Hallo Thorsten,
nachdem diese Geschichte ja sehr gut anzukommen scheint, habe ich mir gedacht, ich schau auch mal rein ![biggrin :D](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley6.png)
Ich kann jetzt natürlich nicht zu jeden Einzelpart Feedback geben, ist ja schon ein bisschen Text
Aber ich glaube ein "zusammengefasstes" Feedback über den ganzen bisherigen Text schadet auch nicht! Ich finde es zumindest immer recht hilfreich ![biggrin :D](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley6.png)
Vorweg: Ich mag die Geschichte grundsätzlich sehr gerne und finde auch die Beschreibungen der Gaukler am Anfang sehr interessant!
Ein paar Sachen sind mir aber schon aufgefallen ![biggrin :D](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley6.png)
Zum einen hätte man meiner Meinung nach noch etwas mehr aus dem Anfang bei den Gauklern rausholen und mehr von diesem Leben zeigen können. Natürlich nicht nur das Mundane, sondern eben auch die Besonderheiten, die das Leben als Gaukler ausmachen - abgesehen von den Auftritten.
Low-Fantasy Geschichten haben immer einen ganz eigenen Reiz, müssen aber natürlich das, was ihnen (im Vergleich zu High-Fantasy) an Worldbuilding fehlt, irgendwie anders ausgleichen
Meist bieten sich da die Charaktere an, was dir grundsätzlich auch gelingt (zumindest wenn meine Vermutungen (siehe unten) auch stimmen xD)
Bei den sprachlichen Sachen hat Jennagon ja schon viel angesprochen - da stimme ich ihr auch zu. Niemand erwartet Perfektion, gerade, wenn du ein hohes Schreibtempo hast, aber einmal korrekturlesen sollte drin sein - es erhöht immerhin auch das Verständnis des Textes, wo es ja doch das ein oder andere Problem gab ![biggrin :D](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley6.png)
Beim Prolog stimme ich Jenna ebenfalls zu, dass es nicht schwer war, zu erraten, dass die Rückblenden auch aus Tanreds Sicht geschrieben sind. Tatsächlich fand ich es sogar sehr offensichtlich, dass es sich um Tanred handelt, da das erste Kapitel ja quasi mit der Erklärung beginnt, dass Tanred von den Gauklern aufgenommen wurde, etc. (Selbst wenn man sich da jetzt keine größeren Gedanken drüber macht, drängt es sich einfach auf, dass der Überlebende aus dem Prolog dann der Waise aus dem 1. Kapitel ist
)
Generell stelle ich mir jedoch die Frage, warum diese Szenen als Rückblende (noch dazu mit einem anderem Stil und bemüht mysteriös, wer der Gute denn sein könnte) geschrieben sind. Bisher gibt es noch keinen erkennbaren Grund dafür und imo würde nichts dagegen sprechen, das einfach chronologisch zu erzählen (evtl. als eigenen Band) - oder gar nicht (direkt) und das Erlebte dann in Dialogen näherzubringen (das hätte auch den Vorteil, dass es sich nicht doppelt, wenn Tanred jmd. von dieser Zeit erzählt). Ich sehe ehrlich gesagt keinen Vorteil darin, es per Rückblende zu erzählen - eher den Nachteil, dass eine scheinbar einschneidende Charakterentwicklung von Tanred ... iwie versandet.
Zitat von Thorsten
Wenn Ädon der Welt Gerechtigkeit verweigert, dann muß man eben mit Pathons Hilfe vorlieb nehmen.
Gerhild hat sie gewarnt, vor den Ädonsmännern, und vor der Inquisition - aber er weiß daß die Ädonsmänner dumm sind. Zu oft hat er inzwischen Geld aus einem Ädonshaus gestohlen, erwischt worden ist er nie...
Er geht wieder zu den Soldaten, hält den lodernden Haß in seinem Inneren verborgen, mit dem gewünschten Stapel Ziegenleder in der Hand. Er wird ihnen vorspielen, eingeschüchtert und folgsam zu sein, und niemand wird groß auf ihn achten.
Und in der nächsten Neumondnacht werden sie dann das Grauen des Fluchs spüren. Kalte, unsichtbare Klauen, die nach ihren Herzen greifen. Er lächelt innerlich.
Es wird ja angedeutet, dass er in den Rückblenden einen starken Hass auf die Königsleute verspürt (nachvollziehbarerweise). In der Gegenwart tut er das aber (vorerst) nicht mehr - das heißt, die Charakterentwicklung, dass er den Hass (vorerst) überwunden hat, ist vorweggenommen. Klar ist immer noch die Frage, WIE er diesen Schritt schafft, aber ehrlicherweise ... ist die nicht besonders spannend
Andersrum hingegen fände ich es sehr viel interessanter (grundsätzlich, soll nicht heißen, dass das jetzt hier auch hinpasst). Also wenn man weiß, dass er Hass entwickelt, fragt man sich schon, was passiert sein muss, dass das geschieht (besonders, wenn er den Hass noch NICHT hat, nachdem sein Dorf ausgerottet wird) (dazu beim Abschnitt "Tanred" mehr). Das ist dann quasi der Darth Vader Ansatz
Von Hass zu kein Hass ist da wesentlich uninteressanter, weil es zig Tropes gibt, die darauf abzielen (z.B. "wahre Liebe", "ich bin jetzt nicht mehr alleine", "Vergebung" ... etc.).
Zum Worldbuilding gibt es gar nicht so arg viel zu sagen (ist ja auch Low-Fantasy
). Die Gesellschaft scheint mittelalterlich-feudal geprägt zu sein, was du auch sehr gut rüberbringst.
Aber es bringt mich auch schon zu dem einen Kritikpunkt hier:
Der Religion und ihrer Ausübung.
