Beiträge von Rainbow

    ich habe dich ganz schön überholt, bin nämlich jetzt fertig. Muss ich nun ein Fazit zu meiner eigenen Geschichte schreiben?

    Definitiv ja!
    Zumindest ist das mal was anderes. :rofl:

    Wahrscheinlich muss man so ein großes und umfangreiches Projekt später einfach nochmal im Zusammenhang lesen, um zu überprüfen, wie es sich liest und ob es Längen gibt oder irgendwelche Ungereimtheiten. Das erwartet mich demnächst auch noch und es graut mir schon ein wenig davor, wenn ich ehrlich bin. 🙈

    Ansonsten werde ich natürlich gerne bald wieder bei dir weiterlesen . Ich bin nur gerade urlaubsbedingt auf einem Campingplatz in Spanien gelandet, wo das Internet wirklich grottenschlecht ist…

    Ab Donnerstag bin ich wieder am heimischen PC :)

    Hey Dinteyra

    Mal wieder ein Stück weiter gelesen :)

    Maja ist ganz schön trotzig und rebelliert ja zwischenzeitlich an allen Fronten. Sie rennt kopflos davon, schmeißt das Medaillon weg, legt sich mit Meister Wolf und Jimo an … und im nächsten Moment besinnt sie sich wieder, nimmt das Medaillon wieder zurück usw.
    Die Frage danach, ob Maja mit ihrer Art nervt, würde ich mit einem JEIN beantworten. Ja, sie nervt zwischendurch mit ihrer unbedachten Art und ihrer schlechten Laune. Aber hey, sie ist 14!!! Da ist man mitten in der Pubertät, erlebt ohnehin täglich eine Achterbahnfahrt der Gefühle und das OHNE ungewollt eine Kamiraen zu sein. :)

    Meine Tochter ist auch 14, ich weiß, wovon ich spreche. :rofl:Und das Verhalten ist 1:1 übertragbar. Da du die Geschichte ja auch tendenziell eher für eine jüngere Zielgruppe schreibst, könnte ich mir vorstellen, dass sich Jugendliche damit vielleicht ganz gut identifizieren können. :hmm:

    Das wollte ich nur mal kurz zurückmelden, weil das ja mehrfach Thema im Thread war.
    So, jetzt schnell weiterlesen :gamer:

    LG

    Rainbow

    Hey Jufington

    Gefällt mir sehr gut als Einstieg.
    Ich hatte gleich ein konkretes Bild vor Augen. Eine karge Landschaft, zwei Krieger, die nach einem verheerenden Angriff in der verbrannten Asche die Überreste der kaiserlichen Krone finden. Dann die Hinweise zu einer möglichen Intrige, in die der eine der Männer verstrickt zu sein scheint. Ich finde, das Dilemma von Dolf hast du gut dargestellt und im ersten Moment war ich mir nicht sicher, wer von beiden ( Dolf oder Alard) nun die besseren Argumente hat. Die Machtverhältnisse in dem Land scheinen ja ziemlich zerrüttet zu sein, die Thronfolge ungeklärt und man darf sich wohl mit Recht fragen, wer hier welche Ziele verfolgt. :hmm:

    Dass sich die beiden Freunde am Ende gegeneinander wenden ist tragisch. Ich bin gespannt, wie das wohl ausgehen wird und was du dir da Schönes ausgedacht hast. :gamer:

    Nur eine Sache, bei der ich hängen geblieben bin:

    Komm mal bitte her.» Alard fühlte sich zu niedergeschmettert, um seine Stimme zu erheben

    Grundsätzlich bin ich ja für höfliche Anreden, aber hier fand ich das „bitte“ irgendwie ein bisschen too much. Ich meine, das sind Krieger, die sind auf einer Mission, die suchen beide den Dreck ab… würde Alard nicht einfach sagen: Dolf. Ich hab etwas… oder sowas? :hmm:

    Ansonsten noch eine Sache: Wer weiß, ob der Kaiser wirklich tot ist. Die Krone allein stellt für mich noch keinen verlässlichen Beweis dar. :hmm: Aber mal abwarten…


    LG

    Rainbow

    Danke Sensenbach und Dinteyra für euer Feedback :)

    Heißt es wirklich "windete"? Hört sich nicht schön an-

    Jepp. Du hast natürlich recht. Es müsste heißen er „wand“ sich…

    Aber hat Gott das nicht alles erschaffen? Hat er vergessen den Engeln die Karte zu geben?

    Wenn Gott die Engel in ALLES einweihen würde, wäre es höchstwahrscheinlich nie zu dieser ganzen Geschichte gekommen :)

    Hier habe ich mich gefragt, ob Sera nicht eh alles hören würde. Vielleicht hält sie ihre Kräfte auch zurück.

    Ich glaube auch, dass sie sich eher zurückhält.

    Hhm, ein bisschen oberflächlich, wie Freddy da über die anderen Menschen denkt

    Ich denke, dass das an der Stelle auch vielmehr eine überspitzte Äußerung von ihm darstellt.

    Was Emilia da gemacht hat, stimmt mich sehr traurig. Hoffentlich bekommen die anderen sie wieder in Ordnung.

    Ja, das ist schon krass. Ich hatte ja tatsächlich überlegt, den Professor mit dem Leben davonkommen zu lassen. Aber dann würde hier vielleicht auch ein bisschen der Wums fehlen. Es soll halt tatsächlich ernst werden mit allen Konsequenzen…

    Hey Kirisha

    Ich bin auch gerne wieder dabei :) Bin schon sehr gespannt auf deine Neuerungen.

    Rouven finde ich als neuen Namen super! Chaos Rising und ich hatten "Raven" ja unbedarfterweise englisch gelesen (und mental als "Rabe" übersetzt)

    Das ist mir ganz ehrlich auch so ergangen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das Raven NICHT englisch gelesen würde. Obwohl mich das jetzt auch nicht wirklich gestört hat.

    Aber die Argumentation, dass das nicht ganz ins Worldbuilding passt, klingt für mich auch irgendwie plausibel. Insofern ist Rouven wahrscheinlich schon die bessere Wahl. :hmm: Da gibt es zumindest wenig Spielraum für Irritationen.

    Ansonsten habe ich zu diesem ersten Part nicht mehr viel zu sagen. Du sagtest ja, dass die gravierenden Veränderungen erst ab dem 3. Kapitel einsetzen. Deshalb warte ich jetzt mal auf die Dinge, die da kommen...:gamer:

    LG
    Rainbow

    Hey Thorsten

    Nach einer kleineren Pause hab ich dann auch mal wieder weitergelesen :)

    Post 103- Post 105

    Ich war etwas erstaunt, wie distanziert Tanred Maras Tod wahrnimmt. Ich musste extra nochmal nachlesen. Aber sie war doch diejenige, die ihn gerettet hat, oder nicht? Sie hat ihn aus dem Wald geholt, ihm nicht nur Suppe, sondern auch Kleidung gegeben...ich würde sagen, er verdankt ihr sein Leben. :hmm: So zumindest hatte ich es abgespeichert. Dafür scheint er mir sehr nüchtern, als er ihren Leichnam findet. Aber gut. Vielleicht stumpft man auch ab in dieser Welt. :pardon:

    Die Zusammenkunft mit der Herzogin fand ich ganz interessant. Zum einen, weil man sich fragte, warum Tanred dabei sein darf und zum anderen, was es mit dieser Anspielung der Herzogin zu seinem Namen auf sich hat. Kommt ihm vielleicht noch eine besondere Bedeutung zu, von der er bislang nichts ahnt?

    Ich bleibe gespannt :gamer:

    Hey Dinteyra

    So, nach einer Weile kommt hier auch mal wieder ein Lebenszeichen von mir :)

    Ich bin bis #36 gekommen und genieße gerade die wunderbare Atmosphäre und die Dialoge bei Meister Wolf. Dass Matthias und Feodor diese Experimente mit dem Zauberumhang machen und ausprobieren, was der so abkann , finde ich eine witzige Idee. Überhaupt mag ich Feodor ja total gerne. Aber ich kann meister Wolf verstehen, dass er in Sorge ist. Feodors Experimentierfreue scheint ja übliche Zaubersprüche bei weitem zu übersteigen. Aber das schafft natürlich Potenzial. Ich gehe mal davon aus, dass Feodors Fähigkeiten im weiteren Verlauf noch eine Rolle spielen werden :D

    Und nun kommt auch noch Kandrajimo und Maja folgt dem schmollenden Feodor hinaus. Die beiden haben doch in emotionaler Hinsicht irgendwie mehr gemein, als sie bisher geahnt haben.

    Bin gespannt, wie es weitergeht :gamer:

    Hey Etiam,

    wie immer ein spannender Part. Inhaltlich habe ich nichts zu meckern. manche Stellen lesen sich nur für mich etwas holprig und ich denke, dass du da vielleicht noch ein bisschen feilen könntest.

