamer:

    Hey Thorsten


    Es bleibt spannend. Ich kann mir das sehr gut vorstellen, wie Jenny abends in ihrer Wohnung mit diesen Sätzen herumhantiert, ständig von der Angst getrieben, dass jeden Augenblick irgendetwas Seltsames passieren könnte. Die Anspannung habe ich geförmlich gefühlt und habe regelrecht mitgefiebert.

    Am Ende dann der Gedanke mit der Selbsthypnose, wo ich direkt dachte. Nee, lass das mal lieber!

    Immerhin ist sie dann zumindest so clever, Heidi mit ins Boot zu holen. Aber geil ist halt, wie das langsam größere Kreise zieht. Sie rutscht da immer tiefer rein und der Punkt einer Rückkehr ist längst überschritten.

    Ich bleibe gespannt :gamer:

    Hey Thorsten


    Erstmal nur bis #12.

    Es bleibt spannend. Es macht Spaß zu lesen, wie Jennifer immer tiefer hereingezogen wird und sie letztlich dem Drang nachgibt, allen Warnungen zum Trotz mehr über diese Studie erfahren zu wollen.

    Hier kommt nur ein bisschen Kleinkram und Gedanken, die mir beim Lesen kamen :)



    LG

    Rainbow

    Hey Etiam


    Es spitzt sich mehr und mehr zu. Den inneren Konflikt von Tjelvar hast du meiner Meinung nach gut eingefangen. Keine leichte Entscheidung, die er da zu treffen hat.

    Hier kommen noch ein paar Dinge, über die ich gestolpert bin:



    LG

    Rainbow

    Danke nochmal für euer Fedback Thorsten und Sensenbach




    Okay, ich bin jetzt natürlich leicht verunsichert, was den nächsten Sirius-Part betrifft. Vor allem, was ja seine Motivation/Intention betrifft, sich weiterhin der dunklen Seite zu verschreiben. Ich könnte mir vorstellen, dass ich hier eventuell noch einmal nachjustieren muss, um das deutlicher zu machen und um Widersprüchlichkeiten zu vermeiden. Ich zeig euch jetzt erstmal, was ich so habe :)


    Über eure Meinung, Feedback, Verbesserungsvorschläge freue ich mich wie immer sehr...


    Sirius (Teil 2)



