Beiträge von Kelamith im Thema „Die eisigen Kinder [Arbeitstitel]“

    @Tariq danke fürs Lesen und die netten Worte :)
    Ich muss dich aber leider enttäuschen, die Geschichte habe ich abgebrochen. Das liegt an vielen Umständen, hauptsächlich aber an fehlender Zeit und daran, dass ich damals einfach wild drauf los geschrieben habe, was sich in einem (von einer groben Idee abgesehen) fehlenden Konzept und platten Charakteren niederschlägt. Ich hatte zwar zwischenzeitlich irgendwann mal begonnen zumindest die Hintergründe der Charaktere auszugestalten um von dort aus weitergehen zu können, aber auch das ist in der Versenkung irgendeiner Sammelfolie verschwunden. Also nein, diese Geschichte wird nicht weitergehen. Sollte mich je wieder die Lust zum Schreiben überkommen, wird es wohl eine neue Geschichte in einer neuen Welt (oder in unserer Welt) werden.

    Habe ich das richtig verstanden, dass dieses Knochengestell höher gestellt ist als der Großinquisitor? Dann kann es ja nur der König sein?

    Nicht ganz. Also der eiserne Konvent ist eine Organisation innerhalb der Inquisition von der niemand außer den Mitgliedern weiß. Von den Mitgliedern weiß wiederum niemand, wer die anderen Mitglieder sind, außer dass der Großinquisitor Mitglied ist, da sie durch ihn die Geschicke der Inquisition lenken, da er formal gesehen quasi eine absolutistische Stellung innerhalb der Inquisition inne hat. Großinquisitor wird aber auch erst, wer das Wohlwollen des Konvents hat, da die die Ernennung dann dahingehend beeinflussen, dass es ihrem Willen entspricht. Die übrigen Mitglieder können dabei vom Diener bis zum Inquisitor alle Ränge haben. Das heißt, dass das Knochengestell eben offiziell nicht höhergestellt ist als von Gellenstein (da hier wirklich nur der König in Frage kommt), aber innerhalb des Konvents als ältestes Mitglied (und weil jene die sich ihm entgegenstellen tragische Unfälle erleiden) eine gewisse Autorität inne hat. Ich hoffe, das ist jetzt etwas klarer. Und falls man das so nicht aus dem Abschnitt entnehmen kann, bitte nochmal drauf hinweisen.

    Sicher, dass du diesen Satz so lassen möchtest? Ich habe absolut keine Probleme mit langen Sätzen und dieser ist zwar richtig, aber trotzdem viel zu lang.

    Ich weiß auch nicht :/ das waren erst mehrere Sätze, die aber vom Sinn her nicht ganz gepasst haben, weswegen ich sie dann darein gepresst habe. Muss ich mir nochmal anschauen.

    Nachdem mich die liebe @melli nochmal etwas angestupst hat, ist mir aufgefallen, dass ich tatsächlich noch einen Teil auf meiner Festplatte habe. Ich spiele auch mit dem Gedanken, nochmal was zu schreiben. Das dauert dann aber noch, da ich mir erst wieder einen Überblick verschaffen müsste.

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    Mit lautlosen Schritten durchquerte der Großinquisitor die Speisekammer. Hier im zentralen Sitz der Inquisition befanden sich mehr Wachen als im Königspalast selbst. Dennoch gelang es von Gellenstein dank jahrelanger Übung und umfangreicher Kenntnisse über die, das ganze Gebäude durchziehenden, Geheimgänge, stets, sich unbemerkt von seinen Gemächern bis zu seinem Ziel zu begeben.
    Ein schwarzer Umhang, auf dem ein silbernes Auge prangte, zierte seine Schultern und das Gesicht des Großinquisitors wurde von einer ausdruckslosen, ebenfalls schwarzen, Porzellanmaske verdeckt. Abgerundet wurde dieses, mehr als ungewöhnliche, Erscheinungsbild von einem geschwärzten, eisernen Brustharnisch.
    Kurz hielt der großgewachsene Mann inne, ehe er die Kacheln am Ende der menschenleeren Speisekammer in genau festgelegter Reihenfolge berührte. Lautlos glitt die Wand auseinander und gab den Blick frei auf ein Portal aus schwarzem Eisen, auf welchem ebenfalls ein silbernes Auge abgebildet war.
    Dies war einer von zwölf Eingängen dieser Art, wie von Gellenstein wusste. Einer von zwölf geheimen Eingängen zum Mondlichtsaal. Den wenigsten Mitgliedern der Inquisition war auch nur einer dieser Eingänge bekannt, doch niemandem wusste um die Position von mehreren Portalen. Von Gellenstein hob seine bloße Hand. Das Symbol auf seinem Ring, welcher ihn als Angehörigen der Inquisition ausgab, fügte sich nahtlos in eine kaum zu erkennende Vertiefung in der Mitte der Tür. Ohne ein Geräusch schwangen die Flügel auseinander.
    Elf schwarze Masken blickten dem Großinquisitor entgegen, als er sich dem großen runden Tisch in der Mitte des Saals näherte. Erhellt wurde die Umgebung vom silbernen Licht des Vollmondes, das durch etliche winzig kleine Öffnungen in den Raum sickerte. Zusätzliches Licht boten lediglich zwölf Kerzen. Eine vor jedem Sitzplatz. Bedächtig nahm von Gellenstein Platz und musterte die anderen elf Masken. Anhand von Größe und Statur schätzte er, dass heute ein neues Mitglied im eisernen Konvent seinen Sitz eingenommen hatte. Hier in diesem Gremium, das weder offiziell noch inoffiziell existierte, wurden die eigentlichen Entscheidungen der Inquisition getroffen. Keines der Mitglieder wusste, wer die anderen waren, mit einer Ausnahme. Jeder kannte ihn selbst. Jeder wusste, dass der Großinquisitor zum festen Bestandteil des eisernen Konvents gehörte und so fiel es von Gellenstein zu, die Sitzung zu eröffnen.
    „Wir sind die Augen in der Finsternis“, begann der Großinquisitor die traditionellen Worte.
    „Wir sind das allsehende Licht und wir sind das Schwert, das richtet. Geschaffen um zu wachen, auserwählt zu dienen.“
    Eine kurze Stille setzte ein, ehe sich eine Gestalt zwei Plätze zur Rechten des Großinquisitors zu Wort meldete. Die magischen Eigenschaften der Maske verzerrten die Stimme, so dass nur ein dumpfes Grollen den Saal erfüllte.
    „Erzähle uns von deinen Erkenntnissen in Bezug auf diese tragische Mordserie, Bruder.“
    Von Gellenstein nickte unmerklich. Obgleich es ihn wunderte, dass das Thema so schnell zur Sprache gebracht wurde, war es von vorneherein abzusehen gewesen, dass sich eine Untersuchung mit solch delikatem Inhalt vor dem Konvent würde präsentieren müssen.
    „Brüder“, begann der Großinquisitor, wohl wissend, dass die meisten hier einander ohne zu zögern für das eigene Wohl verraten würden.
    „Wie von seiner Majestät angewiesen, habe ich mich persönlich dieser Untersuchung angenommen. All diese Morde in der jüngeren Vergangenheit weisen einige Gemeinsamkeiten auf. Die Opfer sind ausnahmslos enge Vertraute des Königs und in jedem Fall sind die Hinweise auf potenzielle Täter im besten Falle dürftig“, von Gellenstein legte eine kleine Pause ein, ehe er fortfuhr: „Was daran liegen dürfte, dass jeder dieser Morde unter Zuhilfenahme mächtiger Magie begangen wurde.“
    Ein leichtes Rascheln erfüllte den Raum, als einige der Anwesenden ihre Position unmerklich veränderten, doch die erhoffte Reaktion blieb aus. Nicht, dass von Gellenstein tatsächlich damit gerechnet hatte, den Mitgliedern des Konvents eine große Neuigkeit zu verkünden, einjeder von ihnen war selbst ein Mitglied der Inquisition und erlangte auf die eine oder andere Weise Kenntnis von wichtigen Informationen, aber eine etwas dramatischere Reaktion wäre ihm sehr gelegen gekommen. So jedoch fuhr er fort:
    „Ihr meine Brüder, die ihr hier sitzt, wisst nur zu gut um die Gefahr, die von fähigen Magiern ausgeht. Der eigentliche Sinn unserer ehrwürdigen Institution besteht schließlich im Eliminieren dieser Bedrohung. Doch in den letzten Jahrzehnten haben wir uns auf unseren Erfolgen ausgeruht, sind schwach geworden und die Jüngeren in unseren Reihen können sich glücklich schätzen, wenn sie einmal einem untrainierten Magier von bescheidenem Potential gegenüberstanden.“
    Allgemeines Nicken setzte ein, doch eine Gestalt, die dem Großinquisitor gegenüber saß, hob missbilligend die Stimme.
    „Ich muss wohl nicht hervorheben, unter wessen Führung unsere geliebte Inquisition derart schwach und dekadent geworden ist.“
    Von Gellenstein runzelte ungehalten die Stirn. Diese Frau war das neue Mitglied. Dennoch war es nicht akzeptabel, dass sie ihn in dieser Weise anging. Er würde ihr wohl eine Lektion erteilen müssen und zeigen, dass er durchaus in der Lage war, seinen Kopf aus politischen Schlingen zu ziehen.
    „Aus Rücksicht auf deine erstmalige Anwesenheit in dieser erlauchten Runde, ehrwürdiger Bruder, werde ich dir deine Unverfrorenheit nachsehen und einige Dinge erklären“, hob der Großinquisitor an und wies die Frau zugleich auf ihre schwache Position in dieser altgedienten und traditionell männerdominierten Runde hin, indem er die für jedes Mitglied vorgeschriebene Anrede besonders betonte.
    „Offiziell mag das Amt des Großinquisitors beinahe unbeschränkte Autorität innerhalb und außerhalb der Inquisition bieten, in der Realität jedoch ist der Großinquisitor nur die Hand, die ausführt, was in dieser stillen Runde ersonnen wird.“
    Das stimmte zwar nicht ganz, da der Konvent nur einmal im Monat zu jedem Vollmond tagte, so dass nur einige Themen in diesem Kreis besprochen werden konnten und ein Großinquisitor bei der Bewältigung der zwischenzeitlich anfallenden Aufgaben weitgehend freie Hand hatte und der eiserne Konvent darauf vertrauen musste, jemanden in diese Position gehoben zu haben, der in seinem Sinne agierte, war jedoch, was ein derart breites Thema anging, durchaus zutreffend. Bevor die Frau antworten konnte, tönte eine weitere Stimme:
    „Genug! Wir sind nicht hier um Schuld zuzuweisen. Dazu wird genug Zeit bleiben, wenn Ihr die Euch anvertraute Aufgabe nicht zu bewältigen in der Lage seid, Von Gellenstein.“
    Der Großinquisitor senkte den Kopf respektvoll, doch seine Opponentin funkelte den Sprecher erbost an. Sie würde die Regeln früh genug lernen, dachte Von Gellenstein. So wie alle hier es einst hatten tun müssen.
    Obgleich es in dieser Runde keine Hierarchie gab, waren einige Mitglieder gleicher als andere. Und an der Spitze der Pyramide stand jenes Mitglied, das eben seine Stimme erhoben hatte. Dies geschah nicht oft, doch wenn er, von Gellenstein bezeichnete ihn insgeheim in Ermangelung eines Namens und aufgrund seiner mageren Statur als Knochengestell, das Wort ergriff, stellte sich ihm niemand entgegen und wer es doch zu oft tat, der blieb nicht lange Mitglied des Konvents und wer nicht mehr zu den Treffen des Konvents erschien, war tot
    Da der Großinquisitor keine Intention hatte, bereits jetzt aus dem Leben zu scheiden, setzte er seinen Bericht fort. Nach einigen Diskussionen einigte sich die Versammlung darauf, dass von Gellenstein die Situation am besten beurteilen könne und man ihm daher freie Hand bei der Bewältigung der Affäre lasse. Jedenfalls bis zum nächsten Vollmond. Eine Entscheidung, die sich wohl weniger darauf begründete, dass man Vertrauen in seine Fähigkeiten setzte, als vielmehr darauf, dass niemand mit einem sehr wahrscheinlichen Fehlschlag in Verbindung gebracht werden wollte, und sei es auch nur innerhalb des Konvents, dachte der Großinquisitor.

