So, nachdem ich deiner Geschichte eigentlich schon von Anfang an folgen wollte und sie dann irgendwie aus den Augen verloren habe, komme ich nun endlich dazu, etwas zu sagen, nachdem ich alles nachgelesen habe.
Ich habe mir während des Lesens einige Notizen gemacht über Dinge, die mir aufgefallen sind. Ich weiß, dass vieles davon von den anderen bereits erwähnt wurde, ich werde deswegen auch nicht auf alles noch einmal haarklein eingehen.
Zum Positiven: Du hast mit der Zeit definitiv in einen angenehmeren Stil gefunden als noch zu Beginn. Ja, man merkt, dass dir ein Vorwort nicht liegt (dazu gleich), allerdings habe ich auch deine erste Version gelesen und muss sagen, dass es zwar immer noch nicht perfekt ist (muss es auch nicht), aber besser. Leserfreundlicher.
Du wiederholst dich mittlerweile auch weniger auffällig, sowohl was den Inhalt als auch die Wortwiederholungen angeht. Das war am Anfang etwas, das mir reichlich sauer aufstieß, aber dazu äußere ich mich jetzt nicht groß weiter, da Jennagon das bereits einmal anmerkte.
Deine Charaktere sind zahlreich und wirken an manchen Stellen noch etwas blass, doch das entwickelt sich alles ja noch. An sich sind sie sympathisch, auch wenn ich Sila etwas zu - konstruiert ist das falsche Wort dafür. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass du etwas zu sehr versuchst, sie uns als gut darzustellen. Kann sie ruhig sein, auch als Assassine, vor allem wenn sie es nicht freiwillig ist, doch so eine Ausbildung geht auch am gutmütigsten Menschen nicht spurlos vorbei. Den Ansatz dazu hast du gegeben, als sie den König ermordete. Genau auf diese Ruhe in ihr habe ich mehrfach gewartet und ich hatte gehofft, dass dies auch bei ihrer Flucht geschieht. Mir kommt sie etwas zu tolpatschig (auch wieder nicht das rechte Wort) vor.
Jetzt muss ich mich kurz ordnen und hoffe, dass alles verständlich wird. Es wird ein halber Roman und das tut mir jetzt schon leid. u.u'
Punkt 1: Manchmal erwähnst du unnötige Dinge, die offensichtlich sind. Ich habe mir leider keine konkreten Beispiele dafür aufgeschrieben, doch dir wurden im Laufe der Zeit schon einige Stellen aufgezeigt. Als zusammenhangsloses Beispiel: Wenn jemand die Fäuste ballt und finster durch die Gegend schaut, dann ist mir als Leser bewusst, dass er nicht auf Glückswolken schwebt, und benötige keine Erwähnung, er sei wütend oder ähnliches. Das sind Sachen, die gestrichen werden können. Ein Großteil deines anfänglichen Textes könnte auf die Hälfte reduziert werden und trotzdem noch schlüssig sein.
Auf der anderen Seite hast du manchmal das Problem, etwas zu schnell abzuhandeln, mit wahnsinnigem Infoinput in einem winzigen Abschnitt. Da fehlen mir wieder Details, Umschreibungen, die nicht übertrieben sein müssen, da reicht auch ein zusätzlicher Satz. Das ist eine Sache des Gefühls, das man mit der Zeit dafür bekommt und ja, du besserst dich mittlerweile. (Um auch hier noch etwas positives anzumerken.)
Punkt 2: Logik. Ja, ich könnte die anderen wiederholen, ich gebe dir an dieser Stelle auch nur ein Beispiel.
Wenn Sila so weit reisen muss, um in einem Reich einen König zu ermorden - warum sie? Das geht nicht einmal gegen sie als Person. Sie reist wochenlang durch die Landschaft (was viel Potential für Nebenhandlungen schafft, aber ich verstehe, wenn du das nicht in die Länge ziehen wolltest) und ich frage mich die ganze Zeit, gibt es denn keine Außenposten? Assassinenburg hin oder her, manchmal muss/sollte so ein Auftragsmord schneller vonstatten gehen. Gut, wenn die Zeit war, dass erst noch jemand vom anderen Ende der Welt (gefühlt) antanzen kann, dann will ich nichts sagen, aber ich hoffe, du verstehst, worauf ich hinaus möchte.
Und während ich die Zeilen schreibe, muss ich an eine Reihe denken, in der auch Auftragsmörder aus einem anderen Land auftauchten ... Aber da war die lange Reise nicht so offensichtlich. Wahrscheinlich bin es auch nur ich, der das so spanisch vorkam. > _ <
Ein zweiter Logikpunkt, der mir besonders unschön auffiel, war die rasche Kunde über den Tod des Königs, aber da würde ich nun wirklich schon Angemerktes wiederholen.
Punkt 3: Sprachlich hast du mittlerweile ein gutes Mittelmaß gefunden, es ist aber noch ausbaufähig. Mir fällt auch manchmal eine gewisse Umgangssprache auf, die mich in dem Setting etwas aus dem Lesefluss bringt. Das ist nicht übermäßig, aber doch vorhanden.
Was mich mehr herausbringt, sind deine stellenweise arg verschachtelten Sätze und deine Halbsätze, die sich noch auf den Satz davor beziehen, in sich aber nicht schlüssig wirken. Setze liebe ein Komma oder mache einen vollständigen Satz daraus. Halbsätze können funktionieren, aber auch dafür muss man ein Gefühl entwickeln.
Übrigens: Ein "Sie" in einem mitteralterlichen Fantasysetting passt (mir) nicht. Vor allem, wenn du dann wiederum auch "Ihr" und "Euer" verwendest, ab und zu sogar im selben Satz. Wenn, dann entscheide dich für eine Version und halte es einheitlich.
Das hast du übrigens mit meiner besten Freundin gemein, sie mischt das auch, gerade wenn ich versuche, mit ihr ein mitteralterliches Umfeld zu schaffen. xD' (Wenn sie das irgendwann lesen sollte, haut sie mich.)
Zum Sprachlichen noch ein Punkt: Ich würde dir raten, dich noch einmal genauer mit der Kommasetzung zu beschäftigen, ebenso mit der Zusammen- und Getrenntschreibung. Manchmal entfleucht einem das natürlich auch im Eifer des Gefechtes und der eigenen Betriebsblindheit, es fällt bei dir jedoch auf, dass das noch so deine kleinen Problemchen sind.
Und zum Schluss noch einmal kurz zum Vorwort.
Kleine Vorschläge, um daran zu arbeiten: Versuche es einmal für dich, das ganze als Tagebucheintrag oder Lexikoneintrag oder irgendetwas ähnliches zu formulieren. Als hätte es jemand aufgeschrieben, der sich mit der Geschichte beschäftigt, denn so scheint es mir gewollt zu sein.
Das ist am Ende keine neue Erfindung und vielleicht abgedroschen, du musst es am Ende ja nicht als Eintrag in irgendeinem Buch offenbaren. Vielleicht kommst du damit einfach besser klar, wenn du dir einen deiner Charaktere vorstellst, der es niederschreibt (oder von mir aus auch erzählt).
So, das sieht jetzt nach viel Gemecker aus, aber ich bin zuversichtlich. Deine Handlung ist durchaus interessant und ich bin gespannt, wie du deine Stränge zusammenführst und was du bezweckst.
Von daher: Du hast mich jetzt an der Backe.
Das nächste Mal gehe ich auch mehr auf den Plot ein, versprochen. xD''