Beiträge von Klimbim im Thema „Ins Ungewisse“

    Entsetzt beobachtete Lianne, wie der Zwerg zu Boden fiel. Er war verletzt.

    Blieben noch sie und der Mönch. Na wunderbar. Sie mussten was tun. Irgendwas. Von hinten Myraden der kleineren Käfer, vor ihnen das gigantische Biest. Trommeln schlugen immer wilder von irgendwoher, irgendwo musste Iskossa sein, tod, lebendig, man wusste es nicht. Sie löste die Armbrust von der Halterung und legte einen der Bolzen ein.

    Nicht von der Angst beherrschen lassen. Na schön. Sie warf Etlor einen Blick zu und nickte kurz. "Bereit." Der Mönch nickte zurück. Das Messer in der Rechten, die Armbrust in der Linken, stellte Lianne sich zum Zwerg, der dabei war sich aufzuraffen.

    Zielte. Schoss. Der Bolzen fand sein Ziel im weicheren Teil zwischen Kopf und Körper. Der grosse Käfer stiess eine Art Brüllen aus und setzte zornig zum Angriff an.

    Lianne starrte den Zwerg gross an und wollte soeben zu einer Antwort ansetzen, als ein markerschütternder Schrei durch die Höhle schallte. Er konnte nur von Iskossa stammen. Der Mönch, der sich inzwischen wohl erholt hatte raffte sich rasch auf, während Gorakh schon weiterhastete. Hinter ihnen wieder das widerliche Rascheln. Lianne stiess ein Knurren aus und stach auf das Biest ein, das sich soeben näherte.

    Überrascht betrachtete sie das Ergebnis.
    "Äh..."begann sie, "gleich hinter dem Kopf haben sie eine Schwachstelle!" Ein letzter Blick auf das sterbende Tier, dann eilte sie den beiden nach.

    "Aber..." Lianne unterbrach sich. Sie hielt es für die dümmste mögliche Idee, sich in diesen Stollen zu begeben, doch die traten ohne zu zögern auf den Eingang zu. Und allein würde sie nicht hier draussen bleiben. Ängstlich klammerte sie sich an ihr Messer. Eines der Biester schnappte nach ihren Knöcheln. Sie wich aus und stach nach dem Panzer - ohne Erfolg. Die Klinge prallte ab.
    Wie genau sollen wir das hier lebend rauskommen?
    Schaudernd wandte sie sich ab und hielt sich nahe am Mönch. Zur Zeit war ihr jede höhere Macht, die helfen konnte, recht.

    Lianne nahm die vom Zwerg dargebotene Hand und richtete sich auf. Blut rann ihr durch die Finger- die Beisszangen der Käfer waren schärfer, als sie aussahen. Sie strich es an ihrem Kleid ab und sah sich hektisch nach ihrem Messer um, das ganz in der Nähe im Staub lag.
    Gedankt sei den Göttern, dachte sie und hob es auf.
    Was auch immer hier geschehen würde- kampflos wollte sie nicht untergehen. Zur Sicherheit fühlte sie nach ihrer Armbrust, die noch immer an ihrem Gürtel hing.
    Sie blickte zur starren Maske von Gorakh. "Was nun?"

    Ein Trommelschlag weckte Lianne und riss sie aus der weichen Finsternis. Tiefes Himmelblau empfing sie, als sie die Augen öffnete, und verwandelte sich blitzartig in Rot, als ihr Bewusstsein den Schmerz empfing, der ihre Haut noch immer brennen liess.
    Lianne krümmte sich zusammen- oder versuchte es zumindest. Irgendwas hielt ihre Arme fest im Griff. Der Blick nach oben zeigte, dass es sich dabei um zwei dieser Käfer handelte, die sie so auf dem Rücken liegend festhielten.