    Nach langer langer Zeit konnte ich mich dann vor allem dank @Wysenfelder 's Drängen zu einem neuen Teil motivieren.
    Geschichtenstunde:

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    „Ah ja, mein Lord. Mit Sicherheit kennt ihr den Wasserlauf des Kardak.“ Ohne innezuhalten fuhr der Gelehrte fort: „Nun der Sage nach entsprang eben jener Fluss dem Schoss der Erde, nachdem Nedyas Schwert während des großen Kriegs des Himmels zu Boden fiel und tief in die Erde eindrang und diese öffnete. Der Volksmund bezeichnet also die Quelle des Kardak, oder genauer gesagt eine bestimmte Felsformation an besagter Quelle, als Nedyas Schwert.“
    Von Gellenstein unterbrach den Gelehrten mit einer unwirschen Handbewegung. „Diese Dinge sind mir bekannt. Was ich von Euch hören möchte, sind weitere Informationen, die im Zusammenhang mit Nedyas Schwer stehen.“
    Nervös knetete der alte Mann seine Hände, beeilte sich jedoch, der Bitte nachzukommen.
    „Sehr wohl, mein Lord. Wie ihr zweifelsohne wisst, haben die Götter keine physische Gestalt, sondern existieren innerhalb der magischen Ströme. Nichtsdestotrotz erzählt uns die Überlieferung von Zeiten, in denen die Götter in leiblicher Gestalt über die Erde wandelten. Es heißt, dass die sterblichen Völker Gegnern von unvergleichlicher Kraft gegenüberstanden und die Götter keinen anderen Weg sahen, ihren Schützlingen zu helfen, als selbst in die Schlacht einzugreifen.“ Obgleich von Gellenstein sich der Erzählungen aus längst vergangenen Tagen durchaus bewusst war, lies er seinen Gegenüber gewähren. Es war lange her, dass er sich mit solch ferner Geschichte hatte beschäftigen müssen. „Tapfere Freiwillige stellten sich schließlich den Göttern als Gefäße zur Verfügung und nahmen die Macht und die Wesen der Götter in sich auf“, fuhr der Gelehrte fort. „Wir wissen nicht, was dabei mit ihren eigenen Seelen geschah. Manche behaupten sie wären vernichtet worden, andere meinen, die Seelen der Sterblichen seien in das ewige Wesen der Götter eingegangen. Nun, wie dem auch sei. Auf jeden Fall heißt es, diese Macht sei zu stark und unbändig für sterbliche Körper gewesen. Und so wandelte die göttliche Kraft langsam aber stetig ihr jeweiliges Gefäß. Von Nedya wird beispielsweise behauptet, sie sei groß wie die turmhohen Wellen der östlichen Nadelmeere gewesen. Ihr Schwert trug den Namen Aradros und soll aus Korallen, härter als Diamant, gefertigt gewesen sein. Als die Götter schließlich alle bis auf die stärksten ihrer Feinde bezwungen hatten, flohen jene in die Lüfte. Auf mächtigen Schwingen folgten die Inkarnationen der Götter ihnen und hier schließlich, im sogenannten großen Krieg des Himmels, entbrannte die letzte Schlacht. Das Gefäß, welches Nedyas Essenz beherbergte, wurde vernichtet und ihr Schwert Aradros fiel zu Boden, wo es der Überlieferung nach die Erde spaltete und den Kardak entspringen ließ.“
    Der Mann zuckte entschuldigend mit den Schultern und fügte murmelnd hinzu: „Mehr ist uns von jenem Schwert leider nicht bekannt.“
    Der Großinquisitor nickte langsam. „Ich danke euch für eure Auskunft. Ihr werdet mit der Hohepriesterin der Nedya in Verbindung treten und sehen, ob diese über Euch unbekannte Informationen verfügt. Ihr könnt Euch nun zurückziehen.“
    Der alte Mann verbeugte sich eilig und verließ, so schnell es ihm, ohne respektlos zu sein, möglich war, den Raum. Von Gellenstein massierte sich mit leichtem Druck die Schläfen. Das war weniger gewesen, als erhofft. Doch er musste sich nun dem eisernen Konvent stellen.

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    Vernehmet meine Worte, Kinder dieser Welt. Kunde trage ich zu euch, die der Allschöpfer selbst mir gesandt. Durch diese Lettern, durch diese eiserne Tafel spreche ich zu euch durch die Jahrtausende. Mag auch mein Leib längst vergangen und meine Seele in die ewigen Ströme der Magie eingegangen sein, so fleht doch inständig mein ganzes Wesen, dass der Klang meiner Worte an die Ohren der Nachkommenden dringen wird.
    Denn der Allschöpfer zeigte mir Bilder, die mein Innerstes bekümmern und mich im Schlafe vor Angst erzittern lassen.
    Ich sah dunkle Obelisken gen Himmel streben und schwarze Paläste, erbaut auf abertausenden gebeutelten Rücken, das Land überziehen. Ich sah Sklaven, die sich die Zungen abbissen, ihrem ewigen Albtraum zu entrinnen, und deren gemarterte Seelen doch kein Entkommen fanden. Ich spürte die Angst der Mütter, die sich schützend über ihre Neugeborenen warfen um sie abzuschirmen vor gierigen kalten Fingern.
    Ich bin ein alter Mann und sah viele Kriege und Konflikte vorüberziehen.
    Keiner konnte sich an Elend mit diesen Visionen messen.
    Ich warne euch, oh Kinder dieser Welt. Nicht eines der Völker, das der Allschöpfer, bewahrt sei sein Name, in seiner Herrlichkeit erschuf, wird verschont bleiben ob dieses Grauens. Denn ich sah das Unheil selbst. Ich sah ihre eleganten, tödlichen Leiber und erblickte ihre vollkommene Gestalt. Doch ich sah mehr. Der Allschöpfer zeigte mir ihre unerbittlichen Augen, hart wie Granit, und den Funken des Wahnsinns, der in ihren Adern pulsiert. Es gibt in ihrem Wesen keinen Platz für Gnade und Güte. Und es existiert keine Rettung für ihre Seele. Verstoßen vom Allschöpfer wird sie nach dem Tod ohne Halt umherwandern und schließlich vergehen. Doch dies macht aus ihnen die gefährlichsten Feinde, die sich die im Licht des Allschöpfers wandelnden Völker nur zu erträumen vermögen. Sie klammern sich an die Existenz, wie Parasiten an ihren Wirt. Dies sind die eisigen Kinder.
    Ich bete an jedem mir verbleibenden Tag, dass ihre Existenz noch für viele tausend Jahre vergessen bleiben wird, doch der Tag wird kommen, an dem sie die Arme erheben und an den Festen ihres Kerkers rütteln werden.
    Darum vernehmt und bewahrt die Prophezeiung, die der Allschöpfer mir für unsere Kinder und Kindeskinder überlassen hat:

    Wo Nedyas Schwert die Erde spaltet, beginnt das Verderben.
    Findet den Schimmer in der Dunkelheit,
    denn er Enthüllt den Schatten.
    Doch senkt sich die Dunkelheit fünfmal,
    erklingen der Alten Worte nichtmehr,
    und schneiden stumpfe Eisen tief,
    so brechen sieben Schlüssel,
    brechen sieben Schlösser
    und der Körper rote Glut verlischt.