Du hast selbst in diesem Thread Folgendes gesagt:
Zitat von Thorsten
Dazu geht's mir auch ein bisschen darum, Menschen aus einer mittelalterlichen Gesellschaft aus dieser Gesellschaft heraus zu schildern - eben mit ihrem eigenen Denken und Begreifen, nicht als moderne Menschen.
Zitat von Thorsten
Gott, das Jenseits, Fegefeuer war fuer die Menschen real - aber was folgt daraus? Eine moralische Gesellschaft jedenfalls nicht - genauso wie bei uns manche Geld verwenden um Probleme der Welt zu loesen und andere es verwenden um sich Macht ueber ihre Mitmenschen zu verschaffen hattten manche die Religion benutzt um Dinge besser zu machen (Almosen, das Spitalsystem,...) und andere eben um Macht zu bekommen.
Dann allerdings kommt im Text der folgende Abschnitt:
Zitat von Thorsten
"Das Böse war das Thema von Abt Kieran", bestätigte er. "Das hast du schon richtig verstanden. Und Pathon... Tanred, weißt du daß Pathon nur eine Metapher ist, ein Bild der Sprache? Es gibt eigentlich kein Wesen dieses Namens. Keinen Herrn des Bösen der für all das Schlechte in der Welt verantwortlich ist."
Das rot Markierte widerspricht deiner Aussage und deiner angegebenen Intention für diesen Text. Das wirkt von der Priesterseite schon sehr modern, wenn dem "Teufel" die Existenz abgesprochen und er nur als Metapher bezeichnet wird. Zumal das hier eben ein Mann des Glaubens ist und kein ... irgendwer. Das hat dann schon Gewicht und sollte auch entsprechende Folgen haben.
Zumal auch nicht ganz klar ist, wie religiös die Charaktere (besonders Tanred) eigentlich sein sollen. Du sagst zwar, Tanred hat zum Glauben gefunden, aber das wirkt nicht immer so.
Apropos Charaktere:
Das Arngard-Mysterium
Arngards Vergangenheit wird sehr mysteriös dargestellt. Der letzte Stand der Dinge ist:
"Wenn du irgendwann darüber reden wollen würdest...", flüsterte sie, fast unhörbar, "dann denke ich würde ich ganz gut verstehen was in dir vorgeht."
Er drehte sich auf den Rücken, starrte an die Decke des Wagens und seine Augen folgten wieder den tanzenden Schatten die die Kerze warf. Aber seine Gedanken waren mit Arngards letzten Worten beschäftigt.
Was genau hatte das nun zu bedeuten gehabt?
Weiter kommen wir in der ganzen Geschichte nicht.
Arngard bezieht sich im Zitat darauf, dass Tanred einen Menschen getötet hat. Wir wissen nicht, was los ist, sie erwähnt nur immer wieder, wie kompliziert die "Beziehung" zu Tanred für sie doch ist und dass irgendwas in ihrer Vergangenheit war.
Meine Vermutung hier ist, dass sie damals vergewaltigt wurde und dann (direkt oder einige Zeit danach) ihren Vergewaltiger ermordet hat. Das würde erklären, warum körperliche Nähe für sie ein Problem ist und auch, warum sie "ganz gut verstehen" würde, was in ihm vorgeht.
Allerdings tue ich mich (grundsätzlich, aber wenn obige Vermutung (ja, die zu Tanred kommt bald (so geht es dem Leser bei Arngard btw. auch
) zutrifft besonders) schwer zu verstehen, warum sie sich ihm dann am Anfang am Lagerfeuer so bereitwillig anbietet und mit ihm schläft. Er hat keinerlei Anspielungen dazu gemacht und es war rein ihre Entscheidung.
Btw. fand ich es auch ein wenig anstrengend, dass sie ihm dann die Schuld für alles gibt - SIE wollte mit ihm schlafen, nicht umgekehrt. Hätte er sie gedrängt/überzeugt/etc. wäre das für mich nachvollziehbarer gewesen. So wirkt es ehrlich gesagt ein wenig wie ein "Frauen sind halt so". Und ich weiß nicht, ob du das möchtest ![biggrin :D](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley6.png)
Arngards Verhalten wirkt sehr ... willkürlich. Mit dem Wissen um ihr Mysterium wäre das eventuell nicht so. Man könnte vermutlich schon nachvollziehen, dass man nach einer Vergewaltigung (in der Annahme das ist das Mysterium) Probleme damit haben kann, casual Sex zu haben.
Aber dafür werden wir leider ein bisschen zu oft vertröstet und nur darauf hingewiesen, DASS etwas im Busch ist. (No Schamhaar-Pun intended)
Natürlich muss zu diesem Zeitpunkt noch nicht 100% aufgeklärt werden, was los ist, aber ein paar Hinweise darauf, was geschehen ist, wären schon gut. Zumindest so weit, dass man sich ein grobes Bild in Richtung "böse Erfahrung mit Sex in der Vergangenheit" machen kann. Was das genau war, ist dann wieder eine andere Frage und darf gerne erst später beantwortet werden. (Ich meine damit btw. NICHT, dass Tanred dieses Bild bekommen soll. Es genügt völlig, wenn der Leser es sich zusammenreimen KANN, wenn er denn aufmerksam liest. Aber auch wenn er das nicht tut, wirkt es unterbewusst dann weniger seltsam.)
Zu der Sexszene möchte ich ebenfalls ein Zitat von dir voranstellen:
Zitat
Wie eine Freundin von mir gesagt hat - bei Sexszenen kann man wenig gewinnen, aber viel verlieren. Wenn die Szene passt, gibt sie die Wuerze einer ansonsten passenden Story - wenn sie nicht passt ist sie im schlimmsten Fall einfach zum Lachen.
Das hast du uns damals bei WdG gesagt (nur falls du dich wunderst, wo das herkommt).