    Ein unkontrollierbares Zittern stieg in Sirius auf. Das Wesen hatte ihn gewittert und ließ nun den Kopf in seine Richtung wandern. Stechender Schmerz durchfuhr ihn. Einer glühenden Nadel gleich drang die Stimme des übergroßen Schattens in seinen Geist.
    Folgt mir!
    Kurz verharrte die Gestalt in der Bewegung. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und tauchte in die Finsternis des Gewölbes ein. Tiefer und tiefer führte der schmale Pfad unter die Erde. Nur der Verwesungsgestank, den der Seelenfresser hinter sich herzog und das gelegentliche Aufblitzen seiner Silhouette verrieten, welchen Weg er nahm.
    Darum bemüht, ihm auf den Fersen zu bleiben, stolperte Sirius über den unebenen Höhlenboden. Mehr als einmal wäre er dabei um ein Haar in der Dunkelheit gegen die hervorstehenden Gesteinsbrocken gestoßen, die aus der Decke herausragten, weshalb er erleichtert aufatmete, als der Gang breiter und die Luft frischer wurde.
    Ein leichter Wind drang durch die Öffnung, welche nach draußen führte. Gebückt folgte Sirius seinem Begleiter durch den schmalen Spalt in der Felswand und nahm einen tiefen Atemzug, da er ins Freie trat. Die hereinbrechende Dämmerung tauchte den Himmel in ein sternenloses Grau, das mit den umherstehenden Felsformationen und Gebüschen verschwamm. Nur wenige Schritte von ihm entfernt stand eine weitere Gestalt, ebenso in eine bodenlange Kutte gewandet, das Gesicht von der übergroßen Kapuze verdeckt. Lediglich ein paar leichenblasse Finger ragten aus den Ärmeln hervor, zu Klauen verformt, die viel zu langen Nägel schwarz angelaufen.
    Sein Gefühl sagte ihm, dass er es mit dem Anführer zu tun hatte.
    Cogan!
    Sirius blieb stehen. Dann senkte er den Blick und deutete eine unterwürfige Verbeugung an, wobei sein Herz in viel zu schnellem Rhythmus gegen seine Brust schlug.
    Er wusste nicht, warum er ausgerechnet in diesem Moment an Dagon denken musste.
    Der Dämonenfürst war auf seine Art grausam, rachsüchtig und unberechenbar gewesen. Doch trotz seiner dämonischen Herkunft hatte Sirius immer geglaubt, dass da irgendwo tief in ihm noch ein Funke Mitgefühl schlummerte. Eine stille Melancholie, die ihm obgleich seiner zerrissenen und von Hass zerfurchten Persönlichkeit, ein gewisses Charisma verlieh. Ihm wäre er ohne Zweifel überallhin gefolgt. Bei den Seelenfressern hingegen, war er sich da noch nicht so sicher.
    Denn obwohl die als ´schwarze Teufel` verschrienen abartigen Kreaturen mit ihrer Vorliebe für den Verzehr menschlicher Seelen bis vor kurzem noch Dagons Armee angehört hatten, so waren durch dessen Verschwinden die Machtverhältnisse neu geordnet worden.
    Die Aussicht darauf, dass nun niemand mehr über diesen Wesen stand, der ihnen Einhalt gebieten konnte und sie außerdem im Besitz des Pentokrators waren, verursachte in Sirius ein seltsames Gefühl von Beklommenheit.
    „Der Irdische“, kündigte der Schatten, der ihn im Empfang genommen hatte, sein Erscheinen an, woraufhin sich die Gestalt vor ihm umdrehte.
    „Cogan!“, brachte Sirius hervor und versuchte dabei, die Magensäure hinunterzuwürgen, die ihm die Kehle hinaufsteigen wollte. „Es ist ... eine Weile her...“
    „´Zeit` hat für uns nicht die gleiche Bewandtnis, wie für Euch Irdische“, vernahm Sirius den kehligen Klang der Worte, die mit dem Abendwind zu ihm herübergetragen wurden. Es hatte den Anschein, als läge eine Tonne Staub auf den Stimmbändern seines Gegenübers, weshalb es nicht mehr als ein Krächzen war, das bei ihm ankam.
    In dem Moment schob der Dämon die Kapuze zurück und entblößte den eingefallenen Schädel des Ordensbruders, an dessen Seele er sich labte. Tot und doch wieder nicht.
    Bei allen bösen Geistern, schoss es Sirius durch den Kopf. Auf die Schnelle versuchte er den Verwesungsgrad des menschlichen Körpers abzuschätzen.
    Aus leeren milchig-gelben Augen, blickte der Seelenfresser auf ihn herab. Seine Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten Grinsen. Wie trockenes Pergament riss die Haut und Blut quoll aus den offenen Wunden hervor. Die Zähne des dahinsiechenden Geistlichen verfärbten sich daraufhin dunkelrot und stellten einen abscheulichen Kontrast zu seinem leichenblassen Gesicht dar.
    Der schaurige Anblick sorgte dafür, dass sich Sirius Magen zusammenzog.
    „Wie ich sehe, habt ihr ohne Komplikationen hergefunden“, vernahm er Cogans unheimliche Reibeisenstimme, woraufhin dieser auf Sirius Unterarm deutete. Die Siegel bewegten sich nur noch schwach unter seiner Haut. Auch das Leuchten trat nicht mehr so deutlich hervor.
    „Selbst wenn Ihr nicht mehr auf den Schutz Eures Herrn bauen könnt, so hat er Euch zumindest einen Teil seiner Macht überlassen...als hätte er geahnt, dass Ihr dadurch einen nicht unbeachtlichen Wert erlangt.“
    Sirius konnte sich nicht helfen, aber die Worte, -oder vielmehr, die Art und Weise, wie Cogan sie sagte-, ließen ihn wachsam werden.
    Plötzlich verspürte er den Drang, die Ärmel seines Hemdes herunterzuziehen, um die Quelle dunkler Magie, derer er sich bediente, aus dem Sichtfeld des Dämons verschwinden zu lassen.
    „Ich gehe davon aus, dass Euch niemand gefolgt ist?“, fragte dieser nun und wandte endlich den Blick von Sirius Arm ab, um ihm wieder in die Augen zu sehen.
    Sirius brachte nur ein Kopfschütteln zustande. Er spürte, wie etwas an ihm zerrte. Etwas, das sein Herz berührte und mit langen, eiskalten Fingern seine Seele streifte, um jegliche Wärme aus ihm herauszuziehen.
    „Habt Ihr getan, was Euch aufgetragen wurde?“, hallten Cogans Worte in ihm wider, wie ein schauriges Echo.
    „Ja. Ich habe die Übergänge, die Ihr mir nanntet, markiert. Sie sind nun miteinander verbunden“, hörte Sirius sich antworten. Seine Stimme klang seltsam fremd in seinen Ohren. Beinahe so, als gehöre sie nicht ihm selbst.
    Mit zunehmender Nervosität rief er sich zur Ordnung. Verdammt! Das war nicht seine erste Berichterstattung. Er musste sich zusammenreißen. „Ich ... ich habe außerdem ausreichend Spuren hinterlassen“, schob er hinterher. „Das dürfte sie eine Weile beschäftigen.“
    Die Frage, welcher Sinn hinter dem Auftrag steckte, brannte ihm auf den Lippen, doch schluckte er sie herunter. Dämonen waren nicht besonders auskunftsfreudig, was ihre Pläne betraf und wenn ihm daran gelegen war, Cogan nicht zu verärgern, tat er gut daran, seine Neugierde für`s erste im Zaum zu halten.
    Einen kurzen Moment wartete er, ob Cogan etwas sagen würde, doch als sich das Schweigen ausdehnte und die Stille unbehaglich wurde, setzte er schließlich erneut an:
    „Es dürfte Euch interessieren, dass der Rat zusammengekommen ist“, informierte er den Seelenfresser. „Offenbar hat man den Ort der Zusammenkunft kurzfristig geändert. Es kursieren Gerüchte, dass das Treffen in Corderian stattgefunden haben soll.“
    Wieder verging einige Zeit, bis der Dämon reagierte. „Die Fürsten sind vorsichtig geworden“, sagte er dann. „Ihre Furcht wird uns den Weg ebnen.“ Er wandte sich ab und trat auf die vor ihm liegende Felsformation zu, die von Sträuchern und wucherndem Efeu umgeben war. Offenbar erwartete er, dass Sirius ihm folgte.
    Ein Blick über die Schulter verriet diesem, dass der schwarze Schatten, der am Höhleneingang stehengeblieben war, Verstärkung bekommen hatte. Zwei weitere Kuttenträger standen nun neben ihm und gerade trat ein dritter durch den Spalt, um nach draußen zu gelangen.
    Darum bemüht, die Panik niederzukämpfen, welche die Anwesenheit der Dämonen in ihm auslöste, sah er wieder zu Cogan hinüber. Dann setzte er sich langsam in Bewegung, um diesem zu folgen.
    „Sie ... sie rechnen mit einem Vergeltungsschlag“, griff Sirius die Worte des Seelenfressers auf und wischte dabei unauffällig seine schweißnassen Hände an der Hose ab.
    „Ja, das tun sie“, setzte Cogan an. „Doch gehen sie nach wie vor davon aus, dass wir durch ihre Pforten schreiten werden wie geladene Gäste.“ Dem monotonen Klang seiner Stimme war keinerlei Gefühlsregung zu entnehmen. Dann jedoch legte sich ein Ausdruck auf seine leichenblassen Züge, welcher Sirius an jemanden erinnerte, der obgleich einer Gesichtslähmung zu lachen versuchte. Das Bild wirkte grotesk, wie ein Gemälde, das dem Surrealismus entsprang. Ähnlich eines jener Werke, bei dem der Künstler einer eigenen Logik folgend Körperteile an Stellen anbrachte, wo sie nichts zu suchen hatten oder die Gesichter auf obskure Weise zerfließen ließen.
    Die von Totenflecken gezeichnete Hand des Seelenfressers wanderte in die Höhe. „Niemand wird auch nur in Erwägung ziehen, dass wir bereits hier sind. Oder sollte ich vielmehr sagen: Immer noch?“
    Ungläubig sah Sirius ihn an. Dann folgte sein Blick dem ausgestreckten, knorrigen Finger des Dämons. Die Stelle, auf die der Seelenfresser zeigte, flirrte wie heißer Wüstensand in der Mittagssonne. Plötzlich schoben sich die Sträucher beiseite. Sirius trat einen Schritt näher heran und dann noch einen. Schließlich überbrückte er auch das letzte Stück, um unmittelbar neben Cogan zum Stehen zu kommen.
    Im ersten Moment glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er die Lichter der Großstadt sah, die unter ihnen aufblitzten.
    Mit einem Mal traf ihn die ernüchternde Erkenntnis:
    Wir sind auf der Erde!
    Deshalb haben sie von den Ordensbrüdern Besitz ergriffen ... die Seelen der Geistlichen überdecken ihre dämonische Präsenz ... auf die Weise werden die Engel ihrer Anwesenheit nicht gewahr!
    Sirius meinte, einen Anflug von Schadenfreude über das Gesicht des Dämons huschen zu sehen, als dieser seinen gebieterischen Blick über die Anhöhe schweifen ließ.
    „Wir befinden uns direkt unter ihnen ... genau, wie das Buch, nach dem sie so eifrig suchen. Es ist zum Greifen nah ... sie stehen förmlich direkt davor, doch sehen sie es nicht.“
    „Ich ... ich hörte, der Pentokrator sei unbrauchbar“, wandte Sirius ein und stellte zu seiner eigenen Verwunderung fest, dass er sich in diesem Moment sehnlichst wünschte, es würde auch so bleiben.
    „Ein Umstand, der nicht von langer Dauer sein wird...“, gab Cogan zurück. „Das Siegel, mit dem Dagon ihn belegt hat, schwindet mit seiner Lebensenergie. Wo immer er sich jetzt befindet ... Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Verbindung endgültig bricht und das Buch seine Gefolgschaft ändert.“
    Das Siegel schwindet mit seiner Lebensenergie ... es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Verbindung bricht ...
    Cogans Worte flatterten durch Sirius Geist. Sie bestätigten ihn in der Annahme, dass der Dämonenfürst noch lebte. Einen kurzen Moment flammte Hoffnung in ihm auf. War es möglich, dass es für Dagon eine, wenn auch verschwindend kleine, Chance auf eine Wiederkehr gab?
    Wenn er zurückkäme...
    Die Unberührtheit, mit der Cogan auf ihn herabsah, ließ ihn zu der Erkenntnis kommen, dass von den Seelenfressern dahingehend keine Hilfe zu erwarten war. Im Gegenteil! Sie brauchten nichts anderes tun, als darauf zu warten, dass sich Dagons Lebensenergie verflüchtigte. Dann könnten sie über den Petokrator verfügen ... und besäßen die Macht Gottes.
    Sirius musste schlucken. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, während seine Kopfhaut zu prickeln begann. Beinahe glaubte er zu spüren, wie sich sein Innerstes verkrampfte, als die toten Augen des Seelenfressers ihn fixierten und dieser sich erneut an ihn wandte:
    „Was wisst Ihr über die Frau? Die für ihn Bestimmte?“
    Der plötzliche Themenwechsel sorgte dafür, dass Sirius sein Gegenüber einen Moment verwirrt ansah, bevor er sich sammelte und zu einer Antwort ansetzte:
    „Nach allem, was ich über sie in Erfahrung bringen konnte, hat der Rat über sie entschieden. Man hält sie in ihrer Wohnung fest ... bewacht von einer Gruppe Engel.“
    „In ihrer Wohnung?“, echote Cogan ungläubig. „Wie viele sind es?“
    „Nicht viele“, antwortete Sirius. Fünf vielleicht, oder sechs. Sie wechseln sich ab.“
    „Fünf oder sechs ... “ wiederholte der Seelenfresser die Worte in abfälligem Ton. „Diese Narren!“
    „Ich verstehe nicht...“, brachte Sirius hervor.
    „Ihre Signatur ist geschädigt. Dafür habe ich selbst gesorgt, als ich in ihren Geist eingedrungen bin“, klärte Cogan ihn auf. Das machte es der dämonischen Energie leicht, sich an sie zu binden...“
    Fragend sah Sirius ihn an. Er verstand noch immer nicht.
    „Als Dagon aus dieser Welt verbannt wurde, nahm sie seine Kräfte in sich auf“, half der Seelenfresser ihm auf die Sprünge. „Seine Macht wurde ihm entrissen und an die Sterbliche weitergegeben. Somit trägt sie nicht nur seine Magie, sondern auch einen nicht unbeachtlichen Teil seiner Lebenskraft in sich ... Sie ist sein Anker. Die Verbindung, die ihn derzeit noch am Leben hält. Genau, wie Ihr es seid.“ Er deutete auf Sirius Arm.
    Dessen Mund wurde staubtrocken. Eine schreckliche Vorahnung machte sich in ihm breit.
    „Ich ... ich bin nur ein unbedeutender Irdischer. Das hier ist ... ist nichts“, stammelte er und zeigte an sich herunter. „Es ist lediglich ein Bruchteil der Macht, an der Dagon mich teilhaben ließ. Gerade mal ausreichend für Illusionszauber oder einfache Banne. Mehr nicht. Ihr glaubt doch nicht, dass...“
    „Er hatte Euch auserkoren seine zweite Legion anzuführen“, unterbrach der Dämon Sirius. „Er hielt Euch für fähig genug, seine Pläne von der Erde aus voranzutreiben. Er zeichnete Euch. Gab Euch sein Blut... Womöglich befindet sich in Eurem Geist ja ein Hinweis. Der Schlüssel, der uns hilft, das Siegel zu brechen...“
    „Die Frau ... Sie ist der Schlüssel. Nicht ich! Ihr setzt auf den Falschen....“, presste Sirius mühsam hervor.
    „Ihr habt recht. Sie ist noch weitaus wichtiger für die Sache, als Ihr es seid. Und auch sie wird bald schon die Gelegenheit bekommen, ihre neu gewonnenen Kräfte in unseren Dienst zu stellen...“
    „Sie wird bewacht ... Ihr kommt nicht an Sie heran. Ich kann sie beschatten ... sie herauslocken ... Ihr braucht mich!“
    „Sie wird von ganz alleine zu uns kommen“, erwiderte der Dämon mit einem selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht. Ohne Hast beugte er sich zu Sirius herab.
    „Was habt Ihr vor? Was ... was wollt Ihr von mir?“, entfuhr es diesem.
    Hektisch wandte er sich um und erblickte die grausamen Gestalten, die sich vom Höhleneingang näherten. Verzweifelt sah er zu Cogan auf.
    „Ihr werdet uns einen Dienst erweisen“, sprach der Dämon und streckte seine Hand aus. Unfähig sich zu bewegen, beobachtete Sirius, wie sich die furchtbar verformten Finger in sein Sichtfeld schoben. Langsam senkten sie sich auf seinen Kopf.
    Schmerz flammte in ihm auf. Sein qualvoller Schrei hallte wie ein Echo von den Felswänden wider.
    Die schwarzen Gestalten reihten sich um ihn. Murmelnd schlossen sie den Kreis, während die grausamen Laute, die aus Sirius Kehle drangen, ihren Sprechgesang untermalten.
    Dann wurde es still.
    Sirius entkräfteter Körper sank auf die Knie. Kurz darauf fiel er zur Seite und blieb regungslos liegen.

