Beiträge von Kitsune im Thema „Beschreibung der Prota“

    Ich hatte das jetzt in einem Thriller ganz extrem: Da waren die Personenbeschreibungen so vage, dass man zum einen kein richtiges Bild vor Augen hatte und zum zweiten, dass die Fähigkeiten munter wechselten (plötzlich waren sie jung und attraktiv, dann wieder alt und diensterfahren).
    Aber auch andere Thriller hatte ich, wo so etwas vergleichbar war. Da war die Protagonisten eine mit 30 Jahren Berufserfahrung, kastanienbraunes Haar und gleichzeitig noch so attraktiv, dass sie mehrere Männer am Start hatte. Wenn ihr das mal durchrechnet, müsste die mindestens 50 gewesen sein.

    Ich kenne das nicht nur aus Thrillern, das zieht sich durch alle Genre. Schlimmer als eine vage Beschreibung finde ich aber, wenn, wie du sagtest, Inkonsequenz herrscht - und man als Leser das merkt. Da steht dann mehr als nur ein Fragezeichen über dem Kopf. Genauso wie ich reine Attribute zur Beschreibung furchtbar finde. Attraktiv kann alles bedeuten, nur als Beispiel jetzt. Ich gebe dir recht, dass das so auch nicht wirklich praktisch ist. (Am Ende frage ich mich dann aber, ob Feinheiten jetzt am Ende was gerettet hätten, wenn das Buch an sich nicht das Wahre ist. Aber das nur am Rande.)

    Mag sein, dass eine Beschreibung mittels einem Spiegel ausgelutscht ist, jedoch ist das deutlich besser, als überhaupt keine Beschreibung einzufügen. Gerade weil Nekomimi ja geschrieben hat, dass sie ein Problem damit hat, irgendwie gekünstelt eine Personenbeschreibung einzuführen, wollte ich ihr den Tipp einfach mitgeben.

    Wie ich schon sagte: Die Gewichtung spielt eine Rolle. Gerade wenn jemand aus der Ich-Perspektive schreibt, kann das Aussehen des Titelhelden zweitrangig sein. Und das ganz bewusst (und jetzt nur auf das Ich bezogen). Warum? Nicht, damit der Prota blass bleibt (wobei das die Gefahr sein kann, allerdings sind Äußerlichkeiten zweitrangig, um einen "schillernden" Charakter mit Persönlichkeit zu schaffen), sondern weil der Leser selbst drinstecken soll. Das muss aber gekonnt sein und leider funktioniert das nicht immer (und ist auch nicht immer die beste Wahl). Deswegen gebe ich dir schon recht, dass der Spiegel meist immer noch besser ist als gar keine Beschreibung. Aber nicht als erster Anlaufpunkt.
    Ich meine immer, dass man mit Ratschlägen bedacht umgehen sollte, auf beiden Seiten, möchte ich anmerken. Denn, hat man als Schreiber etwas erst einmal drin, ist es manchmal schwer, mit diesem Muster zu brechen. Deswegen gebe ich Tom Stark recht, dass beiläufige Erwähnungen von Eigenheiten eher ein Bild liefern als eine bloße Beschreibung von Äußerlichkeiten. Das mag im ersten Moment nicht jedem gelingen und nicht jedem liegt das, aber so etwas kann man üben, bis man seinen eigenen Stil gefunden hat. Und der liegt nicht im Spiegel, auch nicht am Anfang. :) Ich hoffe man versteht, was ich damit ausdrücken möchte.

    Ein weiterer Aspekt ist, dass auch äußerliche Merkmale sich mit der Zeit verändern. Und man würde sich ein enormes Potenzial verspielen, wenn man dieses ignoriert. Wobei das, zugegeben, nicht auf jede Geschichte zutrifft.

    Sicher ändern sich Merkmale mit der Zeit, du sagtest aber selbst schon, dass das nicht überall auf Wichtigkeit trifft. Da gilt es immer abzuwägen, was jetzt nötig ist und was nicht. Ein Grund, warum man mehr als im Groben wissen sollte, welche entscheidenden Punkte im Verlauf der Handlung geschehen sollen, und seine Charaktere gut zu kennen. Sehr gut sogar. (Das hast du auch schon erwähnt, deswegen führe ich das jetzt nicht weiter aus.)

    Jetzt hatte ich noch etwas sagen wollen, was mir zwischendurch noch in den Sinn kam, aber das habe ich jetzt schon wieder vergessen. Wenn es mir wieder einfallen sollte, melde ich mich noch einmal zu Wort. X/

    Wenn du etwas später die Personenbeschreibung erst einfügen willst und es aus der Prota.-Perspektive schreibst, eignet sich besonders gut, deinen Prota vor einem Spiegel (Schaufenster etc) treten zu lassen. Da hast du dann einem Übergang, der absolut nicht aufdringlich wirkt.

