Herzlich Willkommen!
Beiträge von Sensenbach
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Herzlich Willkommen!
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Liebe Rainbow
hab nichts zu meckern. Passt alles!
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Er war in einem Bannkreis aus Linien und brennenden Runenzeichen gefangen und windete sich vor Schmerzen.
Heißt es wirklich "windete"? Hört sich nicht schön an-
Es gibt Dimensionen, deren Übergänge nicht bekannt sind, was auch nicht weiter verwunderlich ist, da es unzählige gibt.“
Aber hat Gott das nicht alles erschaffen? Hat er vergessen den Engeln die Karte zu geben?
„Was?“, brachte Freddy erneut hervor, da sich offenbar alle anderen Worte aus seinem Sprachschatz verabschiedet hatten.
Sehr schön.
„Was ist passiert?“, fragte Seraphina, wobei sich eine dunkle Vorahnung in ihrem Gesicht spiegelte.
Hier habe ich mich gefragt, ob Sera nicht eh alles hören würde. Vielleicht hält sie ihre Kräfte auch zurück.
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Liebe Rainbow
Sehr schön, passt. Für einen Moment habe ich gestutzt, dass Sera die Geschichte von dem Mönch direkt geglaubt hat. Aber Freddy hat wohl schon eine Status, dass man seine Beobachtungen nicht einfach abtut.
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Herzlich Willkommen!
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Sehr schön, ich mag Freddy. Er ist meine Verbindung zwischen den Welten.
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Die Kühle des hereinbrechenden Abends legte sich auf Freddys Wangen und zog durch jede Ritze (Ritze finde ich nicht optimal: Naht?)
seiner Lederjacke. Hastig schlug er den Kragen hoch und pustete seinen Atem in die vor Kälte erstarrten Hände, während er mit schnellen Schritten die dunkle Straße hinuntermarschierte. (Marschierte ist nicht so super, das ist eher was für Soldaten: stapfte?)
Darum bemüht, auf den gefrorenen Stellen den Halt nicht zu verlieren, machte er einen Bogen um die mit Raureif bedeckten Pfützen und die Schneeberge, welche den freigeschaufelten schmalen Streifen des Fußgängerwegs säumten.
Im schummrigen Schein der Straßenlaternen wirbelten kleine Schneeflocken durch die Luft. Freddy wusste nicht, ob es ihm nur so vorkam, aber der Winter schien einfach nicht weichen zu wollen.
Von Erderwärmung und Klimawandel konnte zumindest in diesem Jahr nicht die Rede sein, denn die Temperaturen bewegten sich nun schon seit Anfang November weit unter dem Gefrierpunkt.
Seit der ganze Spuk angefangen hat, kam es ihm in den Sinn, Satzende? wobei er den Gedanken umgehend zur Seite schob, da er im Umkehrschluss bedeutete, dass sich mit Dagons Verbannung alles hätte wieder normalisieren müssen. Doch das hatte es nicht.
Erleichtert atmete er auf, als er ein paar hundert Meter vor ihm das Schild an dem Hauseingang aufleuchteten sah. „HEAVEN“ stand in großen Buchstaben mit Neonschrift oberhalb des Türrahmens. Das erste „E“ flackerte, weshalb es kurz so aussah, als stünde dort „HAVEN“. Freddy fand das gar nicht mal so unpassend, denn die urige Bar in der Seitenstraße des weitläufigen Campusgeländes nahe seiner Fakultät war für ihn tatsächlich zu einer Art ´Hafen` geworden. Einem Treffpunk für all jene, denen die Erinnerung nicht genommen worden war. Engel in Menschengestalt, aber auch Irdische, die dem Widerstand angehört hatten, kamen hierher, sprachen über das Geschehene, betrauerten die Vergangenheit und lachten über das Gegenwärtige. Schöne Idee!
Freddy war froh, dass es einen Ort wie diesen gab, an dem er sich nicht zu verstellen brauchte. An dem es möglich war, offen zu reden und Freunde zu treffen, die nicht zwangsläufig menschlichen Ursprungs sein mussten. Da die unscheinbare kleine Eckkneipe hinter einer Art magischen Schleier verborgen lag, vermuteten vorbeilaufende Passanten darin nicht vielmehr als eine heruntergewirtschaftete Kaschemme, weshalb sich nur selten ´Unwissende` hierher verirrten. Wenn sie es doch taten, erkannte man sie meist an ihrem Gesichtsausdruck, in dem sich die Unbekümmertheit eines normalen menschlichen Daseins spiegelte. Mit alltäglichen Problemen und profanen Sorgen, die nicht sehr viel weiter reichten, als Beziehungsstress oder unbezahlte Rechnungen. (ich glaub ich kenn den Laden, kann mich aber kaum erinnern)
Ein Geräusch riss Freddy aus seinen Gedanken. Kurz darauf beobachtete er, wie sich ein Gullydeckel auf dem gegenüberliegenden Gehweg beiseiteschob. Abwartend blickte er zu der schweren gusseisernen Platte, die sich Stück für Stück über den Asphalt schob und dabei ächzte, als wolle sie, dass man ihr Beachtung schenke. Dass er ihr Beachtung schenkte.
Etwas spät für Kanalarbeiten, dachte er gerade, als wenige Schritte entfernt eine Straßenlaterne zu flackern begann. Licht und Schatten wechselten sich ab und verwandelten das Geschehen vor Freddys Augen in eine seltsam skurrile Kulisse. Nun sah er die blassen Hände, die aus der Öffnung im Boden hervorblitzten und mit einem weiteren ächzenden Stoß gegen die Schachtabdeckung den Kanal freilegten. Im nächsten Moment folgten ein paar Arme, bevor die dazugehörige dunkel gekleidete Gestalt langsam aus dem Loch herauskroch. Unschlüssig blickte Freddy sich um. Außer ihm war weit und breit niemand zu sehen, der Zeuge dieser Situation wurde. Der schattenhafte Umriss kletterte weiter die Stufen des Schachtes empor und entfaltete sich schließlich zu seiner vollen Größe.
Plötzlich, so kam es Freddy vor, sanken die Außentemperaturen um weitere zehn Grad. Nur, dass die Kälte, die nun von ihm Besitz nahm, nicht auf das Wetter zurückzuführen war. Vielmehr fühlte es sich so an, als streife ihn der eisige Hauch des Todes, der sich in seinem Inneren ausbreitete und jegliche Wärme aus ihm herauszog.
Wie angewurzelt stand Freddy da. Ein nur allzu vertrautes Gefühl stieg in ihm auf. Es flüsterte ihm zu, dass hier etwas nicht stimmte. Dass dies ganz sicher kein Kanalarbeiter war. Ich dachte über diesen Punkt wäre er jetzt schon hinausWelche Art von Wesen es auch war, das in eine bodenlange Kutte gewandet vor ihm auf der anderen Straßenseite stand. Die seltsam leeren Augen, die Freddy aus dem kahlen, von Totenflecken übersäten Schädel entgegenblickten, ließen ihn daran zweifeln, dass es sich überhaupt um einen Menschen handelte.
Mit der nächsten Böe wehte eine übelkeitserregende Mischung aus Kanalisation und Fäulnis zu ihm herüber. Unfähig, sich zu rühren, spürte Freddy, wie sich seine Eingeweide verkrampften und das Grauen nach ihm griff. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Trotz der Kälte nahm er den Angstschweiß wahr, der ihm den Rücken herunterlief.
Es war, als würde sein schlimmster Albtraum Realität werden. Der Schrecken, wenn er nachts schweißgebadet hochfuhr, weil ihn lodernd gelben Augen aus der Finsternis anstarrten, wurde lebendig und nahm auf furchtbare Weise Gestalt an.
Weg! Lauf weg!, forderte ihn sein auf Hochtouren arbeitender Verstand auf, doch seine Beine funktionierten nicht. Sie schienen wie festgewachsen. Er hatte keine Kontrolle mehr darüber. Gefangen in einer Starre aus Unglauben und aufsteigender Panik konnte er nichts tun, als hilflos dabei zuzusehen, wie der grausam entstellte Mönch den Arm hob. Knorrige Finger kamen unter dem Stoff seiner Kutte zum Vorschein. Seltsam verformt und mit dunklen, viel zu langen Nägeln versehen, richteten sie sich auf Freddy.
Komm zu mir...
Mit jedem Herzschlag, der verging, glaubte er schwerer Luft zu bekommen. Freddy wollte schreien, doch etwas zog ihm die Kehle zu. Verzweifelt kämpfte er gegen die Schwere, die von seinen Gliedern Besitz ergriffen hatte. Aber er kam nicht dagegen an.
Die Kälte in seinem Inneren füllte ihn aus. Sie schloss ihn ein, ließ alles um ihn herum mit einem Mal gleichgültig werden. Plötzlich trat er vor. Einen Schritt nach dem anderen nehmend ging er auf das Wesen zu. Der Abstand verkürzte sich.