    Danke Thorsten und Etiam für euer Feedback und den Austausch zum letzten Part :danke:

    Ist natürlich immer ein bisschen schwierig, wenn so ein Kapitel zerhackt wird. Vielleicht hätte sich die eine oder andere Frage im Zusammenhang geklärt. Nach dieser Diskussion um Sirius Charakterdarstellung bin ich jetzt umso gespannter, wie wohl die Fortsetzung wahrgenommen wird.


    Aber nun erstmal zum aktuellen Part:




    LG

    Rainbow

    Hey Dinteyra


    Ich bin ja nun schon ein ganzes Weilchen durch mit Band I deiner Geschichte und hatte mir immer vorgenommen, dir noch einen Kommi zu hinterlassen. Aber wie das so ist, vergehen plötzlich ein paar Wochen und schwupps muss man versuchen, aus der inzwischen schon etwas verblassten Erinnerung etwas Konstruktives zusammenzukratzen :rofl:


    Aaaalso. Zunächst mal: Hut ab! Dafür, dass du es geschafft hat, diesen ersten Band zu vollenden. :thumbup: Ich finde, da gehört ja schon was dazu, so eine Geschichte zu konzipieren. Interessante Charaktere zu erschaffen, denen der Leser folgen möchte und sich obendrein mit viel Fantasie und Liebe zum Detail eine neue Welt auszudenken. Das ist dir, wie ich finde, ganz wunderbar gelungen. Die Kapitel fügen sich wie selbstverständlich aneinander und die verschiedenen Handlungsstränge führst du immer wieder gut zueinander. Okay, hier und da habe ich manchmal etwas gestutzt, weil mir etwas nicht ganz nachvollziehbar erschien. Aber das waren in der Regel solche Kleinigkeiten, dass ich es hier gar nicht weiter erwähnen möchte.

    Zu deiner abschließenden Frage, ob das Ende zu abrupt kommt oder es irgendwie enttäuschend ist, kann ich nur sagen, dass ich es so absolut in Ordnung finde. Im Grunde ist es ja auch ein Fortsetzungsroman. Ich denke, da darf schon eine gewisse Motivation bestehen bleiben, zu erfahren, wie es mit den Charakteren weitergeht. Ich würde sagen, die meisten Fragen hast du beantwortet. Also: Die Mutter ist befreit worden, Matthias hat seine Stimme wieder, die Kinder haben das Unmögliche geschafft (wenn auch mit etwas Unterstützung), aber jeder ist irgendwie an der Sache gewachsen.

    Interessant ist natürlich, im weiteren Verlauf zu erfahren, was aus Fürst Dreizehn geworden ist und ob es Maja gelingt, ihn noch zu besiegen, oder ob sie irgendwann wieder zu ihrer Familie zurückkehren kann...


    Ich bin schon gespannt, wie du das weitergesponnen hast. :gamer:


    LG

    Rainbow

    Hey Etiam,


    ein schöner Part. Dieses Ritual liest sich für mich soweit gut. Die Spannung zwischen Joran und Tjelvar ist förmlich spürbar und das Ende mit der Unterhaltung wirft noch mal ein etwas anderes Licht auf Durin. Das finde ich gut. :thumbup: Es ist immer von Vorteil, wenn nicht auf Anhieb klar ist, wer welche Beweggründe hat und die Grenzen zwischen den Guten und den Bösen verschwimmen.


    Hier noch ein paar Anmerkungen:



    LG

    Rainbow

    Okay, ich mach mal weiter.

    Ich weiß nicht, ob ihr euch noch an Sirius erinnert. Er hatte im zweiten Band eine tragende Rolle als einer von Dagons menschlichen Handlagern eingenommen.


    Wir schwenken nun also zu ihm und schauen mal, was die Bösen so aushecken :D Da der Part so lang ist, habe ich ihn geteilt...



    Sirius (Teil 1)


