Beiträge von melli im Thema „Gedanken über´s Schreiben“

    :hmm: Es gibt nichts, was nicht schon einmal in Worte festgehalten wurde. Jede Idee schien neu und war doch irgendwo alt. Bücher sind Spaziergänge, Wege, die man betritt, man füttert mit ihnen den Geist und die Gefühle, und wenn das Buch den Hunger stillt oder gar neue Seiten zu wecken vermag, war es ein gutes Buch.

    HdR ist immer noch ein erfolgreiches Buch. Es ist trotzdem nicht richtig zu sagen, dass alle ihm folgenden Fantasy Geschichten einen gleichen/ ähnlichen Inhalt haben. Nimm Benmanns Stein und Flöte: dieses Buch fängt den Leser nicht mit Epik und heroischen Schlachten, sondern allein durch seine verträumte Stimmung und seine märchenhafte Erzählweise, auch Die Nebel vom Avalon kannst du nicht in die HdR Schublade stecken, um jetzt nur sehr bekannte Werke aufzuzählen.

    Es gibt Bücher, die mich in ihren Bann ziehen, sei es durch die Stimmung, die Sprache, die Figuren der Protagonisten oder die Handlung. Und es gibt Bücher, die ich nach 3 Seiten weg lege, weil sie nichts in mir wecken, sie bleiben Worte auf dem Papier, ohne Echo, ohne Bindung.

    Ich schreibe nicht aus einem literarischen Bewusstsein heraus, sondern einfach, weil es mir Spaß macht. Statt zu lesen und mich füttern zu lassen hab ich mich an den Herd gestellt und koche. Dabei vergleiche ich mich nicht mit anderen Geschichten oder Autoren. Ich werde nie die Stimmung eines Romans wie "Schlafes Bruder" einfangen, nie die überbordende Wortgewandtheit eines Süskinds erreichen, nie so eine ausgefeilte Geschichte wie xy, so spannend wie yz oder so klug wie NN schreiben.
    Na und?
    Schreiben ist im Endeffekt wie kochen. Wenn 1000 Leute eine Lasagne kochen wird sie nicht 1000 mal gleich schmecken. Es kommt auf die Gewürze an: Die Worte, die Beschreibungen, die Protagonisten, die Story....jeder hat seinen eigenen Stil, seine eigenen Charaktere, seinen eigenen Plot.
    Die Kriminalgeschichten leben davon, denn deren Plot ist zwangsweise immer derselbe: jemand tötet Menschen/ einen Menschen und jemand versucht, den Täter zu fangen. Langweilig? Nein. Trotz ausgelutschter Thematik kommen immer wieder Bücher des Genres heraus, die einen zu fesseln vermögen.

    Ich schreibe, weil es mir geradezu diebischen Spaß bereitet, mir eine Geschichte auszudenken, Protas zum Leben zu erwecken und ich freue mich doof, wenn meine Geschichte schlüssig gerät, die Protas echt wirken, meine Worte einen Leser in den Bann zu ziehen vermögen und er sich von mir an der ein oder anderen Stelle überraschen lässt.
    Trotz konventioneller Schreibweise schäme mich nicht für meine Geschichten. Warum auch? Sie sind nicht wichtig genug, nicht als Wegweiser gedacht. Es sind einfach ein paar Äpfel oder Pflaumen auf einem riesigen Markt voller Obst und Gemüse, mir macht es Spaß sie zu schreiben und ich freue mich, hier ein paar Menschen gefunden zu haben, die sie mit Genuss essen.
    Etwas ganz Neues probieren oder alte Strukturen aufbrechen?
    Für mich ist Schreiben mehr oder weniger neu. Ich bin Anfängerin und werde nie soweit kommen, dass ich genervt auf 200 selbstgeschriebene Bücher im Regal gucke und denke: iwie alles das selbe, jetzt versuch ich mal was Neues, das Schreiben langweilt mich.
    Ich feile immer noch daran, mit dem, was mir zur Verfügung steht, meinen Worten, meiner Satzbildung, die Bilder umzusetzen, die ich beim Ausdenken meiner Geschichten im Kopf habe. Den Code zu optimieren, der den Leser beim Lesen genau das fühlen lässt, was ich beim Ausdenken empfunden habe.
    Es ist ein Versuch einer emotionalen Konversation zwischen Schreiber und Leser, Gefühle zu transferieren mittels eines Textes, eine Fantasie "wahr" werden zu lassen. Und ich denke, das ist bei allen Arten von Texten so, das könnte die Schnittstelle sein, wo Literatur aller Couleur eins gemeinsam hat?