    Die hereinfallenden Sonnenstrahlen hatten sie geweckt und als sie sich schlaftrunken aufsetzte, war es der Lärm aus der Küche, welche sie an die letzten Stunden erinnerte.

    welcher (bezieht sich ja auf Lärm)

    Ich finde den Satz aber etwas ungünstig formuliert. Ebenso, wie den zuvor. Aber da hat Alraniss ja schon was zu gesagt.

    Ich würde versuchen, hier mehr in der Gegenwart zu bleiben, da dieses blöde Plusquamperfekt sich meistens nicht gut liest. Also hier in dem Fall: Die hereinfallenden Sonnenstrahlen fielen auf ihr Gesicht. Schlaftrunken setzte sie sich. Der Lärm, der aus der Küche in ihr Zimmer drang, ließ die Erinnerung umgehend wiederkommen:

    Sigrid.
    Das Mädchen wurde von Birk und Durin in die Obhut Frods gegeben, der mit Tjelvar dieses Zimmer bekleidete. Dabei war es viel mehr als ein bloßes ‚Zimmer‘.
    Elina hatte erfahren, dass dieser Teil des Jarlshauses hohen Gästen zur Verfügung gestellt wurde und zu Zeiten von Durins Großvater massiv erweitert wurde.

    Auch hier würde ich etwas umformulieren:

    Sigrid.
    Das Mädchen war von Birk und Durin in Frods Obhut gegeben worden, der mit Tjelvar dieses Zimmer beziehen durfte. Dabei spottete der Begriff ´Zimmer` jeglicher Beschreibung. Nach allem, was Elina wusste, war dieser Teil des Jahrlshauses früher einmal hohen Gästen vorbehalten gewesen und zu Zeiten von Durins Großvater massiv erweitert worden.

    Am liebsten hätte sie selbst Sigrid bei sich aufgenommen. Doch das war mit ihren Tätigkeiten in Utjans Taverne nicht zu vereinbaren gewesen. Hier hatte das Mädchen ohnehin mehr und Elina besuchte sie am Abend. Gestern wurde es später als gedacht, so dass sie mit Sigrid auf der Liege eingeschlafen war.

    Auch hier finde ich die Formulierungen nicht so elegant und die Zeitformen geraten hier etwas durcheinander. (glaube ich)

    Am liebsten hätte sie selbst Sigrid bei sich aufgenommen. Doch wie sollte sie das mit ihrer Arbeit in der Taverne vereinbaren? Nein. Hier hatte das Mädchen es besser und Elina konnte die drei am Abend besuchen kommen. So wie gestern, als es spät geworden und sie mit Siegrid auf der Liege eingeschlafen war.

    (irgendwie so?:hmm:)

    Das "Hier hatte das Mädchen ohnehin mehr" liest sich für mich etwas seltsam. Mehr was?

    „Nicht als Ganzes Essen“, sagte er zu Sigrid, die den Versuch unternahm, eine Tomate zu verschlingen. „Abbeißen oder ersticken.“

    Geil! Herrlich pragmatisch :thumbsup: Das kommt bei kleinen Kindern bestimmt super an! :rofl:

    Dass Sigrid mit Tjelvar sprach, war mit vielem Zureden, seitens Elina verbunden gewesen. Das Mädchen hatte wahrlich Angst vor ihm, so dass das Zusammenleben in diesem Zimmer nicht leicht geworden wäre.

    Für meinen Geschmack braucht es die Erklärung hier an der Stelle nicht. ich fände es vielmehr schöner, wenn du mir "zeigen" würdest, wie sich das Zusammenleben gestaltet und mich meine eigenen Rückschlüsse ziehen lässt. Die Aktion mit der Tomate ist ja schon ziemlich vielsagend. Vielleicht sollte Sigrid ihm daraufhin einen skeptischen Blick zuwerfen und Elina schreitet dann quasi als Vermittlerin ein. Das würde ich ganz gut finden. Und so ähnlich steht es ja auch schon da.

    Ihr war klar, dass es sich hierbei weniger um eine Feier als um eine taktische Besprechung

    Hier fehlt was am Ende...

    Kein Verhältnis zu den anderen Bewohnern Dunhavens.

    Vom Gefühl her würde ich sagen: kein Vergleich zu den anderen Bewohnern...oder Nichts im Verhältnis zu...:hmm:

    Er knetete die Fingerspitzen seiner Handschuhe und musterte seine Zuhörer.
    Tjelvar, Durin, Birk, Kvalden, Joran, der noch immer etwas Abseits stand und natürlich auch ihr.

    Wer oder was ist damit gemeint? Ich stehe gerade auf dem Schlauch :hmm:

    LG
    Rainbow

    ch habe gerade festgestellt dass es den Titel "Dark Prince" inzwischen schon anderweitig gibt und der sogar ein Bestseller ist. Was bedeutet dass ich den nicht mehr nehmen kann.

    Ich weiß nicht. Gibt es nicht immer irgendeinen Titel schon? Und was passiert, wenn es den schon gibt und du wählst ihn trotzdem aus? Ist ein Titel urheberrechtlich geschützt? :hmm:

    Du wolltest doch auch noch einen Untertitel dazu, oder nicht? Vielleicht könnte man es damit etwas abschwächen.

    Aber ich kann dich schon verstehen. Am liebsten möchte man halt gerne, dass der Titel auch sowas wie ein Alleinstellungsmerkmal darstellt...aber bei der Masse an Büchern, die auf dem Markt sind (und es werden täglich mehr), kann man doch unmöglich im Blick behalten, ob es da nicht eine namentliche Übereinstimmung mit dem eigenen Werk gibt.

    Danke, Thorsten und Kirisha :danke:

    Interessant dass Freddy so selbstverstaendlich am Ende mit Seraphina aufbricht - immerhin hat er ja erwogen dass der Rat vielleicht nicht alles wissen soll, und ist selber der Meinung dass die 'komplett durchdrehen' werden - und trotzdem will er sie sofort dabei haben.

    Vielsagendes Detail...

    Die Worte mit dem "komplett durchdrehen" stammen ja von Susan. Obwohl er dem natürlich im Grunde zustimmt, da hast du recht. Ich glaube aber, dass Freddy Seraphina schon vertraut, obwohl man natürlich an der Stelle nicht wissen kann, wie sie letztlich zu dem allen stehen wird.

    Ansonsten ist es eine gelungene Uebergangsszene - es wird jetzt also dramatisch, viele muessen sich entscheiden auf welcher Seite des Emilia-Containments sie jetzt stehen wollen...

    Ja. Es wird nicht einfach :D

    Sehr gut. Dieser Abschnitt vermittelt vor allem eine Botschaft: "Es geht los!"

    Das ist gut. Hat ja auch lange genug gedauert. :)

    Das Geschehen vor den Fürsten verheimlichen zu wollen halte ich für ziemlich sinnlos. Die werden das auf jeden Fall erfahren. Ob es was nützt jetzt Zeit gewinnen zu wollen?

    Es wird nicht viel Zeit sein. Soviel steht fest. Allerdings hat Elias auch kein Interesse umgehend Bericht zu erstatten, wie man sich vielleicht denken kann. Es geht hier nur um wenige Stunden. Und ich brauche diesen kleinen "Aufschub", um noch das eine oder andere zu initiieren :)

    Ich glaube dass es jetzt sehr rasant und heftig werden könnte. Bin seeehr gespannt!

    Yes! Ab jetzt kann ich endlich meine ganzen tollen Ideen raushauen, die mich schon seit Monaten quälen, die aber nicht zum Zuge kamen, weil ja alles noch "vorbereitet" werden musste. :D Die große Frage ist nur, ob ich es schaffe, die Wirrnis in meinem Kopf einigermaßen zu sortieren. Deshalb jetzt auch erst mal die kreative Schaffenspause :pardon:

    Möchte echt wissen was Susan jetzt im Kopf herumgeht.

    Mit Susan habe ich noch was Spezielles vor. Abwarten :D

    Danke, Kirisha  Thorsten und Sensenbach für`s Lesen und eure Anmerkungen :danke:

    Mit dem nächsten Part würde ich gerne die Sommerpause einleiten, da ich übernächste Woche in Urlaub fahre. Abgsehen davon muss ich jetzt erstmal wieder ein bisschen Zeit ins Schreiben investieren :pardon:

    Ich denke aber, dass das ein ganz guter Cut ist, da dies irgendwie auch der Wendepunkt in der Geschichte ist. Ab jetzt geht`s quasi so richtig los...

    Nun gut. Hier kommt also der vorerst letzte Teil.

