Klar, kommen Geschichten auch ohne "designierten Bösen" aus (A song of Ice and Fire zB. da handeln die als "böse" wahrgenommenen Chars ja auch nur wie es Menschen eben tun), was sie nicht schlechter Macht (die Geschichte).
Hm, bei A song of Ice and Fire frage ich mich aber noch, ob die White Walker nicht trotzdem so etwas wie "das Böse" sind. Was die menschlichen Charaktere angeht hast du aber völlig recht.
Tolkien, hat sie zum Volk gemacht und die anderen dann die Farben (z.b. Dunkelelfen) eingeführt.
Wobei bei ihm die Unterscheidung der Elbenvölker ja auch sprachliche Hintergründe hat. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann bleiben ja immer wieder Elben in der Wanderung in die unsterblichen Lande aus verschiedenen Gründen zurück. Ich finde, dass das doch etwas ganz anderes ist, als zu sagen "Elben = gut; Dunkelelben = böse".
Das Klischee mit den hässlichen Ork stammt daher das Sauron an gefangenen Elben Experimente durchführte.
Ich glaube, @Alcarinque hat schon darauf hingewiesen, dass Orks von Melkor / Morgoth durch Folter aus Elben geschaffen werden.
Ein absolut perfektes Beispiel (und sehr anmaßend von mir, ihn in diesem Kontext zu verwenden) ist meiner Meinung nach Grenouille aus Das Parfum. Grenouille wirkt so stumpf, so unmenschlich, dann wieder gefühlvoll und intensiv, wo wir es überhaupt nicht erwarten.
Oh, eines meiner Lieblingsbücher und einer der besten Charaktere! Das Beispiel stammt zwar nicht aus dem Fantasy-Bereich, finde ich aber trotzdem gut, weil es auch zeigt, dass wir bei einer Geschichte nicht automatisch einem eher guten Charakter folgen müssen.
Joe Abercrombies Kilngenzyklus lesen.
JAAAA!!! Das kann ich zu 100% unterschreiben! Besser noch, alle Bücher und Kurzgeschichten lesen. Das muss einem nicht mal gefallen, man kann trotzdem sehr viel lernen. Der wichtigste Punkt, den Joe Abercrombie kurz und prägnant formuliert, ist: Good and evil are a matter of where you stand (Ungefähr: Gut und Böse hängen sehr stark vom eigenen Standpunkt ab). Ich versuche alle Charaktere so zu schreiben, dass sie je nach Blickwinkel gut oder böse scheinen können.
Ich glaube, dass eben dies ein Problem darstellen kann. Es ist schwieriger die Person differenziert handeln zu lassen, anstatt ihr den vorgestempelten Button aufzudrücken.
Ich denke, das kommt darauf an, was man in der Geschichte sonst noch beschreibt. Nur die wenigsten Menschen handeln von sich aus böse, sondern sie werden aus unterschiedlichen Gründen dazu. Das kann wirtschaftliche Not sein, soziale Gängelung (Bullying), die entmenschlichende Angst während einer Schlacht, die sich im Falle des Überlebens eben an Unschuldigen abreagiert, etc. pp. Wenn man das ausblendet, dann ist es vielleicht schwierig, eine Person differenziert handeln zu lassen. Ich denke, dass man es wenigsten versuchen sollte!
Ich finde es spannender diese Fragen zu beantworten, als mich "Tatsachen" zu fügen.
Wenn ich dich richtig verstehe und du mit "Tatsachen" Klischees meinst (Orks sind böse, Elben gut), dann stimme ich dir voll und ganz zu. Allerdings meine ich auch, dass es diese "Tatsachen" nicht gibt. Man kann mal einen Blick in die verschiedenen Threads werfen, in denen Sammlungen von Fantasy-Völkern mit ihren Charakterisierungen entstehen sollen. Ein hehres, aber hoffnungslosen Unterfangen. Solange die Phantasie von Schriftsteller*innen (und damit die Fantasy) noch lebendig ist, sollte so eine Liste nie abzuschließen sein, weil zu viele die Völker eben ein wenig anders betrachten und darstellen.
Er hat 4-6 Sprachen erfunden für Mittelerde.
Naja, eigentlich eher andersherum. Tolkien hat es geliebt Sprachen zu erfinden (was auch einer der Gründe war, warum er Sprachwissenschaftler wurde). Mittelerde ist eher für die Sprachen erfunden worden, damit diese gewissermaßen eine Heimat haben. Wie auch immer, ihm ist das jedenfalls hervorragend gelungen.