Beiträge von Chaos Rising

    So ich habe das neue Thema bekommen :D

    Der Gewinner des letzten Wettbewerbs Zarkaras Jade hat folgendes Thema vorgegeben:


    "Neue (Super)Helden braucht das Land!"

    viel Spaß!


    Einsendeschluss : 18. August 2024

    ‡ Die Geschichte muss in Form einer Konversation (PN) (NICHT per E-Mail oder auf meine Pinnwand!) an Chaos Rising geschickt werden. (Betreff: "Schreibwettbewerb Juli/August 2024: [Username]")

    ‡ Die Geschichte muss im Fantasy-Genre angesiedelt sein. Dh. Es müssen Elemente der Fantastik darin enthalten sein.

    ‡ Die Geschichte muss einen Titel haben.

    ‡ Die Geschichte muss mindestens aus etwa 3500 - 10'500 Zeichen bestehen.

    ‡ Die Geschichte muss formatiert sein (siehe auch -> Texte richtig formatieren)

    ‡ Die Geschichte darf keine farbige Schrift enthalten.

    ‡ Die Geschichte muss Absätze haben und darf kein reiner Textblock sein.

    ‡ Nur eine Geschichte pro Teilnehmer.

    ‡ Nur deutschsprachige Texte erlaubt, mit Ausnahme von Fremdwörtern, die zum Verlauf der Geschichte passen.

    Der amtierende Gewinner darf nicht am Wettbewerb teilnehmen, da er/sie das Thema vorgibt und sich so einen Vorteil erspielen könnte.

    ‡ Nach Einsendeschluss werden alle Geschichten anonym in einem Thread veröffentlicht und ihr könnt per Umfrage eure Stimme abzugeben. Diese darf nicht an sich selbst vergeben werden.

    ---------------------------------------

    Preise im Wettbewerb:

    Der Sieger:

    ‡ Darf das nächste Thema für den Schreibwettbewerb vorgeben.

    ‡ Wird in die Rangliste eingetragen.

    ‡ Bekommt für zwei Monate einen eigenen Rang und die Sonderrechte eines Super Users.

    ‡ Bekommt eine einzigartige Foren-Trophäe.

    ---------------------------------------

    Wer noch Fragen hat, stellt sie bitte hier im Thread :)

    In diesem Sinne viel Spaß beim Schreibwettbewerb und beim Geschichten ausdenken wink.png


    LG Chaos

    Heyho

    Schön, dass die Hinweisw dir geholfen haben! Ich bin gespannt auf die Änderungen :D

    Zu den Absätzen:

    Der Witz ist doch dass sie nichts abgelehnt haben. Band 3 lag ein ganzes Jahr beim Lektor. Irgendwann wurde mir mitgeteilt wann es erscheint und in der Verlagsankündigung beim Release durfte ich dann lesen "Der 3. Band einer abgeschlossenen Trilogie". Und weil es sowieso schon alles so schlecht gelaufen ist und ich es nicht mehr ändern konnte, habe ich mich darüber nicht beschwert und auch nicht nachgefragt was das soll. (Welchen Sinn hätte das denn gehabt?). Ich will die weiteren Bände jetzt auch gar nicht mehr bei dem Verlag erscheinen lassen. Ich will da nur noch heraus.

    Aber es könnte auch genausogut nur ein Fehler gewesen sein, der sich mit kurzer Kommunikation beheben lassen würde?
    Vielleicht hat einfach jmd nicht mitbekommen, dass der 3. Band geteilt wurde und ist davon ausgegangen dass das der 3. ist?
    Ich würde schon mal nachfragen, das klingt schon mehr nach Missverständnis :hmm:

    und das es lange beim Lektor liegt kann auch viele Gründe haben :hmm:

    Ich persönlich sehe da jetzt erstmal wenig Problem, aber ds ist natülrich deine Sache :D

    Es gibt keine offizielle Begründung.

    Naja irgendwas müssen sie ja gesagt haben als sie es abgelehnt haben oder? xD

    Hat der Lektor denn irgendwas gesagt?
    Scheint mir schon auffällig, dass das in beiden Reihen passiert ist :hmm: Entweder wollen sie nur Trilogien haben (aus iwelchen (Vermarktungs?)Gründen?) oder es muss ja einen anderen Grund geben :hmm:

    2000 Bücher ist schon wirklich viel für unbekannte Autoren :hmm:


    Ich würde sehr gerne mal einen Einzelband schreiben. Aber meine Geschichten werden immer lang. Unter 6 Bänden kann ich einfach nicht.

    Du hast ja gesagt, dass du nicht groß plottest, sondern mehr schaust wo die Geschichte hingeht (was ja durchaus legitim ist, wenn man das möchte xD)
    Aber woher weißt du denn, wie viele Bände die Geschichte hat, bevor du den Plot weißt? :hmm:

    Ich habe für mich selbst beschlossen, alle meine zukünftigen Bücher als Selfpublisherin herauszugeben, weil es mich ungeheuer stresst, wenn Absprachen mit dem Verlag nicht eingehalten werden oder wenn der Verlag einfach nach Erscheinen von Band 3 die Herausgabe der weiteren Bände der Serie verweigert (wie gerade geschehen). Ich bilde mir ein, dass ich auch diese Serie zum Laufen bringen könnte, wenn ich alles selbst organisieren könnte. Leider bin ich da jetzt noch fünf Jahre gebunden und muss abwarten.

    Was war denn die Begründung für die Ablehnung der weiteren Bände? Klassisch sind Verlage ja nicht so scharf auf unfertige Reihen xD
    Kannst du da nicht ggfs. nen Aufhebungsvertrag machen, wenn du da eh rauswillst und scheinbar ja alle unzufrieden sind?

    SP wäre nichts für mich, ich bin sehr froh, dass der Verlag damals die Kosten für Lektorat/Korrektorat, Cover und den Buchsatz etc übernommen hat :D

    Zum eigentlichen Thema:
    Ich schreibe meine Geschichten erstmal, weil cih sie erzählen will - ob sie dann veröffentlicht werden (können) zeigt sich dann erst :D
    Aber ich gehe nicht mit dem Ziel da ran, dass ich eine bestimmte Anzahl an Bänden haben will - es werden so viele wie es eben braucht, um die Geschichte zu erzählen. Und um jeden Preis veröffentlichen und/oder damit Geld verdienen möchte ich auch nicht - ich werde z.B. meine Geschichte nicht an das anpassen, was grade "in" ist xD

    Hallo Thorsten,

    vielen Dank für die ausführliche Antwort! Auf ein paar Sachen möchte ich nochmal eingehen, weil ich glaube, dass meine Intention bei den Rückmeldungen nicht immer klar war:

    Zuerst mal freut mich so richtig, dass man aus den verschiedenen Infos die immer wieder hier und da kommen tatsaechlich was sinnvolles ueber Tanred und Arngard rausfinden kann.

    Bei beiden bist Du sehr nahe dran :thumbup: . Was genau Perren und Tanred verbindet, kann man eigentlich mit dem Wissen bisher nicht loesen - aber die Richtung - was all die Ausbildung zu bedeuten hat etc. - die stimmt komplett.

    Auch bei Arngard... Du bemerkst richtig dass da ein Trauma lauert aber dass sie vor koerperlicher Naehe offenbar keine Angst hat weil sie ja mit Sex auf ihn zukommt - ich mag das nicht spoilern, aber Arngard rastet ziemlich konstant bei etwas anderem aus - da steht was anderes im Raum vor dem sie panische Angst hat, was ihr passiert ist haut in eine andere Kerbe...

    Freut mich zu hören :D
    Zunächst einmal: Ich würde, wenn der Band (?) fertig ist, einmal drüberschauen und gucken, welche Anspielung(en) eventuell ein bisschen viel ist (sind). Ich hatte das Gefühl, dass die Hinweise anfangs deutlich subtiler waren, aber der Hammer im Lauf der Geschichte immer größer wurde :D
    Natürlich ist das grundsätzlich in Ordnung, aber gerade, wenn du für Menschen schreibst, die sich gerne in eine Geschichte verbeissen wollen, wäre es eventuell besser, ein bisschen subtiler zu bleiben (gerade was Tanred angeht - Arngard ist imo auch so in Ordnung. Hier würde ich wie gesagt evtl. sogar früher tatsächliche Infos rausrücken.)

    Das kann man aber auch gut beim Überarbeiten machen, mir ist klar, dass diese Einschätzung während des Schreibens (besonders, wenn man sehr schnell schreibt) nicht so einfach ist.
    Soll auch nur ein Hinweis sein :D

    Dann:

    Vermutung für Tanred, falls es dich interessiert

    Meine Vermutung ist, dass Tanred der Bastard-Neffe von Perren ist und irgendwie (entfernt) aus der königlichen Blutlinie abstammt. :D
    Das kann man natürlich noch nicht aus dem Text erkennen - ist ja auch nur eine Vermutung, weil es auf einer Metaebene passen würde.

    Die Rueckblenden waren ein Versuch mit dem ich wie woanders gesagt selber nicht so ganz gluecklich bin. Der Sinn ist nicht, dass sie irgendwie spannend sein sollen, sondern dass sie verschiedene Schluessel anbieten um Tanred (und das Land in dem er sich bewegt) richtig zu deuten - da lauert offenbar einiges unter der Oberflaeche was nie verarbeitet wurde und zur Zeit der Geschichte eher beschwiegen wird. Die Schlaglichter auf die Vorgeschichte sollten das fassbarer machen.

    Manche Leser finden sie so toll, andere eher stoerend... daran scheiden sich offenbar die Geister.

    Ich wollte den ganzen Komplex - wenn Teil 1 fertig gepostet ist - mal diskutieren und verschiedene Alternativen in den Raum stellen. Ich haeng' in der Form nicht dran, ich kann mir auch Flashbacks im Text vorstellen, oder Traeume, oder... Auch kann Tanred da klar benannt sein. Fuer ein eigenes Buch finde ich das Material nicht genug. Ich weiss es noch nicht was genau ich damit mache.

    Die Intention der Rückblenden finde ich gut und interessant - ich würde dann vorschlagen, auf den anderen Stil und das "Mysteriöse" zu verzichten. Ich würde Tanred klar benennen und auch deutlich machen, dass es eine andere/frühere Zeitlinie ist, die parallel erzählt wird. Dann wäre es imo ein interessantes Stilmittel, aber würde sich besser in den Text einfügen.

    Ich mag Rückblenden nicht besonders gerne - das ist aber mein persönliches "Problem", nicht deines. Aber die Kombination mit dem anderen Stil und dem "Geheimnis", wer der Prota dort ist, finde ich es auch objektiv gesehen ein bisschen viel. Daher würde ich als Autor diesen "Kompromiss" machen.