    Polizeisirenen drangen aus der Ferne in das kleine Appartement.
    Mit versteinerter Miene blickte Sirius durch das Fenster hinunter, in den von Häuserwänden umgebenen Hinterhof. Die Mauern waren mit Graffitis beschmiert und an den überlaufenden Müllcontainern, bedienten sich die Ratten.
    Seufzend ließ er die Gardine los und wandte sich ab, als ein glühender Schmerz seinen Unterarm hinauffuhr. Hörbar sog er die Luft ein, während er die Symbole auf seiner Haut betrachtete. Die ineinander verschnörkelten Zeichen verformten sich und brannten wie flüssiges Feuer, das sich durch seine Venen fraß.
    Den Kopf in den Nacken gelegt, atmete er aus und vernahm das vertraute Gefühl des machtvollen Nachklangs dämonischer Energie, die ihn durchfuhr.
    Es war soweit.
    Viel zu lange hatte er gewartet. Sich versteckt gehalten. Den flüsternden Stimmen gelauscht und die Zeichen gedeutet. Darauf hoffend, dass sich seine Vorkehrungen als nützlich erweisen würden.
    Mit wenigen Schritten durchquerte er das spärlich möblierte Zimmer und griff nach seiner Jacke, die über der Lehne des Sofas hing. Die Taschenlampe, welche direkt daneben lag, nahm er ebenfalls an sich, bevor er die Wohnungstür öffnete und hinaus in den Korridor trat.
    Während er abschloss, sah er sich wachsam um. Kindergeschrei drang aus einer der vielen Nachbarwohnungen. Ansonsten war es still wie in einem Grab. Zu beiden Seiten des langgezogenen Flurs stapelten sich Tüten mit Altpapier, leere Pizzakartons und ausrangierte Möbelstücke. Eilig marschierte er den Gang entlang, von dessen Wänden die Tapete in Streifen herabhing und steuerte auf die Treppe zu, die ins Erdgeschoss führte. In einigem Abstand, schob er sich an einem Mann vorbei, der zusammengekauert auf dem oberen Treppenabsatz lag. Eine leere Whiskyflasche im Arm, schlief er seinen Rausch aus.
    Dem ´Invitium Novum` sei Dank!, dachte Sirius bei sich, während er begleitet von einem abfälligen Schnaufen den Betrunkenen betrachtete und das trostlose Bild der Umgebung auf sich wirken ließ.
    Es hatte sich nichts geändert. Rein gar nichts. Nach wie vor ließen die Engel die Irdischen im Dreck leben. Der ´Tag des Vergessens` war weder zum Schutze der Menschheit einberufen worden, noch dafür, ihre Qualen zu lindern. Er sollte einzig dafür sorgen, dass alles genauso blieb, wie es seit Anbeginn der Zeit war.
    Wenn er noch einen guten Grund gebraucht hatte, um sich für eine Seite zu entscheiden- jener der himmlischen Mächte oder jener der Dämonen- dann war ihm die Wahl an diesem Tag abgenommen worden.
    Was immer die Zukunft bringen mochte. Lieber war er bereit, sich auf die Herrschaft der Finsternis einzulassen, der vagen Wunschvorstellung folgend, eines Tages den gerechten Lohn für seine treue Gefolgschaft zu ernten, statt weiterhin wie ein Wurm am Haken zu zappeln. In der unwiderruflichen Gewissheit, bis in alle Ewigkeit im Schatten des erhabenen, göttlichen Lichts zu baumeln.
    Das warme Prickeln auf seinen Armen riss ihn aus den trüben Gedanken. Bedächtig fuhr er über die eintätowierten Linien, die sich unter seiner Berührung verformten.
    Augenblicklich spürte er die Kraft, die in ihm schlummerte, da er von Dagon gezeichnet worden war. Einzig diesem Umstand, und dem Tropfen Dämonenblut, mit dem dieser seine Seele an sich gebunden hatte, verdankte er, dass er noch er selbst war. Dass man ihm seine Erinnerungen nicht hatte nehmen können.
    Da Sirius nach wie vor von den Kräften seines Herrn zehren konnte, ging er davon aus, dass der Dämon noch existierte, wenn er auch nicht wusste, wie genau diese Existenz aussah, geschweige denn, wo er sein verbanntes Dasein fristete.
    Knarzend ächzten die Holzstufen unter seinen Füßen, als er sich hinab begab. Auf dem Weg holte er den Schlüssel aus seiner Hosentasche und machte schließlich vor der schweren Metalltüre halt, die zu den Kellerräumen führte.
    Kaum hatte er sie geöffnet, drang ihm der Geruch von Öl entgegen, der sich mit der abgestandenen Luft verband, die aus dem feuchten Mauerwerk kroch.
    Das wenige Licht, das von außen durch die Lüftungsschlitze fiel, reichte, um sich in dem Gang orientieren zu können. Gegenüber der nackten Betonwand, welche die eine Längsseite des Kellers einnahm, reihten sich mehrere Holzverschläge aneinander. Vor jenem, der sich am hinteren Ende unter einem spinnenbehangenen Fenster befand, blieb er stehen und entriegelte das kleine Vorhängeschloss. Quietschend schwang die wacklige Lattenkonstruktion auf und Sirius trat in den abgetrennten Raum ein, der bis oben mit Krempel vollgestellt war. In einem kaputten Einkaufswagen stapelten sich überquellende Getränkekisten. Darum verteilt standen bis unter die Decke jede Menge Kartons, die bedrohlich wankten, als er sich daran vorbeischob. Endlich erreichte er die schwere Platte, die das Loch im Boden verdeckte und schob sie ächzend beiseite.
    Zugegeben. Das heruntergekommene Appartement in dem ehemaligen Industriepark war nicht seine erste Wahl gewesen, doch ließen sich gewisse Vorzüge nicht von der Hand weisen.
    Immerhin verfügte nicht jedes Bauwerk über einen strategisch günstigen Zugang zu den magischen Übergängen, welche die Dämonen als Limare bezeichneten. Das fein gesponnene Netzwerk aus Energie, so hieß es, erstreckte sich über den gesamten Globus und verband eine Vielzahl an Knotenpunkten in der Welt der Irdischen. Mit dem Wissen über deren Standort und der Nutzbarmachung entsprechender dunkler Kräfte war es möglich, sich durch das Überschreiten der Grenzlinien an jeden beliebigen Ort zu begeben.
    Schon vor Jahren hatte Sirius von der Erforschung jener obskurer Energiefelder gehört, die sich einer scheinbaren Ordnung folgend kreuz und queer auf der Weltkarte verteilen sollen, doch war bis zuletzt nie ein wissenschaftlicher Beweis für deren Existenz erbracht worden. Natürlich nicht! Paranormaler Schwachsinn hatte es stattdessen geheißen, womit die Logik wieder einmal über das Okkulte siegte und die Menschen an dem festhalten konnten, was sie kannten und ihnen ein Gefühl von Sicherheit gab.
    Rücklings stieg Sirius die Leiter hinab, die ihn über einen schmalen Schacht in die Kanalisation führte. Begleitet von einem platschenden Geräusch landete er in dem knöcheltiefen Wasser, das den Boden bedeckte. Durch den oberen Spalt drang nur ein kleiner Lichtstreifen, der sich in dem Halbdunkel des Kanals verlor.
    Rasch nahm Sirius die Taschenlampe aus seiner Hosentasche und schaltete sie ein, um damit den vor ihm liegenden Tunnel abzuleuchten.
    Die Frage danach, wo genau er auf das Versteck der Seelenfresser stoßen würde, schwirrte durch seine Gedanken. In welcher der vielen Zwischendimensionen mochten sie sich aufhalten?
    Wenn es stimmte, was er von Dagon wusste, waren die Grenzlinien zur Welt der Irdischen gegen dämonische Aktivität gesichert, weshalb sie sich der Übergänge nicht zu bedienen vermochten, ohne dabei einen Alarm auszulösen.
    Sirius war ein Mensch, hatte Dagon ihm erklärt. Er hatte eine Seele und blieb somit für die Wachposten unsichtbar.
    Aus diesem Grund waren ihm schon früher von dem Dämonenfürst Aufgaben übertragen worden, die das Springen von einem Punkt der Erde zu einem anderen erforderlich gemacht hatten.
    Den Vorteil, welcher sich dahinter verbarg, hatten sich die Seelenfresser nach Dagons Verschwinden zunutze gemacht und Sirius hoffte inständig, dass das ausreichen würde, um ihn in den Augen dieser teuflischen Kreaturen zu einem Verbündeten zu machen.
    Einen tiefen Atemzug nehmend, setzte er sich langsam in Bewegung, und folgte dem Weg, der nur sporadisch durch eine Art Notbeleuchtung erhellt wurde.
    Sein Blick wanderte zu seinem Arm, auf dem die Linien nun deutlicher hervortraten. In dem schummrigen Licht hoben sie sich von seiner blassen Haut ab, als wollten sie ihm den Weg zeigen.
    Er nahm die Energie wahr, die ihn ausfüllte. Sie trieb ihn an, flüsterte ihm zu, weiterzugehen. Voll und ganz auf die Schwingungen konzentriert, die ihn durchströmten, sah er die hellen und ineinander verästelten Adern, die sich in dem Gestein der Tunnelwände abzeichneten. Wie zart fluoreszierende dünne Streifen zogen sie sich durch das Gewölbe.
    Es ist nicht mehr weit...
    Das Gefühl kleiner Stromstöße, die durch seinen Körper jagten, kündigen den Übergang an. Irgendwo hier musste er sein.
    Sein Herzschlag beschleunigte sich. Plötzlich schälte sich direkt vor ihm ein Licht aus der Dunkelheit heraus. Schimmernd, wie ein hauchdünner Vorhang hob sich der flackernde Schein von der düsteren Umgebung ab.
    Kurz blitzte es auf, als er die magische Grenze überschritt. Keinen Wimpernschlag später hatte er die Schwelle passiert. Seine Augen brauchten einen Moment, um sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Offenbar hatte die Taschenlampe ihren Geist aufgegeben, weshalb er sie achtlos beiseite warf.
    Der Tunnel mit dem Kanal war verschwunden. Stattdessen befand er sich jetzt in einer Art Höhle. Umgeben von felsigem Gestein ragen hier und da Stalagniten aus dem Boden hervor, die in dem Dämmerlicht dunkle Schatten an die Wände werfen. Abartiger Gestank, schlimmer, als jener, der zuvor die Kanalisation erfüllt hatte, umwehte ihn. Gegen das Gefühl von Übelkeit ankämpfend, schlug er sich die Hand vor Mund und Nase. Dabei bemühte er sich, den Geruch von Verwesung auszublenden, der schwer und feucht in der Luft hing wie ein von Maden zerfressener Kadaver.
    Plötzlich trat eine Gestalt aus dem Nichts hervor. Gekleidet in eine bodenlange Robe mit nach vorne gezogener Kapuze, blieb ihr wahres Aussehen im Verborgenen. Einzig die Aura, welche sie umgab, zeugte davon, dass es sich um kein irdisches Wesen handelte.
    Sirius Nackenhaare stellen sich auf. Sein Instinkt schrie ihm zu, sich auf der Stelle umzudrehen und davonzulaufen, doch er kämpfte dagegen an.
    Ruhig bleiben! Bleib ruhig!
    Schon einige Male war er mit Dämonen in Kontakt gekommen, Aber keine der gottverdammten Kreaturen jagte ihm einen derartigen Schauer den Rücken herab, wie diese hier.
    Obwohl sie sich üblicherweise in der Gestalt körperloser Schatten mit flammenden Augen zeigten, wusste er sofort, dass es sich bei den vor sich hinvegetierenden Überresten des halbtoten Ordensbruders um einen Seelenfresser handelte. Die eisige Kälte des Todes strömte förmlich aus ihm heraus und tauchte alles um ihn herum in abgründige Trostlosigkeit.