    Kapitel 14.2

    „Ich wünschte, ich könnte dir Hoffnung machen...“, setzte Seraphina schließlich erneut an. „Aber für den Moment können wir nur darauf setzen, dass es nicht schlimmer wird und die Fürsten doch noch einen Weg finden, Emilia zu helfen.“
    „Du hast recht“, antwortete Freddy und schob die Papiere zusammen, die vor ihm lagen. Dabei blieb sein Blick an einer Zeichnung hängen. Sie zeigte einen Dämon mit unförmigem Torso, der sich auf vier Beine stützte und an dessen langgezogenen Hals ein entstellter Schädel thronte. Er war in einem Bannkreis aus Linien und brennenden Runenzeichen gefangen und windete sich vor Schmerzen. Sein Körper löste sich Stück für Stück auf und wurde von einem Sog erfasst, davongetragen.Nachdenklich ließ Freddy das Bild auf sich wirken.
    „Was passiert eigentlich mit Dämonen, wenn sie…verbannt werden?“, fragte er schließlich und deutete auf die Darstellung vor ihm. „Ich meine, was ist das für ein Ort, an dem Dagon sich jetzt befindet?“
    „Wer kann das schon sagen?“, gab Seraphina zurück. „Niemand weiß, in welcher gottverlassenen Dimension er nun den Rest seines verdammten Daseins fristen wird. Aber sei dir gewiss, dass er für seine Sünden bezahlt. Für jede einzelne davon.“
    „Diese Dimensionen...Es fällt mir nach wie vor schwer, mir das vorzustellen...“, setzte Freddy an.
    „Der Mensch ist ein physisches Wesen, Freddy. Die ihm bekannte Lebensumwelt ist dreidimensional. Alles, was du hier siehst, ... alles, was du anfassen kannst, ordnet sich diesen Gesetzmäßigkeiten unter.“ Sie griff nach dem Stapel Bierdeckel, der neben ihnen auf dem Tisch stand und hielt ihn Freddy vor die Nase. „Allerdings gibt es noch weitere Dimensionen, die für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind.“
    „Die Zeit...“, ergänzte er ihre Erklärung.
    „Zum Beispiel. Und nun stell dir einen Punkt vor, der sich nicht direkt auf dieser sichtbaren Oberfläche befindet. Sagen wir hier...“ Sie zeigte in die Luft, ein gutes Stück von dem Stapel in ihrer Hand entfernt. „Versuch dir vorzustellen, dass du nicht auf direktem Weg dorthin gelangen kannst.“
    „Weil es zu weit ist...“
    „Nein. Weil du den Bereich des physischen verlassen müsstest. Weil die Dimensionen sich kreuzen, sich überlagern, wie in einem riesengroßen Spiegelkabinett, das aus einer Vielzahl realer Wände aber auch unendlich vieler Abbilder derselben besteht. Manche dieser Orte kannst du erreichen, wenn du die Schwelle des körperlichen Seins aufgibst. Nehmen wir an, wenn deine Seele die Reise ins Jenseits antritt...“
    „Oder wenn der Rat in Coderian tagt“, fügte Freddy hinzu.
    „Ganz genau. Wobei du in beiden Fällen von einem Engel begleitet wirst, der dir den Weg ebnet und mit dir die Schwelle passiert. Jedoch können auch Engel nicht willkürlich von hier nach dort gelangen. Es gibt Dimensionen, deren Übergänge nicht bekannt sind, was auch nicht weiter verwunderlich ist, da es unzählige gibt.“
    „Und Emilia könnte-“, setzte Freddy gerade an, als das Klingeln seines Smartphones ihn unterbrach. Er kramte das Telefon aus der Innentasche seiner Jacke. Ein kurzer Blick auf das Display verriet ihm, wer ihn am anderen Ende der Leitung erwartete.
    „Hallo Susan. Was-?“
    „Freddy. Endlich erreiche ich dich“, unterbrach ihn seine Freundin. „Ich hab`s bestimmt schon hundertmal versucht. Wo steckst du?“
    „Ich war bis eben an der Uni und jetzt bin ich mit Seraphina unterwegs. Was ist los?“
    „Emilia ... sie ... sie ist. Sie hat ...Scheiße, Freddy. Sie ist komplett durchgedreht.“
    „Was?“, entfuhr es ihm.
    „Elias ist mit ihr doch heute zum Wohnheim, wegen dieses Vorstellungsgespräches. Weil sie fragen wollte, ob sie dort wieder ein paar Stunden arbeiten kann. Du weißt schon, damit sie etwas mehr Lebensmut bekommt und ...Oh mein Gott. Freddy, sie hat diesen Doktor... diesen Doktor getötet. Oder besser massakriert. Nach dem, was ich gehört habe, hat sie dem Mann das Herz aus der Brust gerissen...“
    „Was?“, brachte Freddy erneut hervor, da sich offenbar alle anderen Worte aus seinem Sprachschatz verabschiedet hatten.
    „Hör zu. Ich fahre jetzt zu ihr. Elias hat mich gebeten, zu kommen. Er meint, dass sie jetzt eine vertraute Person um sich braucht und er nicht der richtige ist, um zu ihr durchzudringen. Die haben sie .... keine Ahnung ... mit irgendwelchen Runenmalen ruhiggestellt und Bannkreise gezogen...und was weiß ich.“
    Freddy legte den Kopf in den Nacken und schloss einen Moment die Augen. Das war alles falsch. Es konnte nicht wahr sein. Die Welt geriet aus den Angeln. Das hier konnte unmöglich echt passieren.
    „Freddy, bist du noch dran?“, tönte Susans Stimme durch die Leitung.
    „Ja, ich bin noch da“, hörte er sich antworten, doch klangen seine Worte fremd und als kämen sie nicht von ihm selbst.
    „Ich ruf dich später an, wenn ich mehr weiß, okay? Ich muss jetzt Schluss machen.“
    „Warte, Susan“, sagte Freddy. „Hat Elias irgendwas gesagt, was nun mit ihr geschieht? Ich meine...weiß der Rat-?“
    „Soweit ich weiß, ist der Rat noch nicht informiert. Wenn ich das richtig verstanden habe, versucht er, die Fürsten so lange es geht rauszuhalten. Aber ... Freddy, wenn die das spitzkriegen, was sich da heute zugetragen hat. Dann werden sie Emilia wegbringen. Die ... die werden komplett durchdrehen.“
    „Ich weiß“, seufzte Freddy kraftlos, während er Seraphinas fragenden Blick erwiderte.
    „Pass auf dich auf. Ich melde mich nachher“, verabschiedete Susan sich, woraufhin Freddy nur ein „Okay“ herauspressen konnte, bevor er auflegte und das Handy vor sich auf den Tisch sinken ließ.
    „Was ist passiert?“, fragte Seraphina, wobei sich eine dunkle Vorahnung in ihrem Gesicht spiegelte.
    „Hast du nicht eben gesagt, wir müssen darauf hoffen, dass es nicht schlimmer wird? Es ist soeben schlimmer geworden“, antwortete Freddy und steckte sein Telefon wieder ein. Er schob die Papiere zusammen und ließ sie in seiner Jackentasche verschwinden, bevor er sich erhob und Seraphina die ausgestreckte Hand entgegenhielt.
    „Komm! Wir müssen los!“

    Hey Thorsten

    Meine Anmerkungen zu Post 93 bis Post 100 :)

    Ich finde, die Stimmung, als die Gaukler den Machtbereich Edreds verlassen und schließlich das Reich von Maldua, der Hexe erreichen, ganz wunderbar eingefangen. Und als Tanred dann auch noch der Fuchs begegnet, woraufhin er seinen eigenen Verstand anzweifelt...das passt! :thumbup:

    Die Beschreibungen rund um Eibenhag haben mir sehr gut gefallen. Die Stimmung dort abends am Feuer und wie du die einzelnen (zumindest wichtigstens Personen) vorstellst haben das ganze schön authentisch und lebhaft gemacht. Es freut mich, dass sich Arngard wieder mit Tanred versöhnt hat, wenn auch durchblickt, dass das mit den beiden keine einfache Kiste wird. :hmm:

    Ich lese gespannt weiter. Mal schauen, was sich so hinter der Hexe verbirgt :gamer:

    Danke Thorsten  Sensenbach und Kirisha für euer Feedback.

