Beiträge von Novize im Thema „Der Foren-Knigge“

    Weiss man das wirklich, Novize?

    Wir können gar nicht sehen wie der andere gerade drauf ist.

    Wenn man darüber nichts weiß, empfehle ich einen konservativen Ansatz: also ich würde erstmal nicht mit der Tür ins Haus fallen, bis ich mein Gegenüber halbwegs einschätzen kann. Auch das wäre m.E. eine win-win Situation.

    Du hast das Thema „Besserwisserei“ angesprochen. Das finde ich tatsächlich gerade bezogen auf so ein Forum, wie wir es hier haben sehr spannend. Und das damit verbundene Verhalten passt ja auch ganz gut zum Thema dieses Threads. Deshalb stelle ich mal meine Ideen zur Diskussion:

    Besserwisserei

    Allgemein würde ich es als Besserwisserei bezeichnen, wenn jemand sich in einer Form äußert, die
    1. beim Gegenüber als belehrend / überheblich / aufdringlich ankommt
    2. nicht die Beantwortung einer Fragestellung zum Ziel hat, sondern primär die eigene Profilierung verfolgt. Speziell verfolgt man in einer Diskussion nicht die Auseinandersetzung mit anderen Argumenten sondern verteidigt um jeden Preis seine eigenen Thesen.
    Während man für 2. noch das ein oder andere objektive Kriterium ableiten könnte, wird es für 1. sehr schwierig, weil es extrem subjektiv ist. Und da wird die Tatsache, dass man sich in einem Internetforum befindet zu einem echten Problem:
    Wenn man sich in einem persönlichen Gespräch gegenübersteht, müsste man schon sehr ignorant sein, um in Körpersprache, Tonfall und Gesichtsausdruck über das gesamte Gespräch die Signale zu übersehen, die jemand aussendet, wenn ihm etwas als (ernstzunehmende) Besserwisserei vorkommt. Ich glaube dem Gegenüber würde es extrem schwer fallen, diese zu unterdrücken. Und das hat auch was Gutes, denn dann wird der potentielle Besserwisser schnell sein Schwadronieren beenden, um die Nerven seines Gegenübers zu schonen.
    Im Forum gibt es diese unmittelbare Reaktion nicht. Ich habe als Gegenüber alle Zeit der Welt, um zu antworten. Und wenn ich jetzt mit X( antworte, dann nimmt mir das mein Gegenüber unter Umständen viel übler, weil ich jetzt ja ganz bewusst so reagiert habe. Auch gegenüber anderen Lesern macht es – für immer dokumentiert und nachweisbar – einen überheblichen Eindruck. Die Hemmschwelle, potentielle Besserwisser in die Schranken zu weisen, ist damit viel größer.


    Ideen für Lösungsansätze:
    Erstmal müsste man sich fragen, ob Besserwisserei in einem Forum überhaupt ein Problem ist. Nehmen wir mal meinen Beitrag hier. Mich hat niemand gebeten, den zu schreiben – ist das also vielleicht aufdringlich? Könnte jemand den Sprachstil als überheblich oder belehrend interpretieren? Klar :). Nur falls das so ist, hätte er hier die Möglichkeit einfach mit dem Lesen aufzuhören und weiter zu scrollen. Das erscheint mir zumutbar. Und das Schöne daran: ich würde es gar nicht mitkriegen, wenn jemand beim Lesen meines Beitrag die Nase rümpft und hätte daher auch keinen Grund, beleidigt zu sein. Wenn ich merke, dass auf meine Beiträge widerholt null feedback kommt, dann ist das ein Signal, dass es niemanden interessiert und ich kann mir meine Gedanken darüber machen, woran das liegt. Direktes Konfliktpotential sehe ich da aber weniger.
    Problematisch wird es finde ich dann, wenn diese Ausweichmöglichkeit nicht gegeben ist – so wie beim realen Gespräch, wenn ich mein Gegenüber nicht muten oder vor spulen kann. So eine Situation würde ich z.B. bei der Textkritik – also einem Kernelement des Forums – sehen. Wie schon in diesem Thread festgestellt wurde, empfindet man es häufig als unhöflich, wenn der Autor eine Textkritik einfach übergeht. Durchaus nachvollziehbar, denn der Kritiker hat ja Aufwand in den Beitrag gesteckt und das unterstellte Ziel ist es erstmal, dem Autor damit zu helfen.