Zuerst mal: Diese Sexszene bei Tanred kommt sehr früh in der Geschichte - zu einem Zeitpunkt, wo dem Leser weder die Charaktere, noch deren Beziehung irgendwas bedeuten. Sprich: Die Szene wirkt ein bisschen wie eine Ankündigung, dass diese Geschichte Sexszenen enthält. Gerade, wenn diese aber Implikationen für die Charaktere (und deren Beziehungen) haben, bin ich mir nicht sicher, ob das schon der richtige Zeitpunkt für eine explizite Sexszene ist.
Zumal sie ehrlich gesagt auch sehr ... awkward ist. Ich nehme an, das war Absicht, da es ja immerhin sein erstes Mal war und Arngards seltsames Verhalten vermutlich auch ein Hinweis auf das Folgende sein soll. Allerdings benötigt man keine explizite Sexszene (besonders keine unangenehm zu lesende, man möchte im Schnitt ja doch, dass der Text auch gelesen und nicht überblättert (habe ich nicht, ich meine nur) wird.) So früh kann der Leser aber ggfs. noch gar nicht einschätzen, ob die Szene nur "schlecht" geschrieben (im Sinne von "der Autor kann keine Sexszenen schreiben") oder absichtlich so formuliert ist. Ja, man muss sich auf eine Geschichte einlassen, um das zu erfahren, aber gerade Sexszenen haben das Potential an der falschen Stelle eher lächerlich zu wirken (wie du selbst sagst).
Imo hätte es hier ausgereicht, klarzumachen, DASS sie miteinander schlafen und die "awkwardness" am nächsten Morgen in einem inneren (oder äußeren, wenn es zu den Charakteren passt, dass sie darüber reden) Monolog rüberzubringen.
Das Tanred/Bastard-Mysterium:
Zu Tanred habe ich ein bisschen was zu sagen (und mutmaßen
Sein Name ist sehr ähnlich zu anderen Namen (Terred, Gondred, Edred). Ich könnte mir vorstellen, dass das Absicht ist, um meine Vermutung (kommt gleich xD) zu foreshadowen. Sollte das aber keine Absicht sein, würde es sich schon anbieten, die Namen etwas zu variieren. Ja, ich weiß, in real gibts auch "Gottfried", "Gotthard", "Gottlieb", etc., aber du hast jetzt nicht so viele Charaktere in der Geschichte, dass man á la "A Song of Ice and Fire" kaum drumrumkommt
Daher würde ich dann zusehen, dass die Namen (gerade vom Hauptcharakter) einzigartig sind (ist). Du sagst zwar in der Geschichte, dass es einen linguistischen Ursprung hat - was an sich sehr gut ist - aber ich würde die geringere Verwechslungsgefahr höher gewichten. Wenn die Linguistik-Abschnitte unbedingt nötig sind, findet sich sicherlich auch eine andere Erklärung für Tanreds Namen.
Im Folgenden nun ein paar "Themenkomplexe" zu Tanreds Charakter:
Tanred und sein Wissen (Inkonsistenz)
"Es stimmt daß das Privileg durch das Eine Gesetz abgeschafft ist", erklärte der Mann. "Aber es ist abgeschafft weil es überflüssig ist - das Eine Gesetz verbietet Leibeigenschaft. Sie ist abgeschafft. Es muß niemand mehr durch ein Privileg befreit werden, weil alle schon frei sind."
Mit offenem Mund starrte Tanred ihn an, der Becher Bier in seiner Hand für den Moment vergessen. Abgeschafft? Aber wieso hatte er in all den Jahren nie auch nur ein Wort davon gehört?
"Du bist nicht der erste der das nicht weiß", beantwortete der Büttel die unausgesprochene Frage. "Wenn so wenige auf dem Land lesen können - was bringt es, Proklamationen anzuschlagen? Und die Landesherren - die hochherrschaftlichen Ritter und Grafen - die haben kein Interesse ihren Leibeigenen zu sagen daß sie frei sind. Und viele Ädonsmänner sehen das Gesetz als Frevel gegen die gewollte Ordnung - was sie auch nicht dazu bringt, es den Bauern vorzulesen. Und so weiß jeder in der Stadt davon, aber hier bewirkt es nichts. Aber auf dem Land wo es viele Leibeigene befreien würde weiß keiner davon. Aber es stimmt, Junge - Leibeigene findest du nur noch in Kerst und Hasted, wo das Eine Gesetz noch keine Gültigkeit hat."
Zitat von Thorsten
Tanred hat tatsaechlich mehrere Jahre da gelebt und als Gerbergehilfe gearbeitet - das ist ein schmutziges Gewerbe, die meiste Zeit hat er einfach nach faulenden Fleischresten, Pisse oder aehnlichem gestunken, weswgen das Gewerbe in der Vorstadt am Fuss der Klippe angesiedelt ist (wie auch die Schlachtereien und was es sonst an schmutzigem Gewerbe gibt).
Tanred weiß nicht, dass die Leibeigenschaft aufgehoben wurde, lebte aber mehrere Jahre als Gerbergehilfe in Terred – und hat das trotzdem nie mitbekommen?
"Einige vielleicht...", meinte sie zweifelnd. "Anderen war es offenbar nicht so wichtig. Sonst wären die Femegerichte nicht entstanden."
"Die gab es wirklich?", fragte Tanred verblüfft.
Jeder im Dorf seiner Kindheit hatte die Geschichten über die Femerichter gekannt - mutige Männer und Frauen die unerkannt unter dem Volk lebten und sich ab und an zusammenfanden um an geheimen Orten Recht zu sprechen wo die Grafen Unrecht zuließen - allerdings maskiert, so daß sie niemand erkennen konnte und für ihre Taten verfolgen konnte. Es gab ganze Balladen die beschrieben wie selbst ein Graf der seine Leibeigenen mißhandelte nicht jenseits der Gerechtigkeit war und vor so ein Tribunal gestellt und verurteilt wurde. Und am Ende mit dem Tode bestraft wurde.
Tanred weiß nicht mit Sicherheit, dass es Femegerichte gab.