    Ich hab' wahrscheinlich gut die Haelfte der Zeit an der Geschichte mit Dingen verbracht die nicht im Text stehen - eben um Dinge genau auszuarbeiten wie was Tanred wissen kann und was nicht - es ist moeglich dass ich da Fehler reinbekommen habe, aber im Prinzip kann man aus dem was Tanred weiss oder nicht weiss sinnvolle Schluesse ueber sein Leben ziehen.

    Was zu unklar ist und wo ich im Text klar nacharbeiten muss - wie war das mit seinem Aufenthalt in Terred?

    Es ist ja meistens so, dass man viel von dem Worldbuilding/Plotting etc., das man im Hintergrund betreibt, nie explizit in der Geschichte erwähnt wird, sondern sich meist nur darin äußert, dass das alles dann konsistent etc. ist. Daher - gut so :D

    Mit deiner Erklärung verstehe ich auch, warum er die Dinge so weiß, wie er sie weiß (größtenteils, siehe unten), aber wie du schon selbst sagst - das muss im Text auch irgendwo rüberkommen :)

    Bei 2 Themen kaufe ich dir das aber auch mit der Erklärung nicht 100% ab:
    1. Zoll an den Toren: Auch wenn er da nie selbst dabei ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass er das nie mitbekommt, dass der Meister sich darüber aufregt oder dem Gesellen das Geld für die Leute am Tor mitgibt. Das scheint mir doch etwas arg "blind" von ihm. Er muss das Konzept natürlich nicht in allen Einzelheiten verstehen, aber dass es das grundsätzlich gibt, sollte er imo schon wissen.

    2. Leibeigenschaft: Hier das Gleiche. Klar sind die Informationen damals nicht so leicht zu erhalten wie heutzutage, aber es ist auch nochmal etwas anderes, ob es eine persönliche Wahlbenachrichtigung für ihn ist, oder ob es im Kern ein Shift in der Gesamtgesellschaft ist, weil eine ganze ("unterdrückte") Bevölkerungsgruppe nun nicht mehr existiert. So etwas WIRD sich herumsprechen, gerade unter der Schicht, die potentiell von der Leibeigenschaft betroffen ist. Auch hier - Details muss er nicht kennen, aber grundsätzlich ... Hörensagen is a thing :D (wenn auch langsamer damals xD)
    Kommt aber natürlich auch darauf an, wie lange das Ganze schon her ist etc.

    Oh, ich kenne jede Menge Leute die das in sehr viel mehr Detail interessieren wuerde...

    Auch Conlang ist so ein Thema an dem sich die Geister scheiden - manche finden es total cool dass Avatar eine eigene Sprache fuer die Na'vi hat, andere doof. Ist halt so... (ueberfluessig zu sagen, ich finde so was cool).

    Hier hast du mich, glaube ich, falsch verstanden:
    Es geht mir nicht darum, dass es mich nicht interessiert, dass da eine andere Sprache existiert. Das tut es sehr wohl und ich finde es einen guten und wichtigen Teil des Worldbuildings. Meine Kritik hat sich darauf bezogen, dass die Sprache über mehrere Seiten erklärt wird wie in einem Schulbuch. Ja, es mag Menschen geben, die das dann besonders toll finden, aber die Leute, die sich für eine Conlang interessieren, werden die im Normalfall nicht in dem Medium lernen, in dem sie zur Anwendung kommt. Ich bin mir sehr sicher, dass nirgends in HdR ein Elb über mehrere Seiten lang seine Sprache erklärt (Elrond erklärt z.B. auch nur, WAS auf dem Ring steht und nicht die Grammatik dahinter). Klingonisch wird vermutlich auch in Star Trek nicht genauer erläutert (zugegeben, das habe ich nicht gesehen - aber für Filme ist das imo noch mal ein ganz anderes Thema - dazu später).

    Also für mich würde es völlig ausreichen, wenn die entsprechenden Phrasen einfach genannt werden und die ganzen Erklärungen der Grammatik "im Hintergrund" stattfinden. Es genügt hier, wenn man weiß, DASS er es lernt, nicht, was genau er lernt.
    Wenn es jemanden wirklich interessiert, dann wird er sich auch "externe" Quellen besorgen und es dort lernen.

    Bleibt aber natürlich auch dir überlassen - ich verstehe auch, dass da ein gewisser Stolz ist, was die Sprache angeht (ist ja auch viel Arbeit, die ich auch gerne anerkenne und beeindruckend finde) und dass du uns das gerne zeigen möchtest, der Geschichte zuliebe würde ich aber darauf verzichten (bzw. es auf ein Minimum reduzieren).

    Conlang im Film:
    Die Anwendung im Film kann man imo nicht ohne Weiteres mit der im Buch vergleichen. Wenn wir bei Avatar als Beispiel bleiben - hier sprechen die Na'Vi ihre Sprache einfach und wir bekommen Untertitel. Neytiri steht nicht 10 Minuten da und erklärt Jake die Grammatik der Sprache. Sie korrigiert seine Aussprache und er lernt es mehr oder weniger im Off. Man erkennt es eben daran, dass er einfach immer besser wird darin und am Ende fließend sprechen kann.

    Im Buch würde dass dann quasi dem entsprechen, was ich oben gesagt habe - die Sprache wird benutzt, vielleicht die Phrase mal übersetzt, aber es gibt keine Erläuterung der Grammatik.

    Also, die Zielgruppe sind Leser die Umberto Eco oder Gene Wolfe gerne lesen, sich auch gerne mal in eine Geschichte verbeissen wollen und Freude dran haben, die ganzen kleinen Raetsel in den Details zu suchen und zu verstehen (die Namen sind z.B. ueberwiegend recht sorgfaeltig konstruiert, und fuer die Person rausgesucht).

    Ich verbeisse mich auch sehr gerne in Geschichten und suche Details und Geheimnisse - wie du ja auch gemerkt hast, aber das ist etwas anderes als seitenweise Erklärungen. Bei diesen muss man sich nämlich auch nicht verbeissen, sondern bekommt ja die Lösung. Und für mich (und wahrscheinlich die meisten anderen Menschen) sind Grammatikstunden wohl eher das Gegenteil von "Freude an einer Geschichte" - die habe ich bei der Geschichte (sprich: Plot, Charaktere, Worldbuilding (Ja, ich weiß, da gehört die Sprache dazu, aber du verstehst schon, was ich meine))c.

    (*) Die Sexszene am Anfang ist auch deswegen drin weil normalerweise die Romanze erzaehlt wird und dann happy everafter angenommen wird - waehrend hier der Fokus eben auf dem difficult everafter nachdem die Romanze passiert ist liegt. Wie Du bemerkt hast, ist diese ganze awkwardness mir an der Stelle auch wichtig, weil das mit dem was sich ein Teenager so vorstelt kontrastiert.

    Hier ebenfalls: Meine Kritik war nicht, DASS sie miteinander schlafen - das finde ich durchaus passend. Meine Kritik bezieht sich auf den Detailgrad der Szene, der zu diesem Zeitpunkt schlicht nicht nötig ist. Da sie auch nicht besonders ansprechend zu lesen ist (by design - "awkwardness") könnte ich mir gut vorstellen, dass sie eher abschreckend für die weitere Geschichte ist. Wie gesagt, das gleiche Ergebnis ließe sich auch ohne explizite Szene erreichen. Ich persönlich würde mir diese explizite Szene auch für einen "besonderen" Moment aufheben - entweder besonders schön oder besonders grausam. Einfach, weil der Impact, den die Szene hat, dann deutlich höher ist.

    Diese Debatten sind nicht unbedingt in unserem Mittelalter passiert wo das Christentum die dominante Religion war - aber das Fantasy-Setting von Gondred aehnelt eher der Situation um 300 nChr. wo die Religion in regem Kontakt mit ganz anders gearteter Philosophie ist und mit ganz verschiedenen Ideen aneinandergeraet.

    Ich glaube wir haben eine sehr unterschiedliche Vorstellung wie verschieden in einer mittelalterlichen Welt Religion eigentlich ausgelegt wurde.

    300 n. Chr. befinden wir uns noch mindestens 1 Jhdt. vom Frühmittelalter entfernt in der Antike. Hier kann ich deiner Erklärung leider nicht folgen. Ist es an 300 n. Chr. angelehnt? Dann passt weder das feudale System noch die verwendeten Waffen und Ausrüstungen (ein Zweihandschwert taucht erst im Hochmittelalter auf etc.) dazu.

    Ist es an das (Hoch-)Mittelalter angelehnt? Dann verstehe ich die Erklärung aus dem ersten Zitat nicht, weil DANN sind wir über den Punkt, den du ansprichst, weit hinaus und das "Christentum" (Ädon) IST der dominante Glaube in Gondred (und bisher kam in der Geschichte auch nichts vor, was darauf hinweist, dass dem nicht so ist).

    Ganz abgesehen davon: Ich bin auch hier bereit, Tanreds Wissen und Einstellung zur Religion zu akzeptieren (auch, wenn ich deine Erklärung wie oben gesagt nicht ganz verstehe), aber es muss - ebenso wie sein Wissen um die Welt - im Text rüberkommen. Das kommt imo im Moment ein bisschen zu kurz :D

    Mir erschliesst sich die Verbindung nicht warum jemand der zu einer innigen Form der Religion gefunden hat sich ausgerechnet fuer Dogmatik interessieren sollte

    Mir erschließt sich nicht, was das mit Dogmatik zu tun hat :D Auch hier: Es geht nicht darum, dass er jeden Orden und dessen Glaubensstrukturen exakt kennen muss - das würde ich ihm ebenfalls nicht abnehmen. Aber dass es (ganz grundsätzlich) verschiedene Orden GIBT, sollte er imo schon wissen. Zumal er bei einer innigen Form der Religion vermutlich ja erstmal empört darüber wäre (sein könnte) dass jemand ANDERE Ansichten zu der Religion haben kann. Wie gesagt, es wird ja sogar erwähnt, dass die Ordensbrüder sein Dorf besucht haben. Es sind ja Bettelmönche, die damit per se schonmal anders leben als andere Gläubige und sich ggfs. auch aufregen könnten, dass andere Orden Reichtum horten etc. (nur als Beispiel).

    Der Kernpunkt ist eben, dass es ja nicht so wirken soll, als würde sein Wissen sich an das anpassen, was du gerade brauchst, um es dem Leser zu erklären. Er lebt ja nun doch schon eine Weile in der Welt und reist sogar schon eine Weile in ihr umher.

    Weder Tanred noch Grenas sind uebrigends zuverlaessige Erzaehler - keiner von beiden sagt dem Leser wie Religion in der Welt wirklich ist - jeder sagt nur wie er sie versteht.

    Das ist mir schon klar, ja :D Davon gehe ich grundsätzlich aus, wenn jemand was erzählt, weil das ... naja der Standard ist xD

    Das wirkt inkonsistent weil Tanred halt nicht konsistent ist - die wenigsten Menschen sind das, und Jugendliche schon gleich dreimal nicht, da ist das Gehirn Baustelle, beim Erwachsenwerden wird das generell geordneter, aber sogar viele Erwachsene sind in ihrem Denken oder Handeln alles andere als konsistent.

