Beiträge von Asni im Thema „Ins kalte Wasser“

    Vielen Dank, Sensenbach , freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat.

    Wenn man die Geschichte weiterspinnen wollte, könnte man Saira noch ein magisches Talent andichten.

    Daran hab ich auch schon gedacht. Ich hätte da schon eine Idee :D Aber bisher hab ich noch keinen genauen Plan, wo es mit den beiden ggf. mal hingehen soll. Tatsächlich hat dein Kommentar schon wieder meine Phantasie angestoßen und mir kam eine konkrete Idee für die erste Szene... so kann's gehen :rofl:

    Argon hat an einem Punkt in der Geschichte Saira nicht mehr als Mädchen bezeichnet. Heist das, dass er sie jetzt als Frau wahrnimmt. Oder ist da ganz praktisch was passiert

    :hmm: Das war dann nicht beabsichtigt. Vielleicht hab ich da dieses Detail aus den Augen verloren. Ganz praktisch ist da (noch?) nichts passiert.

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    Diese Information über Argons Vergangenheit hätte ich mir etwas früher gewünscht ^^ So kommt sie mir vor, als wäre sie für den Moment entstanden, damit Saira ruhig gestellt wird. Vlt im Kontext, als er ihr von seiner Ehefrau erzählt?

    Ja, kann ich verstehen. Leider gab's die Information vor heute morgen noch nicht ^^ Das ist unter anderem ja auch der Grund, warum ich die ganze Geschichte überarbeiten möchte, damit alles etwas besser aufgebaut ist und sich dann auch eine weitere Geschichte anknüpfen lässt, ohne dass ich mir selbst nicht im Klaren darüber bin, welcher Charakter eigentlich wie ist oder wirkt. Vor allem der Anfang ist wirklich aus dem Moment ohne große Planung entstanden und das merke ich selbst auch beim Schreiben.

    Ich musste mehrmals lesen, ehe ich verstanden hab, dass die zweite wörtliche Rede von Argon kommt. Ich würde sie deshalb in einer neuem Zeile setzten.

    Hm... ich hab's bisher immer so gemacht, dass wenn die wörtliche Rede weitergeht, ich in der selben Zeile bleibe. Das wäre hier genau so der Fall, oder sollte so sein. Aber ich werde es irgendwie anders machen. :hmm:

    Ich interpretiere den letzten Satz als das Ende? :D Falls ja, dann herzlichen Glückwunsch zum Abschluss :>

    Ja, richtig interpretiert. Dankeschön ^^

    Kein Blick zurück

    Die Wahl war keine Wahl gewesen. Für Saira nicht und für Argon sowieso nicht. Trotzdem hatte das Mädchen dem Priester nicht geantwortet, sondern ihn nur mit kaltem, beinahe hasserfülltem Blick fixiert. Argon hatte sie schließlich bei der Hand ergriffen und zurück zu ihrer Hütte geführt, während sich die Dorfbewohner lärmend langsam zerstreuten.

    Argon lächelte, während er mit nun verbundenen Armen das Nötigste für eine Reise zusammenpackte. Er war stolz auf Saira. Auch wenn sie es selbst noch nicht so wahrnahm, nicht sofort ihre Wahl zu treffen, war ein Zeichen ihrer Unabhängigkeit und Freiheit. Oder könnte es sein, wenn es die richtigen Leute weitererzählten.

    „Hier, den müssen wir mitnehmen,“ Saira streckte ihm einen großen, reich verzierten Topf hin. „Darin hat Mama immer die Festtagseintöpfe gekocht.“ Ihre Stimme klang traurig, trotzdem schüttelte Argon den Kopf.

    „Er ist zu schwer und zu groß für uns zwei.“ Saira nickte, doch ihre Augen drückten ihren Missmut darüber aus. „Ich weiß, dass es schwer ist, loszulassen…“

    „Ach ja?“ fuhr sie ihn an. „Was weißt du schon davon?“ Wütend ballte sie die Fäuste. Argon bemühte sich, einen warmen, verständnisvollen Ton zu treffen und nicht vorwurfsvoll zu klingen.

    „Meine Eltern lebten vom Viehdiebstahl. Ein festes Zuhause, so wie du es hier hattest, voller Geborgenheit und frei von Angst kannte ich nie. Ich glaube nicht, dass ich je ein volles Jahr in der gleichen Hütte verbracht habe. Nach einem Diebstahl folgte unweigerlich die Flucht in ein abgelegenes Bergtal, wo wir ein wenig ausharrten, eine alte Ruine notdürftig herrichteten und wir ganz allgemein Mangel litten. Mangel an allem. Liebe, Wärme, Geborgenheit. Ich weiß, dass du gerade eine schwierige Zeit durchmachst. Ich weiß es aus eigener Erfahrung. Aber früher oder später musst du loslassen.“

    Saira blickte ihn mit großen Augen an. Dann nickte sie.

    Die beiden verließen das Dorf in Richtung Süden. Nur Sairas Nachbarn und ihre Freunde hatten sich von ihr verabschiedet und ihr viel Glück für ihr weiteres Leben gewünscht. Von ihrer Familie, allen voran Lokesch, hatte sie niemanden mehr gesehen. Saira war froh darum gewesen. Nichts Gutes hätte daraus erwachsen können. Dem Priester war sie die Antwort endgültig schuldig geblieben. Er hatte es nicht verdient, dass sie auch nur ein einziges Mal mit ihm sprach. Ihre Tat würde Antwort genug sein.

    Ein paar kleine Jungs und Mädchen begleiteten sie noch ein Stück weit die staubige Straße entlang, bevor die Rufe ihrer Mütter sie zum Dorf zurückeilen ließen.

    Saira ging den Weg mit gemischten Gefühlen. Einerseits entfernte sie jeder Schritt weiter von ihrem Zuhause und der Geborgenheit im Schoß der Familie, die sie dort lange hatte erleben dürfen. Andererseits aber war jenes Gefühl in den letzten Tagen langsam dem der Bedrohung ihrer Freiheit gewichen. Nun begann ihr Herz leichter zu werden. Sie fühlte sich unbeschwert und frei. Und erwachsen.

    Ihr Blick fiel auf den kleinen, schmucklosen Topf, der nun hinten an dem großen Bündel, das Argon auf seinem Rücken trug, baumelte. Der Krieger hatte ihr versichert, dass er nur nützliche Dinge eingepackt hatte. Er wollte schnell Land gewinnen. Saira vermutete, dass er befürchtete, die jungen Männer ihres Dorfes würden Rache an ihm nehmen wollen. Sie glaubte das nicht. Der Priester hatte ja gesagt...

    Aber der Priester hatte auch mit keinem Wort angedeutet, vor was für ein Wahl er sie stellen würde. Unwillkürlich ballte sie wieder die Fäuste, als sie erkannte, dass er versucht hatte, sie in jedem Fall im Dorf zu behalten. Dabei ging es ihm aber natürlich nicht um eine junge Frau, die wertvoll für die Gemeinschaft hätte sein können. Nein, ihm ging es darum, ihren Willen nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben im Keim zu ersticken.

    Diese und ähnlich aufwühlende Gedanken beschäftigten sie, während sie sich langsam immer weiter vom Dorf entfernten.

    „Da wo die Sonne rotgolden über dem Land versinkt... Ist es das wogende Land, Kanja? Ist es das?“ Argon lächelte. Immer nannte sie ihn jetzt Kanja. Sollte er sich nun als Kanja fühlen? Was gefiel ihm lieber? Argon oder Kanja?

    „Ich weiß es nicht, Saira.“

    „Warst du noch nie dort?“

    „Nein. Ich war nur in allen Ecken eines Landes, dass mehr Kämpfe gesehen hat als Vögel am Himmel fliegen.“

    „Liegt dieses Land vor uns?“

    „Nein, hinter uns.“

    „Dann lass uns so weit wie nur möglich von dort weggehen.“

    Argon nickte zustimmend. Die Wunde in seiner Brust pochte dumpf. Es war eine gute Idee, das Land der Kämpfe hinter sich zu lassen. Elivia hinter sich zu lassen. Vielleicht das wogende Land zu sehen, falls es das wirklich gab, und Kanja zu werden. Kanja... er wiederholte den Namen noch einige Male in seinem Kopf. Als weithin bekannter Krieger Argon war er von einer Klippe ins kalte Wasser gesprungen und als Kanja ging er nun zusammen mit einer jungen, hübschen Frau einer ungewissen, aber doch hoffnungsvollen Zukunft entgegen.