    Also was, wenn so eine Textkritik als Besserwisserei empfunden wird? Der einfache Teil wäre der halbwegs objektivierbare. Hier kann der Kritiker sich selbst fragen: Gibt es überhaupt ein Interesse des Autors an meinem Beitrag und speziell an den angesprochenen Problemen? Hilft das, was ich hier äußere weiter, um den Text besser zu machen? Man sieht schon, dass das wirklich nur halbwegs objektivierbar ist. Aus Sicht des Kritikers kann vieles helfen, den Text besser zu machen – aus Sicht des Autors vielleicht nicht. Was hier meiner Meinung nach hilft ist, wenn der Autor zu Beginn recht konkret sagt, welche Art von Rückmeldungen er sich wünscht. Das gilt dann auch für die spätere Diskussion. Wenn die sich in eine Art entwickelt, die der Autor nicht als hilfreich erachtet, muss er das m.E. schon auch höflich klar machen. Schließlich kann – selbst bei bester Intention der Kritiker - nur er wissen, was für seine Geschichte letztendlich wichtig ist und was nicht.

    Schwieriger ist die Frage, wann der Ton einer Kritik als Besserwisserei rüber kommen kann. Da gibt es ja in diesem Thread und einigen anderen bereits viele gute Hinweise zur Formulierung von Kritik. Das ist aber kein Allheilmittel und da werden immer Missverständnisse bleiben. Mindestens aber wird die Art einer Person immer mal wieder anecken. Hier würde ich persönlich eine ziemlich hohe Toleranzschwelle beim Autor empfehlen. Es wäre schon blöd, wenn ich mir einen Leser vergraule, der mir wichtige Hinweise gibt, mit dessen Art ich aber nicht zurechtkomme. Ich denke schon, dass man an dieser Stelle vom Autor erwarten kann, dass er sich mit dem Argument des Kritikers auseinandersetzt und das weitgehend von seiner „Art“ trennen kann. Schließlich ist das eine so elementare Fähigkeit, dass man ohne sie kaum im Privat- und Berufsleben klar käme. Hier ist mir allerdings klar, dass das ein umstrittener Standpunkt ist - also korrigiert mich gerne. Wenn es jedenfalls so gar nicht klappt, kann man so ein Problem auch dezent per PN klären. Nicht sinnvoll wäre aus meiner Sicht, wenn man solche Dinge öffentlich anprangert und das Gegenüber (ob Kritiker oder Autor) damit auch zu einer öffentlichen Stellungnahme zwingt.


    Aber was, wenn ich als Autor (mal unabhängig von der Sprache) das Gefühl habe, dass der Kritiker vor allem Besserwisserei betreibt? Dann sollte man das - finde ich - im beidseitigen Interesse auch kommunizieren. Sonst könnte die absurde Situation entstehen, dass der potentielle Besserwisser immer weiter Kommentare schreibt und der Autor sich höfliche Antworten darauf überlegt - die Kommentare aber ins Leere laufen lässt. Das hilft niemandem .
    Also doch X(? Hier fänd ich’s sinnvoller, wenn man als Autor klar beschreibt, warum einen die Kommentare des Kritikers nicht weiterbringen (vielleicht auch sinnvollerweise per PN - das ganze ist ja zugegebenermaßen nicht ganz ohne). Dieses „Hinschreiben“ hat auch nochmal den Vorteil, dass man sein Gefühl objektiviert und man sich meist auch nochmal selbst kritisch hinterfragt.
    Auf der anderen Seite: wenn man als Kritiker widerholt das Gefühl hat, dass der Autor die eigene Kritik zwar kommentiert aber im Wesentlichen weg argumentiert (der Autor muss die Kommentare natürlich nicht umsetzen, aber er sollte sie ernst nehmen), dann sollte man sich auf Dauer auch Gedanken machen, warum das so ist. Wenn ich da – auch nach selbstkritischer Analyse - das Gefühl habe, dass meine Kritik nicht aufgenommen wird und ich nicht verstehe warum, dann macht es vielleicht (ebenfalls im beidseitigen Interesse) Sinn, seine Arbeit woanders zu investieren. Die Hauptverantwortung würde ich trotzdem beim Autor sehen, einfach weil nur er weiß, welche Kritik ihm weiterhilft und was im Hinblick auf die Story relevant ist. Er kann also Missverständnisse schon am besten auflösen. Und meine unbelegte Behauptung wäre mal: meist ist Besserwisserei eigentlich nur ein Missverständnis.

