Beiträge von Alcarinque

    Naja, der "moderne" Fantasydrache ist, wie so oft, eine Schöpfung des 19. Jhdts bzw. der frühen Neuzeit.

    Der mittelalterliche und speziell der antike Drache war mehr Wurm als Drache und auch meist sehr viel kleiner und konnte eigentlich nie fliegen. Speziell im Mittelalter stand er für das Böse, und da Gott allmächtig war, war das Böse natürlich auch überwindbar...
    Es gab auch nie "den" Drachen, Mythen sind immer regional und entsprechend sehr abwechslungsreich und auch an die Sage angepasst.

    Der ostasiatische Drache hat mit den Europäischen wiederum nichts gemeinsam. Der wird nur so genannt weil man beim Übersetzen wohl an den europäischen Drachen erinnert wurde. Ganze andere Basis (Animatismus) und tendenziell ein freundliche Flussgeist wären der westliche Drache meist der Nachkomme/Ausgeburt des Bösen/Negativen war...


    Zur grundsätzlichen Frage: Elfen, Zwerge und Orks wie Tolkien sie aus diversen Mythologien erschaffen hat, ist nun mal die Blaupause für die Fantasywesen. Selten macht sich jemand mal die Mühe sich mit den Quellen zu beschäftigen. Ab und an blitzt was durch, meist bleibt aber auch das sehr oberflächlich*). Speziell Tolkiens Elben haben keine direkte historische Vorlage.

    *) Da will ich aber Pratchetts Elfen als eines der wenigen Positiven Ausnahmen erwähnen

    Wer was Neues will kann sich ja mit lokalen Sagen befassen. Oder den Sagen/Märchen einer nicht so bekannten Region. Da gibt es sicher Wesen die noch in keinem Fantasywerk verwurstelt wurden. Nur ist es durchaus eine Herausforderung etwas zu schaffen das nicht wie eine billige Kopie von Tolkien wirkt. :S

    Zitat

    Oder aber gehe ich das alles nur falsch an und man sollte dem Leser mit seiner eigenen Vorstellungskraft und dem Inhalt der Gischichte überlassen.

    Dann bist du auf jeden Fall bei den Fantasy-Klichees. Da sehe ich im Moment auch für mich die größte Herausforderung. Wie bekomme ich ein anderes Bild in die Köpfe der Leser ohne seitenlange Beschreibungen....

    Klar, Bauernaufstände gab es natürlich immer wieder, aber ist halt nichts typisch Mittelalterliches sondern gab es seit der Antike (vermutlich schon davor) bis... naja ... jetzt? :ugly:

    Im Mittelalter waren die politischen Regionen halt meist vergleichsweise klein, die Aufstände also wie vieles, auf eher überschaubaren Raum begrenzt.
    So richtig wild wurde es wieder in der frühen Neuzeit mit zunehmendem Absolutismus...

    Aufgrund der vielen Kriege sind auch viele junge Männer im Krieg gefallen.

    Das ist halt eine typische Sache der Neuzeit mit den riesigen Heeren und Kriegen ... Vor allem eine allgemeine Wehrpflicht führte natürlich zum Tod vieler junger Männer etc. Allgemeine Wehrpflicht ist aber ein sehr neues Konzept.
    Der Sinn der Leibeigenschaft hatte nicht nur Nachteile (z.B. das man an sein Land gebunden war), sondern das man eben auch vom Kriegsdienst befreit war (die waren schlau genug zu wissen das ein Krieg nichts bring wenn niemand mehr da ist der Nahrung produziert).

    Tolkien hat mit seiner Welt ja eine mythologische Vorgeschichte von England schaffen wollen, was ihm sehr gut gelungen ist. Es war nie seine Absicht eine "realistische" Welt zu erschaffen.
    Anders wie viele neuere Sachen die meinen mehr Grausamkeit macht alles gleich realistischer. Game of Thrones will ja auch sooo realistisch sein, verwendet aber die üblichen Klischees des 19Jhdts übers Mittelalter. Mit dem Mittelalter hat es eher wenig zu tun...