    Auch hier: Das verstehe ich mit deiner Erklärung und akzeptiere das auch. Ist ja auch durchaus realistisch - ABER es muss eben im Text rüberkommen.

    Ein Beispiel:

    Was ich interessant gefunden hätte, wäre folgendes Szenario:

    Tanred behauptet (in Dialogen mit den Gauklern oder auch in seinem inneren Monolog), dass er zum Glauben gefunden und der Schwarzen Garde, die sein Dorf niedergemetzelt hat, vergeben hat.

    Dann aber kommt dieser Ausbruch ggü. Grenas und man merkt als Leser: Ah, er versucht also nur, sich selbst davon zu überzeugen!

    Aber Tanreds innere Monologe behandeln sein Kindheitstrauma nur sehr spärlich, würde fast sagen: gar nicht. Klar, kann auch als Verdrängung gewertet werden, aber dann würde ich es irgendwie mit einem Halbsatz zum Kindheitstrauma andeuten und dann im inneren Monolog schreiben, dass er den Gedanken nicht zuende denken will oder so.

    Es sind also nur Kleinigkeiten, die da fehlen, und dem Leser klarmachen, dass das kein schlecht geschriebener Charakter ist, sondern Absicht. Gerade bei "inkonsistenten" Charakteren ist das imo schon wichtig.

    Ich wuerde umgekehrt eine Entwicklung kritisieren bei der Tanred ein kompetenter Schwertkaempfer wird (das wird er werden) und Gegner besiegen kann die laenger als er mit der Waffe lernen ohne dass es irgend eine Erklaerung gibt wie er dieses Wunder vollbringt - das faende ich Instant-Hero.

    Das würde ich genau so unterschreiben :D
    Drum: Auch hier - meine Kritik bezieht sich nicht darauf, dass er es erst lernen muss und auch nicht darauf, dass es eine Weile dauert, sondern einzig darauf, in welchem Detailgrad die Übungen geschildert sind.

    Hm, ja - woher soll der das denn wissen wenn er zum ersten Mal im Leben von einer Karte hoert? Er hat ja keinerlei Idee dass man Feldzuege damit plant oder so.

    Also mal angenommen, es ist wirklich das erste Mal, dass er davon hört - wäre dann nicht die erste Frage, wozu man sowas braucht? Ich würde dann erwarten, dass er aus der Antwort von Grenas schon schließen kann, dass die Sache durchaus nützlich ist. Würde ich ihn ehrlich gesagt auch verstehen lassen, da er sonst eventuell (in Kombination mit all den anderen Dingen, die er nicht weiß) ein bisschen ... dumm wirken könnte. Und das soll er ja nicht, wenn ich es richtig sehe.
    Hier besteht die Gefahr, dass er insgesamt nicht wirkt wie jemand, der in dieser Welt geboren und aufgewachsen ist, sondern wie aus einer anderen Welt - klassischer Urban-Fantasy-Prota :D
    Aber das ist er nicht, daher ... würde ich mir da sehr genau überlegen, was ich ihn NICHT wissen lasse - und dieses Nicht-Wissen dann auch im Text (kurz) begründen.

    Hm - bin ich komplett offen fuer so eine Idee - was fuer eine Szene im Leben der Gaukler vermisst Du denn?

    Vermissen ist hier vielleicht ein bisschen stark - wie gesagt, ich finde die entsprechenden Abschnitte sehr gut. Ich fände aber das Leben auf der Straße interessant - also ZWISCHEN den Auftritten/Lagern in Dörfern und auch die schwierigen Zeiten. Also was ist, wenn man mal NICHTS einnimmt oder das Essen verdirbt, oder ein Sturm aufzieht ... was ist im Winter? Wo lagern sie da? Oder ziehen sie auch herum? So Dinge wie die gebrochene Achse des Wagens - einfach wie sie mit Problemen umgehen.
    Das muss natürlich nicht ALLES rein und auch nicht alles an den Anfang (vielleicht kommt ja später nochmal ne Passage, wo sie umherziehen), nur als Anregung.

    ***

    Also zusammengefasst kann man eigentlich sagen, dass die meisten Probleme, die ich bei der Geschichte habe, eigentlich keine sind, weil du dir ja Gedanken darüber gemacht hast. Du musst uns nur mitteilen, welche :D Sprich: Mehr innerer Monolog für Tanred sollte die Fragen eigentlich alle beantworten.
    Und zur Klarstellung: Es ist nicht so, als fände ich es eine Katastrophe :D Es sind eben nur ein paar Details, die für mich im Text nicht rund sind, aber sich easy ausbessern lassen sollten.

    LG Chaos :chaos:

    Hallo Thorsten,

    nachdem diese Geschichte ja sehr gut anzukommen scheint, habe ich mir gedacht, ich schau auch mal rein :D

    Ich kann jetzt natürlich nicht zu jeden Einzelpart Feedback geben, ist ja schon ein bisschen Text :D Aber ich glaube ein "zusammengefasstes" Feedback über den ganzen bisherigen Text schadet auch nicht! Ich finde es zumindest immer recht hilfreich :D

    Vorweg: Ich mag die Geschichte grundsätzlich sehr gerne und finde auch die Beschreibungen der Gaukler am Anfang sehr interessant!

    Ein paar Sachen sind mir aber schon aufgefallen :D
    Zum einen hätte man meiner Meinung nach noch etwas mehr aus dem Anfang bei den Gauklern rausholen und mehr von diesem Leben zeigen können. Natürlich nicht nur das Mundane, sondern eben auch die Besonderheiten, die das Leben als Gaukler ausmachen - abgesehen von den Auftritten.

    Low-Fantasy Geschichten haben immer einen ganz eigenen Reiz, müssen aber natürlich das, was ihnen (im Vergleich zu High-Fantasy) an Worldbuilding fehlt, irgendwie anders ausgleichen :D Meist bieten sich da die Charaktere an, was dir grundsätzlich auch gelingt (zumindest wenn meine Vermutungen (siehe unten) auch stimmen xD)

    Bei den sprachlichen Sachen hat Jennagon ja schon viel angesprochen - da stimme ich ihr auch zu. Niemand erwartet Perfektion, gerade, wenn du ein hohes Schreibtempo hast, aber einmal korrekturlesen sollte drin sein - es erhöht immerhin auch das Verständnis des Textes, wo es ja doch das ein oder andere Problem gab :D

    Beim Prolog stimme ich Jenna ebenfalls zu, dass es nicht schwer war, zu erraten, dass die Rückblenden auch aus Tanreds Sicht geschrieben sind. Tatsächlich fand ich es sogar sehr offensichtlich, dass es sich um Tanred handelt, da das erste Kapitel ja quasi mit der Erklärung beginnt, dass Tanred von den Gauklern aufgenommen wurde, etc. (Selbst wenn man sich da jetzt keine größeren Gedanken drüber macht, drängt es sich einfach auf, dass der Überlebende aus dem Prolog dann der Waise aus dem 1. Kapitel ist :D )

    Generell stelle ich mir jedoch die Frage, warum diese Szenen als Rückblende (noch dazu mit einem anderem Stil und bemüht mysteriös, wer der Gute denn sein könnte) geschrieben sind. Bisher gibt es noch keinen erkennbaren Grund dafür und imo würde nichts dagegen sprechen, das einfach chronologisch zu erzählen (evtl. als eigenen Band) - oder gar nicht (direkt) und das Erlebte dann in Dialogen näherzubringen (das hätte auch den Vorteil, dass es sich nicht doppelt, wenn Tanred jmd. von dieser Zeit erzählt). Ich sehe ehrlich gesagt keinen Vorteil darin, es per Rückblende zu erzählen - eher den Nachteil, dass eine scheinbar einschneidende Charakterentwicklung von Tanred ... iwie versandet.

    Zitat von Thorsten

    Wenn Ädon der Welt Gerechtigkeit verweigert, dann muß man eben mit Pathons Hilfe vorlieb nehmen.

    Gerhild hat sie gewarnt, vor den Ädonsmännern, und vor der Inquisition - aber er weiß daß die Ädonsmänner dumm sind. Zu oft hat er inzwischen Geld aus einem Ädonshaus gestohlen, erwischt worden ist er nie...

    Er geht wieder zu den Soldaten, hält den lodernden Haß in seinem Inneren verborgen, mit dem gewünschten Stapel Ziegenleder in der Hand. Er wird ihnen vorspielen, eingeschüchtert und folgsam zu sein, und niemand wird groß auf ihn achten.

    Und in der nächsten Neumondnacht werden sie dann das Grauen des Fluchs spüren. Kalte, unsichtbare Klauen, die nach ihren Herzen greifen. Er lächelt innerlich.

    Es wird ja angedeutet, dass er in den Rückblenden einen starken Hass auf die Königsleute verspürt (nachvollziehbarerweise). In der Gegenwart tut er das aber (vorerst) nicht mehr - das heißt, die Charakterentwicklung, dass er den Hass (vorerst) überwunden hat, ist vorweggenommen. Klar ist immer noch die Frage, WIE er diesen Schritt schafft, aber ehrlicherweise ... ist die nicht besonders spannend :rofl: Andersrum hingegen fände ich es sehr viel interessanter (grundsätzlich, soll nicht heißen, dass das jetzt hier auch hinpasst). Also wenn man weiß, dass er Hass entwickelt, fragt man sich schon, was passiert sein muss, dass das geschieht (besonders, wenn er den Hass noch NICHT hat, nachdem sein Dorf ausgerottet wird) (dazu beim Abschnitt "Tanred" mehr). Das ist dann quasi der Darth Vader Ansatz :D
    Von Hass zu kein Hass ist da wesentlich uninteressanter, weil es zig Tropes gibt, die darauf abzielen (z.B. "wahre Liebe", "ich bin jetzt nicht mehr alleine", "Vergebung" ... etc.).


    Zum Worldbuilding gibt es gar nicht so arg viel zu sagen (ist ja auch Low-Fantasy :D ). Die Gesellschaft scheint mittelalterlich-feudal geprägt zu sein, was du auch sehr gut rüberbringst.
    Aber es bringt mich auch schon zu dem einen Kritikpunkt hier:
    Der Religion und ihrer Ausübung.

    Du hast selbst in diesem Thread Folgendes gesagt:

    Zitat von Thorsten

    Dazu geht's mir auch ein bisschen darum, Menschen aus einer mittelalterlichen Gesellschaft aus dieser Gesellschaft heraus zu schildern - eben mit ihrem eigenen Denken und Begreifen, nicht als moderne Menschen.

