Beiträge von Tom Stark im Thema „Der Questgeber in der Taverne“

    Hier deine Story, wie ich sie geändert hätte:


    Eines Tages ging der berühmte Schmied Aher zu einer Taverne, da ihm vom Bürgermeister des kleinen Örtchens, dessen Name auf keiner Karte verzeichnet war, empfohlen wurde, doch dort nach einer Queste zu fragen.
    Die Taverne war schnell gefunden, lag wie es Tavernen normalerweise tun an der Hauptstraße und in diesem Fall auch einzigen Straße des Ortes. Sie hatte als einziges Gebäude ein Schild auf dem passenderweise auch nur "Taverne" stand. Ein Ort ohne Namen mit einer Taverne ohne Namen eben.
    Dort angekommen verkündetet Aher lauthals sein Eintreffen, was aber offenbar keinen wirklich interessierte, und verlangte nach der Aufgabe.
    Aus der Menge - witziger weise war die Taverne so voll, dass wohl noch Besuch aus dem Nachbarort eingetroffen sein musste, aus dem winzigen Ort konnten unmöglich alle Gäste stammen - trat ein Mann hervor mit mittellangen, blonden Haaren und braunen Augen, sowie einem auffälligen Hut.
    Er war ohne Kopfbedeckung 184 cm groß und somit etwas kleiner als der stämmige Aher. Mit einer Handbewegung lockte er Aher zu sich und sagte ihm: "Guten Tag, Sie sind also interessiert daran? Bitte folgen Sie mir in das luxuriöse Questzimmer." Immerhin schienen die Zimmer in der namenlosen Taverne Namen zu haben. Vielleicht sogar vielversprechende Namen?
    Die Beiden gingen in eine billige Abstellkammer welche, bis auf zwei fast unbrauchbare Holzstühle komplett leer war. Es gab nicht mal ein Fenster. Soviel zu Versprechungen!
    "Mein Name ist Everon, wie heißen Sie?", fragte der Mann mit dem Hut fröhlich.
    "Schön Sie kennen zu lernen, ich bin Aher", antworte der Schmied.
    "Sooo, Sie wissen ja von der Quest, stimmt's?"
    "Äh, nein, nicht wirklich. Mir wurde diese nur empfohlen. Außerdem sollten wir uns duzen ..." Der Schmied hielt wenig von der Örtlichkeit aber noch weniger von Förmlichkeiten
    "Ach so ist das. Mit dem Duzen bin ich einverstanden und die Queste handelt vom Töten eines gigantischen Drachens."
    Aher schaute ihn fragend an: "Kann es sein, dass Du den legendären Drachen meinst?"
    "Ja genau den. Aber ich kenne seinen Namen nicht." Der Mann mit dem Hut zuckte nachlässig die Schultern.
    "Ich doch auch nicht", erwiderte der Schmied reserviert. Wer kannte schon heute noch den Namen legendärer Drachen?
    Everon schob seinen Stuhl näher zum Schmied. Er fing an leicht mit dem Stuhl zu wippen an und wackelte rhythmisch mit seinen Füßen. "Also schön. Wirst du die Quest jetzt annehmen oder nicht?", hinterfragte er nochmal, dieses Mal mit etwas mehr Druck.
    "Nein. Keine Lust", entgegnete Aher.
    "Ja aber du musst es doch wollen! Du bist doch der berühmte Schmied Aher. Der, der für seine unglaubliche Stärke bekannt ist, welche sogar jede Logik zerstört?"
    "Woher weißt du das denn? Und nein, ich will nicht, weil der Weg mehr als 10 km beträgt. Ich bin schließlich Schmied, kein Langstreckenläufer."
    Everon machte eine kurze Handbewegung und brennender Text tauchte aus dem Nichts mitten in der Luft auf.
    Wegen seines ungünstigen Blickwinkels konnte Aher nicht genau sehen was drauf stand.
    "Dort steht's irgendwo. Dieses ganze abgelegte Zeug in der "Wolke" ist wirklich praktisch.", sagte der Questgeber, während er auf eine zufällige Stelle im Text deutete.
    Aher stand auf, trat hinter den Mann und schaute an dessen Hut vorbei um den Text lesen zu können. Der Text besagte folgendes:
    "Heute Heiltränke 10% Billiger! +++ Die Steuern für Weltenfresser wurde erhöht um 1.2% +++ 12 Ratten vermisst +++ Brot schmeckt wie Brot +++"
    Noch viele andere unverzichtbare Nachrichten tauchten auf.
    "Ah ja ...", war sein einziger Kommentar dazu.
    Der Schmied setzte sich wieder auf seinen Platz und nahm sein Schwert zur Hand, was zuvor scheinbar ohne irgendwelche Halterung an seiner Seite festgeklebt war.
    Everon bemerkte, dass die Klinge knapp 92 cm lang sein musste: "Interessante Wahl. Sagt vielleicht sogar was über Dich aus."
    "Was meinst du damit?" Der Schmied musterte den merkwürdigen Questgeber fragend.
    Ahers Frage wurde ignoriert während Everon weiterhin die Waffe begutachtete: "Ein wunderschönes Bastardschwert."
    Ein paar Sekunden vergingen ehe Aher kapierte, dass Everon von seinem Schwert sprach. "Typisch Zauberer", dachte er abfällig, "können ein Langschwert nicht von einem Bastardschwert unterscheiden, Hauptsache, dumm daherreden!"
    "Ich frage nun zum letzten Mal", sagte Everon, "ob Du nun die Quest machen willst oder nicht."
    Mit seiner unglaublichen Kraft warf der Schmied sein Schwert gegen die Wand. Der Aufprall war so heftig, dass ein Krater in der Wand zu sehen war und seine Waffe wurde in zahllose Schrapnelle zerlegt, die sich im Raum verteilten. "Tut mir leid. Ich habe leider keine Waffe", sagte er schlicht.
    "Das ist kein Problem." Ein Riss im Raum entstand und Everon zog ein Schwert heraus. Er warf es Aher zu, welcher es mit einer Hand fing und direkt danach sofort zerquetschte.
    "Ok, war wohl ein schlechtes Schwert", kommentierte Everon trocken.
    Er wandte sich zum Portal, griff hinein und warf eine Unmenge an Waffen hinter sich, während er sagte: "Hier, irgendeines dürfte wohl passen."
    Aher konnte nicht antworten, da er zu sehr damit beschäftigt war dem Sperrfeuer aus fliegenden Klingen auszuweichen.
    Nur wenige Sekunden später waren genau 133 Waffen im Raum verteilt, manche von ihnen hatten sogar die Tür zum Schankraum durchbohrt.
    "Warum willst du überhaupt, dass jemand die Quest macht?", versuchte der Schmied es nun auf andere Weise.
    Everon drehte sich wieder zu Aher: "Ah danke, dass Du fragst. Siehst Du, der Drache hat meine Familie getötet. Also suche ich jemanden, der ihn umbringt."
    "Du bist doch ein Materialmagier, richtig?" Denkarbeit war nicht so Ahers Metier. Seine Muskeln saßen woanders.
    "Fast. Ich bin ein Materialmagier, welcher auch einen Pakt mit der Unterwelt gemacht hat um unsterblich zu werden." Die Selbstgefälligkeit des Magiers war unüberhörbar.
    "Warum machst Du es dann nicht selbst?" Ahern hatte langsam genug von der ganzen Posse.
    "Daran habe ich gar nicht gedacht." Das klang beinahe glaubhaft.
    "Aber macht es überhaupt noch Sinn, dich zu rächen? Du kannst damit Deine Familie nicht wiederbeleben." Ahern wunderte sich selbst über seine philosophische Ader
    Everon überlegte kurz. Er schob seinen Hut zurecht, seufzte kurz und sagte: "Du hast vollkommen recht. Vergessen wir die Sache einfach."
    Aher und Everon gingen aus dem Raum und verabschiedeten sich.