    Es freut mich, dass euch der Freddy-Part bis hier gefällt. Ich zeig euch mal, wie es weitergeht. Als kleine Warnung vorweg: Ich brauchte diesen Part (neben des Auftretens der sonderbaren Kreatur) auch dafür, ein paar wichtige Informationen fließen zu lassen, die im weiteren Verlauf eine Rolle spielen werden. ich hoffe, es wirkt nicht zu drangebastelt oder zu offensichtlich. Sonst lasst es mich gerne wissen. :)


    Kapitel 14.1

    Nur langsam tauten Freddys eingefrorene Finger auf. Obwohl der Heizkörper, neben dem er saß, eine wohlige Wärme aussandte und die Kälte langsam von ihm abließ, zitterte er noch immer.
    Wachsam haftete sein Blick an der Scheibe, durch welche er die vor ihm liegende Straße einsehen konnte. Er wusste nicht, womit er rechnete. Vielleicht damit, dass jeden Augenblick eine modrige und halb verweste Gestalt in bodenlanger Kutte wie aus dem Nichts vor ihm erscheinen würde. Bei dem Gedanken durchfuhr ihn erneut ein Schauder.
    Komm runter, Mann! Vielleicht drehst du langsam wirklich durch.
    Müde fuhr er sich mit der Hand durchs Gesicht und schloss einen Moment die Augen. Umgehend kehrte die Erinnerung zu ihm zurück und die Bilder dieses abscheulichen Wesens blitzen vor ihm auf.
    Nein! … Ich weiß, was ich gesehen habe!
    Einen tiefen Atemzug nehmend wandte er sich dem schummrig beleuchteten Lokal zu. Vorne an der Bar nahm Seraphina gerade zwei dampfende Krüge entgegen und schob sich an den umherstehenden Leuten vorbei, um zu ihm zu gelangen. Ihr weißer Mantel stach aus der Masse hervor.
    Wie eine Schneeflocke, die dem Sturm trotz, kam es Freddy bei ihrem Anblick in den Sinn. Dabei war er sich sicher, dass Seraphina mit einer Schneeflocke so viel gemein hatte, wie ein Elch mit einer Glühbirne. Höchstens die Anmut in ihren Bewegungen erlaubte einen Vergleich mit den herumwirbelnden Eiskristallen, die im Winter sämtliche Kinderherzen erwärmten. Jedoch war sie bei weitem nicht so zart und verletzlich, wie es auf den ersten Blick aussah. Freddy dachte daran, mit welcher Effizienz sie sich im Kampf gegen die Dämonen behauptet hatte: Schnell, präzise und ohne zu zögern. Jeder Pfeil, der die Sehne ihres Bogens verließ fand sein Ziel.
    Seraphina war alles. Aber ganz sicher nicht zart und wehrlos. Im Gegensatz zu ihm, der sich schon alleine beim Anblick eines Dämons in ein Opossum verwandelte.
    „Hier“, riss sie ihn aus seinen Gedanken und stellte die Getränke vor ihm auf dem Tisch ab.
    „Ich war eigentlich mit der festen Absicht hierhergekommen, ein Bier zu trinken“, versuchte Freddy zu scherzen und beäugte dabei kritisch die sonderbaren Behältnisse. Grünlicher Dampf stieg daraus empor.
    „Glaub mir, das hier ist besser“, entgegnete Seraphina und erinnerte Freddy wieder daran, dass die Getränkeauswahl im HEAVEN um einige himmlische Rezepturen erweitert worden war.
    Wenn die Engel auch selbst wenig Bedürfnis nach Essen und Trinken verspürten, waren sie dennoch wahre Meister darin, ihre Kenntnisse über Pflanzen und exotische Gewürze in kulinarische Köstlichkeiten zu verwandeln. Vorsichtig griff Freddy nach dem Henkel und zog den Becher zu sich, um den Inhalt zu betrachten. Die Farbe erinnerte an tiefschwarzen Bohnenkaffe, doch der Geruch war ein gänzlich anderer. Ein milder Kräuterduft stieg ihm in die Nase.
    „Trink!“, forderte Seraphina ihn auf. „Das wird dir guttun.“
    Trotz der Fürsorge, die in ihrer Stimme mitschwang, schaffte sie es, ihrer Aufforderung genug Nachdruck zu verleihen. So, wie Mütter es taten, wenn sie widerlich schmeckenden Hustensaft anpriesen oder einen bis zum Erbrechen mit Hühnerbrühe abfütterten. Freddy entschied, dass es besser war, ihr nicht zu widersprechen, weshalb er langsam das Getränk zu seinem Mund führte und daran nippte. Die undefinierbare Mischung aus Anis, Minze und etwas, das entfernt nach Orange schmeckte, breitete sich auf seiner Zunge aus. Süß und warm rann die Flüssigkeit seine Kehle hinunter und kaum kam sie in seinem Magen an, verstand er, was sie meinte. Sofort war ihm wohler zumute und die Kälte verabschiedete sich nun endgültig aus seinem Inneren.
    „Besser?, fragte Seraphina und hob erwartungsvoll eine Braue, während sie auf ihn herabsah.
    „Ja. Ich denke schon“, antwortete Freddy. Umgehend nahm er ihr zufriedenes Nicken zur Kenntnis. Kurz darauf ließ sie sich auf die gegenüberliegende Bank sinken, ohne ihn dabei jedoch aus den Augen zu lassen.
    „Was war das gerade eben?“, fragte Freddy schließlich und sprach damit aus, was ihn schon die ganze Zeit über beschäftigte. „Dieses ... Ding. Was ... was war das und was hat es von mir gewollt?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Seraphina. „Nach dem, was du beschreibst...die Kälte und diese Starre, in die du verfallen bist, als du der Kreatur gegenübergestanden hast, klingt es fast danach, als wärst du einem Seelenfresser begegnet. Aber ... das kann nicht sein. Wenn das wirklich ein Dämon gewesen wäre, hätte ich ihn spüren müssen.“
    „Ich bin bereits einem Seelenfresser begegnet. Mehreren, wie du weißt. Aber das hier war anders. Es fühlte sich ähnlich an... aber dieses Ding hatte äußerlich rein gar nichts mit denen gemein. Es wirkte fast schon menschlich...wie ... wie ein Mönch eben. Ich ... ich glaube, er wollte mir etwas mitteilen...“
    „Dämonen haben für gewöhnlich kein Interesse, dir etwas mitzuteilen“, antwortete Seraphina und schob ein abfälliges Schnaufen hinterher. Dann griff sie nach dem Becher, der vor ihr stand und führte ihn zu ihrem Mund. Doch plötzlich hielt sie in der Bewegung inne und ihre Stirn legte sich in Falten.
    „Was, wenn das etwas mit dem Angriff auf die Bruderschaft zu tun hat...“, sagte sie und stellte das Getränk wieder ab.
    Freddy sah sie einen Moment irritiert an. „Du meinst, die sind zu Zombies mutiert und klettern jetzt aus Kanalschächten, um Menschen zu erschrecken?“
    „Was ich meine ist, dass der gesamte Orden als verschollen gilt“, rückte Seraphina ihre Aussage zurecht, ohne Freddys Sarkasmus weiter Beachtung zu schenken. „Es wurden keine Leichen gefunden. Und nun triffst du auf einen halbverwesten Geistlichen. Das scheint mir kein Zufall zu sein. Womöglich befand er sich in einem Stadium menschlichen Zerfalls, in dem er keine irdischen Merkmale mehr aufweist. Aber dämonisch ist er allem Anschein nach auch nicht gewesen...“ Seraphina dachte angestrengt nach und zupfte dabei an ihrer Lippe herum, wodurch sie zu Freddys Erstaunen noch eine Spur menschlicher wirkte.
    „Bliebe zudem die Frage, was er ausgerechnet von mir wollte“, seufzte Freddy und nahm einen weiteren Schluck aus dem Becher. „Mein letzter Kirchgang liegt schon ein Weilchen zurück, aber es lag wohl kaum in seiner Absicht, mich daran zu erinnern.“
    „Wir werden es herausfinden“, antwortete Seraphina und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „In jedem Fall sollten wir schleunigst den Rat informieren.“
    Freddy blickte ihr in die Augen und nickte. In diesem Moment fragte er sich, wie es wohl sein würde, wenn sie ein ganz normales Paar wären. Wenn dies eine unverfängliche Verabredung wäre, bei der man sich über „normales“ Zeug unterhielt, sich näherkam oder eben nicht. Doch plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Er hatte keinen blassen Schimmer, wie derartige Treffen abliefen. Schlicht und ergreifend aus dem Grund, da er sich den größten Teil seines Lebens ausschließlich mit Lia getroffen hatte. Und das war, wie er zugeben musste, etwas ganz anderes gewesen.
    „Weshalb wolltest du mich eigentlich sprechen?“, durchbrach Seraphina Freddys Gedankengang und sah ihn aus ihren dunklen Augen erwartungsvoll an. Der silberne Kranz, der ihre tiefbraunen Iriden säumte, glänzte im Licht der spärlichen Barbeleuchtung und verlieh ihrem Gesicht etwas Mystisches. Kurz überlegte Freddy ihr die Wahrheit zu sagen. Ihr zu erklären, dass er zwar ihre Hilfe brauchte, um durch die alten Schriften durchzusteigen, dies aber, wenn er ehrlich war, nur ein vorgeschobener Grund war. Dass er sie einfach hatte treffen wollen, weil er sich gerne in ihrer Nähe aufhielt und es genoss, ihr zuzuhören ... aber er entschied sich dagegen.