    Danke, Voluptuous Mayday , für das Feedback.

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    Hier hat sich eine kleine Wiederholung eingeschlichen.

    Die ist bewusst, aber anscheinend kommt das nicht so gut an. Ich hab das schon öfter gemacht, in dem Sinne, dass ich mit einem Gedanken - der Schmerz ist ein alter Bekannter - starte, dann davon abweiche, etwas anderes erzähle und schließlich wieder zu dem Gedanken zurückkehre, um dann in eine andere Richtung weiterzugehen. Klingt das sinnvoll? :hmm: Ich mag das eigentlich ganz gerne.

    Und nur eine Randfrage: Behandelt der Priester "Kanja" hier als Beinamen oder stehen nur aus Versehen beide Namen da?

    Mir kam hier die Idee, dass der Priester Argon einfach einen Beinamen verpasst. Ob mir das selbst gefällt, weiß ich noch nicht. Aber ein Versehen war es nicht.

    Mal sehen, wie es weitergeht ^^ Ich hab schon eine Idee, aber sie ist noch nicht geschrieben, evtl. dauert das noch bis Sonntag oder so.

    Auf Messers Schneide - 3

    Lokeschs Klinge tanzte vor Argons Augen. Der Bastard war nicht so schlecht, wie sein dicker Bauch hatte hoffen lassen. Die haarige Plauze hob und senkte sich bei jedem Atemzug. Die Schultern hatte der Dörfler leicht nach vorne geschoben, die Arme kampfbereit erhoben. Auch seine Beine waren nun leicht gebeugt. Lokesch lernte schnell und imitierte Argon. Wenn er ihn nicht bald besiegte,...

    Lokesch stach plötzlich zu. Das hatte Argon nicht kommen sehen. Die Schultern waren noch nicht dazu bereit gewesen. Trotzdem war Lokesch schnell. Zu schnell, um den angreifenden Arm wegzuschlagen, zu schnell, um noch auszuweichen. Wie ein dumpfer heftiger Schlag traf es Argon auf die Brust. Aus dem Augenwinkel sah er, dass nur die Spitze des Messers in ihm steckte und nicht die ganze Klinge. Reflexartig schlug Argon zurück. Für Schmerz war keine Zeit. Lokesch war sehr weit nach vorn gebeugt, vielleicht weit genug.

    Der erste Hieb traf seine freie Hand. Der zweite den Waffenarm, kurz unterhalb des Ellenbogens, noch während Lokesch sein Messer zurückzog, um erneut zuzustechen. Der Getroffene stieß einen Schrei aus und fasste nach der Stelle. Sein Messer fiel zu Boden. Mit schreckgeweiteten Augen sah er Argon an. Ohne zu zögern, hieb Argon Lokesch das Messer in die linke Schulter, setzte mit seinem ganzen Körper nach und beide gingen zu Boden. Argon schaffte es, über seinem sich windenden Gegner zu bleiben, die Klinge an den Hals seines Feindes zu legen.

    Argon atmete schwer. Lokesch schnaufte und wimmerte abwechselnd unter ihm. In den dunklen Augen wohnte die Todesangst. Argon musste lächeln. Plötzlich fühlte er sich mächtig und unbesiegbar. So oder so, er hatte triumphiert. Wenn der Wicht unter ihm sich jetzt noch wehrte, dann würde er ihm den Hals durchschneiden.

    „Ich... ich.... Du hast gewonnen“, stammelte Lokesch mit erstickter Stimme. Noch einen weiteren Augenblick hielt Argon die Spannung in seinem Körper, die Klinge am Hals seines Gegners. Mit kalten Augen blickte er Lokesch an, lauernd wie ein Raubtier kurz bevor es seine Beute erlegte.

    „Du hast gewonnen!“, wiederholte Lokesch, nun nachdrücklicher, aber auch eine Spur panischer. Argon lächelte ihn so böse an, wie er konnte, drückte die Klinge etwas fester gegen den Hals. Dann ließ er locker und erhob sich ächzend.

    Während Lokesch am Boden liegenblieb und erleichtert aufheulte, begann der Schmerz seinen Triumphzug durch Argons Körper. Der linke Arm brannte wie Feuer. Mit jedem Pulsschlag pochte es von der Handwurzel bis zum Ellenbogen. Der Treffer an seiner Brust war noch schlimmer. Langsam und dumpf breitete er sich über seine ganze linke Seite aus, presste gegen die Rippen und drückte ihm die Luft aus den Lungen. Gequält beugte sich Argon nach vorne, rang um Atem. Alles verblasste unter dem Schmerz. Alle Kraft schien aus seinem Körper zu fliehen. Seine Sinne, eben noch so scharf wie sein Messer, drohten ihm zu schwinden. Das Blut rauschte in seinen Ohren, übertönte das aufgeregte Reden der Menge. Der Schmerz verschleierte ihm die Sicht. Wie ein alter Bekannter grinste er Argon zu, schloss ihn in seine Arme und drückte zu. Die Umarmung eines Riesen...

    Mit einem innerlichen Aufbäumen zwang sich Argon dazu, nur ein Knie auf den Boden zu setzen, den Kopf aufzurichten und langsam zu atmen. Der Schmerz war ein alter Bekannter. Kein angenehmer, aber einer, der wieder ging, wenn man ihn annahm. Solange Schmerz da war, war er noch am Leben. Und wer noch am Leben war, konnte kämpfen.

    Blinzelnd und verbissen sah er in die Menge der Dorfbewohner. Der Atem pfiff zwischen seinen Lippen hindurch. Mit jedem Zug etwas kontrollierter, bestimmter und auch kräftiger.

    Nach und nach klärte sich sein Blick wieder und er erkannte Einzelheiten. Die jungen Männer in der vorderen Reihe, die zur Not die Frauen und Kinder beschützt hätten. Die neugierigen Kinder, die zwischen ihnen versuchten, so viel wie möglich vom Kampf zu sehen. Und dahinter die älteren Dorfbewohner, Männer und Frauen, mit den Kleinsten. Ihre Gesichter sprachen viel Widersprüchliches, zumeist aber waren es schreckgeweitete Augen, die es nicht gewohnt waren, Kämpfe zu sehen. Doch gerade die jungen Männer blickten auch unzufrieden, sahen ihn ablehnend, ja gar hasserfüllt an. Ihre Lippen bewegten sich, doch er verstand kein Wort. Noch immer rauschte es in seinen Ohren. Argon war klar, dass viele der Dorfbewohner eher auf Lokeschs Seite standen. Er selbst war hier der Fremde und damit eine Bedrohung für sie. Für sie wäre es besser gewesen, wenn nicht Lokesch sondern Argon sieglos im Staub liegen würde. Doch Argon war schon immer ein Kämpfer gewesen und er hatte auch seinen Stolz. Er würde nicht klein beigeben, nur weil es den Dörflern so nicht passte.

    Bereit sich nötigenfalls einer Schar junger Männer erwehren zu müssen, erhob sich Argon. Er achtete darauf, keine Schwäche mehr zu zeigen, egal wie sehr sein Körper noch schmerzte. Zumindest einer der Männer schien drauf und dran zu sein, ihn direkt anzugreifen. Wild gestikulierend und laut schimpfend kam er auf Argon zu.

    Der Priester trat neben ihn, stieß seinen Stab zweimal auf den Boden und brachte mit einer herrischen Geste seiner linken Hand die Menge zum Verstummen. Der mögliche Angreifer machte noch einen Schritt, blieb dann stehen und ließ etwas ratlos die Arme sinken. Argon nutzte den Moment, um sich schnell umzusehen. Zwei Frauen und ein älterer Mann kümmerten sich um Lokesch. Eine Handvoll Kinder hatten sich von den Händen ihrer Eltern oder Geschwister losgerissen und wuselte über den Kampfplatz. Die Männer, die aus der Menge heraus und auf den Platz getreten waren, schätzte Argon als nicht für ihn gefährlich ein. Sie würden sich zweifellos wehren, falls er sie angriff, aber sonst würden sie sich aus allem heraushalten. Das hoffe er zumindest. Damit war es vielleicht nur der eine. Mit einem weiteren Blick versuchte er herauszufinden, ob der Mann bewaffnet war. Er war etwas kleiner als Argon, trug ein langes Arbeitsgewand, in dessen Falten sich alles mögliche verstecken konnte. Am Ledergürtel, der die Taille umschlang, hing ein Beutel, vielleicht für Geld, vielleicht für Wetzstein und Zunder. Zumindest trug er keine offensichtlichen Waffen.

