Ein guter Punkt... Ich denke, dass es zweitrangig ist, als Leser auf die Gründe des Autors zu schauen. Wenn der Prota eine Waise ist, dann vermute ich als Leser darin vielleicht ein Klischee, einfach deswegen, weil es so viele waise Auserwählte gibt, dass das klischeehaft wirkt.
Ich würde dem zustimmen. Viele, die Interpreation und Analyse von Texten, gerade künstlerischen Lernen (wie Gedichten) (oder auch Bibelexegese betreiben) fragen sich und bezweifeln, ob der Autor sich das alles dabei gedacht hat, das sie herausfinden. Natürlich hat er es nicht! Vieles kam unbewusst oder war schlicht Zufall. Das heißt aber nicht, dass es nicht da wäre oder eine (bewusste oder unbewusste) Wirkung auf den Leser hat. Was der Autor sich dabei gedacht hat, kann ich nur raten. Meist habe ich ja nur den Text selbst. Aber Klischees sind ja nicht verboten, im Gegenteil. Sie sind ein praktisches Werkzeug, das mir viel Infodump und Erklärungen ersparen kann. Sie sind ja nicht umsonst so oft aufgegriffen worden, dass sie Klischees wurden. Manche, wie der Waise, haben einfach einige Möglichkeiten - so kann ich die Eltern in den Nebel des Geheimnisvollen weben (man denke nur an Luke Skywalkers Vater), kann das Motiv eines (verständlichen) Rachewunsches einbringen oder bekomme Drama. Im Rollenspiel kann es mir die Arbeit ersparen, mir um die Herkunft meines Charakters viele Gedanken zu machen (weshalb es dort besonders verpönt zu sein scheint).
Ich denke, es geht um das rechte Verhältnis von Klischee und Originalität (wobei jeder da einen anderen Geschmack hat, wie dieses Verhältnis nur aussieht). Das Werkzeug ist gerade in der Fantasy zu kostbar, um völlig darauf zu verzichten, aber andererseits verlangt gerade die Fantasy auch geradezu nach - nun ja - Phantasie. Wie jedes Werkzeug sind Klischees weder gut noch schlecht, man kann sie lediglich zum Guten wie zu Schlechten einsetzen...