    Wenige Wochen später wuchs der Drache immer weiter und weiter.
    Im Laufe seines Wachstums wurde die komplette Erde vom Drachen vernichtet, welcher kurz danach an Altersschwäche starb.
    Nur Everon als Unsterblicher überlebte natürlich.
    Im Weltraum schwebend fing er ein nicht hörbares Selbstgespräch an. Erstens hört man im All keine Geräusche und zweitens , wenn es keiner hört, gibt's dann überhaupt ein Geräusch? "Ach ja, der Drache war ja Nidhöggr, der Weltenfresser. Ich wusste doch, dass ich irgendetwas Wichtiges vergessen hatte. Naja egal."
    Mit einer Handbewegung erschien ein gigantischer Feuerball. Nach nur wenigen Sekunden hatte sich das Feuer gelegt und eine neue Erde entstand innerhalb weniger Minuten. Der Magier teleportierte sich ohne zu zögern in die nächstbeste Taverne und fing wieder an zu warten. Irgend ein großer Held würde bald kommen.
    Doch Moment, es war ihm, als hätte er schon wieder etwas Wichtiges vergessen ...

    Erstmal: Willkommen im Forum, immer schön einen neuen Schreiberling bei uns zu haben.

    Nach der Überarbeitung sieht Dein Text schon wesentlich angenehmer zu lesen aus, und man kann auch besser erkennen, wer was sagt. Ich muss nämlich zugeben, dass ich wie Phi auch mehrfach lesen musste um den Sprecherwechsel mitzuvollziehen.