    Nachdem das letzte Gemurmel erstorben war, warteten alle nun gespannt darauf, was weiter geschehen würde. Mit lauter Stimme verkündete der Priester.

    „Damit ist es entschieden. Lokesch Yamuna ist unterlegen und wird Saira Yamuna nicht mit in sein Haus nehmen dürfen. Stattdessen wird dem siegreichen Argon Kanja die Vormundschaft über das Mädchen übertragen.“

    Argon hörte die Worte des Priesters zwar, aber er realisierte nicht ganz, was sie bedeuteten. Er war noch damit beschäftigt, seinen Gegner einzuschätzen, vielleicht eine Schwäche festzustellen. Trotzdem blickte er nochmal in die Runde, suchte die junge Frau. Saira hatte erfreut die Hände vor's Gesicht geschlagen und ihre Augen leuchteten vor Erleichterung. So glücklich wie sie in dem Moment aussah, konnte er nicht anders, als sich mit ihr zu freuen. Er lächelte sie an.

    Der Priester indes fuhr ohne Pause fort: „Die Ältesten haben beschlossen, dass der Fremde keinen Platz im Dorf haben kann und er es daher bis zum Sonnenuntergang verlassen haben muss. Saira steht es frei, ihm zu folgen oder hier zu bleiben.“ Er drehte sich langsam um, blickte die Menge entlang, suchte Saira. Als er sie fand, hielt er inne, fixierte sie mit einem strengem Blick, bevor er in die atemlose Stille langsam und sehr deutlich weitersprach.

    „Wenn du hier bleibst, so übergebe ich dich der Vormundschaft deines nächsten männlichen Verwandten, Lokesch Yamuna, so wie es Sitte ist, bis er für dich einen angemessenen Ehemann gefunden hat. Wie lautet deine Wahl, Kind?“

    An dieser Stelle bin ich ins Grübeln geraten. In einem vorherigen Teil nennt Pati Argon bei Sairas Spitznamen Kanja und wenn ich es nicht überlesen habe, verrät Argon ihn seinen echten Namen nie (oder ich hab es beim Scrollen übersehen). Da der Teil aus Patis Sicht spielt, kann er dann eigentlich nicht über "Argon" berichten, sondern nur über "Kanja", weil Erzähler Pati ihn nunmal nicht als Argon kennt

    Ha, da hast du mich erwischt! Mir ist direkt nach dem Posten, beim Überfliegen, auch aufgefallen, dass mir selber nicht mehr klar ist, wer hier jetzt eigentlich genau der Erzähler ist. Das wird definitiv geändert, auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie :hmm:

    Die Wiederholung ist vor allem sprachlich... ich glaube, ich wollte ausdrücken, dass Argon wartet und Lokesch dann auch wieder aufsteht. Aber du hast natürlich Recht.

    Toll, dass das Posten immer so viel bringt, weil man als Autor einfach plötzlich Abstand dazu hat und gefühlt alles ganz anders wahrnimmt ^^ Danke für alle Anmerkungen!

    Auf Messers Schneide - 2

    Pati hatte den Krieger noch fragen wollen, ob er aufgeregt war, denn er wirkte überhaupt nicht so. Er schien eher er wie in Gedanken, etwas verträumt und weit, weit weg. Pati selbst war so nervös, dass er am liebsten schon wieder pinkeln gehen wollte. Aber er konnte nicht weg, er musste den Kampf sehen. Er kannte bisher nur Geschichten von echten Kämpfen. Das Gerangel der älteren Jungs zählte nicht. Das war bloß Spiel, kein Kampf auf Leben und Tod. Nichts stand dabei auf Messers Schneide.

    Ganz anders hier auf dem Dorfplatz. Alle Leute aus dem Dorf und sogar ein paar von den umliegenden Höfen waren gekommen und umringten die beiden Männer. Für Pati sahen sie aus wie zwei Helden aus den alten Geschichten. Oder eher wie ein Held und das böse Monster, das er besiegen musste, um die Prinzessin zu retten.

    Als Pati seinen Vater gefragt hatte, ob diese Situation so etwas war und ob Saira gerettet werden musste, hatte er einen Klaps auf den Kopf bekommen. Dann hatte sein Vater geschimpft, dass ein Fremder sich niemals in die Geschicke des Dorfes einzumischen hatte. Saira wäre ein böses Mädchen, dass zur Vernunft gebracht werden musste. Die Dorfältesten hätten auch den Fehler begangen, diesen Unsinn eines Zweikampfs zuzulassen. Das musste das Werk dieser Hexe Saira sein, die nicht wusste, wo ihr Platz in der Dorfgemeinschaft war. Wenn hier einer ein Held werden konnte, dann war es allenfalls der stinkenden Lokesch, der es aber eigentlich gar nicht verdient hatte. Dann hatte sich der Schmied wieder in seine Schmiede zurückgezogen und mit Wut auf ein Stück Metall eingehämmert, allerdings nicht ohne Pati vorher noch einmal einen Klaps gegen den Kopf zu geben. Dummer Junge.

    Pati liebte seinen Vater, aber hier und jetzt war er wütend und trotzig. Für ihn war es klar. Der Fremde, Saira nannte ihn Kanja, war der Held und würde die schöne Saira aus den Fängen des Monsters Lokesch retten. Pati drückte ihm die Daumen.

    Endlich passierte etwas. Der Priester trat aus der Menge hervor und schritt zu den beiden Kämpfern. Die Leute sagten, dass der Priester den Kampf überwachen und falls nötig einschreiten würde. Auf Pati wirkte es nicht so, als könnte der Priester Argon oder auch nur Lokesch aufhalten. Dafür war er zu schmächtig. Sein Vater sagte immer, das kam daher, dass der Priester kaum etwas Anständiges aß und daher keine Muskeln aufbauen konnte. Ehrliche Arbeit täte ihm besser als nur zu fasten und zu beten. Pati wusste darüber nichts, aber er war begierig, jetzt einen aufregenden Kampf zu sehen.

    Die beiden Kämpfer umkreisten sich in leicht geduckter Haltung. Der Weißhäutige hielt das Messer in der Faust nach unten, so als wolle er damit mehr nach Lokesch hacken als zu stechen. Lokesch dagegen ließ die Klinge wie eine Verlängerung seines Arms vor sich hertanzen, immer bereit, schnell wie eine Schlange zuzustechen.

    Die Menge hielt gespannt den Atem an, während unendlich lange Zeit nichts passierte. Alles war still, nur die Füße der beiden Männer verursachten leise scharrende Geräusche, während die Kämpfer weiter ihren Klingentanz tanzten.

    Mit einem Schrei sprang Lokesch nach vorne, stach mehrfach mit dem Messer nach dem Körper des anderen. Doch dem Gegner gelang es, auszuweichen oder den Arm durch schnelle Gegenschläge seiner waffenlosen Hand abzulenken, so dass die Klinge ins Nichts fuhr. Mit einem schnellen Haken zwang er Lokesch zum Rückzug.

    Wieder umkreisten sich die beiden. Wieder war es Lokesch, der als erster den Angriff wagte. Diesmal trafen beide ihren Gegner an den Unterarmen, mit denen sie versuchten, die Hiebe und Stiche zu parieren, und auch am Oberkörper. Der Schlagabtausch war im Nu vorbei und die Kämpfer gingen etwas auseinander. Langsam floss das Blut aus den Wunden und über die heile Haut. Keiner der Kämpfer schien es zu bemerken oder groß zu beachten.

    Argon machte ein angespanntes, sehr konzentriertes Gesicht. Auf die Entfernung konnte Pati es zwar nicht richtig erkennen, aber er stellte sich vor, wie seine Augen jede Bewegung Lokeschs wahrnahmen und nur darauf warteten, dass der andere einen Fehler machte.

    Nun schnellte Argon nach vorn, schlug mit der Linken gegen Lokeschs Gesicht, worauf dieser wild mit dem Messer fuchtelnd zurückwich. Er war schnell, aber Argon war schneller. Sein Messer traf Lokeschs Oberarm drei- oder viermal. Blut schoss hervor. Lokesch wich weiter zurück und stürzte über Argons Fuß, das sich heimlich mit einem Ausfallschritt hinter Lokesch gebracht hatte. Lokesch stürzte hart zu Boden. Pati japste erschrocken auf. Jetzt konnte der Kampf schon vorbei sein. Doch auch Argon war durch sein Manöver aus dem Gleichgewicht geraten und anstatt sich auf Lokesch zu werfen zog er sich mit drei schnellen Schritten etwas zurück. Geduckt und für einen erneuten Angriff bereit wartete er darauf, dass Lokesch wieder auf die Füße kam.

