Beiträge von Windweber im Thema „Fantasydeutsch“

    Gruß euch!

    Mit einem Freund hatte ich neulich ein Gespräch, in dem wir uns ausgetauscht haben, wie die Sprache beschaffen ist, in der Fantasyromane in mittelalterlichen Welten üblicherweise verfasst werden. Es ist zunächst einmal definitiv kein mittelalterliches Deutsch (das würde wohl kaum einer verstehen, auch wenn ich finde, dass Mittelhochdeutsch wunderschön klingt :D ) oder auch nur Deutsch aus der frühen Neuzeit, wie z.B. Martin Luther es verwendete (das kann man halbwegs lesen, mit etwas Übung sogar gut, für Unterhaltungsliteratur wäre es den meisten aber zu anstrengend). Was macht man also? Man meidet Anglizismen, andere Lehnsworte sind aber natürlich erlaubt (aus dem Französischen z.B. Chance, Balance, von den Maori das Wort Tabu, aus dem Nahuatl ("Aztekisch") Tomate... Gewisse "urdeutsche" Worte wie Geil können aber wieder verboten sein. Geil bedeutete im Mittelalter wohl zunächst gut, dann wurde lüstern daraus, in den letzten Jahrzenten erhielt es in der Jugendsprache seine ursprüngliche Bedeutung zurück... Schließlich fanden wir es - Fantasydeutsch ist Hochdeutsch, wie es die Generation unserer Großeltern spricht. Anglizismen und Geil kommen da nicht vor. Opa/Omadeutsch scheint die Grundlage zu sein, die älteste Form des Deutschen, die die meisten regelmäßig gehört haben und somit gut verstehen können.
    Von der Regel gibt es aber freilich Ausnahmen. Siezen ist eher unbeliebt (in Die Höllenstadt, die ich gerade lese, wird es gemacht, aber ich fürchte, der Übersetzer war nicht allzu fähig. 1. Spielt es in der Welt von The Eldar Scrolls und da wird in allen Spielen nur Geihrzt - auch unter Freunden und Kindern und Bettlern gegenüber, 2. Gibt es sehr viele Rechtschreib- und Tippfehler - alle paar Seiten - die man durch simples Korrekturlesen oder ein Rechtschreibprogramm hätte erkennen können... Naja, ist trotzdem unterhaltsam!). Man greift auf den Plularis Majestatis ("Möchtet Ihr nun speisen, Herr") oder einfach das Du zurück.
    Auch Begriffe, die mit Technologien zu tun haben, die man dem Mittelalter nicht zuornden würde, werden gemieden und ggf. anders umschrieben. Wobei den Bogenschützen "Feuer" zuzurufen, was eigentlich nur bei Feuerwaffen sinn macht, geht eigentlich...

    Soweit zu meiner Konstruktion. Wie seht ihr das? Was sind die Regeln eures ganz eigenen Fantasydeutschen (jeder Autor hat sein eigenes versteht sich)? Welche Tipps würdet ihr einem Jungautor mitgeben, dass sein Werk "richtig" klingt?