Beiträge von Zarkaras Jade im Thema „Kyelias kleine Geschichtensammlung“

    @Kyelia

    Spoiler anzeigen


    Glücklich

    Den ersten Absatz fand ich etwas holprig. Ich weiß jetzt nicht, ob es an mir und meiner anfänglichen Blockade liegt, oder erwirklich im Vergleich zum restlichen Text deutlich anstrengender zulesen ist. Ich vermute fast, du hattest noch eine Vorsequenz im Kopf,die du aber nicht hinzugefügt hast.

    Ich hole meine Hand aus der rechten Jackentasche. In ihr liegt immer noch das in braunes Leder eingewickelte Jagdmesser. Wieder steigt mir der süßliche Geruch in die Nase, der mich kurz fesselt, bevor ich den dolchartigen Gegenstand zwischen die Schachteln fallen lasse. Dabei löst sich das Leder ein wenig und gibt den Blick auf eine rote Klinge frei, die noch immer feucht glänzt.

    Ich schiebe die Hände zurück in die Taschen und setze mich in Bewegung. In meinem Gesicht der gleiche nichtsagende Blick wie immer. Weit entfernt kann ich den Sirenenlärm hören. Er wurde also entdeckt. Ein Lächeln huscht über meine Lippen, verschwindet aber ebenso schnell wie es kam.

    Ich bin glücklich. Noch mehr, wenn sie es endlich schaffen werden, mich zu stoppen.

    Die Schlusspointe hätte ich persönlich vermutlich etwas kürzer gehalten. Irgendwie wirkt das weiß markierte auf mich doppeltgemoppelt. Ich hätte aus den drei Sätzen vermutlich nur zwei, gar nur einen gemacht. Weil danach gabst du mir mit den Sirenenlärm einen Trigger, der meine Gedanken weiterführen ließ und mich quasi von selbst das Messer mit Blut verschmiert sehen ließ.
    Ach, kannst es eigentlich auch so lassen. Ist eh nur Meckern auf ultrahohem Niveau.

    Ich fand die Gedankengänge der Protagonistin passend sprunghaft/abschweifend rübergebracht. Ich selbst denke auch ab und an so abstrakt und würde auch gern mal eine Tat begangen haben, die man lieber hätte nicht begehen sollen. Einfach nur, um sich selbst sagen zu können "Ich hab' es getan, was ich mich lieber nicht hätte trauen sollen."
    Ich weiß, dass es falsch ist, eine schlimme Straftat zu begehen, aber für mich hat die Person mit all den fliehenden Gedanken so viel Emotionalität und Charaktertiefe, dass ich mich mehr als nur verbunden mit ihr fühle. Die Mischung zwischen Kind sein wollen und erwachsen handeln (müssen) ist ein Aspekt, den vermutlich nur wenige komplett verstehen können.
    Den Plottwist mit dem mysteriösen Gegenstand hast du meiner Meinung nach sehr gut hinausgezögert.
    Um auf die Protagonistin sprechen zu kommen und warum sie für mich eher weiblich (eventuell auch jung) ist: Sie macht sich auf der Parkbank klein und zieht die Beine eingewinkelt an. In Kombination mit dem Zulächeln der Kinder und dem Ball Übergeben würde ich dieses Verhalten eher einer Frau zuordnen, in Anbetracht der Situation, in der sich die Person befindet. Ein Mann (Junge) hätte das zwar auch machen können, aber da wäre meiner Meinung nach die Chance zu groß gewesen, dass jemand auf ihn aufmerksam geworden wäre. Es ist untypischer für einen Mann, sich so auf eine Bank zu kauern. Und zusätzlich würde ich sie noch recht jung einschätzen(unter 30).


    Nummer
    ich fand es sehr gelungen. Du hast gute Spannung geboten, mitgroßem Spielraum für Entscheidungen. Man konnte sich vieles vorstellen, was hätte passieren können, du hast dich für eine hoffnungsvolle Idee entschieden. Vieles deutete für mich aufeine zwielichtige Einrichtung hin. Bis zum Ende wusste ich nicht, ob ich auf der Seite des Protas sein sollte oder doch auf der der Verfolger. Zwielichtige Personen in weißen Kitteln, umgeben von bewaffnetem Personal, die einem Hilfe oder Auswegslosigkeit eintrichtern wollen kommen mir immer sehr suspekt und falsch vor. Aber andererseits können sie es auch wirklich nur gut meinen und der Gejagte ist das eigentliche Problem.
    Ich fragte mich am Ende, was das für Maschinen waren und was genau dort draußen mit der Umwelt passiert ist. Ich stellte mir das wie ein abgeschottetes Areal vor, das von einem Zaun umgeben ist, und außerhalb des Zaunes ist alles kahl und wüst. Quasi ein letzter Zufluchtsort oder ein Labor wie in Resident Evil oder 12 Monkeys. Den Gedanken fand ich spannend und in meinem Kopf sponn ich diesen Gedanken noch ein Stückchen weiter.
    Den Schlusssatz vom Protagonisten fand ich im Bezug darauf sehr kraftvoll!

    „Nur, dass ich frei bin“, ende ich. Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, dennoch weiß ich, dass sie mich hören.

    Ich fragte mich, inwiefern der Protagonist Freiheit definiert. Denn frei sein kann vieles bedeuten. Und da der Protagonist an sich nicht wirklich frei war, musste es meiner Auffassung nach mehr mental gemeint sein. Frei in der Entscheidungsfindung oder frei von Angst.


    Freiheit
    Es kam mir vor, wie eine Fortsetzung zur vorherigen Kurzgeschichte "Nummer". Für mich war sie die schwächste deiner vier Kurzgeschichten, aber trotzdem natürlich immer noch sehr gut. Aber doch kam ich nicht richtig in die Geschichte rein. Keine Ahnung, woran es genau liegt. Der Prota fühlte sich distanzierter an. Ich vermisste irgendwie etwas Greifbares. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass ich sie mir als Fortsetzung zu "Nummer" vorgestellt habe, und "Nummer" gefiel mir halt so gut, dass diese Kurzgeschichte jener nur schwer das Wasser reichen konnte. :(


    Puls der Nacht
    Man merkt deutlich den Unterschied zu den anderen Kurzgeschichten im Schreibstil und Stilsicherheit. Es ist sehr flüssig und durchdacht geschrieben. Die kurzen Sätze machen es sehr ausdrucksstark und bringen die Gefühle und Gedanken noch viel besser zur Geltung. Dass es Ghule waren, kam für mich überraschend. Es sind nicht gerade die geläufigsten Kreaturen, die man in Geschichten antrifft. Darum fand ich es umso schöner, dass du diese genommen hast. :thumbup:
    Am Ende frage ich mich immer noch, was genau nun in dem Koffer war. :ninja:


    Trotz mancher vielleicht etwas mehr negativer Kritik fand ich alle vier Kurzgeschichten sehr gut! Ich hätte zu den letzten beiden Geschichten gern mehr geschrieben, aber mir fiel nichts ein, was nicht schon die anderen geschrieben hatten. Und bevor ich mir irgendwas aus den Fingern sauge, belasse ich es lieber so. :ninja: