Beiträge von Windweber im Thema „Wie schreibe ich eine Schlacht?“

    Normalerweise IST der König oder Kaiser ja Oberbefehlshaber über das Heer und oft erhält ein solcher sein Amt rein durch Geburt. Natürlich setzt ein kluger König einen fähigen Feldmarschall ein, der die Heerführung de facto übernimmt. Muss aber nicht sein. Man nehme nur einen Klassiker der Fantasy: Der Herr der Ringe. Wer führt die Rohirim in die Schlacht? Der König persönlich (und das sehr wohl auch fähig, er wurde wohl gut vorbereitet), wer führt die Verteidigung Gondors? Denethor, der Truchses und nomineller Vertreter des Königs. Und er ist unfähig als Anführer. So unfähig, dass Gandalf ihn niederschlagen muss, ja so unfähig, dass der alte Mann, der ihren Eidherren niederknüppelt das Kommando über die Soldaten übernehmen kann. Wer führt das Heer in einer Selbstmordaktion nach Mordor? Der noch nicht gekrönte König Aragorn. Auch in GoT sind die Feldherren nicht unbedingt die fähigsten Strategen, sondern erhalten ihr Amt eher aus anderen Gründen. Unfähige Feldherren haben in der Fantasy schon immer ihren Platz und eine lange Tradition. ;)

    Ich denke, Schlachten haben immer das Risiko, zur Beschreibungsorgie zu werden. Ich schreibe gern Beschreibungen, aber wer liest sie gern? ^^ Vor allem in der Perspektive von außen, vom Feldherrenhügel aus. In der Schlacht kann man, denke ich, die Methode "Staub, Rauch und Lärm" verwenden. Der Charakter ist damit beschäftigt, seinen kleinen Teil zu tun und kriegt nur mit, was er direkt vor Augen hat. Egal, ob er nun in Furcht und Zorn durch Blut und Dreck watet oder sich als strahlender Held durch die Orks metzelt (ohne dass sich jemand um deren Schmerzen, deren Tod schert). Ich bin jetzt nicht sooo der Fan von letzterem, aber zum heroischen High-Fantasy-Stil passt es oft. Das heißt, auch der Leser bleibt im Unklaren darüber, wie das große Ganze gerade aussieht, bis Flaggen- und Hornsignale darüber aufklären oder alles vorbei ist.
    Auch zu beachten ist, dass in Schlachten der einzelne Prota wenig reißen wird, wenn er nicht gerade General ist (dann aber nicht mitkämpfen kann). Er ist ein winziger Teil eines großen Ganzen. Wenn auch vielleicht ein Wichtiger. Er hat dann nicht mehr viel Bedeutung für das Endergebnis. Es sei denn, man verpasst ihm in kleiner Gruppe oder allein einen Sonderauftrag. Dann wird die Schlacht aber nebensächlich. Aber man kann ja während einer Schlacht den General des Feindes töten. Oder die Superwaffen ausschalten oder gegen den Feind richten.
    Ein Duell ist dramaturgisch schöner - da hängt das Ergebnis voll vom Helden ab. In eine Schlacht Drama zu bringen, finde ich schwieriger. Aber nicht unmöglich! Gerade der kleine Held, der verzweifelt ums Überleben kämpft - das kann gelingen.
    Oder man macht es wie der gute @Xarrot und macht aus all dem Blut, Dreck, Schmerz und Tod ein makaberes, schwarzhumoriges Spektakel. Das eigent sich nur für bestimmte Geschichten (wie die Seine), funktioniert dann aber.

    Ich finde Schlachten delikat. Ich empfehle da: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Nicht in Beschreibungsorgien alá Tolkien verfallen. Kleine Details herauspicken. Oder das Blickfeld eher neben als in die Hauptschlacht legen, wo Helden tatsächlich allein oder in kleinen Gruppen viel erreichen können. Schlachten sehen in Filmen mit schnellen Perspektivwechseln und Kameraeinstellungen super und actionreich aus. Das geschriebene Wort hat andere Stärken. Aber nicht diese. ^^