Lieben Dank euch allen für eure Anmerkungen! Gerade an dieser Stelle bin ich doch ziemlich unsicher und darum ist es wichtig für mich zu hören, was ihr dazu meint.
Ich habe mich an der Stelle nur gefragt, was hier gerade mit Turris passiert. Kämpft er gegen irgendwas an und verliert den Kampf, als er sich los reißt und mit seiner Strahlung auf die anderen zu eilt. Oder checkt er das einfach nicht, wie gefährlich er für die anderen ist, oder ist es ihm vielleicht egal?
Ja, das ist natürlich eine wichtige Frage. Aber da ich nicht aus Turris´ Sicht schreibe und auch nicht beabsichtige das zu machen, kann ich die Frage hier nur indirekt klären, durch Mutmaßungen, die Murissa anstellt, oder Interpretationen. Im folgenden Text gehe ich darauf noch etwas ein und vielleicht wird es dann etwas verständlicher.
hat sich Turris aber auch ganz schön naiv verhalten. Eigentlich hätte er schon viel früher mal überprüfen müssen, ob Murissa tatsächlich kann, was sie verspricht.
Das stimmt natürlich auch. Aber ich hoffe, es wird sich im Nachhinein herausstellen, dass er von Voraussetzungen ausging, die ... ähm, naja, aber ich spoilere hier mal lieber nicht. Warte mal ab.
Ich finde diesen Teil sehr gut gelungen und gar nicht langartmig. Im Gegenteil, es war spannend zu lesen.
Danke! Da bin ich froh!
Ich habe mir aus der Beschreibung vorgestellt, das Turris am Meer steht und Murissa und die Hexen irgendwie weit weg, dann kommt er dichter - ist aber immer noch weit weg und jetzt ist eine Erdspalte zwischen ihnen. In meiner Vorstellellung ruft Turris mit lauter Stimme um die Distanz zu überbrücken. Das er ein Nicken von Murissa eindeutig über diese Distanz zuordnen kann hat mich aus dem lesefluss geholt
Stimmt, das schaue ich nochmal an. Allerdings muss die Distanz schon größer als eine Mannslänge sein, sonst könnte er den Spalt ja leicht überwinden.
Auch zur Beschreibung der Angst, das schaue ich auch nochmal an.
das wirkt so... un-Murissa-haft. Irgendwie. Die Szene bringt so keine Ueberraschung, das ist so das Minimalprogramm mit dem man rechnen konnte - Turris enttaeuscht, Murissa schwer zerknirscht... Der runnig gag bisher ist ja, dass Murissa da immer noch was produziert (oder wenigstens versucht).
Ja, das war so der Einwand, von dem ich gefürchtet hatte, dass er kommt. Ich habe ja die ganze Zeit darauf hingearbeitet, dass da noch was kommt, sozusagen die Große Unerwartete Lösung, und jetzt macht es einfach bloß "puff" und weg ist der Zauber.
Ich darf aber versprechen, dass wir ja noch nicht am Ende sind und es noch etwas Zeit ist für Unerwartete Lösungen (die nicht unbedingt Lösungen sein müssen), und dass Murissas Talent, sich herauszureden, auf jeden Fall noch gebraucht wird.
Das ist interessant - ich hatte mich schon laenger gewundert wie ernst es Klymera jetzt eigentlich mit ihrem Freundschaftsangebot ist - hier sehen wir dass es ihr wirklich ernst ist und sie - als es hart auf hart kommt - Murissa tatsaechlich unterstuetzt. Ueberrascht mich ein bisschen - rueckblickend -
Liegt wohl daran, dass ich selber nicht richtig weiß, ob ich Klymera mögen und hassen soll ... Allerdings hilft Klymera Murissa an dieser Stelle nicht deshalb, weil plötzlich verborgene Freundschaftsgefühle aus ihr herausbrechen, sondern weil sie denkt, sie persönlich würde ja auch davon profitieren, wenn es Murissa gelingt, weil Turris ja für den Fall des Überquerens des Nebelmeeres ihnen allen eine erhöhte Belohnung versprochen hat (hab ich das nicht erwähnt? Oder soll ich das nochmal betonen). Ein gewisses Nützlichkeitsdenken dominiert hier also immer noch.
Ich auch.