    Oh bitte, alles nur keine Spiegel oder Schaufenster oder glatte Wasseroberflächen, wo sich der Protagonist betrachtet und ähnliches, um das als Aufhänger zu nutzen. Das ist so ausgelutscht, dass ich mich jedes Mal schüttle, wenn ich mich selbst dabei erwische. Das ist so ziemlich das aufdringlichste, was du machen kannst, meiner Meinung nach. ^^'' Es ist in Ordnung, wenn wir das Grundlegend vom Charakter schon wissen, aber nicht für eine erste Beschreibung.

    Es braucht keine Spiegel, um jemanden darzustellen. Langes Haar kann von Wind ins Gesicht geweht werden (wobei das auch ziemlich abgedroschen ist) oder kurzes störrisch oder verstrubbelt abstehen, als Beispiel. Man kann solche Sachen wunderbar in einen Fließtext einbauen. Man sollte nur aufpassen, nicht alles als bloße Aufzählung abzuhandeln, also nicht a la "er hatte die und die Haarfarbe, das und das Gesicht, die und die Nase, das und das an blablabla" und das auch noch alles Satz für Satz hintereinander.
    Jemand kann beispielsweise mit pummeligen Fingern etwas aufnehmen. Schon weiß man, dass der Charakter nicht gerade dürr ist. Das geht auch aus der Sicht des Protas. Der Prota kann mit Fingern über einen Buckel auf der Nase fahren, mit der Zunge über schmale Lippen.
    Selbst bei Augenfarben kann man das handhaben, wobei ich gestehen muss, dass mir die eigentlich selten sonderlich wichtig erscheint, außer sie ist bewusst gewählt (bei mir spielen sie derzeit meist eine Rolle). Ansonsten vergesse ich die ohnehin meist schnell. D:
    Das sind aber alles Dinge, die man nebenher machen kann. Einen Hünen kann man auch dadurch als groß beschreiben, indem er sich bei anderen herunterbeugen muss oder sich unter einem Ast ducken, wo andere zuvor problemlos durchpassten. Eine kräftigere Statur lässt sich auch damit aufzeigen, dass der Charakter nicht wie andere durch einen Spalt passt - wenn es zur derzeitigen Situation passt.
    Ich hoffe man kann einigermaßen nachvollziehen, was ich sagen möchte. Himmel, ich versteh gerade selbst kaum, worauf ich hinauswill. oÔ
    Merke gerade, dass Nyneve da so etwas ähnliches wesentlich einfacher erwähnt hat oben. *hust*

    Allgemein zum Thema:
    Es ist schon günstig, wenn eine Beschreibung recht bald von einem Charakter kommt, das muss aber nicht zwangsweise direkt mit dem ersten Erscheinen passieren. Sie muss auch nicht bis ins kleinste Detail durchgekaut werden, weil der Leser sich in den seltensten Fällen alles merkt - behaupte ich jetzt zumindest. Klar kannst du beim ersten Auftauchen eines Protas schreiben, wie sein blondes Haar im künstlichen Licht schimmert, während er in engen Jeans mit Büffelhüften und einem viel zu körperbetonten Shirt, das jedes Gramm Fett zu viel zum Vorschein bringt, über die Tanzfläche wackelt. Somit hast du nicht nur einen Teil seines Aussehens, sondern auch noch erste charakterliche Eigenschaften zur Spekulation geboten. Das ist genau das, was ich oben versuchte zu erklären: Mische eine Beschreibung des Aussehens mit Aktionen. So wirkt es nicht langweilig und bringt dich im Text voran.
    Zumindest mag ich solche Beschreibungen lieber, sie wirken wesentlich lebendiger, als wenn mir jemand alles stupide aufzählt.

    Ich kenne einige Bücher, in denen die Protagonisten kaum bis gar nicht beschrieben werden. Manchmal stört mich das, manchmal ist das aber alles andere als tragisch, weil es nicht auffällt oder wichtig ist. Manchmal ist auch nur das minimale Erscheinungsbild (Haare, Größe ...) beschrieben. Auch hier gilt: Manchmal passt es, manchmal nicht. Es kommt auf das Gesamtbild an und wie stark die eigene Vorstellungskraft ist. Möchtest du deinen Charakter äußerlich blass lassen und dich stärker auf das Innenleben und die Handlung fixieren, dann ist das deine Wahl. Das kann wie gesagt gut funktionieren. Spielt das Äußere in irgendeiner Weise eine entscheidende Rolle, würde ich mehr Augenmerk darauf legen.