    Nun bemerkte sie auch endlich das unheimliche Rascheln und Knistern, das die Viecher von sich gaben und so die Luft erfüllten. Und die Trommeln.
    "Was für Trommeln?"
    Lianne sah sich, so gut es ging, um. Schwarz-bläuliches Glänzen von Leib an Leib stehenden Insekten, die aufgeregt im Takt summten. Der Zwerg, Gorakh, stand ein paar Schritte von ihr entfernt, kampfbereit mit einem Dolch. Er schenkte ihr keine Beachtung.

    Um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass sie noch lebte, und auch, weil ihr wirklich von ganzem Herzen danach war, stöhnte sie laut.

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    @Iskossa @Everad @Kelamith ich hau einfach mal wieder inne Tasten ^^

    Lianne schrie. Spürte wie ihr Umhang riss unter dem Zug und den Bissen, Stechen und den Bewegung tausender kleiner Fühler und Beine. Jede freie Stelle ihrer Haut schien zu brennen, eines ihrer Messer war längst verloren, das andere hielt sie krampfhaft fest. Überall die widerborstigen Glieder dieser hässlichen Biester.
    Und plötzlich kam der Schmerz. Vielleicht ein Gift, vielleicht der Schock, sie wusste es nicht. Lianne hatte Todesangst. Von allein zog sich ihr Körper zusammen, versuchte, sich klein zu machen. Schmerz, Schmerz. Oh, ihr Götter der Wüste.
    Sie fühlte sich immer tauber. Was geschah hier? Ihr Geist befreite sich, die Qualen der Käfer wurden immer mehr nur ein Echo in der Ferne. Ganz ruhig lagen ihre Gedanken vor ihr.
    "Ich sterbe."
    Ja. Sie würde sterben. Vielleicht war es das Beste. Vielleicht ...

    Ein harter Schlag holte ihren Geist wieder in die Gegenwart zurück. Sie sah blauen Himmel, sich widerspiegelnd in abertausenden von dunklen Panzern.
    Es war ... wunderschön.
    Dann versank die Welt in Dunkelheit.

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    neeee die stirbt net so schnell, keine Angst ^^

    Einige Sekunden war Lianne wie gelähmt vor Schreck, doch als Iskossa sie auf die Beine zog, erwachte sie aus ihrer Starre und tat, wie ihr geheissen, schnappte sich ein brennendes Scheit aus dem Feuer.
    Mit der anderen Hand zog sie einen der Dolche und stach auf jedes der Biester ein, das ihr zu nahe kam.

    Was leichter gesagt war als getan. Für jedes getötete Insekt kamen drei neue hinzu, und so sehr sie auch mit Fackel und Waffe um sich schlug, es schien nutzlos. Sie hörte die Anweisungen des Kriegers und realisierte, dass sie sich während ihres schon fast panischen Kampfes ein paar Meter von der Gruppe entfernt hatte und ganze Horden dieser Viecher ihr den Rückweg versperrten.
    Oh nein. Bitte nicht! Wild schlug sie um sich im Versuch, näher an die anderen heranzukommen, als die ersten Insekten nach ihren Waden schnappten und sich furchtbare Schmerzen in ihren Beinen ausbreitete. Entsetzt schrie sie auf und sank wie gelähmt hilflos auf die Knie. Die Fackel war inzwischen erlöscht, und mit einem Stumpfen Stück Holz und einem viel zu kleinen Messer versuchte sie zu verhindern, dass die Biester sich auch noch in ihrem Oberkörper verkrallten.

    Lianne war vor Schreck erstarrt beim Anblick dieses Wesens und suchte nun verängstigt das Gestrüpp um sie ab, ob sich nicht noch irgendwo ein verräterisches Gras bewegte. Es schien ihr, als würde sie von überall eine Art Krabbeln vernehmen.
    "Gibt es noch mehr davon?", fragte sie Ängstlich und zog einen ihrer Dolche, um für alle Fälle bereit zu sein. "Sind sie gefährlich? Mein Vater hat manchmal von den Monstern in den Sümpfen erzählt, aber ich dachte, das wären Märchen!" Hilfesuchend, fast bittend blickte sie zum Zwerg, der das Viech immer noch auf der Klinge stecken hatte- und es kurzerhand über das Feuer hielt, wo es in der Hitze sofort zu knacken begann.