Ein feuriges Glühen in tiefsitzenden Augenhöhlen … zu Klauen verformte Hände, Schwärze…
Alles verschwamm.
Trägheit legte sich wie ein bleierner Mantel über ihn. Noch ein Schritt. Er betrat die Fahrbahn. Ging weiter. Immer weiter. Setzte einen Fuß vor den anderen. Taub und unberührt…
Mit einem Mal fuhr er zusammen. Etwas zerrte an ihm. Als zögen ihn Hände gewaltsam aus einem Eistümpel, schnappte er nach Atem. Eine Stimme riss seine Aufmerksamkeit auf sich. Fort von der Kreatur, hin zu der Person, die am Ende der Straße aufgetaucht war. Sie rief seinen Namen, zumindest glaubte er, dass es sein Name war.
Seraphina. Hach!
Verdattert blickte Freddy sich um. Verdattert? Vorschlag verblüfft oder verwundert) Beinahe hatte er die gegenüberliegende Straßenseite erreicht.
Wie war er hierhergekommen? Mühsam blinzelte er gegen den Schleier vor seinen Augen an und versuchte, die Orientierung zurückzugewinnen.
Die Gestalt. Wo war sie hin? Und der Gullydeckel. Er lag wieder an Ort und Stelle. Was war geschehen? Hatte er sich das alles etwa nur eingebildet?
Ihm war so kalt, dass er sich kaum rühren konnte. Erneut vernahm er seinen Namen. Lauter diesmal und deutlicher. Die Arme um den Oberkörper geschlungen wandte er sich Seraphina zu. Ihr Blick, in dem sich zuvor noch die Freude über ihr Wiedersehen gespiegelt hatte, verfinsterte sich, als sie erkannte, dass ganz offenbar etwas nicht stimmte. Ihre Schritte beschleunigten sich, während sie zielstrebig auf Freddy zusteuerte und nun die Fahrbahn passierte, um zu ihm zu gelangen.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, rief sie ihm entgegen. Besorgt kam sie vor ihm zum Stehen und berührte ihn sachte an der Schulter. "Freddy, ist alles in Ordnung?“, fragte sie erneut und schüttelte ihn, da er nicht gleich reagierte.
An der Stelle, wo ihre Hand auf seinen Körper traf, durchfuhr ihn ein wohliger Schauer. Doch die Kälte in seinem Inneren ließ sich dadurch nicht vollends vertreiben.
„Da-da...war “, versuchte Freddy anzusetzen und deutete herüber zu dem Gullydeckel. Seraphina folgte seinem Blick und sah zur anderen Straßenseite herüber. Kurz legte sie den Kopf schief und ließ das Bild auf sich wirken, bevor sie sich wieder Freddy zuwandte.
„Ich weiß nicht, was du meinst. Was im Namen aller Erzengel ist los?“ Ich habe dich bestimmt schon dreimal gerufen, aber du bist einfach weitergelaufen. Wie in Trance.“
Freddy entzog sich ihrer Berührung. „Da war gerade etwas. Ich weiß nicht, was es war, aber ... wieso hast du es nicht gesehen?“Sag mal geht da was zwischen Freddy und dem Engel?
„Wieso habe ich was nicht gesehen?“, fragte Seraphina, die ihm mit fragendem Gesichtsausdruck auf die andere Straßenseite folgte. Ihr sorgenvoller Blick haftete an ihm. Sie musste ihn für komplett durchgedreht halten.
„Ich ... ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was es war“, seufzte Freddy schließlich. „Jemand kam aus diesem Kanalschacht gekrochen. Er sah aus wie ein Mönch. Nur, dass er irgendwie tot wirkte...verwest.“
„Ein verwester Mönch kam aus dem Kanalschacht geklettert?“, wiederholte Seraphina seine Worte und nun, da Freddy sie aus ihrem Mund hörte, klangen sie weitaus weniger plausibel, als noch vor wenigen Augenblicken.
„Ich sagte, er sah aus wie ein Mönch. Nicht, dass es einer war“, bemühte er sich zu präzisieren, als würde das irgendetwas an der Absurdität seiner Aussage ändern. „Ich bin mir sicher. Das war alles, aber kein Mensch.“
Misstrauisch blickte Seraphina von Freddy zu dem Gullydeckel. Dann streckte sie die Hand aus und richtete diese auf die schwere Metallplatte, welche sich daraufhin mit einem knarzenden Geräusch in die Höhe erhob. Intuitiv wich Freddy ein Stück zurück. Schwärze zeichnete sich in dem vor ihnen liegenden Loch ab, als der Eingang freigelegt war. Vorsichtig beugte Seraphina sich vor und sah in den Schacht. Flüchtig wischte sie durch die Luft, woraufhin sich eine Wolke flimmernder Partikel wie aus dem Nichts erhob, die in der dunklen Öffnung verschwanden. Einen Moment leuchtete der innere Teil auf und Freddy sah die in die Wand eingelassenen Metallstreben, an der das Wesen zuvor hochgeklettert sein musste. Kaum flog die leuchtende Lichtquelle abwärts, versank alles herum wieder in Finsternis. Seraphina schloss die Augen. Die Hand nach wie vor über der Öffnung schwebend, konzentrierte sie sich. Freddys Atem stockte. Er wusste nicht, ob es an der Anspannung lag oder an der Nähe zu Seraphina. Verstohlen sah er sie von der Seite an. Feine Eiskristalle hatten sich in ihrem dunklen Haar verfangen, das sie zu einem langen Zopf geflochten über der Schulter trug. Sanft bewegten sich ihre Lippen. Die geflüsterten Worte, klangen fremd in Freddys Ohren. Und doch ließen sie ihn ein Stück weit zur Ruhe kommen.
„Nichts!“, sagte Seraphina schließlich und öffnete die Augen. Seufzend ließ sie die Hand sinken und drehte sich zu Freddy um. „Bist du dir sicher, dass du jemanden gesehen hast? Ich spüre da unten weder eine irdische noch eine dämonische Präsenz.“
„Wenn ich es dir doch sage“, antwortete er. Resigniert atmete er aus und versenkte seine eisigen Hände in den Taschen seiner Jacke. Die Kälte saß ihm noch immer in den Knochen und nun, da der Schock nachließ, blieb nur das Gefühl grausamen Entsetzens zurück.
Milchig trübe Augen ... abartiger Gestank von Verfall ... die kühle Präsenz des Todes ...
„Hey“, hörte er Seraphinas Stimme wie aus weiter Ferne. Sie hatte sich vorgebeugt, und sah ihm nun direkt in die Augen. Vorsichtig schüttelte sie ihn an der Schulter. Erst jetzt bemerkte er, dass er zitterte. Seine Zähne schlugen aufeinander. Er konnte es nicht abstellen.Super!
„Kalt!“, stieß er hervor. „Mir ist scheiße kalt!“
„Komm mit. Ich bringe dich ins Warme“, murmelte Seraphina und legte den einen Arm um Freddy, während sie mit der anderen Hand en Gullydeckel wieder in seine ursprüngliche Position schob. Skeptisch beobachtete Freddy, wie sich das Loch verschloss. Es dauerte eine Weile, bis er den Blick abwenden konnte. Dann ließ er sich von Seraphina fortziehen. -
Lieber Tom Stark
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, wie immer klug und mit Humor geschrieben!
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Liebe Rainbow
Dagon macht Urlaub in einer Welt mit unangenehmen Wetter und hat einen richtig miesen Tag. Bin gespannt, ob und wie er da rausfindet. Ob er etwas davon mitbekommt, was grade mit Emila geschieht? Was ist das für ein Licht, das ihm neue Stärke gibt. We will see.
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Schwer atmend trat Dagon aus dem Dickicht.
Übersäht von Wunden, die ihm die Dornen des toten Geästs in die Haut gerissen hatte, vermochte er sich kaum mehr auf den Beinen zu halten. Knöcheltief versank er in dem schlammigen Morast, (hier fehlt irgendwie etwas "…und schleppte sich vorwärts bis) bis er nach einer Ewigkeit endlich wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Abgekämpft sank er auf den Felsvorsprung, der sich vor ihm auftat.