    Moin Mad Bull

    also ich muss zugeben so ganz bin ich durch deinen Text noch nicht durchgestiegen :D, also sorry, wenn ich was falsch interpretiert habe:

    aber auch Lügen sind eine weitere Chance zur Inspiration.

    Ich weiß nicht an was für eine Form von Inspiration du da denkst. Ich glaube das prominenteste, am besten dokumentierte Beispiel dafür, zu welchen Taten Lügen inspirieren können ist der der zuletzt abgewählte US-Präsident. Auf diese Art von Inspiration kann ich ehrlich gesagt verzichten.

    Recherche ist ein wesentlicher Teil der schriftstellerischen Arbeit.

    Weswegen eine Krimiautorin es sich nicht nehmen lies,

    ihre Kontaktbörse auch in der Unterwelt zu vergrößern.

    Das kann durchaus Sinn machen, allerdings macht es das für mich nur, wenn man sich auch auf diese Gruppe einlässt und nicht schon im Vorhinein für einen feststeht, dass die "asi" sind. Selbst wenn man eine komplett andere Weltanschauung hat kann man eigentlich nur einen Gewinn aus so einem Unternehmen ziehen, wenn man versucht zu verstehen, warum sich die andere Gruppe so verhält wie sie es tut. Aus

    Es ist auch von Vorteil in deren Sprache zu reden.

    Also ruhig auch öfters mal ein bischen asi sein.

    geht für mich ehrlich gesagt nicht hervor, dass das deine Absicht ist. Ich kann mich täuschen.

    Es geht darum, wie man sich in einem destruktiven Umfeld zurechtfinden kann.

    Eine Komfortzone kann auf Dauer richtig langweilig werden

    Das mit der Komfortzone mag sein, aber es ist ja eigentlich nicht die Kernaufgabe dieses Forums, dass man lernt "sich in einem destruktiven Umfeld zurechtzufinden". Ich würde die eher darin sehen, sich über Geschichten auszutauschen. Oder so wie ich es interpretiere: sich gegenseitig möglichst gutes Feedback zu geben. Da sehe ich den Zusammenhang mit dem destruktiven Umfeld irgendwie nicht. Da hilft eher ein konstruktives.

    Nicht jeder kann die Wahrheit vertragen

    Und wenn das so sein sollte UND MAN ES WEISS, dann macht es wenig Sinn einen Text von einer solchen Person knallhart auseinander zu reißen, weil die betreffende Person daraus keinen Gewinn ziehen wird - und auch sonst niemand.

    Ich gehe schon mit, dass da manchmal ein Zielkonflikt zwischen rücksichtsvoll sein und wichtige Kritik herüber bringen ist, aber bei dieser Abwägung sollte man sich m.E. immer fragen: wie formuliere ich meine Kritik so, dass es meinem Gegenüber am meisten bringt? Naturgemäß funktioniert das nur dann wenn man das Gegenüber einschätzen kann, also selten perfekt.

    Gerne korrigieren, wenn ich etwas falsch verstanden habe!