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    Da Everad gegenwärtig offenbar abwesend ist und wir auch keine Antworten erhielten, mach ich mal weiter. Everad: spring ein, wenns dir wieder passt :)

    Lianne blickte nur kurz zu dem Krieger und nickte, beobachtete, wie der Zwerg begann, Holz für ein Feuer aufzuschichten, und der Mönch sich um die Tiere kümmerte. Sie kam sich etwas blöd vor, hier so rumzusitzen, erhob sich, und begann Feuerholz zu sammeln und es Gorakh zu bringen.
    Sie hatte bereits versucht, vorauszusagen, was sie so erwartete, und musste sich eingestehen, absolut nicht in der Lage dazu zu sein. Also gab sie es auf und würde sich überraschen lassen müssen.

    Bald konnten sie sich um ein wärmendes Feuer setzen und etwas kleines zu Mittag essen. Lianne wartete und war gespannt, wer das Wort ergreifen und sich als Anführer der Gemeinschaft profilieren würde.

    Lianne war sofort abgesprungen, wofür sich ihr Hinterteil erleichtert bedankte. Als der Zwerg mitten ins Dickicht hinein trampelte, war sie grade dabei, ihre Pfanne vom Gepäck zu binden.
    Offenbar waren all ihre Gefährten für Gorakhs Vorschlag und folgen ihm ohne Widerspruch zwischen die Sumpfbäume.
    Warum können wir nicht einfach auf der Strasse bleiben?, dachte sie sich, als sie mit einem trotzigen Gesichtsausdruck hinter den Männern her stapfte. Ihr blödes Pony liess sich kaum dazu bewegen, ein anständiges Tempo anzuschlagen, da es hier überall Futter hatte. Sie lenkte ihre Wut darauf, sich zu überlegen, wie sie das Biest nennen sollte.
    Fresssack? Trampel? Dummkopf? Ballonhirn?
    Diese Beschäftigung lenkte sie so sehr ab, dass sie fast ins Hinterteil von Etlors Pferd gelaufen wäre, als dieser plötzlich stehenblieb. Das Mädchen sah sich um. Es war eine Art Insel in dem immer ... sumpfiger werdenden Sumpf. Hier war genug Platz für die Reittiere und sie, und Gorakh schlug vor, hier Rast zu machen. Endlich! Lianne band das Pony an einen Ast und schlug nach der Sumpfmücke auf ihrer Wange.
    Und nach der auf ihrem Arm.
    Und der auf der Stirn.

    Lianne hasste Mücken.

    Dankbar, dass sie ihr Tempo gedrosselt hatten, betrachtete Lianne neugierig ihren neuen Begleiter. Sie hatte Schwierigkeiten, ihn einzuschätzen- war er ein kleiner Mann oder ein grösserer Zwerg?
    Das Rätsel wurde gelüftet, als er seinen Namen nannte- ganz klar zwergischer Abstammung. Während Lianne noch über den ungewöhnlichen Körperbau von Gorakh sowie Zwergen ganz allgemein nachsinnierte (ein haufen geldgieriger, betrügerischer kleiner Ganoven- sie würde sich in Acht nehmen), deutete Iskossa auf eine kleine Gruppe Sumpfbäume, wo ein schwarzer Fleck am Boden auf eine Feuerstelle hinwies.
    "Wir sollten hier erst einmal Rast machen und dann unser weiteres Vorgehen planen."

