Willkommen im Forum, Sarah Roberts
Beiträge von Asni
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Tolkien ist allerdings nicht der Gral der Fantasy.
Außer dir hat das ja eigentlich niemand behauptet
Je länger ich über das Bild und was es bedeuten soll nachdenke, desto unpassender finde ich es xD Hast du dir das selbst ausgedacht oder hast du das irgendwo gelesen?
Wenn du damit meints, dass Tolkiens Werk (insbesondere The Lord of the Rings) die Blaupause für echte Fantasy ist und alle Autor*innen versuchen sollten, nur so zu schreiben wie er, dann hast du sicherlich Recht. In diesem Sinne ist Tolkien nicht mehr der Gral der Fantasy, da das schlicht und ergreifend mit der Veränderung des Zeitgeistes und des jeweils aktuellen Geschmacks sich ständig verändert. Anscheinend war das aber näher an dem Erscheinen des The Lord of the Rings durchaus anders. Heutzutage gibt es vielleicht mehr Klone von A Song of Ice and Fire, Harry Potter oder The Witcher (im Manga-/Anime-Bereich gibt es das bestimmt genauso, dass jemand da eine besonders herausragende Stellung innehat, weil er oder sie halt besonders wegweisend für die spätere Weiterentwicklung eines (Sub-)Genres war; da ich mich dort aber null auskenne, kann ich dazu nichts sagen).
Die Bedeutung Tolkiens und seines Werks für die europäische (und auch weltweite) Fantasy hat Thorsten schon erläutert. Daran gibt es eigentlich nichts herumzudiskutieren.
Ich respektiere zwar was Tolkien geschaffen hat, seine Mühe, die reingeflossen ist und wie er ein bestimmtes Subgenre geprägt hat, aber ich würde nie eine einzige Person als bedeutendste Person oder Gral eines Themas ansehen...
... und ich wiederhole mich: außer dir hat niemand Tolkien als "den Gral der Fantasy" bezeichnet
Abgesehen davon ist es ein bisschen fies Tolkien gegenüber, zu argumentieren, dass JETZT sein Werk nur noch für ein kleines Subgenre der Fantasy relevant ist. Als Tolkien mit The Hobbit und The Lord of the Rings Erfolg hatte, gab es keine zig verschiedenen Subgenres von Fantasy, die auf dem Buchmarkt etabliert waren. Ein paar Vorläufer, die weitestgehend unbekannt geblieben sind, hat Thorsten schon genannt. Parallel dazu gab es ganz viel "Pulp Fiction", die amerikanischen Groschenromane, die so heißen, weil sie vor allem eines waren: billig. Manches davon ist jetzt populär, hat aber den Autoren selbst weder zu Reichtum noch zu Ruhm verholfen. Aus der Perspektive hat Tolkien auf dem Buchmarkt (und nicht nur da) für fantastische Literatur eben doch eine ganz herausragende, wichtige Stellung inne.
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Hallo und herzlich willkommen im Forum, Baruku
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Hallo und herzlich willkommen, HermiSin
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Oh, völlig übersehen, dass du explizite Fragen gestellt hast...
Hier also ein Nachtrag:
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- ist im ersten Drittel klar, was auf den Spiel steht? Welche Atmoshäre "´spürt" ihr beim Lesen?
Ja, ich denke, das ist klar. Für mich ist die Atmosphäre düster und bedrückend. In meinem Kopf ist die Stadt/Siedlung unter einer gläsernen Kuppel von der Außenwelt mit ihrer ascheverseuchten Atmosphäre verborgen.
- wie seht ihr Baeris' Rolle? Sowohl in der Geschichte als Charakter als auch auf der Metaebene
In der Geschichte ist Baeris das Augenpaar, durch das wir die Geschehnisse wahrnehmen. Sein Einfluss auf diese ist nur marginal, während die Auswirkungen auf ihn massiv sind. Wenn mich nicht alles täuscht, dann müsste er danach ja als einer der Sklaven ein Herz und ein Auge verlieren, außer Antaris' Korrektur auf genau 100 Sklaven beachtet nicht die schon verstorbene Schwester, sondern den im Prinzip bereits befreiten Baeris. Das wäre dann die weniger spannende Option, wie Baeris überleben könnte.
