Beiträge von Rael im Thema „Sind wir alle nur Weltenflüchter?“

    Das Video und das Statement, dass darin enthalten ist, ist meiner Meinung nach, ein allgemeines Bild gepägt durch Vorurteile. Und ehrlich gesagt, missfällt mir das sehr, denn ich denke ich weiss wovon ich rede.

    Ich habe 7 Jahre lang MMORGs gezockt - und das erfolgsorientiert, inklusive raiden und allem was dazu gehört. Ich spiele aktuell auch League of Legends, das Spiel mit der größten Spielercommunity weltweit. Und auch das spiele ich erfolgsorientiert (Wobei der Erfolg ausbleibt, aber egal^^ *fg*). Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich mich gleichzeitig in dieser Welt verliere, oder mich in sie flüchte.
    Das Problem liegt in der Aktzeptanz der Gesellschaft und nicht im Verhalten des Einzelnen.
    Nehmen wir als Beispiel für MMO's mal Südkorea. Ein Land, in dem ESports einen genauso hohen Stellenwert hat, wie Fussball in Deutschland.
    Spiele der beliebten und guten Mannschaften, sowie Meisterschaften, werden dort im Fernsehen übertragen - Das ist vollkommen normal! In Europa oder Americas hingegen, aber absolut undenkbar. Und wir Europäer klassifizieren gute Esportler immernoch als "Suchtis" oder Leute, die im "echten" Leben nichts auf die Kette kriegen. Wobei das nicht einmal Ansatzweise stimmt. Sicherlich gibt es solche, die ihr Leben verwirken und einen Spiel opfern, aber ist dieser kleine Prozentsatz wirklich repräsentativ für den rest der Gesellschaft?
    Ich denke nicht.

    Bezogen auf Fantasy im Allgemeinen:
    Was ist Fantasy? Ist es tatsächlich nur die Flucht aus dem Alltag?

    Wenn ihr mich fragt ist die Antwort ein klares Nein! Es ist nicht mehr und nicht weniger, als ein Hobby.
    Und was ist ein Hobby - Nichts anderes als eine Beschäftigung, der wir in unserer Freizeit gerne nachgehen. Fernab unseres alltäglichen Lebens, unserer Arbeit und unserem täglichem Trott.
    Ich habe etliche Arbeitskollegen, die ihre ganz eigenen Ideen haben, um abzuschalten. Egal, ob das Modelbau, Handwerken oder Sport ist. Wichtig hierbei ist nur der Ausgleich zur Arbeit, der Ausgleich zur Realität, den jeder für sich selber schafft - und den verdammt noch einmal jeder Mensch braucht!

    Ich habe mit 13 Jahren das Pen & Paper Role Play Game "Das Schwarze Auge" angefangen. Damals lenkte ich, als schüchternes kleines Mädchen, meine Amazone durch ihre Abenteuer. Um zu verhindern, dass meine Heldin den frühzeitigen Heldentot stirbt, musste ich lernen mich duchzusetzen. Ich musst ebenfalls lernen als Spielleiter meine Gruppe zu ihrem Ziel zu führen. Ich habe zu dieser Zeit unbewusst Fähigkeiten erlent, die mir heute, in meinem Beruf mehr als nützlich sind, und mich mitunter auch zu dem Menschen geformt habe, der ich bin.
    Ihr müsst aufhören euch zu Fragen, ob wir der Realität entfliehen , ihr müsst anfagen darüber nachzudenken, was diese Geschichten euch lehren. Und vor allem, wie sie euch persönlich formen.

    Menschen, die es geschafft haben, andere Menschen zu motivieren, zu begeistern und voranzutreiben, haben mitunter einen Ausflug in eine Fantasywelt hinter sicht. Warum?
    Weil sie visionäre Ziele verfolgen. Weil sie "outside of the box" denken. Weil sie in der Lage sind Menschen mitzunehmen, auf eine Reise, die unwirklich erscheint. Und doch folgen die Menschen ihnen - Warum?
    Aus dem gleichen Grund, warum wir Filme mögen, in denen Helden die Welt retten! Es beschreibt die gleiche Faszination.
    Es geht um die Begeisterung für ein gemeinsames Ziel, das unwirklich erscheint.

    Wir kämpfen heute nicht mehr mit Schwertern, und es sind auch keine Königreiche oder Orks, die in die Schlacht ziehen. Doch die Message bleibt die gleiche. Wir haben täglich unsere ganz eigenen Kämpfe zu gewinnen, so klein oder unbedeutsam sie auch sein mögen. Der einzige Unterschied liegt darin, dass in einer Fantasywelt, der Sieg leichter erscheint.
    Für mich ist die "Fantasywelt" nicht weit entfernt von der wirklichen Welt...
    Für mich ist es keine Flucht, es geht um Ideale, um Botschaften und auch um Gerechtigkeit, deren Adaptierung ganz allein in unserer Hand liegt.

    Im echten Leben leite ich ein global organisiertes Team, bin häufig weltweit auf Reisen unterwegs und habe die ambitionierten Ziele des Managements umzusetzen... Meine Aufgabe ist es diese interkulturell vollkommen unterschiedliche Teams zum Erfolg zu führen.
    Doch in meiner Freizeit bin ich eine Gamerin. Außerdem schreibe ich gerne Geschichten, vozugsweise Fantasy und ich finde LARPS super genial.
    Macht mich das jetzt zu einem Menschen, der fernab jeglicher Realität lebt?
    Bestünde mein Hobby aus 30Stunden Eisenbahn Modellbau die Woche, würde sich dann überhaupt jemand, das Maul darüber zerreißen? Überhaupt jemand Gedanken darum machen, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe - Wohl kaum.

    Und warum ist das so? Weil die Gesellschaft ihr geprägtes Bild hat... Das ist alles...