Ja, wie gesagt, das kann ich ja nur indirekt erklären, da wir in Turris´ Kopf nicht hineinkommen. Ich hoffe, die Mutmaßungen, die Murissa im folgenden Text anstellt, klingen irgendwie logisch.
Mit der Art wie die 'Strahlung' entworfen ist werde ich wohl nicht mehr gluecklich - aber muss ja nicht... also werde ich dazu in Zukunft nix mehr sagen, das wiederholt sich bloss...)
Wenn ich darauf bisher nicht reagiert habe, dann deshalb, weil ich mir das mit den Strahlen so gut vorstellen kann und nicht wüsste, wie ich es anders oder besser machen könnte. Heißt aber nicht, dass da nicht noch eine Verbesserung möglich wäre. Und da ich gelungene Beschreibungen von Magie sehr gerne mag, würde ich da natürlich gern auch noch dran arbeiten. Mir fehlt nur im Moment die Vorstellung davon, wie ich das anders oder schöner machen könnte.
Hast du vielleicht ein Beispiel oder einen Tipp in die Richtung, wie du es besser finden würdest?
Also, hier geht es nun weiter:
34.2 Das Nebelmeer
Wisha trat einen Schritt an den Erdspalt heran, der uns trennte.
„Wir sind wir am Ende der Märchenstunde angelangt. Und auch am Ende der Reise“, erklärte sie kühl. „Da unsere sogenannte Wasserhexe ihren Part nicht erfüllen kann, werden wir diese Meeresgrenze nicht überschreiten. Weiter als bis hier können wir deshalb nicht kommen. Also würde ich sagen, es ist Zahltag und dann gehen wir alle wieder nach Hause.“
Sie hielt ihre Hände auf und streckte sie auffordernd Turris entgegen. Auch Klymera verlangte auf diese Weise ihren Lohn.
Turris fuhr auf. Seine Augen wurden pechschwarz, seine Gestalt schien zu wachsen, es war, als legte er von einem Moment zum anderen das Kostüm seiner Zurückhaltung ab und zeigte sein wahres Gesicht.
„Jetzt reicht es. Warum weigert ihr euch, mir zu helfen? Wir sind hier, um das Nebelmeer zu überqueren, das war unsere Vereinbarung, und ihr werdet sie zum Teufel nochmal nicht brechen, sonst lernt ihr mich kennen! Das Nebelmeer ist nicht zu überwinden? Ihr habt es doch noch gar nicht ernsthaft versucht! – Los jetzt! Findet einen Durchgang! Ihr alle! Das ist ein Befehl!“
Auf das Kommando drehten wir uns alle vier zum Meer zurück. Doch während meine Kolleginnen sich auf die Nebelwand fokussierten, hörte ich hinter mir ein ekelhaftes Gurgeln und Tosen aus der Tiefe, das mich erzittern ließ. Ich erkannte das Geräusch: Das wilde Zischen und Brausen wurde von Wasser verursacht, das die Erdspalte zwischen uns und Turris voller Wasser laufen ließ. Bei mir schrillten alle Alarmglocken. So viel Wasser so dicht vor seiner Nase würde sein Kraftfeld explodieren lassen. Nein, ich konnte jetzt nicht nach Durchgängen suchen, wenn wir die nächsten Augenblicke überleben wollten.
Hastig wirbelte ich herum. Doch zu spät. In der Erdspalte hatte sich bereits ein Fluss gebildet und Turris sprang eben in diesem Moment kopfüber hinein. Direkt vor meiner Nase kletterte er wieder aus dem Wasser. Seine stechende Strahlung traf mich unvorbereitet hart, ich riss meine Hände vor das Gesicht, um wenigstens das zu schützen, doch diesmal warf ich mich nicht zu Boden. Ich musste ihn aufhalten. Wenn er das Meer erreichte ... nein, das musste ich verhindern.
„Turris, geh zurück“, rief ich beschwörend, „du bringst uns in Gefahr!“
Als wäre ich in einen Dornbusch gefallen, trafen mich pausenlos Stiche und Risse, ich musste an mich halten, um nicht zu schreien. Er schob mich mit der Hand zur Seite. Nein! Nicht zum Meer! Mit aller Gewalt widersetzte ich mich, stellte mich ihm in den Weg.