    „Ich habe ... einige Fragen zu diesen Textauszügen hier“, sagte er stattdessen und kramte die zusammengefalteten Kopien aus der Innentasche seiner Lederjacke.
    „Du arbeitest dich nach wie vor durch diese uralten Schriften?“
    Abschriften“, korrigierte er sie. „Kopien von Abschriften, um genau zu sein. Ich will mir nicht vorstellen, was die Fürsten mit mir anstellen würden, wenn ich ihre Originale in meine Hände bekäme. Ich nehme an, diese ´Schändung` würde sie zu Staub zerfallen lassen ... also die Originale, nicht die Fürsten...du weißt, was ich meine.“
    „Ja, ich denke, ich weiß, was du meinst“, antwortete Seraphina und musste sich ein Schmunzeln verkneifen. „Ich finde es nur erstaunlich, mit wie viel Eifer du dich diesen Überlieferungen zuwendest.“ Seraphina entledigte sich ihres Mantels, den sie kurzerhand neben sich auf die Bank legte und beugte sich dann ein Stück zu ihm, um einen Blick auf die Papiere zu werfen.
    „Nennen wir es einfach den verzweifelten Versuch ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen“, antwortete Freddy und schob seufzend den Becher beiseite, um die Dokumente zu entfalten.
    „Du suchst immer noch nach einem Weg, Emilia zu helfen, stimmt`s?“ Seraphinas Züge wurden weich und ein mitleidiger Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht.
    „Ist das so abwegig?“, fragte Freddy, ohne groß darüber nachgedacht zu haben.
    Einen Moment sah Seraphina ihn schweigend an. Dann schüttelte sie mit dem Kopf. „Nein. Es ist nur...“
    „Hör zu“, unterbrach Freddy sie, bevor sie den Satz vollenden konnte. „Es gibt da für mich ein paar Ungereimtheiten, die ich einfach gerne verstehen möchte. Hier zum Beispiel...“ Er zeigte auf eine von ihm markierte Passage. „Dort steht, das Schwert werde sich dem Auserwählten in der Stunde der größten Not offenbaren...“ Kurz blickte er Seraphina an und ließ seine Worte nachhallen, bevor er erneut ansetzte: „Was, wenn es Emilias Bestimmung war, es zu finden? Wenn Sie in Wahrheit die Auserwählte war, von der die ganze Zeit gesprochen wurde? Vielleicht ... ich meine ... vielleicht hat man die Texte fehlgedeutet und...“
    „Freddy“, unterbrach Seraphina ihn und legte dabei ihre Hand auf seine. „Anduriel ist ein Engelsschwert...ein sehr mächtiges noch dazu. Kein Mensch kann dem himmlischen Feuer trotzen, das durch seine Klinge fließt... keiner, Freddy.“
    „Und was, wenn Emilia kein ´normaler` Mensch wäre?“ Freddy lehnte sich zurück und entzog sich Seraphinas Berührung. „Wenn sie ... besonders wäre und...und wenn Gott es in Wahrheit ganz genauso geplant hatte? Schließlich hat so doch dieses Mal und...“
    Seufzend schüttelte Seraphina den Kopf. „Freddy, ich weiß, wie sehr du dir das wünschen würdest. Wie sehr du darauf hoffst, dass sie es schaffen wird. Aber du darfst die Augen nicht davor verschließen, was gerade mit ihr geschieht. Sie ...“ Seraphina rang darum, die richtigen Worte zu finden und es fiel ihr sichtlich schwer, den Satz zu beenden. „Sie verbrennt innerlich“, brachte sie schließlich hervor. „Die göttlichen Flammen verzehren sie. Einzig Dagons Magie hält derzeit noch dagegen. Es ist ein Kampf zwischen Feuer und Eis ... Licht und Dunkelheit. Egal, welche Seite gewinnt. Eine der beiden Mächte wird Emilia auf lange Sicht zerstören.“
    Freddy sah sie schweigend an. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Seraphinas Worte hinterließen in ihm eine Leere, die durch nichts aufzufüllen war. Als zöge ihm jemand den Boden unter den Füßen weg, um ihn haltlos in die Tiefe stürzen zu lassen.
    „Manchmal muss man die Wahrheit akzeptieren, ganz gleich, wie grausam sie ist. Sie bleibt die Wahrheit!“, setzte Seraphina nach und trotz des anteilsvollen Tons, der in ihrer Stimme mitschwang, legte sich die Last ihrer Worte wie ein tonnenschwerer Bleimantel über Freddys Schultern.
    „Was heißt das jetzt?“, presste er hervor. „Emilia ist verloren und ich soll mich gefälligst damit abfinden? Das kann ich nicht und das weißt du. Es muss einen anderen Weg geben.“ Unbeirrt sah er Seraphina an. „Ich werde sie nicht aufgeben!“, schob er dann hinterher und wandte sich mit einem Schnaufen ab, um zum Fenster hinaus in die Dunkelheit zu schauen.
    „Das habe ich auch nicht erwartet...“, sagte Seraphina und ihre Blicke trafen sich in der Scheibe, die ihrer beide Reflexion nachzeichnete.
    „Gibt es denn nichts, was wir für sie tun können?“, fragte Freddy und wandte sich ihr wieder zu.
    „Der Rat hat bereits alle erdenklichen Möglichkeiten ausgeschöpft, wie du weißt. Jeder Versuch, Emilia die Macht der himmlischen Flamme zu entziehen, ist fehlgeschlagen. Sämtliche Bemühungen, sie von der dunklen Energie zu befreien, ebenfalls. Nichts zeigte auch nur irgendeine Wirkung. Abgesehen davon, dass sich Emilias Zustand immer weiter verschlechtert.“ Seraphina lehnte sich zurück und blickte in ihren Becher, als sei dort die Lösung für ihr Problem zu finden. „Man müsste ihr Dagons Macht nehmen können. Sie auf jemand anders übertragen. Aber wem würdest du diese Last aufbürden wollen? Wer wäre stark genug, ihr zu widerstehen?“ Einen tiefen Atemzug nehmend sah sie Freddy an, der sich seufzend gegen das Polster der Sitzbank zurücksinken ließ.
    „Warum kann dieser elende Drecksdämon seine Macht nicht einfach wiederbekommen?“, entfuhr es ihm, wobei ihm im selben Moment klar wurde, wie naiv dieser Wunsch war.
    „Nur Emilia selbst könnte ihm seine Macht zurückgeben und abgesehen davon, dass das eine ziemlich dumme Idee wäre, ist sie so gut wie unmöglich umzusetzen“, antwortete Seraphina, die Freddys Frage offenbar für bahre Münze nahm.
    Er wurde hellhörig. „Aber es ist grundsätzlich möglich“, sagte er und sah sie aus schmalen Augen abschätzend an.
    „Na ja, sie müsste in die Dimension gelangen, in der er sich derzeit aufhält ... Mit ihren Fähigkeiten wäre das vielleicht möglich, doch bräuchte sie hierfür höchstwahrscheinlich einen persönlichen Gegenstand von ihm, um ihn aufzuspüren. Außerdem benötigt sie die Waffe, mit der sie ihn in die Verdammnis geschickt hat. Ich denke, wir sind uns einig, dass sie weder das eine noch das andere jemals in ihren Besitz bringen wird.“
    Freddy nickte, obwohl er sich nicht sicher war, ob er wirklich verstand. „Wozu die Waffe?“, fragte er schließlich. „Das mit dem persönlichen Gegenstand kann ich mir noch erklären. Aber die Waffe?“
    „Sie ist der Träger der Energie, die ihn vernichtet hat. Im Umkehrschluss braucht es eben diese Energie, um ihn wieder zurückzuholen. Wie genau das im Detail funktioniert, kann ich dir auch nicht erklären. Ich schätze, das fällt wohl eher in die Kategorie Wissen, über welches die Fürsten verfügen.“
    „Oder wie es im Pentokrator niedergeschrieben steht, nicht wahr?“, ergänzte Freddy und der Ausdruck, mit dem er Seraphina bedachte, führte dazu, dass sie sich mit einem Mal aufrichtete.
    „So oder so sind das keine Gedanken, die man weiterverfolgen sollte“, sagte sie. In ihrer Stimme klang plötzlich eine alarmierte Wachsamkeit mit.
    „Nein. Natürlich nicht“, seufzte Freddy. Resigniert ließ er die Luft aus seinen Backen strömen und fuhr sich durch die Haare. Plötzlich fühlte er sich unsagbar müde.
    „Ich wünschte, ich könnte dir Hoffnung machen...“, setzte Seraphina schließlich erneut an. „Aber für den Moment können wir nur darauf setzen, dass es nicht schlimmer wird und die Fürsten doch noch einen Weg finden, Emilia zu helfen.“
    „Du hast recht“, antwortete Freddy und schob die Papiere zusammen, die vor ihm lagen.