    Zitat von Thorsten

    Gott, das Jenseits, Fegefeuer war fuer die Menschen real - aber was folgt daraus? Eine moralische Gesellschaft jedenfalls nicht - genauso wie bei uns manche Geld verwenden um Probleme der Welt zu loesen und andere es verwenden um sich Macht ueber ihre Mitmenschen zu verschaffen hattten manche die Religion benutzt um Dinge besser zu machen (Almosen, das Spitalsystem,...) und andere eben um Macht zu bekommen.

    Dann allerdings kommt im Text der folgende Abschnitt:

    Zitat von Thorsten

    "Das Böse war das Thema von Abt Kieran", bestätigte er. "Das hast du schon richtig verstanden. Und Pathon... Tanred, weißt du daß Pathon nur eine Metapher ist, ein Bild der Sprache? Es gibt eigentlich kein Wesen dieses Namens. Keinen Herrn des Bösen der für all das Schlechte in der Welt verantwortlich ist."

    Das rot Markierte widerspricht deiner Aussage und deiner angegebenen Intention für diesen Text. Das wirkt von der Priesterseite schon sehr modern, wenn dem "Teufel" die Existenz abgesprochen und er nur als Metapher bezeichnet wird. Zumal das hier eben ein Mann des Glaubens ist und kein ... irgendwer. Das hat dann schon Gewicht und sollte auch entsprechende Folgen haben.
    Zumal auch nicht ganz klar ist, wie religiös die Charaktere (besonders Tanred) eigentlich sein sollen. Du sagst zwar, Tanred hat zum Glauben gefunden, aber das wirkt nicht immer so.

    Apropos Charaktere:

    Das Arngard-Mysterium

    Arngards Vergangenheit wird sehr mysteriös dargestellt. Der letzte Stand der Dinge ist:

    "Wenn du irgendwann darüber reden wollen würdest...", flüsterte sie, fast unhörbar, "dann denke ich würde ich ganz gut verstehen was in dir vorgeht."

    Er drehte sich auf den Rücken, starrte an die Decke des Wagens und seine Augen folgten wieder den tanzenden Schatten die die Kerze warf. Aber seine Gedanken waren mit Arngards letzten Worten beschäftigt.

    Was genau hatte das nun zu bedeuten gehabt?

    Weiter kommen wir in der ganzen Geschichte nicht.
    Arngard bezieht sich im Zitat darauf, dass Tanred einen Menschen getötet hat. Wir wissen nicht, was los ist, sie erwähnt nur immer wieder, wie kompliziert die "Beziehung" zu Tanred für sie doch ist und dass irgendwas in ihrer Vergangenheit war.
    Meine Vermutung hier ist, dass sie damals vergewaltigt wurde und dann (direkt oder einige Zeit danach) ihren Vergewaltiger ermordet hat. Das würde erklären, warum körperliche Nähe für sie ein Problem ist und auch, warum sie "ganz gut verstehen" würde, was in ihm vorgeht.

    Allerdings tue ich mich (grundsätzlich, aber wenn obige Vermutung (ja, die zu Tanred kommt bald (so geht es dem Leser bei Arngard btw. auch :P ) zutrifft besonders) schwer zu verstehen, warum sie sich ihm dann am Anfang am Lagerfeuer so bereitwillig anbietet und mit ihm schläft. Er hat keinerlei Anspielungen dazu gemacht und es war rein ihre Entscheidung.
    Btw. fand ich es auch ein wenig anstrengend, dass sie ihm dann die Schuld für alles gibt - SIE wollte mit ihm schlafen, nicht umgekehrt. Hätte er sie gedrängt/überzeugt/etc. wäre das für mich nachvollziehbarer gewesen. So wirkt es ehrlich gesagt ein wenig wie ein "Frauen sind halt so". Und ich weiß nicht, ob du das möchtest :D
    Arngards Verhalten wirkt sehr ... willkürlich. Mit dem Wissen um ihr Mysterium wäre das eventuell nicht so. Man könnte vermutlich schon nachvollziehen, dass man nach einer Vergewaltigung (in der Annahme das ist das Mysterium) Probleme damit haben kann, casual Sex zu haben.

    Aber dafür werden wir leider ein bisschen zu oft vertröstet und nur darauf hingewiesen, DASS etwas im Busch ist. (No Schamhaar-Pun intended)
    Natürlich muss zu diesem Zeitpunkt noch nicht 100% aufgeklärt werden, was los ist, aber ein paar Hinweise darauf, was geschehen ist, wären schon gut. Zumindest so weit, dass man sich ein grobes Bild in Richtung "böse Erfahrung mit Sex in der Vergangenheit" machen kann. Was das genau war, ist dann wieder eine andere Frage und darf gerne erst später beantwortet werden. (Ich meine damit btw. NICHT, dass Tanred dieses Bild bekommen soll. Es genügt völlig, wenn der Leser es sich zusammenreimen KANN, wenn er denn aufmerksam liest. Aber auch wenn er das nicht tut, wirkt es unterbewusst dann weniger seltsam.)

    Zu der Sexszene möchte ich ebenfalls ein Zitat von dir voranstellen:

    Zitat

    Wie eine Freundin von mir gesagt hat - bei Sexszenen kann man wenig gewinnen, aber viel verlieren. Wenn die Szene passt, gibt sie die Wuerze einer ansonsten passenden Story - wenn sie nicht passt ist sie im schlimmsten Fall einfach zum Lachen.

    Das hast du uns damals bei WdG gesagt (nur falls du dich wunderst, wo das herkommt).
    Zuerst mal: Diese Sexszene bei Tanred kommt sehr früh in der Geschichte - zu einem Zeitpunkt, wo dem Leser weder die Charaktere, noch deren Beziehung irgendwas bedeuten. Sprich: Die Szene wirkt ein bisschen wie eine Ankündigung, dass diese Geschichte Sexszenen enthält. Gerade, wenn diese aber Implikationen für die Charaktere (und deren Beziehungen) haben, bin ich mir nicht sicher, ob das schon der richtige Zeitpunkt für eine explizite Sexszene ist.
    Zumal sie ehrlich gesagt auch sehr ... awkward ist. Ich nehme an, das war Absicht, da es ja immerhin sein erstes Mal war und Arngards seltsames Verhalten vermutlich auch ein Hinweis auf das Folgende sein soll. Allerdings benötigt man keine explizite Sexszene (besonders keine unangenehm zu lesende, man möchte im Schnitt ja doch, dass der Text auch gelesen und nicht überblättert (habe ich nicht, ich meine nur) wird.) So früh kann der Leser aber ggfs. noch gar nicht einschätzen, ob die Szene nur "schlecht" geschrieben (im Sinne von "der Autor kann keine Sexszenen schreiben") oder absichtlich so formuliert ist. Ja, man muss sich auf eine Geschichte einlassen, um das zu erfahren, aber gerade Sexszenen haben das Potential an der falschen Stelle eher lächerlich zu wirken (wie du selbst sagst).
    Imo hätte es hier ausgereicht, klarzumachen, DASS sie miteinander schlafen und die "awkwardness" am nächsten Morgen in einem inneren (oder äußeren, wenn es zu den Charakteren passt, dass sie darüber reden) Monolog rüberzubringen.

    Das Tanred/Bastard-Mysterium:
    Zu Tanred habe ich ein bisschen was zu sagen (und mutmaßen :D :(
    Sein Name ist sehr ähnlich zu anderen Namen (Terred, Gondred, Edred). Ich könnte mir vorstellen, dass das Absicht ist, um meine Vermutung (kommt gleich xD) zu foreshadowen. Sollte das aber keine Absicht sein, würde es sich schon anbieten, die Namen etwas zu variieren. Ja, ich weiß, in real gibts auch "Gottfried", "Gotthard", "Gottlieb", etc., aber du hast jetzt nicht so viele Charaktere in der Geschichte, dass man á la "A Song of Ice and Fire" kaum drumrumkommt :D Daher würde ich dann zusehen, dass die Namen (gerade vom Hauptcharakter) einzigartig sind (ist). Du sagst zwar in der Geschichte, dass es einen linguistischen Ursprung hat - was an sich sehr gut ist - aber ich würde die geringere Verwechslungsgefahr höher gewichten. Wenn die Linguistik-Abschnitte unbedingt nötig sind, findet sich sicherlich auch eine andere Erklärung für Tanreds Namen.

    Im Folgenden nun ein paar "Themenkomplexe" zu Tanreds Charakter:

    Tanred und sein Wissen (Inkonsistenz)

    "Es stimmt daß das Privileg durch das Eine Gesetz abgeschafft ist", erklärte der Mann. "Aber es ist abgeschafft weil es überflüssig ist - das Eine Gesetz verbietet Leibeigenschaft. Sie ist abgeschafft. Es muß niemand mehr durch ein Privileg befreit werden, weil alle schon frei sind."

    Mit offenem Mund starrte Tanred ihn an, der Becher Bier in seiner Hand für den Moment vergessen. Abgeschafft? Aber wieso hatte er in all den Jahren nie auch nur ein Wort davon gehört?

    "Du bist nicht der erste der das nicht weiß", beantwortete der Büttel die unausgesprochene Frage. "Wenn so wenige auf dem Land lesen können - was bringt es, Proklamationen anzuschlagen? Und die Landesherren - die hochherrschaftlichen Ritter und Grafen - die haben kein Interesse ihren Leibeigenen zu sagen daß sie frei sind. Und viele Ädonsmänner sehen das Gesetz als Frevel gegen die gewollte Ordnung - was sie auch nicht dazu bringt, es den Bauern vorzulesen. Und so weiß jeder in der Stadt davon, aber hier bewirkt es nichts. Aber auf dem Land wo es viele Leibeigene befreien würde weiß keiner davon. Aber es stimmt, Junge - Leibeigene findest du nur noch in Kerst und Hasted, wo das Eine Gesetz noch keine Gültigkeit hat."

    Zitat von Thorsten

    Tanred hat tatsaechlich mehrere Jahre da gelebt und als Gerbergehilfe gearbeitet - das ist ein schmutziges Gewerbe, die meiste Zeit hat er einfach nach faulenden Fleischresten, Pisse oder aehnlichem gestunken, weswgen das Gewerbe in der Vorstadt am Fuss der Klippe angesiedelt ist (wie auch die Schlachtereien und was es sonst an schmutzigem Gewerbe gibt).

    Tanred weiß nicht, dass die Leibeigenschaft aufgehoben wurde, lebte aber mehrere Jahre als Gerbergehilfe in Terred – und hat das trotzdem nie mitbekommen?

    "Einige vielleicht...", meinte sie zweifelnd. "Anderen war es offenbar nicht so wichtig. Sonst wären die Femegerichte nicht entstanden."

    "Die gab es wirklich?", fragte Tanred verblüfft.