    Ja, Geschichtsfenster folge ich auch schon länger, der hat mir in den letzten Jahren das Mittelalter um einiges näher gebracht, verständlicher gemacht und mehr Zusammenhänge aufgezeigt als alles was in der Zeit davor so konsumiert habe. :D

    Gut, bei animes ist die Sauberkeit auch ein sehr japanisches Ding... außerdem eine "fremde" Kultur.

    Bei uns herrscht ja immer noch irgendwie der Gedanke der frühen Neuzeit vor, das man auf das "finstere Mittelalter" hinabschauen und entsprechend alles Negative reinprojiziert wird.
    Und das wird dann auch in die Fantasy übertragen plus die ganze Negativen Elemente der frühen Neuzeit die mit dem Mittelalter wenig zu tun haben (Hexenverfolgung, absolute Monarchie, verarmung der Bauern, Nationalismus, Arbeiterviertel/-situation in den Städten etc.)

    Sehr spannend!
    Das klingt ein bisschen wie die(?) Kelpie, was auch ein Wassergeist ist und zu dem es wohl auch verschiedene Sagen gibt. Eine ist, das es ein wunderschönes Pferd am Wasser ist und wenn man aufsteigt kann man nicht mehr runter und es verschwindet im Wasser...
    Oder eben eine schöne Frau etc...

    Laut Wiki ist das Schottisch aber ich bilde mir ein das es das auch im deutschen Raum gab. :hmm:
    Auch hier sind es wieder bekannte Sachen die gefährlich sind irgendwie.


    Als Kind hatte ich immer Angst alleine im Wald, zu viel Fantasie und so. (Wälder gibts hier auch noch zur Genüge ^^)

    In der Gegend in der ich aufwuchs (als wirklich in der Parzelle nebenan) gab es die Sage eines großen schwarzen Hundes mit rotglühenden Augen der einsame Wanderer verfolgt. Der Schulweg im Dunkeln war dann durchaus recht gruselig...

    Vor kurzem bin ich drüber gestolpert das solche Hunde einer der am weitesten verbreiteten Sagengestalten überhaupt sind, die scheint es fast überall zu geben/gegeben haben.
    Dieses Umdrehen des treusten Begleiter zu einem gefährlichen Wesen, hat das wohl wesentlich gruseliger gemacht als irgendwelche Fantasiegestalten zu denen man im realen Leben keinen Bezug hat.
    (Ist ja auch bei Träumen so, am schlimmsten sind meist die bei denen sich bekannte Personen/Orte etc. plötzlich verändern)

    Um nochmals zur eigentlichen Frage zurück zu kehren:
    Die Frage ist doch, was willst du?
    Es wird immer Leute geben die auch in der Fantasy das immer gleiche haben wollen mit den immergleichen Fantasyklichees. Die erwarten vermutlich auch die Rollenbilder des 19.Jhds und behaupten das das historisch sei... :censored:

    Aber Fantasy kommt trotz den teils recht scheuklappigen Erwartungen von Fantasie. Historisch ist an der Fantasy kaum was, normalweise gibt es zudem auch noch Magie, das scheint mir also ein absolutes Nullargument. Mach die Charaktere so wie du sie willst und setz sie in eine Gesellschaft die dir gefällt und die ins Setting passt!
    Ungerechtigkeit, Intoleranz u.Ä. wird es in jeder Gesellschaft geben, aber das muss ja nicht so funktionieren wie bei uns. Vielleicht sind die Händler die unterste Schicht (wie es anscheinend in mittelalterlichen Islamischen Ländern teils war), vielleicht werden Männer mit braunen Augen benachteiligt. Oder Priester*innen dürfen nicht heiraten, oder nur Frauen dürfen erben... Das ist einzig die Entscheidung des Autors. (Natürlich auch wie viel Aufwand man in das Ausarbeitern einer solchen Gesellschaft stecken will)