    Hier geht`s weiter:

    Sirius Part 2

    Hey Thorsten


    Mir gefällt die Idee hinter der Geschichte sehr gut und ich finde sie bis hierher auch schön umgesetzt. Das Thema ist in jedem Fall spannend. (Ich bin ein großer Fan von so Psychologie-Kram. :D )Bin schon gespannt, wie du das weiter fortführen wirst.

    Hey Etiam


    Gefällt mir gut, was du hier so in den letzten Wochen fabriziert hast :)

    Wenn ich mir auch nicht sicher bin, alles bis ins Detail verstanden zu haben, waren die Texte zumindest allesamt ziemlich gut geschrieben. Und damit meine ich "ziemlich ziemlich gut"! :thumbup:


    Jetzt kommt es endlich zu dem lang ersehnten Kampf. Die Spannung hast du echt super aufgebaut.

    Ich will jetzt wissen, was passiert....Ahhhh :panik:

    Ganz, ganz lieben Dank, Kirisha und Thorsten für euer Feedback :danke: Ich war die vergangene Woche urlaubsbedingt unterwegs, weshalb ich mich jetzt erst melde. Sorry.


    Ich bin heilfroh, dass sich meine Überarbeitung gelohnt hat und euch die Dagon-Einführung jetzt besser gefällt. Hat auch, ehrlich gesagt, Spaß gemacht, das zu schreiben. :)


    Eure Anmerkungen werde ich gerne noch in den Text einfließen lassen. Das hilft mir wirklich sehr. Danke :loveyou:

    Danke, Sensenbach und Kirisha für euer Feedback :danke:




    Es freut mich, dass der Einstieg schon mal ganz gut angekommen ist. Ich zeige Euch dann jetzt mal den aktualisierten Dagon-Part. Zuerst wollte ich ihn teilen, aber dann habe ich mich entschieden, ihn Euch besser am Stück zu zeigen. Ich hoffe, die Länge ist noch verträglich.

    Bin schon ganz gespannt, wie Ihr ihn finden werdet. Vor allem, weil er so ganz anders ist, als der ursprüngliche :)



    Dagons Erwachen


    Dagon fuhr hoch.
    Eine bleierne Schwere lag auf ihm. Benommen blinzelte er gegen den trüben Schleier an, der ihm die Sicht nahm.
    Nur langsam klarte das Bild vor seinen Augen auf und er fand zu sich.
    Kalte Böen peitschten über ihn fort. Von Eis durchzogener Hagel prasselte auf ihn nieder und hatte ihn bereits unter einer weißen Schicht vergraben.
    Was war geschehen? Wo war er?
    Augenblicklich blitzten die Bilder vor seinen Augen auf, die das Grauen wiederkehren ließen:
    Sein Sturz in die Verdammnis...Flammende Fangarme, die ihn festhielten, ihn dem Feuer zum Fraß vorwarfen, während sich die Zeit auflöste und ihm die Unendlichkeit den Verstand raubte...
    Ihm schwindelte und die weiße Landschaft verschwamm mit dem nachtschwarzen Himmel zu einem Kaleidoskop aus Schatten und Licht.
    Schwarz und Weiß.
    Weiß und Schwarz.

    Hastig sog er die eiskalte Luft ein. Mit jedem Atemzug schlitzte sie ihm die Kehle auf, als bestünde sie aus tausend messerscharfen Klingen.
    Darum bemüht, in dem pulvrigen Schnee Halt zu finden, stieß er sich vom Boden ab, doch die Leichtigkeit seiner Bewegungen war der Trägheit eines beengenden Körpers gewichen. Stechender Schmerz durchfuhr ihn, als ramme ihm jemand ein glühendes Eisen in den Rücken.
    Was im Namen Luzifers...?
    Ein Blick genügte, die unausgesprochene Frage zu beantworten: Seine Schwingen.
    Von verbrannten Stellen gezeichnet, hingen sie wie ein löchriger Lederumhang an ihm herab. Der Versuch sie zu bewegen, ließ ihn gequält aufstöhnen. Mit zusammengepressten Zähnen betrachtete er das Blut, das aus den Wunden unterhalb seiner Schulterblätter sickerte. Träge tropfte es neben ihm zu Boden und färbte den Schnee dunkel.
    Die sich ausbreitende Schwärze auf dem hellen Grund verästelte sich, und erinnerte an das Geflecht aus Adern, das unter seiner blassen Haut hervorschimmerte.
    Benommen verfolgte er die dunklen Linien auf seinem Unterarm. Sie schienen sich zu bewegen, dünnen Schlangen gleich, die sich an ihm hinaufwanden.
    Sein Blick wanderte zu dem zerrissenen Hemd, das lose um seinen Oberkörper flatterte und blieb schließlich an der Narbe auf seiner Brust hängen: Ein schimmerndes Mahnmal, das aus der Dunkelheit hervorstach.
    Bedächtig fuhr er mit dem Finger darüber.
    Umgehend spürte er das warme Glühen in seinem Inneren, das wie ein monotones Pochen in ihm widerhallte. Schwerfällig und holprig, einem zweiten Herzschlag gleich, der nicht sein eigener war.
    Fest presste er die Lider zusammen, atmete gegen die Enge in seiner Kehle an, bevor die Erinnerung ihn mit sich riss:


    Als er die Augen aufschlägt, kniet er zwischen den Trümmern der Kapelle. Der Engel liegt mit verrenkten Flügeln nur wenige Schritte von ihm entfernt. Obwohl er sie nicht sehen kann, fühlt er ihre Anwesenheit. Langsam dreht er den Kopf zur Seite. Schwankend bewegt sie sich auf ihn zu, beide Hände um den Schaft des Schwertes geschlungen. Sie kann es kaum halten... es ist zu schwer für sie.
    Sein Blick heftet sich auf die Waffe. Er erkennt sie sofort.
    Der breite Griff mit der leicht geschwungenen Parierstange, die Schneide, die je nach Lichteinfall in einem bronzenen Ton leuchtet, und dem rechtmäßigen Besitzer den verschnörkelten Schriftzug offenbart: Jerameel.
    SEIN Schwert.
    Das Schwert des Auserwählten!
    Der Allmächtige selbst hatte es ihm überreicht in jener Nacht vor über dreitausend Jahren. Im himmlischen Feuer geschmiedet, so hieß es, sollte es nur für einen Zweck bestimmt sein:
    Seinem Herrn zu dienen, um das Böse endgültig zu besiegen.
    Die Ironie hinter dieser Erkenntnis lässt ihm ein Lächeln auf die Lippen treten, als sich das Mädchen Schritt für Schritt auf ihn zubewegt...Ihre Hände zittern...
    Sie zögert. Er sieht, wie sie sich windet...mit sich kämpft ...
    TU ES...!, hallt seine Stimme in ihm nach, mit der er sie auffordert, zu beenden, was beendet werden muss...
    Der Schmerz reißt ihn entzwei, als sich Jerameel in seine Brust bohrt, sich das Licht Gottes durch seine Adern frisst...ihn verzehrt.
    Das Letzte, was er sieht, sind braune Augen. Sie füllen sich mit Tränen...lassen ihn nicht los...bis er in Dunkelheit ertrinkt.