Das höhergelegene Plateau bot eine faszinierende und zugleich ernüchternde Aussicht. Unter dem sternlosen Himmel, der am Horizont in einem blutgetränkten Streifen versank (Der Himmel kann nicht am Horizont versinken), erstreckte sich die in trübes Dämmerlicht getauchte Landschaft bis zum Horizont (Horizont ist zweimal im Satz). Von Schnee und Eis bedeckte Wälder, oder das, was von ihnen noch übriggeblieben war, ragten zwischen felsigen Schluchten auf, die mit kochenden Lavaströmen gefüllt waren. Zäher Nebel waberte über dem Sumpf zu Dagons Rechten, mit dessen tückischen Morastlöchern er bereits Bekanntschaft gemacht hatte. Und zu seiner linken ragten steile Felsformationen in die Höhe, die mit Concaven überwuchert waren. Die schwarzen Schlingpflanzen krochen wie Schlagen an dem nackten Stein empor und erinnerten ihn nach einem kurzen Blick zu seinem, von nässenden Blasen übersäten Arm daran, dass es besser war, ihnen nicht zu nah zu kommen. Eingeschlossen unter der schimmernden Kuppel, welche die Grenzlinie dieser Dimension darstellte, wirkte das alles inszeniert und auf schaurige Weise nur einem Zwecke dienend: Seinen Aufenthalt hier so leidvoll wie möglich zu gestalten. (Dieser Satz ist von der Struktur her eigenwillig)
Dieser Ort folgte keinen Gesetzmäßigkeiten. Nichts war verlässlich. Weder der Boden unter seinen Füßen, noch die Vegetation ringsum. Genauso wenig wie die Luft, die ihn umgab. Jeder Strauch, jede unscheinbare Wasserstelle. Alles hier war feindselig und konnte sich binnen weniger Augenblicke gegen ihn wenden.
Doch eine Sache beunruhigte ihn noch weitaus mehr. Und das war die Präsenz von etwas, das in der Sprache der Dämonen als Elyeison bezeichnet wurde: Das abgrundtief Böse.
Obwohl es im Verborgenen lauerte, spürte Dagon, wie es ihm mit seinen klammen Fingern den Nacken hinaufstrich und die Krallen nach ihm ausstreckte. Er fühlte das grenzenlose Chaos. Die Zerstörung. Den entfesselten Wahnsinn. Wie ein unsichtbares Flimmern, das sich rings um ihn herum immer weiter ausbreitete. Pulsierend. Lebendig. Hungrig.
Der Boden begann zu vibrieren, noch bevor das Grollen an sein Ohr drang. Bedrohlich schob sich ein finsterer Schatten über das Land. Er wollte sich in die Höhe stemmen, in der Nähe der Felsen Schutz suchen. Doch seine geschundenen Muskeln verweigerten ihren Dienst. Schmerz durchfuhr seine Glieder. Der Gedanke, erneut die Flucht zu ergreifen, drückte ihn mit (Hier fehlt etwas) lähmend zu Boden.
Kraftlos blieb er liegen, sah auf das Tal herab, dessen Anblick sich veränderte. Dort, wo eben noch tiefster Winter geherrscht hatte, schlugen mit einem Mal Flammen aus dem Boden. Einem Hölleninferno gleich breiteten sie sich in rasender Geschwindigkeit aus und ließen das Eis dahinschmelzen. Die Lavaströme verwandelten sich in einen reißenden Fluss aus mächtigen Wassermassen (Wassermassen passt nicht, zumindest verwandeln sich Lavaströme nicht in Wassermassen), wohingegen die abseits gelegene Moorlandschaft mit ihren brodelnden Quellen binnen weniger Augenblicke austrocknete. Zurück blieb ein zerfurchter Boden, der aufriss und alles mit sich in die Tiefe zog. Eine Wolke aus Dreck und Staub wirbelte auf und peitschte in kräftigen Böen über ihn hinfort.
Darum bemüht, dem herumwirbelnden Sandsturm zu entgehen, schlang er die Arme um den Kopf und kauerte sich zusammen. (Diese Art der Satzanfänge machst du öfter. Wohl um den Anfang zu variieren und nicht immer "er" zu schreiben. Ich persönlich finde es nicht so schön)Angestrengt presste er die Luft aus seinen Lungen und keuchte gegen die Enge in seiner Kehle an. Er konnte sich nicht erinnern, jemals einen Atemzug genommen zu haben, doch schien er an diesem Ort auf ungnädige Weise dazu verdammt zu sein. Als ob der menschliche, von Zerfall gezeichnete Körper, in dem er steckte, nicht schon ausreichte, ihm seine Unterlegenheit vor Augen zu führen.
Er will mir eine Lektion erteilen! Mich dafür büßen lassen, was ich getan habe...
Sein abfälliges Schnaufen endete in einem Hustenanfall, der ihn zu Boden zwang. Geschüttelt von Krämpfen fand er sich mit dem Gesicht auf den felsigen Grund gepresst und grub seine Finger so tief in den rauen Stein, dass sie zu bluten begannen. Erst, als der Sturm nach einer gefühlten Ewigkeit nachließ, und sich der umherfliegende Staub legte, drehte er sich schwerfällig auf den Rücken. Dreck knirschte zwischen seinen Zähnen und es dauerte, bis er seine verklebten Lider öffnen konnte. Er blinzelte gegen den Schleier an, der seine Sicht beeinträchtigte und sah in den trüben Himmel, über dem sich die Barriere abzeichnete. Die vorbeihuschenden Schatten der Wächter (Ok die Wächter hatte ich schon wieder vergessen) verschmolzen mit den Wellen, die sich auf der Oberfläche des Schildes kräuselten. Es schien, als wollten die Grenzhüter ihn verhöhnen. Ihm zurufen, dass er ein Narr war, anzunehmen, ihnen entkommen zu können. Seinem Schicksal zu entgehen. Seinem Schicksal...
Du bist Besonders, Dagon .... du verrätst nicht nur die Menschen, sondern dein eigenes Reich ebenso...
Wieder und wieder vernahm er die Sätze, die ihm die Haut von den Knochen brannten. Und mit jedem Mal, da er sie hörte, brachten sie einen Teil seiner Erinnerung zurück. Setzte sich das Puzzle Stück für Stück zusammen, das ein Bild von dem ergab, wer er einst gewesen war.
Die Menschen, sie brauchen nicht MICH. Was sie brauchen ist ein Gott, der die Augen nicht verschließt ... sie brauchen einen VATER! Keinen allmächtigen Herrscher, der sich hinter seiner Regentschaft verschanzt...All das Leid...all der Hass. Es muss etwas geschehen. JETZT!
Erschöpft wandte er sich ab, fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. Müdigkeit lähmte seine Gedanken.
Ausruhen ... nur einen kurzen Moment...
Doch das hohe Krächzen, das von fern an sein Ohr drang, ließ seinen Wunsch unerfüllt. Der Blick zur Seite verschaffte ihm die ungnädige Gewissheit: Eine Schar Serpyien kreiste über dem abgestorbenen Waldstück, das sich am Fuße des Felsens befand. Lichterloh erhellten sie den Himmel, als sie kreischend umherflogen. Sie suchten ihn noch immer. Er musste hier verschwinden. Deckung finden. Doch seine Kraftreserven waren aufgebraucht. Selbst, wenn er gewollt hätte, wäre er nicht dazu in der Lage gewesen, sich von hier fortzubewegen.
Dunkelheit hüllte ihn ein. Die Geräusche verklangen und die spitzen Schreie der Serpyien verzerrten sich zu einem dumpfen Dröhnen. Einem Kriegshorn gleich, dessen Hall aus der Ferne zu ihm herübergetragen wurde. Die Finsternis griff nach ihm. Sie zog ihn hinab. Alles um ihn herum verschwamm...
Er befindet sich am Fuße des Gebirges Begamir. Neben ihm seine treuen Gefolgsleute. Abtrünnige, wie er selbst. Bereit, die letzte Schlacht auszutragen. Der Himmel reißt auf und das blendend grelle Licht der himmlischen Krieger sticht in seinen Augen. Tausend Klingen lodern in wildem Sturm auf. Funken sprühend treffen sie aufeinander, während das Kampfgeschrei zu einer Melodie des Wahnsinns anschwillt. Berauscht durch die Aussicht auf den Sieg ... Angetrieben durch grenzenlose Wut und seinen ungebrochenen Stolz bringt er seine Gegner zu Fall. Sein göttliches Licht verblasst. Wird schwächer und schwächer. Dunkle Macht nimmt von ihm Besitz. Die Schatten greifen nach ihm. Sein Schwert liegt schwer in seiner Hand. Es gehorcht ihm nicht mehr. Schmerz jagt seinen Arm hinauf, als der Pentokrator Feuer fängt.
Der Boden zu seinen Füßen reißt auf.
Er fällt.
Hinab in die unendlichen Tiefen der Verdammnis.
In die ewige Finsternis.
Kälte hüllt ihn ein. Er fühlt nichts mehr.
Nichts, außer dem lodernden Zorn, der jeden Gedanken in ein Meer aus rachsüchtiger Vergeltung taucht.
Blinde Zerstörung, die ihn aufrechthält, ihn mit Genugtuung erfüllt. Grausame Schreie dringen an sein Ohr. Bettelndes Wehklagen.
Verzweiflung.
WAHNSINN.Hastig fuhr er auf. Geblendet durch den hellen Schein einer undefinierbaren Lichtquelle, schirmte Dagon seine Augen ab. Die Schreie der Serpyien waren verklungen. Der Sturm hatte sich gelegt.
