Ich fange jetzt mit "A Head Full Of Ghosts" von Paul Tremblay an.
Uund ich bin durch. Das Buch war unterhaltsam kurzweilig, mit einem für mich sehr angenehmen Schreibstil: genug Beschreibungen, um sich ein lebhaftes Bild der Szene machen zu können, ohne sich dabei in viel zu vielen Details zu verlieren. In die Sparte Horror würde es allerdings nicht stecken In meinen Augen ist es mehr eine Darstellung von dem, was harte Lebensumstände an Unarten in den Menschen hervorbringen kann. In diesem Fall muss die Familie mit der Schizophrenie der ältesten Tochter und akuten Geldsorgen kämpfen. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch äußere Einflüsse, wie die Quotengeilheit der Filmindustrie und verstaubten, fragwürdigen Weltanschauungen eines Paters, der es als ein eindeutigen Beweis für Besessenheit hält, dass eine Frau eine logische Argumentationskette entwickeln kann. Das einzig "schaurige"?... mh, nein. Das ist das falsche Wort Sagen wir, das einzig beklemmende ist, dass man nie weiß, ob die erkrankte Tochter gerade tatsächlich einen Nervenzusammembruch hat oder ob sie für die TV-Show nur übertreibt, und vorallem wie gefährlich sie in einem ihrer Anfälle werden kann.
Jedenfalls hätten wir da die jüngste Tochter, Protagonistin des Romans, die zu dem Zeitpunkt der Anfälle und der TV-Aufzeichnungen gerade mal acht Jahre alt ist. Wegen ihres Alters versteht sie die Geschehnisse zum Großteil gar nicht und wird immer wieder von ihrer älteren Schwester manipuliert, bis man als Leser selbst nicht mehr weiß, ob man dieser noch trauen soll. Der Vater der Mädchen verkriecht sich in Psalmen und dem Glauben, durch Gebete und den Exorzismus würde sich die angebliche Besessenheit seiner Tochter vertreiben lassen. Die Mutter hält davon überhaupt nichts, ist aber wegen der Geldprobleme extrem verzweifelt und will einfach nur ihre Kinder beschützen. Sie sieht sich der Krankheit ihrer Tochter hilf- und machtlos gegenüber und verfällt in Depressionen. Wie sich die Familie entfremdet wird durch kleine, aber sehr treffende Nebensätze deutlich: "Mom und Dad schlafen in ihrem Bett. Sie liegen so weit auseinander, wie es nur geht und deswegen ist zwischen ihnen noch etwas Platz für mich" (so sinngemäß).
Wie sich die Handlung als TV-Serie abzeichnet, erfährt man in eingeschobenen Blog-Kapiteln, in denen eine Bloggerin nach 15 Jahren über diese alte Serie bloggt und zeigt, wie sehr bei den Aufnahmen getrickst wurde, um aus einer Geisteskrankheit eine Teufelsbesessenheit zu machen. In dem Zusammenhang finde ich eine Aussage der Protagonisten gut und auch sehr vielsagend Sie sagt, dass die Geschichte ihrer Familie inzwischen so oft verdreht, auseinander genommen und neu interpretiert wurde, dass sie selbst nicht mehr weiß, was tatsächlich ihre eigenen Erinnerungen sind und was davon durch die Medien aufdiktiert wurde.
Leseempfehlung von mir