Beiträge von Rael im Thema „Eure Lieblingsgedichte“

    Ich mag die von Heinz Erhardt eigentlich gerne, weil er das immer mit seiner charmenten Art macht, die auch bissl witzig ist :)


    Heinz Erhardt - Kunibert

    Es war einmal ein altes Schloss,
    und Kunibert, so hiess der Boss.
    Er hatte Mägde, er hatte Knechte,
    und eine Frau, das war das Schlechte.

    Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang,
    und es klang scheusslich, wenn se sang!
    Drum zielte er mit Korn und Kimme,
    und Wut auf sie, das war das Schlimme.

    Es machte bumm, natürlich lauter,
    da viel se um, zum Himmel schaut er,
    und spricht, das Auge voll Gewässer:
    Vielleicht singt se da oben besser!


    Heinz Erhardt - Die Made

    Hinter eines Baumes Rinde
    wohnt die Made mit dem Kinde.
    Sie ist Witwe, denn der Gatte,
    den sie hatte, fiel vom Blatte.
    Diente so auf diese Weise
    einer Ameise als Speise.

    Eines Morgens sprach die Made:
    "Liebes Kind, ich sehe grade,
    drüben gibt es frischen Kohl,
    den ich hol'. So leb denn wohl.
    Halt! Noch eins, denk, was geschah,
    geh nicht aus, denk an Papa!"

    Also sprach sie und entwich. —
    Made junior jedoch schlich
    hinterdrein, und das war schlecht,
    denn schon kam ein bunter Specht
    und verschlang die kleine fade
    Made ohne Gnade. — Schade.

    Hinter eines Baumes Rinde
    ruft die Made nach dem Kinde.