    Hier geht`s weiter

    Rainbow
    21. Juni 2024 um 12:41

    Danke Kirisha und Thorsten für eure Rückmeldungen :danke:

    Kirisha

    Ich habe auch diesen Abschnitt wieder sehr gerne gelesen und bin gespannt, was du mit Dagon eigentlich vorhast.

    Ich hoffe, dass das in den nächsten Abschnitten deutlich werden wird. :)

    Hier habe ich übrigens auch an das Kyrie eleison gedacht. Daher würde ich das Wort eher ändern.

    Ja, das hatte Dinteyra ja auch angemerkt. Ich überlege mir deshalb sicher noch was anderes.

    Diesen Abschnitt finde ich sehr gut. Hier gibst du einen kleinen Einblick in Dagons Gedanken- und Gefühlswelt. Er ist eigentlich zu klein, um genau zu verstehen, was ihm im Kopf herumgeht, aber genug, um nahe an ihn heranzukommen. Gleichzeitig sorgt dieser so kleine EInblick dafür, dass man sich noch etwas größeres dahinter vorstellt und gerade das finde ich sehr gelungen. Bei einer so halbgöttlichen Gestalt könntest du ihn auch versehentlich entgöttlichen, wenn du das BIld zu scharf zeichnest. Sehr gut!

    Na ja. Vor allem kommen die Erinnerungen bei Dagon ja selbst auch nur Bruchstückweise an.

    Ich hätte die Hoffnung, dass man (wenn die drei Bände zusammenhängend liest) sich auch noch daran erinnern kann, was Jesaja damals im ersten Band über Dagon erzählt. Dass er Elias sehr ähnlich war, ebenfalls zu einer breiteren Gefühlswelt neigte und Gott außerdem sehr nah stand. Zuletzt sollte er sich mit ihm ja überworfen haben, weil er mehr Einflussnahme gefordert hat und sich mit der göttlichen Enthaltsamkeit nicht so recht anfreunden wollte...das wollte ich hier an der Stelle noch einmal aufgreifen.

    Da wäre ich aber ganz entschieden dagegen. Ich genieße die einzelnen Kapitel unendlich. Und auch wenn objektiv gesehen nicht so viel passiert, ist aber die Gefühlswelt so ungeheuer stark, dass es mich sehr mitreißt. Daher würde ich da wirklich nichts wegstreichen!

    Ja, mag sein, dass sich das alles vielleicht sogar interessant liest. Aber ich merke, dass ich einfach zu viel Text produziere :rofl:Die drei Bände sollten ja schon irgendwie zumindest annähernd den gleichen Umfang haben. Und ich bin aktuell schon bei 250 Normseiten. Wenn ich mit maximal 400 Seiten hinkommen will, muss ich jetzt ganz schön straffen...aber ab sofort wird es wohl auch etwas rasanter voranschreiten. Deshalb mal gucken, wo das endet. :)

    Der Panther? Du hattest ja schon einmal das Bild von den beiden Tieren, die Elias und Dagon darstellen. Ich weiß nicht mehr, welcher welcher war, aber denke, dass diese Tiere eine Rolle spielen. Ich bin gespannt, welche.

    Ja, genau. Die beiden Energiewesen, die ich ja zuvor schon an einigen Stellen erwähnt hatte. ich schätze nur, ich werde hier im dritten Band noch wo ein paar Hinweise streuen, damit der Leser sich das wieder in Erinnerung rufen kann. Muss mal schauen, wo sich da noch was zu platzieren lässt. Ich dachte schon an die Anfangsszene in der Versammlungshalle. Da könnte Emilia irgendwelche Wandmalereien sehen, oder so. :hmm:

    Das kommt unerwartet. Was hat er jetzt vor? Bin sehr gespannt!

    Ich wollte verdeultichen, dass er seinen Kampfgeist wiedergefunden hat und ihn der Kontakt zu der Lichtgestalt mit neuer Energie betankt hat. Ob das von langer Dauer sein wirs... mal gucken. Zumindest hilft ihm das Licht, etwas länger an diesem Ort durchzuhalten :)

    Thorsten

    Mal wieder Dagon :D Das ist wieder ein sehr starker Abschnitt geworden, schoene Bilder, eine interessante Stimmung, ein cooles Setting.

    #TeamDagon

    Um ehrlich zu sein habe ich ganz schön gezittert, was diesen Part betrifft, weil ich fest davon ausgegangen war, dass es einiges zu beanstanden geben würde.

    Aber es freut mich, dass das soweit für euch gepasst hat. :)

    Bei den Serpyien am Ende hatte ich mich gefragt - erst bekomme ich das Gefuehl die sind schon am Angreifen, dann hat Dagin einen Blackout - und als er dann wieder zu Kraeften kommt - da haben die ihn immer noch nicht zerrissen sondern warten in aller Ruhe bis er seinen Ast zur Hand hat - irgendwas an der Dynamik finde ich verwirrend...

    Ich hatte es mir so gedacht, dass er die Serpyien zunächst hört und sie in der Ferne über einem Waldstück kreisen sieht. Sie quasi auf der Suche nach ihm sind. Das heißt, sie greifen ihn nicht gleich an, weil sie ihn womöglich noch gar nicht ausfindig gemacht haben...das ist der Moment, wo er zwar fliehen will, aber nicht kann und dann diese Rückblende erlebt...als er wieder zu sich kommt, wird es eigentlich erst ernst und er stellt sich der Konfrontation. :hmm: So war es von mir gedacht. Aber ich schaue mir das nochmal an.

    Hier wuerde ich mir ein bisschen mehr Erklaerung wuenschen - Dagon ist ja fuer die meisten das Boese (und weiss das auch) und fuer seine eigenen Begriffe ein Freiheitskaempfer - in seiner Ethik gibt's dann zwei Moeglichkeiten wie was Boese sein kann - entweder es schraenkt die Freiheit ein (die Ordnung waere irgendwie boese) oder es ist zu radikal (das meinst Du wohl mit dem Chaos) - aber ich finde die Frage was fuer jemanden wie Dagon jetzt 'boese' bedeutet nicht so ganz einfach, da kann man schon ein zwei Saetze mehr mit verbringen

    Ja, da hst du recht. Ich dachte mir auch schon, dass das ein Punkt wird, wo Rückfragen kommen würden. Es ist halt nicht so klar, wie jemand, der selbst ein bösartiger Dämon war, das -ich nenne es jetzt mal - "Ulta-Böse" wahrnimmt. Noch dazu, wo er ja gerade einen Wandel durchläuft, seiner Kräfte beraubt ist und so weiter. Problematisch ist es nur, das an der Stelle detailliert auszuführen, weil zu viel erklärung auch wieder aufblähen würde. :hmm: Aber ich überlege mir noch was. ich werde das auf jeden Fall im Hinterkopf behalten und mal schauen, wie ich das deutlicher machen kann. Vielleicht gehe ich auch in den nächsten Parts noch weiter darauf ein. Denn er wird ja noch ein Weilchen an diesem Ort bleiben müssen :)