    Und ja, klar, je extremer man sich in die eine oder andere Richtung bewegt, wird man bestimmte potentielle Leser gewinnen oder verlieren. Aber tendenziell (auch wenn es aktuell nicht so scheint) bewegt sich unser Gesellschaft mehr in Richtung Offenheit, ich zumindest würde nicht im 19.Jhdt verharren wollen. ;)


    @Schmied: Der Schmied der mit dem Hämmerchen ein Schwert auf einem Amboss schmiedet ist auch so ein Fantasyklichee. Seit dem Hochmittelalter (eigentlich mindestens seit den Römern) gibt es Schmiedemühlen mit automatischen Schmiedehämmern die viel effektiver und gleichmäßiger arbeiten, das ist dann nur sehr bedingt eine Frage der Kraft. Zum anderen hatte ein Schmied für die Feinarbeit meist noch 2 Zuschläger die die schweren Hämmer geschwungen habe und genau da hin geschlagen haben wo der Schmied davor hingeschlagen hat...

    Mal wieder The Truth von Pratchett, eigentlich immer eher ein schlechtes Zeichen wenn ich zu Pratchett greife. XD
    Für mich ist er weiterhin ungeschlagen in der Kombination von Humor, Worldbuilding und Charakter.
    Die älteren Teile werde ich mir auch noch nach und nach im Original holen müssen...

    ... was meinst du mit "Orte organisieren"? Ich dachte immer, ne Karte organisiert das eigentlich ganz gut. Solang sie einigermaßen Maßstabsgerecht Entfernungen angibt...

    Was erwartest du von so einem Tool denn noch? Das soll jetzt nicht angriffslustig klingen, sondern eher begriffsstutzig.

    Wie immer will ich ALLES in einem Tool haben, also eine Karte mit den Punken/Bezirken etc die wiederum interaktiv anklickbar sind und die, optimalerweise auch gleich noch grafisch anzeigt wie sie miteinander verknüpft sind.

    Also die Bezirke einer Stadt auf der Karte anzeigen, aber auch im Artikel über den Bezirke alle darin vorhandenen Orte/Häuser auflisten und im besten Fall (automatisch) ein Baumdiagramm dieser Bezirke/Punkte etc. vielleicht runter bis zu den Bewohnern (sofern ich die dann tatsächlich so detailiert ausbauen will)...

    Und damit es nicht langweilig wird noch einen Zeitslider der die Karte(und darin eingezeichnete Punkte) je nach Zeitpunkt austauscht.


    Ich habe mir jetzt aber tatsächlich mal einen Monat WorldAnvil geholt und schau mal ob ich das tatsächlich nutzen würde, die haben das nämlich teils schon erstaunlich gut implementiert

    Da ich bei der Testversion von Papyrus die Charakter/Ort/Gegenstände - Organisationsfunktionen ganz interessant fand:

    Kennt ihr interessante (kostenlose) Tools um Charakter, Orte etc. zu verwalten und im besten Fall auch noch die Beziehungen zueinander anzeigen?
    Z.B. Stammbaum o.Ä.

    (Ein Tool das Orte organisiert und auch noch mit einer Karte interaktiv verknüpfbar wäre, suche ich immer wieder mal, da scheint es aktuell leider im Moment nur Sachen mit Monatskosten zu geben wie Worldanvil oder Campfire )

    Danke für die Antworten! Beruhigend zu lesen das die Frage durchaus verständlich war und sie nicht zwingend durch Strohmannargumente und Spott ad absurdum geführt werden muss... ;)

    Allgemein beziehe ich mich primär auf den deutschen Raum, Hoch- und Spätmittelalter um einen Rahmen für "dieses Mittelalter" zu haben, weil ich mich damit am meisten beschäftigt habe, das ist aber wohl auch auf weite Teile Europas übertragbar...
    (Aber halt nicht auf die Khmer, Zulu, Apachen, Quin oder Westerosi :p )