- wie wirkt Baeris beim Gespräch über seine potentielle Freiheit mit Antaris für euch?
Auf mich wirkt es so, als wüsste er nichts damit anzufangen. Er zieht den Sinn in seinem Leben aus der bestmöglichen Erfüllung der ihm gestellten Aufgaben. Dadurch, dass sein Herr nicht grausam ist, hat er auch keinen allzugroßen Grund, sich gegen die Sklaverei wenden.
- Welche Informationen über das Setting und Worldbuilding könnt ihr herauslesen?
Ergänzen zu der "postapokalyptischen Welt" (Frage 1) gibt es im Imperium eine alte und eine neue Religion ("Bei den alten Göttern"). Ich würde interpretieren, dass die Tentakel und die Augen eher zu der neuen Religion (oder dem neuen Imperium, falls das zusammenhängt) gehören. Offensichtlich existiert massive Sklaverei (Verhältnis 101:2 zwischen Sklaven und dem Herrschaftsehepaar), die vielleicht auch ohne eine Vielzahl von Wachen auskommt. Zumindest ist mir nicht bewusst aufgefallen, dass solche großartig genannt worden wären. Interessant wäre, wie in der Stadt die soziale Verteilung aussieht, insbesondere auch, ob es den Sklaven des (vermutlich) reichen Präfekten vielleicht besser geht (Versorgung mit Lebensmitteln) als armen freien Bewohnern von Valistris.
- Welche Rolle würdet ihr Antaris bei den Rebellen zuordnen (zwischen "Gar keine, er ist tatsächlich treu" und "der Oberbabbo, verteilt fleissig Fackeln" xD)
Auf mich wirkt er überzeugend treu und angesichts des ihm angetanen Unrechts (am Ende der Geschichte) zu Recht verzweifelt. Für mich wäre daher die Entwicklung vom treuen Staatsdiener hin zum Anführer der Rebellen absolut nachvollziehbar.
- Was ist euer allererster Eindruck (Innerhalb von einem Absatz nach dem ersten Auftreten) vom Inquisitor? Von Baeris? Von Antaris?
Schon allein das beschriebene optische Auftreten des Inquisitors macht ihn für mich extrem spannend. Tentakel sind für mich irgendwie fast immer ein Zeichen der unheilvollen Bedrohung. Seinen Charakter würde ich als "Amtsarschloch" bezeichnen
Damit meine ich die Verbindung von spitzfinderischer Genauigkeit gepaart mit der Macht seines Amtes als Inquisitor, die er schon zu genießen scheint. Jedenfalls fällt mir nicht auf, dass er den Inhalten seiner Aussagen bedauernd gegenüberstünde.
Baeris und Antaris wirken wie Kümmerer - sie sorgen sich um ihre Aufgaben und die Menschen in ihrer Umgebung. Das macht sie sympathisch.
- Was ist der Bezug des Titels zur Geschichte? Trifft er auf mehreren Ebenen zu?
Ich sehe mindestens zwei Ansatzpunkte: einmal der tatsächliche Stich ins Herz des Inquisitors und dann noch der emotionale Stich, den sowohl Antaris bei der Strafe, die der Inquisitor ausspricht, als auch Baeris beim herzlosen Verlust seiner Schwester spüren müssen.
Bonusfragen aus Interesse:
- Welchen der vorkommenden Charaktere würdet ihr im folgenden Band dann als POV erwarten/könnt ihr euch als POV vorstellen etc.? Spoiler: Mindestens eine(r) wird später ein POV
Falls Baeris überlebt, dann würde er sich gut als rachedürstiger Rebell gegen die Inquisition machen. Gleiches gilt eigentlich auch für Antaris
Den Namen Antaris finde ich für einen Hauptcharakter angenehmer als Baeris
- Würdet ihr lieber mit Antaris oder dem Inquisitor ein Eis essen gehen?