    Ein Geräusch ließ ihn hochschrecken. Das dämmrige Licht war undurchdringlicher Schwärze gewichen.
    Kurz rang er darum, die Orientierung wiederzuerlangen. Wie viel Zeit mochte vergangen sein?
    Er lauschte seinem Herzschlag. Nur ganz leicht noch vernahm er das warme Glühen in seiner Brust. Stattdessen schien sich die Kälte mehr und mehr in ihm auszubreiten.
    Mit jedem Augenblick der verging, spürte er, wie er schwächer wurde. Als seien die verbliebenen Reste seiner kläglichen Existenz ins tosende Meer geschüttet worden, wo sie von den Wellen hin- und hergetragen wurden, um zu verwässern... sich nach und nach aufzulösen.
    Bei den Schwingen des Zeramons.
    Wo auch immer er hier gelandet war, er musste zusehen, dass er von hier fortkam, und zwar schnell.
    Er wollte sich vom Boden abstoßen, die Flügel entfalten, um sich in die Lüfte zu erheben, doch der Schmerz, der durch seine Glieder jagte, fesselte ihn an Ort und Stelle.
    Darum bemüht, die Qualen auszublenden, die ihm sein geschundener Körper bescherte, kämpfte er sich Schritt für Schritt vorwärts. Er stolperte durch den kniehohen Schnee, fiel und rappelte sich mühsam wieder auf.
    Ein plötzliches Grollen in der Ferne ließ ihn innehalten. Abrupt blieb er stehen, legte den Kopf schief und horchte.
    Der Boden unter seinen Füßen vibrierte.
    Schnee prasselte von den Bäumen auf ihn nieder.
    Dann war es wieder still. Nur das Tosen des Windes war zu hören.
    Langsam ging er weiter.
    Mit den Händen schirmte er seine Augen ab, versuchte, in dem heillosen Chaos etwas erkennen zu können, doch dieser Ort schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Der Hagel ging in Schnee über. Wie eine undurchdringliche Wand wehten ihm die dicken Flocken nun entgegen und je weiter er voranschritt, desto tiefer versank er in den weißen Massen.
    Nach und nach klarte die Sicht auf, der Wind wurde weniger und er konnte ein Ufer erkennen, das linksseitig von einer wabernden Wand umgeben war. Die Mauer aus purer Energie verlor sich in den Weiten des Waldes. Den Kopf in den Nacken gelegt folgte Dagons Blick dem mächtigen Schild, der sich bis weit über die Baumwipfel erstreckte, wo er sich in Form einer riesigen Kuppel über den Nachthimmel wölbte.
    Überall dort, wo Blätter oder umherfliegende Äste mit dem magischen Wall in Berührung kamen, blitzte es auf und ein unheilvolles Knistern durchbrach die Stille.
    Das kurze Zischen, das von einem verbrannten Geruch begleitet wurde, ließ erahnen, was ihn erwartete, sollte er es wagen, die Grenze überschreiten zu wollen.
    Nun sah er auch die dunklen Schatten, die sich auf der anderen Seite abzeichneten.
    Wächter...
    Gezwungen, ihr dämonisches Dasein an dem Übergang zur ewigen Verdammnis zu fristen, geiferten sie danach, sich jeden noch so kleinen Funken Lebensenergie einzuverleiben.
    Die Barriere ohne brauchbaren Plan, noch dazu in seiner jetzigen Verfassung, überwinden zu wollen, hieße, von der Übermacht jener Kreaturen in Stücke gerissen zu werden.
    Wäre er im Vollbesitz seiner Fähigkeiten, er hätte es umgehend versucht. Aber so, wie die Dinge jetzt standen, konnte er von Glück reden, wenn er dieser Atmosphäre noch eine Weile standhielt.
    Es muss einen anderen Weg geben...
    Er sah sich um.
    Bläulich schimmernd hoben sich die Reflektionen der Barriere von der spiegelglatten Oberfläche des Sees ab, welcher wie ein ausgebreitetes samtschwarzes Tuch vor ihm lag.
    Im Schein des Lichtes glitzerte das Weiß des Schnees als bestünde es aus tausenden von Diamanten, doch die friedvolle Idylle vermochte ihn nicht zu täuschen. Lediglich ein Narr würde annehmen, dass auch nur irgendetwas an diesem Ort echt wäre.
    Vorsichtig näherte er sich dem See. Das von Raureif überzogene Laub, raschelte unter seinen Füßen. Feine Eiskristalle bedeckten das Ufer, doch das Wasser schien sich den eisigen Temperaturen nicht beugen zu wollen.
    Du kennst die Gesetze nicht, die hier herrschen...Bleib wachsam!
    Kräuselnde Wellen stießen sanft gegen seine Fußspitzen, als er sich herunterbeugte.
    Unscharf zeichneten sich die Umrisse seines Spiegelbildes vor ihm ab.
    Das nachtfarbene Haar, von Schneeflocken durchzogen, kräuselte sich in seinem Nacken und aus dem blassen Gesicht sahen ihm ein paar Augen entgegen, die wie flüssiges Silber aus der Dunkelheit hervorblitzten. Hell und strahlend...
    Wie die Klinge Jerameels.
    Übelkeit stieg in ihm hoch und er spürte, wie seine Hände zu zittern begannen. In einem Anflug angewiderten Entsetzens griff er nach einem Stein und warf ihn in das Wasser. Tropfen spritzten in alle Richtungen und sein Spiegelbild löste sich auf. Noch bevor es sich wieder zusammensetzen konnte, stieß er sich vom Boden ab und atmete in heftigen Zügen die eiskalte Luft ein, die sich unerbittlich in seine Lungen fraß.
    Den Kopf mit den Händen fest umklammert, stolperte er am Ufer entlang. Als könne es ihm gelingen, damit den rasenden Gedanken Einhalt zu gebieten, die ihn wie feige Angreifer aus dem Nichts attackierten.
    Du bist besonders, Dagon! ...
    Du verrätst nicht nur die Menschen, sondern dein eigenes Reich ebenso...