    Zur Bevölkerungsentwicklung: Da ist eine Europaweite Statistik natürlich recht unaussagekräftig, weil sehr allgemein. Leider habe ich auf die Schnelle sonst nur diese hier gefunden (von der Uni Frankfurt, da ist die Domain aber nicht mehr auf Stand weshalb sie als unsicher angezeigt wird, ein Bildlink ist aber unbedenklich): Entwicklung in D, F und GB.
    Da sieht man sehr eindrücklich wie krass der 30jährige in Deutschland eingeschlagen hat, danach aber auf relativ selbem Niveau wieder gehalten hat.
    Großes Bevölkerungswachstum begann dann erst im 18.Jhdt mit immer effektiveren Nahrungsproduktion, Landnutzung, Technik, Gesundheitswesen etc.
    Ein Lehnsherr hat nichts von einem entvölkerten Land, auch wenn sie sich Menschen sehr schnell vermehrt hätten, dauert das halt einige Generationen ohne oder mit wenig Ertrag.

    Weil das Niedermetzeln von eigentlich an einem Krieg völlig unbeteiligten Personen eine massive pychologische Waffe ist, die die öffentliche Meinung (und die gab es ganz sicher auch schon zu Zeiten dünn besiedelter Landstriche und ohne Internetz) beeinflussen kann dahingehend, daß sich die Überlebenden eines solchen Massakers entweder in Richtung "Wir ergeben uns, sonst sind wir auch noch dran" oder gegenteilig in "Wir werden blutige Rache nehmen - und wenn es uns auch das Leben kostet!" entscheiden werden.

    Ich glaub genau das ist es, was mir auch bei vielen Hollywoodsachen tatsächlich so sauer aufstößt: Die öffentliche Meinung. Von wem denn genau?
    Das "Volk" hatte nichts mitzureden, ihm war das Geplänkel des Adels recht gleichgültig wenn es nicht ihr Gebiet direkt betraf. Der Adel wiederum hatte ja durchaus auch seine Regeln und Gesetzte, die uns heute teils absurd erscheinen aber auch für einen gewissen Frieden gesorgt haben. Ein brutales Abschlachten hätte auch zur Ächtung durch den Papst führen können, andere Herrscher gegen einen aufbringen etc.
    Dann kamen im Spätmittelalter noch die Städte als neue Macht dazu, die außerhalb der bekannten Strukturen standen.

    Die abschreckende Wirkung die auch Asni anspricht, um den Gegner zu demoralisieren, war im 20 Jhdt sehr beliebt, weil durch die allgemeine Wehrpflicht auch mehr oder weniger alle betroffen waren und man durch die Medien das auch viel mehr verbreiten konnte. Von den komplett anderen Dimensionen gar nicht zu reden.
    Im Mittelalter war der Krieg tendenziell dann gewonnen wenn der Gegner aufgab. Das war nicht das Volk oder unbedingt das Heer, sondern der Herrscher. Wenn man sein Heer in der Schlacht schlug und ihn dabei erwischte oder seine Festung belagerte bis er aufgab, "genügte" das.
    Niemand zog aus Überzeugung in den Krieg, sondern weil sie verpflichtet waren oder weil sie dafür bezahlt wurden. Da gibt man viel früher auf wie bei den heutigen Kriegen wo es ums Vaterland, die Überzeugung und den ganzen anderen nationalen Schwachsinn geht (zumindest die Angreifer, für die Verteidiger schaut die Sache natürlich immer anders aus)

    Zum Abschluss muss ich noch eingestehen, dass das "Work in Progress" ist. Bin mir selbst noch nicht so hundertprozentig sicher, ob es sinnvoll ist, mit eher modernen Begriffen (Zivilisten, Strategie / Taktik eines Krieges, Volk...) über antike oder fantastische Kriege nachzudenken :pardon:

    Jup Definitv, speziell das Mittelalter ist für uns in so vielen Bereichen immer noch sehr fremd, da ist es gar nicht so einfach es überhaupt zu verstehen, von den Details gar nicht zu reden...
    Darum würde ich Zivilisten vielleicht besser auf "Unfreie" abwandeln. Diese waren, durch ihren Unfreien-Status ja explizit vom Kriegsdienst ausgenommen. Darum, wie schon erwähnt, begaben sich viele im Hochmittelalter auch freiwillig in die Unfreiheit. Entsprechend war das im Hochmittelalter auch die mit Abstand größte Gruppe an Menschen.
    Das begann sich dann erst im Spätmittelalter mit dem Aufploppen der Städte wieder zu ändern.