    Einige Dinge haben mir gut gefallen, wie zum Beispiel die Anspielung auf die "Moderne" wie Dinge in einer "Cloud" ablegen. Wobei ich da sogar noch einen Schritt weitergegangen wäre und knallhart von einer "Wolke" (kursiv oder in Gänsefüßchen) gesprochen hätte.
    Warum der Schmied seine eigene Waffe zerstört ist mir zwar insofern klar, dass du den Gag mit der schier unendlichen Anzahl an Waffen bringen konntest, die der Magier eher lieblos herbeizaubert aber du solltest darauf achten, dass Handlungen Deines Protagonisten nicht einfach deswegen passieren um eine Steilvorlage für die Reaktion einer anderen zu bieten.
    Der Schmied hätte ja auch schlicht sagen können, dass sein Schwert nicht zum Drachentöten tauge, er als Schmied müsse das ja wohl wissen.

    Witzig fand ich auch die Begründung, dass er keine Lust habe zu laufen. Die passt schon zu den ganzen antiheldischen Tendenzen deiner Story. (Wobei es etwas unglücklich formuliert ist, denn geht man nach dem Wortlaut, muss man annehmen, dass der Schmied, wäre es unter 10 km, nicht laufen müsse - da hättet er sich teleportiert oder wie...?)
    Aber auch das hättest Du vielleicht noch etwas dramatisieren können:
    "Guter Mann, das sind ja mindestens zehn Kilometer! Ich bin Schmied, kein Langstreckenläufer! Und stellt Euch mal vor, ich erschlage den Drachen. Soll ich dann dessen ganzen Schatz von Hand ganze ZEHN Kilometer her schleppen?!"

    Etwas verstörend, aber letztlich passend zum ganzen absurden Storyverlauf war denn auch das Ende. Innerhalb zweier Sätze geht die Welt zugrunde und der Magier zaubert mal eben so eine Neue und das Ganze scheint von vorne zu beginnen. Mag wohl nicht das erste Mal gewesen sein, was das eher mäßige Interesse und die hanebüchene Begründung warum er jemand zum Drachentöten sucht (als ob jemand der mit einem Wink die Welt neu entstehen lassen könnte das nicht selbst könnte) erklärt.
    Was aber wirklich fehlt ist eine Auflösung. Warum tut der Magier all die absurden Dinge?
    Weil MAN es eben so macht?
    Weil er (wie ein Deadpool) weiß, dass er nur eine Figur in einer Geschichte ist, die sich an die Storyline zu halten hat, aber daran nicht unbedingt Spaß haben muss?
    Hier den Leser hängen zu lassen ist etwas gemein, zumal du ihm für eine eigenständige Interpretation etwas wenig an die Hand gibst.

    Ich gebe zu, zuerst habe ich gestutzt und bin mir fast sicher, dass viele erst einmal deine Geschichte nicht sehr gemocht haben. Mir gefällt es jedoch, dass sie mir etwas abverlangt hat, aber gerade im Belletristik-Bereich, wo die meiste Fantasy-Literatur angesiedelt ist, wirst du es eher mit Lesern zu haben, die ad primo unterhalten werden wollen und erst ad secundo selbst ihre grauen Zellen anstrengen wollen.

    Noch eine Anmerkung zu Faulheit:
    Die Ausrede GILT nicht!!! DREI Ausrufezeichen.
    Faul bedeutet nämlich in dem Fall, sich bewusst zu sein, dass man etwas schlechter macht, als man es müsste. Und wenn Du das machst, merken die Leser das, auf jeden Fall viele Leser dieses Forums, die ja selbst schreiben auch gegen ihren inneren Schweinehund angehen müssen, wenn sie für den Autor zwar lang bekannte und vielleicht sogar langweilige, für den Leser aber notwendige Fakten beschreiben müssen.
    Es gibt durchaus gute Gründe sparsam mit Beschreibungen umzugehen. Man will auf die Dialoge fokussieren, man will die Handlung "schneller" machen und durch Lesetempo auch Handlungstempo forcieren, man empfindet es im speziellen Fall WIRKLICH unnötig einen Boten zu beschreiben, der nur mal eben eine Nachricht überbringt und dann nie mehr gesehen wird ... und ... und ... und.
    Schreiben, zumal das Schreiben für andere, ist zu einem Großteil Transpiration und leider zum kleinsten Teil Inspiration. Es gibt Tricks sich selbst bei der Stange zu halten, wie sich an gelungen Textpassagen zu erfreuen, nicht zu viel auf einmal zu schreiben, oder seine Ideen nur im ganz Groben auszuarbeiten und quasi "on the fly" die genaue Handlung zu stricken. Jeder hat da seine eigenen Methoden.
    Nur bitte erwarte von niemand Verständnis für die Begründung: "Sorry, hatte keine Lust das ordentlich zu machen."
    Sonst wird die Reaktion sein: "Sorry, hatte keine Lust das ordentlich (oder überhaupt) zu lesen.

    Auf jeden Fall ließt man so etwas, wie Deinen Text nicht jeden Tag und ich musste am Ende kopfschüttelnd grinsen (passiert mir auch nicht sooo oft, danke dafür).
    Ich nehme an die Geschichte ist zu Ende, oder sollte es weitergehen?