    Lianne war überrascht, wie gut ihr Pony mithalten konnte mit dem Galopp der anderen. Doch auch wenn sie froh darum war- das Tier wählte bei der Geschwindigkeit eine unglaublich unbequeme Gangart. Lianne, die das Reiten ohnehin nicht gewohnt war, hatte schon nach wenigen Meilen ein brennendes Hinterteil und sehnte sich nach einer Rast.
    Dies allerdings sollte sich schwieriger gestalten, als gedacht- nun ja, eigentlich war es logisch gewesen, immerhin lag Lyradha zwischen Wüste und Sumpfgebiet.
    Schliesslich drosselte die Gruppe gegen Mittag ihr Tempo und sie begannen, nach einem Rastplatz Ausschau zu halten.

    Lianne brauchte einige Sekunden, um über die "holde Maid" hinwegzukommen, dann noch ein paar mehr, um die restlichen Worte des seltsamen Kerls zu übersetzen.
    Doch die rufenden Wachen zwangen zu schnellem Handeln. Sie hatte keine Lust, zu ihrem Vater zurückgebracht zu werden.
    "Dann lasst uns aufbrechen. Wird ohnehin langsam Zeit."
    Sie schwang sich auf ihr immer noch am Gras zupfendes Pony. Oder versuchte es zumindest.
    Schliesslich zerrte sie das Tier zu einem grösseren Stein und stieg so auf.
    "Blödes Viech," murmelte das Mädchen vor sich hin, als es auffordernd zu seinen Begleitern hinüber sah.
    "Gehen wir?"

    Liannes Augen tränten leicht und ein Brechreiz drohte, den Beginn ihrer Reise bereits zu einem Desaster werden zu lassen. Von allen ihren seltsamen Gefährten war ihr Etlor bisher der Sympathischste, aber sie hoffte inständig, dass er dieses Ritual nicht öfter durchführte.
    Sie nahm schnell einen kleinen Schluck aus ihrem Wasserschlauch.

    Und dann stand wie aus heiterem Himmel ein Zwerg vor ihnen. Und hinter - nein, über ihm das Geschrei der Stadtwache.

    Lianne war überrascht über die plötzliche gute Laune des Kriegers und schaute schnell zu Boden. Sie wusste nicht so recht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte- die Szene in der Schenke war noch zu präsent, um keine Furcht zu empfinden. Also schenkte sie ihm einfach noch einen kurzen schüchternen Blick und ein kurzes Kopfschütteln auf seine Frage und fuhr dann fort, Gräser einzeln aus dem Boden zu reissen und dem Pony anzuwerfen.
    Sie sah auf, als plötzlich ein Schatten auf sie fiel. Der Dieb, Jaldar, der sie angrinste und dem Pony die Flanken tätschelte. Schnell stand sie auf und gab vor, ihn nicht zu sehen. Soeben stiess auch Etlor zu ihnen und lächelte alle gewohnt wohlwollend an. Fehlte noch der Krähenjunge, falls der noch kommen wollte.
    Lianne blickte einmal fragend in die Runde, woraufhin der Mönch vortrat und meinte: "Wir sollten unsere Reise noch mit einem Segen schützen."

    Lianne erreichte den Treffpunkt gut 10 Minuten zu früh, was ein Wunder war mit dem störrischen Pony, das offenbar vor jeder Fliege scheute. Ärgerlich riss sie am Zügel, um das Tier vom Unkraut am Strassenrand wegzuziehen. Fressen war alles, was es bisher gern getan hatte.
    Blödes Viech. Lianne wurde das Gefühl nicht los, beim Kauf geprellt worden zu sein. Vier Goldstücke! Keine zwei hätte sie lockermachen wollen, aber der Händler liess nicht weniger zu, wies auf glänzendes Fell und wache Augen und gesunde Hufe oder so hin. Pha!
    Zufrieden war sie dafür mit ihrem Werkzeug. Sie erkannte gute Qualität, wenn sie sie sah, und diese Utensilien würden sie noch lange begleiten. Sie würde sich noch ein Zeichen zulegen müssen, um ihre Schmiedearbeiten zu kennzeichnen. Auch Metalle hatte sie gekauft, allerdings nicht ganz so hochwertige, wie sie sich das gewünscht hätte, aber diese Preise waren pure Abzocke.
    Proviant, Decken, ein wärmerer Umhang, ein einfacher Schlafsack sowie ein kleiner Kochtopf. Sie war bereit.