„Warum seid ihr denn alle gegen mich?“, schrie er, „dreh dich um! Sieh diese Armee von Toten. Himmel, die stapeln sich ja übereinander bis in den Himmel ... Sind sie wirklich tot? Warum höre ich sie denn schreien? Ich helfe euch! Seid doch ruhig! ... und dort sind meine Kameraden! Könnt ihr mir den Durchgang öffnen?“
Mein Körper war eine einzige offene Wunde. Ich hielt die ständigen Dornenstiche nicht länger aus, warf mich in den Sand. Meine Arme, mein Bauch und die Beine, alles brannte und schmerzte und der Sand machte es noch schlimmer. Aber das rasende Pochen und Puckern wurde noch von meiner Angst übertönt. Was, bei allen Göttern, glaubte Turris zu sehen? Welche Armee von Toten? Welche Kameraden? Hier war kein Mensch! Wir waren ganz allein!
Mein Herz hammerte wie wild. Vorsichtig hob ich mein Gesicht. Die Hexen versuchten ebenfalls, Turris aufzuhalten. Eszella ließ eine Klippe zwischen sich und ihm aus dem Boden wachsen, wohl um sich vor seinen Strahlen zu schützen. Klymera versuchte vergebens, Flammen zu produzieren, jedes Feuer erstickte sofort in ihren Fingern. Denn Turris zog ein Rinnsal von Wasser hinter sich her, überall um ihn herum säuselte und sprudelte es.
Ein schreckliches brodelndes Geräusch aus dem Meer ließ mich aufhorchen. Mitten aus den Fluten stiegen die Wassergeister auf. Es waren acht. Sie wuchsen ... aus ihren Fischschwänzen wurden haarige Beine, aus ihren Flossenkörpern lang aufgerichtete, menschenähnliche Gestalten, sie hatten krallenbewehrte Hände und Gesichter mit langen scharfen Haifischzähnen.
Dann marschierten sie aus dem Meer heraus. Direkt auf uns zu. Wildes Geschrei gellte mir um die Ohren, ich weiß nicht wer von uns am lautesten brüllte.
„Turris!“, schrie ich, „du musst weg hier!“
Ich müsste ihn aufhalten! Noch stoppte ihn Klymeras Felsen, aber seine Strahlung hammerte unaufhörlich dagegen und zerbröckelte ihn schnell. Als er nur noch kniehoch war, hüpfte er darüber und marschierte mit harten Schritten an den Hexen vorbei auf das Ufer zu, als hätte er die Garde der grausigen acht Wassergeister, die im Nassen standen wie Dämonen, noch gar nicht wahrgenommen. Sie hechteten auf ihn zu, wie ein Rudel bissiger Wölfe stürzten sie ihm entgegen, als ob jeder der erste sein wollte, der seine Zähne in seinem Fleisch versenkte. Alle meine Glieder verkrampften sich – gleich würden sie ihm die Füße oder die Arme abbeißen! He, das wusste er doch. Jedes kleine Kind wusste, dass man sich vor Wassergeistern zu hüten hatte. Ich öffnete den Mund, um ihn zu warnen, aber ich war wie gelähmt, bekam keinen Ton heraus.
Denn er stapfte bereits ohne zu Zögern ins Wasser hinein. Sämtliche Meereskreaturen begannen ihn zu umhüpfen. Ja wirklich, sie hauten ihm ihre Krallenhände auf die Schultern und hechelten ihm entgegen. Wie Hunde, die ihren Herrn lange nicht gesehen haben und sich vor lauter Freude wie Narren gebärden. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Sie schnappten nicht nach ihm, kein einziger fletschte seine Haizähne, stattdessen röhrten und fiepten sie auf eine Weise, wie ich das noch nie gehört hatte. Er zeigte mit der Hand jedem seinen Platz, da versammelten sie sich und ihn herum und verharrten. Gleichzeitig waberten dunkle Schwaden aus dem Wasser zu ihm hoch und wehten um seine Gliedmaßen. Mir kroch eine Gänsehaut über den Rücken und ich spürte, wie sich alle meine Härchen einzeln sträubten und mich ein eisiger Hauch erfasste, als wäre ein plötzlicher Winter über mich hereingebrochen.
