"Schlimmer als über jemanden zu reden, ist über jemanden nicht zu reden."
-Oskar Wilde
''Die Kritiker sind ein bluttrünstiger Haufen, die es nicht zum Scharfrichter gebracht haben."
-George Bernhard Shaw
Für unsere eiligen Leser:
Verrisse gehören dazu. Weil es eine Tatsache ist.
Die gibt es ab Note fünf. Verrisse werden auch missbraucht um Ärger zu machen,
und dienen als abschreckendes Beispiel. In der weiten Welt der Medien immer gern gesehen.
Verrisse fördern die Bekanntheit der Künstler und können indirekt ihre Werke aufwerten.







Liebe Schreibkolleginnen, liebe Schreibkollgen, 
mit diesem Posting geht um die berüchtigten Verrisse. Verrisse tauchen dann auf, wenn in der Kritik Sachlichkeit, Konstruktivität und ähnliche Werte schon längst zum Teufel gegangen sind. Darum ist es nachvollziehbar, dass unter Kritikern und Schöngeistern eine Weigerung vorherscht damit in irgendeiner Art in Verbindung gebracht zu werden. Also immer nett und fair. Nicht jeder will mit Typen in Verbindung gebracht werden, die kleinen Kindern ihre Sandburgen zertreten und sie anschliesend mit ansehen lassen, wie deren aufgebrachten Papis verprügelt werden.
Logisch, dass man ersten Blick derartiges nicht näher unter die Lupe nimmt. Don´t feed the Troll!
Auf dem ersten Blick wohl bemerkt. Wenn ich Windweber richtig verstanden habe, sollte eine emotionale Distanz gewahrt bleiben. Die Sandwichmethode ebenso empfehlenswert. Auch ich finde Kritik konstruktiv, wenn die Contras genauer begründet in dem man, wieso, weshalb und warum das, das und das einfach klappt, oder auch nicht. Da zieh auch mit Windweber an einem Strang.
Und doch gehören Verrisse dazu. Meine Geschichten sind zum Abschuss freigegeben.
Den bei manchen Kapiteln und Kurzgeschichten will die Sandwichmethode einfach nicht greifen.
Sie sind so verunglückt, dass man nur noch sagen kann: "Toll, dass du mal wieder was veröffentlicht hast und bin mir sicher, dass deine nächste Story die Jetzige um das 1000fache übertreffen wird... "
Kurz - ein Verriss gibt es ab Note fünf.
Klar, sagt da manch anderer: "Ja, wenn du doch alle Fehler genau aufzeigst und begründest, dann ist das doch konstruktiv."
Da stimme ich zum Teil zu, aber das wird manchmal auch als besserwisserisch und arrogant gedeutet.
"Ich schreibe richtig, du schreibst falsch."
Da es so wenig die perfekte Schreibe, wie die Kritik gibt, besteht oft die Chance die einen Fehler geradewegs durch andere zu ersetzen.
Aber es ist bei weitem besser, als so ein oberflächliches "Nice try, next". 
Da 50% der Wirtschaft aus Psychologie besteht, machte ein Professor mit seinen Studenten einen einfachen Versuch:
Er teile eine bestimmte Menge Kaffeebecher aus, die auch alle gleich waren und lies sie damit Handel treiben.
Es stellte sich heraus, dass die Preise zwar Verhandlungssache waren, aber die eigenen Becher immer wertvoller eingeschätzt wurden, als die andern. Und das ist leider auch bei unseren Geschichten der Fall. Ces la vie.
Weswegen bei andere Geschichten auch immer mal mehr gemäkelt wird. Selbstverständlich immer fair, sachlich, konstruktiv. Mittel zum Zweck, den es ist leichter Fehler bei anderen zu finden, als bei sich selbst.
Ein andere Professor machte mit seinen Studenten ein fieseres Experiment.
Er wollte Blutuntersuchungen machen und es war vonnöten, dass die Studies in einem hasserfüllten Geisteszustand waren.
Die Probanten wurden ermundert Aufsätze zu schreiben. Im Vergleich zum schändlichen Milgramexperiment, wurden alle darüber in Kenntnis gesetzt, was da auf sie zukommen wird. Er machte dann, wie ein typischer Lehrer, entsprechende Korrekturen.