    So setzte sie sich vor die Stadtmauer in den Schatten eines ziemlich mitgenommen wirkenden Baumes, nachdem sie nochmals den Sattel und die Taschen mit ihrem Hab und Gut geprüft hatte, die nun über den Flanken des Ponys hingen. Sie beobachtete ihren neuen Begleiter eine Weile lang, wie er jeden Stein umzudrehen schien, um etwas essbares zu finden. Dann packte sie das Tier grob am Zaumzeug, zog es nahe an ihr Gesicht und sagte: "Du gehörst jetzt mir. Ich bin der Boss, und du tust, was ich dir sage!" Dann liess sie los (es ist schwer, ein Pony so festzuhalten, wenn es den Kopf schüttelt) und nieste zweimal.
    Und versuchte, ihren eigenen Worten zu glauben.

    Überrascht blickte Lianne den Neuling an. Offenbar zogen sie gerade jede noch so abenteuerliche Gestalt im näheren Umkreis an. Lieber Himmel! Der junge Mann wirkte nicht gerade wie aus der Gosse, aber trotz seiner einigermassen ordentlichen Kleidung und dem Versuch, seine Haare zu bändigen, leicht verwildert. Lianne war sich nicht ganz sicher, was sie von ihm halten sollte- und langsam war sie es satt, sich der Dinge nicht ganz sicher zu sein.
    "Guten Tag, nein, Ihr stört nicht, die Herren hier", Handbewegung Richtung Etlor und Iskossa, "und ich wollten soeben los und einige Besorgungen machen, und ich würde meine gerne so schnell wie möglich erledigen." Sie drehte sich zu den anderen um. "Ich würde sagen, wir treffen uns in anderthalb Stunden am grossen Haupttor."
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie über den sich immer mehr belebenden Markt davon, und es kümmerte sie nicht wirklich, ob ihr jemand folgte. In ihr brodelte es noch immer von vorhin, sie war bewaffnet und hatte nicht vor, die wirklich gefährlichen Viertel aufzusuchen.
    So. Ausrüstung und ein Reittier, etwas Proviant und Reisebekleidung für schlechteres Wetter. Das müsste zu finden sein.

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    Da Ciro zur Zeit offenbar nicht hier schreiben kann, übernehm ich für ihn das Einfügen:

    Dagon ließ seinen Blick über den Platz schweifen. Die Gestalten, die ihm vorhin aufgefallen waren, mussten laut Corvus in eine Straße seitlich gegangen sein. Einer von ihnen schien eine Begabung fürs Geistliche zu haben...irgendwie schien er die Gegenwart des Tiergeistes gespürt zu haben. Priester, Mönch, Magier, was wusste er.
    Wenn es ein Geistlicher war, würden sie ihn zumindest anhören, denn zu Gottesfürchtigkeit gehörte immer auch ein Stück Vernunft.
    "Na komm, Fragen kostet schließlich nichts..." sagte er leise und strich Corvus übers Gefieder.
    Mit schnellen, aber nicht zu schnellen Schritten, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, ging er in die Richtung, die Corvus ihm gewiesen hatte. Seine Gedanken flatterten kurz in Richtung seiner elfischen Verstärkung, die heute oder morgen hier eintreffen musste.
    Nein, denk nicht schon wieder an sie. Nicht gut.
    Kurz darauf erblickte er die kleine Gruppe ein Stück die schmutzige Straße entlang. Überlegend, wie er am besten vorgehen sollte, kaute er kurz auf seiner Unterlippe herum, ehe er näher an sie herantrat und eine Hand hob. "Guten Tag...störe ich?"