"Wieso ist dieses Kloster so viel größer als die anderen?", fragte Tanred, mehr um sich abzulenken als weil er es wirklich wissen wollte, zu Ketran gewandt die neben ihm den Wagen fuhr.
"Anderer Orden...", erwiderte sie schulterzuckend. "Manche der Orden müssen arm sein, andere können im Namen Ädons Besitz anhäufen und sind dann nur schwer von den Ädonsgrafen zu unterscheiden."
Es war offensichtlich daß Ketran die Idee falsch fand daß ein Kloster Land besaß, eine Brauerei und ein Sägewerk und dann zum Ruhm Ädons einen prächtigen Dom erbaute. Die Mönche hier waren sicher sehr verschieden von den Bettelmönchen die in seiner Kindheit ab und an durch das Dorf gekommen waren. Aber war diese Art des Dienstes an Ädon schlechter?
Und er weiß offenbar nichts von den Grundsätzen verschiedener Ädonsorden. Das ist auch ein Punkt, der mich daran zweifeln lässt, wie religiös Tanred nun wirklich ist.
Zumal ja auch die Bettelmönche erwähnt werden, die Tanreds Dorf besucht haben - aber diese werden ja auch zu einem Orden gehören, oder?
"Ich glaube morgen ist Veneranstag!", fiel es ihm plötzlich ein. "Am Fest von Sant Veneran wird im Ädonsdom eine Messe für die im Krieg Verstümmelten gehalten bei der der Stab des Heiligen aus seinem Schrein geholt wird - wer den Stab berührt dem soll er die Schmerzen nehmen."
"Und?", fragte Ketran stirnrunzelnd. "Die ganze Menge die hier in die Stadt unterwegs ist sieht nicht besonders verstümmelt aus."
"Viele kommen aus dem Umland um den Zug in den Ädonsdom zu sehen...", erklärte Tanred. "Er ist etwas... grotesk. In allen Zünften ist es auch ein Feiertag an dem nicht gearbeitet wird, und selbst die schmutzigen Gewerbe - wie die Gerber und die Schlachter - dürfen an dem Tag nach Belieben in die Stadt. Es sind viele Geschichtenerzähler unterwegs, und an allen Ecken wird Musik gespielt..."
... aber er kennt dieses Fest und die damit verbundenen Bräuche.
Tanreds Herzschlag beschleunigte sich als die Inquisition erwähnt wurde - wie die Femerichter war der geheime Trupp des ädonitischen Klerus der Magier und Praktiker verbotener Riten ausfindig machte und tötete das Thema von vielen Geschichten - aber welche davon wahr waren konnte niemand sagen.
... und von der Inquisition weiß er offenbar auch.
Tanred weiß also Dinge nicht, die er eigentlich wissen müsste, weil er in der Welt oder gar der Stadt lebt, wo diese vorkommen. Andererseits weiß er aber relativ obskure Dinge z.B. über den Veneranstag.
Leider wirkt es auf mich, als wäre Tanred ein Fähnchen im Wind der Information, das Dinge immer genau so weiß oder nicht weiß, dass man sie dann dem Leser erklären kann. Das ist zwar eine Art Show don't Tell, aber nicht besonders elegant, wenn es IMMER so ist. Zumal sein Charakter daduch sehr inkonsistent wirkt.
Gerade von der Aufhebung des Leibeigenengesetzes sollte er wissen, wenn er in der Stadt gelebt hat und mit Sicherheit auch mit der Leibeigenschaft in Berührung gekommen ist.
Hier würde ich empfehlen, sein Wissen konsistent zu machen und die Informationen (die auch gar nicht alle wichtig für die Leser sind, es reicht oft, wenn du als Autor es weißt) anders (oder eben gar nicht) rüberzubringen.
Tanred und Rache (Inkonsistenz)
Kirisha und Tariq haben sich ja bereits gewundert, warum Tanred keine Rachegedanken hat:
Ein bisschen kann ich Kirisha verstehen. Tanred erlebte zwar das ganze Grauen der Überfälle mit und die daraus resultierende Not, aber mir fehlt der Zorn in ihm, die Rachegedanken, die ich bei einem jungen Mann eigentlich erwartet hätte, besonders nach dem, was man seiner Schwester angetan hat.
Deine Antwort darauf war:
fuer ihn fuenf Jahre her (was auch aus dem Gespraech mit Perren und dem Unbekannten rauskommt - der Umsturz ist eine Weile her), und in der Zeit ist auch das eine oder andere passiert - ueber das wir zumindest eine Andeutung haben
Oft hatte er in den letzten Jahren mit seinem Schicksal gehadert, hatte seine Wut mit geballter Faust zum Himmel geschrien, hatte geflucht und einen Bogen um die Ädonsmänner gemacht.
Und doch - Ädon hatte ihn damals in der größten Not bewahrt, und er hatte ihn abermals auf einen neuen Pfad gesetzt als Perrens Blick vor drei Monden auf ihn gefallen war und er sich dann den Gauklern hatte anschließen können. Es passierten schreckliche Dinge in der Welt, Dinge die nicht zu den Worten zu passen schienen die in Ädonshäusern gesprochen wurden oder die in den Hymnen gesungen wurden, aber dennoch war das unendliche Licht nie aus seinem Leben abwesend gewesen, das begriff er jetzt.
Tanred hat sein Trauma also innerhalb von fünf Jahren mit dem Glauben an Ädon einigermaßen in den Griff bekommen. Wie oben erwähnt, kommt er mir aber nicht besonders religiös vor - auch weil ihm hier EBENFALLS alles erklärt wird. Wenn er so religiös ist, dass er nicht einmal Hass gegen die Mörder seiner Freunde und Familie empfindet, dann sollte er diese Dinge doch wissen? Dann hat er sich doch sehr in die Religion gestürzt oder nicht?
