Beiträge von Windweber im Thema „Klischees-gut oder schlecht?“

    Ein guter Punkt... Ich denke, dass es zweitrangig ist, als Leser auf die Gründe des Autors zu schauen. Wenn der Prota eine Waise ist, dann vermute ich als Leser darin vielleicht ein Klischee, einfach deswegen, weil es so viele waise Auserwählte gibt, dass das klischeehaft wirkt.

    Ich würde dem zustimmen. Viele, die Interpreation und Analyse von Texten, gerade künstlerischen Lernen (wie Gedichten) (oder auch Bibelexegese betreiben) fragen sich und bezweifeln, ob der Autor sich das alles dabei gedacht hat, das sie herausfinden. Natürlich hat er es nicht! :D Vieles kam unbewusst oder war schlicht Zufall. Das heißt aber nicht, dass es nicht da wäre oder eine (bewusste oder unbewusste) Wirkung auf den Leser hat. Was der Autor sich dabei gedacht hat, kann ich nur raten. Meist habe ich ja nur den Text selbst. Aber Klischees sind ja nicht verboten, im Gegenteil. Sie sind ein praktisches Werkzeug, das mir viel Infodump und Erklärungen ersparen kann. Sie sind ja nicht umsonst so oft aufgegriffen worden, dass sie Klischees wurden. Manche, wie der Waise, haben einfach einige Möglichkeiten - so kann ich die Eltern in den Nebel des Geheimnisvollen weben (man denke nur an Luke Skywalkers Vater), kann das Motiv eines (verständlichen) Rachewunsches einbringen oder bekomme Drama. Im Rollenspiel kann es mir die Arbeit ersparen, mir um die Herkunft meines Charakters viele Gedanken zu machen (weshalb es dort besonders verpönt zu sein scheint).

    Ich denke, es geht um das rechte Verhältnis von Klischee und Originalität (wobei jeder da einen anderen Geschmack hat, wie dieses Verhältnis nur aussieht). Das Werkzeug ist gerade in der Fantasy zu kostbar, um völlig darauf zu verzichten, aber andererseits verlangt gerade die Fantasy auch geradezu nach - nun ja - Phantasie. Wie jedes Werkzeug sind Klischees weder gut noch schlecht, man kann sie lediglich zum Guten wie zu Schlechten einsetzen... :hmm:

    Und hier haben wir das noch etwas diplomatischer und differenzierter:

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    (Und insgesamt auch voller Tipps)

    Das hier fand ich als ganz gute Zusammenfassung auch meiner persönlichen Gefühle (freilich mit triefender Ironie serviert):

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    Was nicht heißt, dass die gegenteilige Meinung ilegitim wäre. Die kann ich auch verstehen. :)

    Ich finde, das ist Geschmackssache. Manche Leute lieben Klischees, andere kriegen davon das würgen. Das heißt auch: Egal ob du sie benutzt oder nicht, du wirst eine Zielgruppe treffen und eine vergraulen. Da muss ich mich @Rael anschließen. Klischees haben den Vorteil, dass man nicht viel erklären und beschreiben muss (und sich nicht viele Gedaken um das Setting machen muss). Ich persönlich finde (persönlicher Geschmack), Fantasy hat viel mit Phantasie zu tun und Klischees zu übernehmen zeugt nicht unbedingt von dieser (wobei die sich auch in der Anordnung, Arrangierung und Beleuchtung der Klischees zeigen könnte). Ich übernehme Klischees sehr ungern unreflektiert. Z.B. Ich schreibe Barbarenkrieger - alle denken an den riesigen, muskulösen Kerl mit gewaltiger Axt halb nackt in Pelzen. Würde ich das Klischee übernehmen, bräuchte ich das nicht einmal groß beschreiben. Aber bei mir wäre er vielleicht eher mager - wo will er im Norden ohne große Agrarkultur genug zu essen kriegen? Statt einer Axt hätte er einen Speer - braucht weniger Metall, das bei seinen primitiven Methoden nur schwer zu gewinnen wäre. Und er wäre voll bekleidet mit Wolle und Pflanzenfasern, vielleicht ergänzt um ein paar Pelze - er will ja nicht erfrieren, hat aber ein paar Schafe und Zugriff auf Brennnesseln o.ä. Was nicht heißt, dass ich jemanden verurteile, der das Conan-Klischee auspackt. Eine Schlacht fände bei mir immer bei gutem Wetter ab, in einem Gewitter saugen sich Waffen und Rüstungen voll, der Boden wird schlammig, man sieht nichts. Was nicht heißt, dass ich es verurteile, wenn jemand die Stimmung eines solchen Unwetters nutzen will.
    Viele Klischees finde ich also schlicht unglaubwürdig. Aber Glaubwürdigkeit und Fantasy... ;)
    Natürlich darf ein Held gut aussehen, der Schurke hässlich - aber warum darf es nicht einmal anders herum sein? Mit der antiken Verknüpfung von äußerlicher und innerlicher Schönheit (ein uraltes Klischee) kann ich nichts anfangen und ich finde es sogar politisch fragwürdig. Aber auch da soll jeder sich finden, wo er sich wohlfühlt.