Ich esse zwar fast nie Eis, aber die Antwort ist ganz klar mit dem Inquisitor! Schon allein den mal in Live zu sehen, ist viel spannender, als mit Antaris zu plaudern. Ich muss da leider nämlich auch sagen, dass Antaris in der Geschichte (genauso wie Baeris) eigentlich langweilig wirkt
Der kurze Dialog mit dem Inquisitor über das vermutete Versteck der Rebellen ist schon ganz gut, aber so richtig viel von Antaris Charakter kommt hier auch nicht durch. Somit reicht das in der Geschichte für mich noch nicht, um etwa zu sagen, dass ich seine Schlagfertigkeit und Scharfsinnigkeit schätze. Das ist allerdings in dieser Situation mit dem massiven Machtgefälle zwischen Inquisitor und Antaris auch extrem schwierig.
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Gestern bin ich mit "Midnight Tides" von Steven Erikson (The Malazan Book of the Fallen Band 5 oder so) fertig geworden. Ich glaube, von allen Büchern der Reihe hat mir das bisher am besten gefallen, was vor allem an den coolen Charakteren und den teilweise absurden und witzigen Dialogen liegt. Dennoch ist schon allein die schiere Masse an Seiten (ca. 960), die man da lesen muss, eine bei mir wochenlange Aufgabe.
Und deshalb hab ich auch direkt mit "The Bonehunters" von Steven Erikson (The Malazan Book of the Fallen Band 6 oder so) weitergemacht - man dar sich bloß keine Pause gönnen!
Noch dicker als der Vorgänger und wieder hat die Handlung keinen direkt erkennbaren Bezug zu der Handlung der anderen Bücher... puh... es ist schon auch anstrengend, aber irgendwie auch eine der spannendsten Reihen, die ich bisher gelesen habe. Und ein Vorteil gegenüber - sagen wir A Song of Ice and Fire oder The Kingkiller Chronicles - ist eindeutig, dass die Reihe abgeschlossen ist. D.h. nur noch 10 Bücher oder grob 9000 Seiten (tatsächlich sind es mit "The Bonehunters" nur noch 5 Bücher - was für eine Erleichterung!
).
Aber wer weiß, ich habe mir heute im Comic-Shop / Fantasy-Buchladen meines Vertrauens noch von Joe Abercrombie "The Devils" (2025) bestellt. Das kann ich morgen abholen. Vielleicht wird das doch ein kleines Intermezzo. Abercrombies Bücher lese ich beim ersten Lesen normalerweise innerhalb von 2-4 Tagen durch, weil sie schon extrem spannend sind.
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Hallo und herzlich willkommen, Nini !
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Wow, stark! Und wie versprochen düster. Gefällt mir gut, Chaos Rising !
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Sorgfältig glättete Baeris die Toga seines Herren.
Ich weiß nicht warum, aber der erste Satz gefällt mir gut, vielleicht, weil darin schon so viel von der Situation definiert wird.
Es fehlt nur noch ein Detail
Nach meinem Gefühl hast du es ein bisschen mit dem Wörtchen "Detail" übertrieben, ich würde vielleicht ein oder zwei davon durch etwas anderes ersetzen.
Feine graue Asche wirbelte herein.
Ich bin ein Freund von poetischen Formulierungen, daher gefiele mir vielleicht so etwas wie "Feine graue Asche wirbelte herein wie der Atem eines Drachen".
„Meine Anwesenheit dient nicht dazu, Euch zu ehren, Präfekt!“, sagte der Inquisitor in einem gebrochenen Flüstern und zog das Tuch aus seinem Gesicht.
Das Wörtchen "sagte" würde ich durch etwas stärkeres oder präziseres ersetzen.
