Beiträge von Poisonpainter im Thema „schlechte Buchübersetzungen oder künstlerische Freiheit?“

    Ich muss mich mal selbst zitieren und einen extra Beitrag daraus machen, weil Goodreads mir gerade etwas passendes gezeigt hat.

    Für professionelle Übersetzungen wäre es natürlich interessant zu wissen, ob es da einen Dialog mit dem Autor gibt, meist scheint es ja nicht so zu sein.

    Neil Gaiman hat genau darüber einen Blog-Beitrag geschrieben, weil ihn ein Lehrer dazu gefragt hat, wie er das sieht.

    Ein Auszug:

    I never mind when translators send me questions. Sometimes they simply don't understand something, sometimes they want to know what part of something is important for me. Sometimes they have queries which turn out to be goofs on my part which they caught because they read the text so closely.

    I assume that for some languages and some translators there are things that will be easier and things that will be harder. Puns and things that are specific to the English language will always be hard -- my only advice to translators on that is to do the best you can, and know there are some things you can't do. But, if you can, get the flavour of what I was trying to do.

    Dazu zeigt er noch ein paar interessante Punkte auf, worauf geachtet werden sollte und gibt auch ein paar Beispiele wie es bei seinen Büchern seiner Meinung nach gut bzw. nicht so gut umgesetzt wurde.

    Übersetzungen sind immer schwierig, selbst wenn man den Schullehrsatz "Übersetze nicht wörtlich, sondern sinngemäß" befolgen will, denn selbst das funktioniert nicht immer.
    Bei Büchern kenne ich die genannten Beispiele auch und finde die neue Namensgebung von ASoIaF auch sehr schrecklich und hatte mich daher gleich entschieden auf Englisch zu lesen.
    Mir fällt da noch Im Schatten des Elfenmondes von O.R. Melling ein, wo teilweise Irische/Gälische Begriffe/Phrasen verwendet wurden und es dann am Ende des Bandes ein Glossar gab. Hat mir trotzdem nicht geholfen die Wörter nicht permanent falsch zu lesen...

    Es geht hier ja um Unterhaltungsliteratur und nicht um wissenschaftliche Grundlagen. ;)
    Wichtig ist halt die Einheitlichkeit - das gleiche Wort, wenn es die gleiche Bedeutung hat, immer mit dem gleichen übersetzen und entweder immer übersetzen oder nie. Das ist eine wichtige Grundregel.

    Eines meiner "Currently Reading" Bücher ist "Das Buch der Werwölfe" von Sabine Baring-Gould, was mehr ein Sachbuch ist und hier hab ich schon diverse Übersetzungsfehler gefunden. Was aber am Nervigsten ist: Es wird vorausgesetzt, dass man mindestens Latein und Französisch spricht (Englisch sowieso) und einige Passagen einfach nicht übersetzt.
    Das ist mir aber auch schon in ein paar "historischen" oder in einem breiteren Kulturkreis spielenden Romanen aufgefallen.
    In der Anita Blake-Reihe z.B. gibt es diverse Personen, die Französische oder Spanische Phrasen verwenden, aber man eigentlich nie eine Übersetzung dafür bekommt. Für den Autor mag das verständlich sein, aber als Leser, der die Sprache nicht kann, ist es schon nervig, wenn der Autor mir dann nicht mitteilt, was da eigentlich gesagt wird...

    Wo ich andere Übersetzungen nachvollziehen kann, sind zum Beispiel Wortwitze, die man nur im Englischen versteht und die dann, um den Witz im deutschen zu erhalten, ein wenig umgeschrieben werden. So lange sich nichts am eigentlich Inhalt ändert, habe ich damit kein Problem.

    Wortspiele sind verdammt schwer zu übersetzen, weil die manchmal weder in die eine noch in die andere Richtung funktionieren.
    Für meine Blogs übersetze ich hin und wieder Beiträge und Geschichten und selbst da komm ich manchmal ins Straucheln.
    Letztes Jahr habe ich bei zwei Projekten mitgeholfen, wo wir Untertitel für einen Film bzw. eine Serie gemacht haben und da sind einige Fragezeichen aufgekommen.

    Im Film gibt es z.B. eine Szene da gibt die Dame vom "Craft Service" einem Priester zwei Käsestangen mit den Worten "Now you've accepted Cheesus".
    Was macht man da jetzt draus? Käsus? Nach langer Diskussion haben wir uns dann dafür entschieden bei Cheesus zu bleiben, da man ja auch den Cheeseburger kennt.
    (Ein anderes Wortspiel bezog sich auf das Craft Service selbst in Bezug auf das Unternehmen Kraft, die Übersetzung ist uns nicht so wirklich gelungen, da man im Deutschen eher das Catering kennt und man da definitiv nicht auf das Unternehmen kommt...)

    Zitat von Miri

    Das habe ich auch nie verstanden 8| Wenn ich schon im englischen bleibe, warum kann ich nicht den Originaltitel verwenden???