"Warum bitte soll ich mich mit dem eloranischen Reich beschäftigen?", fragte er bitter. "Ist nicht das, was wir wollen, daß wir die eloranischen Söldner aus dem Land werfen? Kämpfen wir nicht unter anderem dagegen daß Edred unsere Heimat wie das eloranische Reich gestalten will - mit seinem verdammten Einen Gesetz und seiner Garde? Daß er alle Traditionen von Gondred zerschlagen will?"
Grenas ließ den Ausbruch stoisch über sich ergehen - es war nicht der erste, auch wenn dieser heftiger war als sonst - und blickte Tanred neugierig an.
"Was genau weißt du eigentlich über das Leben im eloranischen Reich, Tanred?", fragte er. "Also, über das Leben von einfachen Leuten? Was weißt du wirklich darüber?"
"Nichts", antwortete Tanred mürrisch.
Der Mönch seufzte und setzte sich auf eine steinerne Bank.
"Es ist sehr verschieden vom Leben hier", begann er langsam zu erzählen. "Vielleicht nicht immer in dem was ist - aber in dem was sein kann. Wenn in Gondred ein Heer ins Feld zieht, dann kann nur ein Herzog die Führung übernehmen - egal ob es einen besseren Anführer gäbe. Wenn Graf Perren damals den Befehl gehabt hätte... Vielleicht wäre Terred nie an die Königlichen gefallen... Im eloranischen Reich wird der Befehlshaber einer Legion nach Kompetenz ausgesucht, und nur danach - wer gut darin ist, Soldaten zu befehligen erhält das Kommando, egal als was er geboren wurde. Das gleiche passiert überall in der imperialen Verwaltung - wer seine Arbeit gut macht, kann mit einem hohen Posten rechnen. Und was du über das Eine Gesetz sagst - glaubst du wirklich es ist so viel besser wenn jeder Graf selbst über seine Gesetze entscheidet? Wenn sich ein Mörder einfach nur in die nächste Grafschaft flüchten kann um da sicher zu sein? Glaubst du es ist für die Händler so einfach, sich auf einer Reise von der Küste ins Binnenland durch ein Dutzend verschiedener Grafschaften und Städte zu bewegen - die jeweils anderes Wegerecht haben, anders besteuern, sich auf Gesetze wie ein Stapelprivileg berufen, den Torpfennig kassieren oder was auch immer? Wer mit dem eloranischen Reich Handel treibt, der bezahlt einmal im Hafen seinen Zoll, und dann kann er seine Waren bringen wohin er möchte - ohne Straßensperren und Gebühren."
Tanred lachte bitter.
"Du klingst fast als würdest du es bereuen daß Gondred noch keine eloranische Provinz ist!", sagte er herausfordernd.
Alles anzeigen
1. ist das eine weitere Erklärpassage und 2. Wenn er keinen Hass mehr verspürt - warum dann plötzlich dieser Gefühlsausbruch? Ja, mir ist bewusst, dass es auch nur nach außen hin so wirken kann, als hätte er den Hass überwunden, aber er ist der Erzähler und nach deiner Aussage HAT er ihn überwunden.
"Und das rechtfertigt irgendwie den Tod von unzähligen Unschuldigen?", fragte Tanred wütend. "All den Hunger, die geplünderten Dörfer,.."
"Ich sagte, Edred hat versucht das Richtige zu tun", antwortete Grenas kopfschüttelnd. "Die Wirklichkeit sieht dann oft anders aus. Er hatte auf einen schnellen Sieg gebaut um die eloranischen Söldner dann entlassen zu können und sich eine eigene Garde aufbauen zu können, rekrutiert aus Gondrern - aber der schnelle Sieg kam nie, und so muß er Jahr für Jahr enorme Summen aufbringen um die Söldner weiter zu bezahlen - was für seine Untertanen zu einer drückenden Steuerlast wird. Deswegen war er dann gezwungen, das Wohlwollen einiger Herzöge mit Privilegion zu kaufen - weil er sie braucht um die Steuern für ihn zu erheben, aber das spricht wieder der Idee des Einen Gesetzes Hohn, und aus dem gleichen Grund kann er viele Wegezölle nicht abschaffen - er braucht das Geld.. Sein Pakt mit dem Klerus hat auch viele der alten Privilegien bewahrt, so daß das Eine Gesetz überall Löcher hat. Und Soldaten im Land - grade Söldner - verhalten sich selten wie der Herrscher es plant. Fast jede Armee plündert um sich zu ernähren, kaum ein Reich vermag es, anders Nachschub zu organisieren. Vielleicht die Eloraner.. Edred mag zu Beginn die richtigen Ideen gehabt haben, aber inzwischen ist alles noch schlimmer als vorher, und es ist kein Ende in Sicht."
"Ja, aber du sitzt hier im Kloster und tust nichts dagegen", entfuhr es Tanred, bitterer und schärfer als er eigentlich beabsichtigt hatte.
"Ich folge Graf Sigwulfs Anweisungen und unterrichte dich", entgegnete Grenas vernünftig. "Nicht jeder hat die gleiche Aufgabe bei den Kerrinsmännern."
Und hier auch.
Hat er nun Hass oder nicht? Das springt ein wenig hin und her und wirkt ebenfalls inkonsistent auf mich.
Tanred und Gefahr (Inkonsistenz)
Tanred neigt - verursacht durch die Ereignisse in den Rueckblenden - etwas zur Paranoia, er beobachtet seine Umwelt genau weil er Gefahren fuer sich rechtzeitig erkennen will (viele seiner Gruebeleien am Anfang gehen ja um die Frage was sein Schicksal in der Gruppe sein wird wenn nicht genug Geld reinkommt) - das trifft auf die anderen so nicht unbedingt zu (auch wenn da der eine oder andere seine eigene Geschichte mitbringt, aber davon wird noch zu reden sein).
Eine realistische Einschaetzung von Gefahr hingegen fehlt ihm eher - dass den Kerrinsmaennern nichts schlimmes passiert weil die im Recht sind ist eh fuer ihn klar.