    Trotz seiner Leibesfülle war Lokesch erstaunlich schnell wieder auf den Beinen. Über seinen Oberarm und seine linke Brust floss nun Blut, anscheinend hatte Argon ihn nicht nur am Arm getroffen. Doch auch Argon hatte mehrere Schnitte abbekommen. Sein linker Unterarm war mehr rot als weiß.

    Danke für das Feedback, Voluptuous Mayday ! Freut mich, dass man trotz des eher gemächlichen Tempos noch nicht eingeschlafen ist ^^

    Mir ist aufgefallen, dass du sehr sparsam mit Umgebungsbeschreibungen umgehst.

    Tatsächlich war das der Grund, warum ich die Geschichte fast abgebrochen hätte. Mich stört das nämlich schon seit Längerem. Und leider bin ich mir selbst noch nicht so im Klaren darüber, wie in der Geschichte alles aussieht / aussehen sollte. Der Plan ist jetzt aber erstmal, die Geschichte in ein oder zwei weiteren Posts zuende zu bringen und dann das Ganze nochmal von vorne durchzugehen und gründlich zu überarbeiten. Es sind ja auch ein paar unlogische Stellen / Ideen drin, etwa die ganze Ausgangssituation mit Elivia und der Nicht-Hochzeit. Was auch immer ich mir damals dabei gedacht hatte...

    Auf Messers Schneide

    Ein Junge verließ die Menge und kam auf Argon zu. Er mochte vielleicht 10 Jahre alt sein, jedenfalls ein ganzes Stück jünger als Saira. Doch sein Haar war genauso schwarz, seine Haut von der gleichen warmen Farbe und beinahe noch gleichmäßiger als bei dem Mädchen. Bei der Frau, schalt sich Argon in Gedanken. Das schien ihr sehr wichtig zu sein. Das erinnerte ihn daran, wie er einst gewesen war. Unwillkürlich musste er lächeln. Der Junge lächelte zurück. Wie leicht man sich doch missverstehen konnte. Oder verstehen. So ein Lächeln von Mensch zu Mensch wirkte wohl überall.

    Doch es täuschte weder Argon noch den Jungen darüber hinweg, worum es hier ging.

    Mit ausgestreckter Hand nahm Argon das Messer entgegen, das ihm der Junge reichte.

    „Nimm dieses Messer. Mein Vater hat es selbst gefertigt.“ Die Stimme des Jungen war weich und hoch, so wie es sich für einen Jungen gehörte. Und doch redeten sie so gerne von Ruhm und Ehre und glorifizierten dabei Mord und Totschlag.

    Argon wiegte das Messer sachte hin und her, auf und ab. Es lag gut in der Hand, schön im Gleichgewicht. Die Klinge hätte aber ein ganzes Stück länger sein dürfen. Was gäbe Argon jetzt für ein anständiges Schwert, mit dem er diesen Lokesch auf Abstand halten könnte.

    „Du bist der Sohn des Schmieds?“ Der Junge nickte zur Antwort. „Wie heißt du?“

    „Pati.“

    „Pati,“ Argon lächelte. „Fieberst du dem Kampf entgegen? Möchtest du auch ein Krieger werden und Ruhm und Ehre gewinnen?“ Pati zögerte nicht mit der Antwort.

    „Ja, ich will ein großer und starker Held werden! Und Herrscher über all unsere Stämme hier im Norden.“ Argon sah dem Jungen in die Augen. Er war nicht erstaunt darüber, kindliche Gewissheit zu sehen. Kinder zweifelten nicht an ihren Träumen und ihrer Zukunft. Das lernten sie erst später. Doch in den Augenwinkeln schien sich eine Weisheit und Schläue einzunisten, wie sie die wenigsten Menschen in ihrer Jugend besaßen, manche gar nie. Vielleicht wäre der Junge wirklich einmal der Held in einer Geschichte, die sich die Völker erzählten. Argon hoffe für Pati, dass es eine glückliche Geschichte wäre. Doch seiner Erfahrung nach führten die Geschichten von Kriegern meist nur von einem Kampf in den nächsten.

    „Ich wünsche dir alles Gute, Pati.“

    „Ich dir auch, Kanja.“ Argon wandte sich von dem Jungen ab und Lokesch zu. Egal wie dieser Kampf hier ausging, so wie es schien, würde er nicht als Argon hier in Erinnerung bleiben, sondern als Kanja, der aus dem Wasser gezerrte Retter eines kleinen Mädchens. Einer Frau! Argon lächelte. Wenn es nur immer so einfach wäre, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neuer Mensch zu werden.

    Zum tausendsten Mal drehte Saira den Armreif um ihr Handgelenk. Das Grummeln in ihrem Bauch beruhigte sich davon aber nicht. Der bronzene Reif war der einzige Schmuck, den ihre Mutter ihr hinterlassen hatte. Sie hatte ihn heute morgen angelegt, weil es... ihr richtig erschienen war? Irgendwie stimmte das schon, aber es war vielleicht auch ihre letzte Gelegenheit dafür.

    Mit der linken Hand tastete sie nach dem kleinen Messer, das sie hinter ihrem Gürtel unter einer Falte ihres Kleids verborgen hatte. Egal ob Argon gewann oder nicht, sie würde eher sterben, als Lokesch Frau zu werden.

    Wieder sah sie zu ihrem Krieger hin. Er stand nun seinem Gegner kampfbereit gegenüber. Die Dorfältesten hatten beschlossen, dass der Kampf solange dauern sollte, bis einer der beiden Kontrahenten kampfunfähig war oder sich geschlagen gab. Als Waffen hatten sie vom Schmied je Kämpfer ein großes Messer angefordert. Rüstungen waren nicht erlaubt, gekämpft würde barfuß und nur in Hosen. Lokesch trug eine weite Hose, wie es im Süden üblich war. Sein Oberkörper zeigte seinen Wohlstand. Der dicke Bauch hing wie prall gefühlter Weinschlauch über den Gürtel. Argon wirkte dagegen noch schlanker und durchtrainierter. Seine abgewetzte, eng anliegende Lederhose verstärkte den Eindruck. Argons Oberkörper war schlank, aber muskulös. Als Saira ihn vorhin zum ersten Mal oben ohne gesehen hatte, waren ihr vor allem die vielen Narben aufgefallen. Sie zeugten von einer Vielzahl an Schnitten, Hieben und Stichen, die Argon im Laufe seines Lebens gesammelt hatte. Sie hatte nicht anders gekonnt, als ihn anzufassen und eine besonders große Narbe, die quer über seinen Rücken verlief, mit ihren Fingern entlangzutasten. Sie hätte gerne gewusst, woher er sie hatte, aber er hatte nur gelächelt und gesagt, die Antwort müsse bis nach dem Kampf warten. Hoffentlich erlaubte es ihm das Schicksal, sein Versprechen zu halten .

    Saira sah, wie Pati mit einem Messer zu Argon ging und dieser es entgegennahm. Argon sprach irgendetwas mit dem Sohn des Schmieds, doch Saira konnte nichts verstehen. Das aufgeregte Getuschel der Menschen um sie herum war zu laut und die beiden zu weit von ihr entfernt. Lokesch hatte ebenfalls ein Messer bekommen, aber den Jungen, der ihm es gebracht hatte, mit einer herrischen Geste verscheucht. Vermutlich war das seine Art, mit der Angst umzugehen.

    Saira musste sich wieder dazu zwingen, die Hand von ihrem Armreif zu nehmen. Sie merkte schon gar nicht mehr, wenn sie ihn ein ums andere Mal um ihre Hand drehte. Doch wo sollte sie ihre Hände sonst hintun?

    Vielen Dank für den Kommentar, LadyK ! Freut mich, dass es dir gefällt. ^^

    Nun bin ich gespannt, wie der Kampf ausgehen wird und was dieser für Probleme mit sich bringt.