Er drehte sich wieder zu uns. Mit Schrecken sah ich, wie sich auf seinen Beinen schwarze Schuppen bildeten, die von den Knien her, dort wo sie aus dem Wasser ragten, aufwärts wuchsen, über seine Hüften hinweg bis zu den Armen, die sich in Flossen mit Krallen am Ende verwandelten, ähnlich wie bei den Wassergeistern. Mehr erfasste ich nicht, weil er sich jetzt bückte, mit den Händen die Wellen berührte und als er sich aufrichtete, blieb das Wasser daran haften, zog er eine Riesenwelle mit sich hoch, die sich um ihn herum auftürmte wie eine Wand aus Verderben, die ihn überragte und drohte von oben direkt auf uns niederzustürzen. In der Wassermauer tauchten die acht Haimenschen neben ihm auf. Er war ein Monster!
Ich schaffte es zu rennen, bevor der Tsunami mich erfasste, hörte noch hinter mir die Hexen kreischen, die Fluten auf den Boden aufklatschen und ein grollendes, knurrendes Geräusch, als wären alle Teufel der Unterwelt erwacht. Vielleicht kam es von ihm. Ich hatte sein Gesicht gesehen, ganz kurz. Die Eckzähne wie bei einem Tiger, das Kinn spitz zulaufend, die rotglühenden Augen – genau wie die Wassergeister - und die schwarzen Schuppen, die über seine Wange gewachsen waren. War das mein eigener gellender Schrei, der meine Ohren fast zerriss?
Weg, weg, weg! Meine Beine flogen über den Sand, dann aufwärts zu den Felsen, außer Reichweite des Meeres, das ja anscheinend ihm gehorchte.
„Wo willst du hin?“, schrie er mir nach. Selbst seine Stimme war anders. Dunkel, zerrissen. „Lässt du mich im Stich? Du hast versprochen, mir zu helfen!“
Aber nicht versprochen mich umbringen zu lassen. Nur weg hier.
Immer weiter rannte ich, sprang von Fels zu Fels über die unebenen Uferklippen, stolperte, schlug mir die Knie auf, jagte weiter. Nur nicht umdrehen. Das Herz schlug mir so wild in der Brust, als müsste es gleich zerspringen. Ich musste weg vom Wasser, weil das sein Element war. Also kletterte ich die Klippen hinauf zum Wald hin. Nein, es war kein Wald. Dschungel. Undurchdringliches Gebiet, von Bäumen, Sträuchern und Ranken vollkommen überwuchert. So wie überall. Ich würde eine Eszella brauchen, die mir gewaltsam einen Weg hindurchschlug. Okay, dann nicht. Dann halt weiter am Ufer lang. Ich wagte einen hastigen Blick zurück.
Es war, als ginge die Welt unter über genau jener Stelle, wo ich meine Leute wusste. Riesenhafte Wellen türmten sich über dem Strand, Windböen wirbelten Dünenwälle hinein, Blitze zuckten vom Himmel herunter und am Waldrand schienen gar die Felsen zu tanzen.
Ich erschauerte. Kämpften sie gegeneinander? Wusste Turris, was er tat, oder blendete ihn die Magie der Wassergeister? Er hatte so wirr geredet ...
Der nächste Schauer kroch mir über den Rücken. Ich hatte Glück gehabt, dass ich entkommen war. Bis jetzt. Tief bis ins Innere erschrocken hastete ich weiter. Immer an dem schrecklichen Ufer entlang.
Du kannst ihm gar nicht entkommen. Bestimmt kann er auch schwimmen und wenn er nur will, ist er in einem Augenblick hier.
Vielleicht aber auch nicht! Momentan hielten ihn ja die anderen Hexen auf. Vielleicht konnte ich mich retten. Auch wenn mir verflixt das Gewissen schlug dafür, dass ich sie einfach im Stich ließ. Aber, wie Klymera so treffend bemerkt hatte: Da hätte ich sowieso nicht helfen können.
Erst als mir die Luft ausging und ich gezwungen war eine Pause zu machen, ging mir so langsam auf, dass ich es bis jetzt nur geschafft hatte, mich von einem Schlamassel in einen anderen zu katapultieren. Ich war am Ende der uns bekannten Welt, hier wohnte kein Mensch und es gab keine Wege ... Wohin könnte ich fliehen?
Wie sollte ich alleine jemals wieder zurück in irgendeine Stadt oder wenigstens ein Dorf kommen? Ich war wieder dort, wo ich am Anfang gewesen war. Eine Vagabundin allein in der Wildnis.