    Kapitel 14

    Die Kühle des hereinbrechenden Abends legte sich auf Freddys Wangen und zog durch jede Ritze seiner Lederjacke. Hastig schlug er den Kragen hoch und pustete seinen Atem in die vor Kälte erstarrten Hände, während er mit schnellen Schritten die dunkle Straße hinuntermarschierte. Darum bemüht, auf den gefrorenen Stellen den Halt nicht zu verlieren, machte er einen Bogen um die mit Raureif bedeckten Pfützen und die Schneeberge, welche den freigeschaufelten schmalen Streifen des Fußgängerwegs säumten.
    Im schummrigen Schein der Straßenlaternen wirbelten kleine Schneeflocken durch die Luft. Freddy wusste nicht, ob es ihm nur so vorkam, aber der Winter schien einfach nicht weichen zu wollen.
    Von Erderwärmung und Klimawandel konnte zumindest in diesem Jahr nicht die Rede sein, denn die Temperaturen bewegten sich nun schon seit Anfang November weit unter dem Gefrierpunkt.
    Seit der ganze Spuk angefangen hat, kam es ihm in den Sinn, wobei er den Gedanken umgehend zur Seite schob, da er im Umkehrschluss bedeutete, dass sich mit Dagons Verbannung alles hätte wieder normalisieren müssen. Doch das hatte es nicht.
    Erleichtert atmete er auf, als er ein paar hundert Meter vor ihm das Schild an dem Hauseingang aufleuchteten sah. „HEAVEN“ stand in großen Buchstaben mit Neonschrift oberhalb des Türrahmens. Das erste „E“ flackerte, weshalb es kurz so aussah, als stünde dort „HAVEN“. Freddy fand das gar nicht mal so unpassend, denn die urige Bar in der Seitenstraße des weitläufigen Campusgeländes nahe seiner Fakultät war für ihn tatsächlich zu einer Art ´Hafen` geworden. Einem Treffpunk für all jene, denen die Erinnerung nicht genommen worden war. Engel in Menschengestalt, aber auch Irdische, die dem Widerstand angehört hatten, kamen hierher, sprachen über das Geschehene, betrauerten die Vergangenheit und lachten über das Gegenwärtige.
    Freddy war froh, dass es einen Ort wie diesen gab, an dem er sich nicht zu verstellen brauchte. An dem es möglich war, offen zu reden und Freunde zu treffen, die nicht zwangsläufig menschlichen Ursprungs sein mussten. Da die unscheinbare kleine Eckkneipe hinter einer Art magischen Schleier verborgen lag, vermuteten vorbeilaufende Passanten darin nicht vielmehr als eine heruntergewirtschaftete Kaschemme, weshalb sich nur selten ´Unwissende` hierher verirrten. Wenn sie es doch taten, erkannte man sie meist an ihrem Gesichtsausdruck, in dem sich die Unbekümmertheit eines normalen menschlichen Daseins spiegelte. Mit alltäglichen Problemen und profanen Sorgen, die nicht sehr viel weiter reichten, als Beziehungsstress oder unbezahlte Rechnungen.
    Ein Geräusch riss Freddy aus seinen Gedanken. Kurz darauf beobachtete er, wie sich ein Gullydeckel auf dem gegenüberliegenden Gehweg beiseiteschob. Abwartend blickte er zu der schweren gusseisernen Platte, die sich Stück für Stück über den Asphalt schob und dabei ächzte, als wolle sie, dass man ihr Beachtung schenke. Dass er ihr Beachtung schenkte.
    Etwas spät für Kanalarbeiten, dachte er gerade, als wenige Schritte entfernt eine Straßenlaterne zu flackern begann. Licht und Schatten wechselten sich ab und verwandelten das Geschehen vor Freddys Augen in eine seltsam skurrile Kulisse. Nun sah er die blassen Hände, die aus der Öffnung im Boden hervorblitzten und mit einem weiteren ächzenden Stoß gegen die Schachtabdeckung den Kanal freilegten. Im nächsten Moment folgten ein paar Arme, bevor die dazugehörige dunkel gekleidete Gestalt langsam aus dem Loch herauskroch. Unschlüssig blickte Freddy sich um. Außer ihm war weit und breit niemand zu sehen, der Zeuge dieser Situation wurde. Der schattenhafte Umriss kletterte weiter die Stufen des Schachtes empor und entfaltete sich schließlich zu seiner vollen Größe.
    Plötzlich, so kam es Freddy vor, sanken die Außentemperaturen um weitere zehn Grad. Nur, dass die Kälte, die nun von ihm Besitz nahm, nicht auf das Wetter zurückzuführen war. Vielmehr fühlte es sich so an, als streife ihn der eisige Hauch des Todes, der sich in seinem Inneren ausbreitete und jegliche Wärme aus ihm herauszog.
    Wie angewurzelt stand Freddy da. Ein nur allzu vertrautes Gefühl stieg in ihm auf. Es flüsterte ihm zu, dass hier etwas nicht stimmte. Dass dies ganz sicher kein Kanalarbeiter war. Welche Art von Wesen es auch war, das in eine bodenlange Kutte gewandet vor ihm auf der anderen Straßenseite stand. Die seltsam leeren Augen, die Freddy aus dem kahlen, von Totenflecken übersäten Schädel entgegenblickten, ließen ihn daran zweifeln, dass es sich überhaupt um einen Menschen handelte.
    Mit der nächsten Böe wehte eine übelkeitserregende Mischung aus Kanalisation und Fäulnis zu ihm herüber. Unfähig, sich zu rühren, spürte Freddy, wie sich seine Eingeweide verkrampften und das Grauen nach ihm griff. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Trotz der Kälte nahm er den Angstschweiß wahr, der ihm den Rücken herunterlief.
    Es war, als würde sein schlimmster Albtraum Realität werden. Der Schrecken, wenn er nachts schweißgebadet hochfuhr, weil ihn lodernd gelben Augen aus der Finsternis anstarrten, wurde lebendig und nahm auf furchtbare Weise Gestalt an.
    Weg! Lauf weg!, forderte ihn sein auf Hochtouren arbeitender Verstand auf, doch seine Beine funktionierten nicht. Sie schienen wie festgewachsen. Er hatte keine Kontrolle mehr darüber. Gefangen in einer Starre aus Unglauben und aufsteigender Panik konnte er nichts tun, als hilflos dabei zuzusehen, wie der grausam entstellte Mönch den Arm hob. Knorrige Finger kamen unter dem Stoff seiner Kutte zum Vorschein. Seltsam verformt und mit dunklen, viel zu langen Nägeln versehen, richteten sie sich auf Freddy.
    Komm zu mir...
    Mit jedem Herzschlag, der verging, glaubte er schwerer Luft zu bekommen. Freddy wollte schreien, doch etwas zog ihm die Kehle zu. Verzweifelt kämpfte er gegen die Schwere, die von seinen Gliedern Besitz ergriffen hatte. Aber er kam nicht dagegen an.
    Die Kälte in seinem Inneren füllte ihn aus. Sie schloss ihn ein, ließ alles um ihn herum mit einem Mal gleichgültig werden. Plötzlich trat er vor. Einen Schritt nach dem anderen nehmend ging er auf das Wesen zu. Der Abstand verkürzte sich.
    Ein feuriges Glühen in tiefsitzenden Augenhöhlen … zu Klauen verformte Hände, Schwärze…
    Alles verschwamm.
    Trägheit legte sich wie ein bleierner Mantel über ihn. Noch ein Schritt. Er betrat die Fahrbahn. Ging weiter. Immer weiter. Setzte einen Fuß vor den anderen. Taub und unberührt…
    Mit einem Mal fuhr er zusammen. Etwas zerrte an ihm. Als zögen ihn Hände gewaltsam aus einem Eistümpel, schnappte er nach Atem. Eine Stimme riss seine Aufmerksamkeit auf sich. Fort von der Kreatur, hin zu der Person, die am Ende der Straße aufgetaucht war. Sie rief seinen Namen, zumindest glaubte er, dass es sein Name war.
    Seraphina.
    Verdattert blickte Freddy sich um. Beinahe hatte er die gegenüberliegende Straßenseite erreicht.
    Wie war er hierhergekommen? Mühsam blinzelte er gegen den Schleier vor seinen Augen an und versuchte, die Orientierung zurückzugewinnen.
    Die Gestalt. Wo war sie hin? Und der Gullydeckel. Er lag wieder an Ort und Stelle. Was war geschehen? Hatte er sich das alles etwa nur eingebildet?
    Ihm war so kalt, dass er sich kaum rühren konnte. Erneut vernahm er seinen Namen. Lauter diesmal und deutlicher. Die Arme um den Oberkörper geschlungen wandte er sich Seraphina zu. Ihr Blick, in dem sich zuvor noch die Freude über ihr Wiedersehen gespiegelt hatte, verfinsterte sich, als sie erkannte, dass ganz offenbar etwas nicht stimmte. Ihre Schritte beschleunigten sich, während sie zielstrebig auf Freddy zusteuerte und nun die Fahrbahn passierte, um zu ihm zu gelangen.
    „Ist alles in Ordnung mit dir?“, rief sie ihm entgegen. Besorgt kam sie vor ihm zum Stehen und berührte ihn sachte an der Schulter. "Freddy, ist alles in Ordnung?“, fragte sie erneut und schüttelte ihn, da er nicht gleich reagierte.
    An der Stelle, wo ihre Hand auf seinen Körper traf, durchfuhr ihn ein wohliger Schauer. Doch die Kälte in seinem Inneren ließ sich dadurch nicht vollends vertreiben.
    „Da-da...war “, versuchte Freddy anzusetzen und deutete herüber zu dem Gullydeckel. Seraphina folgte seinem Blick und sah zur anderen Straßenseite herüber. Kurz legte sie den Kopf schief und ließ das Bild auf sich wirken, bevor sie sich wieder Freddy zuwandte.
    „Ich weiß nicht, was du meinst. Was im Namen aller Erzengel ist los?“ Ich habe dich bestimmt schon dreimal gerufen, aber du bist einfach weitergelaufen. Wie in Trance.“
    Freddy entzog sich ihrer Berührung. „Da war gerade etwas. Ich weiß nicht, was es war, aber ... wieso hast du es nicht gesehen?“
    „Wieso habe ich was nicht gesehen?“, fragte Seraphina, die ihm mit fragendem Gesichtsausdruck auf die andere Straßenseite folgte. Ihr sorgenvoller Blick haftete an ihm. Sie musste ihn für komplett durchgedreht halten.
    „Ich ... ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was es war“, seufzte Freddy schließlich. „Jemand kam aus diesem Kanalschacht gekrochen. Er sah aus wie ein Mönch. Nur, dass er irgendwie tot wirkte...verwest.“
    „Ein verwester Mönch kam aus dem Kanalschacht geklettert?“, wiederholte Seraphina seine Worte und nun, da Freddy sie aus ihrem Mund hörte, klangen sie weitaus weniger plausibel, als noch vor wenigen Augenblicken.
    „Ich sagte, er sah aus wie ein Mönch. Nicht, dass es einer war“, bemühte er sich zu präzisieren, als würde das irgendetwas an der Absurdität seiner Aussage ändern. „Ich bin mir sicher. Das war alles, aber kein Mensch.“
    Misstrauisch blickte Seraphina von Freddy zu dem Gullydeckel. Dann streckte sie die Hand aus und richtete diese auf die schwere Metallplatte, welche sich daraufhin mit einem knarzenden Geräusch in die Höhe erhob. Intuitiv wich Freddy ein Stück zurück. Schwärze zeichnete sich in dem vor ihnen liegenden Loch ab, als der Eingang freigelegt war. Vorsichtig beugte Seraphina sich vor und sah in den Schacht. Flüchtig wischte sie durch die Luft, woraufhin sich eine Wolke flimmernder Partikel wie aus dem Nichts erhob, die in der dunklen Öffnung verschwanden. Einen Moment leuchtete der innere Teil auf und Freddy sah die in die Wand eingelassenen Metallstreben, an der das Wesen zuvor hochgeklettert sein musste. Kaum flog die leuchtende Lichtquelle abwärts, versank alles herum wieder in Finsternis. Seraphina schloss die Augen. Die Hand nach wie vor über der Öffnung schwebend, konzentrierte sie sich. Freddys Atem stockte. Er wusste nicht, ob es an der Anspannung lag oder an der Nähe zu Seraphina. Verstohlen sah er sie von der Seite an. Feine Eiskristalle hatten sich in ihrem dunklen Haar verfangen, das sie zu einem langen Zopf geflochten über der Schulter trug. Sanft bewegten sich ihre Lippen. Die geflüsterten Worte, klangen fremd in Freddys Ohren. Und doch ließen sie ihn ein Stück weit zur Ruhe kommen.
    „Nichts!“, sagte Seraphina schließlich und öffnete die Augen. Seufzend ließ sie die Hand sinken und drehte sich zu Freddy um. „Bist du dir sicher, dass du jemanden gesehen hast? Ich spüre da unten weder eine irdische noch eine dämonische Präsenz.“
    „Wenn ich es dir doch sage“, antwortete er. Resigniert atmete er aus und versenkte seine eisigen Hände in den Taschen seiner Jacke. Die Kälte saß ihm noch immer in den Knochen und nun, da der Schock nachließ, blieb nur das Gefühl grausamen Entsetzens zurück.
    Milchig trübe Augen ... abartiger Gestank von Verfall ... die kühle Präsenz des Todes ...
    „Hey“, hörte er Seraphinas Stimme wie aus weiter Ferne. Sie hatte sich vorgebeugt, und sah ihm nun direkt in die Augen. Vorsichtig schüttelte sie ihn an der Schulter. Erst jetzt bemerkte er, dass er zitterte. Seine Zähne schlugen aufeinander. Er konnte es nicht abstellen.
    „Kalt!“, stieß er hervor. „Mir ist scheiße kalt!“
    „Komm mit. Ich bringe dich ins Warme“, murmelte Seraphina und legte den einen Arm um Freddy, während sie mit der anderen Hand en Gullydeckel wieder in seine ursprüngliche Position schob. Skeptisch beobachtete Freddy, wie sich das Loch verschloss. Es dauerte eine Weile, bis er den Blick abwenden konnte. Dann ließ er sich von Seraphina fortziehen.