Leuchtend umschwirrten ihn die grellen Partikel, die sich nun zusammenfügten und zu einer Kugel formten. Schnell rutschte er auf dem Boden fort, versuchte Abstand zwischen sich und das leuchtende Gebilde zu bringen. Doch ging eine sonderbare Anziehung davon aus. Die Wärme, welche die Kugel absandte, hüllte ihn ein und legte sich wie ein feiner Film auf seine Haut. Neue Kraft fuhr durch seine Glieder und das sonderbare Gefühl von ... Verbundenheit.
Langsam hob er den Arm, streckte dem Licht seine Hand entgegen. Mit schief gelegtem Kopf beobachtete er, wie die Strahlen seine Finger berührten. Sich an ihn schmiegten. Vertraut. Tröstend. Kurz blitzte ein Bild vor seinen Augen auf.
Ein von purer Energie gezeichneter Umriss, so funkelnd, wie das Licht tausender Sterne.
Prächtige Tatzen...schwarz glänzendes Fell...Zähne so scharf wie Dolche.
Der Moment währte nicht lange. Dann war die Erinnerung verflogen. Dagon zuckte zurück. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah er ungläubig zu der Lichtquelle, die noch immer vor ihm schwebte.
Einen Augenblick lang verharrte sie noch in dieser Position, bevor sie sich zurückzog und in dem undurchdringlichen Dickicht verschwand. Mit ihr war auch die Kälte in seinem Inneren verflogen. Und als er an sich herunterblickte sah er, dass das Silbergeflecht der Narbe auf seiner Brust zu leuchten begonnen hatte. Es pulsierte, als gebe es seinem verloren geglaubten Herz einen neuen Takt vor. Neue Stärke flammte in ihn auf. Beschwingt kam er auf die Beine, klopfte den feinen Staub von sich ab. Erneut drang der Schrei der Serpyien an sein Ohr.
Kurz dachte er nach. Dann bückte er sich nach einem langen massiven Ast, der an seinem Ende spitz zulief. Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen, als er sich den Kreaturen zuwandte.
„Kommt, ihr Bestien! Wir haben nicht bis in alle Ewigkeit Zeit. “ -
Der letzte Abschnitt hat mir gut gefallen. Sehr stimmungsvoll und du hast es nicht übertrieben. Was ich mich gefragt habe: Gibt es eine direkte Verbindung zwischen dem Ritual und dem Erwachen von Emilias Macht?
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Taten können auch mal echte Konsequenzen haben, daher töte ihn! Es wird dann zwar etwas schwieriger beim Schreiben, aber viel Aufregender für den Leser, da hier viel mehr auf dem Spiel steht. Das heißt, wenn Emilia ihre Kräfte nicht unter Kontrolle kriegt, wird es noch mehr Tote geben.
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Liebe Rainbow
Der letzte Abschnitt hat mir grossen Spaß gemacht. Jetzt bin ich gespannt, was du für uns geplant hast. Emila ist eine Mörderin und ein super krasser Sith Lord geworden, die mit Engeln kegeln spielt. Das ist alles ja kaum wieder zu flicken, ausserdem gefallen mir mächtige dunkle Magierinnen. Ich hab schon eine Idee, wer das wieder grade biegen könnte…
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„Emilia! Bei allen Erzengeln. Komm zu dir. Wir müssen hier raus...!
Zitternd sog Emilia die Luft ein, die um sie herum zu flirren schien, als befände sie sich inmitten eines lodernden Flammenmeeres. Hitze tobte in ihr, fraß sich durch ihre Eingeweide. Jeder Muskel in ihrem Körper schien zum Zerreißen gespannt. Ihr Herz raste. Schwer atmend versuchte sie, sich aufzurichten.
Rote Spritzer auf weißem Untergrund ... umgeworfene Möbel ... Feuer tanzte vor ihren Augen ... ein regloser Körper ... vornüber gebeut auf dem Schreibtisch. Blut ... überall Blut.
Was...?!
Ein Hustenanfall zwang sie in die Knie. Der Qualm, welcher von den brennenden Vorhängen ausging, fraß sich in ihre Lungen. Verschwommen erkannte sie Selith, der auf den schwer Verletzten Professor (hab mich schon gefragt, wie du das flicken willst falls sie den Mann wirklich gekillt hat) zustürzte, während sich nur wenige Schritte von ihr entfernt die Umrisse von Micah und Elias abzeichneten.
Kommt nicht näher!, schoss es in ihren Geist, als sie die Engel sah. Micah näherte sich von der einen Seite, lauernd und bedächtig, als würde er ein verschrecktes Tier einfangen wollen. Von der anderen Seite trat Elias mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Seine Finger leuchteten und das grelle Licht, das von ihm ausging, signalisierte seine Kampfbereitschaft.
„Emilia, ...“, vernahm sie jetzt erneut seine Stimme. „Du musst dich beruhigen. Es ist ... alles in Ordnung.“
Das kurze Zögern in seiner Stimme entging ihr nicht. Ebenso, wie der Unglaube, der sich in seinen Zügen spiegelte, als er sich langsam, Schritt für Schritt an sie herantastete. Schreie drangen an ihr Ohr. Hysterisch. Laut. Kreischend. Ihr Blick schnellte zu der Tür, die lose in den Angeln hing. Eine flimmernde Barriere hielt die Menschen auf der anderen Seite in Schach und verhinderte ihr Eintreten.
Töte sie! ... Töte sie alle! Sie sind es nicht wert. Sie haben es nicht verdient, zu leben.
Die Worte kamen tief aus ihr selbst. Ein seltsam vertrautes Flüstern. Verwirrend und beruhigend zugleich.
Es ist ganz leicht! Tu es, Lia! (Ich frag mich ja wer hier spricht. Dagon ist das nicht. Ist das ihre dunkle Seite? Ein Dämon/Teufelt? Wir werden sehen.
„Emilia, hör mir jetzt gut zu. Du musst dagegen ankämpfen, hörst du mich? Wehr dich dagegen. Das hier bist nicht du!“, sprach Elias weiter in bestimmendem Ton auf sie ein. Das Leuchten, das ihn umgab, trat nun deutlicher hervor und die machtvolle Aura seiner Erscheinung ließ Emilia ungewollt vor ihm zurückweichen. Seine Augen hafteten an ihr. Der silberne Glanz seiner Iriden verflüssigte sich. „Gib mir deine Hand, Emilia. Alles wird wieder gut. Vertrau mir...“
Er lügt! ... Er ist nichts als ein Heuchler! ... Er will dich kontrollieren ... einsperren...
Emilia hielt sich die Hände vor die Ohren, presste ihren Schädel so fest zusammen, als könne es ihr gelingen, die Stimmen dadurch zu vertreiben. Hektisch schüttelte sie den Kopf, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. Verzweifelt sah sie zum Fenster, wo die Fliege nach wie vor einen Weg ins Freie suchte...
Selith wandte sich zu ihnen um, sein Blick traf den von Micah. Bedauern spiegelte sich in seinem Gesicht, als er mit einer knappen Geste signalisierte, dass für den Professor offenbar jede Hilfe zu spät kam.
Er ist tot! Ich ... Ich habe ihn getötet. Doch tot. Sehr gut. Ein Mord! Komm zur dunklen Seite Bruhaha
Das Atmen fiel ihr schwer. Ein tonnenschweres Gewicht lag mit einem Mal auf ihrer Brust, drückte ihre Lungen zusammen. Kraftlos ließ sie die zitternden Hände sinken. Erst jetzt nahm sie wahr, dass Blut daran klebte. Angewidert sah sie an sich herunter.
Blut ... überall Blut ...
Elias war fast bei ihr. „Du musst dich beruhigen“, wiederholte er die Worte von zuvor wie ein Mantra. „Alles ist gut...“
Nichts ist gut... gar nichts ist gut...Es wird nie wieder alles gut sein!
Mehr reflexartig bewegte sie sich auf ihn zu, hob die Arme, um ihn auf Abstand zu halten. Die Luft begann zu flirren. Ein sonderbares Knistern breitete sich zwischen ihnen aus. Elias erstarrte in der Bewegung, als sei er am Boden festgewachsen. Mit einem Anflug von Fassungslosigkeit starrte er sie an, während sich ein schmerzhafter Ausdruck auf seinem Gesicht ausbreitete.
„Bleib, wo du bist“, hörte sie sich sagen, erschrocken darüber, wie tonlos ihre eigene Stimme klang. Der grelle Schein, der Elias zuvor noch umgeben hatte, begann kaum merklich zu flackern. Über seine Hände, welche er nach wie vor in Emilias Richtung gestreckt hielt, wanderten nun dunkle Linien, die sich wie splitterndes Glas seinen Arm hinaufzogen. Mächtiger als Elias. So ist das richtig!
„Was tust du?“ Entsetzen gepaart mit einer Art grausamen Erkenntnis breitete sich auf seinen Zügen aus, als er seine durchscheinende Haut betrachtete, die nun von einem verästelten Geflecht schwarzer Schatten überwuchert wurde.