Es waren nur wenige Schritte bis zum Praetorium. Doch obwohl die Menschenmenge bereits zurückgewichen war, zog sich der Weg unendlich lange. Jeder Schritt, den die heiligen Besucher weiter in die Stadt machten, ließ das Unbehagen weiter anwachsen. Als würde eine Welle der Finsternis die Stadt überfluten.
Das Krachen des sich schließenden Schleusentors hinter ihnen verstärkte den Eindruck nur noch weiter. Gefangen mit dem Inquisitor und seinen Begleitern. Niemand würde entkommen, wenn dieser entscheiden sollte, die Stadt auszulöschen.In der Szene gefielen mir ein paar Klänge oder Geräusche. Die Schritte des Inquisitors könnten tief und unheilvoll wie Glocken klingen (ich denke an Hells Bells von AC/DC), oder die Ketten der Priester könnten verheißungsvoll rasseln und klirren. Auch das Krachen und "verstärkten den Eindruck nur noch weiter" könnte irgendwie poetischer sein - zumindest für meinen Geschmack. So ist die Darstellung zwar auch gut, aber relativ nüchtern.
„Ein Geschenk unseres ehrwürdigen Arkhons.“
Hier bin ich über die Schreibweise gestolpert, ich hab das schon öfter als "Arkon" gelesen, mit dem h darin ist es mir unbekannt und klingt in meinem Kopf eher wie "Ark-HOHN".
„Sieben mal sieben Seelen stellen sich eurem prüfenden Blick!“
In ordentlichen Zweierreihen traten die in weiße Gewänder gehüllte Geweihten vorDas kann ja gar nicht aufgehen... zum Glück hast du es später beachtet
Präfekt, seid Ihr euch im Klaren darüber, was in Eurer Stadt geschieht?“
Bei allen "euch"s in den wörtlichen Reden hast du das konsequent klein geschrieben und hier endlich einmal groß. Ich weiß zwar nicht, was wirklich richtig ist, bin aber für die Großschreibung an der Stelle.
Welch grausames Schicksal für eine Mutter, ihre Kinder in die Obhut dieses Monsters zu geben. Doch es war eine große Ehre für sie. Sagte man. Derzeit fühlte es sich nicht so an – nicht einmal für ihn, der nur der Onkel war. Vorsichtig wischte er sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Bei seiner Schwester war es dafür zu spät und sie rannen ungehindert über ihre Wangen.
Auch diese Passage hier ist sehr nüchtern. Es passt irgendwie, aber ich könnte mir trotzdem vorstellen, dass es sich bei einer eventuellen Überarbeitung lohnt, hier etwas emotionaler und poetischer zu werden. Insbesondere das "derzeit fühlte es sich nicht so an" könnte durch ein schönes Bild ersetzt werden, wie es sich denn stattdessen anfühlt.
Und nochmal ein bisschen Lob zum Schluss: Mir gefällt das World-Building, das du hier andeutest: die Tentakel mit Klingen oder Augen erzeugen einen schönen dämonischen Eindruck der Belatronai und des Inquisitors. Gerade kann ich mich an nur wenige Farben in der Stadt erinnern... Vielleicht wäre das noch an der ein oder anderen Stelle ein paar Worte wert?
Die Dialoge gefallen mir auch gut. Gerade der Inquisitor ist dir gut gelungen. Der Twist nach der scheinbaren Gnade kommt super Arschlochmäßig rüber. Finde ich großartig!
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Hallo und herzlich willkommen im Forum, Bakudatican
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Hallo und herzlich willkommen im Forum, Alazais
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Hallo und herzlich willkommen im Forum, Hemtemis
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ber... wuerdet ihr sie eher drinlassen oder rausnehmen? Tragen sie was bei oder lenken sie eher ab?