    Ha, du glaubst gar nicht, wie gespannt ich da bin und mit was für Problemen ich mich da gerade rumschlage xD Ich hab da so viele verschiedene Ideen und ich weiß nicht, was mir davon selbst am besten gefällt :hmm: Oder was mir nicht gefällt... Selbst ein Titel / Motif für den Kampf wie "Mit Messer und Gabel" oder "Einer gibt den Löffel ab" schwirrt da in meinem Kopf herum :D

    Der Dorfälteste

    Gegen Abend kam ein Greis zu Sairas Hütte. Das Mädchen stellte Argon den Mann als den Dorfältesten vor. Argon versuchte auf einen Blick so viel wie möglich über den Neuankömmling herauszufinden. Offensichtlich war er alt und schon etwas gebrechlich. Der ganze Körper wirkte dürr und ausgemergelt, aber dennoch verrieten die Bewegungen eine gewisse Kraft und Geschmeidigkeit. Dies kam Argon seltsam vor, fast so, als spiele der Älteste seine Gebrechlichkeit mehr und verbarg, wozu er eigentlich fähig war. Er kannte ein solches Verhalten vor allem von Kriegern, die zwar ihre besten Tage schon hinter sich hatten, aber bei weitem noch keine Greise waren. Nach einigen belanglosen Worten forderte der Greis Argon dazu auf, Fragen zu stellen.

    „Wie soll der Kampf eigentlich ablaufen?“, begann er.

    „Lokesh als Mitglied der Gemeinschaft hat die Wahl der Waffen...“

    „Was?“, unterbrach Argon den alten Mann sofort wieder. „Was heißt das - Wahl der Waffen?“ Er erntete dafür einen finsteren Blick aus schmalen, dunklen Augen. Auch wenn der Alte gebrechlich und schwach wirkte, sein Blick verriet einen unerbittlichen Willen. Argon durfte es sich nicht mit ihm verscherzen.

    „Verzeih. Ich wollte dich nicht unterbrechen.“ Er senkte Unterwürfigkeit heuchelnd leicht den Kopf.

    Nach einem wohlwollenden Nicken fuhr der Älteste fort. Argon lauschte aufmerksam.

    „Lokesh hat als Mitglied der Gemeinschaft die Wahl der Waffen. Das bedeutet, er entscheidet, mit welchen Waffen ihr kämpfen werdet. Von einem reinen Faustkampf bis hin zur vollen Rüstung samt Schild und Schwert ist alles möglich. Einmal wurde ein Disput mit Tonkrügen ausgetragen. Das war absolut passend, da der Streit auch seinen Ursprung in einem solchen hatte. Wir Ältesten werden uns aber das Recht nicht nehmen lassen, die Wahl auf ihre Göttergefälligkeit hin zu prüfen. Die Götter lieben faire Kämpfe, bei denen ihre ausgewählten Kinder gewinnen.“

    Der Alte machte eine Pause und lächelte Argon herablassend an. Es war völlig klar, was er damit meinte.

    „Außerdem entscheiden wir, wodurch der Sieger feststeht. Denkbar wäre natürlich ein Kampf auf Leben und Tod, so dass nur derjenige Kämpfer auch Sieger sein kann, der noch lebend und aus eigener Kraft den Kampfplatz verlassen kann. Doch da wir ein gnädiges Volk sind, werden wir vermutlich darauf verzichten und den Kampf nur bis zum ersten vergossenen Blutstropfen ansetzen.“

    Argon hob die Augenbraue. Das war eine interessante Entwicklung. Ein Faustkampf bis zum ersten Blutstropfen war vielleicht schwieriger zu gewinnen als ein Kampf auf Leben und Tod. Irgendwie war er immer davon ausgegangen, dass er diesem Thambi oder Lokesch, oder wie auch immer der Kerl nun wirklich hieß, mit bloßem Schwert gegenüber stehen würde und einer von ihnen auf dem Schlachtfeld bleiben würde. Dann hätte er einige Kratzer in Kauf nehmen können und mit Ausdauer und Kraft schließlich den Sieg erringen können. Eine Unachtsamkeit mochte schon genügen, dass er eine Faust auf die Nase bekam und sofort Blut hervorschoss. Das wäre zwar ungleich besser als tot auf dem Feld liegen zu bleiben, aber dennoch eine herbe Enttäuschung für Saira.

    Mittlerweile mochte er das Mädchen sehr gerne. Sie war erfrischend anders als all die Krieger und Saufkumpanen, mit denen er sonst sein Leben verbracht hatte. Vor allem ihre Neu- und Wissbegier ließen ihn immer wieder lächeln. Was kommt hinter dem wogenden Land? Was bedeutet dein Name, Argon? In wie vielen Schlachten hast du schon gekämpft? Wie fühlt es sich an jemanden zu töten? Kannst du nachts noch schlafen oder siehst du die Gesichter derjenigen, die du erschlagen hast?

    „Hörst du mir noch zu?“, die zornige Stimme des Dorfältesten holte Argon jäh zurück.

    „Bitte verzeih, ich war kurz in Gedanken,“ Argon schlug wieder einen unterwürfigen Ton an. „Der Kampf bereitet mir Sorge.“ Warum er log, wusste er selbst nicht, aber anscheinend schien es den Alten zu beruhigen.

    „Das sollte er dich auch. Wer leichtfertig den Kampf sucht, findet ebenso leicht ein schnelles Ende.“ Der Tonfall erinnerte Argon an einen Priester. Vielleicht war der Dorfälteste auch so etwas in der Art. Bisher hatte er sonst noch niemanden gesehen, der auf irgendeine Weise den Glauben der Leute hier lenkte.

    „Morgen früh bei Sonnenaufgang werden wir entscheiden, wie der Kampf genau ausgetragen werden soll. Bis dahin stehst du unter dem Schutz der Ältesten.“ Er machte eine Pause und sah Argon eindringlich an. „Ich nehme dich aber auch in die Pflicht, keinen Streit zu beginnen und keinen Ärger zu suchen. Übe dich in Demut und gehe in dich, damit du erkennst, was die Götter für dich geplant haben und du dich deinem Schicksal ergeben kannst.“

    Mit einem Nicken entließ der Alte Argon.

    Argon würde gewiss in sich gehen, aber sich einem Schicksal zu ergeben, war noch nie seine Sache gewesen. Natürlich konnte man um einen Wald herumgehen, doch wo ein Wald stand, konnte man auch Bäume fällen. Wenn sich ihm ein fieser Kerl in den Weg stellte, dann würde er diesen fällen, ganz gleich, was sich irgendwelche Götter eigentlich für ihn ausgesonnen hatten.

    Vielen Dank für das positive Feedback, Kyelia und Sensenbach ! Freut mich, dass es immer noch gefällt (oder wieder :hmm: ) Danke auch an Tariq für den Like.

    Ich hoffe, der nächste Teil dauert nicht wieder ein Jahr ^^

    Ich werde mir Mühe geben, spätestens in 9 Monaten den nächsten Part zu posten... xD ... nein, eigentlich möchte ich die Geschichte, so wie ich sie mir mal überlegt hatte, so gegen Anfang / Ende Januar abschließen. So viel soll nämlich eigentlich gar nicht mehr passieren. :hmm: Aber wer weiß, ob ich nicht wieder Hals über Kopf aus dieser in eine neue Geschichte stürze ^^

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    Ja, es geht mal wieder ein kleines bisschen weiter. Mir fällt immer wieder auf, dass die ganze Geschichte nicht so sonderlich gut durchdacht ist. Trotzdem ist der Plan, sie erst einmal zu einem Ende zu bringen und dann nochmal komplett zu überarbeiten.

    „Erzähl mir von deinem Volk.“

    „Wir leben in diesem kleinen Tal seit unsere Vorväter uns hierher geführt haben. Sie folgten einem Istari, der ihnen fruchtbares Ackerland und Frieden versprach. Er hat nicht gelogen, deswegen begannen viele die Istari als Götter zu verehren. Aber nicht alle. Und nicht immer. Meine Mama sagte immer: Die Wurzeln alter Bäume sind stark und reichen tief. Trägt der Regen ein wenig Erde davon, dann kümmert es sie nicht. Damit meinte sie, dass der neue Glaube nicht so stark ist wie der alte.“

    „Wer sind diese Istari? Ich habe noch nie von ihnen gehört,“ unterbrach Argon sie.

