Beiträge von Formorian im Thema „Glaubhafte und nachvollziehbare Charaktere“

    Was ich eigentlich damit sagen wollte ist, dass diese Diskussion doch dazu da ist zu lernen, wie man es "richtig" macht

    Ich denke, "richtig" ist es dann, wenn es sich für den Schreiber "richtig" anfühlt.
    Es gibt, da bin ich mir ziemlich sicher, kein allgemeingültiges Patentrezept um einen wirklich glaubhaften Char zu kreieren. Denn jeder empfindet hier etwas anderes als glaubhaft, und die potenziellen Leser erst recht :) . Was dem einen süßer Nektar, das ist dem anderen pure Galle, so ist es nun mal. Wenn @Kuscheln (bei der ich mich hiermit in aller Form entschuldigen möchte, wenn meine Bemerkungen arrogant rübergekommen sind, denn dies lag wirklich nicht in meiner Absicht :sack: ) mit Ihrer Methode besser schreibt, dann wäre es natürlich Blödsinn, es Ihr ausreden zu wollen, nur weil man eben ein anderes Rezept entwickelt hat. Stures Bestehen darauf, dass die eigene Methode sowieso die beste sei, wäre der Gipfel an bescheuerter Arroganz. Dieser Thread ist mMn dazu gedacht, Erfahrungen auszutauschen und nicht, jemanden zum "einzig selig machenden Heil" zu bekehren.
    Ich sah halt nur die Gefahr, dass ihre Chars nach Ihrer Methode recht einseitig würden und empfahl deshalb, ihnen ganz bewusst Eigenschaften zu verleihen, die man an sich selbst weit von sich weisen würde, weil ich eben die Ansicht vertrete dass die Figur dann ganz von selbst Ecken und Kanten entwickeln würde und nicht zwangsläufig zum netten Johnboy mutierte.
    Aber dies ist nur ein Posting in einem Forum und nicht Al Quran. Stay cool :D .

    Aber gerade bei jungen Schreibern ist mir aufgefallen, dass diese sich selbst als Vorbild nehmen und ihre Schwächen verbergen oder streichen, dafür alles, was ihnen an sich nicht gefällt ein wenig aufpolieren.. "ein wenig"
    Das endet dann irgendwann in einer Mary sue^^

    Eben dies war auch mein Gedanke zu meinem Posting oben. Prota "nach eigenem Ebenbild" neigen dazu, in einer Storyhandlung Fanale zu setzen, denn man möchte sich ja um sonstwemwillen nicht in einem schlechten Licht darstellen. Dabei stellen sie oft die aberwitzigsten Sachen an, die für die meisten Leser nur schwer nachzuvollziehen sind. Beispiel: Die Partnerin des Prota fällt in dessen Dabeisein einem hinterhältigen Attentat zum Opfer, das sie in ein lebensbedrohliches Koma fallen lässt, und selbst wenn sie dies überstehen sollte wird sie wahrscheinlich ein lebenslanger Pflegefall sein. Nach langer Suche stellt der Prota den Täter, es kommt zum Kampf und bald hat er den Saukerl am Boden. Natürlich wird er dem Schuft keine zweite Chance geben und ihn derart fertigmachen, dass man ihn in ner Streichholzschachtel begraben kann ...
    Aber nein, er ist ja einer der Guten! Also fesselt er den Bewusstlosen, hält eine kleine Ansprache über die Gerechtigkeit der Justiz und ruft brav die Polizei. Na aber hallo! Selbstjustiz ist ja sowas von pfui!
    Er ist gut, auf selbstverleugnend schw***los hirnverbrannte Weise gut!
    Das literarische Gewissen bleibt rein. Die Leser schütteln mit den Köpfen ...

    ich habe festgestellt dass es mir einfacher fällt, glaubwürdige Charaktere zu bauen, wenn ich sie mag.

    Das ist sehr schön für Dich, wenn es Dir beim Schreiben hilft, nur leider werden nicht alle Leser Deinen subjektiven Geschmack teilen. Nette Characktere gelten nur allzu häufig als die unglaubwürdigsten. Vielleicht solltest Du tatsächlich einen objektiveren Maßstab für Deine Figuren finden, anstatt literarische Klone Deiner selbst anzufertigen, weil diese Dir persönlich realistischer vorkommen.
    Hin und wieder mal, nur für eine Weile, tintenpechschwarz denken ist da sehr hilfreich :D .