    Jeder im Dorf seiner Kindheit hatte die Geschichten über die Femerichter gekannt - mutige Männer und Frauen die unerkannt unter dem Volk lebten und sich ab und an zusammenfanden um an geheimen Orten Recht zu sprechen wo die Grafen Unrecht zuließen - allerdings maskiert, so daß sie niemand erkennen konnte und für ihre Taten verfolgen konnte. Es gab ganze Balladen die beschrieben wie selbst ein Graf der seine Leibeigenen mißhandelte nicht jenseits der Gerechtigkeit war und vor so ein Tribunal gestellt und verurteilt wurde. Und am Ende mit dem Tode bestraft wurde.

    Tanred weiß nicht mit Sicherheit, dass es Femegerichte gab.

    "Wieso ist dieses Kloster so viel größer als die anderen?", fragte Tanred, mehr um sich abzulenken als weil er es wirklich wissen wollte, zu Ketran gewandt die neben ihm den Wagen fuhr.

    "Anderer Orden...", erwiderte sie schulterzuckend. "Manche der Orden müssen arm sein, andere können im Namen Ädons Besitz anhäufen und sind dann nur schwer von den Ädonsgrafen zu unterscheiden."

    Es war offensichtlich daß Ketran die Idee falsch fand daß ein Kloster Land besaß, eine Brauerei und ein Sägewerk und dann zum Ruhm Ädons einen prächtigen Dom erbaute. Die Mönche hier waren sicher sehr verschieden von den Bettelmönchen die in seiner Kindheit ab und an durch das Dorf gekommen waren. Aber war diese Art des Dienstes an Ädon schlechter?

    Und er weiß offenbar nichts von den Grundsätzen verschiedener Ädonsorden. Das ist auch ein Punkt, der mich daran zweifeln lässt, wie religiös Tanred nun wirklich ist.

    Zumal ja auch die Bettelmönche erwähnt werden, die Tanreds Dorf besucht haben - aber diese werden ja auch zu einem Orden gehören, oder?

    "Ich glaube morgen ist Veneranstag!", fiel es ihm plötzlich ein. "Am Fest von Sant Veneran wird im Ädonsdom eine Messe für die im Krieg Verstümmelten gehalten bei der der Stab des Heiligen aus seinem Schrein geholt wird - wer den Stab berührt dem soll er die Schmerzen nehmen."

    "Und?", fragte Ketran stirnrunzelnd. "Die ganze Menge die hier in die Stadt unterwegs ist sieht nicht besonders verstümmelt aus."

    "Viele kommen aus dem Umland um den Zug in den Ädonsdom zu sehen...", erklärte Tanred. "Er ist etwas... grotesk. In allen Zünften ist es auch ein Feiertag an dem nicht gearbeitet wird, und selbst die schmutzigen Gewerbe - wie die Gerber und die Schlachter - dürfen an dem Tag nach Belieben in die Stadt. Es sind viele Geschichtenerzähler unterwegs, und an allen Ecken wird Musik gespielt..."

    ... aber er kennt dieses Fest und die damit verbundenen Bräuche.

    Tanreds Herzschlag beschleunigte sich als die Inquisition erwähnt wurde - wie die Femerichter war der geheime Trupp des ädonitischen Klerus der Magier und Praktiker verbotener Riten ausfindig machte und tötete das Thema von vielen Geschichten - aber welche davon wahr waren konnte niemand sagen.

    ... und von der Inquisition weiß er offenbar auch.

    Tanred weiß also Dinge nicht, die er eigentlich wissen müsste, weil er in der Welt oder gar der Stadt lebt, wo diese vorkommen. Andererseits weiß er aber relativ obskure Dinge z.B. über den Veneranstag.

    Leider wirkt es auf mich, als wäre Tanred ein Fähnchen im Wind der Information, das Dinge immer genau so weiß oder nicht weiß, dass man sie dann dem Leser erklären kann. Das ist zwar eine Art Show don't Tell, aber nicht besonders elegant, wenn es IMMER so ist. Zumal sein Charakter daduch sehr inkonsistent wirkt.

    Gerade von der Aufhebung des Leibeigenengesetzes sollte er wissen, wenn er in der Stadt gelebt hat und mit Sicherheit auch mit der Leibeigenschaft in Berührung gekommen ist.

    Hier würde ich empfehlen, sein Wissen konsistent zu machen und die Informationen (die auch gar nicht alle wichtig für die Leser sind, es reicht oft, wenn du als Autor es weißt) anders (oder eben gar nicht) rüberzubringen.


    Tanred und Rache (Inkonsistenz)

    Kirisha und Tariq haben sich ja bereits gewundert, warum Tanred keine Rachegedanken hat:

    Ein bisschen kann ich Kirisha verstehen. Tanred erlebte zwar das ganze Grauen der Überfälle mit und die daraus resultierende Not, aber mir fehlt der Zorn in ihm, die Rachegedanken, die ich bei einem jungen Mann eigentlich erwartet hätte, besonders nach dem, was man seiner Schwester angetan hat.

    Deine Antwort darauf war:

    fuer ihn fuenf Jahre her (was auch aus dem Gespraech mit Perren und dem Unbekannten rauskommt - der Umsturz ist eine Weile her), und in der Zeit ist auch das eine oder andere passiert - ueber das wir zumindest eine Andeutung haben

    Oft hatte er in den letzten Jahren mit seinem Schicksal gehadert, hatte seine Wut mit geballter Faust zum Himmel geschrien, hatte geflucht und einen Bogen um die Ädonsmänner gemacht.


    Und doch - Ädon hatte ihn damals in der größten Not bewahrt, und er hatte ihn abermals auf einen neuen Pfad gesetzt als Perrens Blick vor drei Monden auf ihn gefallen war und er sich dann den Gauklern hatte anschließen können. Es passierten schreckliche Dinge in der Welt, Dinge die nicht zu den Worten zu passen schienen die in Ädonshäusern gesprochen wurden oder die in den Hymnen gesungen wurden, aber dennoch war das unendliche Licht nie aus seinem Leben abwesend gewesen, das begriff er jetzt.

    Tanred hat sein Trauma also innerhalb von fünf Jahren mit dem Glauben an Ädon einigermaßen in den Griff bekommen. Wie oben erwähnt, kommt er mir aber nicht besonders religiös vor - auch weil ihm hier EBENFALLS alles erklärt wird. Wenn er so religiös ist, dass er nicht einmal Hass gegen die Mörder seiner Freunde und Familie empfindet, dann sollte er diese Dinge doch wissen? Dann hat er sich doch sehr in die Religion gestürzt oder nicht?

    1. ist das eine weitere Erklärpassage und 2. Wenn er keinen Hass mehr verspürt - warum dann plötzlich dieser Gefühlsausbruch? Ja, mir ist bewusst, dass es auch nur nach außen hin so wirken kann, als hätte er den Hass überwunden, aber er ist der Erzähler und nach deiner Aussage HAT er ihn überwunden.

    "Und das rechtfertigt irgendwie den Tod von unzähligen Unschuldigen?", fragte Tanred wütend. "All den Hunger, die geplünderten Dörfer,.."

    "Ich sagte, Edred hat versucht das Richtige zu tun", antwortete Grenas kopfschüttelnd. "Die Wirklichkeit sieht dann oft anders aus. Er hatte auf einen schnellen Sieg gebaut um die eloranischen Söldner dann entlassen zu können und sich eine eigene Garde aufbauen zu können, rekrutiert aus Gondrern - aber der schnelle Sieg kam nie, und so muß er Jahr für Jahr enorme Summen aufbringen um die Söldner weiter zu bezahlen - was für seine Untertanen zu einer drückenden Steuerlast wird. Deswegen war er dann gezwungen, das Wohlwollen einiger Herzöge mit Privilegion zu kaufen - weil er sie braucht um die Steuern für ihn zu erheben, aber das spricht wieder der Idee des Einen Gesetzes Hohn, und aus dem gleichen Grund kann er viele Wegezölle nicht abschaffen - er braucht das Geld.. Sein Pakt mit dem Klerus hat auch viele der alten Privilegien bewahrt, so daß das Eine Gesetz überall Löcher hat. Und Soldaten im Land - grade Söldner - verhalten sich selten wie der Herrscher es plant. Fast jede Armee plündert um sich zu ernähren, kaum ein Reich vermag es, anders Nachschub zu organisieren. Vielleicht die Eloraner.. Edred mag zu Beginn die richtigen Ideen gehabt haben, aber inzwischen ist alles noch schlimmer als vorher, und es ist kein Ende in Sicht."

    "Ja, aber du sitzt hier im Kloster und tust nichts dagegen", entfuhr es Tanred, bitterer und schärfer als er eigentlich beabsichtigt hatte.

    "Ich folge Graf Sigwulfs Anweisungen und unterrichte dich", entgegnete Grenas vernünftig. "Nicht jeder hat die gleiche Aufgabe bei den Kerrinsmännern."

    Und hier auch.
    Hat er nun Hass oder nicht? Das springt ein wenig hin und her und wirkt ebenfalls inkonsistent auf mich.


    Tanred und Gefahr (Inkonsistenz)

    Tanred neigt - verursacht durch die Ereignisse in den Rueckblenden - etwas zur Paranoia, er beobachtet seine Umwelt genau weil er Gefahren fuer sich rechtzeitig erkennen will (viele seiner Gruebeleien am Anfang gehen ja um die Frage was sein Schicksal in der Gruppe sein wird wenn nicht genug Geld reinkommt) - das trifft auf die anderen so nicht unbedingt zu (auch wenn da der eine oder andere seine eigene Geschichte mitbringt, aber davon wird noch zu reden sein).

    Eine realistische Einschaetzung von Gefahr hingegen fehlt ihm eher - dass den Kerrinsmaennern nichts schlimmes passiert weil die im Recht sind ist eh fuer ihn klar.

    Ich denke es ist vielleicht auch vorher wo Tanred von Perren verlangt bei den Kerrinsmaennern mitmachen zu duerfen rausgekommen dass Tanred ein realistisches Gefuehl fuer Gefahr einfach fehlt.

    Kann er Gefahr nun einschätzen oder nicht? Das widerspricht sich. Ja, das sind keine Zitate aus dem eigentlichen Text, aber dir scheint hier noch ein wenig das klare Bild zu fehlen, wie Tanred eigentlich ist. Vielleicht erklärt das auch die vorher genannten Inkonsistenzen - er ist so, weil du dir noch nicht sicher bist, wie du ihn haben möchtest?
    Hier würde ich mich eventuell (bald) auf einen Charakter festlegen.


    So und nun zum großen Höhepunkt xD
    These: Tanred = Bastard

    "Dein Name in der alten Sprache ist thain-ræda. thain ist ein altes Wort für Fürst", erklärte sie.

    "Das ist doch nur ein Name...", sagte er kopfschüttelnd. "Die Stadt Terred ist doch auch kein Ratgeber von irgendwem und endet genau wie mein Name."

