Beiträge von Formorian im Thema „Wie schreibe ich eine Schlacht?“

    Klar kann ein militärischer Anführer sehr wohl ein wiederkäuender Nasebohrer sein, aber dann haben wir wohl eher ein Drama als eine interessant geschilderte Schlacht :D . Allerdings ist der Ablauf einer solchen auch längst nicht vom Wissen und Können (oder eben dem Nicht-Vorhandensein eines solchen) allein abhängig. Befehle können misverstanden oder vom Truppführer sehr frei, um nicht zu sagen phantasievoll ausgelegt oder schlicht ignoriert werden, das Wetter kann einem die Suppe in der Planung kräftig versalzen, auch die Tagesform und Kampfmoral der Truppen spielt eine gewaltige Rolle. Normalerweise ist es nicht die Sache der einfachen Soldaten, um die gestritten wird. Söldner, die schon lang nicht mehr bezahlt wurden und ständig gegen übermächtige Gegner gejagt werden geben höchst unzuverlässige Verbündete ab. Der persönliche Ruf des Kommandogebers hat ebenfalls einen höllischen Einfluss auf den Kampesmut und -willen der Truppe. Die naive Vorstellung von Gottkönigen wird von der kämpfenden Truppe nicht geteilt!
    Wie ich es sehe, liefert die Schlacht allein schon genügend Material für eine interessante Story, die man noch mit einigen Sahnehäubchen (Romantasy, Schurkerei etc.) würzen kann.

    Ich finde nicht, dass der Oberkommandierende immer notwendigerweise verstehen muss, was wie warum und mit welchen Konsequenzen passiert.

    Normalerweise ist es wohl eben diese Fähigkeit, die ihn zum Oberkommandierenden macht :) . Aber stimmt schon; da gibt es noch Gestalten wie Keltenkönigin Broedica, die es fertigbrachte ihre himmelhoch überlegene Armee von ihrem hoffnungslos unterlegenen, aber erfahrenem römischen Gegner aufreiben zu lassen. Ein in der Militärhistorie bis heute beispielloses Desaster.
    Ist die eine Seite mit einem solchen Anführer geschlagen, lohnt es sich wohl kaum genauer auf den Verlauf der Schlacht einzugehen.

    Habt Ihr schon einmal eine Schlacht geschildert? Ich meine nicht, dass das Hauptaugenmerk dabei weiterhin auf dem/den Prota/s lag, während irgendwo drumherum Massen an Einzelindividuen sich eben auf die Glocke gaben, sondern den tatsächlichen Verlauf einer Schlacht mit all dem Hin und Her, den genialen Fallen und katastrophalen Desastern, heroischen Opfermut und bestialischer Grausamkeit? Dann werdet Ihr wissen, dass dies eine wahre Wissenschaft für sich ist :) .
    Das Hauptproblem hierbei dürfte wohl die Wahl der Perspektive sein, aus der die Sache geschildert wird. Ein einzelner Kämpfer in vorderster Front, um den herum das Chaos tobt, wird immer nur einen winzigen Ausschnitt des Ganzen wahrnehmen, während ein entfernter Beobachter auf einem abseits gelegenen Hügel die Sache in ihrer Gesamtheit erkennt, aber nicht nötigerweise begreifen muss was abläuft und warum. Dies ist dem Oberkommandierenden vorbehalten, wobei es aber wieder davon abhängt ob er mit seinen Männern direkt am Kampf beteiligt ist oder die Schlacht nur von seinem Kommandostand aus lenkt. Meist wird dies durch "fliegenden Wechsel" der Perspektive gelöst, auch zwischen den Vertretern der verschiedenen, verfeindeten Parteien. Doch nicht jedem gelingt dies überzeugend.
    Welche Erfahrungen habt Ihr dabei gemacht?