    Freie Bauern (und Bürger von Städten natürlich) waren verpflichtet Waffen und Rüstungen zu besitzen und in Bereitschaft zu haben, abhängig von ihrem Wohlstand (Das bedeutet das also auch Bauern Waffen, Harnische und andere Rüstungen haben konnten/mussten und somit teils nicht ganz so wehrlos waren). Sei es zur Verteidigung oder im Kriegsfall wenn sie vom Kriegsherren eingezogen wurden. Aber auch das war klar geregelt. Z.B. Bauern hatten teils das Recht zur Ernte wieder zurück zu sein.

    Eine andere, eher unbekannte Sache über die ich auch erst vor Kurzem gestolpert bin, ist die Fehde. Das konnte ganz "offiziell" und legal ausgeführt werden, wenn man einen guten Grund hatte (das ist wie immer natürlich Auslegungssache). Ein Adeliger konnte seine Truppen gegen ein Dorf seines Gegner schicken, ohne scharfe Waffen, sie zerstörten dann Eigentum, brannten also Häuser/Felder etc nieder, raubten das Vieh und teils auch Arbeitskräfte. Getötet sollte dabei nicht werden. Kam es es doch zu (zu vielen) Toten, konnte eine Fehde dann auch gerne in einem Krieg ausarten.
    Das zeigt meiner Meinung nach ganz gut, das Menschenleben sehr wichtig waren und man nicht "mal eben" neu besiedeln kann. Da raubte man sie lieber vom Nachbarn. XD

    Ganz abgesehen davon das es natürlich auch noch den religiösen Aspekt gab, den wir heute sehr gerne vergessen/übersehen da es für und kaum mehr eine Relevanz hat: Das Töten von Menschen war eine Todsünde und verhindert das Eingehen in den Himmel. Es gab natürlich Ausnahmen, wie die Kreuzzüge wo genau das das Gegenteil erzählt wurde, aber grundsätzlich war es etwas das man nicht auf die leichte Schulter nahm.

    Die Trennung zwischen Militär und Zivil ist ja auch etwas eher etwas neues.

    Das hängt immer sehr von der Gesellschaftsstruktur/Entwicklung ab. Bei den Römern war es ja schon sehr klar geregelt und getrennt.
    Im Mittelalter und der frühen Neuzeit ebenfalls: Kriegsdienst war an Landbesitz gebunden. Deshalb begaben sich viele Hofbesitzer in beginnenden Hochmittelalter freiwillig in die Leibeigenschaft, dadurch hatten sie kein eigenes Land mehr, mussten aber auch keinen Kriegsdienst leisten.
    In (deutschen) Städten entwickelt sich das etwas anders, da mussten sie selbst für den Schutz sorgen, aber das war dann ja eher zur Verteidigung ...

    Je mehr ich drüber nachdenke um so mehr fallen mit Gesellschaften ein, in denen es eine Kriegerkaste gab. Das entwickelt sich eigentlich ab dem Punkt des Sesshaftwerdung: Man kann mehr Nahrung produzieren um sich selbst über die Runden zu bringen, mit dem Überschuss wird eine Kriegerelite durchgefüttert, welche dann für den Schutz der Bauern sorgt. Das Grundprinzip ist ja sehr alt. Das es nicht einfach dabei bleibt, ist klar.