    Offenbar war es nun beschlossen. Sie ging rasch ihre nur zu begrenzten Optionen durch. Die Gruppe verlassen? Kam nicht infrage. Sie war in diesem Loch von einer Stadt über zwei ansatzweise anständige Männer gestolpert- ein zweites Mal würde dies wohl kaum geschehen.
    Oder aber sich zusammenreissen.
    Lianne atmete tief durch.
    Wie sie das hasste.
    Sie drehte sich um und setzte so was wie ein Lächeln auf. "Mein Name ist Lyz." Jaldar nickte ihr zu. Waffenstillstand? So leicht wollte sie es ihm nun doch nicht machen. Der Gedanke stellte ihre Laune fast wieder her, und sie wandte sich zu den beiden anderen.
    "Nun- wie sieht der Plan aus? Ich hatte vor, Lyrhada heute zu verlassen und als fahrende Schmiedin mein Brot zu verdienen." Das war... dick aufgetragen. Aber irgend etwas musste sie ja sagen. "Ich werde ein Reittier benötigen. Ausserdem muss ich meine Ausrüstung vervollständigen."
    Sie hatte schon jetzt Angst vor dem Reiten. Sie mochte keine Pferde. Und in Gegenwart jedes Tieres mit Fell plagten sie immer wiederkehrende Niesanfälle. Doch da musste sie durch.
    "Wie sieht es bei Euch aus?"

    Wütend schlug Lianne die Tür hinter sich zu, als sie dem seltsamen Kerl folgte und nach draussen gelangte. Die Hitze auf der Strasse verschlug ihr fast den Atem- und nicht nur die; die Sonne hatte die diversen… Substanzen, die die Strasse bedeckten, bereits aufgeheizt und liess sie nun ihren unverkennbaren Duft verbreiten.
    Der Fremde stand ein paar Fuss von dem Krieger und dem Mönch entfernt und schien zu warten. Liannes Augen verschmälerten sich zu Schlitzen, und den Zeigefinger demonstrativ auf das Ziel ihres Zorns gerichtet, wandte sie sich an die beiden.
    "Diese… Person!" Vielsagend Pause. "Will uns begleiten! Er ist ein Leichenschänder und bestimmt auch ein Dieb und gibt dies offen zu und will uns begleiten und meint, wir hätten noch Glück damit!"
    Dies ist ein absolut typisches Beispiel für Liannes Wut. Von ihrem Vater geerbt, brennend heiss und die Verbindung zwischen Hirn und Zunge unterbrechend. Ein Wunder, dass sie sich nicht tobend und strampelnd zu Boden warf und mit den Fäusten auf selbigen schlug.
    Sie erzielte auch nicht wirklich den Effekt, den sie sich erhofft hatte. Beide, Etlor und Iskossa, musterten sie einige Sekunden lang, als würde sie sie oben genannte Tätigkeit tatsächlich ausführen, und drehten sich dann synchron zum Angeklagten um.
    Der Krieger neigte sogar kurz seinen Kopf, bevor er ihn höflich (viel zu höflich!) begrüsste und nach seinem Namen fragte.
    Auch der Fremde deutete eine Verbeugung an. "Jaldar werde ich genannt. Und ja, die Dame hier hat völlig Recht- ich bin ein Dieb, ein Lügner und Betrüger, und ich würde eure erlauchte Gesellschaft gerne begleiten. Und ja, ich meine, mindestens jemand mit unehrenhaften Gedankengut würde euch weitaus mehr nützen als schaden."
    Das schlug doch dem Fass den Boden aus! Lianne riss sich arg zusammen, um nicht aufzuschreien, und funkelte den Dieb so böse an, wie sie nur konnte.
    Der allerdings grinste lediglich und zwinkerte ihr schon wieder zu.
    Sie drehte sich auf dem Absatz um, um ihn nicht mehr ansehen zu müssen, hob, wie so oft, die Nase in die Höhe und liess ihren Blick über den Marktplatz schweifen, der allmählich bevölkert wurde.