Beiträge von Tom Stark im Thema „Fantasy-Sprachen“

    Auch nach all den Jahren und auch oder gerade weil ich ich weiß, dass ich weder die Energie noch den Skill dafür habe, träume ich von einem Roman in epischer Breite, wo ich meine Figuren außer den Menschen alle ihre Muttersprache sprechen lasse und man wie bei R2D2 aus den Fragen und Antworten den Protagonisten dennoch einigermaßen folgen kann. ABER die Sprache müsste echt sein und der Leser, der ganz genau mitmacht, sollte sie mit der Zeit erlernen können, wie Achmed Ibn Fadlan beim 13. Krieger.

    Naja, es ist ein Traum und wird wohl einer bleiben, außer ich such mir einen begnadeten Co-Autor, aber das wäre ja eine Zusammenarbeit über viele Jahre. Und dazu habe ich eine viel zu starke Meinung von meinem eigenen Geschreibsel ...:whistling:

    Die R2D2- Methode ...

    ... wende ich bisweilen an, wenn ich unbedingt jemand in einer (dem Leser) unbekannten Sprache reden lassen will.

    Sowas kennt macht auch aus Guardian of the Galaxies "Ich bin Groot" oder manchen Filmen in denen man Indianer in ihrer "Muttersprache" sprechen lässt. Im D&D in den vergessenen Reichen dudelt den Zwergen-Druide Pikel auch "oioioi uiii" und sein Bruder Ivan versteht das alles natürlich.
    Aber das ist eher einen Lösung für ein exotisches Individuum.

    Will man eine ganze Rasse durch Sprache charakterisieren, finde ich nach wie vor die Ausschnitts-Methode die Beste. Man liefert ein paar Beispiele am Anfang (mit Übersetzung) und nachdem der Leser hoffentlich eine Vorstellung vom Klangbild hat (Syntax und so was interessiert eh keinen die Bohne), geht man nur noch zur normalen Sprache des Textes über. Vielleicht kann man Eigennamen, Bezeichnungen wie "Melon" (Freund), Grußformeln, etc. dem Leser auch zumuten.

    Am Ende schreiben wir hier Unterhaltungsliteratur und keine Sprachkurse. Kein Grund den Leser zu überfordern, nur weil man selbst die eigens erfundene Sprache unbedingt ans alphabetisierte Volk bringen will.

    Ich stehe auf "fremde" Sprachen in fantastischen Texten, allerdings sollten solche Passagen umgehend übersetzt werden oder sich auf einzelne Worte beschränken, deren Sinn man erkennt oder sich über kurz oder lang zusammenreimen kann.
    Hart wird es, wenn wie bei HdR Sindarin auch noch eine eigene Schrift hinzu kommt. Da verliere sogar ich die Lust.
    Deswegen kann ich zwar ein paar Sindarin oder Klingonische Sätze sagen, könnte sie aber nicht "orginalgetreu" schreiben.

    Der Klassiker:

    Heghlu'meH QaQ jajvam! (Heute ist ein guter Tag zum Sterben)

    Selbst bei dieser Art es zu schreiben muss ich Copy-Paste nutzen.
    Wenn man solche Texte laut liest, erzeugt das oft eine erstaunliche Andersartigkeit, die ich sonst zu den alternativen humanoiden rassen nicht immer herstellen kann.
    Da in meinen Texten oft die keltische Sagenwelt als Fundament zugrunde liegt, versuche ich so gut es geht gälische Begriffe einzubauen, halte mich aber nur in Ausnahmefällen mit kompletten Sätzen auf. Diese machen (unübersetzt) ohnehin nur Sinn, wenn der Leser gar nicht verstehen soll, was der Sprecher gerade von sich gibt. Nach dem Sinn einem Leser einen längeren Text vorzusetzen, welchen der gar nicht verstehen soll, will ich gar nicht erst fragen.
    Was ich aber viel mehr ablehne als bruchstückhafte Fantasy-Sprache sind seitenlange Gedichte oder Gesänge.
    In Latein hatte ich für alle zeit genug davon.
    Arma virumque cano, Trojae qui primus ab oris. (Pentameter, glaub ich - alles viel zu lange her)
    ...usw
    (Vom Kampfe und Tapferkeit singe ich Euch nun, von Troja, welche die Stolzeste unter den Städten war ...)
    ein bisschen frei, aber ich denke der Sinn haut hin ...

    Ihr seht, eine Zeile als Beispiel ist erträglich und man kann sich gut vorstellen, wie der römische Sänger diese Verse auf dem Forum Romanum skandiert hat.
    Jede weitere Zeile wäre zu viel und höchstens für Romanisten noch interessant.

    Zuletzt der andere Klassiker, tut euch mal Gefallen und sprecht ihn laut und stellt euch vielleicht den tonfall vor, wie man ihn von Hitler-Ansprachen kennt:

    ash nazg durbatulûk,
    ash nazg gimbatul,
    ash nazg thrakatulûk,
    agh burzum-ishi krimpatu
    l

    und natürlich heißt das, wer hätte es nicht erraten als Fantasy-Spezialist:

    Ein Ring sie zu knechten,
    sie alle zu finden,
    ins Dunkel zu treiben
    und ewig zu binden


    ... so und jetzt sagt nicht, Ihr hättet Euch nicht wenigstens ein kleines bisschen, wie der dunkle Herrscher Sauron gefühlt, als er mit seiner schwarzen Magie die Ringe verzauberte.