Was ist denn dein Ziel nach dem Abschluss des Experiments? Möchtest du die Geschichte schlanker auf den Überraschungsmoment am Ende hin optimieren oder die Szenen atmosphärischer ausgestalten? Ich persönliche wäre er bei der zweiten Option
und würde daher die Magiepassagen drin lassen.
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Ich bin diese Woche etwas sehr spät dran... naja, egal. Mir hat die Geschichte insgesamt gut gefallen, die Erklärung nach der Geschichte finde ich noch erhellender! Danke dafür! Da kommt auch sehr schön heraus, wie strukturiert man an das Schreiben einer Geschichte herangehen kann. Aus meiner Sicht ein gelungenes Experiement!
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Hallo und herzlich willkommen, Aderyne
Viel Spaß hier im Forum
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Bei dem Großangriff von zwei Seiten dachte ich eigentlich, klar gemacht zu haben, dass dieser nur der Ablenkung von der wahren Gefahr dient, den Schwarzmagiern. Für sich betrachtet würde so eine Offensive keinen Sinn machen und wäre wirklich "mit Kanonen auf Spatzen schießen.". Das scheint aber nicht verstanden worden zu sein, also zu wenig Exposition.
Ich weiß nicht, ob es an zu viel oder zu wenig Exposition liegt oder ob das überhaupt der passende Ansatzpunkt ist.
Ich versuche mal zu erklären, wo mein Problem ist und wie ich gerade an das Feedback zu deinem Text herangehe:
Was mich im ersten Part gerade ein bisschen stört ist, dass du sagst Schwarzmagier seien die eigentliche Bedrohung und ein Angriff von etwa 200 (menschlichen?) Soldaten mit Kanonen nur ein Ablenkungsmanöver. Ich versuche mal, das Klischee, das ich von Schwarzmagiern im Kopf habe, beizubehalten. Dann würden die eher im Verborgenen arbeiten, weil in einer durchaus gültigen interpretation schwarze Magie meistens verboten ist und mit dem Bösen verbandelt ist (in deiner Welt stellst du die satanischen Schwarzmagier ja auch Christen gegenüber, wenn auch nicht in binärer Opposition). Und das Verbotene macht man eigentlich eher im Geheimen
Jetzt kommen mir die 200 menschlichen Diener übertrieben viele vor und damit wirkt für mich der Text unlogisch und schwerer nachvollziehbar.
Eine Lösung (für mich) wäre, wenn die Angreifer nur eine Illusion wären. Dann könnte ein menschlicher Diener des Grafen (einer dieser Evangelisten) sie von einem Fenster aus entdecken, während das Schloss erkennt, dass es sich um Magie handelt und völlig ungerührt bleibt. So in der Art könnte das interessant sein.
Bestimmt gibt es noch andere witzige, plausible und dämliche Erklärungen, wie Schwarzmagier über 200 Leute für so etwas mobilisieren. Wenn dein Ziel eine Stimmung wie bei Buffy ist, dann würde ich persönlich nach meinem aktuellen Wissenstand über deine Geschichte eher mit der Illusion oder etwas subtilerem gehen. In Buffy werden die meisten Klischees zumindest am Anfang so beibehalten, wie man sie kennt. Die Auserwählte (zumindest Halbwaise, wenn mich nicht alles täuscht), das High-School-Setting mit dem Bibliothekar als Mentor, die harmlosen Schulintriegen und die Probleme von Teenies, die Vampire, die nur nachts aktiv sind und eher monströs, wenn auch manchmal ein bisschen lächerlich sind, die magiebegabte Freundin,... eigentlich ein Sammelsurium an Klischees
Damals hab ich das auch geliebt, aber ich hab vor ein paar Jahren mal versucht, das nochmal anzusehen und hab mich furchtbar an der Optik gestört.
Für mich kommt also in dem ersten Part deiner Geschichte tatsächlich nicht rüber, dass ein Angriff mit schwarzer Magie schlimmer oder stärker sein sollte als ein Angriff von 200 Leuten. Du sagst das zwar explizit im letzten Satz, aber wie anscheinend erreicht mich das nicht.