    Die Bedeutung dieser Worte entzieht sich noch immer meinem Geiste aber eines vermag ich mit Gewissheit zu sagen. Sie zeigen, dass der Allschöpfer sein Antlitz nicht einmal in der größten Gefahr von seinen geliebten Kindern abwendet. Er weist den Weg zu Schutz und Rettung. Um jeden Preis muss das Brechen dieser Schlüssel verhindert werden. Denn mit ebensolcher Gewissheit vermag ich zu erklären, dass es keine Möglichkeit mehr gibt den Sturm aufzuhalten, sollte er der Gefangenschaft entfliehen.

    Mit fragenden Blicken senkte der alte Gelehrte das brüchige Pergament.
    „Seid Ihr euch sicher, dass diese Worte die Prophezeiung des Gottes bildeten, mein Lord? Bisher hielt man den Verfasser der Arvenduinae stets für … ähm … nun ja, um den ehrwürdigen Hohepriester des Pothyros zu zitieren: einen Geisteskranken mit verirrten theologischen Ansichten, zu deren essentiellen Bestandteilen grauenhaft übertrieben Schreckensszenarien gehören. “
    Hagen schnaubte abfällig. „Was der ehrenwerte Hohepriester wohl dazu sagen würde, dass gerade einer der essentiellen Bestandteile seiner theologischen Ansicht einen Teil dieses … wie nanntet ihr es gleich? - grauenhaft übertriebenen Schreckensszenarien zum Besten gegeben hat?“
    Der schmale Gelehrte in einem unscheinbaren grauen Gewandt wandte sich sichtbar. Es war ihm deutlich anzusehen, wie unangenehm es ihm war, direkt mit dem Lord Großinquisitor zu tun zu haben.
    „Nun, mein Lord, das waren keinesfalls meine persönlichen Ansichten. Es klingt lediglich sehr unwahrscheinlich, dass eine der in den Arvenduinae geschilderten Zukünfte eintritt.“
    „Genug!“, unterbrach Hagen ihn. „Hrímnir sprach die Prophezeiung nicht exak in dieser Weise aus, doch die Bedeutung blieb erhalten. Es handelt sich ohne Zweifel um dieselbe. Von wem wurden diese Schriften verfasst?“
    Voll in seinem Element stürzte sich der Gelehrte auf die Beantwortung dieser Frage.
    „Wir kennen den Namen des Mannes nicht, doch steht sicher fest, dass es sich um einen Angehörigen eines uralten Elfenkultes handelt. Sie widmeten ihr Leben der Anbetung eines Wesens, das sie als den Allschöpfer bezeichneten. Selbstverständlich wurde diese absurde Praktik eingestellt, als man mit den Göttern in Kontakt trat. Es steht völlig außer Frage, dass sie die Welt geformt und das Leben gehegt haben. Alles andere wäre reine Blasphemie.“
    „Das genügt“, unterbrach der Inquisitor seinen Gegenüber, ehe dieser weiter plappern konnte. „Nedyas Schwert, was könnt ihr mir darüber erzählen?“

    So, noch ein winziger Nachttrag zum letzten Teil:
    (und ja ich weiß, es ist sehr klischeehaft)

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    Kurz darauf verstummte das Scheppern und Martin nahm an, dass die Soldaten ebenfalls auf die merkwürdige Lichtung gestoßen sein mussten.
    Niemand, den er kannte, wäre einfach daran vorbei gelaufen ohne der ungewöhnlichen Flora seine Aufmerksamkeit zu schenken.
    Agnes stoppte so abrupt, dass Martin nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und in sie hinein stolperte. Doch die kräftige Frau schenkte dem keine Beachtung und deutete in das Laubwerk über ihnen. „Dort oben existiert ein kleiner Unterschlupf. Er ist nicht besonders groß, doch sollte er ausreichen um uns beide eine Weile lang zu verstecken. Ich werde hinaufklettern und dir eine Leiter herab lassen.“

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    „Welche Geschichten hat man dir denn als Kind erzählt, wenn du nicht weißt was ein Alo ist?“
    Der Junge erkannte überrascht, dass es sich bei der anderen Person um eine Frau handeln musste.
    Augenblicklich dachte er an den geifernden Wolf, der noch immer am Rand der Lichtung stand und zornig herüber starrte. Er selbst mochte im Moment vor dem Biest in Sicherheit sein, doch eine wehrlose Frau sollte nicht alleine im Wald unterwegs sein, und schon gar nicht hier im Herzen des grünen Meeres. Jeder im Dorf wusste, dass die Frauen die Begrenzungen der Siedlung nur in männlicher Begleitung verlassen sollten. Nicht nur wegen der Wegelagerer, die in letzter Zeit immer häufiger die unbedeutenderen Straßen des Reiches heimsuchten, sondern auch zum Schutz vor wilden Tieren und nicht zuletzt gebot es natürlich auch der Anstand.
    Als Martin sich jedoch umdrehte, musste er zunächst heftig schlucken. Ihm gegenüber stand eine Frau mittleren Alters, deren Ausrüstung keinen Zweifel daran ließ, dass sie sich sehr wohl zu verteidigen wusste.
    Seine Mutter hätte beim Anblick der Kleidung wohl naserümpfend etwas von „Mannweib“ gemurmelt, doch Martin war fasziniert. Seine Gegenüber trug abgewetzte braune Lederhosen und eine grüne Weste über einem robust aussehenden Oberteil aus Wolle.
    Doch mehr noch als von dieser ungewöhnlichen und unziemlichen Kleidung wurden seine Blicke von den Waffen der Frau angezogen. In der Hand hielt sie einen Kurzbogen aus einem polierten roten Holz, das Martin nicht näher bestimmen konnte, und an ihrem Gürtel sah er den Griff eines Dolches. Dieser war ebenso aufwändig gearbeitet, wie der Bogen schlicht. Auf dem Griff aus Horn saß das metallene Abbild eines Adlerkopfes, in dessen Augen winzige blaue Steine eingelassen schienen.
    Obwohl Martin in seinem Leben nicht viele wertvolle Gegenstände gesehen hatte, so war er sich doch sicher, dass diese Waffe eines Adligen würdig war.
    Nachdem er die Frau überrascht einige Augenblicke gemustert hatte, viel Martin plötzlich auf, dass sein Starren sicherlich sehr ungebührlich aussah. Verschämt senkte er den Blick und betrachtete stattdessen das kurze Gras zu seinen Füßen.
    „Bist du plötzlich stumm geworden oder einfach nur dumm?“, fragte die Frau barsch.
    Martin hob den Blick ein wenig, so dass er nun nicht mehr auf seine eigenen Füße, sondern auf die abgenutzten aber dennoch stabil aussehenden Stiefel der Frau blickte.
    „Entschuldigt, edle Dame“, murmelte er. „Meine Mutter hat mir die Geschichte von Fridibald, dem frivolen Fasan erzählt. Und die vom weisen Drachenkönig. Oh und natürlich die Geschichte von Sir Merewan, dem Elfenritter. Das war mir immer die liebste. Und meine Tante hat mir immer die gleiche Geschichte erzählt. Sie war etwas vergesslich. Immer hat sie die Erzählung von Kapitän Rostsäbel und dem …“
    „Du hörst ja gar nicht mehr auf zu quasseln.“, fuhr die Frau genervt dazwischen. „Erstens bin ich keine edle Dame, du kannst mich Agnes nennen. Zweitens wollte ich nicht deine Lebensgeschichte hören, und drittens … “, die Frau drehte plötzlich den Kopf und lauschte angestrengt.
    Auch Martin spitzte die Ohren, doch er vernahm nicht ungewöhnliches. Nur die Geräusche der Natur und das scheppern von Metall.
    Moment, das Scheppern von Metall?
    „Drittens sollten wir uns schleunigst aus dem Staub machen.“, schloss Agnes und packte Martin mit ihrer freien Hand am Oberarm. Der nahm wiederum den kleinen Fuchs auf und zusammen flohen sie in die entgegengesetzte Richtung.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag fühlte der Junge sich eher durch die Gegend geschleift, als dass er rannte, doch sie kamen zügig vorwärts und das war das einzige was zählte.

    So, ich hoffe, dass ich hier etwas das kultutelle Umfeld näherbringen und ein wenig Farbe in die Charaktere bringen konnte. Rückmeldungen sind gerne gelesen.