    "Terred kommt von tyra-rædho - der Platz wo der Donner Beratung hält, der Ort an dem sich die Gewitter versammeln. Ein alter Platz, ein Ort der Macht, damals wie heute", entgegnete sie. "Namen sind nie nur Namen, Tanred - Namen sind Wissen und Macht. Der richtige Name ruft herbei was du brauchst. Auch 'Kerrin' ist nur ein Name - und trotzdem hofft ihr alle, daß wenn dieser Name gerufen wird, Menschen zur Waffe greifen und sich gegen Edred erheben, oder? Es liegt Bedeutung in Namen, Tanred - und es passiert wenig nur durch Zufall. Vergiß das nicht."

    Ein Teil seines Namens bedeutet "Fürst".

    [Zudem lässt sich hier potentiell eine Anspielung auf das Magiesystem in "The Name of the Wind" erkennen (nicht die einzige Parallele, nicht wahr? :D )]

    "Herrin' wird für den Moment tun, Tanred", sagte sie. "Wieso bist du hier und nicht Perren oder Ketran? Weil du irgendwann - bald vielleicht, oder in ein paar jahren - Entscheidungen treffen wirst die uns alle betreffen. Und weil ich möchte, daß du weißt welche Wahl du dann treffen kannst wenn es so weit ist, was die Alternativen sind."

    Weil er der Sohn eines Adeligen (wenn nicht sogar von Edred) ist und die Kerrinsmänner ihn als Nachfolger einsetzen wollen. Als "rechtmäßger Erbe" hat er einen claim auf den Thron, was die Wahrscheinlichkeit von Bürgerkriegen doch reduziert, da die Leute ihn eher anerkennen würden.
    Zudem passt es auch hervorragend in das "coming of age" Story-Genre, das du anpeilst. :D

    Warum war er überhaupt hier? Was versprach sich Perren davon, daß er Arianisch lernte? Und was auch immer Bruder Grenas ihm sonst noch beibringen sollte - es würde mehr sein als nur Arianisch, so viel wußte er schon. Wie der Umgang mit einem Schwert den er bei Wulfgar gelernt hatte den Kerrinsmännern helfen sollte konnte er verstehen - aber warum es hilfreich war, das Schwert auf Arianisch benennen zu können war ihm ein Rätsel.

    Weil es, genau wie Schwertkampf, Religion und taktische Ausbildung (Karten lesen) die klassische Ausbildung ist, die ein adeliger Sohn erfährt. Sprich: Sie bereiten ihn auf seine Rolle als "Usurper" vor.

    Aber inmitten dieser ruhigen Oase fühlte er mehr und mehr Unruhe. Was tat er hier? Was half es den Kerrinsmännern, wenn er eine Karte lesen konnte? Wenn er die Namen von Kräutern auf Arianisch kannte? Es würde bald Herbst sein, und wenn Perren zu lange wartete und der Schnee früh kam, dann würde das Kloster vom Rest der Welt abgeschnitten sein bis zum Frühjahr... ein Gedanke den er lieber nicht zu Ende bringen wollte.

    Abgesehen von dem beim Zitat eins weiter oben Genannten ist das ehrlich gesagt auch eine recht dumme Frage :rofl:
    Es schadet NIE, wenn jemand Karten lesen kann :D Gerade wenn man einen Bürgerkrieg vorbereitet ... (das Gleiche gilt eigentlich auch für die Sprache)
    Diesen Fakt könntest du aber auch nutzen, falls du die recht offensichtlichen Anspielungen etwas verbergen willst - wenn er sich nicht so offensiv fragt, warum er das nur lernen soll, denkt der Leser auch nicht so viel darüber nach ...

    "Und? Es wird mich ja wohl kaum jemand wirklich für einen Novizen halten..""

    "Nein - eher für den Sohn eines Adeligen", erwiderte Grenas ungerührt. "Du bist nicht der erste der für ein paar Monde hierher kommt, die Robe anzieht und etwas Unterweisung bekommt, sei es in Arianisch oder Geschichte. Viele Ritter die sich keinen Hauslehrer leisten können schicken ihre Söhne hierher."

    Das ist eigentlich selbsterklärend :D


    Zu guter Letzt möchte ich noch anmerken, dass ich mir nicht ganz sicher bin, was der Fokus der Geschichte sein soll.
    Natürlich ist dieser oberflächlich betrachtet bei Tanred und seinem Weg durch die Welt, aber es gibt so viele Stellen, die für die Handlung völlig irrelevantes Wissen vermitteln, dass es eher so wirkt, als wäre die Geschichte dazu da, genau das zu tun. Sprich: Es wirkt, als wolltest du uns dein Wissen über das Mittelalter und Linguistik näherbringen und nicht, als ob es primär um die Geschichte geht (Siehe: Kampftraining, Sprachtraining, Steuereintreibung bei Gilde, etc.) All diese Punkte haben in diesem Detailgrad keine Relevanz für die Geschichte und sind ehrlich gesagt auch eher trocken zu lesen.

    Beispiele:

    Das grün Markierte ist das Einzige, was wirklich wichtig ist - die Tatsache, dass Tanred das gelernt hat, damit später klar ist, warum er sich für diese Waffe entschieden hat etc.

    Die ganzen genauen Erklärungen der Techniken sind
    1. schwierig zu lesen und stören den Lesefluss
    2. nicht interessant zu lesen, weil es mehr wie ein Sachbuch wirkt
    3. merkt man sie sich als Leser vermtulich sowieso nicht.

    Es würde hier reichen, allgemein ein Schwertkampftraining zu beschreiben, evtl. mit ein paar Details. Zumal das hier auch nur in einem Dialog erzählt wird und nicht in einer "Actionszene" gezeigt wird. Nicht nur bei Tanred bleibt es besser hängen, wenn er es auch tut - das trifft auch auf Leser zu :D

    Dieser Abschnitt ist auch eine einzige Erklärung über das Gildenwesen - aber (mindestens an dieser Stelle) irrelevant (und uninteressant, um ehrlich zu sein - ich bin nicht hier, um eine Geschichtsstunde zu bekommen, sondern eine Geschichte zu lesen. Ich will wissen, was die Kerrinsmänner mit Tanred vorhaben, nicht wer wann wo warum wieviele Steuern bezahlen muss :D )

    Das rot Markierte müsste er außerdem wissen, wenn er mehrere Jahre in der Stadt gearbeitet hat. Gerbereien sind jetzt klassisch nicht im Stadtzentrum, da wird er als Gehilfe schon das ein oder andere Mal ein Tor mit Waren passiert haben.

    Das Gleiche gilt auch für die ganzen linguistischen Abschnitte im Kloster. Das interessiert in diesem Detailgrad kaum jemanden. Natürlich ist es deine Geschichte und du kannst es so machen wie du möchtest, aber ich gehe immer erstmal davon aus, dass eine Geschichte auch unterhalten und möglichst Viele (zumindest aus der Zielgruppe) ansprechen soll. Daher würde ich die Lingustik zum Wohle der Geschichte auch auf ein Minimum eindampfen und nur das erwähnen, was tatsächlich auch wichtig ist. Wenn sich jemand für die Sprache interessiert und sie dann lernen möchte, gibt es sicher andere Wege als Zwangsschule in der Geschichte :D

    Wie gesagt - all das wirkt arg belehrend und nicht unterhaltend.

    So, und damit nicht nur gemosert wird, sei noch erwähnt, dass ich das Setting und die Beschreibungen von Orten und Landschaften wirklich toll finde!
    Die Dialoge sind im Großen und Ganzen auch gut geschrieben und lesen sich natürlich/organisch.
    Die Richtung, die der Plot einschlägt, gefällt mir auch (besonders, wenn meine Theorie zu Tanred korrekt ist xD) - ich bin gespannt, ob der Plan auch aufgeht und auf welche Hindernisse er noch stoßen wird. Und natürlich auch darauf, wie er all das Wissen, das er gerade sammelt, anwenden kann/muss :D
    Ebenso finde ich die Hintergrundgeschichten der Charaktere - soweit bekannt - auch gelungen und interessant. Die Konflikte die sich daraus ergeben, bekommt man ja teilweise schon zu spüren. Bin gespannt, was du da rausholst :D

    So, ich glaube das war es auch soweit :D Ich hoffe, du kannst mit dem Feedback was anfangen!

    LG Chaos :chaos:

    Die Kandidaten

    von Asni

    Firion betrat den großen Speisesaal des Gildenhauses durch eine Seitentür. Nach Wochen auf Auslandsreise war er voller Vorfreude, seine Gildengeschwister wiederzusehen. Daher war er weniger achtsam, als es sich für einen Dieb gehörte und die Holzdielen knarzten leise. Doch statt Schelte und Spott erwartete ihn Einsamkeit und Stille. Bis auf den alten Diener war er allein.

    „Wo sind meine Brüder?“, fragte Firion irritiert und enttäuscht.

    „Sie haben die Gilde verlassen und arbeiten jetzt als Bänker, Steuerberater und Anwälte.“

    Firion nickte stumm. Es schmerzte, dass sie sich vom ehrenhaften, althergebrachten Pfad des organisierten Diebestums abgewendet hatten und nun diesen neumodischen Formen nacheiferten.

    Positiv bleiben, ermahnte er sich im Geiste. Noch war die Diebesgilde nicht am Ende.

    „Wir müssen dringend Nachwuchs finden!“

    „Vielleicht solltet Ihr ein paar Flugblätter drucken lassen und damit Werbung machen.“

    „Gute Idee! Ich werde sofort ein paar Schreiber beauftragen…“

    „Oder ihr geht zu diesem Bösenthal,“ unterbrach in der Diener. „Anscheinend hat er einen Apparat erdacht, mit dem man viele Exemplare in kurzer Zeit und billig anfertigen kann.“

    „Einen Apparat? Das klingt interessant.“

    Eine Woche später schlich Firion rastlos auf leisen Sohlen im Innenhof des Gildenhauses umher. Seine Unruhe lag in der Aufregung begründet. Heute in wenigen Augeblicken würde er die neuen Aspiranten und Aspirantinnen – er war an dieser Stelle sehr darauf bedacht gewesen, alle Geschlechter und Spezien mit in sein Flugblatt aufzunehmen, auch gegen die Meinung Bösenthals – begutachten können. Im Geiste sah er schon schlanke Elfen, gewitzte Goblins und Kobolde, vielleicht den ein oder anderen Menschen, wie sie beinahe unscheinbar durch das große Tor auf den Innenhof flanierten und, obwohl ihnen die Ausbildung der Diebesgilde noch fehlte, bereits mit aufmerksamen Augen nach den Geldbeuteln der anderen lugten. Sein Grinsen zog sich fast von Ohr zu Ohr. Firion fühlte es, die Rückkehr zu den Goldenen Zeiten stand unmittelbar bevor.

