Beiträge von Tom Stark im Thema „Gedanken über´s Schreiben“

    Ich verstehe genau was Du meinst.
    Diese Sehnsucht nach einem neuen ureigenen Stil, etwas Erschaffenen und nicht nur "neu" Erschaffenem.

    Wenn ich dann Dein Beispiel lese, werde ich etwas wehmütig, denn ich fühle, dass es mir nicht gegeben ist so mit Worten Farben zu malen.
    Allerdings spüre ich auch, dass mich das als Exotische Frucht im Meer der Literatur (du siehst, ich bemühe mich) fasziniert, ich aber so wirklich nichts damit anfangen kann.
    Es ist als ob mit einem Freund (seines Zeichens Teilchenphysiker) mich über Physik unterhalte. Als Hobbyastronom habe ich schon etwas Vorwissen und in der Schule war auch nicht schlecht, aber wenn er loslegt und dieser Glanz in seine Augen tritt, weiß ich, ihn und mich trennt eine ganze Welt. So geht es mir wenn ich solche bilderschweren Texte lese. Ich kenne die Worte ich kenne die Absicht und erahne die Schönheit, doch am ende ist es mir einfach zu fremd.

    Es gibt selbstverständlich noch einige andere Arten Texte und Worte neu zu verwenden und damit etwas Neues zu erschaffen, wobei man immer sehr sehr vorsichtig sein sollte. Es wurde wirklich schon verdammt viel geschrieben und was manchmal so strahlend neu erscheint, hat sich tatsächlich schon vor 5000 Jahren ein anderer wacher Geist ausgedacht und wer weiß noch vor ihm.

    Mir persönlich (hoffe auch, es ist meine Stärke) bereitet es viel Vergnügen Texte locker zu gestalten.
    Bestimmt habe ich diese Neigung irgendwoher, höchst wahrscheinlich eine Kombination vieler texte, die mir in bestimmten Aspekten gefallen.
    Empfinde ich mich deswegen als Kopist? Nein, gar nicht.
    Oder will mir tatsächlich jemand vorhalten, dass wenn ich ehrlich versuche meinen eigenen Stil zu finden, der sich aber zufälligerweise mit dem eines Anderen deckt, dass ich ihn kopiere?
    Wir leben nun einmal in einer linearen Welt, wo immer jemand vor einem anderen war und keiner wird ernsthaft bezweifeln, dass wir eine nicht genau bekannte Summe aus Faktoren wie Umwelt, Erziehung, Erfahrungen etc. sind.

    Dennoch werde ich ganz sicher versuchen an meiner bildhaften Ausdrucksweise zu arbeiten, allein schon um das Talent jener zu würdigen, die es offensichtlich viel besser können als ich.

    Was ich als Fazit dieser Diskussion mitnehme, ist der Entschluss mich öfters als sonst aus der "Komfortzone zu wagen" (Werbung ganz frech kopiert) und zu experimentieren.
    Selbstredend, werden meine Texte nichts desto trotz weiterhin damit glänzen, wo ohnehin meine Stärken liegen. Von Kunst um der Kunst Willen halte ich nun mal nichts.
    Ich habe bei solchen Versuchen (wie früher im Kunstunterricht) sonst immer das Gefühl, ich habe einfach etwas ausgekotzt und strahle dann stolz über mein Erbrochenes. Seriöses Schreiben ist zum Gutteil wirklich Arbeit, wenngleich die Arbeit ja durchaus Spaß machen darf...