Lianne erreichte den Treffpunkt gut 10 Minuten zu früh, was ein Wunder war mit dem störrischen Pony, das offenbar vor jeder Fliege scheute. Ärgerlich riss sie am Zügel, um das Tier vom Unkraut am Strassenrand wegzuziehen. Fressen war alles, was es bisher gern getan hatte.
Blödes Viech. Lianne wurde das Gefühl nicht los, beim Kauf geprellt worden zu sein. Vier Goldstücke! Keine zwei hätte sie lockermachen wollen, aber der Händler liess nicht weniger zu, wies auf glänzendes Fell und wache Augen und gesunde Hufe oder so hin. Pha!
Zufrieden war sie dafür mit ihrem Werkzeug. Sie erkannte gute Qualität, wenn sie sie sah, und diese Utensilien würden sie noch lange begleiten. Sie würde sich noch ein Zeichen zulegen müssen, um ihre Schmiedearbeiten zu kennzeichnen. Auch Metalle hatte sie gekauft, allerdings nicht ganz so hochwertige, wie sie sich das gewünscht hätte, aber diese Preise waren pure Abzocke.
Proviant, Decken, ein wärmerer Umhang, ein einfacher Schlafsack sowie ein kleiner Kochtopf. Sie war bereit.
So setzte sie sich vor die Stadtmauer in den Schatten eines ziemlich mitgenommen wirkenden Baumes, nachdem sie nochmals den Sattel und die Taschen mit ihrem Hab und Gut geprüft hatte, die nun über den Flanken des Ponys hingen. Sie beobachtete ihren neuen Begleiter eine Weile lang, wie er jeden Stein umzudrehen schien, um etwas essbares zu finden. Dann packte sie das Tier grob am Zaumzeug, zog es nahe an ihr Gesicht und sagte: "Du gehörst jetzt mir. Ich bin der Boss, und du tust, was ich dir sage!" Dann liess sie los (es ist schwer, ein Pony so festzuhalten, wenn es den Kopf schüttelt) und nieste zweimal.
Und versuchte, ihren eigenen Worten zu glauben.