    „Istari sind... fliegende Menschen. Sie haben so helle Haut wie du. Auch ihre Körper sind fast so muskulös wie deiner, aber aus dem Rücken wachsen zwei gewaltige Schwingen, größer als die eines Schwans. Mindestens doppelt so groß oder noch größer. Sie hüllen sich in weite Gewänder und beherrschen die Lüfte. Sie sind weise und hilfsbereit, aber sie liegen im Krieg mit einigen wilden Völkern in der großen Ebene. Sie zeigten uns den Weg hierher und führten uns sicher durch das wogende Land....“

    „Davon habe ich schon gehört. Hast du es selbst schon gesehen?“

    „Was? Nein,“ Saira ließ traurig den Kopf sinken. „Ich habe unser Tal noch nie verlassen. Aber das wogende Land macht mir Angst. Ich will da nicht hin.“

    „Das verstehe ich sogar,“ stimmte Argon dem Mädchen zu. „Ich kann mir das nur nicht so richtig vorstellen. Wie soll das gehen, dass sich das Land so bewegt, dass nichts mehr dort ist, wo es am Tag zuvor noch war? Stell dir vor, der Fluss, der heute im Osten um das Dorf hier fließt, wäre morgen im Westen... Das klingt doch wie ein Märchen, oder?“

    „Ja,“ Saira nickte zustimmend. „Ich hätte Angst, dass ich mich dort verlaufe und nie wieder nach Hause finde.“

    „Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es das wogende Land wirklich gibt.“ Bemerkte Argon nüchtern. „Ich habe schon viel Unglaubliches gesehen, aber das. Nein, das muss ein Hirngespinnst sein.“

    „Ich weiß es nicht. Möchtest du noch Tee?“ Saira wirkte etwas niedergeschlagen. In Anbetracht der Umstände fand Argon, dass sie sich trotzdem sehr tapfer hielt und ihre Pflichten als Hausherrin und Gastgeberin tadellos erfüllte.


    „Elivia ist eine schöne Frau. Vielleicht die schönste, die es gibt. Doch ihre Schönheit hat einen Preis, den – glaubt man den Gerüchten – ihre Ehemänner zahlen. Keiner hat bisher mehr als einige Wochen oder Monate mit Elivia überlebt. Früher oder später fand man sie tot im Bett auf, um Jahre gealtert und wie vom eisigen Winter ausgemergelt. Mit irgendeinem faulen Zauber saugt sie den Männern die Lebenskraft aus.“ Argon schüttelte den Kopf.

    „Und du hast sie geheiratet?“

    „Sozusagen.“

    „Warum? Also wenn du schon wusstest, was auf dich zukommen würde, warum hast du dann diese Frau noch geheiratet?“

    Argon druckste etwas herum. Es schien ihm unangenehm zu sein. Auf Saira wirkte er plötzlich wie ein kleiner Junge, der einen schelmischen Streich geplant hatte, und nicht mehr wie ein erfahrener Krieger.

    „Nun... also... Viele Männer legen einen großen Wert auf ihren Ruf. Sie wollen der Größte, Stärkste, Gefürchtetste oder was auch immer sein. Und natürlich prahlen sie damit, dass sie nichts fürchten. Ich bin auch nur ein Mann, weißt du. Einmal im Suff habe ich geprahlt, dass ich der erste Mann sein will, der Elivia erobert, heiratet und überlebt.“

    „Und was ist geschehen?“, fragte Saira neugierig.

    „Nun, ich habe sie erobert, geheiratet und bin geflohen.“ Argon zuckte mit den Schultern. „Man kann über Bier sagen, was man will, aber ab und an liegt darin Weisheit.“

    „Wie meinst du das?“

    „Vor der eigentlichen Hochzeitsnacht wird natürlich gefeiert und viel getrunken. Sehr viel... Jedenfalls wurde mir doch nach einigen Bier klar, worauf ich mich da eingelassen hatte. Es war von Anfang an eine dumme Idee gewesen, aber ich stand mir selbst im Weg und habe es nicht gesehen. Erst als genügend Humpen Bier mich neben mich gestellt hatten,“ Argon kicherte über seine Worte, „habe ich das erkannt und bin auf dem schnellsten Weg geflohen... ich bin direkt von der Klippe in diesen Fluss gesprungen...“

    Saira legte den Kopf schief und dachte einen Moment nach.

    „Das klingt nicht sehr anständig. Wird sie... ich meine Elivia... dich nicht vermissen und nach dir suchen?“

    „Davon gehe ich aus...“, antwortete Argon langsam. Saira konnte fast sehen, wie sich ein neuer, beunruhigender Gedanke in Argons Kopf breit machte. Sein Gesicht wirkte angespannt und voller Sorge. „Oh Scheiße.“ Saira wartete geduldig, dass Argon weitersprach. Sie wollte ihn nicht drängen, aber sie musste wissen, was er dachte. Im Augenblick war er die einzige Person, die Onkel Thambi davon abhalten konnte, sie mit in seinen Haushalt zu nehmen.

    Endlose Augenblicke verstrichen, bis Argon sich räusperte und weitersprach.

    „Wenn nur die Hälfte der Geschichten über sie war sind, dann ist sie die Rachsucht in Person. Sie wird mich bis ans Ende der Welt jagen. Und darüber hinaus, wenn es sein muss. Ich muss von hier verschwinden... ich bringe dich und dein Dorf nur in Gefahr!“

    „Nein! Bitte!“, flehte Saira sofort. Sie erschrak selbst darüber, wie ängstlich ihre Stimme klang. „Bitte! Du musst mich vor Thamib schützen. Wenn du es nicht tust, dann bin ich verloren!“ Saira sah Argon direkt in die Augen. Er blickte stumm mit schuldbewusstem Gesicht zurück. Hinter seiner Stirn schien ein Kampf zu toben. Der alte Argon, der aus egoistischer Prahlerei die schönste und tödlichste Frau der Welt geheiratet und verlassen hatte, rang mit Sairas gutmütigem Kanja, der sie wie der legendäre Held vor dem Unheil retten konnte. Aufgeregt und atemlos beobachtete sie, wie der Kampf wohl ausgehen würde.

    „Zwei Tage noch...“ Argon nickte. „Gut, ich werde mit deinem Onkel um deine Freiheit kämpfen, aber dann bin ich schleunigst hier weg.“ Erleichtert fiel Saira Argon um den Hals.

    „Danke, Kanja! Danke.“

    „Mein Name ist immer noch Argon,“ berichtigte sie der Krieger kalt, während er ihre Umarmung erwiderte. Saira lief bei seinen Worten ein Schauer über den Rücken. Sie spürte, dass dieser Mann sehr gefährlich war.

    Danke, @Kyelia, für das schöne Feedback. Ich muss sagen, dass deine Kritikpunkte allesamt ziemlich gut zutreffen. Ich werde darüber nachdenken :hmm:
    Mein großes Problem an der Geschichte (neben sehr, sehr vielen kleineren, die mir mittlerweile aufgefallen sind) ist, dass ich einfach drauflos geschrieben habe, ohne Ziel oder großartige Hintergrundplanung. Daher gibt's das zum ersten Post auch nicht so richtig. Nach dem ersten hab ich dann angefangen, mir was zu überlegen, aber das ist auch nicht so richtig ausgereift. Trotzdem werde ich versuchen, deine Fragen dazu zu beantworten. Natürlich nicht einfach so, sondern in das einzubauen, was ich noch schreiben werde (hoffentlich in nicht allzuferner Zukunft).