Ich denke es ist vielleicht auch vorher wo Tanred von Perren verlangt bei den Kerrinsmaennern mitmachen zu duerfen rausgekommen dass Tanred ein realistisches Gefuehl fuer Gefahr einfach fehlt.
Kann er Gefahr nun einschätzen oder nicht? Das widerspricht sich. Ja, das sind keine Zitate aus dem eigentlichen Text, aber dir scheint hier noch ein wenig das klare Bild zu fehlen, wie Tanred eigentlich ist. Vielleicht erklärt das auch die vorher genannten Inkonsistenzen - er ist so, weil du dir noch nicht sicher bist, wie du ihn haben möchtest?
Hier würde ich mich eventuell (bald) auf einen Charakter festlegen.
So und nun zum großen Höhepunkt xD
These: Tanred = Bastard
"Dein Name in der alten Sprache ist thain-ræda. thain ist ein altes Wort für Fürst", erklärte sie.
"Das ist doch nur ein Name...", sagte er kopfschüttelnd. "Die Stadt Terred ist doch auch kein Ratgeber von irgendwem und endet genau wie mein Name."
"Terred kommt von tyra-rædho - der Platz wo der Donner Beratung hält, der Ort an dem sich die Gewitter versammeln. Ein alter Platz, ein Ort der Macht, damals wie heute", entgegnete sie. "Namen sind nie nur Namen, Tanred - Namen sind Wissen und Macht. Der richtige Name ruft herbei was du brauchst. Auch 'Kerrin' ist nur ein Name - und trotzdem hofft ihr alle, daß wenn dieser Name gerufen wird, Menschen zur Waffe greifen und sich gegen Edred erheben, oder? Es liegt Bedeutung in Namen, Tanred - und es passiert wenig nur durch Zufall. Vergiß das nicht."
Ein Teil seines Namens bedeutet "Fürst".
[Zudem lässt sich hier potentiell eine Anspielung auf das Magiesystem in "The Name of the Wind" erkennen (nicht die einzige Parallele, nicht wahr?
)]
"Herrin' wird für den Moment tun, Tanred", sagte sie. "Wieso bist du hier und nicht Perren oder Ketran? Weil du irgendwann - bald vielleicht, oder in ein paar jahren - Entscheidungen treffen wirst die uns alle betreffen. Und weil ich möchte, daß du weißt welche Wahl du dann treffen kannst wenn es so weit ist, was die Alternativen sind."
Weil er der Sohn eines Adeligen (wenn nicht sogar von Edred) ist und die Kerrinsmänner ihn als Nachfolger einsetzen wollen. Als "rechtmäßger Erbe" hat er einen claim auf den Thron, was die Wahrscheinlichkeit von Bürgerkriegen doch reduziert, da die Leute ihn eher anerkennen würden.
Zudem passt es auch hervorragend in das "coming of age" Story-Genre, das du anpeilst. ![biggrin :D](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley6.png)
Warum war er überhaupt hier? Was versprach sich Perren davon, daß er Arianisch lernte? Und was auch immer Bruder Grenas ihm sonst noch beibringen sollte - es würde mehr sein als nur Arianisch, so viel wußte er schon. Wie der Umgang mit einem Schwert den er bei Wulfgar gelernt hatte den Kerrinsmännern helfen sollte konnte er verstehen - aber warum es hilfreich war, das Schwert auf Arianisch benennen zu können war ihm ein Rätsel.
Weil es, genau wie Schwertkampf, Religion und taktische Ausbildung (Karten lesen) die klassische Ausbildung ist, die ein adeliger Sohn erfährt. Sprich: Sie bereiten ihn auf seine Rolle als "Usurper" vor.
Aber inmitten dieser ruhigen Oase fühlte er mehr und mehr Unruhe. Was tat er hier? Was half es den Kerrinsmännern, wenn er eine Karte lesen konnte? Wenn er die Namen von Kräutern auf Arianisch kannte? Es würde bald Herbst sein, und wenn Perren zu lange wartete und der Schnee früh kam, dann würde das Kloster vom Rest der Welt abgeschnitten sein bis zum Frühjahr... ein Gedanke den er lieber nicht zu Ende bringen wollte.
Abgesehen von dem beim Zitat eins weiter oben Genannten ist das ehrlich gesagt auch eine recht dumme Frage ![rofl :rofl:](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley112.gif)
Es schadet NIE, wenn jemand Karten lesen kann
Gerade wenn man einen Bürgerkrieg vorbereitet ... (das Gleiche gilt eigentlich auch für die Sprache)
Diesen Fakt könntest du aber auch nutzen, falls du die recht offensichtlichen Anspielungen etwas verbergen willst - wenn er sich nicht so offensiv fragt, warum er das nur lernen soll, denkt der Leser auch nicht so viel darüber nach ...
"Und? Es wird mich ja wohl kaum jemand wirklich für einen Novizen halten..""
"Nein - eher für den Sohn eines Adeligen", erwiderte Grenas ungerührt. "Du bist nicht der erste der für ein paar Monde hierher kommt, die Robe anzieht und etwas Unterweisung bekommt, sei es in Arianisch oder Geschichte. Viele Ritter die sich keinen Hauslehrer leisten können schicken ihre Söhne hierher."
Das ist eigentlich selbsterklärend ![biggrin :D](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley6.png)
Zu guter Letzt möchte ich noch anmerken, dass ich mir nicht ganz sicher bin, was der Fokus der Geschichte sein soll.
Natürlich ist dieser oberflächlich betrachtet bei Tanred und seinem Weg durch die Welt, aber es gibt so viele Stellen, die für die Handlung völlig irrelevantes Wissen vermitteln, dass es eher so wirkt, als wäre die Geschichte dazu da, genau das zu tun. Sprich: Es wirkt, als wolltest du uns dein Wissen über das Mittelalter und Linguistik näherbringen und nicht, als ob es primär um die Geschichte geht (Siehe: Kampftraining, Sprachtraining, Steuereintreibung bei Gilde, etc.) All diese Punkte haben in diesem Detailgrad keine Relevanz für die Geschichte und sind ehrlich gesagt auch eher trocken zu lesen.