    Und weiter geht es nach einer sehr schweren und langwierigen Geburt diesmal mit Martin und seinem Alo :)

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    Martin kniff panisch die Augenzusammen, als der riesige Wolf auf ihn zuschoss. Gleichzeitig hob er abwehrend beide Arme vor sein Gesicht. Quälende Augenblicke verstrichen, die er auf den Aufprall wartete.
    Doch es kam keiner.
    Nur ein wildes Knurren drang zu ihm durch. Langsam öffnete der Junge seine Augen und blinzelte in das helle Licht.
    Erst schemenhaft, dann immer deutlicher zeichnete sich vor ihm ein merkwürdiges Schauspiel ab. Der Wolf starrte noch immer rasend zu Martin herüber, doch fuhren seine Pfoten hilflos durch die Luft. Ein Wesen, noch größer als dieses abnormale Exemplar seiner Spezies, drückte den Wolf zu Boden.
    Ein weiteres Mal knurrte der furchterregend, doch sein Kontrahent blieb stumm. Das Wesen hielt den Wolf lediglich am Boden, bis dieser nach einer Weile schicksalsergeben seine Kehle entblößte und aufgab.
    Mit eingezogenem Schwanz stakste er steif zurück an den Rand der Lichtung, doch dort blieb er stehen und drehte sich um. Das gesunde Auge verharrte musternd auf Martin, welcher jedoch nur Blicke für das unbekannte Wesen übrig hatte.
    Eine längliche Schnauze wandte sich dem Jungen zu und der lange schlanke Leib folgte. Das Tier reichte Martin bis an die Schultern und statt von einem Fell, war sein Leib von langen, nach hinten gebogenen Stacheln überzogen, die sich mal eng an den Körper schmiegten und mal warnend sträubten.
    Der ebenfalls stachelgesäumte Schwanz peitschte durch die Luft als das Wesen näher kam.
    Noch nie hatte der Junge etwas Derartiges gesehen. Doch als er in die Augen des Tieres blickte, glaubte er ein bekanntes Glitzern zu erkennen. Martin konnte es nicht benennen, doch dieses etwas vermittelte ihm ein vertrautes Gefühl und so ließ er es zu, dass das Tier ihn mit der Schnauze am Arm berührte.
    Im Gegensatz zu den hellbraunen Stacheln war diese nicht hart sondern weich und feucht. Und während Martin sich noch überrascht fragte, was hier geschah, veränderte sich das Wesen vor ihm.
    Der Leib schrumpfte während die harten braunen Stacheln zu rotem weichem Fell wurden.
    Nun erst fiel dem Jungen auf, was ihn bisher irritiert hatte. Sein kleiner Begleiter war verschwunden gewesen. Er hatte angenommen, dass der Alo seinen tierischen Instinkten gefolgt und geflohen war. Umso überraschter war Martin, in dem Bezwinger des Wolfes das zutrauliche Wesen zu erkennen.
    Nun wieder auf Normalgröße geschrumpft, sprang der Alo auf Martin zu und strich quiekend um seine Beine.
    „Wie hast du das gemacht?“, wollte der mit großen Augen wissen. „Ich … ich meine danke, aber was war das?“, stotterte er.
    Das kleine Tier blickte aus klugen dunklen Augen zu dem Jungen auf, doch antworten tat es nicht.
    Stattdessen erklang eine Stimme hinter Martin.

    Auf den Baum werdet ihr noch warten müssen, erstmal wenden wir uns wieder der "Nachhut" zu :)

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    Tiu lehnte schwer atmend an dem dicken Baum und versuchte über die von ihm verursachten Geräusche hinweg ihre Verfolger zu hören. Wie hatte es nur so weit kommen können? Er hatte den Jungen nie in Gefahr bringen wollen, doch es schien als würde die Gefahr ihn selbst verfolgen, seit er aus dem Krieg zurückgekehrt war. Sogar hierher, in diese beschauliche und sicher gelegen Stadt. Er hätte von Gellensteins Ersuchen nachkommen und das Werk des anderen Magiers ausfindig machen und verfolgen sollen, dann wären nun weder er selbst noch Martin in dieser Situation. Doch dazu hätte Tiu tief in die Ströme der Magie greifen müssen, dorthin wo sich die Essenz seines und der anderen Götter befand. Selbst wenn diese sich ihm nicht widersetzt hätten, wäre er anschließend aus seinem Orden verstoßen und von sämtlichen Priestern des Landes geächtet worden. Es war ein Frevel die göttlichen Bereiche der magischen Ströme ohne Erlaubnis zu berühren und die Gesetze der Priesterschaft eindeutig. Natürlich wusste von Gellenstein das, doch es war ihm schlichtweg egal. Er war ein skrupelloser Machtmensch, der seinen Einfluss zu mehren versuchte und sich nicht scheute, diesen auch einzusetzen.
    Stampfende Schritte rissen Tiu aus seinen Überlegungen. Inzwischen hatte sich seine Atmung wieder halbwegs normalisiert und er ballte die großen Pranken zu Fäusten. Wenn es sein Schicksal war hier zu sterben, dann sollte es so sein, doch er würde nicht kampflos aufgeben. Metallisches Klirren kündigte den Soldaten an, ehe er um den Baum herum und in Sichtweite war. Das blanke Schwert in der Hand blickte der Mann auf den Boden, scheinbar nach Spuren seiner Beute suchend. So sah er die schwere Faust erst heransausen, als es zu spät war. Der Wangenschutz des eisernen Helmes riss dem Frostvater die wunde Haut auf und Blut rann den Arm entlang, doch wurde der Kopf des Soldaten gegen einen anderen nahestehenden Baumstamm geschleudert, wo der Mann bewusstlos zu Boden sackte. Zufrieden grunzte Tiu. Er mochte nichtmehr so agil wie in jungen Jahren sein, doch für diesen Jungspund reichte seine Kraft noch. Der Mann hatte noch nicht einmal rechten Bartwuchs, geschweige denn echte Kampferfahrung. Der Frostvater war nur froh, dass er ihn nicht hatte töten müssen, doch schon wurden weitere eilige Schritte laut.
    Noch während Tiu überlegte, ob er kämpfen oder den Versuch der Flucht wagen sollte, erschienen fünf gepanzerte Soldaten. Allerdings hielt nur einer von ihnen seine Waffe in der Hand. Reflexartig warf sich der Frostvater seinen Verfolgern entgegen. Jahre des Krieges hatten ihn gelehrt, dass ein aus einer solchen Situation flüchtender Gegner selten die Chance hatte zu überleben. Ein überraschender Gegenangriff jedoch konnte die Feinde ins Wanken bringen. Die beträchtliche Masse des Frostvaters prallte gegen den mittleren Gardisten und warf ihn einfach zu Boden.
    Derweil kamen die anderen Soldaten stolpernd aus vollem Lauf zum Stehen. Jene drei, welche noch keinen Stahl in den Händen hielten, griffen eilig nach den Schwertgriffen an ihrer Seite. Indessen war der bereits gewaffnete Mann den riesigen Frostvater angegangen. Seine Klinge pfiff durch die Luft und verfehlte Tiu nur um Haaresbreite. Dieser nutzte die Blöße, die durch den Schwung des Schwerthiebes in der Deckung seines Angreifers entstanden war. Ein mächtiger Fausthieb gegen das Kettengeflecht am Hals des Mannes ließ diesen röchelnd zu Boden gehen. Eilig ergriff der Frostvater das Schwert des Soldaten und wandte sich den übrigen drei Gardisten zu.
    Auch diese hielten nun allesamt ihre Waffen in Händen und bemühten sich, Tiu einzukreisen. Sich von drei Seiten bedrängt sehend, wich der zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Baumstamm stieß. Ein Kampf in solcher Unterzahl war bereits schwer genug, wenn man keinen gigantischen toten Winkel hatte, doch mit einem ungeschützten Rücken wäre es beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Stahl prallte auf Stahl, als der Gardist zu Tius Linker vorsprang. Mit wenigen Hieben drängte dieser seinen Angreifer zurück, doch schon sauste das Schwert eines zweiten Soldaten heran.
    Die Kämpfer mochten kaum echte Erfahrung haben, doch waren sie ohne Zweifel gut im Einzel- und Gruppenkampf ausgebildet worden. Sie koordinierten ihre Schläge so, dass keiner den anderen behinderte, jedoch stets eine Waffe den Kriegspriester in Bedrängnis brachte. Die anhaltende Belastung trieb dem angeschlagenen Frostvater den Schweiß auf die Stirn, während er wieder anfing stark zu keuchen. Auch der Gardist, den Tiu bei seinem Gegenangriff zu Boden geworfen hatte, rappelte sich nun wieder auf und schloss sich seinen Gefährten an.
    Verzweiflung überkam den Priester und so beschloss er, ein riskantes Manöver zu wagen. Statt den nächsten Schwerthieb zu parieren, duckte er sich und die Waffe schoss harmlos über ihn hinweg. Sogleich stach der Gardist auf der gegenüberliegenden Seite zu, doch Tiu, der inzwischen ein gewisses Muster in ihren Angriffen erkannt hatte, war darauf vorbereitet und lenkte das Schwert mit seiner eigenen Waffe zu Seite ab. Gleichzeitig drückte er sich aus der Hocke ab und sprang seinem letzten Angreifer entgegen. Der Priester biss die Zähne zusammen, als das Schwert eines anderen Soldaten seine dünne Robe zerriss und seinen Arm streifte. Tiu hatte jedoch darauf gebaut, dass seine Gegner zu überrascht sein würden um angemessen zu reagieren, und so war es auch. Zusammen mit dem angesprungenen Gardisten ging er zu Boden. Ehe dieser jedoch etwas unternehmen konnte, rammte der Frostvater seinen Ellbogen in das ungeschützte Gesicht und vernahm ein befriedigendes Knacken. Ein schmerzhafter Tritt in die Rippen ließ Tiu zur Seite rollen, doch als er sich wieder aufrappeln wollte, verließ ihn endgültig die Kraft.
    Weder Adrenalin noch purer Wille verliehen ihm mehr die nötige Kraft und mit zitternden Muskeln sackte der Priester wieder auf den Boden, gerade als das Klacken einer Armbrust ertönte und ein eiserner Bolzen an der Stelle die Luft durchschlug, an der sich Tius Oberkörper ansonsten befunden hätte. Brennender Schmerz fuhr ihm durch den Körper als sich die erregten Gardisten auf ihn warfen, doch schon senkte sich erschöpfte Dunkelheit auf seinen Geist herab. Das letzte was der Kriegspriester vernahm, war eine bekannte Stimme, die unverständliche Befehle durch den Wald brüllte.