    Das durchdringende Klappern von Hufen zerschnitt seinen Tagtraum und holte Firion zurück in den Innenhof der Realität. Mürrisch und mit zu schlitzen verengten Augen drehte er sich zum Tor um. Was für ein Trottel würde auf einem Pferd angeritten kommen? Doch die Gestalt, die aus dem Schatten heraustrat, war kein berittener Diebesaspirant, sondern ein behorntes Monster mit Kuhgesicht und von riesenhafter Gestalt. Erst nach zwei weiteren klappernden Schritten richtete es sich zu seiner vollen Größe auf. Ein Minotaurus…

    „Hallo, kleiner Mensch! Ich bin Bovina und möchte der Diebesgilde beitreten!“ Die Stimme des Minotaurus - oder hieß es korrekt Minotaura, sinnierte Firion - hallte von den Ecken des Hofs wider und brachten seine Ohren zum Klingeln.

    „Ah, ja,“ erwiderte er unsicher. „Es… es geht gleich los. Wir warten noch auf weitere Kandiadaten.“

    „Bin schon da!“, rief jemand fröhlich, den Firion nicht sehen konnte, da die Minotaura Bovina ihm im Weg stand. Schnell trat er ein paar Schritte zur Seite und warf dem Neuankömmling einen hoffnungsvollen Blick zu. Ein grobschlächtiger Oger winkte Firion mit breitem Grinsen und strahlenden Augen zu. „Ich bin Kratzack Fey und neu in der Stadt. Du wirst bestimmt begeistert sein von mir. Ich lerne schnell und habe viel Erfahrung. Ich war zuletzt Straßenräuber, aber einen einarmigen Banditen nimmt einfach niemand ernst.“ Er unterstrich seine Worte, indem er mit seiner rechten Hand auf die linke Schulter deutete, wo sich offensichtlich kein Arm mehr befand. „Jetzt will ich mich der Diebesgilde anschließen und mein Glück versuchen…“

    „Sehr schön, Kratzack,“ unterbrach ihn Firion. „Es geht gleich los.“

    Schwere, dumpf stampfende Schritte kündigten den dritten Kandidaten an. Firion wollte gar nicht mehr hinsehen, stattdessen wünschte er, sich in sein Zimmer zurückziehen und schlafen zu können.

    Unter dem Tor trat ein Zyklop hervor. Von der Körpergröße her war er irgendwo zwischen dem Oger und der Minotaura angesiedelt. Für Firion war die Vorstellung absurd, dass irgendeiner von ihnen sich unauffällig auf dem Marktplatz unter die Menge mischen und den Leuten unbemerkt die Beutel vom Gürtel schneiden sollte. Er konnte fühlen, wie sein Gesicht entgleiste und all seinen Frust und seine Enttäuschung über die Kandidaten zur Schau stellte. Den Zyklopen schien das indes nicht zu interessieren. Unbeirrt kam er näher und näher, bis er schließlich dicht vor Firion stand und ihn von oben herab mit einem angestrengten, rätselnden Ausdruck ansah. Mit der linken kramte der Zyklop in seiner Westentasche, beförderte eines dieser neumodischen Monokel zutage und klemmte es sich etwas unbeholfen vors Auge.

    „Mit dem Zweiten sehe ich besser,“ lispelte der Zyklop und lachte kurz. „Mein Name ist Simseon Zaratus und ich bin gekommen, um ein Dieb zu werden.“

    Ein Gefühl tiefen Unglücks machte sich in Firion breit. Er konnte förmlich spüren, wie sein Herz in die Hose sank und wie ein leckes Schiff die Hoffnung auf immer in den ewigen Weiten des Meeres ertränkte. Ratlos und zutiefst betrübt suchte er nach Worten, wie er den Kandidaten für ihr Kommen danken und sie dann nach Hause zu schicken, ohne sie zu kränken. Doch noch ungeeignetere Kandidaten konnte es nicht geben. Wäre wenigstens einer dabei gewesen, bei dem die Ausbildung Erfolg versprechend war, hätte Firion auch die anderen Kandidaten akzeptiert. Aber so... Immerhin war er ein Dieb der Gilde und hatte auch seinen Stolz. Dann sollte die Diebesgilde wohl glücklos untergehen.

    „Entschuldigt bitte,“ schnurrte eine angenehme Stimme und riss Firion aus seinem Gedankenstrudel, „bin ich hier richtig bei der Diebesgilde?“ Firion drehte sich um. Vor ihm stand eine schlanke, junge Frau. Wie sie sich so an ihn hatte heranschleichen können, war ihm ein Rätsel. Offenbar war sie menschlich, aber sie strahlte eine katzenhafte Eleganz und Sorglosigkeit aus.

    „Ja, in der Tat das seid Ihr. Wie kann ich Euch dienen?“

    „Mein Name ist Felina. Ich bin hier, um ein paar Mäuse zu verdienen!“ Lächelnd hob sie eines von Firions Flugblättern in die Höhe. Firions Herz machte einen hoffnungsvollen Sprung. Vielleicht war die Diebesgilde doch noch nicht am Ende.

    Regelfragen

    von Tom Stark

    »Wer es sich nehmen kann, darf es behalten.«
    Zanja hörte die Worte des Gildenmeisters noch im Geiste, was nicht schwer war, da die alte Werratte diese eherne Regel bei jeder Gelegenheit anbrachte. Seine Art, jeden in der Gilde wenig subtil darauf hinzuweisen, dass der Rattenmann sich jede Beute nehmen konnte und sie nichts dagegen tun könnten.
    »Und jetzt los. Und vergiss nicht, sie ist höllisch schnell und tödlich. So wie ich.«
    Der junge Dieb hatte die Drohung wohl verstanden und immer noch in den Ohren, als er sein Ziel ausmachte. Eine Frau mit schwarzen Einsatzhosen, Militärschuhen, einem schwarzen Hoodie und einem Zylinder an einem Gurt umgehängt.
    Dieser zylindrische Behälter war das Ziel.
    Vorsichtig schlich Zanja über den Giebel des Dachs und beobachtete die Frau unter sich. Sie schien nichts zu ahnen. »Logo«, versicherte sich der der junge Katzenmensch. »Keiner hört mich kommen, niemand hört mich gehen. Ich bin der Schatten in der Nacht, das Flüstern des Windes …«
    Dann sah er seine Chance.
    Die Frau nahm den Gurt ab und hielt den Zylinder in der Hand als sie in ihr Auto steigen wollte. Irgendein deutsches Fabrikat. Neu und glänzend. Mutig, in Misra so etwas mitten im Masakin Salah Aldiyn abzustellen. Naja, eher dumm.
    Doch das Auto war noch an Ort und Stelle, unversehrt, weder zerkratzt noch besprayt: Ganz und gar nicht normal …
    Zanja spannte seine Muskeln an und flog durch Luft, ehe die anbahnenden Bedenken ihn unsicher werden lassen konnte. Doch dann hatte er seine Finger am Zylinder. Die kurzen Krallen seiner Hände bohrten sich in das geschmeidige Material. Ein Ruck und die Beute war sein.
    »Gefährlich, schnell, tödlich, na sicher«, schoss es ihm in den Sinn und er jagte davon.
    Ha, wer es sich nehmen kann, dem …
    Er kam fast aus dem Tritt als er die langen Schritte hinter sich hörte und den Atem der Verfolgerin bereits in seinem Nacken zu spüren glaubte.
    Unmöglich. Niemand war so schnell, nicht einmal die tückischen Werratten!
    Zanja nutzte die nächste Treppe, um an Höhe zu gewinnen, aber die Frau war ihm immer noch auf den Fersen. Ein einarmiger Klimmzug und er war auf dem Dach. Endlich. Heimspiel.
    Fast lachte er, als er ihre schweren Schuhe auf den Ziegeln vernahm. Die Ersten gaben bereits unter der Frau nach. Nun lachte er wirklich. Erleichtert, vielleicht eine Spur übermütig.
    Doch sie gab nicht auf. Über zwei weitere Dächer ging die Verfolgungsjagd.
    Na schön, um sie abzuschütteln, würde er freie Hände brauchen. Zeit, die Beute loszuwerden!
    Als er am Wasserturm ankam, sah er beim alten Aquädukt, wie verabredet, seinen Gildenkameraden und Kumpel Chuck.
    »Fang!« Schon warf Zanja den Zylinder und Chuck schaute verblüfft als er von seinem massigen Schädel abprallte. Der ebenholzdunkle Halbork war einen Moment erstarrt, doch dann hoben seine gewaltigen Pranken die Beute auf.
    Mit ebenso großen Augen wie Zanja, musste Chuck mit ansehen, wie die Frau im Hoodie in einem einzigen Satz den Abgrund zwischen Wasserturm und Wasserbrücke überwand und in einer aufreizend perfekten Dreipunktlandung in der Nähe des stämmigen Jungen aufkam.
    »Lauf, du Vollpfosten. LAUF!«, Zanja kreischte fast vor Verzweiflung. Chuck verließ sich allzu sehr auf seine gewaltigen Muskeln, aber die Frau atmete noch nicht einmal schwer. Der Narr hätte keine Chance und was noch schlimmer wäre, wenn die alte Ratte ihre Beute nicht bekam, Zanja ebenso wenig.
    »Lauf! Zum Fluss!«
    Erst jetzt fiel Chuck der eigentliche Plan wieder ein und er begann zu laufen. Mit schweren Schritten rannte er das brüchige Aquädukt entlang und bemerkte mit Sorge die sich nähernde Verfolgerin.
    Nur Zanja sah, dass die Frau sich Zeit ließ, den Halbork einzuholen, als wäre das alles ein verdammtes Spiel.
    »Deine Arroganz wird dir gleich leidtun«, grinste er grimmig.
    Gerade als Chuck mitten über dem Fluss war, war die Fremde an ihn heran. Zum Glück hielt er sich an den Plan und warf den Zylinder hinab, wo bereits ein Boot wartete.
    Chuck hob seine gewaltigen Fäuste an, um sich der Verfolgerin zu stellen. Er musste etwas sehr Bedrohliches aus der Tiefe des Hoodies gesehen haben, denn er taumelte zurück. Doch die Frau ließ ihn stehen und sprang von der Brücke. Niemand, wirklich niemand sprang freiwillig in den von Krokodilen und Flusspferden verseuchten Hapi. Bis jetzt.
    Das Boot hatte nur Sekundenbruchteile zuvor seinen Außenborder auf Hochtouren gebracht und war davongeschossen.
    Zanja versuchte vom Wasserturm noch einen Blick auf die Frau zu erhaschen. Irgendwo tat sie ihm leid. Sie hatte sich echt gut geschlagen und etwas ließ ihn vermuten, dass sie ihn und Chuck geschont hatte. Vermutlich weil sie noch Jugendliche waren. Manche Opfer waren so dumm.
    Doch er sah nur die großen Schatten der Flusspferde und Wasserfontainen spritzen.
    Tja, nur wer es sich nehmen kann, der darf es behalten. So war das nun mal. Daran gab es nichts zu ändern.