    Nun gibt's aber mal noch ein klitzekleines weiteres Stückchen Geschichte:

    „Wer war das?“, begann Argon das Gespräch vorsichtig.
    „Mein Onkel... Lokesh, der Bruder meiner Mama.“
    „Hast du ihn nicht gerade Thambi genannt?“ Er merkte, dass Saira durch die Auseinandersetzung aufgewühlt war, und versuchte daher behutsam vorzugehen.
    „Ja... das... das heißt kleiner Bruder. Er mag es nicht, wenn man ihn so nennt.“
    „Wieso verhält er sich so?“
    „Wie meinst du? Herrisch war er schon immer. Er versucht, mich zu seiner dritten Frau zu machen. Seit Mama...“ Das junge Mädchen brach ab. „Ich habe niemanden mehr,“ fuhr sich nach einigen Augenblicken der Stille fort. Die ersten Tränen kullerten Saira über die Wangen. Argon biss sich betroffen auf die Lippe. Er war noch nie gut darin gewesen, Trost zu spenden.
    „Rede weiter. Ich höre dir zu,“ versuchte Argon so etwas wie Vertrauen aufzubauen. Besser wäre es wahrscheinlich, aufzustehen, aus der Hütte zu rennen und das Dorf so schnell wie möglich zu verlassen. Doch irgendetwas hielt ihn hier.
    „Mein Vater und mein Bruder... eines Tages kehrten sie nicht aus den Wäldern zurück. Sie hatten dort Bauholz schlagen wollen. Einige andere Männer aus dem Dorf suchten sie und fanden sie schließlich tot auf. Herabstürzende Äste hatten sie erschlagen. Wir haben sie beim heiligen Platz auf zwei Scheiterhaufen aufgebahrt und vor sieben... nein schon acht Nächten verbrannt, damit sie den Weg zu den Göttern finden.“ Sairas Stimme brach immer wieder. Ihre Augen starrten in die Vergangenheit, in ihre Erinnerung, in die Leere, die in jedem lauerte und nur darauf wartete, einen zu verschlingen. Argon kannte diesen Blick zur Genüge. Viele Jungen bekamen ihn nach ihrem ersten Gefecht, wenn ihre Kindheit im Geschrei und Gemetzel brutal endete und die Träume von Ruhm und Ehre sich am Lagerfeuer in beißenden Rauch und tränende Augen wandelten. Zumindest bei den Glücklichen, die überlebten. Manch einen verschlang die düstere Erinnerung an die Vergangenheit.
    „Mama... sie war sehr gläubig,“ Sairas Worte rissen Argon aus seinen Gedanken. „Nicht nach dem neuen Weg, sondern nach dem alten... sie hat mir noch einmal über die Wange gestrichen...“ Ihre Hand ahmte die Bewegung ihrer Erinnerung nach, so als sei sie selbst ihre Mutter und streichelte ein unsichtbares Gegenüber. „...und mich auf die Stirn geküsst. Dann ist sie meinem Papa gefolgt.“ Saira brach endgültig in Tränen aus und schluchzte laut. Argon fühlte sich hilflos. Um überhaupt etwas zu tun, legte er seinen Arm um Sairas Schulter. Sofort klammerte sie sich an ihn, suchte Sicherheit, Geborgenheit, vielleicht auch einen Weg zurück in die Vergangenheit. Argon spürte den Schmerz ihres Verlustes, fühlte die heißen Tränen ihrer Trauer an seinem Hals und auf seine Schulter tropfen. Langsam, ganz langsam kratzte auch in seinem Inneren die viel zu lange vergrabene Erinnerung an unvergessene Pein. Argon schluckte und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Kind in seinen Armen. Denn ein Kind war sie, einsam und verlassen auf dem Weg zum Erwachsenwerden, mit niemandem, dessen Hand sie greifen konnte und so klammerte sie sich an das Stück wertlose Treibholz, als das sich Argon fühlte.

    Wenn's dir recht ist, frag ich irgendwann später nochmal nach, nur damit du es nicht ganz aus den Augen verlierst.

    Ja, bitte! Und vielen, herzlichen Dank, dass du so hartnäckig bist <3 . Das ist echt eine Menge wert! Und irgendwann wird vielleicht auch diese Geschichte fertig...

    Wie geht's mit der Bastelei und natürlich mit der Geschichte überhaupt voran?

    :hmm: Das ist eine gute Frage... ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal daran geschrieben habe. Irgendwie kann ich zur Zeit nicht wirklich gut schreiben, oder überhaupt schreiben. Alles ist gequält und erzwungen, da macht das auch keinen großen Spaß. Daher tut es mir Leid, dass ich dich da auf unbestimmte Zeit vertrösten muss.

    (Außer ich hätte schon den nächsten Teil geschrieben... das werde ich jetzt gleich mal gucken)

    Und Argon hat sehr wohl eine Bedeutung, eine schöne noch dazu. Link

    Aaaaah... :panik: Wie cool! Danke ^^ . Ich meinte auch nur, dass ich den Namen nicht wegen seiner Bedeutung ausgewählt hatte, weil ich mir darüber keine Gedanken gemacht hatte. Aber mit der Bedeutung aus deinem Link lässt sich ja noch was richtig cooles basteln. :hmm:
    Das ist genau der Grund, warum ich dieses Forum liebe: Ständig bekomme ich Ideen oder werde zu irgendwas inspiriert. <3

    @Tariq Dankeschön, für's Lesen und Kommentieren! Mach dir um den Futzelkram keine Sorgen, wenn ich die Story überarbeite (was ich bei dem Teil sowieso noch machen muss :whistling: ), dann finde ich da bestimmt die kleinen Fehlerchen. Vielen Dank trotzdem für das Angebot!

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    Zu den Erdleuten:
    Dazu hab ich mir tatsächlich eine ganze Menge überlegt, manches davon stand schon im Abschnitt davor. Für die Erdleute habe ich mich von Indien und den Kulturen dort inspirieren lassen, so haben z.B. die Namen allesamt eine Bedeutung, was im nächsten Teil ein bisschen mit anklingen wird. So bedeutet z.B. Saira "die Reisende" bzw. auch "die Rose, die Sonnenprinzessin" (mir genügt die erste Bedeutung ^^ ). Argon... ist mir irgendwann so eingefallen, der hat keine Bedeutung. Jedenfalls keine, von der ich weiß. "Thambi" bedeutet "kleiner Bruder", was dieser gar nicht leiden kann.
    Aus ihrerer eigenen Geschichte (oder vielleicht auch Mythologie) heraus erzählen sich die Erdleute, dass sie von Engeln "in den Norden" geführt wurden, um dort besseres Siedlungsgebiet zu bewohnen. Saira sagt z.B. im zweiten Teil, dass sie wie Argon die Sprache der Engel spricht, aber auch die alte Sprache aus der Heimat gelernt hat. Letztere Sprache wird eigentlich nur noch vom Priester für bestimmte religiöse Kulthandlungen verwendet. Daher ist Saira stolz, dass sie diese Sprache auch gelernt hat.

    Was mir gerade auffällt: Ich habe mir noch keinen Namen für die "Erdleute" ausgedacht / ausgesucht, wie sie sich selbst nennen. Das muss ich dringend nachholen.

    Ist die Hautfarbe jetzt wirklich relevant? Könnte die Geschichte nicht auch in einer "rein weißen Welt" spielen? Ja, bestimmt. Aber das möchte ich ehrlich gesagt gar nicht. Ich will eigentlich vermitteln, dass der Teil meiner Welt, in dem die Geschichte spielt, politisch wie ethisch (und auch phantastisch, d.h. bezogen auf Fantasywesen) bunt gemischt ist. Ein paar andere Länder werden dazu dann einen Gegenpol aufbauen, in dem alles wesentlich einheitlicher, weniger frei, strenger, etc. ist. Aber das kommt vielleicht in der Geschichte noch gar nicht vor.
    Dazu kommt noch, dass es mir überhaupt nicht um eine Fantasy-Geschichte geht (bisher kam ja noch nichts phantastisches vor), sondern eher um so Fragen bzw. Themen wie Emanzipation, Macht, Kindheit und Erwachsenwerden, Kultur, Identität, gerade unter dem Gesichtspunkt des Sich-fremd-fühlens. Ob das letztlich gut wird oder überhaupt funktioniert... keine Ahnung xD

    Ich versuch einfach, die Geschichte so gut wie ich es eben kann weiter- und einem runden Abschluss entgegenzuführen. ^^

    @Tariq: Danke für die Erinnerung. Ich hab gerade mal weitergeschrieben. Ich bin damit zwar noch nicht so zufrieden, was einerseits daran liegt, dass ich etwa ein Jahr nachdem ich damit angefangen habe, nicht mehr denselben Stil treffe (glaube ich zumindest), und zum anderen, dass ich noch nicht genau weiß, wo es hingehen soll. :hmm: Daher würde ich mich sehr freuen, wenn du das mal liest und kommentierst. ^^ Alle anderen sind natürlich auch herzlich eingeladen, weiterzulesen oder neu einzusteigen.