Vielleicht wäre es wirkungsvoller, das zu zeigen anstatt er zu erklären.
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20thcenturyman : Interessanter Einstieg. Mir gefällt, dass es direkt zur Sache geht. Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, dass zu viel in die Szene hineingepackt ist. Ich glaube, das meint LittleOwlbear mit Infodump. Eine Möglichkeit, das zu entschärfen, könnte sein, in einem ersten Part zu zeigen, was Graf Ernst tut. Er ist ja irgendwie Gelehrter und vielleicht mit Gleichgesinnten im Austausch. Er könnte also zuerst einen Brief erhalten oder die Aufzeichnungen von einem anderen Gelehrten und darin lesen. Manches könnte er mit "Ja, ja, alter Hut" als bereits bekannt abtun, anderes mit "So ein Unsinn" verwerfen und vielleicht auch noch etwas neues lernen. In so einer Szene könntest zu zeigen, was er ist, wie er sich selbst sieht, wie andere (indirekt über das Schriftstück) ihn sehen etc.
Schon seit Jahrhunderten fragten sich die Gelehrten, wie Vampire eigentlich Blut verwerten konnten, ohne Verdauung. Mit einem leblosen Leib.
Hierzu könnten z.B. einige Vermutungen angestellt werden.
Sie selbst sahen sich nicht als Vampire. Sie nannten sich die Auferstandenen.
Auch das wäre eine Info, die in dem Schriftstück enthalten sein könnte. Vielleicht auch fehlerhaft, so dass Graf Ernst korrigierend vor sich hinmurmelt (falls das etwas ist, was er tut). Ich frage mich noch, ob er seine menschlichen Emotionen trotz seines Auferstandenseins unverändert beibehalten hat. Insbesondere so etwas wie Ungeduld, Aufregung, Freude und Enttäuschung. Wäre ja ohne Probleme denkbar, dass er alles als grau und neutral wahrnnimmt. Also dass Dinge gar keine Reaktion mehr in ihm auslösen. Das geht ein bissche in die Richtung:
Ein Gefühl stieg in ihm auf. Blutgier. Plötzlich nahm er die wahre Farbe der Flüssigkeit wahr. Den Geruch. Den Geschmack. Salzig und metallisch.
Da frage ich mich auch, ob Graf Ernst Farben sehen kann. Die Kommunikation mit dem Schloss könnte man so interpretieren, dass alles für ihn nur schwarz-weiß ist.
Was mir nicht so gefällt ist die Anzahl und die Ausstattung an Angreifern auf das Schloss. Mit Kanonen auf Vampire schießen, klingt zwar nach einem schönen Sprichwort, wirkt für mich aber trotzdem unpassend.
Insgesamt kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass es doch eine humoristische (oder selbstironische) Note in deinem Text gibt. Dass satanistische Schwarzmagier als weniger schlimm angesehen werden als katholische Vampirjäger, finde ich einfach witzig.
Ich weiß noch nicht so genau, ob das für mich funktionieren wird
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In "Hotel Transilvanien" trinkt Dracula kein Blut von (modernen) Menschen weil es zu fettig ist. Das wird in einem Nebenssatz erwähnt und dann vergessen, weil es eine Komödie für Kinder ist und es gegen die Interessen der Zielgruppe gehen würde wenn Vampire Menschen bedrohen oder töten würden.