Nur eben mit dem Unterschied, dass sie einfach keine faire Chance hatten. Jeder bekam eine schlechte Note und der Prof machte dazu ironische Bemerkungen, positives ignorierend. Danach waren sie entsprechend hasserfüllt und lieferten tatsächlich veränderte Blutwerte.
Nun zu dem Punkt wie Medienprofis dazu stehen. Den unter uns sind Amateure mit Ambitionen.
Da man nicht ewig lebt, besteht sehr wohl ein Bedürfnis die eigene Entwicklung zu beschleunigen.
Der Profi Andreas Eschbach gab auch in einem Interview zu verstehen, dass es entsprechend haltloses Geschwafel unter den Kritiken gibt. Der Kleinverleger Thorsten Low behauptete, es müsse mehr Kritiker geben als Schreiber, und erzählte mal, wie auf professionellen Autorensitzungen Schreibern der Prozess gemacht wird. Okay, ich dachte damals kopfschüttelnd : "Man kann es auch übertreiben, aber bitte wer´s braucht."
Heute weiß ich, dass es eine geeignete Methode ist, die Standhaftigkeit des Autors zu prüfen. Nicht nur das Buch wird verkauft, ein Autor verkauft auch sich selbst. Man kauft nicht nur in Läden, man kauft vor allem bei Persönlichkeiten. Die beiden Männer haben gemeinsam, dass sie Geschichten erzählen, doch wenn es geschäftlich wird, werden keine Geschichten erzählt.
Ich rechne Thorsten Low hoch an, dass er sich für die Amateure Zeit nahm, oder noch nimmt,
um notwendige Fakten zu verdeutlichen, die helfen effektiver zu arbeiten. Zu beachten, es ist Zeit die nicht bezahlt wird.
Was Herr Eschbach speziel über Verrisse denkt, weiß ich nicht. Würde es nach Thorsten Low gehen, hätten wir mehr davon.
Den in der Medienwelt ist es wichtig im Gespräch zu bleiben, weswegen Oskar Wildes Spruch ein Gesetz ist.
Wäre das Negative nicht so interessant, würden sich Horrorstories nicht so gut verkaufen.
Wieviele Künstler machen Aktionen, die echt zum fremdschämen sind, nur um aufzufallen.
Wie viel Schund kann man täglich im TV sehen. Und wie wurde ich auf Marcel Reich-Ranicki aufmerksam?
Es geschah, als man ihn wieder mal zu einer Livesendung einlud und was passierte?
Mit der Begründung, unter falschen Tatsachen eingeladen zu sein, lies er den Gottschalk voll auflaufen.
Er sagte vor laufender Kamera: "Ich nehme diesen Preis nicht an."
Das könnte eine Masche gewesen sein, die dafür sorgte, dass es zu diesem Eklat kam.
Provokationen sind in der Welt der Medien eine Würze, Verrisse eingeschlossen.
Und weil so ist, wie es ist, passieren da draußen immer wieder sonderbare Dinge.
Wer seinen ersten bösartigen Verriss erhält, glaubt doch tatsächlich, es wäre gelaufen. Aus und vorbei.
Gut möglich, dass dieser Kritiker es in Zukunft für Zeitverschwendung hält weitere Werke dieses Künstlers zu kommentieren.
Aber es trägt zur Bekanntheit bei. Ich wurde auf H. P. Lovecraft aufmerksam, weil ein Bekannter behauptete,
der Mann war doch völlig krank im Kopf und entsorgte die Bücher im Container. Und so, wie er es tat, war es gut möglich, dass er es nicht nur mir erzählte.
Ja, es ist vielleicht auf dem erstem Blick echt scheisse und in netter Gesellschaft kann man auf diese miesen Verrisse gut verzichten,
aber sie werten eine Geschichte auf. Es stellt sich eben die Frage, ob das wirklich so schlecht ist, und so passiert es oft,
dass Fanclubs entstehen können, die anfangen kontrovers zu diskutieren, was wieder zu einem höheren Bekanntheitsgrad führt.
Grüsse Mad Bull 