Beiträge von Windweber im Thema „Konstruktive Kritik - Wie macht man sie?“

    Schonungslos? Wirklich? Ich denke eher, schonungslose Kritik bringt meist gar nichts. SIe lässt die Leute mauern, verletzt sie, zerstört die gute Beziehung, die man mit ihnen hat. Ich stimme ja voll und ganz zu, dass Kritik vollständig und unverwässert sein soll. Aber man kann sie dennoch freundlich formulieren und es dem Kritisierten SCHONEND beibringen. Es mag seltene Extremsituationen geben, in denen es nötig ist, einen geliebten Menschen kräftig in den Arsch zu treten - metaphorisch gesprochen. In den meisten Fällen bin ich mir aber sicher, dass schonungslose Kritik mehr Schaden anrichtet, als irgendjemandem hilft. Sie würde, nicht ganz zu unrecht, als Angriff wahrgenommen. Die meisten wollen ja auch niemanden, den sie lieben, schonungslos kritisieren. Aus gutem Grund - der soziale Instinkt und auch die Erziehung bringen einem das nicht aus Spaß bei oder um einem Steine in den Weg zu legen. Man tut sich dann vielleicht auch schwer mit schonender Kritik, schießt über das Ziel hinaus, das muss man freilich überwinden. Eine gute Beziehung benötigt es manchmal, dass man störendes anspricht. Aber eben auf die Weise, wie sie im Eingangspost vorgestellt ist und nicht einfach mit der Keule auf den Kopf. :)

    @Skadi hat mich mit ihrem Thema Selbst Kritiken schreiben auf einen Gedanken gebracht: Geschichten schreiben ist hier nur die halbe Miete und wie man das gut macht, dafür gibt es hier zahlreiche Tipps. Aber wie macht man die andere Hälfte, die möglichst konstruktive Kritik richtig?

    Hier einige Gedanken von mir, vielleicht fällt euch ja noch etwas ein. Das sind natürlich alles eher Richtlinien als Regeln.

    1. Spreche das Problem oder den Fehler präzise und sachlich an. Nicht vage oder emotional. Dabei aber bitte offen bleiben!
    2. Analysiere! Sammle genau, was in deinen Augen falsch läuft!
    3. Nenne Alternativen und Verbesserungsvorschläge zu möglichst jedem Punkt! So lässt du den Kritisierten nicht im Regen stehen.
    4. Lobe auch, was du gut findest! Das "Sandwich"-Prinzip ist hier bewährt, erst ein Lob, dann Kritik, dann wieder ein Lob. Es sollte beides ausgewogen sein, sonst fühlt sich der kritisierte leicht demoralisiert.
    5. Empathie, Empathi, Empathie! Versetze dich in den Kritisierten hinein und überlege, wie du dich fühlen würdest, würdest du an seiner statt lesen, was du schreibst. Bedenke auch, dass vielleicht nicht jeder so hart im nehmen ist wie du.
    6. Sende Ich-Botschaften! (Nicht: Das ist so nicht gut Sondern: Ich finde das so nicht gut). Das ist auch in der alltäglichen Kommunikation gut.
    7. Vermeide es, den Kritisierten persönlich anzugreifen. Es geht nur um seinen Text oder seine Idee. Loben darfst du ihn natürlich persönlich ;)
    8.Wenn du merkst, dass dich etwas emotional stört, kritisiere nicht im Affekt! Beruhige dich erstmal und schreibe dann sachlich und präzise.
    9.Gib die Gelegenheit zur Korrektur! Nur so kann der Kritisierte aus seinen Fehlern lernen und kann Selbstvertrauen gewinnen!
    10. Seid einfach freundlich und lieb zueinander :) Aber sprecht an, was euch stört! Sonst kann sich der andere nicht verbessern!

    Natürlich will Kritik auch gekonnt angenommen werden:

    1.Nimm emotionale Distanz zu deiner Geschichte und den Kritiker ein
    2. Verteidige und Rechtfertige dich nicht, mach dich aber auch nicht selber runter. Erklären kannst du natürlich etwas, wenn es sich vielleicht erst später in der Geschichte erschließen soll. Das Feedback soll eine Chance auf Verbesserung und Hilfe und kein persönlicher Angriff sein. Mach dir das klar!
    3. Lies genau, was dir geschrieben wird. Was stört ihn und warum?
    4.Frage nach, wenn du etwas nicht richtig verstehst. Zeig ihm auch so, dass seine Kritik erwünscht ist und beachtet wird.
    5. Wird der Kritiker perönlich oder du fühlst dich angegriffen, verweise ihn auf die Richtlinien von oben.
    6. Du entscheidest, was du von der Kritik annimmst! Eine Kritik ist immer nur eine Meinung. Überlege aber: Hat er vielleicht recht? Kann ich mich durch diese Hilfestellung verbessern?
    7. Sei dankbar! Wirklich, eine Kritik anzubringen macht Arbeit und erfordert Mut. Und auch wenn sie dir erstmal unangenehm ist, soll sie dir doch helfen. Es ist wie mit der Medizin, sie muss bitter schmecken, sonst wirkt sie nicht. Natürlich sollte es auch mit etwas Lob gesüßt sein. Der (konstruktive) Kritiker zeigt immer Interesse an deiner Geschichte oder Idee und an dir. Er gibt dir die Möglichkeit, dich zu verbessern.
    8. Auch hier gilt: Wenn du dich über etwas in der Kritik sehr ärgerst, ja wütend wirst, antworte nicht im Affekt! Atme durch, schlafe vielleicht eine Nacht darüber und antworte dann sachlich, höflich und präzise!

    Was fällt euch noch so ein? Oder würdet ihr mir in einem Punkt widersprechen?

    Für alle, die sich noch unsicher fühlen, empfehle ich @Klimbim s Beitrag hier: Konstruktive Kritik - Wie macht man sie?