Es geht stattdessen um die Andersartigkeit der Monster und deren Außenseiterstatus. Und darum ob Dracula sein Fackel/Mistgabel-Trauma überwindet
Das ist ein sehr guter Ansatzpunkt. Je nach Genre & Medium ist man freier in dem, was ein Vampir ist. Im Humoristischen Bereich geht viel mehr als in einer eher traditionellen Fantasy-Grusel-Geschichte. Bei "Hotel Transilvanien" ist es ja ein (Kinder-)Film, daher ist die Darstellung, dass es sich um einen Vampir handelt visuell (spitze Eckzähne, bleiche Haut, dunkle Haare, dürrer Körper mit langen klauenartigen Händen oä) wichtiger als das Verhalten. Noch wichtiger ist mMn der letzte Satz im obigen Zitat: Es geht nicht darum, was ein Vampir sein kann/sein will, sondern darum, dass man eine Angst/ein Trauma überwinden kann. Ich hab den Film nicht gesehen, daher kann ich das jetzt nur aus deinem Zitat herauslesen. In diesem Setting ist das Bluttrinken nicht wichtig, wohl aber das erweiterte Klischee (oder glaubhafter, bekannter Kontext), dass Vampire (bzw. Monster) von Dorfbewohnern mit Mistgabeln und Fackeln gejagt werden. Wenn man den Vampir durch einen Werwolf ersetzt funktioniert das eigentlich noch genauso gut. Vielleicht braucht man noch irgendwo etwas silbriges und einen Vollmond, aber sonst geht das. Einen Elfen kann man da nicht ohne weiteres einsetzen, weil Elfen normalerweise nicht die Monster in Geschichten sind und daher nicht mit Mistgabeln und Fackeln gejagt werden. Das Ziel der Geschichte ist ja eher auf die Kinder in der realen Welt und den Umgang mit Traumata ausgerichtet (vielleicht ist der Schwerpunkt auch einfach auf nette, witzige Unterhaltung) und nicht auf eine Meta-Fantasy-Auseinandersetzung mit einem seit langem etablierten Wesen.
Wenn man jetzt aber vorhat, das Fantasy-Klischee eines Vampirs bzw. den stereotypen Vampir zu hinterfragen, dann ist das eine ganz andere Zielsetzung. Hier kann ich nicht beliebig wesentliche Elemente eines Vampirs weglassen, da sonst die Leserschaft, für die diese Art von Literatur in Frage kommt, sofort aussteigt (siehe Zitat von Thorsten):
In Deinem Konzept ist ein Untoter einfach ein wechselwarm Lebender ohne Herzschlag - was bitte ist daran untot, das kann jede Pflanze?
Welchen Vorteil versprichst Du Dir davon, Bezeichnungen einfach umzudefinieren? Was genau gewinnst Du dadurch, ausser Verwirrung beim Leser? Was spricht dagegen, einfach neue Bezeichnungen zu erfinden?
Letztlich kann man natürlich alles machen, was man will, aber es kann halt gut sein, dass das Ergebnis im negativen Sinn völlig schräg ist und keinerlei Leserschaft oder positive Resonanz findet.
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Gestern "Moonfall" auf Netflix geguckt, hauptsächlich wegen John Bradley West (Samwell Tarly in GoT). Insgesamt ein hollywoodiger Sci-Fi-Mischmasch aus Ideen, die man schon aus Terminator und Independence Day kennt. Also teilweise nette Action, witzige Schwurbler-Ideen (siehe Spoiler), aber eben auch Roland Emmerich typisches Pathos. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Action und Effekten, weniger auf phyiskalischer & logischer Korrektheit. Wenn man darüber hinwegsehen kann, ist der Film ganz nett anzusehen.
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Der Mond ist in Wirklichkeit eine Superstructure , d.h. von Aliens gebaut, um einen weißen Zwerg als Energiequelle zu nutzen (eine sog. Dyson-Sphere). Leider hat sich eine A.I. gegen diese Aliens gewendet und versucht nun alle Kombinationen aus Leben und elektromagnetischen Feldern (= Menschen in Raumschiffen mit angeschalteten Maschinene / Handy) zu vernichten.
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Nein, keiner Frau... sie war fast noch ein Kind...
Uh, grenzwertig... passt aber in den Kontext der Geschichte.
Wieder berührte er sie, strich ihr über den Nacken, und wieder war da dieser Kontrast, seine Augen sagten ihm daß er ein junges Mädchen berührte, aber seine Hand, daß er eine Leiche vor sich hatte.