    Teil 3


    Argon saß vor der Hütte auf dem Boden in der Sonne und genoss den Tee, den Saira ihm gegeben hatte. Sie war ein nettes Mädchen. Nun, sie war schon ein ordentliches Stück auf dem Weg zur Frau gegangen. Und ein besonders sonniges noch dazu.
    Natürlich hatte Argon von den Erdleuten gehört, einem Volk aus dem Süden, deren Haut die Farbe von Erde hatte. Doch es war etwas anderes, jemandem aus diesem Volk gegenüberzustehen. Anscheinend war er ihr genauso fremd, wie sie ihm. Jedenfalls hatte Saira ihn neugierig und ohne Scheu ausgefragt. Ob er unter einer Krankheit litt, weil er so bleich war, hatte sie ihn gefragt. Argon musste bei dem Gedanken daran wieder lächeln. Er fühlte sich gesund, auch wenn sein ganzer Körper schmerzte, als sei er von einer Klippe gefallen und eine Nacht lang von einem reißenden Strom mitgerissen worden. In dem Wasser musste zudem bösartige Dämonen hausen, die alles daran gesetzt hatten, ihn an den Felsen wie Korn in einer Mühle zu zermahlen. Zum Glück war Argon schon immer sehr robust gewesen und so hatte er zwar zahlreiche Schrammen und Blessuren, aber seine Knochen waren heil geblieben.
    Nur seine Stiefel hatten ihm die Dämonen geraubt, diese Bastarde. Lächeln betrachtete Argon seine Zehen, die er abwechselnd wackeln ließ. Immerhin lebte er noch. Genüsslich schloss Argon die Augen und lehnte sich zurück. Ein bisschen Schlaf am Morgen hatte noch niemandem geschadet.

    „Wer bist du, Fremder! Verschwinde!“ Eine barsche Stimme riss Argon aus seinem leichten Schlaf. Noch während er die Augen öffnete, packte seine Rechte nach seinem Schwert, doch er hatte es nicht bei sich.
    „Los verschwinde! Du hast hier nichts verloren!“ Vor Argon stand ein großer Mann, der ebenso dunkelhäutig war wie Saira. Breitbeinig stand er da, so als wolle er besonders stark wirken, doch alles an ihm verriet Argon, dass er von diesem Kerl nichts zu befürchten hatte. Er trug ein abgetragenes weißlich-graues Hemd, das fast bis zum Bauchnabel offen war. Darunter quoll ein dicker schwarzer Pelz hervor, der jedem Hammel zur Ehre gereicht wäre. Die einfache Stoffhose saß schief und wurde mehr schlecht als recht von einem Strick am rechten Fleck gehalten. Waffen konnte Argon nicht entdecken, aber darauf würde er sich nicht verlassen. Zwei große, dunkle Augen saßen in einem bärtigen Gesicht, das durchaus angenehm anzusehen hätte sein können, wenn es nicht so aufgedunsen wäre. Die Haare auf dem Kopf waren ebenso schwarz wie die auf der Brust, aber begannen sich über der Stirn schon sehr zu lichten.
    „Guten Morgen,“ erwiderte Argon gelassen. „Ich bin...“
    „Verschwinde!“, wurde er harsch unterbrochen. Argon zuckte unwillkürlich zusammen. Hinter den dicken Lippen waren zahlreiche, schiefe Zähne zum Vorschein gekommen, deren Farbe von Gelb über Braun bis hin zu fauligem Schwarz reichte.
    „Du bist nicht sehr höflich, dicker Mann.“, knurrte Argon zurück, während er sich erhob. Seine Hände ballten sich schon zu Fäusten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Kerl einen Streit begann.
    „Du hast hier gar nichts zu sagen, Fremdling! Verschwinde!“
    Bevor Argon darauf reagieren konnte, trat Saira aus der Tür ins Freie. Ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Erschrecken und Abscheu.
    „Onkel Thambi,“ Argon entging nicht, dass die Stimme des Mädchens zitterte.
    „Geh zurück ins Haus!“, herrschte sie der Mann an. „Ich komme gleich zu dir. Erst muss dieser Fremdling hier verschwinden.“
    „Argon ist auf meine Einladung hier, Onkel Thambi.“ Wieder glaubte Argon eine Spur Angst zu hören. Aber auch Trotz. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass er schon wieder in einen Kampf hineingezogen wurde, den er nicht kämpfen wollte. Gleichzeitig rückte er an den Rand der Aufmerksamkeit der beiden.
    „Auf deine Einladung?“, gespielte Fassungslosigkeit. Dann Gelächter. „Du, kleines Mädchen, hast kein Recht dazu, jemanden ins Dorf einzuladen! Also schick diesen Wildling weg. Und dann kommst du mit in mein Haus, damit du kein Unheil mehr anrichtest.“ Der Mann, den Saira Onkel Thambi genannt hatte, wedelte herrisch mit der Hand, als würde er eine Fliege verscheuchen.
    „Ich... Unheil?“
    „Sei still. Du sprichst nur noch, wenn du gefragt wirst.“ Wo zu Anfang noch Unsicherheit und Vorsicht war, hörte Argon nun nur noch die überhebliche Gewohnheit eines Möchtegernherrschers. Dieser Mann war einer der ekelhaftesten Sorte. Er würde selbst keinen Finger krumm machen, aber andere für seine Zwecke einspannen und manipulieren.
    „Solange die Trauerzeit noch dauert, bleibe ich hier! Und auch danach werde ich nicht zu dir gehen!“ Argon hob eine Augenbraue. Trauerzeit? Das erklärte, warum sonst niemand in der Hütte war. Nur wer war aus welchem Grund gestorben?
    „Doch, das wirst du! So will es das Gesetz und die Traditionen. Also füge dich. Sonst verpasse ich dir eine Tracht Prügel.“ Argon räusperte sich hörbar. Er spürte Sairas und Thambis Blicke förmlich auf sich gerichtet.
    „Bevor hier leichtfertig Prügel ausgeteilt werden, möchte ich wissen, was hier los ist.“ Während Saira ihn dankbar und hoffnungsvoll ansah, ergriff Thambi bereits zornig das Wort.
    „Das geht dich nichts an! Verschwinde, Fremdling! Geh zurück in die Wildnis, aus der du gekrochen bist!“
    „Sprich nicht so mit ihm, Onkel Thambi. Sein Name ist Argon, aber ich nenne ihn Kanja. Meinen Kanja.“ Verwirrt sah Argon nun Saira an, doch das Mädchen hielt ihren Onkel mit Blicken fixiert, der lautlos die Lippen bewegte, als würde er nach bestimmten Worten suchen.
    „Kanja.... aus dem Wasser geboren... der Held, der Retter in der Not...“, brabbelte er dann halblaut, während sich Verständnis in seinem Gesicht breitmachte. Dann lachte er wieder. Laut und schallend, so dass sein Bauch wie ein praller Weinschlauch hin und her hüpfte.
    „Ein räudiger Köter wird nicht zum Wolf, nur weil man ihn aus dem Wasser zieht. Wenn du glaubst, dieser Kerl könnte dich retten, dann lass dir gesagt sein, dass ich ihn auch höchstpersönlich im Kreis der Alten zu Boden schlagen und später aus dem Dorf prügeln werde!“ Stolz, fast feierlich drückte er seine Brust heraus, ganz so als hätte er den Kampf schon gewonnen. Argon verstand nur die Hälfte, aber es klang Zweikampf, Mord und Totschlag. Er würde nicht kämpfen, lieber verließ er das Dorf.
    „Abgemacht. In drei Tagen, wenn die Trauerzeit vorbei ist, wird mein erwählter Kanja gegen dich vor den Alten antreten und mit dir um mich streiten.“ Sairas Stimme war schnell und scharf und zerschnitt jeden kleinen Widerspruch, bevor er geäußert werden konnte. Thambi war mindestens so verdutzt wie Argon, aber Argon war sich sicher, dass er sein Gesicht besser unter Kontrolle hatte als dieser Kerl. Mit offenem Mund musste er erkennen, dass er sich gerade zu einem Zweikampf verpflichtet hatte. Ohne weitere Worte machte er kehrt und zog davon.
    Argon passte es überhaupt nicht, dass Saira ihn als Unbeteiligten in diese Familienstreiterei hineingezogen hatte. Darüber würden sie noch sprechen müssen.

    Danke, @Miri und @Tariq, für's lesen und kommentieren und für das Lob. Ich werde mich dann mal an die Überarbeitung und ans weiterarbeiten machen. Es freut mich sehr, dass es noch jemanden gibt, der die Geschichte lesen mag. Leider hab ich schon wieder selbst vergessen, was bisher passiert ist (wahrscheinlich nicht viel) und was als nächstes passieren soll (etwas mehr... mir schwebt ein Kampf auf Leben und Tod vor oder eine abenteuerliche Reise in wunderbar magische Welten :hmm: ).