    Meine erste Kampfszene *freu*

    So einen Teil habe ich noch fertig bekommen. :)

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    Zweige zerkratzen sein Gesicht, als er rücksichtslos durch das wild wuchernde Grün brach.
    Auf seinem Arm hatte das kleine rötliche Geschöpf wieder angefangen, vergnügt zu quieken, doch Martin hörte es nicht. Das Blut, das in seinen Ohren pulsierte und der Atem, der seinen Hals zerkratzte, übertönten alle anderen Geräusche.
    Er wollte nur fort, fort von den grausamen Menschen, die ihn verfolgten und fort von dem Wahnsinn. Zu viel war in den letzten Stunden geschehen. Eben noch war er ein einfacher Priester-Schüler in einem ruhigen und beschaulichen Ort fernab jeglicher Gefahr gewesen und jetzt war er auf der Flucht vor der königlichen Inquisition, sein Meister vermutlich tot und das einzige, das ihm blieb ein kleines lebendiges Fellbündel.
    Martin spürte, wie ihm heiße Tränen über die Wangen rollten, doch er weigerte sich, innezuhalten. Den Wald, der ihn umgab, nahm er durch feuchte Augen nur als verschwommene Mischung grüner Farbtöne war, doch jähe Helligkeit ließ ihn stolpernd innehalten.
    Verwundert wischte sich Martin mit dem Ärmel seiner zerrissenen Robe die Augen und sah in die, nach dem langen Zwielicht des Waldes, grellen Sonnenstrahlen.
    War das das Herz des Waldes?
    So weit war er noch nie in das grüne Meer vorgedrungen. Eine kleine Lichtung erstreckte sich vor Martin. Bis auf einen einzigen, inmitten eines Graßmeeres thronenden Baum, war die Region frei von Vegetation. Der Rand der Lichtung allerdings war gesäumt von farbenprächtigen und exotischen Blumen, Bäumen und Sträuchern. Doch dieses bunte Schauspiel entging Martin, denn sein Blick lag gebannt auf dem König der Lichtung.
    Weder war der Baum besonders groß, noch trug er auffallende Früchte oder Blüten, doch durch die gesamte dunkle Rinde zogen sich silberne Muster und je länger Martin sie besah, desto sicherer war er sich, dass sich die Schnörkel und Symbole langsam aber stetig änderten, verschoben und wandelten.
    „Was ist das? Es ist wunderschön.“, flüsterte er zu sich selbst und tat unwillkürlich einen Schritt auf die Lichtung, in Richtung des Baumes.
    Ein weiterer zögerlicher Schritt folgte und dann noch einer. Der Alo in seinem Arm reckte neugierig den Kopf und starrte ebenfalls auf den seltsamen Baum. Je näher sie dem Baum kamen, desto zappeliger wurde das Tier und Martin hatte Mühe, es festzuhalten.
    Als sich zu den unaufhörlichen Bewegungen schließlich auch noch ein Kratzen und Beißen gesellte, ließ er den Alo mit einem erschrockenen Aufschrei los. Abrupt stürzte dieser in die Tiefe, wo er elegant auf allen vier Füßen landete. Ohne innezuhalten, überbrückte er die restliche Distanz zum gezeichneten Baum und Martin lief eilig hintendrein.
    „Warte!“, rief er. „Du kannst doch nicht einfach so davon laufen. Wie soll ich denn so auf dich aufpassen?“
    Er streckte die Hand nach dem weichen Fell aus doch streifte es lediglich mit den Fingerspitzen.
    Mit seiner spitzen Nase stupste der Alo neugierig gegen die Rinde des Baumes. Martin schien es, als leuchtete kurz ein sanftes silbernes Licht auf, wo Tier und Pflanze einander berührten, doch sicher war er sich nicht.
    Vorsichtig und ebenfalls neugierig näherte er sich den beiden Lebewesen. Neben seinem neuen Begleiter ging der Junge in die Knie und legte eine Hand auf das Fell des nun ganz ruhig dastehenden Alos. Die andere Hand legte er flach mit gespreizten Fingern an die dunkle Rinde.
    Die silbernen Zeichen in der Nähe seiner Haut schienen sich hektischer zu bewegen. Immer schneller veränderte sich das Muster, so dass Martin sich des Wandels nun sicher war. Glatte Linien krümmten sich und unbekannte Runen wanden sich wie in Qualen. Ein leichtes Kribbeln fuhr durch Martins Hand doch schien der es gar nicht zu bemerken, so gebannt war er von dem Schauspiel, das sich ihm bot.
    Ein frischer Wind wehte durch die Baumkronen der umgebenden Pflanzen und brachte die Blätter zum singen.
    „Es ist fast, als wollten sie mich warnen. Mir sagen, dass ich unerwünscht bin“, flüsterte Martin mehr zu sich selbst als zu dem Alo an seiner Seite.
    Was für ein Unsinn, versuchte er sich einzureden. Bäume haben keine Gefühle. Der Wind in den Blättern klingt immer gleich. Das ist sicher nur Einbildung, durch die Erlebnisse der letzten Stunden. Ein trockenes Schnauben erklang hinter dem Jungen, der noch immer die Hand an der Rinde des Baumes hielt. Inzwischen bewegten sich die Zeichen so schnell, dass es aussah, als sei der Baum von einer Horde silberner Schlangen befallen. Heiße Luft fuhr Martin durch die Haare und langsam drehte er sich um, die Hand von der Rinde lösend. Er spürte, wie sich auch das Fuchswesen unter seiner anderen Hand bewegte. Ein ängstliches Fiepen ertönte und kurz darauf keuchte auch Martin vor Überraschung auf. Zwei Augen starrten ihm zornig entgegen. Eines leuchtend gelb während das andere in seiner Farbe waberndem Nebel glich. Doch beide hatten sie geschlitzte Pupillen. Hastig versuchte Martin vor dem halbblinden Wolf zurückzuweichen, stieß jedoch mit dem Rücken gegen den einsamen Baum inmitten der Lichtung. Ein Dämon!, fuhr es ihm durch den Kopf. Obwohl ihm das Alter deutlich anzusehen war, wirkte das Tier kraftvoller und wilder als jeder andere Wolf, den Martin jemals gesehen hatte. Noch überraschender jedoch war die Größe. Hätte Martin gestanden, so hätte sein Gegenüber ihm sicherlich bis an den Bauchnabel gereicht. Als hätte er nie aufgehört zu wachsen. Der Wolf zog die Lefzen zurück und entblößte von Speichel bedeckte und im Sonnenlicht schimmernde Reißzähne, während sich die starken Beine zum Sprung spannten.

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    Martin gelangte an die Stelle, an der er Tiu zurück gelassen hatte. Er erkannte sie an der uralten Eiche, die von zwei jungen Sprösslingen eingerahmt wurde. Hier hatte sich sein Meister angelehnt und war eingedöst.
    Allerdings konnte er ihn nun nirgends entdecken.
    Panisch blickte er sich um. Hatte Tiu sich auf die Suche nach ihm begeben? Oder hatten ihn die Häscher entdeckt während er geschlafen hatte?
    In der Nähe raschelte das Blattwerk und Martin drehte sich um. Erleichtert atmete er auf.
    „Ach da seid ihr, Meister“, lächelte er. „Ich dachte schon ihr wäret fort.“
    „Das wäre sinnlos“, antwortete der. „Wo hätte ich dich denn suchen sollen? Aber ich wusste, dass du wieder zurückkommen würdest.“
    „Hier Meister, ich habe euch etwas zu Essen besorgt“, strahlte Martin und fummelte die von seinem Sturz halb zerdrückten Beeren aus der Tasche.
    „Iss du sie, du hast es nötiger als ich“, brummte Tiu. „Wir müssen bald weiter. Soldaten folgen unserer Spur“, sagte er und deutete mit dem Daumen durch die Büsche und in Richtung Stadt.
    Martin näherte sich vorsichtig der Waldbegrenzung und spähte nach draußen. Tatsächlich konnte er mehr als zwei Dutzend Soldaten sehen, die eilig den Schnee entlangliefen, der noch immer gut zu erkennen war.
    „Es hätte schlimmer kommen können“, meinte Tiu missmutig. „Sie sind nicht beritten und wir können es schaffen, ihnen zu entkommen.“
    Seine Augen wanderten durch den Wald, ehe sie im Schatten eines Baumes hängen blieben.
    Mit ungeahnter Schnelligkeit packte er Martin und zerrte ihn beschützend hinter sich. Auch der starrte nun in den dunklen Schatten, konnte jedoch nichts entdecken. Langsam ließ er seinen Blick tiefer wandern. Was er sah versetzte ihn zwar in Erstaunen, jedoch verstand er die Aufregung seines Meisters nicht. Zwei freundliche dunkle Augen blickten zu ihnen auf. Derweil hatte Tiu kampfbereit die Hände gehoben.
    „Aber dort ist doch nur ein Fuchs“, meinte Martin fragend.
    „Das ist kein Fuchs“, knurrte der Frostvater, „also es ist schon ein Fuchs, aber kein gewöhnlicher. Das ist ein Alo.“