    Es hängt dann halt sehr davon ab was das Ziel eines Krieges ist: Wenn man das eigene Land erweitern will (was, würde ich mal behaupten, keinen kleinen Teil der Kriege ausmacht) will man dieses, inklusive denen die es bearbeiten, natürlich so unversehrt wie möglich einnehmen.
    Im Idealen Fall natürlich, für eine Seite läuft es ja immer weniger gut und die hat dann natürlich weniger Skrupel zu vernichten was sie selbst nicht haben können...


    @Ausschlüsse: Naja, Mesoamerika als "Mittelalter" zu bezeichnen wäre schon sehr weit her geholt, auch das japanische, chinesische oder indische "Mittelalter" ist eher umstritten, wobei es dort teils durchaus vergleichbare Systeme gab.

    Clankriege, und dazu zählen große Teile des Frühmittelalters, folgen nun mal anderen Regeln, dort gab es eben diese Trennung zwischen Krieger und Zivilist nicht. Und der 30jährige ist wie so oft bei extremen Sachen, frühe Neuzeit und nicht mehr Mittelalter. ;)

    Das bedeutet aber nicht dass Angriffe auf zivile Ziele keinen Sinn machen - man kann seine Armee so versorgen, dem Gegner solche Versorgung verweigern, Hilfstruppen zwangsrekrutieren, den Soldaten das Bordell bieten das sie laenger nicht mehr hatten, gegnerische Soldaten aus Angst um ihre Familien zum Desertieren bringen, die Infrastruktur die Kriegsgueter produziert zerstoeren, in der Bevoelkerung koennen Partisanen lauern,...

    Ein Kriegszug im Mittelalter (und der frühen Neuzeit) bestand zum größten Teil aus "Versorgungstruppen" das ware nicht etwa der Koch der dann die Truppe versorgt, wie man es aus der Fantasy kennt, sondern oft die ganze Familie, die sich dann um die Verpflegung, Wäsche etc kümmerte, da war dann natürlich auch Prostituierte mit dabei, Händler, Schmiede etc.
    Von den 12 Leuten oder mehr die ein einzelner Ritter dabei hatte, gar nicht zu reden...

    Partisanen im Mittelalter? :hmm: Dazu bräuchte es doch erst mal einen Nationalismus und das dauert noch...
    (Also ja, natürlich mag es sowas gegeben haben, die Norm war es aber wohl eher nicht.)

    Naja, Bibel ist ja auch ganz klar vor Mittelalter/Antike, oft noch Clanstrukturen, teils Nomadisch und klare Abgrenzung von Volk, Kultur und Religion. Je mehr man den Gegner entmenschlicht (und das geht mit mehr Unterschieden natürlich einfach), um so grausamer kann man gegen ihn vorgehen. Vor dem Nationalismus des 19.Jhdts gab es das in der Form in Europa aber einfach noch nicht.

    Raubzüge (und da würde ich auch die Kreuzzüge mit rein nehmen), sind natürlich anders gehalten, da will man ja wirklich nur Plündern, da gibt es dann auch merklich mehr Gräueltaten. In die Kategorie fallen natürlich auch die Wikinger, an die hatte ich gar nicht mehr gedacht.

    Im Mittelalter war die Bevölkerung aber durchaus auch Teil der Ressourcen (Leibeigenschaft etc,), die waren an ihr Land gebunden und es gab es auch nicht grad einen so großen Überschuss an Leuten, das man mal eben ertragreiche Landstriche entvölkern und mit eigenen Leuten neu besiedeln konnte. (Wo hätten die her kommen sollen? )

    Massaker an der Bevölkerung wurden eben deshalb so festgehalten, weil sie nicht der Norm entsprachen. Kriege wurden im Sommer geführt, 2/3 einer Armee war für die Versorgung zuständig etc. etc.
    Klar griff man auf die umliegenden (Nahrungs-)Ressourcen zu wenn sich die Gelegenheit bot, aber das Ziel war immer die Feindliche Armee, der feindliche Herrscher/Heerführer/Burg etc.
    Belagerungen endeten ja auch sehr selten mit der (erfolgreichen) Erstürmung sondern damit das sich die Belagerten ergaben oder die Belagerer abgezogen sind.