Beispiele:
"Wenn du in einen Kampf Mann gegen Mann verwickelt wirst, dann ist das Zweihandschwert die beste Waffe die du haben kannst", erklärte Perren der auf einem Baumstamm etwas abseits der Waldlichtung saß. "Vorausgesetzt du hast ausreichend Platz. Mit so einem Schwert brauchst du Raum, und am besten steht keiner deiner Freunde neben dir. Aber mit zwei Händen kannst du die Waffe schnell drehen, du kannst Kraft einsetzen und die hast eine gute Kontrolle über die Klingenführung. Die meisten Bewaffneten gegen die du dich möglicherweise verteidigen mußt haben nie gelernt damit umzugehen. Soldaten lernen den Speer, das Einhandschwert und den Schild - in der Schlachtreihe ist das viel nützlicher als ein Zweihänder. Und die Büttel und Wachen lernen eher mit Randalierern und Betrunkenen umzugehen - wie man mit einer Hellebarde zuhaut, einen Knüppel verwendet oder jemanden mit einem Dolch unschädlich macht. Das bedeutet, du kannst auf ein gewisses Maß an Überraschung hoffen wenn du mit einem Zweihänder kommst."
"Und wenn ich jemandem mit einem Zweihänder gegenüberstehe?", fragte Tanred.
"Dann stirbst du, Junge", knurrte Wulfgar. "Ich kann dir nichts beibringen was dir gegen jemanden hilft, der sein Leben lang schon mit einer Waffe trainiert. Vielleicht kann ich dir beibringen zu überleben wenn du in einen Kampf mit jemand weniger erfahrenen kommst. Falls du schlau genug bist auf das zu hören was ich sage und keine Anwandlungen bekommst dich für einen echten Schwertkämpfer zu halten."
"Und es versteht sich von selbst, daß das Eine Gesetz so eine Waffe in den Händen von praktisch jedem verbietet", fügte Perren hinzu. "Wenn dich also jemals jemand damit erwischt, kann er sich denken daß du ein Kerrinsmann bist - und du bist in Schwierigkeiten ganz egal was sonst ist."
Etwas ernüchtert blickte Tanred die Klinge entlang.
"Also gut, Junge - stell' dich hin, rechter Fuß nach vorne, der linke quer dazu hinten, und jetzt geh' leicht in die Knie", kommandierte Perren. "Gut - und jetzt das Schwert nahe deiner linken Hüfte, die Spitze zeigt zu Boden. Diese Stellung heißt der Hauer des Wildschweins. Mehr in die Knie!"
Er blickte zu Wulfgar, der sich einen Helm aufgesetzt hatte. Kettengeflecht hing davon herunter und schützte seinen Hals und seine Schultern.
"Die Idee ist einfach, Tanred - wenn jemand auf dich zukommt und dich angreift, dann wird er wahrscheinlich von oben ausholen und einen Schlag führen. In dem Moment schlägst du aus der Position des Hauers nach oben - und haust seine Waffe zur Seite. Und dann, wenn die direkte Linie zwischen dir und dem Gegner frei ist machst du einen Schritt nach vorne und schlägst auf der gleichen Linie wieder nach unten, so daß du seinen Kopf treffen kannst, oder den Hals. Und dann - egal ob du getroffen hast oder nicht - danach ziehst du dich schnell zurück, mit erhobener Waffe falls er weiter angreift. Verstanden?"
Alles anzeigen
Das grün Markierte ist das Einzige, was wirklich wichtig ist - die Tatsache, dass Tanred das gelernt hat, damit später klar ist, warum er sich für diese Waffe entschieden hat etc.
Die ganzen genauen Erklärungen der Techniken sind
1. schwierig zu lesen und stören den Lesefluss
2. nicht interessant zu lesen, weil es mehr wie ein Sachbuch wirkt
3. merkt man sie sich als Leser vermtulich sowieso nicht.
Es würde hier reichen, allgemein ein Schwertkampftraining zu beschreiben, evtl. mit ein paar Details. Zumal das hier auch nur in einem Dialog erzählt wird und nicht in einer "Actionszene" gezeigt wird. Nicht nur bei Tanred bleibt es besser hängen, wenn er es auch tut - das trifft auch auf Leser zu ![biggrin :D](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley6.png)
Der Prinzipal lehnte sich zurück.
"Es gibt hier alle möglichen Bräuche und Regeln wie die Stadt für ihre Bedürfnisse aufkommt. Viele Händler bezahlen zum Beispiel den Torpfennig für jeden Wagen der in die Stadt kommt - aber manche Zünfte sind davon befreit. Dafür haben viele Zünfte die Mauerpflicht - sie müssen für Reparaturen an einem Mauerabschnitt sorgen und dafür das Ausrüstung in den Arsenalen ist. Die Gilden haben auf der anderen Seite das Stapelrecht am Fluß - sie dürfen von jedem Flußschiffer verlangen seine Ladung an Land zu bringen und haben ein Vorkaufsrecht auf diese Waren. Zu bestimmten Zeiten spenden die Handwerker - den Nemaspfennig, oder Borgataler - es gibt kein Gesetz das ihnen das vorschreibt, aber für alle praktischen Zwecke ist es so gut wie eine Pflicht. Bei all den Regeln, Privilegien und Spenden ist es schwer für Edred zu sehen wo er Geld einziehen könnte um zum Beispiel die Garde hier zu bezahlen."
"Wieso schafft er nicht all diese Regeln ab und schickt statt dessen Steuereintreiber?", fragte Tanred dem diese Antwort sehr offensichtlich schien.
