Ich hoffe es ist ok wenn ich das jetzt einfach mal hier rein packe, ein eigener Thread lohnt glaub ich nicht, soll ein bisschen als Anregung dienen wie sowas abseits der Fantasyklichees ausgesehen hat. Außerdem ist grad wenig los. XD
Waffen und Rüstungen
Waffen, Rüstungen, Kampftaktiken und Klima sind immer voneinander abhängig. Es finde immer eine "Evolution" bzw. ein Wettrüsten statt, welches durch neue Taktiken oder Waffen wieder komplett umgeworfen werden kann.
Die frühen antiken Hochkulturen im nahten Osten hatten maximal leichte Rüstungen, einfach weil Vollplatte keinen Sinn machte (nicht wenige Kreuzfahrer starben wohl auch an Hitzschlag), entsprechend anders waren die Waffen und Kampftaktiken. In den Ruinen frühgriechischer Städte finden sich noch Lager an kleinen runden Kiesel... Munition für Schleudern, eine tödliche Waffe wenn der Gegner keinen Helm trägt.
Bei Griechen und Römern fällt auf, das die Rüstungen primär den Körper schützten, Hals und Arme (die neben dem Köpf häufigsten Trefferzonen mittelalterlicher Schwerter) waren fast ungeschützt. Da man davon ausgehen kann das sie auch nicht blöd waren, kann man vermuten das die meisten Angriffe also vermutlich eher Sticke waren.
Das römische Gladius ist auch ganz klar auf Stiche und weniger auf Schnitte optimiert. Schon hier waren auch Stangenwaffe (Speere etc) eine der wichtigsten Schlachtenwaffen.
Der Übergang von Bronze zu Eisen war auch nicht einfach der logische Schritt wie er mir zumindest damals in der Schule beigebracht wurde. Bronze ließ sich viel einfacher verarbeiten, wenn die richtige Legierung gemischt worden war, konnte das einfach in Form gegossen werden und musste danach nur noch geschärft werden, außerdem rostet es einem bei schlechtem Wetter nicht gleich weg...
Wenn man das mit Eisen mach hat die Waffe nur eine Fähigkeit: Brechen. Bei roheisen müssen erst die Unreinheiten raus geschmiedet werden, je weniger drin sind um so stabiler wird es.
Erst als die Lieferungen des seltenen Zinns durch Unruhen (auch damals gab es schon große Handelsnetze) abbrachen mussten die Menschen also auf Eisen umsteigen. Als sie es dann gezwungener Maßen gemeistert hatten wurden sie darin immer besser und bemerkten erst wie sehr es Bronze überlegen war.
Allgemein zu Schwertern:
DAS Schwert gibt es natürlich nicht, es gibt Schwerter für alle möglichen Anwendungen: Kampf, Zivilleben, Schneiden, Stechen, Halbschwerttechniken, Kettengeflecht sprengen, Repräsentative Zwecke etc.
Der eigentlich Sinn eines Schwertes ist aber, eigentlich klar durch die Form erkennbar, der Schnitt. Entsprechend waren Schwerter normalerweise auch nicht so schwer wie es uns die Medien gerne weiß machen wollen...
Auch war das Schwert war eigentlich nie eine kriegsentscheidende Waffe, eher Zweit oder Drittwaffe (wenn man ein bisschen mit einer Lanze umgehen kann bringt man auch einen gute Schwerkämpfer schnell ins Schwitzen). Oft waren sie eher im zivilen Leben verbreitet, zur Verteidigung, Prestigeobjekte, Duelle etc.
Mit einem Schwert kann man eine Rüstung NICHT durchschlagen. Das ist physikalisch nicht möglich. Auch war ja genau der Sinn der Rüstungen, geschützt zu sein, niemand legt sich so etwas Teures zu, wenn man von jedem Trottel mit einem Schwert umgehauen werden kann (außer imperiale Sturmtruppen, aber das ist eine andere Geschichte). Das einzige was man wirklich bewirkt ist, das man die teure Rüstung zerkratzt, den Besitzer wütend und auf einem aufmerksam macht...
Auch durch ein Kettemhemd kommt ein Schwert mit einem normalen Schlag nicht durch, ohne gute Polsterung gibt es unschöne Prellungen aber vor Schnitten ist man sicher.
(anders schaut es aus, wenn das Schwert für das Brechen von Kettenringen optimiert ist, dann kann ein sehr kraftvoller Stich natürlich durch kommen... nur eignet sich so ein Schwert dann wieder nur bedingt für Schnitte. etc)
Natürlich gibt es spezielle Techniken (und Schwerter) speziell gegen Rüstungen, einfach nach Bildern zu "Halbschwert" googlen. Sehr spannend aber nicht halb so heroisch wie das in der Fantasy gerne dargestellt wird.
