Beiträge von Ralath im Thema „Motivation und Antrieb“

    Motivationen gibt es bei mir, wenn ich länger darüber nachdenke, sogar recht viele. Was nicht unbedingt bedeutet, dass deren Summe nicht trotzdem durch eine Schreibblockade oder schlichte Unlust völlig ausgehebelt werden kann.

    * Das Schreiben bildet mich - sowohl was Geistreichheit angeht, als auch Charakter. Ich lerne während des Prozesses viel Neues dazu. Hinterher fühle ich mich einfach gewachsener. Im Grunde genommen ist es wohl einfach das Gefühl, etwas bezweckt zu haben, auf das man wohlwollend zurücksehen kann.
    * Wenn ich mich mal dazu durchgerungen habe, jemandem einen Text in die Hand zu geben und dieser Jemand dann mit dem Geschriebenen klickt, sich dafür interessiert und ich für die sonst so stille brotlose Arbeit etwas Anerkennung erhalte, dann gibt mir das ebenfalls einen saftigen Motiovationsschub. Einfach eine positive Reaktion auf meine Mühe. Sowas wirkt Wunder.
    * Selbst ein Kapitel endlich zuende zu bringen oder sich durch eine Szene zu beißen, die mich wochenlang angestunken hat - und im Anschluss wirklich lesbar und authentisch wird. Da zeigt sich Fortschritt, Verbesserung, Lerneffekt, Handwerk. Sowas motiviert mich.

    Der allergrößte Antrieb ist für mich aber letzten Endes ein anderer, sehr intimer, fast schon naiv kitschiger Grund.

    Ich erinnere mich immer wieder an Momente zurück, in denen mich verschiedenste Geschichten richtig geflashed und überwältigt haben und deren Enden mir wie Beerdigungen von engsten Freunden vorkamen. Man steht am Sarg und will einfach nicht akzeptieren, dass es so zuende geht, dass es hiermit vorbei ist und von da an nichts mehr kommt. Das zeigt die verborgene Kraft und den Stellenwert, den der Autor mit seinen Figuren in meinem Alltag eingenommen hat. Plottwists, Charaktertode, wahnsinnig lebendig verfasste Szenen und Dialoge, die mich haben innehalten lassen, weil sie irgendetwas in mir gerührt haben. Das waren Stellen, die mir etwas sehr seltenes und wertvolles geben konnten, etwas, das ich bis heute nicht recht benennen kann. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass sie (so kitschig und surreal das klingen mag) mein Leben auf die eine oder andere Weise bereichert haben. Diese Augenblicke möchte ich für andere quasi in der selben Intensität reproduzieren.

    Und das ist die Quintessenz. Das zu erreichen ist mein Wunsch - den Weg dahin zu schaffen - mich Abends ins Bett zu legen und in der Gewissheit einschlafen zu können, dass meine kleinen Texte jemandes Leben für einen Moment bereichert haben, dass ein Augenblick unter Tausenden plötzlich durch meine Arbeit einen unerwarteten Mehrwert erhält und mit einem Lächeln belohnt wird.
    DAS motiviert mich mehr als alles andere, eben WEIL ich am eigenen Leib nachfühlen kann, was für ein Hochgefühl daraus entstehen kann, unverhofft über so ein literarisches Goldnugget zu stolpern.
    Lesern etwas geben, das sie nie gesucht haben, und über das sie dennoch froh sind, wenn ich es ihnen vor die Füße lege, um es zu finden.

    Der Weg dahin mag lang und steil und steinig bergauf gehen, aber mit jedem Schritt kommt man dem Gipfel näher.
    Oh ja, Bruder. Das muss sich so anfühlen, als wäre die Druckertinte mit Ecstasy versetzt, wenn man dann oben ankommt. ^^