    Die Worte, die der ´Allmächtige` an ihn gerichtet hatte, hallten in ihm wider. Wie Säure fraß sich die Erinnerung an seine letzte Aussprache mit dem sogenannten Schöpfer über den Himmel und die Erde durch seine Eingeweide und verschmolzen mit dem Schmerz der pochenden Narbe auf seiner Brust.
    „Du hast keine Macht mehr über mich...“, presste er mühsam hervor, darum ringend, sich an das Letzte zu klammern, was ihm geblieben war. Sein Stolz.
    Unbarmherzig blies ihm der Wind entgegen, während ihm die eisige Kälte ins Gesicht schnitt, als wolle ihn der Zorn Gottes persönlich in seine Schranken weisen.
    Das unheilvolle Grollen, welches sich nun aus der Ferne näherte, ließ seine Annahme zu einer schaurigen Realität werden.
    Die Erde erzitterte, als würde sich etwas Großes durch den Wald bewegen und dabei die Bäume zur Seite pflügen.
    Holz splitterte und Äste brachen. Irgendetwas schob das Totholz beiseite.
    Hektisch blickte er sich um. Versuchte in der Schwärze des in Dunkelheit liegenden Forstes etwas zu erkennen. Seine beeinträchtigten Sinne arbeiteten nur langsam, weshalb es einen Moment dauerte, bis er die Gefahr lokalisieren konnte.
    Doch dann sah er es.
    Ein seltsam flimmernder Schatten der direkt auf ihn zukam und die Landschaft verschluckte.
    Die hochgewachsenen Tannen kippten beiseite, zerfielen zu Staub, der vom Wind davongetragen wurde. Anstelle von Eiskristallen rieselten jetzt dicke Ascheflocken herab. Wie angekokeltes Papier flogen sie durch die Luft und fielen träge auf seine Schultern.
    Die weißen Massen schmolzen dahin, legten den darunterliegenden Furchen durchzogenen Boden frei.
    Er strauchelte und landete auf dem Weg. Kochende Hitze stieg aus dem Erdreich empor.
    Mit einem Satz war er wieder auf den Beinen, betrachtete seine Handfläche, die von Brandblasen übersäht waren.
    Schwerfällig stützte er sich gegen einen nahestehenden Baumstumpf, bevor er sich davon abstieß und sich erneut in Bewegung setzte.
    Was auch immer es war, das sich da aus dem Wald näherte. Er würde nicht abwarten, um es aus der Nähe zu betrachten.
    Über seine eigenen Füße stolpernd schleppte er sich den Pfad zurück, den er entlanggekommen war. Der See blubberte und warf schäumende Blasen. Schwüler Dunst hing in der Luft. Risse gruben sich immer tiefer in den steinigen Untergrund, die sich wie kleine Rinnsale mit schwelender Lava füllten.
    Das Grollen hinter ihm kam näher.
    Beinahe schon glaubte er, den heißen Atem der Verdammnis in seinem Nacken spüren zu können.
    Endlich näherte er sich der Stelle, an der er vorhin zu sich gekommen war.
    Er erkannte die Bäume, die mit ihren eigenwillig verformten Ästen unter einer dicken Eisschicht vergraben gewesen waren. Nun, da der Schnee weggeschmolzen war, ragten deren Kronen wie ineinandergeschlungene Arme gen Himmel. Der Wind ließ sie hin- und herschaukeln, wodurch es aussah, als seien sie zum Leben erwacht.
    Höllenglut und Dämonenasche..
    Einen zweiten Blick riskierend, stellte sich heraus, dass dies mehr als nur eine optische Täuschung war.
    Mit schaurigem Entsetzen nahm er zur Kenntnis, wie die Rinde aufplatzte und das morsche Holz nachgab. Teile des Baums wurden regelrecht weggesprengt und darunter kamen klauenbesetzte Schwingen zum Vorschein. Kurz darauf zeichnete sich ein spitzer Schnabel ab, der zu dem Schädel eines mit Schuppen gepanzerten Körpers gehörte.
    Eine Serpyie ... Nein! ... Viele davon...
    Wild und ungestüm tobte das Krächzen der geflügelten Kreaturen über die Anhöhe. Immer mehr davon gruben sich aus den hölzernen Riesen und erhoben sich, nach Beute geifernd, in den Nachthimmel, wo sie sich brennenden Fackeln gleich entzündeten.
    Ihre flammenden Schwingen zuckten wie ein Funkenregen über das sternlose Firmament und zogen einen Schweif orange-roten Lichts hinter sich her.
    Es blieb ihm keine Zeit den Flug der Serpyien weiter zu verfolgen.
    Der Boden unter ihm brach auf. Glühende Bäche schossen darunter hervor, verbanden sich in Sekundenschnelle zu einem brodelnden Feuermeer.
    Er rannte. So gut in seine wackligen Beine tragen konnten. Sprang über die Abgründe, welche den steinigen Untergrund aufspalteten. Rutschte ab. Fing sich wieder.
    Mühsam rettete er sich auf ein Felsplateau, das ein Stück hervorragte, bevor es von dem kochend heißen Strom umspült wurde. Immer mehr Gesteinsbrocken lösten sich und die Insel schrumpfte zusehends unter dem steigenden Pegel der vernichtenden Fluten.
    Das Geschrei der Serpyien hallte in seinen Ohren. Von überall her drang es wie ein tosendes Echo auf ihn nieder.
    Sie hatten ihn entdeckt.
    In wilder Verzweiflung sah er sich um. Die sengende Hitze brannte in seinen Lungen. Von Schweiß durchtränkt, klebte das Hemd auf seiner Haut, als wolle es damit verschmelzen. Schmerz fraß sich durch seine Glieder.

    Der von lodernder Glut durchzogene Fluss rauschte an ihm vorbei und stürzte ein Stück weiter in den Abgrund, welchen das Beben in das Erdreich gerissen hatte.

    Ein halb entwurzelter Baum stand an der Klippe. Die Wurzeln tief in einen etwas höhergelegenen Felsvorsprung gegraben, war er bislang noch nicht der Lava zum Opfer gefallen. Mit seinen morschen Ästen ragte er über den Rand der Schlucht, an der Dagon ein helles Leuchten ausmachen konnte.

    Es schwebte auf der Stelle und durchbrach mit seinen Strahlen die Dunkelheit, als wolle es ihm den Weg zeigen.
    Kurz zögerte er. Dann breitete er, einer inneren Stimme folgend, seine Schwingen aus und stieß sich mit letzter Kraft ab. Nur zwei Flügelschläge, zu mehr war er nicht imstande. Doch der Schwung reichte aus, ihn über die brodelnden Massen zu dem Baum hinüberzutragen. Der Ast, an den er sich klammerte ächzte unter seinem Gewicht, während die Lava an ihm vorbei in die Tiefe stürzte.
    Unter ihm rumorte und blubberte es. Flammen stiegen aus dem Graben empor, formten sich in dem dunstigen Qualm zu dämonischen Fratzen, die sich auf dem Weg nach oben auflösten.
    Ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass das Felsplateau, auf dem er zuvor noch gestanden hatte überschwemmt worden war.
    Es gab keinen Weg zurück.
    Mit einem unerwarteten Ruck gab der Baum nach und rutschte ein Stück über den Abhang. Es fehlte nicht mehr viel und die Wurzel würde endgültig nachgeben. Das bedrohliche Ächzen des Astwerks ließ ihn einen Moment den Atem anhalten. Dann sah er die lodernde Gestalt des herannahenden Flugdämons, der im Sturzflug auf den Baum zusteuerte. Ein zweiter näherte sich von der Seite. Schon bald würden sie ihn erreicht haben.
    Plötzlich wurde er sich wieder des Lichtes gewahr. In einiger Entfernung schwebte es die gegenüberliegende Felswand entlang, die von Concarven überwuchert war. Wie schlangenartiges Getier wanden sich die schwarzen Schlingpflanzen mit ihrem giftigen Blattwerk an dem rauen Stein empor.
    Als sich der pulsierende Schein des Lichtes näherte, wich das rankende Gewächs zurück und gab den Blick auf eine Spalte frei, die unter dem wuchernden dunklen Teppich verborgen gewesen war.
    Das war die Chance. Seine einzige womöglich.
    Begleitet von einem hohen Schrei landete die erste Serpyie in der Krone des Baums und entzündete das trockene Holz, aus welchem augenblicklich orange-gelbe Flammen emporzuckten. Kurz darauf gab die Wurzel endgültig nach und der Stamm kippte nach vorne über
    den Abhang.
    Er fiel. Stürzte ein Stück in die Tiefe, bevor er seine Schwingen entfaltete und sich im Gleitflug bis zu der kleinen Höhle tragen ließ.
    Gegen den kantigen Stein schlitternd, prallte er von dem Eingang ab und konnte sich eben noch an den Ranken festhalten, die ihm augenblicklich die Haut verätzten. Ein Knurren entstieg seiner Kehle, als er sich daran hochzog, um das letzte Stück bis zu dem Felseingang zu überbrücken. Endlich hatte er es geschafft. Stöhnend ließ er sich auf den kühlen Boden sinken. Von außen hörte er das heillose Gekrächze der Serpyien. Ihre Versuche, ihm zu folgen scheiterten an den Concarven, die ihr Territorium zurückerobert und ihre Ranken binnen weniger Augenblicke wieder zu einer undurchdringlichen Wand verwoben hatten.
    Kraftlos wandte er seinen Blick ab und schloss erschöpft die Augen, bevor ihn eine Welle der Wut und des Zorns überkam.
    Es hieß, wenn Engel fallen, dann fallen sie unter Qualen. Denn sie haben das Antlitz Gottes gesehen und werden es nie wieder zu Gesicht bekommen. Doch wenn gefallene Engel erneut fielen...was war dann? Verzehnfachte sich ihre Qual? Oder verhundertfachte sie sich gar?
    Sein markerschütternder Schrei hallte durch die Höhle, verzerrte sich zu einem grausamen Echo, das von allen Seiten auf ihn niederging.
    Zitternd richtete er sich auf, stützte sich an der Wand ab, um auf die Knie zu kommen.
    „War das schon alles, VATER?“, schleuderte er seine Worte voller Abscheu heraus. „Sag mir! ... War das schon alles?“
    Ungewollt kippte er zu Seite. Die Wände rückten näher. Alles drehte sich. Stille legte sich wie ein bleierner Vorhang über ihn, bevor er zusammenbrach und er sich seiner Erschöpfung hingab.

    Hallo zusammen :)


    Ich möchte Euch heute gerne einen recht kurzen Part zeigen, den ich quasi als "Einführung" in die Dagon-Perspektive geschrieben habe.

    In meiner alten Fassung war es ja so, dass wir gleich zu Dagon geschwenkt sind, der prompt in der Gestalt seines Elohims (dieses Energiewesens) dargestellt wurde.

    Ich habe mir das nun etwas anders überlegt. Wir betrachten die Szene nun also nicht direkt aus Dagons Sicht...