„Im Namen des Allmächtigen. Emilia hör auf damit!“, schrie Micah sie nun an und startete einen hilflosen Versuch, zu Elias vorzudringen. Doch mit einer einzigen flüchtigen Bewegung gelang es Emilia, den Engel von den Füßen zu reißen und ihn gegen die Wand zu schleudern. Top!
Selith, der sich noch immer in Höhe des Schreibtisches befand, wich nun ebenfalls vor ihr zurück. Mit zwei Schritten war er bei Micah, um ihm aufzuhelfen.
„Corat, Aragel! ... Wir brauchen euch hier. – Schnell!“, rief er und ließ Emilia dabei keine Sekunde aus den Augen. Ihre Nasenflügel blähten sich, während sie hektisch um Luft rang. Raus! Sie musste hier raus!... Die Tür!
Ohne darüber nachzudenken, setze sie sich in Bewegung und steuerte auf den Ausgang zu. Dabei bewegte sie sich so schnell, dass es sie selbst in Staunen versetzte. Der wabernde Vorhang aus göttlicher Energie zuckte nur einmal kurz auf, als Emilia die Barriere überwand. Wärme flutete ihre Glieder, als fließe die Kraft, die der magischen Begrenzung anhaftete, regelrecht durch sie hindurch. Sie nahm diese in sich auf und spürte, wie sie sich in ihrem Körper verteilte. Eine neue, unerwartete Stärke breitete sich in ihr aus. Nie zuvor hatte sie sich derart überlegen gefühlt. Ungebändigt und wild.
Kaum trat sie auf den Flur hinaus, wichen die Menschen vor ihr zurück. Verängstigt starrten sie in ihre Richtung, pressten sich so gut es ging an die Wand, um ihr aus dem Weg zu gehen. Emilia schenkte ihnen keine Beachtung. Von ihnen würde keine Gefahr ausgehen. Das traf jedoch nicht auf die beiden Engel zu, welche gerade um die Ecke bogen und am Ende des Gangs zum Stehen kamen: Corat und Aragel.
Corats Blick haftete an ihr. So intensiv und durchdringend, dass Emilia bereits ahnte, was er vorhatte. Seine Augen verfärbten sich, nahmen einen bedeutend helleren Ton an, während er sie fixierte. Die Luft schien wie elektrisiert, als er seine mentalen Fähigkeiten auf den Weg schickte. Emilia konnte die feinen Schwingungen förmlich spüren, die in ihren Geist einzudringen versuchten. Doch fiel es ihr nicht sonderlich schwer, sie daran zu hindern. Wenn sie auch nicht wusste, wie es ihr gelang, prallte der Angriff ganz einfach an ihr ab. Es kostete sie nicht vielmehr als eine einfache Bewegung mit dem Kopf und die geballte Ladung göttlicher Energie wanderte zurück zu ihrem Verursacher.
Kurz darauf stieß Corat einen gequälten Laut aus, fasste sich an die Schläfen und sackte dann zusammen, um sich am Boden zu winden. Es war so leicht. ZU leicht.
Aragels Züge verfinsterten sich, als er den Blick von seinem Kameraden nahm und sich nun ihr zuwendete. Der Speer in seiner Hand leuchtete auf, während er ihn geübt zwischen seinen Fingern kreisen ließ.
„Emilia!“, schrie jemand hinter ihr. Elias!
Nur kurz sah sie über die Schulter, erblickte die drei Engel, die sich von hinten näherten, bevor sie sich hastig wieder Aragel zuwandte. Doch der kurze Moment ihrer Unaufmerksamkeit hatte gereicht, um dem drahtigen Engel mit dem lädierten Flügel einen Vorteil zu verschaffen. Ein greller Lichtblitz explodierte vor ihren Augen. Hitze fraß sich durch jede Faser ihres Körpers und der Schmerz nahm von Sekunde zu Sekunde zu. Ihre Beine gaben nach und der Boden kam näher. Ihr Kopf schlug hart auf. Alles um sie herum versank in trübem Licht.
„Ich hab` sie!“, vernahm sie eine Stimme direkt über sich. Sie klang wie ein weit entferntes Echo. Dumpf und Verzerrt. Sie wollte sich wehren. Startete einen hilflosen Versuch, sich aufzurichten. Doch jegliche Kraft schien sie verlassen zu haben. Dann wurde es dunkel um sie herum. Schade verloren, beim nächsten Mal wird besser. -
Liebe Rainbow
Sehr schön! Hab nichts zu meckern. Passiert zwar nicht viel, aber dann doch. Großes ino!
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Kaum hatte Elias sich von Emilia abgewandt, spürte er die Kälte wie eine unheilbringende Verheißung (Verheißung ist ja eher etwas positives anderes Synonym?) in sich aufsteigen. War es eine Vorahnung? Oder trübte die Erinnerung sein Gespür für die Situation?
Als Freddy das letzte Mal durch diese Tür gegangen ist, brach kurz darauf die Hölle über uns herein.
Noch einmal sah er sich nach Emilia um, doch die schwere Pforte war bereits hinter ihr ins Schloss gefallen.
Ich verspreche, ich werde vorsichtig sein. Und ... es wird ganz sicher nichts passieren...klangen ihre Worte in ihm nach. Am liebsten hätte er sie geschüttelt und ihr zugerufen, dass sie des Wahnsinns war, anzunehmen auch nur ein Fünkchen Kontrolle über diese (die?) Situation zu haben. Dass es Dinge gab, die sich nicht durch den eigenen Willen steuern ließen und es Gefahren gab, von denen sie nicht im Entferntesten wusste. Nicht mal er konnte mit absoluter Gewissheit sagen, welche Schritte Dagons Verbündete als nächstes planten, um an Emilia heranzukommen. Welche Fallstricke hier auf sie lauerten und mit welchen hinterlistigen Tücken sie zu rechnen hätten. Einzig dem Zugeständnis, das er ihr gemacht hatte, war es geschuldet, dass er diesem Vorhaben eine Chance einräumte.
Aufmerksam ließ er den Blick über den Parkplatz schweifen. Ein Streufahrzeug mit der Aufschrift Winterdienst bog soeben in Richtung Klinikgelände ab und machte vor dem angrenzenden Parkeingang Halt. Zwei Mitarbeiter stiegen aus und gingen kurz darauf an die Arbeit, um die mit Schnee bedeckten Wege zu räumen.
Ein Stück weiter standen zwei Krankenschwestern vor einem der Nebengebäude und bliesen Zigarettenqualm in die Luft, während sie sich lachend unterhielten. Ansonsten war weit und breit niemand zu sehen.
Einen Moment noch ließ Elias das Bild auf sich wirken, bevor er sich an die Hauswand lehnte und die Augen schloss. Bedächtig ließ er den Atem ausströmen und gab seine menschliche Hülle auf. Erfasst von der Leichtigkeit seiner feinstofflichen Erscheinung genoss er die sanfte Berührung des Windes, der durch ihn hindurchfuhr und ihn in die Luft trug. Augenblicklich spürte er, wie er ruhiger wurde.
Auf dem Klinikdach angekommen, genoss er einen kurzen Moment den inneren Frieden, bevor sich Aragel in sein Blickfeld schob (Beim letzten Mal kam die Bedrohung eher von unten. Warum wachen sie auf dem Dach?).
Elias Befehl zufolge wirkte er den Bann, der einen Angriff auf das Gebäude abwehren sollte. In der Mitte des Dachs stehend drehte er sich um die eigene Achse und sprach dabei jene mächtigen Worte, die in Elias Ohren nach Schutz und Verteidigung klangen.
Weißleuchtende Linien flossen dabei aus den Fingerspitzen des Engels wie glänzende Bänder. Vom Wind erfasst, lösten sie sich auf und verteilten sich in Form eines silbernen Staubregens wie ein hauchzarter dünner Film über das gesamte Haus. Umgehend wurde Elias wohler zumute und die Anspannung ließ ein Stück von ihm ab, als Aragel sich zu ihm umwandte, um ihm mit einem knappen Nicken zu bestätigen, dass der Schutzwall aktiviert war.
Langsam kam sein Kamerad auf ihn zu. Die Flügel, die hinter seinem Rücken hervorstachen und im Takt seiner Schritte mitschwangen, ließen ihn noch zarter wirken, als er ohnehin schon war. Doch der schmale, farblose Streifen am äußeren Rand seiner rechten Schwinge zeugte von der Tapferkeit des himmlischen Kriegers. Soweit Elias wusste, war Aragel bei der Schlacht am Herodiin-Meer zugegen gewesen, wo er mit seiner Truppe in einen Hinterhalt geraten und in einer Gebirgsschlucht von einer Übermacht säurespeiender Xypha-Dämonen eingekesselt worden war. Es hatte ewig gebraucht, bis die rettende Verstärkung den damals jungen Rekruten mit nur noch einer Handvoll Kameraden endlich befreien konnte. Neben einer Auszeichnung, die seinen rasanten Aufstieg in der himmlischen Armee nach sich gezogen hatte, trug er seitdem die Spuren dieses unvergessenen Einsatzes mit sich. Automatisch fuhr Elias Hand zu seiner Brust. Das stechende Pulsieren seiner Verletzung erinnerte ihn daran, dass auch er gezeichnet war. Mit dem Unterschied, dass es seine Narbe gleich in dreifacher Ausführung gab, weshalb sie ihm für immer vor Augen halten würde, dass sein Engelherz mit dem einer Irdischen und dem eines gottverfluchten Dämons im gleichen Takt schlug.
