Beiträge von Asni im Thema „Sind wir alle nur Weltenflüchter?“

    Ich denke nicht, dass alle, die Fantasy lesen oder in Filmen und (Computer-)Spielen konsumieren, per se Weltenflüchtler sind. Bestimmt gibt es einige, die sich so sehr darin verlieren, dass sie ihr "normales" Leben nicht mehr auf die Reihe bekommen. Aber das kann immer auch andere Gründe haben. Von daher sollte man Fantasy (und kein anderes literarisches Genre) per se als "schlecht" oder unnütze verdammen.

    Andersherum kann aber auch Fantasy dazu führen, bei Jugendlichen ein vorsichtig gesagt "ungünstiges" Weltbild aufzubauen (und bei Erwachsenen ein solches Weltbild aufrecht zu erhalten). Damit meine ich, dass bis vor einigen Jahren fast ausschließlich junge, weiße, heterosexuelle Männer die Helden der Geschichten waren, während Frauen entweder die böse Schwiegermutter... äh... Hexe oder die blonde Prinzessin waren, die keine andere Funktion hatten, als dem siegreich heimgekehrten Helden als Preis überlassen zu werden und die in diesem Schicksal (der Unterordnung unter den Mann) ihre Erfüllung fanden. Das ist heutzutage nicht unbedingt mehr zeitgemäß bzw. widerspricht irgendwo auch der Vernunft. Naja, es gibt ja doch auch mittlerweile viele Beispiele, die diese Muster aufbrechen und diese alten Weltbilder in Frage stellen.
    Aber auch hier gilt, dass diese Muster nicht auf Fantasy beschränkt sind, sondern auch in allen Spielarten der "Belletristik" (von Kino und Fernsehen ganz zu schweigen) häufig anzutreffen sind.

    Den Kurzfilm fand ich eigentlich nicht schlecht. Gut, die Botschaft halte ich für verfehlt, aber die Ideen waren schon gut... Federn von Engeln aus Käfighaltung!!! Es war eigentlich mehr ein "Was würde unsere Gesellschaft daraus machen, wenn plötzlich Fantasy real wäre". Und das war ein treffender Blick in den fantastischen Spiegel. Denn auch das kann Fantasy leisten: Unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhalten, in dem man manche Dinge durch die fantastische Verfremdung klarer erkennt.