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    Sry Alopex Lagopus: mir ist nichts besseres eingefallen :)


    „Ein Alo?“ Martin verstand gar nichts mehr. Eben noch hatte er dem kleinen Tier zu fressen gegeben und es gestreichelt und nun sollte es so gefährlich sein, dass er sich hinter seinem Meister verstecken musste?
    „Meister, das Tier ist ganz sicher nicht gefährlich. Ich habe es eben noch gefüttert.“
    „Du hast was?“, polterte Tiu los. „Sag mir, dass das nicht wahr ist. Nein, dann ist es nicht gefährlich. Dann ist es eine Last. Herzlichen Glückwunsch Junge, die bist soeben Mutter geworden.“
    Perplex sah Martin den Priester an „Ich … äh … was?“, stotterte er.
    „Ich erkläre es dir später“, erwiderte Tiu scheinbar erbost und packte Martin am Arm. „Jetzt müssen wir erst einmal fliehen. Und nimm dein neues Anhängsel mit.“
    Obwohl er noch immer nicht verstand, winkte der Junge dem kleinen Fuchs, der erstaunlicherweise folgsam herüber getrottet kam und zuließ, dass Martin ihn auf den Arm nahm. Von Tiu am Arm gezerrt, stolperte der Junge wieder tiefer in den Wald.
    Inzwischen war bereits das klirrende Geräusch der Rüstungen und das Stampfen schwerer Stiefel zu vernehmen. Nur Augenblicke nachdem sich die beiden Flüchtenden außer Sichtweise ihres alten Aufenthaltsortes begeben hatten, brachen die Soldaten durch das Gebüsch. Martin hörte Befehle erschallen und bemühte sich, mit den langen Schritten seines Meisters mitzuhalten, während der kleine Fuchs auf seinem Arm vergnügt quiekte. Er war vermutlich der einzige, dem diese Flucht gefiel, dachte der Junge.
    Ein trockener Ast knackte unter den Schritten und hallte in Martins Ohren wie Donnerhall.
    „Verdammt!“, zischte Tiu und änderte abrupt die Richtung.
    Immer weniger Licht fiel durch das Blätterdach, als die Bäume näher zueinander rückten.
    Unter die steten Schritte hatte sich ein irritierendes Geräusch gemischt und Martin benötigte einige Augenblicke um zu erkennen, dass der alte Priester heftig keuchte.
    Er ist immer noch sehr geschwächt, überkam ihn die Erkenntnis, er wird nicht viel länger durchhalten.
    Anscheinend war auch Tiu zu dieser Einsicht gelangt, denn zwischen zwei Atemzügen stieß er hervor: „Lauf weiter, Junge … ins Herz des Waldes … ich … komme nach.“
    Mit diesen Worten stieß er Martin weiter in die Laufrichtung, während er selbst sich mit schnell hebender Brust an eine mächtige Buche lehnte.
    Stolpernd kam der Junge zum Stehen.
    „Ich lasse Euch nicht zurück, Meister“, meinte er verzweifelt.
    „Lauf du Narr!“, flüsterte Tiu mit blitzenden Augen.
    Doch Martin weigerte sich. Er wollte, nein er konnte seinen Meister nicht zurücklassen. Die Soldaten würden ihn niedermetzeln.
    Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Daumen und ein kurzer Aufschrei entfuhr ihm, ehe er ihn unterdrücken konnte.
    Der Fuchs, nein Alo, hatte die kleinen aber messerscharfen Zähne in dem Finger versenkt und zog.
    Ich habe nun selbst Verantwortung, erkannte Martin. Ich muss für das Tier sorgen. Mit einem letzten Blick auf den heftig atmenden Priester wandte er sich ab und rannte weiter.

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    Mit gemischten Gefühlen setzte Hagen die, für seinen Geschmack unnötig pompöse, Adlerfeder ab. Auf der einen Seite war er froh, endlich zu einem Entschluss gekommen zu sein, wie die Probleme angegangen werden sollten, andererseits machte er sich große Sorgen darum, dass Gerüchte entstanden. Richtig gestreut konnten Gerüchte wahre Wunder bewirken. Das wusste er aus eigener Erfahrung. Doch wild wuchernde Gerüchte waren oftmals bedrohlich. Sie fassten überall Fuß und säten unkontrolliert Misstrauen und Unsicherheit, Zorn oder Liebe.
    „Hauptmann Wagel!“, rief er den vor der Tür wartenden Soldaten.
    Prompt öffnete diese sich und der Angesprochene blickte in das Zimmer.
    „Ja, Lord Großinquisitor?“, fragte er.
    „Sucht mir Kyrios und bringt ihn her“, befahl Hagen.
    Der Hauptmann salutierte zackig und entfernte sich mit polternden Schritten. Noch einmal las der Großinquisitor den Brief, den er soeben verfasst hatte. Ja, so würde es gehen.
    Er trat an das einzige Fenster und öffnete es weit. Mit geübter Handbewegung förderte er ein metallisches Rohr aus seinem Mantel hervor und hob es an den Mund. Ein kurzer gellender Laut ertönte und als Antwort erklang ein langgezogenes Kreischen von einem der hohen Turmdächer herab.
    Braun gescheckte Schwingen trugen den stolzen Falken hinab auf die Brüstung der Wohngemächer, wo er mit vor und zurück ruckendem Kopf zu seinem Herrn aufsah.
    Hagen strich kurz mit den Fingern über die weichen Halsfedern des Vogels, woraufhin dieser den linken Fuß hob. Daran band er den gerollten Brief mit etwas Garn fest.
    Mit einem weiteren durchdringenden Kreischen erhob sich der Falke abermals in die Luft.
    Wenigstens ein Gefährte, auf den stets Verlass war, dachte Hagen und wandte sich befriedigt der Tür zu als just zu diesem Zeitpunkt ein Klopfen ertönte.
    „Ja?“, verlangte er mit herrischer Stimme.
    Sein ehemaliger Schüler trat ein und ging mit einem Knie auf den Boden, während der Gardist wieder draußen Aufstellung nahm.
    „Mein Lord, ihr habt nach mir verlangt?“, fragte Kyrios unterwürfig.
    „Steh auf und lass dieses verdammte Getue“, kommentierte Hagen, „wir wissen beide, dass du es nicht ernst meinst.“
    Ohne zu widersprechen erhob sich sein Gegenüber.
    „Du wirst die Suche nach dem Priester übernehmen. Und du wirst die Konsequenzen tragen, sollte sie scheitern“, fuhr der Großinquisitor fort.
    „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die fünfundzwanzig fähigen Soldaten, die ihr bereits entsandt habt, durchaus in der Lage sein sollten, den Verräter zu ergreifen. Nach diesem Kampf muss er sehr geschwächt sein.“
    „Umso besser für dich“, erwiderte Hagen ironisch und wandte sich wieder ab „Vielleicht solltest du dann hierbleiben und ein wenig deine wohlverdiente Ruhe genießen.“
    Es war nicht zum auszuhalten mit dem Nachwuchs. Selbstüberschätzung und das Fehlen echter Herausforderungen machten sie nachlässig und angreifbar. Nun ja, dieser Feind würde eine Herausforderung sein. Selbst in diesem Zustand. Hagen erinnerte sich noch an den Schrecken, den alleine Tius Name unter ihren Feinden gesät hatte. Damals war er selbst nicht mehr als ein einfacher Hauptmann gewesen. Doch die Zeiten hatten sich geändert.
    Der wahren Bedrohung allerdings würde er sich nun selbst widmen müssen. Er würde Hrímnirs Rätsel folgen und den unbekannten Mörder jagen.
    Mit kräftigen Schritten verließ Hagen das Zimmer, vorbei an dem jungen Inquisitor, der noch immer nicht wusste was er antworten sollte, und dem Hauptmann, der ihm pflichtbewusst folgte. Im Hof verlangte er energisch nach seinem Ross und ohne ein weiteres Wort galoppierte Hagen aus dem noch immer halb geöffneten Burgtor. Hauptmann Wagel und zehn berittene Gardisten folgten.