„Das Gebäude ist gesichert“, rissen Aragels Worte ihn aus seinen Gedanken, während der Engel unmittelbar vor Elias zum Stehen kam.
„Gut“, antwortete dieser und bemühte sich darum, den Blick von dem Narbengeflecht auf Aragels Flügel zu nehmen, um stattdessen den glimmenden Schutzschild zu betrachten, der sich über ihnen zu einer Kuppel geformt hatte. „Ich schicke dir gleich Corat raus. Ihr werdet die Lage von hier oben im Augen behalten. Ich möchte umgehend informiert werden, wenn sich irgendetwas tut.“
„Ja, Vitorio.“ Die Ehrerbietung in Aragels Stimme in Verbindung mit dem offiziellen Titel, welcher Kommandanten im himmlischen Heer zukam, führte Elias vor Augen, dass es bislang wenig Gelegenheit gegeben hatte, sich mit dem Engel auf einer persönlichen Ebene auszutauschen. Andernfalls wüsste dieser, dass Elias die militärische Gepflogenheit, höhergestellte Befehlshaber anders zu behandeln, als den Rest der Truppe schlichtweg zuwider war.
Für den Moment beließ er es bei einem Nicken, bevor er sich abwandte und seine Gedanken auf Micah richtete.
Wie siehts aus bei euch?
Das Schweigen in seinem Kopf ließ ihn augenblicklich wachsam werden.
Micah, melde dich. - Ist alles in Ordnung? Seine Gedankenstimme nahm einen beschwörenden Klang an.
Ja, alles gut! Emilia ist schon im Gespräch. Sonst ist hier alles unauffällig.
Erleichtert atmete Elias auf.
Schick Corat raus!, ließ er Micah dann wissen. Er soll mit Aragel das Dach sichern.
Ist schon unterwegs, antwortete sein Freund und kurz glaubte Elias noch zu hören, wie dieser den Befehl an Corat weitergab, bevor die Verbindung wieder unterbrochen wurde und eine beklemmende Stille in seinem Kopf zurückblieb. Nachdenklich ließ Elias den Blick über den Himmel wandern, der sich durch die aufgehende Morgensonne zusehends in ein strahlendes Blau verwandelte. Es versprach ein wunderschöner Wintertag zu werden. Blieb nur zu hoffen, dass der Friede nicht von einer herannahenden Katastrophe überschattet werden würde.War sie eben auf dem Parkplatz noch die Ruhe in Person gewesen, spürte Emilia die Nervosität jetzt mit jedem Herzschlag zunehmen.
Ein seltsames Zittern stieg in ihr auf, als habe ihr Kreislauf beschlossen, ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen und sämtliche Körperfunktionen auf den Kopf zu stellen. Ihr Schädel brummte und der Schweiß brach ihr aus (Formulierung seltsam. Vorschlag "der Schweiß brach aus all ihren Poren), als sie in dem modernen Schwingstuhl aufgeregt hin- und herwippte, während sie den Blick durch das Zimmer wandern ließ. Ein Familienfoto, das in einem dieser hochglanzpolierten Edelstahlrahmen steckte, zierte den penibel aufgeräumten Schreibtisch, auf dem sich neben einem spärlich gefüllten Stifthalter noch drei aufeinandergestapelte Ablagekörbe befanden. Die dunklen Stellen an dem hell verputzten Mauerwerk zeugten von dem Wandbehang, welcher hier zuvor noch befestigt gewesen war: Das große U2-Poster, die Gruppenaufnahmen vergangener Betriebsausflüge, der Dienstplan ... all das schien dem sterilen Weiß nackter Backsteine gewichen zu sein. Das liebenswert chaotische Bild von Silas Büro war ganz eindeutig durch eine ordentliche und gut strukturierte Persönlichkeit in ein hygienisch reines und äußerst zweckmäßiges Arbeitsumfeld verwandelt worden.
Mit einem Anflug von Wehmut sah Emilia hinüber zu dem kahlen Platz neben der Tür, an dem früher die Garderobe gestanden hatte. Henry, - das fast menschengroße Skelett, das von Silas einst zum Maskottchen der Abteilung ernannt worden war-, schien einen anderen Platz gefunden zu haben. Wahrscheinlich teilte nicht jeder den tiefschwarzen Humor, mit welchem Silas dem Team einst verkündet hatte, dass es ihre Aufgabe sei, sich den Lebenden zuzuwenden, solange sie die Hilfe noch brauchten. Das improvisierte Pappschild mit der Aufschrift ZU SPÄT, das er Henry umgehängt hatte, sollte jeden, der sein Büro betrat an diesen Umstand erinnern.
Ein seltsames Gefühl der Leere nahm von Emilia Besitz und obwohl sie versuchte, dagegen anzukämpfen, wurde sie wütend darüber, dass sich jemand anmaß all diese Dinge einfach wegzunehmen. Als hätten sie nie eine Bedeutung gehabt.
Es ist jetzt SEIN Büro, Lia. Verdammt!, rief sie sich in Erinnerung.
Kaum hatte Emilia ihren Gedanken zu Ende gedacht, da öffnete sich die Tür und Dr. Gundlach betrat den Raum. Zu Emilias Erstaunen war das Bild, das sie von ihm in ihrer Erinnerung abgespeichert hatte, recht präzise gewesen: Klein, dickbäuchig und kahlköpfig traf es nahezu auf den Punkt. Sein weißer Kittel hob sich kaum von der Wandfarbe ab, womit er sich wunderbar in das Ambiente des Besprechungszimmers einfügte. Weder Silas, noch sein Vorgänger, Dr. Albertree, hatten gesteigerten Wert daraufgelegt, sich innerhalb des Wohnheims derart zu kleiden. Das hier war das Zuhause von psychisch kranken Menschen. Es sollte nicht an ein Krankenhaus erinnern, selbst, wenn sich die Räumlichkeiten nun mal innerhalb eines Klinikgebäudes befanden. Mit einer knappen Geste blickte Dr. Gundlach auf seine Uhr und wandte sich dann zu Emilia um.
„Frau Kent“, sagte er und nickte ihr flüchtig zu, bevor er die Tür hinter sich schloss und auf seinen Schreibtisch zumarschierte. Die Papiere, die er in der Hand hielt, wanderten in den oberen Ablagekorb, während die Klemm-Mappe, von der Emilia annahm, dass es ihre Personalakte war, daneben abgelegt wurde.
„Hallo“, antwortete Emilia und räusperte sich, in der Hoffnung, den Kloß in ihrem Hals auf dem Wege beseitigen zu können. Der Blick von Dr. Gundlach blieb an ihr hängen. Kurz schien er sie zu mustern, bevor er sich den Stuhl zurechtrückte, um ihr gegenüber Platz zu nehmen.
„Mein Name ist Dr. Gundlach. Ich leite die Abteilung“, stellte er sich knapp vor. Offenbar war ihm nicht bewusst, dass sie einander bereits vor einiger Zeit vorgestellt worden waren. „Sie möchten also wieder im St. Anna-Stift arbeiten“, sagte er ohne Umschweife. Dabei schlug er die Beine übereinander, faltete die Hände in seinem Schoß und sah Emilia über seine Brille hinweg abwartend an.
„Ja, das würde ich sehr gerne“, antwortete diese und bemühte sich, dem Blick des Mannes standzuhalten.
„Es ist eine Weile her, dass sie zuletzt bei uns waren...“, setzte Dr. Gundlach an und griff nach der Akte, um darin herumzublättern.
„Drei Monate“, bestätigte Emilia und ärgerte sich insgeheim darüber, dass es nicht möglich war diesen Umstand schönzureden. Ihr Unfall, welcher sie fast das Leben gekostet hatte, ebenso, wie der anschließende Klinikaufenthalt lagen vor dem Dämonenangriff, weshalb dieses Wissen noch in der Erinnerung ihrer Mitmenschen verankert war.
„Hm...“, brummte der Doktor und nickte, die Aufmerksamkeit nach wie vor auf die Papiere gerichtet. Dann sah er zu ihr auf und nahm die Brille ab, um sie in der Brusttasche seines Kittels verschwinden zu lassen. Ohne die dunkelgerahmten Gläser, wirkte sein Gesicht blass und unvollständig.
Genau wie dieses Büro, kam es Emilia in den Sinn, woraufhin ihre Abneigung ihm gegenüber ungewollt noch ein Stück größer wurde.
„Wie ich hörte, haben Sie im vergangenen Jahr einiges durchgemacht...“, stellte Dr. Gundlach jetzt fest und die plötzliche Anteilnahme, die in seiner Stimme mitschwang, ließ Emilia augenblicklich wachsam werden.