Die Wassergeister folgten mir nicht. Sie hechelten wahrscheinlich immer noch um Turris herum. Aber es war mir fast egal. Ich würde dieses Wasser sowieso nicht mehr betreten. Oder musste ich? Im Prinzip hatte er Recht, ich hatte ihm versprochen, die magische Grenze zu überwinden. War ich unter diesen Umständen wohl immer noch an dieses fatale Versprechen gebunden? Ich denke, nein. Ich hatte das Turris versprochen, nicht diesem Monster der Unterwelt, das er geworden war.
Ein Bild stieg in meiner Erinnerung auf. Daheim in Aravenna gab es ein verrufenes Gebiet, den sogenannten Sumpfsee. Dahin hatte ich mich nie getraut, weil er nicht nur voller Wassergeister war, sondern dort nach Erzählungen der anderen Straßenmädchen auch Seeteufel lebten. Die waren im Gegensatz zu den Geistern nicht an das Wasser gebunden, sondern konnten jederzeit herauskommen und zerfleischten dann jeden, den sie erwischten, mit ihren langen Eckzähnen. Angeblich sollten diese Bestien so groß sein wie Menschen, aber Krallen, Fischschuppen und mordsmässig lange Zähne haben. War das nicht exakt so, wie Turris eben ausgesehen hatte?
Seeteufel... Natürlich hatte ich die Saga damals nicht geglaubt. Oder nicht so wirklich. Bei allen Dämonen der Unterwelt, die gab es wirklich? Sie liefen womöglich überall unerkannt auf den Straßen herum, nur darauf lauernd, Leute ins Verderben zu bringen? Oder was sonst war ihr Ziel - was für Wesen waren das genau?
Ich verbot mir weiterzudenken, weil mir übel wurde und meine Beine drohten, mir den Dienst zu versagen. Letztlich spielte es keine Rolle, wie genau sich die verschiedenene Geister und Dämonen unterschieden.
Am ganzen Körper bebend ging ich weiter. Schritt für Schritt durch das Niemandsland. Erst jetzt begann ich langsam zu begreifen, was ich verloren hatte.
Turris einfach wieder zu vergessen, das war schwerer als ich gedacht hatte. Gerade jetzt sah ich seine wehende Pferdemähne und seine warmen Augen so deutlich vor mir ... Auch sein beschwörendes: „Vertrau mir!“ klang noch immer in meinen Ohren und es hörte sich plötzlich so zart, so rein und ehrlich an, dass ich anfing zu zweifeln, ob ein Monster wirklich so reden könnte. Ach, es wäre so schön, könnte ich einfach alles vergessen, was ich gerade gesehen hatte, zu ihm zurücklaufen und ihm um den Hals fallen!
Ich kämpfte mit den Tränen. Diese Träumerei machte alles nur schlimmer. Was war aus dem netten, verständnisvollen, sanftmütigen Turris geworden, den ich kennengelernt hatte? Der war doch nicht weg? Wurde er von diesem Monster aufgefressen und könnte ich ihn retten, wenn ich diesen Schlüssel hinter dem Nebelmeer finden würde? Vielleicht war er gleichzeitig das Monster und auch dessen Opfer und es wäre meine Aufgabe, ihm zu helfen. Ich wäre dann sogar wohl die Einzige, die es könnte. Müsste ich nicht zurückkehren und das wenigstens versuchen? Egal wie gefährlich es war?
Ha, klar, ausgerechnet ich. Ich war wohl eher die Einzige aus unserer Truppe, die überhaupt keine Fähigkeiten hatte außer der, zu lügen wie ein Kobold, zu klauen wie eine Elster und ansonsten allen wie ein Klotz am Bein zu hängen. Es war aussichtslos. Mir konnte sowas überhaupt nicht gelingen.
Und höchstwahrscheinlich wäre es auch sinnlos. Er hatte mich getäuscht! Er war kein netter Junge, war es nie gewesen. Nein: Ein Seeteufel...! Ein dumpfer Schmerz breitete sich in mir aus. Wie ein Steinklotz hing er in meinem Magen, aus dem giftige Säure floss. Und die ätzte sich durch mein ganzes Selbst. Ich war ein einziges Häufchen Elend.