    Ich muss ja wenigstens so tun, als würde ich was schreiben :)

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    Martin sah auf seine klägliche Ausbeute hinab.
    Es war zu früh im Jahr und die meisten Pflanzen besaßen noch keine essbaren Früchte oder Samen.
    Immerhin hatte er zwei Handvoll saftiger weißer Merula-Beeren aufstöbern können.
    Die unscheinbaren Früchte schmeckten anfangs sehr sauer, entwickelten jedoch einen süßlichen Nachgeschmack, den er sehr mochte.
    Den Inhalt seiner einen Hand ließ Martin in eine der vielen Taschen seiner Robe gleiten. Schließlich musste sein Meister dringend etwas essen. Dann wollte er sich über seinen eigenen Anteil hermachen.
    Hinter dem Jungen ertönte ein leises Fiepen. Erstaunt drehte er sich um und blickte in große dunkle Augen, die zu ihm aufsahen. Ein erneutes Fiepen erklang und Martin ging in die Hocke.
    „Du schon wieder?“, fragte er grinsend.
    Die Fuchsaugen gaben seine eigenen frei und wanderten zu Martins Hand, die noch immer die Merula-Beeren hielt.
    Das kleine Tier winselte und stupste mit der weichen Nase dagegen. Martin wusste er würde es bereuen, doch er streckte die Finger und gab die Beeren frei.
    „Ich kann dir einfach nichts abschlagen, du Wollknäuel“, meinte er mit einem Lächeln auf den Lippen und streckte seine andere Hand aus. Der Fuchs ließ es wider Erwarten zu, dass Martin seinen Kopf streichelte. Das Tier hatte wunderbar weiches Fell, das dem Jungen dichter und flauschiger schien, als er es erwartet hatte.
    In Windeseile hatte das kleine Tier die Beeren verdrückt. Doch statt wie bei ihrer ersten Begegnung fortzulaufen, schlabberte es mit der winzigen rauen Zunge an Martins Fingern.
    „Hey, das kitzelt“, beschwerte der sich. „Wo ist denn eigentlich deine Mutter, Kleiner?“
    Natürlich gab das Tier keine Antwort, doch es blickte zu ihm auf, ehe es sich wieder genüsslich seiner Hand zuwandte.
    „Ich muss jetzt gehen“, setzte Martin sanft hinzu, „mein Meister wartet vermutlich schon auf mich. Er ist ein brummiger alter Bär, aber fast wie ein zweiter Vater für mich.“
    Er strich noch einmal mit der Hand über den Kopf des Fuchses und erhob sich dann langsam.
    Beim Gehen warf er noch einmal einen kurzen Blick über die Schulter. Die Augen des Tieres folgten seinen Schritten und der Kopf zuckte nervös. Eilig blickte Martin wieder nach vorne. Er wollte sich den Abschied nicht unnötig schwer machen. Schon immer hatte er zu Tieren ein besseres Verhältnis gehabt, als zu Menschen.
    Er hastete durch den Wald und achtete nicht sonderlich auf den Untergrund, über den ihn seine Füße trugen.
    Er machte sich Vorwürfe. Sein Weg hatte ihn tief in das grüne Meer getragen, wo die Bäume sich dicht an dicht drängten. Er hatte Tiu viel zu lange allein gelassen. Was wenn dieser inzwischen aufgewacht war und sich wunderte, wohin sein Schüler verschwunden war. Oder schlimmer, was wenn ihn ihre Verfolger, die es sicherlich geben würde, gefunden hatten? Nein, er hätte ihn nicht alleine lassen dürfen.
    Vor lauter Sorge übersah Martin eine aus dem Boden ragende Wurzel. Sein Fuß verfing sich und mit einem entsetzten Aufschrei kippte er nach vorne. Gerade noch rechtzeitig schaffte er es, seine Hände unter den Körper zu ziehen und vermied es so, mit dem Kopf voraus auf den erdigen Untergrund zu fallen.
    Verärgert rappelte sich Martin wieder auf. Wieso passierte so etwas immer ihm? Er sah an seiner eisblauen Stoffrobe herab und stellte entsetzt fest, dass sie teilweise zerrissen und mit Erde verschmutzt war.
    „Mit so etwas kann ich doch nicht herumlaufen“, grummelte er. Man würde sich überall an ihn erinnern, den Bettel-Priester-Schüler würde man ihn nennen, und was noch schlimmer war, er würde seinem Meister Schande machen. Doch erkannte er, dass er im Moment nichts daran ändern konnte. Also rieb er sich die schmerzenden Handflächen und setzte seinen Rückweg, stets auf den Untergrund achtend, fort.
    So entging ihm die kleine Gestalt, die ihm unter den schattenspendenden Bäumen folgte.

    Zitat

    Sehr gut, auch wenn Alopex Lagopus spezeill für den Polarfuchs steht, aber egal :D


    Puh, hatte schon Angst du hättest was dagegen :D
    Ich weiß, aber ich wollte ja nicht zuu schamlos abschauen ;) und so ein Polarfuchs mitten im Laubwald ist vielleicht ein wenig seltsam.

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    Hagen kochte vor Wut. Das war ein Desaster.
    Dieser Sturkopf von Priester gehörte zu der schlimmsten Sorte: Fanatiker.
    Ohne Bedauern stieg der Großinquisitor über die eingeschneite Leiche des gefallenen Soldaten hinweg. Er war jung und unerfahren gewesen und somit leicht zu ersetzen.
    Kyrios war inzwischen wieder zu sich gekommen, hatte sich jedoch angesichts des Zornes, der auf das Gesicht seines alten Lehrers geschrieben war, unter dem Vorwand zurückgezogen, ärztliche Hilfe zu benötigen.
    Hagen starrte fassungslos den Gang entlang. Dieser war auf seiner kompletten Länge eingeschneit.
    Er bahnte sich eine Schneise durch das unnatürliche Weiß und hinterließ dabei schwere Stiefelspuren.
    Angesichts seines glühenden Zorns hätte er beinahe erwartet, dass der Schnee zischend verdampfte.
    Dieser Gedanke brachte den Großinquisitor unwillkürlich zum Schmunzeln. Für Arnholds Nachfolger hätte dies die Sache sicherlich einfacher gemacht.
    Burg Melonos schien für eine ganze Weile unbewohnbar und Hagen hatte das vage Gefühl, dass dieser Posten bald zur Entsorgung von in Ungnade gefallenen Höflingen dienen würde.
    Da sämtliche Fackeln erloschen waren, wurden die abgerissenen Banner in der Eingangshalle nur spärlich beleuchtet und Hagen stürzte beinahe, als er an einem der langen Stoffstreifen hängenblieb.
    Er fluchte deftig und wandte sich dann an die Inquisitionsgardisten in der Halle, die ihn peinlich berührt ansahen.
    „Bin ich eigentlich nur von unnützen Hohlköpfen umgeben?“, ging er sie an, „Ihr seht einen Schneesturm durch die Burg toben und das kommt euch nicht merkwürdig vor? Ihr versucht nicht, in dessen Innerem nachzusehen, ob es etwas oder jemanden gibt, den ihr aufhalten solltet?“
    „Mein Lord … “, versuchte einer der Soldaten die Stimme zu erheben, doch der Großinquisitor ging nicht darauf ein.
    „Ihr könnt von Glück reden, wenn ich euch nicht allesamt hinrichten lasse! Und jetzt schippt diesen verdammten Schnee hier heraus!“
    Er wusste, dass die Gardisten vermutlich nicht viel hatten tun können, doch es tat gut, seinen Frust an jemandem auszulassen.
    Nicht nur, dass sie dem unbekannten Mörder keinen Schritt weiter waren, nein jetzt musste er auch noch Tiu Eisfaust jagen.
    Ausgerechnet Tiu Eisfaust, den mächtigsten Kriegerpriester des Landes. Den gefeierten Helden der zehnjährigen Kriege und nun zu allem Überfluss auch noch ein Avatar des Hrímnir.
    Nein halt, das stimmte nicht ganz. Sie waren dem Mörder eine Spur näher gekommen. Doch im Moment war Hagen weder in der Stimmung noch hatte er Zeit, um über das Rätsel des Gottes nachzudenken. Erst einmal galt es, einen flüchtigen Priester zu fangen.
    Zum Glück waren göttliche Kräfte selten subtil und es sollte nicht allzu schwer sein, einer Schneespur zu folgen.
    Auch der Innenhof der Burg war von Schnee bedeckt. Dort wo die Flüchtenden entlanggeschritten waren, höher und zu den Seiten hin immer schwächer.
    Die Soldaten standen in Grüppchen verteilt auf dem Platz und flüsterten leise miteinander. Für sie war das Ganze wie eine Attraktion, eine Kuriosität. Kaum einer von ihnen war lange genug bei der Inquisition, um Kämpfe gegen mächtige Magier miterlebt zu haben.
    Für Hagen hingegen war es eine Katastrophe. Seine Gegner in der Organisation würden über ihn herfallen und ihn zerfleischen, wenn er ihnen auch nur die geringste Chance ließ. Umso wichtiger war es, nun schnell zu handeln.
    Als die Gardisten ihren Kommandanten bemerkten, verstummten die Gespräche augenblicklich und fünfundzwanzig Männer standen stramm.
    „Soldaten!“, rief Hagen,
    „durch dieses Tor dort“, er zeigte auf das schwere, verstärkte Burgtor, dessen Flügel nun halb geöffnet standen,
    „ist ein Feind entflohen. Ein Feind, den wir für unseren Freund und Helfer hielten. Dieser Verrat kann und darf nicht ungesühnt bleiben.“, alle Männer schlugen sich mit der rechten Faust an der Stelle des Herzens auf ihren Panzer,
    „Ihr werdet der Schneespur folgen und jeden, der sich an ihrem Ende befindet, ergreifen oder töten.“
    Die Gardisten verließen im Laufschritt den Burghof, während Hagen selbst sich wieder in das Innere der Burg begab.
    Zu seiner Befriedigung sah er, dass die Soldaten dort pflichtbewusst ihren Befehlen nachkamen und den Schnee mit allen verfügbaren Hilfsmitteln aus den Räumlichkeiten schafften. Einige hatten Schaufeln gefunden, während andere ihre Hände oder Waffen benutzen.
    Auch wenn er sie oft als inkompetent und unerfahren betrachtete, man musste ihnen zugutehalten, dass sie bedingungslos Loyal waren und jede Aufgabe ohne Widerwort ausführten. Da das Arbeitszimmer des Grafen inzwischen sicherlich von geschmolzenem Schnee durchnässt war, machte sich der Großinquisitor auf der Suche nach Papier und Tinte zu den Privatgemächern Arnholds auf.