„Es geht mir wieder gut“, entgegnete sie und untermauerte ihre Aussage mit einem Lächeln, das, wie sie hoffte, überzeugend wirken sollte. Ungerührt schloss der Doktor die Akte und legte sie schließlich wieder auf den Tisch. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, während er Emilia nicht aus den Augen ließ. Die Art und Weise, wie er sie ansah, verursachte ihr ein Unbehagen.
„Nun, Frau Kent“, setzte er dann erneut an. „Wir haben es hier mit psychisch kranken Patienten zu tun, wie sie wissen. Viele davon sind sehr labil, leiden unter schweren depressiven Schüben oder haben mit traumatischen Erlebnissen zu kämpfen.
Das weiß ich, verdammt!, hätte Emilia ihm am liebsten entgegengeschleudert, doch entschied sie sich dagegen.
„Darüber bin ich mir bewusst“, antwortete sie stattdessen, konnte jedoch nicht verhindern, dass es herausfordernder klang, als es von ihr beabsichtigt war.
Bleib ruhig, Lia! Lass dich von ihm nicht provozieren!
Dr. Gundlach vernahm den leicht aggressiven Unterton in ihrer Stimme und legte den Kopf schief, um sie noch eine Spur skeptischer zu mustern. Sein Blick wurde wachsam, wie der eines Jagdhundes, der die Fährte aufgenommen hat.
„Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, Frau Kent“, sagte er nun mit dieser professionellen Distanziertheit, die Emilia zuwider war, „aber ich hege Zweifel daran, dass sie bereits stabil genug sind, um sich den Aufgaben hier im Wohnheim wieder zuwenden zu können. Was halten Sie davon, wenn Sie Ihre Auszeit noch ein wenig verlängern? Sich die Ruhe gönnen, ihr eigenes traumatisches Erlebnis aufzuarbeiten? Davon profitieren nicht nur Sie selbst, sondern die Patienten ebenso.“
Emilia fühlte eine heißkalte Welle über ihren Körper hinwegspülen und das beklemmende Kribbeln, welches sich von ihrem Magen aus in alle Richtungen verteilte.
Nicht stabil` genug? ... Ihre ´Auszeit` verlängern? ... Sich ´RUHE` gönnen???
Tickte der Typ noch ganz richtig? Wenn sie eines ganz sicher nicht brauchte, dann waren das weitere Wochen, in denen sie sich gedanklich im Kreis drehen würde. In denen sie von der Stille um sich herum verschluckt wurde...
Alleine bei dem Gedanken daran beschleunigte sich ihr Herzschlag und der Knoten in ihrem Hals schwoll an. Fest umschloss sie mit den Händen die Lehnen ihres Stuhls, während sie den Blick ihres Chefs erwiderte.
„Ich brauche keine Auszeit“, sagte sie und hörte, wie ihre eigene verbitterte Stimme in ihren Ohren widerhallte. „Ich will wieder arbeiten!“
„Es hat sich hier einiges geändert. Das sollten Sie vielleicht wissen“, griff Dr. Gundlach ihren Einwand auf, als sei es ihm möglich, sie mit diesem Argument umzustimmen. „Dr. Albertree hatte eine, nennen wir es, recht eigenwillige Vorstellung davon, was die Führung dieser Abteilung betrifft. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin mir darüber im Klaren, dass er wahrscheinlich schon einige Zeit vor seinem Suizid nicht mehr ausreichend belastbar gewesen ist und er einiges... nun ja, sagen wir, hat schleifen lassen...“
Es war kein Suizid! ... und er war ein hervorragender Psychiater!... Besser, als jeder andere...
Emilias Bestürzung darüber, wie das Andenken an den alten Professor, den sie über alle Maße für seine Arbeit mit den Patienten bewundert hatte, in den Dreck gezogen wurde, ließ ihr schlecht werden.
Bevor sie ihre Fassungslosigkeit zum Ausdruck bringen konnte, klopfte es an der Tür und eine junge Frau – nicht viel älter, als sie selbst- steckte den Kopf zur Tür herein. „Sie werden am Empfang verlangt, Doktor. Es scheint dringend zu sein“, meldete sich die attraktive Brünette zu Wort. Ihre langen Beine steckten in einem Rock, der für Emilias Geschmack eine Spur zu kurz war, doch der sich aufhellende Gesichtsausdruck ihres Gegenübers ließ sie zu dem Schluss kommen, dass nicht alle in diesem Raum ihre Meinung teilten.
„Danke, Diana“, antwortete Dr. Gundlach und nickte seiner Mitarbeiterin zu. „Sagen Sie, ich komme gleich.“
Die Tür schloss sich wieder und in dem Moment wurde Emilia schlagartig klar, dass ihr Gespräch beendet war. Ganze drei Minuten hatte sich dieser Dreckskerl für sie Zeit genommen. Drei Minuten für die sie einen kontrollsüchtigen Engel hatte von ihrem Vorhaben überzeugen und weiß Gott was für Hebel in Bewegung setzen müssen, um hierher zu kommen. Drei Minuten für die sie sich verrückt gemacht hatte, der sinnlosen Hoffnung verfallen, man würde ihr tatsächlich eine faire Chance geben. „Tut mir leid“, vernahm sie die Stimme des Doktors, in der, nach Emilias Dafürhalten, kein ernstzunehmendes Mitgefühl mitschwang. „Melden Sie sich wieder ... sagen wir, in ein paar Monaten, und dann werde ich sehen, was ich für Sie tun kann. Wir haben im Übrigen auch immer mal wieder Bedarf an Empfangsmitarbeitern, sollte das für Sie ebenfalls in Frage kommen.“
Emilia glaubte, sich verhört zu haben. Die Unverfrorenheit dieses Mannes kannte offenbar keine Grenzen. Glaubte er allen Ernstes, sie hätte ein Interesse daran, mit Fräulein ´Gürtel oder Rock-Für mich ist das einerlei` am Empfang zu arbeiten, sich über Frisuren und Schminktipps auszutauschen, während sie ihm dreimal am Tag seinen Kaffee ins Büro bringen durfte?
Das hektische Klopfen ihres Herzens ließ das Blut in ihren Ohren rauschen. Ihre Hände wurden feucht, während die Geräusche ringsum an Intensität zunahmen. Mit bedrängender Penetranz vernahm Emilia das Summen an der Scheibe, welches von einer Fliege herrührte. Verzweifelt versuchte diese einen Weg ins Freie zu finden, indem sie immer und immer wieder mit dem dicken Glas zusammenstieß, das sie von der Welt da draußen trennte: Schritte erklangen auf dem Flur, Gespräche aus den angrenzenden Zimmern wurden an Emilias Ohr getragen, ausgelassenes Gelächter hallte über den Parkplatz vor dem Haus. Plötzlich veränderte sich das Bild vor ihren Augen und alles trat deutlicher hervor. Die feinen Falten im Gesicht von Dr. Gundlach, die ersten Anzeichen von Altersflecken auf seiner hohen Stirn, die Härchen, welche aus dem offenstehenden Kragen seines Hemdes lugten. Das Auf und Ab seines Brustkorbs. Sein Herzschlag.
Babumm... Babumm...Babumm...
Sie roch seinen Schweiß, der von einer Note herben Aftershaves überlagert wurde. Der Mund von Dr. Gundlach bewegte sich, klappte auf und zu, doch war es Emilia nicht mehr länger möglich, sich darauf zu konzentrieren, was er sagte. Mit schief gelegtem Kopf betrachtete sie ihn vielmehr, ließ den Blick über seinen Hals wandern, an dem die Schlagader pulsierte. Wie es wohl wäre, sie zum Stillstand zu bringen? Dafür zu sorgen, dass er endlich den Mund hielt?
Du musst es nur wollen! Es ist ganz leicht!
Das machtvolle Verlangen, sein pulsierendes Herz in den Händen zu halten, die Wärme seines Blutes zu spüren, ihm dabei zuzusehen, wie er seinen Lebensatem aushauchte, nahm von Sekunde zu Sekunde zu.
Es fühlte sich richtig an. Befreiend.
Als warte die ungezügelte Kraft in ihr nur darauf, endlich entfesselt zu werden. Babumm...Babumm...BabummDie Welt verschwamm. Wurde schwarz.
Yeah. Endlich!
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Das Wichtigste ist immer noch das Werk.
Das ist halt die Frage. Kreative Tätigkeiten habe ich neben der Wissenschaft immer als eines der Dinge gesehen, die uns von den Tieren unterscheidet und uns als Menschen ausmacht. Wenn wir uns das abnehmen lassen, dann fehlt unserer Kultur möglicherweise etwas.
Ich hatte früher mal den naiven Gedanken, KIs würde uns viele Arbeiten abnehmen, damit wir frei für kreative Dinge sind. Aber das wird wohl nicht so geschehen.