Kleines Detail zu den Katanas, die durch die vielen Faltungen ja so unglaublich viel besser sind als Europäische Schwerter: Diese Technik entwickelte man im "Westen" um etwa 600vChr. um etwa 1000 nChr. verschwand sie wieder fast vollständig, außer für dekorative Zwecke.
Der Grund war nicht, das man das in einer sehr kriegerischen Zeit, einfach vergessen hatte, sondern das man bei der Stahlverarbeitung so gut wurde, das es nicht mehr nötig war. Schwerter waren über viele Jahrhunderte hinweg die Hightechwaffe schlechthin, welche sich aber auch konstant (weiter)entwickelte.
Aber es war auch ein Werkzeug, wenn jemand im Mittelalter ein 1000 Jahre altes Schwert aus einem Stein gezogen hätte, wäre das möglicherweise ein römisches Gladius oder eine Keltisches Bronzeschwert gewesen, damit wäre er gegen die damals modernen Schwerter eher blöd da gestanden.
Erbschwerter die von Generation zu Generation weiter gegeben werden, waren maximal Dekoteile (aber außer in der Neuzeit waren auch die meist viel zu schnell veraltet). Richtige Waffen mussten ja auch der Zeit entsprechen und das ändert sich auch dauern. Nicht so schnell wie heute die Handies, aber vielleicht wie Autos, und außer Nostalgiker würde niemand gerne ein Auto aus den 1930ern auf der Autobahn fahren müssen, auch wenn es ein Erbteil ist.
Ganz abgesehen davon das das tatsächliche Benutzen ja Scharten hinterlässt, welche Ausgeschliffen werden müssen was das Schwert jedes mal verkleinert.
Rüstungen:
Wie bei den Schwertern gibt es natürlich auch nicht DIE Rüstung. Die extrem schweren Rüstungen in denen man sich kaum bewegen kann und der Träger regelrecht auf Pferd gehoben werden musste, stammen vom Tjosten, was am ehesten mit heutigem Sport verglichen werden kann. Dabei ging es darum Eichenlanzen am Gegner zu zerbrechen ohne selbst runter geworfen zu werden. Also doch eine sehr spezielle Anwendung.
Eine klassische Rüstung für zu Fuß war da wesentlich leichter. Gut angepasst und mit etwas Übung konnte sich der Träger fast genau so gut bewegen wie jemand ohne Rüstung, nur das er sehr sehr gut geschützt war. Sogar Schwimmen hat man damit angeblich können. (Mit Kettenhemd habe ich es auch schon probiert und außer das es zwischen den Schulterblätter kratzt geht das einwandfrei )
Gegen Rüstungen kommt man mit Schwertern wie schon erwähnt, fast nur mit Halbschwerttechniken durch bei denen man versucht durch die Sehschlitze und die offenen Stellen der Rüstung (Achseln, Arm und Kniebeugen) zu stecken, oder den Gegner umzuhebeln und dann mit einem Scheibendolch und dem eigenen Körpergewicht auf den Dolch geworfen, die Rüstung zu durchstechen.
Ansonsten sind natürlich Mordäxte und Helebarden (natürlich der Dorn nicht das "Axtblatt") klassische Dosenöffner. Auch mit dem Langbogen abgeschossene Pfeile können eine Rüstung durchschlagen, aber bei den Entfernungen ist das natürlich eher ein Glückstreffer und nur im "Schwarm" wirklich eine Gefahr.
Schusswaffen und Rüstungen haben auch noch lange Zeit nebeneinander her existiert. Aus der Zeit stammen Rüstungen in vielen Museen, die Kugeldellen und Löcher haben. Die Aufgaben der Rüstschmiede war es damals, "Kugelsichere" Rüstungen zu bauen. Mit der Zeit wurden die Musketen aber immer durchschlagkräftiger sodass die Rüstungen dann tatsächlich zu schwer wurden.
Oh, und gegen einen sauberen Schnitt mit dem Schwert schütze eine Lederrüstung so gut wie gar nicht. Man spürt nicht mal viel mehr Widerstand (da war ich selbst erstaunt als ich das Teil mit Armatrappe komplett durchgeschnitten habe...)
So, jetzt lasse ich es mal gut sein, Kritiken? Fragen? Beschimpfungen?
Oh, und zum Thema: "Aber es ist doch Fantasy, da kann ein Schwert auch als Hiebwaffe verwendet werden und Rüstungen durchschlagen!"
Ja, natürlich kann man alle physikalischen Gesetzte außer Kraft setzen, aber zum einen macht man sich damit ein riesiges Fass auf und zum anderen, wieso sollte man dann überhaupt eine Rüstung tragen?