    Dinteyra: Wie gesagt, mein Hauptproblem ist es immer, den Charakteren Leben einzuhauchen. Ich bekomm es einfach nicht hin ihnen einen Wesenszug zu verpassen und dabei zu bleiben. Vermutlich begrenze ich deswegen auch die Dialoge auf ein Mindestmaß, was dem ganzen natürlich auch nicht unbedingt förderlich ist. Aber ich werde mich bemühen. Über neue (wiedergewonnene) Leser freut man sich natürlich immer :)

    melli: Die Idee mit dem Fuchs kam mir sponta, nachdem ich hier immer Alos Avatar rumgeistern sehe :D
    Naja die Macht eines Gottes ist eben nicht für sterbliche Körper gedacht und versucht aus diesem zu entweichen. Deswegen hat Tiu ja auch gemeint er hat es geschafft, etwas davon in sich zu behalten (zumindest kurzzeitig). Ich habe aber vor, das irgendwann später in der Geschichte noch zu erklären.

    Nachdem von mir jetzt so lange nichts kam, diesmal leider auch nicht wirklich viel.

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    „Nein du Dummkopf. Das ist der Preis, den ich für die Kraft eines Gottes zahlen musste. Zum Glück war es nur ein Bruchteil seiner Macht“,
    grummelte der Frostvater noch, dann fiel sein Kopf zur Seite und er begann leise zu schnarchen. Besorgt sah sich Martin um, als erwarte er, dass das Geräusch irgendwelche Häscher auf sie aufmerksam gemacht hatte, doch der Wald surrte vor Geräuschen.
    Die Frühlingssonne hatte unter seinen Bewohnern eine rege Betriebsamkeit ausgelöst und so gab sich der Junge damit zufrieden, durch das dichte Blätterwerk einiger Büsche auf die tiefer gelegene Stadt zu spähen.
    Plötzlich stupste etwas Kleines, Feuchtes an seine Hand und er schrie überrascht auf.
    Hektisch versuchte Martin sich umzudrehen, blieb dabei jedoch mit seiner Robe an einigen Zweigen hängen.
    Als er sich gewaltsam losriss, schreckten ein halbes Dutzend Vögel auf und stoben in die Luft. Sich nach dem Verursacher des ganzen Chaos umsehend, entdeckte er zu seiner Überraschung einen jungen Rotfuchs, der aus neugierigen Augen zu ihm aufblickte.
    „Na, du?“, fragte er und hob dem kleinen Tier die rechte Hand hin.
    Der Fuchs schnupperte eine Weile daran, ehe er begann, wild an den Fingern zu lecken.
    „Du hast wohl gar keine Angst, was?“, fragte Martin neugierig.
    Als er in die Knie ging, um das zutrauliche Tier zu streicheln, sprang dieses blitzschnell vor und versenkte seinen spitzen Kopf in Martins Robe.
    Die feinen Haare kitzelten den Jungen, doch er hielt so still wie er konnte.
    Nach einer kurzen Zeit zog der Fuchs sich aus der Kleidung zurück und hielt triumphierend einen Beutel voller Proviant in der Schnauze. Den hatte Martin über all die Aufregung ganz vergessen.
    „Ach so, du bist also hungrig“, lachte er.
    Der Fuchs schaute aus klugen dunklen Augen zu ihm auf und strich kurz um seine Beine, ehe er sich mit seiner Beute aus dem Staub machte. Erheitert, aber auch ein wenig enttäuscht, dass seine neue Gesellschaft so schnell wieder verschwunden war, kehrte Martin zu seinem Meister zurück.
    Der schnarchte noch immer seelenruhig vor sich hin.
    Er sah wirklich grauenvoll aus, dachte Martin und beschloss, ihm die hart verdiente Ruhe zu gönnen.
    Da er sonst nichts zu tun hatte und der Fuchs ihn an seinen eigenen knurrenden Magen erinnert hatte, beschloss er auf der Suche nach etwas Essbarem tiefer in den Wald vorzudringen.

    Und weiter:

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    Quälende Sekunden verstrichen und Martin begann, sich ernsthafte Sorgen zu machen.
    Was, wenn sein Meister tot war? Er nie mehr aufwachen würde?
    Er wäre alleine. Zurück zu seinen Eltern konnte er nicht. Er wäre ihnen eine Bürde, die sie nicht würden tragen können. Außerdem erhob der Orden der Frostväter Anspruch auf ihn. Er würde einen neuen Meister bekommen, schlimmstenfalls sogar die Stadt wechseln müssen.
    Martin war neben dem alten Mann in die Knie gegangen und legte ihm behutsam die Hand auf die Stirn. Zu seiner Überraschung war diese eiskalt, doch die Wärme kehrte langsam zurück.
    Auch von Gellenstein war in die Knie gegangen und griff unbemerkt nach der metallenen Fessel. Gerade, als er sie in der Hand hielt, schlug der Priester die Augen auf.
    „Darauf hätte ich gut verzichten können“, brummelte er und rieb sich den kahlen Schädel.
    Mit Martins Hilfe setzte er sich mühsam auf. Dann fiel sein Blick auf den Großinquisitor, der mit der Kette in der Hand und gezogenem Schwert näher kam.
    „Ihr wisst, dass ich nun in der Hierarchie über Euch stehe, von Gellenstein.“
    Es war keine Frage und Tiu starrte dem Großinquisitor eisern in die Augen.
    „Mhhm ja, formal gesehen habt Ihr vermutlich recht … ein Avatar … dass so etwas aber auch immer zu den ungünstigsten Zeiten geschehen muss. Ein Glück, dass keiner außer uns von diesem ganzen Fiasko hier oben etwas mitbekommen hat.“
    Ungläubig blinzelte der Frostvater.
    „Ihr wollt Euch gegen den Befehl eines Gottes stellen? Ihr wart seit jeher blasphemischer Abschaum, aber das ist selbst für Eure Verhältnisse gewagt.“
    „Ihr verletzt mich, ehrwürdiger Frostvater“, erwiderte der Großinquisitor mit gekränkter Stimme, „außerdem hat euer Gott nie verlangt, dass Euch nichts geschieht.“
    Martin war verwundert. Hatte tatsächlich ein Gott gesprochen? War es am Ende vielleicht Hrímnir selbst gewesen, der durch seinen Meister gewirkt hatte?
    „Ihr versteht weder Hrímnirs Worte, noch seine Taten. Es ist ein Wunder, dass er sich überhaupt dazu herablässt, in Eurer Gegenwart zu erscheinen. Ihr sprecht mit der Stimme des Königs, doch der König dient den Göttern. Und ich spreche mit der Stimme eines Gottes.“
    Von Gellenstein zuckte abwertend mit den Schultern.
    „Der Einfluss der Götter wird überbewertet. Und ich bin sicher, da stimmt mir der König zu.“
    „Zum Glück konnte ich etwas von Hrímnirs Kraft in mir halten, um Eure Worte zu widerlegen“, knurrte Tiu und stieß die Hände kraftvoll vor sich.
    Ein tosender Blizzard entsprang aus dem Nirgendwo und hüllte das gesamte Zimmer in ein einziges weißes Chaos. Beinahe augenblicklich begann Martin zu zittern, doch eine kräftige Faust packte ihn am Kragen und schleppte ihn quer durch den Raum.
    Das anhaltende Schneetreiben war so dicht, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Martin hörte das Klicken einer Tür, doch noch immer konnte er nichts sehen und auch sein Gehör litt unter dem tosenden Wind.
    Anscheinend folgte der Schneesturm ihnen auf ihrem Weg durch die Burg. Martin wurde regelrecht durch die Korridore geschleift und fühlte sich mittlerweile wie ein Sack Kartoffeln, der vom Bauern zum Markt getragen wurde. Nichtsdestotrotz bemühte er sich, seinem Führer, von dem er annahm, dass es sich um seinen Meister handelte, so gut es ging hinterher zu stolpern.
    Da die Temperatur beständig kalt blieb, konnte er nicht sagen, wann sie das Gebäude verlassen hatten, doch nach einer ganzen Weile, während der der Sturm um sie her immer schwächer wurde, gelangten sie an den alten Mischwald nahe der Stadt, den Martin von seinen zahlreichen Streifzügen hierher gut kannte. Inzwischen konnte er erkennen, dass es sich bei der Person vor ihm tatsächlich um Frostvater Tiu handelte.
    Dieser schob ihn unter das dichte Blätterdach und sank dann keuchend auf den Boden, wo er sich gegen einen Baumstamm lehnte.
    Martin stellte entsetzt fest, dass an den zitternden Händen seines Meisters offene, nässende Stellen zu sehen waren.
    „Glotz nicht so blöde“, brummte der.
    „Mein ganzer Körper sieht so aus.“ Erst jetzt fiel Martin auf, dass auch Tius Kopf solche Wunden aufwies. Bisher hatte er den Blick nicht von den entstellten Händen wenden können.
    „Was ist das, Meister? Ist das eine Rache des Inquisitors?“, wollte er wissen, während er versuchte, sich Wärme in die fröstelnden Glieder zu massieren.