    Ich auch nicht (Bei Thor wurde ja auch aus The Dark Kingdom, The Dark World, oder umgedreht, was ja auch ziemlich den Sinn verfälscht), aber ich glaube ein Teil davon dient dem Wiedererkennungswert. Der erste Captain America hieß ja "The First Avenger", insofern ergibt "The Return of the First Avenger" zumindest ein wenig Sinn...ein ganz bisschen.

    Zum Thema Fehler beim Übersetzen fällt mir sofort das folgende Beispiel ein, was ich persönlich einfach genial finde:
    In den deutschen Harry Pottern Büchern wird öfter das Spiel "Snape explodiert" gespielt. Ich fand das immer eine herrliche Idee, dass die Schüler dem verhassten Lehrer extra ein Spiel gewidmet haben und hab mir in den schönsten Farben ausggemalt, wie dieses Spiel wohl aussieht.
    Bis ich irgendwann gelesen habe, dass es schlicht ein Flüchtigkeitsfehler des Übersetzers war. Im Originalen heißt es nämlich "Exploding Snap", was in späteren deutschen Versionen korrekter mit "Zauberschnippschnapp" übersetzt wurde. Aber der explodierende Snape wird mir für ewig im Kopf herumgeistern :D

    Mir ging das mit Hermione so, ich hab eine ganze Weile gebraucht um zu begreifen, dass sie im Original NICHT Hermine heißt...

    Wobei hier natürlich die Debatte angestoßen werden könnte:
    Stören einen die unterschiedlichen Namen nur, weil man weiß, wie sie richtig heißen?
    Wenn man gleich mit den Deutschen/Eingedeutschten Sachen anfängt und nicht mit dem Original in Berührung kommt, dann dürfte einem das doch völlig egal sein, oder?

    Zitat von Phi

    Was mich sehr stört, sind anders übernommene und angepasste Namen und Titel. Da hat eine Abänderung meiner Meinung nach einfach nichts zu suchen. Die Übersetzer können den Lesern gerne zutrauen, auch im Deutschen ungewöhnliche Namen lesen zu können "John Schnee" z.B. finde ich auch absolut grässlich.
    Bei allem anderen soll der Übersetzer sogar künstlerische Freiheit walten lassen - wie bereits von jemand erwähnt, ist es manchmal gar nicht anders möglich, weil nicht alles in Sprache B funktioniert, was in Sprache A kein Problem war.

    Das Problem mit dem Namen hatten wir bei der Serie.
    Ein Charakter heißt da "Superfluous", kurz "Perf" da mussten wir gezwungenermaßen den Namen übersetzen, da kaum einer weiß, dass das "Überflüssig" heißt und so einiges an Kontext der Unterhaltungen verloren gehen würde.
    Diverse Ortsnamen haben wir daher auch eingedeutscht.

    An einer anderen Stelle haben wir aus kalten Drachenzehen, hold wimmernde Elche gemacht (die Alternative war ein holder Drachenfuß); nur mal so nebenbei erwähnt. Hier musste es aber in ein Reimschema passen, weil es zu einem Lied gehört.

    Die Übersetzung haben wir aber in enger Zusammenarbeit und Rücksprache mit den Machern/Schreibern gemacht, falls uns etwas nicht klar war oder wir auf Nummer sicher gehen wollten. (Ein Ort sind z.B. die Blue Mountains und wir waren uns nicht sicher, ob es das blau- oder das traurig-blue ist.)
    Für professionelle Übersetzungen wäre es natürlich interessant zu wissen, ob es da einen Dialog mit dem Autor gibt, meist scheint es ja nicht so zu sein.

    Was auch für uns kompliziert war, war das Duzen/Siezen, im Englischen liest du das ja indirekt raus, im Deutschen wird es klar gesagt. Wir haben uns dann an der Interaktion orientiert und dementsprechend verwendet.
    Wobei mir das bei Serien noch eher auffällt als in Büchern, Buffy und Doctor Who seien hier mal als "Paradebespiel" genannt.

    [EDIT]

    Generell scheinen Titel oft im Mittelpunkt der Übersetzer-Kreativität zu stehen. Bekannt ist mir das noch bei der Twilight Reihe. ^^
    Aber sind wir mal ehrlich? Die Titelwahl ist für viele das Schwierigste am ganzen Buch, etwa zu finden, das den Inhalt wieder gibt und dennoch die Leute zum Lesen animiert. ich bin selbst kein Profi, was solche Sachen angeht und würde es mir auch nie zutrauen, den Titel eines anderen Buches zu kritisieren, wenn ich selbst keine besseren Alternativen weiß. :D

    Die Deutschen Titel der Twilight-Reihe fand ich sogar besser, als die Englischen, aber ich mag auch Wortspiele. Titel vernünftig in eine andere Sprache zu bringen ist aber auch sehr schwer, dass hab ich besonders bei meinen Adventskalendern in den letzten Jahren gemerkt. Einige Sachen haben da einfach nicht auf Englisch/Deutsch so funktioniert, wie ich das wollte.