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Und danach war der Jammer erstmal noch größer! Niemand überlegt sich dass diese Leute das ehrenamtlich machen und man vielleicht auch bei kontroversen Ansichten mal seinen Umgangston überdenken sollte.
Das fand ich schlimm an der Diskussion, dass hier Leute öffentlich an den Pranger gestellt wurden, die sich ehrenamtlich um Literatur kümmern. Auch wieder typisch, dass heftig mit der Moralkeule gewunken wurde.
Versteht mich nicht falsch, ich bin skeptisch, was KI betrifft. Aber warum man sich immer gleich moralisch empören muss und ohne Diskussion zum Boykott aufruft, das verstehe ich nicht.
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Hallo Kirisha ,
Ich grätsche hier mal rein.
1. Raven würde für mich immer Englisch ausgesprochen werden. Ist mir unklar, warum man es Deutsch aussprechen sollte. Also im Zweifelsfall den Namen ändern.
2. Thema Dark Fantasy. Ich hab jetzt nicht tonnenweise Bücher im Dark Fantasy Bereich gelesen, aber ein wenig schon. Daher bist du nach meiner Meinung, bei dem was ich bisher gelesen habe bei "Dark Prince" meilenweit von Dark Fantasy entfernt. Das kann man alles locker auch jungen Lesern zutrauen. Was du hier schreibst ist Romantasy mit einem ambivalenten Hauptcharakter, aber kein "Dark Fantasy". Das ist ja auch völlig OK. Nur wenn du Raven jetzt wirklich Dark machen würdest, dann wäre der Romantasy Anteil kaum mehr nachzuvollziehen. Warum sollte sich die Prinzessin in Darth Vader verlieben?
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Hey Rainbow
Sehr gelungener Abschnitt. Passt an dieser Stelle sehr gut! Kleinigkeiten im Spoiler.
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Bei dem Versuch, ihre destruktiven Gedanken im Zaum zu halten, dämmerte (besser döste?) Emilia dahin.
Sie öffnete die Augen erst wieder, als Elias das Tempo drosselte, um auf den Parkplatz des Klinikgeländes abzubiegen. Das Haupthaus mit seinen weiß getünchten Wänden hob sich in der Dämmerung von den umherstehenden Nebengebäuden ab, die im Gegenzug (Gegensatz?) fast ausschließlich aus rotem Backstein bestanden.
Das säulengestützte Portal,das man über eine breite Treppe erreichte, war bereits aus der Ferne gut zu erkennen. Emilia hatte es (ihr?) schon bei ihrem allerersten Besuch imponiert, ebenso, wie die vielen kleinen Details und Muster, die ins Mauerwerk eingelassen waren. Schon damals war ihr der Gedanke gekommen, dass man sich beim Bau dieser Klinik von der Architektur einer längst vergangenen Epoche hatte inspirieren lassen. Sehr schön!
Elias stellte den Wagen ganz in der Nähe des Eingangs ab und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Nach wie vor sprach er kein Wort und fixierte mit seinem Blick stattdessen die Umgebung, als erwarte er jeden Augenblick, dass sich der Himmel verdunkelte und sich vor ihm ein Tor zur Hölle öffnen würde. Angespannt horchte Emilia in sich hinein, ob dieser Ort in ihr etwas (etwas in ihr?) auslöste. Ein Gefühl von Beklommenheit vielleicht oder ob sich gar ein Flashback (anderes Wort?) ankündigte, weil sie durch eine Erinnerung getriggert ( anderes Wort?) wurde. Doch trotz allem, was sich hier ereignet hatte, blieben das Herzrasen und die schweißnassen Hände aus. Jene Symptome, die sie insgeheim befürchtet hatte, wenn sie hierher zurückkehren würde. Aber das genaue Gegenteil war der Fall und zu ihrem Erstaunen musste sie feststellen, dass der Zauber und die erhabene Schönheit, die von ihrem alten Arbeitsplatz ausging, erhalten geblieben war. (Sehr schön!)
Das Grauen haftete vielmehr an dem unteren Zellentrakt. Dem alten und schon seit Urzeiten stillgelegten Areal, das Dagons Verbündeten als Versteck gedient und in welchem diese Emilia gefangengengehalten hatten, bevor sie von Dagon nach Nasrija gebracht worden war. Wahrscheinlich konnte sie von Glück reden, dass sie von alledem nicht viel mitbekommen hatte, da sie von dem Dämon in einen tiefen Schlaf versetzt worden war. Das Einzige, woran sie sich noch mit Sicherheit erinnern konnte war Silas Anwesenheit. Silas... Ja, verdammt! Er hatte sie verraten und er war derjenige gewesen, der sie entführt und an den Feind ausgeliefert hatte. Doch nun war er tot! Erschlagen von den Trümmern der einstürzenden Tunneldecke, die ihn bei der Flucht aus der Kanalisation unter sich begraben hatte. So zumindest hatte es Freddy ihr erzählt, der genau wie Elias, Micah, Susan und Nils nur knapp dem gleichen Schicksal entkommen war. Emilia fragte sich, ob dies die gerechte Strafe dafür war, dass Silas die falsche Seite gewählt hatte. Er hat es bereut! Und er hat versucht, es wieder gutzumachen... rief sie sich selbst in Erinnerung und schluckte gegen den Kloß an, der sich in ihrem Hals ausbreiten wollte. (stark!)
„Alles in Ordnung?“, riss Elias sie in dem Moment aus ihren Gedanken und musterte sie eingehend, als hoffe er insgeheim, dass sie einen Rückzieher machen und die ganze Aktion wieder abblasen würde. „Ja“, antwortete Emilia deshalb und schnallte sich daraufhin ab, um ihre Aussage zu unterstreichen. „Alles gut.“ „Na dann los“, seufzte Elias und öffnete die Tür, um auszusteigen (streichen?). Als Emilia es ihm gleichtat, entging ihr nicht der wachsame Blick, mit dem der Engel sich nach allen Seiten umsah. Rasch griff er nach dem Schwert, das sich auf der Rückbank befand und ließ es unter dem Zauberglanz verschwinden, welcher die Waffe für alle anderen unsichtbar werden ließ. Mit einer geschickten Bewegung schob er Anduriel dann (streichen?) in die Halterung, auf seinem Rücken. Nachdem er den Wagen verriegelt hatte, nickte er ihr über das Autodach zu und sie setzten sich in Bewegung, um sich dem Eingang zu nähern. „Hör zu“, sagte Elias und hielt sie kurz am Arm zurück, bevor Emilia die erste Stufe der Treppe nehmen konnte. „Micah und die anderen sind bereits drin. Ich spreche kurz mit Aragel, dann komme ich nach.“ „In Ordnung“, antwortete Emilia und wollte sich bereits wieder von ihm abwenden, als er sie erneut an der Schulter fasste. „Wir sind ganz in deiner Nähe, Emilia. Wenn irgendetwas sein sollte, dann warte nicht lange und gib uns ein Zeichen. Versprich es mir!“ (was für ein Zeichen? sie könnten etwas verabreden)
Sein Griff verstärkte sich, als wolle er damit seinen Worten mehr Nachdruck verleihen. „Mach ich...“, antwortete Emilia, wobei ihr Vorhaben, ihn nicht länger als nötig anzusehen, an dem sonderbaren Glanz in seinen Augen scheiterte. Etwas Dunkles lag darin und überschattete den überheblichen Ausdruck, mit dem Elias sie in den vergangenen Wochen vorzugsweise bedacht hatte (angesehen hatte?). Das Gefühl, dass er sich ernsthaft um sie sorgte, ließ sie einen Moment innehalten, bevor sie den Gedanken beiseiteschob. „Aber ... bis dahin tut mir den Gefallen und haltet euch zurück...BITTE!“ „Es wird so sein, als wären wir nicht da“, versprach Elias mit einem knappen Nicken, bevor er in einer fließenden Bewegung kehrtmachte und in Richtung Parkplatz verschwand.
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Herzlich willkommen!
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Liebe Rainbow
Bin gespannt. Es wird Zeit, dass Emilia irgendwas abfackelt (Birke?).
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gepflegten Mehrfamilienhaus
Show. betrachtete den frisch geharkten Weg und den ....
die Sicherheitsvorkehrungen herabzustufen
Das hört sich so Star-Trek mäßig an. ...die Sicherheitsvorkehrungen zu ignorieren?
Die Haustür öffnete sich und Emilia trat heraus. Wie immer trug sie eine viel zu dünne Jacke und unter dem Rucksack,
welchen sie auf dem Rücken trug, schien sie regelrecht zu verschwinden. -
Liebe Rainbow
Der letzte Abschnitt passt soweit für mich, wobei ich mich Frage wozu Emilia Fähig wäre, wenn die Wandlung stattfindet und ob sie davon schon etwas spüt.
„Bevor wir nichts Näheres wissen, werden wir davon absehen, die Kongregation einzuweihen.
Sollte es heißen: „Bevor wir
nichtsetwas Näheres wissen, -
Herzlich Willkommen !