Das finde ich eine spannende Zusammenstellung. Das sind irgendwie beide Extreme im Bezug auf Lebensstadium des Sexualpartners. Dass später eher das eigene Ersticken bei Varelian dazukommt, finde ich nochmal bemerkenswerter.
Ich finde die Szene gut geschrieben, aber sie wirkt für mich eher als distanzierten Leser interessant. Ich frage mich da vor allem: Auf welche Ideen kommt Thorsten noch? Wie beschreibt er das? Gerade sieht es danach aus, als würdest du nur den Dämon in verschiedenen Varianten der Sexpartnerin auftreten lassen, während die Art des Sexes eher traditionell bleibt. Wobei ich das hier vielleicht auch ein bisschen zu eindimensional beschreibe.
Du hast hier ja doch immer mindestens die beiden Ebenen: 1) das visuell sichtbare (Körper, Bewegungen, Stellungen) 2) das dämonische Erfahren/Empfinden (das eigene Ersticken Varelians, Empfinden, dass der Dämon sich tot anfühlt).
Was ich auch gut finde ist, dass Varelian die Fragen nach den Details des Paktes explizit stellt. Dadurch verschiebt sich der Fokus weg vom Sex und mehr hin zu dem Konflikt, der bei einem dämonischen Pakt immer mitschwingt, was ich als viel spannender empfinde.
Zuletzt möchte ich noch sagen, dass mir die Kürze der Parts gut gefällt. Ich habe nie den Eindruck, dass durch verschiedene synonyme Beschreibungen von Körperteilen oder Bewegungen das peinlich oder lächerlich wird.
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Ich bin jetzt urlaubsbedingt etwas später als Leser eingestiegen. Die Idee deines Schreibexperiments finde ich schon mal sehr spannend, aber auch herausfordernd zu schreiben. Bisher wirkt die Geschichte auf mich stimmig, auch wenn ich mir an manchen Punkten noch Erklärungen oder mehr Infos erhoffe.
Die erste Sexszene finde ich gut geschrieben. Der Punkt, an dem das eher normale Erotische in das eher etwas weirde Dämonische umschwenkt, ist klar erkennbar. Für mich wirkt das von den Beschreibungen her weniger abstoßend oder eklig als vielmehr noch nicht klar in der Motivation nachvollziehbar. Meine aktuelle Interpretation ist, dass Varelian selbst nicht weiß, was seine tiefsten, geheimsten Wünsche/Phantasien sind, der Succubus aber schon. Was für mich gut funktioniert bzw. was ich technisch gut von dir angegangen finde, ist die Beschreibung des vielleicht Unbeschreiblichen. Sex mit einem Dämon ist ja etwas, was außerhalb der normal erfahrbaren (und damit beschreibbaren) Realität liegt. Im Grunde hast du da gar nicht so viel gemacht (eine Bemerkung zum Ort, zwei oder drei Eindrücke, wie sich sein Körpergefühl verändert), aber ich finde das durchaus ausreichend für die erste Nacht.
Ich weiß nicht, ob dich interessiert, was ich gerade erwarten würde, wie es grob weitergeht, daher packe ich das mal in einen Spoiler. Vielleicht hilft es dir ja
Spoiler anzeigen
Meine aktuelle Erwartung wäre, dass es eine Steigerung im dämonischen Anteil der Sexszenen gibt und das irgendwie eskaliert. Bei fünf Nächten wäre es mir gerade vielleicht zu viel, wenn jede Nacht einzeln ausbuchstabiert wird, außer es ist wirklich gut/kreativ beschrieben. Die letzte Nacht könnte in einer Katastrophe für Varelian enden, in dem Sinn, dass der Dämon es schafft, den Pakt zu brechen oder Varelian zu betrügen.
Kurz und knapp: ich würde einen irgendwie überraschenden Plot-Twist erwarten.