    Der 30jährige Krieg, wie schon erwähnt, ist ja eben eine der Ausnahmen die die Regel bestätigen. Der wurde in der damaligen Literatur auch als unerreichbar brutal an der Zivilbevölkerung beschrieben, weil das eben nicht die Norm war. Zudem zogen da ja auch nicht nur gut organisierte Heerverbände durch die Gegend sondern teils auch Söldnerheere ohne Sold...


    Und ich will ja nicht drauf hinaus, das es das nicht gab, natürlich gibt es im Krieg Gewalt etc. Aber das, speziell im Mittelalter, die Zivilbevölkerung immer das erste und wichtigste Ziel war, bezweifle ich halt halt stark...
    (Und auch hier natürlich wieder einen Disclaimer: Im Frühmittelalter war das natürlich noch nicht so, aber da waren die Grenzen zwischen Zivilbevölkerung und Krieger auch noch nicht so klar. Erst mit der Abgabe des eigenen Landes und dem Eintritt in die Leibeigenschaft konnte man sich dann im Hochmittelalter vom Kriegsdienst befreien wieso das ja durchaus nicht selten geschah...)

    Ich bin in einem SciFi-Roman grad drüber gestolpert das eine Flotte sich geopfert hat um den Zivilisten zu Flucht zu verhelfen. Nicht gegen böse Aliens oder irre Extremisten sondern gegen eine Fraktion die einfach nur unabhängig von dieser Allianz sein will. Und da habe ich mich gefragt, wieso das nötig ist?
    Wenn beide Fraktionen nicht dezidiert "böse" sind, wieso sollten sie Zivilisten angreifen?

    Klar gibt es viele Formen vom Krieg, aber speziell im mittelalterlichen Klischee (wenn es nicht das pöse Pöse gibt), will man ja das Land und die Arbeitskräfte darauf erobern, da hat niemand was davon wenn man diese umbringt. Schon in der Antike waren die Großreiche am erfolgreichsten die alle möglichen Kulturen integriert und nicht massakriert haben...
    (Und ja natürlich gibt es Ausnahmen, z.B. Nomadenvölker auf Raubzug, oder komplettes Wegbrechen von jeglicher Ordnung im 30jährigen Krieg)

    Das gezielte Angreifen und Terrorisieren der Zivilbevölkerung ist ja etwas sehr Neues das eigentlich erst mit dem 2. WK so richtig in Mode gekommen ist. Mit Nationalstaaten, großen Städten und guter Kommunikation. Ein Nazideutschland wo die ganze Bevölkerung fanatisch hinter dem "Endsieg" steht ist etwas ganz anderes als wenn zwei Berufsheere aufeinander treffen und es dem gemeinen Bürger relativ egal ist ob er nun von einem Karl oder einem Wilhelm regiert wird...

    Das beschäftigt mich nun grad mehr als es sollte. Speziell in der Fantasy werden ja immer und überall Gräueltaten an der Zivilbevölkerung begangen "weil das damals halt so war" was mal wieder ein typisches, falsche Klichee ist.
    Speziell wenn man verschiedene Mächte haben will, die halt nicht "böse" sind, machen Angriffe auf Zivilisten doch eh keinen Sinn? :hmm:

    Ich bin eigentlich jemand der Bücher zu ende liest, auch wenn es teils etwas zäh ist (MobyDick im Original, Krieg und Frieden etc.)
    Und ich kann auch gut über Schwächen hinwegsehen, wenn der Rest passt Worldbuilding - Story -Schreibstil und so.

    Aber die Shannara-Bücher (hatte mir die ersten drei zusammen gekauft) musste ich tatsächlich abbrechen, weil es einfach in allen Aspekten schlecht war, in da wäre mir irgendwann das Hirn zu den Ohren raus gelaufen, das ging einfach gar nicht.
    Mag sein das sich der Stil/Story/Welt in den späteren Büchern bessert ab nein, never again. Für mich das Schlechteste was ich bisher gelesen habe...