    Beim Rückweg ließ er sich Zeit. Jetzt auf der Zielgeraden noch unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen, wäre einfach nur nachlässig. Der Alte wäre vielleicht heute zufrieden genug, dass sie mehr als nur die paar Brotkrumen von der Beute bekämen, die er ihnen sonst überließ. Nach allem, was der Gildenmeister angedeutet hatte, war der Inhalt des Zylinders irre wertvoll.
    Er kam schließlich im Hauptquartier an. Ein Bunker, noch unter einem Keller mitten in den Alghit Hayu Alyahud. Niemand konnte sie hier jemals aufstöbern.
    »Da bist du ja endlich, Zanja.« Die alte Werratte klang, selbst wenn sie nicht gemein war, bösartig. Was daran lag, dass sie das auch war. Immer. Daher hielt sich Zanja stets aus der unmittelbaren Reichweite der Klauen, die manchmal mit Gift bestrichen waren, meist um die anderen Gildenmitglieder durch Schmerzen zu disziplinieren, aber vielleicht irgendwann auch mit tödlichem Gift. Wer wusste das bei dem Alten schon, der schon so lange Teil der Unterwelt war, dass es trotz seiner Bösartigkeit niemand mehr gab, der ihm die Stirn bot.
    »Das habt ihr gut gemacht, für kleine Hosenscheißer. Die dumme Schlampe hat sich also von den Hyppos fressen lassen?«
    Auf Zanjas zögerliches Nicken lachte die Werratte rasselnd. Hätte der junge Dieb es nicht besser gewusst, hätte er Erleichterung herausgehört. Aber der Alte fürchtete niemand. Musste er auch nicht.
    »Und, was machst du noch hier, Verpiss dich, bevor ich meine gute Laune verliere.«
    Zanja räusperte sich. Es blieb also mal wieder an ihm hängen. Vom Rest der Gilde war nichts zu sehen. Mal wieder. Natürlich.
    »Unser Anteil … Meister?«
    Die Werratte erstarrte und seine Augen glühten in unheimlichen Rot auf. Das hinterhältige Grinsen zeigte zwei Doppelreihen gelbbraun angelaufener, messerscharfer Zähne.
    »Willst du es dir nehmen? KANNST du es dir nehmen, Kleiner? Nimm es mir ab, oder verpiss Dich und sei dankbar, dass Du unter meinen Schutz stehst und so die Abfälle einsammeln kannst. Wer es sich nehmen kann, darf es behalten. So lautet die Regel.«
    Zanja nickte resignierend, doch dann stockte er, als sich eine dünne, blutrote Schnur über dem Hals der alten Werratte bildete.
    »Gut zu wissen, ich bin dann so mal frei.« Eine Frauenstimme.
    Die Schnur wurde schnell dicker und begann nach unten auszufransen.
    Aus dem Schatten hinter dem zusammensackenden Gildenmeisters tauchten die Umrisse eines Hoodies auf. Eine Klinge verschwand so schnell, dass der junge Dieb es beinahe für einen Lichtreflex gehalten hätte, doch woher sollte hier das Licht kommen?
    In der Tiefe des arg mitgenommen Hoodies wandelten sich zwei Augen aus gelben Bernstein langsam in tiefes Saphirblau. Ein behandschuhter Griff fing den fallenden Zylinder auf, bevor er neben dem toten Gildenmeister in der schnell größer werdenden Blutlache auf dem Boden aufschlagen konnte.
    Zanja war wie erstarrt. »Wie? Woher? Du warst im Fluss …?«
    Ein amüsiertes Lächeln teilte die Schatten der unteren Hälfte des Hoodies und enthüllten unnatürlich weiße Zähne.
    »In der Tat, das war gar nicht so übel geplant. Aber taste mal zwischen deinen Schulterblättern.«
    Die Frau wartete, während Zanja misstrauisch tastete. Da war wirklich etwas? Mit spitzen Fingern zog er es ab und besah es sich im Zwielicht. Selbst mit seinen Katzenaugen konnte er nicht sagen, was das war. Eine Art Sticker?
    »Keine Sorge, nur ein Nikotinpflaster mit Mentol-Mango-Erdbeer-Geschmack. Unverwechselbar widerlich. Dieser Geruchspur könnte ich sogar durch eine Kanalisation folgen, und siehe da, es war fast nötig. Willst Du meinen Rat, Junge, sucht euch ein besseres Versteck. Vorzuweise mit Sanitäranlagen, Strom und einer Adresse für den Pizzalieferdienst. Ratten mögen ja so leben wollen, aber doch keine Leute mit normalem Geruchsinn.«
    »Das ist viel zu teu …« Er fing gerade noch den Zylinder auf. Seine feine Ohren identifizierten zweifelsfrei das Geräusch der dicht der gepackten Scheine darin.
    »Aber wer es nehmen kann, darf es behalten?« Zanya traute dem Frieden nicht.
    »Ich habe genommen, was ich wollte. Das hier war nur der Köder. Gratuliere, Du bist jetzt wohl der neue Gilden … meister? Igitt. Kommt mal ins 21. Jahrhundert!«
    Bevor er etwas sagen konnte, war die Frau in die Schatten zurückgetreten.
    Er starrte die Dunkelheit.
    »Eines noch.« Er zuckte zusammen, spannte sich an.
    »Wer es sich nehmen kann, darf es behalten ist Bullshit. Wer es BEHALTEN kann, darf es behalten … solange, bis ein gemeineres Monster es nimmt.«
    Zanya trat entschlossen einen Schritt vor, aber sie war weg.

    Nach einigen Minuten des Wartens ging er ebenfalls. Nicht einen Blick warf er zurück. Sie waren hier fertig. Für Immer. Den Tod des Alten würde er eine Weile geheim halten. Warum den Schutz wegwerfen, den der Name der gefürchteten Werratte immerhin verschaffte?
    Im alten Freilufttheater traf er seine Crew. Die Sache mit der Gilde erschien ihm mit einem Mal altmodisch und rückständig. Crew klang einfach besser.
    »Zalam, Leute.« Er schüttete das Geld aus dem Zylinder und genoss die erstaunten und bewundernden Blicke seiner Leute.
    »Der Alte hatte echtes Pech, jemand haben seine Regeln nicht gefallen. Mit etwas Glück, finden wir für uns ja bessere …«

    Trio infelice

    von Zarkaras Jade

    Tief verborgen, in den alten Kanaltunneln der Hafenstadt, im Schutz der Dunkelheit wanderten drei vermummte Gestalten umher. Vollkommen lautlos stapften ihre Füße über den glitschigen Boden. Selbst über die flachen Pfützen modrigen Wassers liefen sie ohne jegliches Geräusch, als würden sie es gar nicht berühren. Das lodernde Licht ihrer Fackeln projizierte flackernde Schattenspiele an die feucht glänzenden Steinwände.
    Malherus, der Kopf der Bande, ging voran, während seine Kameraden Ghinion und Mizero ihm dicht folgen und neben ihren Lichtquellen noch eine schwarze Truhe mit sich trugen.
    Die monatelange Planung hatte sich ausgezahlt. Malherus hätte es auch nicht anders erwartet, geschweige denn zugelassen. Mit einer Hand voll Magie und einem Quäntchen Glück hatten sie es geschafft, an ihr Ziel zu kommen. Dennoch waren sie überrascht, wie einfach es war, die Truhe aus dem Palast zu schmuggeln. Fast so, als wäre Fortuna ihnen an diesem Tag besonders gut gesonnen gewesen.

    Der Weg endete hier, sie hatten ihr Ziel erreicht. Jeder Normalsterbliche hätte es als Sackgasse interpretiert, aber das spiegelnde Schimmern an der Wand zeigte ihnen, dass sie richtig waren.
    Malherus legte seine flache Hand auf das kalte Gestein, direkt auf die dort eingravierten Runen. Ein pulsierendes Weiß floss aus seinen Fingern und zeichnete die Konturen nach, ergoss sich in die Rillen und Fugen, weitete sich zu den Rändern aus, bis es die komplette Wand wie ein feines Myzelgeflecht überzogen hatte.
    Malherus blieb währenddessen leicht gegen diese angelehnt. Wenige Sekunden später durchschritt er die hell erstrahlte Barriere massiven Gesteins.
    Seine Kameraden folgten ihm unverzüglich und trugen unter Schnaufen die schwarze Metalltruhe in den dahinter liegenden Raum – deren Versteck. Die weiß glimmende Rune verblasste rasch und machte den Durchgang wieder unpassierbar.
    Sie wollten gerade die Truhe auf dem Holztisch in der Raummitte abstellen, als diese urplötzlich durch ihn hindurch fiel und unter lautem Krachen auf dem Boden aufschlug. Ghinion, der sich am Griff festhielt, wurde mit nach unten gezogen und landete wie ein halb gefüllter Sandsack auf dieser.
    Im letzten Moment konnte Mizero seinen Fuß wegziehen, somit haarscharf eine Kollision mit der Truhe vermeiden.
    Zum selben Augenblick war Malherus gerade im Begriff, auf dem Schemel neben ihnen Platz zu nehmen, bevor auch er unerwartet buchstäblich auf dem Boden der Tatsachen auftraf.
    Verdutzt schauten alle drei sich um, nur einen Wimpernschlag später löste sich der magische Schleier, der offenbar über diesem Raum lag.
    Eben noch mit teuren Gemälden, goldenen Schätzen und jeder Menge Unrat angehäuft, fanden sie sich nun in einem leeren Zimmer wieder. Bis auf zwei Dinge. Ein Messingschlüssel und ein zusammengerollter handgroßer Zettel, filigran mit einem Flachsfaden an die Reide gebunden.
    Malherus nahm sie an sich und entrollte den Zettel.

    Niemand bestiehlt uns und kommt ungestraft davon! Während ihr im Palast unterwegs wart, haben wir uns erlaubt, euch einiger Dinge zu entledigen.
    Viele Grüße: Die Magiergilde!
    PS: Der Schlüssel ist für die Truhe.

    Irritiert reichte er ihn an seine Kameraden weiter.
    Ghinion öffnete den Deckel und blickte hinein. „Sie ist leer!“
    „Unmöglich!“, knurrte Mizero „So schwer, wie die war, musste die randvoll gewesen sein!“
    „Nicht ganz …“, korrigierte Ghinion seine Aussage und nahm den einzigen Inhalt aus der Truhe. Ein kleiner Fetzen Pergament.

    Dieses Mal wart IHR zu spät! Gruß: Die Alchimistengilde!

    PS: Irgendwie komme ich mit der Formatierung nicht zurecht. Wenn ich den Text in den Quellcode setze, gehen alle Zeilenumbrüche verloren. Setze ich ihn direkt ein, ist jedes Mal ein Abstand dazwischen. Ich lasse es jetzt mal so und wenn ich herausgefunden habe, wie, kann ich es ja noch ändern.

    ich habe hier (LINK) erklärt, wie man das umgehen kann - leider gibt es noch keine Userfreundlichere Lösung vom Forenprovider.

    LG