    Hier geht`s weiter

    Rainbow
    15. Juni 2024 um 20:11

    Die Auffuehrung ist genau zu der Zeit wo Tanred seinem Auftrag nachgeht - er tut das ja deswegen weil Perren die Auffuehrung zeitlich ungelegen kommt weil er da eigentlich sein Treffen mit seinem Kontaktmann haette:

    Ich habe es so verstanden, dass die Abendvorstellung die ganz normale Aufführung ist, die ja ohnehin geplant war. Und dass die Truppe für den Grafen noch eine Extra-Vorführung machen soll und die soll am nächsten Tag noch stattfinden. Das entnehme ich dem, was die Frau in der Schenke sagt:

    "Ihr wißt überhaupt nicht wer das ist, oder? Das ist einer aus dieser Gauklertruppe die grade in der Stadt ist. Aus der Truppe die wahrscheinlich morgen im Kastell spielen wird. Und wenn es dem Grafen gefällt und er denen einen Wunsch frei gibt - dann könnten das eure Köpfe sein, ihr Hornochsen.

    Ich war also davon ausgegangen, dass es ZWEI Aufführungen sind. Für die vor dem Grafen muss Perren seinen Termin mit Godred verschieben.

    Oder hab ich das jetzt komplett falsch verstanden? :hmm:

    Tanred haengt vermutlich eher in seinen eigenen Erfahrungen drin, ob die anderen ihren Auftritt nun gut gemacht haben oder nicht interessiert ihn glaube ich gar nicht so...

    Ja, das mag sein. Es ist vielleicht auch nicht weiter erwähnenswert. Ich hatte mich nur etwas gewundert, weil ich nachher dachte: Hä? Was ist denn jetzt mit der Vorführung vor dem Grafen? Hat die jetzt schon stattgefunden?

    Dadurch, dass es gleich zweimal erwähnt wurde, hatte ich geglaubt, dass diese Vorführung noch eine Rolle spielen würde. Das könnte man eventuell einfach durch einen kurzen Gedankenfetzten von Tanred ausräumen, indem er beim Aubruch nochmal kurz in einem Satz darüber reflektiert. Vielleicht ist das aber auch nur mein persönliches Gefühl. Ist ja auch nur Kleinkram. :pardon:

    Da ich gesehen hatte dass du hier gelesen hast, habe ich auch den Anfang dieses Bandes noch mal gelesen und was soll ich sagen: Ich hatte Ähnliche Gedanken wie du. Ich empfand es als total holprig geschriebenen Infodump und dachte mir, dass ich dieses Buch vermutlich nicht weiter lesen würde, wenn es der erste Band wäre 😅 Schätze da muss ich noch mal ran.

    Ich befürchte, sowas ähnliches erwartet mich auch, wenn ich demnächst anfange meine Geschichte nochmal von ganz am Anfang durchzugehen. Aber mach dir deswegen keinen Stress. Das sind, wenn überhaupt, ja nur Kleinigkeiten, die man schnell ausmerzen kann. Ich hatte auch den Eindruck, dass es nur am Anfang etwas geholpert hat. Später, als du dann wieder richtig im Erzählfluss warst, hat sich das deutlich gebessert. :)

    Ich finde es sehr schön beschrieben, wie die Truppe da jetzt durch den Wald reitet. Immer Feodor hinterher mit Fiete seinem Fantasiewesen. Ich lese das wirklich sehr gerne, weil es auch so schön abenteurlich ist, wie die sich durch den Regen quälen müssen, auf dem kalten Waldboden schlafen usw. Aber dennoch schwingt irgendwie immer die Schönheit der Natur mit, als Feodor Maja z.B. den kleinen Wasserfall zeigt. Sehr schön!

    Ich lese gespannt weiter :gamer:

    Hey Thorsten

    Zu Post 64 bis Post 88

    Tanreds Auftrag, als er Godred die Nachricht überbringen soll, fand ich sehr gelungen. Ich habe förmlich mit ihm gelitten und mir gedacht: Ja, genau! So läuft es meistens, wenn man nur mal eben schnell... :rofl:Das hast du wirklich toll eingefangen.

    Ich habe mich nur später eine Sache gefragt. Die Gauklertruppe sollte doch vor dem Grafen im Kastell eine Aufführung geben. Es wurde ja gleich mehrfach erwähnt, aber am Ende reisen die einfach ab und das kam gar nicht mehr zur Sprache. Habe ich da irgendwas falsch verstanden oder war das dann letztendlich doch nicht mehr weiter erwähnenswert? Ich hätte mir dazu vielleicht noch einen kurzen Gedanken von Tanred gewünscht, als sie die Stadt verlassen...hat das jetzt überhaupt stattgefunden? :hmm: Weißt du, was ich meine?

    Ansonsten konnte ich dem weiteren Geschehen ganz gut folgen. Die Eiszeit zwischen Tanred und Arngard beschreibst du ebenfalls sehr schön. Ich kann ihre Argumente verstehen. Klingt ja auch aus ihrer Sicht wirklich seltsam, wie er sich verhält. Armer Tanred. Da steckt er wirklich in einem schönen Dilemma.

    Vielleicht noch kurz zu der Stelle mit der Schrift und der Sprache in Post 88. Ich hab das, ganz ehrlich, auch nicht bis ins Detail verstanden. ?( Aber du sagst ja, das spielt ohnehin keine allzu große Rolle und ist nur Beiwerk. Deshalb nehme ich das jetzt einfach mal so auf dem Weg mit.

    Ich lese gespannt weiter. Mal sehen, was es mit dieser Hexe auf sich hat, die sie treffen wollen. :gamer:

    LG
    Rainbow