    Klingt auf jeden Fall nach einem interessanten Setting... so ein bisschen wie Firefly, da bewohnt die Menschheit ja ein Sonnensystem mit mehreren lebensfreundlichen Planeten.

    Bzw. erinnert mich das Setting auch an Darkover: Eigentlich eine Fantasy-Serie die aber auch mit dem Absturz eines Kolonieschiffs beginnt und die letzten Bände spielen dann im Raumzeit-zeitalter...

    Nach den Diskussionen hier und weil ich wegen der Serie das Silmarillion eh nochmals lese, achte ich grad ein bisschen drauf wie oft Tolkien Hautfarben erwähnt, und habe mich da auch sonst noch etwas umgeschaut, stellt sich heraus:
    Er tut es GAR NICHT. Die Zwerge wurden aus Fels und Stein erschaffen, fertig. Keine arisch-weiße Hautfarbe, nix.
    Ein Stamm der Hochelben wird mal als "fair" bezeichnet, aber damit hat es sich dann auch schon. Daraus jetzt einen rassistischen Zugang zu bauen ist schon recht krass...
    Im Gegenteil bin ich im Silmarillion ja grad an der Stelle wo Morgoth die Elben dahingehend manipuliert, das er ihnen einredet das die Valar versuchen sie durch die Menschen einzutauschen. Also eine der rassistischen Panikmachen unserer Zeit, der Völkeraustausch durch Flüchtlinge, wird klar als Einflüsterung des Bösen beschrieben. Fand ich sehr passend. ^^

    Ansonsten bin ich grad noch über diese Analyse gestolpert und fand die durchaus gut argumentiert:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.




    @Mario Barth: Den fand ich irgendwie noch nie lustig, da er immer nur nach unten tritt, über andere (am liebsten Frauen) spottet und sich selbst viel zu toll findet. So gar nicht mein Humor. Wer nicht über sich selbst lachen kann ist mir eh suspekt. XD

    Spoiler anzeigen

    Folge 3 - Adar

    [... ] Im Umgang mit dieser setzt Galadriel ihre arrogant-ungezogene, trotzige Teenagerart fort, die zwar für die Charakterentwicklung innerhalb der Serie sinnvoll sein dürfte, aber trotzdem irgendwie nervt und nicht so richtig zur Kommandeurin der elbischen Armeen im Norden Mittelerdes passt :hmm:

    Vor allem da sie ja damals schon eine der ältesten Elben von Mittelerdes ist und einem der nobelsten drei Häuser entstammt. Ihre Darstellung will einfach so gar nicht passen... :/

    Wie schon geschrieben, das wurde aber verschoben: Numenor hat mir sehr gut gefallen, die Gondorianischen und Elbischen Elemente sind gut zu erkennen ... und ich interpretiere für mich auch einen Hauch Griechisch mit rein. ;)


    @Herr der Ringe Film: Ich hoffe du hast die ExtendedEdition gesehen? Die hat viele kleine nette Szenen drin, die die Sache etwas entschleunigen... (Allerdings weiß ich nicht mehr wo genau, die ursprüngliche Version habe ich seit dem Kino damals nicht mehr gesehen. XD)

    Es ist aber eine historische Geschichte die im England des 19. Jahrhundert spielt, [...]

    Das ist nun wiederum komplett falsch. Das ist eine komplett fiktive Geschichte in einem fiktiven Setting das lose vom England des 19.Jhdts inspiriert ist. Daran ist NICHTS historisch! Das jetzt als Grundlage für bescheuerte rassistische Theorien zu nutzen ist einfach nur albern.
    (Zumal diese widerliche Rassenlehre erst Ende des 19 Jhdts entstand, wobei der europäische Rassismus immer eher ein Nationalismus war und Rassismus aufgrund der Hautfarbe eher aus den USA importiert wurde...)

    @Moderation: Wollt ihr das nicht mal verschieben? Das hat mit dem eigentlichen Thema ja so gar nichts mehr zu tun...