    Meine Idee war, dass das göttliche Licht (sein Elohim) ihn zunächst findet. Und erst in dem darauffolgenden Part können wir als Leser dann sein Erwachen live miterleben. Mir war es wichtig, seinen Wandel und die Entwicklung drumherum etwas nachvollziehbarer zu machen, weshalb er sich in meiner neuen Fassung erstmal in seiner "ursprünglichen Gestalt" befindet... Erst nach und nach wird er sich des Lichtwesens gewahr, das ihn aus der Ferne beobachtet und leitet... bis er schließlich zu dem Punkt kommt, die Hilfe seines einstigen Gefährten anzunehmen und sich letztendlich wieder zum Guten bekennt (soweit der Plan)


    Diesen Text hier würde ich schon recht am Anfang bringen, damit der Leser (parallel zu der Ratversammlung mit Emilia) gleich checkt, dass da noch was anderes im Gange ist. Die genaue Kapitelanordnung hab ich noch nicht so ganz klar für mich, aber ich würde Euch, wie gesagt, gerne schon mal zeigen, wie ich mir das Inhaltlich vorgestellt habe.



    Achtung- geht los: :)



    Das Licht



    Zur selben Zeit, jedoch an einem anderen Ort, trat ein Licht aus der Dunkelheit hervor. Begleitet von einem zarten Glimmen hob sich der Funke von der trüben Dämmerung ab, welche die sonderbare Umgebung in tristes Grau tauchte.
    Augenblicklich frischte der Wind auf und sorgte dafür, dass der Schein der leuchtenden Quelle zu flackern begann.
    Blätter wirbelten auf und wurden von den stürmischen Böen wie willenlose Gespielen davongetragen. Unbeirrt schwebte das Licht voran, drang in den Nebel ein, der den Sumpf unter einem weißen Schleier verbarg. Immer wieder verschwand das helle Flimmern kurz in dem wabernden Dunst, nur um wenig später wieder zum Vorschein zu kommen. Es flog an Baumstümpfen vorbei, die wie verkrüppelte Leiber aus dem Morast emporragten und mit ihren knorrigen Ästen in den undurchdringlichen Schwaden gespenstische Formen annahmen.
    Wie von Geisterhand erwachten die Zweige plötzlich zum Leben. Sie wuchsen heran, wurden länger und länger bis sie zu einem undurchdringlichen Dickicht verschmolzen. Doch überall dort, wo die Strahlen des Lichts auf das Geäst trafen, wichen die rankenden Pflanzen zurück. Es entstand ein schmaler Gang, der gerade breit genug war, damit die schwebende Flamme hindurchhuschen konnte. Vorsichtig folgte sie dem Weg, dessen morastiger Boden vereinzelt mit Sumpflöchern versehen war, aus denen dampfende Gase emporstiegen. Schwefelhaltiger Gestank erfüllte die Luft und das Blubbern der brodelnden Quellen vermischte sich mit dem Pfeifen des Windes zu einer unheilvollen Melodie.
    Nach und nach lichtete sich das Strauchwerk. Es wurde kühler und die ersten Schneeflocken wehten durch das Unterholz. Raureif spross wie aus dem Nichts empor, breitete sich über Ästen und Zweigen aus.
    Der Sumpf endete hier. Als habe das Licht eine unsichtbare Schwelle überschritten, zeichnete sich nun ein eingeschneites Waldstück vor ihm ab.
    Dicke, herabrieselnde Schneeflocken hatten die karge Landschaft unter einem weißen Teppich aus Eis begraben, in dessen Mitte ein See hervorstach. Seine dunkle Oberfläche spiegelte die sternlose Schwärze des Himmels wider. In dem winterlichen Treiben war das andere Ufer nur zu erahnen. Langsam setzte sich das Licht in Bewegung, ließ den Sumpf hinter sich, um in das eisige Gestöber einzutauchen.
    Mit seinen Strahlen leuchtete es die schmale Böschung ab, während ihm der stärker werdende Sturm mit erbarmungsloser Härte entgegenwehte. Hagel mischte sich unter den Schnee.
    Die Sicht verschwamm. Sie versank unter einem weißen Vorhang niederprasselnder Eiskörner. Laut platschend schlugen sie auf das Wasser, sorgten dafür, dass es sich aufbäumte und kräuselnde Wellen ans Ufer getragen wurden.
    Ein sonderbares Summen mischte sich unter das Geräusch des tosenden Windes. Es schwoll an, wurde lauter, je näher das Licht herankam. Die Barriere zeichnete sich ab. Wie eine Wand erhob sie sich aus der Finsternis. Blitzte zuckten darüber, gaben das gesamte Ausmaß der Grenzlinie wieder, welche sich in der Unendlichkeit verlor, und diesen Ort unter ihrer mächtigen Kuppel einschloss.
    Blau leuchtend hob sich das Flimmern von der Stelle ab, die soeben durchbrochen worden war.
    Es musste hier irgendwo sein.
    Schnell drängte das Licht weiter voran, bis es fand, wonach es suchte.
    Die Gestalt lag nur wenige Schritte entfernt im Schnee. Zu groß für einen Menschen ... zu menschlich für einen Dämon ... zu sehr Dämon für einen Engel.
    Behutsam schwebte das Licht heran, beleuchtete das blasse Gesicht, das von schwarzen Haaren zur Hälfte bedeckt war. Dunkle Adern wanderten von den Schläfen den Hals entlang und verschwanden unter dem zerrissenen weißen Hemd, welches den Blick auf den entblößten Oberkörper freigab. Ein sonderbares Glühen ging von dem zart schimmernden Narbengeflecht aus, welches sich oberhalb der linken Brust abzeichnete.
    Die schwarzen Flügel hoben sich auf groteske Weise von dem glitzernden Schnee ab. Halb verbrannt, löchrig, unbrauchbar.
    Für einen Moment noch verharrte die Lichtkugel in der Luft schwebend, bevor sie einen strahlenden Glanz annahm. Im steten Rhythmus eines kräftigen Herzschlags pulsierte ihr Schein, der sich immer weiter ausbreitete und die Gestalt am Boden in einen warmen Schimmer tauchte.
    Unausgesprochen hallten die Worte über das tosende Heulen des Sturms hinweg. Eingängig und von machtvollem Klang.
    Mächtig genug, um Tote aufzuwecken.
    Wach auf!


    Noch eine Frage:



    Kirisha  Sensenbach  Thorsten  J.J.Raidark  Etiam


    Hallo Ihr Lieben,


    mein letzter Post hier in diesem Thread liegt ja nun schon ein Weilchen zurück und bevor sich meine Geschichte völlig im Sande verläuft, möchte ich Euch zumindest gerne mal an den aktuellen Entwicklungen teilhaben lassen. :)


    Natürlich ist genau das eingetreten, was ich im Startpost befürchtet hatte. Ich habe festgestellt, dass ich die diversen Handlungsstränge und Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird, anders miteinander verweben muss. Im Endergebnis führt das nun dazu, dass ich den kompletten Anfang mehr oder weniger „zerhacken“ muss, um schon früh genug zu den anderen Orten und Personen zu schwenken. Zwar bin ich mir nach wie vor unsicher, ob das eine elegante Lösung ist, weil es natürlich schwierig ist, Stellen im Text zu finden, die sich für so einen Cut eignen. Doch andererseits merke ich, dass ich ein Problem bekomme, wenn sich die ersten Kapitel dermaßen ausführlich mit Emilia und der Ratsversammlung beschäftigen. Dann staucht sich später alles und ich bekomme die Handlungsstränge nicht mehr richtig miteinander verknüpft.


    Zum besseren Verständnis: Nach Eurer berechtigten Kritik an dem Dagon-Part bin ich zu dem Schluss gekommen, ihm mehr Raum zu geben, um seine Entwicklung für den Leser nachvollziehbarer zu machen. Dann fiel mir auf, dass ich die Gegenseite -also die Seelenfresser und ihre Absichten-eigentlich auch noch mehr beleuchten muss...und so kam das eine zum anderen.


    Mein Plan: Um wieder einigermaßen Ordnung in diesen Thread zu bekommen, werde ich so etwas wie einen „Kapitelguide“ erstellen und die Posts entsprechend miteinander verlinken, damit der Leser die neu angeordneten Szenen in der richtigen Reihenfolge lesen kann.
    In den nächsten Tagen werde ich mich daran begeben und wenn Ihr Lust habt, könnt Ihr Euch mein (vorläufiges) Ergebnis ja dann mal anschauen. Vor allem interessiert mich natürlich, wie Euch mein neues Dagon-Kapitel gefällt. :D


    LG
    Rainbow