"Das ist nicht so einfach, Tan. Wenn ein Graf einen Bauern besteuert, und der Bauer hat zwanzig Ziegen, dann kann er zwei mitnehmen und er hat den zehnten Teil. Hier in der Stadt - nehmen wir mal die Werkstatt von Meister Gerwart - einem der besten Rüstungsschmiede in Gondred. Wenn ein Steuereintreiber von zehn Rüstungen dort eine mitnehmen wollte, würde Gerwart sagen daß ihm keine davon gehört - die sind bezahlte Auftragsarbeiten."
"Naja, aber bekommt er nicht Geld dafür von dem man den zehnten Teil nehmen könnte?"
"Nicht unbedingt", erwiderte Perren. "Möglicherweise bekommt er statt dessen einen Wechsel - ein Dokument auf dem sein Kunde verspricht, seine Rechnungen bei der Kaufmannsgilde zu begleichen wenn Gerwart sich Stahl oder Holzhohle für die Schmiedefeuer liefern läßt. Zweifellos ist dieser Wechsel etwas wert - aber wie viel genau? Woher soll der Steuereintreiber das wissen? Oder wenn die Holzkohle gekauft ist - soll er für die Garde den zehnten Teil davon mitnehmen? Das wäre vielleicht unpraktisch. Aber selbst wenn er mit Geld für seine Rüstungen bezahlt wird - vermutlich wird er es nicht zu Hause aufbewahren, sondern einer der Kaufmannsgilden als Kredit geben. Man kann es also gar nicht bei ihm finden..."
Tanred starrte Perren mit offenem Mund an, ihm schwirrte der Kopf von all den Begriffen. Was genau war ein Wechsel? Und wieso würde jemand freiwillig sein Geld an die Kaufmannsgilden geben?
"Naja, worauf ich hinaus will...", fuhr der Prinzipal fort nachdem er das letzte Stück seines Spießes genußvoll verspeist hatte, "Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder Meister Gerwart zahlt mehr oder weniger freiwillig seine Steuern - oder der Eintreiber kennt sich sehr gut mit Geschäften aus so daß sie bei all den Wechseln und Krediten trotzdem verfolgen können was er wirklich einnimmt. Und genau so ist es in Terred organisiert: Im Stadtrat sitzen die Kaufleute und Zunftmeister, sie kennen sich alle mit den Geschäften aus, und sie haben ein gemeinsames Interesse daß die Stadt gut verwaltet wird - also sehen sie sich nicht nur gegenseitig auf die Finger, sondern sie wissen auch wofür sie ihre Steuern zahlen, weil sie selbst entscheiden wann eine Straße ausgebessert wird oder eine Zisterne gegraben werden muß. All die vielen Regeln und Privilegien sind fein austariert so daß niemand überfordert wird und doch am Ende die Stadt profitiert. Edred der Schwarze mag versuchen sich an die Stelle des Stadtrats zu setzen - aber er hat praktisch keine Möglichkeit an das Geld der Räte zu kommen, nicht ohne zu Willkür und Plünderung zu greifen - was die Einnahmen für die Zukunft ruinieren würde. Also ist die einfachste Möglichkeit für ihn, den Stadtrat an der Macht zu belassen und statt dessen Jahr für Jahr einen sehr moderaten Tribut zu verlangen - und es den Räten zu überlassen wie sie dieses Geld aufbringen."
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Dieser Abschnitt ist auch eine einzige Erklärung über das Gildenwesen - aber (mindestens an dieser Stelle) irrelevant (und uninteressant, um ehrlich zu sein - ich bin nicht hier, um eine Geschichtsstunde zu bekommen, sondern eine Geschichte zu lesen. Ich will wissen, was die Kerrinsmänner mit Tanred vorhaben, nicht wer wann wo warum wieviele Steuern bezahlen muss
)
Das rot Markierte müsste er außerdem wissen, wenn er mehrere Jahre in der Stadt gearbeitet hat. Gerbereien sind jetzt klassisch nicht im Stadtzentrum, da wird er als Gehilfe schon das ein oder andere Mal ein Tor mit Waren passiert haben.
Das Gleiche gilt auch für die ganzen linguistischen Abschnitte im Kloster. Das interessiert in diesem Detailgrad kaum jemanden. Natürlich ist es deine Geschichte und du kannst es so machen wie du möchtest, aber ich gehe immer erstmal davon aus, dass eine Geschichte auch unterhalten und möglichst Viele (zumindest aus der Zielgruppe) ansprechen soll. Daher würde ich die Lingustik zum Wohle der Geschichte auch auf ein Minimum eindampfen und nur das erwähnen, was tatsächlich auch wichtig ist. Wenn sich jemand für die Sprache interessiert und sie dann lernen möchte, gibt es sicher andere Wege als Zwangsschule in der Geschichte ![biggrin :D](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley6.png)
Wie gesagt - all das wirkt arg belehrend und nicht unterhaltend.
So, und damit nicht nur gemosert wird, sei noch erwähnt, dass ich das Setting und die Beschreibungen von Orten und Landschaften wirklich toll finde!
Die Dialoge sind im Großen und Ganzen auch gut geschrieben und lesen sich natürlich/organisch.
Die Richtung, die der Plot einschlägt, gefällt mir auch (besonders, wenn meine Theorie zu Tanred korrekt ist xD) - ich bin gespannt, ob der Plan auch aufgeht und auf welche Hindernisse er noch stoßen wird. Und natürlich auch darauf, wie er all das Wissen, das er gerade sammelt, anwenden kann/muss ![biggrin :D](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley6.png)
Ebenso finde ich die Hintergrundgeschichten der Charaktere - soweit bekannt - auch gelungen und interessant. Die Konflikte die sich daraus ergeben, bekommt man ja teilweise schon zu spüren. Bin gespannt, was du da rausholst ![biggrin :D](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley6.png)
So, ich glaube das war es auch soweit
Ich hoffe, du kannst mit dem Feedback was anfangen!
LG Chaos ![Chaos :chaos:](https://www.fantasy-geschichten-forum.de/wcf/images/smilies/smiley167.gif)