Beiträge von Windweber im Thema „Charaktere und Krankheit“

    Mir ist auch noch etwas aufgefallen. Welche Fantasyspezies sind wohl die bekanntesten und beliebtesten? Elfen und Zwerge. Elfen sind oft fast vollständig immun gegen Krankheiten, Zwerge schon bei Tolkien so resistent, dass ihnen Krankheiten fast unbekannt sind. Das sind wichtige Aspekte des üblichen Klischees. Als ich meine Welt Ba vorgestellt habe, hat jemand sehr deutlich angemerkt, dass es im Grunde falsch ist, dass meine Zwerge dort oft an Krankheiten sterben. Neben dem Alter (und auch dieses tastet Elfen oft gar nicht, Zwerge nur sehr langsam an, werden sie doch gern mehrere hundert Jahre alt) ist Krankheit eine Sache, eine Schwäche, die man nicht gern an seinen Lieblingen sieht, nehme ich an. Ist vielleicht auch ein Grund, von diesen Klassikern abzurücken, und Spezies mit deutlichen Schwächen wie Goblins und Gremlins zu verwenden, bei denen sich niemand über solche Phänomene besonders wundert. ;)

    Seht ihr Vampirismus als Krankheit?

    Spannende Frage!

    Vielleicht hilft uns die moderne Medizin auf die Sprünge, wenn wir Menschen betrachten, die man früher als generell krank bezeichnet hätte und die noch immer ein Schattendasein führen müssen. ;) Münzen wir den Wikipediatext mal auf untot um.

    Die Diagnose [Untoter durch Krankheit] darf nur noch gestellt werden, wenn der Betroffene anders als durch die Ausübung [untoter] Praktiken keine sexuelle Befriedigung [oder andere Grundbedürfnisse wie Hunger- und Durststillung] erlangen kann, oder seine eigene [untot] geprägte Sexualpräferenz [und Nahrungspräverenz] selbst ablehnt und sich in seinen Lebensumständen eingeschränkt fühlt oder anderweitig darunter leidet.

    So müssten wir ganz gut hinkommen. Vampirismus ist eine Krankheit, wenn du sie als solche betrachtest.

    Nimm Skyrim als Beispiel - dein Assassine fängt sich Vampirismus ein oder holt ihn sich ganz bewusst auf der Vampirburg. Und du denkst dir - cool! Ich schleiche eh lieber im Schatten rum und die erworbenen Fähigkeiten sind echt nützlich. Definitiv keine Krankheit. Nun fängt sich dein frommer Paladin auf der Jagd nach finsteren Kreaturen eine Ansteckung ein. Er will kein Blut trinken, obwohl in das zum Komplettaußenseiter macht und am Tage, eigentlich seine bevorzugte Zeit, nutzlos. Er kämpft mit dem ewigen, unheiligen Durst. Er fühlt sich in seinen Lebensumständen eingeschränkt und lehnt seine Bedürfnisse ab. Er strebt eine Heilung an (für mich ein wichtiges Merkmal, ob sich jemand als krank betrachtet - würde er sich "heilen", wenn er könnte). Er ist definitiv krank.

    Und das lässt sich, denke ich, gut auf alle Welten ummünzen. Funktioniert aber natürlich nur, wenn der Betroffene noch seine alte Persönlichkeit hat. In den meisten Zombi-Filmen und den Strigoi aus The Strain ist das nicht der Fall. Meist ist der Persönlichkeitsverlust ireversibel, unumkehrbar. Dann würde ich die Betroffenen nicht als krank, sondern tatsächlich als tot betrachten, auch wenn ihre Körper noch handeln.

    Fassen wir zusammen: Vampirismus und co. sind eine Krankheit, wenn der Betroffene sie als solche wahrnimmt und noch seine alte Persönlichkeit hat. Hat er sie nicht mehr, kann sie aber wiedererlangen, kann man ebenfalls von einer Krankheit sprechen, dann unabhängig von der Selbstwahrnehmung.

    Yoda. Ich dachte gerade, der böte einen berühmter Tod eines Fantasycharakters an Altersschwäche! Aber...

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    Hintergrundmaterial kann auch alles ruinieren!

    @Jennagon Ich wollte euch keinen Vorwurf machen, ganz und gar nicht. Ich genieße eure Geschichte. Nur weil auf das Verwundeten-Motiv gerne zurückgegriffen wird, heißt ja nicht, dass es schlecht ist. Im Gegenteil. Wird ja nicht umsonst gemacht. :D
    So kann man auch Harry Potter mal auf die Krankenstation schicken, mal nachdem er als Kind den Stein der Weisen gesichert hat, mal, als sein Knochen verschwunden war...

    Geisteskrankheiten haben, wie schon erwähnt, vermutlich die meisten Fantasyhelden. Soziopathische Mörder ohne Gewissen. ;)

    Aber ich bin gespannt. Broken-Heart-Syndrom wäre auf jeden Fall mal was selteneres. Normalerweise passiert sowas nur offscrean. Arwen nach Aragrorns Tod vielleicht? Die Mutter von Alfadas und Ehefrau Mandreds in Die Elfen von Hennen? Padme Amidala nach der Geburt ihrer Kinder? (das ist sogar nicht ganz offscream).
    Ich werde eure Geschichte mit großem Interesse weiter verfolgen!

    Jetzt wo du es sagst - Krankheiten sind selten in der Fantasy. Höchstens als Seuche im Hintergrund, an der aber kaum mal eine wichtige Figur erkrankt. Verwundungen hat man oft . beginnend mit Frodo mit der Morgulklinge im Leib, den Arwen nach Bruchtal bringt bis hin zu Halvar in @Chaos Rising s und @Jennagon s Story hier im Forum. In der Realität sterben die größten gerne mal an Krankheiten. Man nehme nur Alexander den Großen. Aber das ist irgendwie so entwürdigend und profan. Wer will, dass Gandalf an einem Herzinfarkt, Boromir an einem Hirntumor, Dumbeldore an Altersschwäche stirbt? Wohl weder der Autor noch der Leser. Selbst in GoT werden die Leute doch eher enthauptet, erstochen, vergiftet oder erschossen.
    Es wäre wohl mal wirklich Mut zur Hässlichkeit, seinen großen Krieger und Feldherren wie Alexander am Malaria krepieren zu lassen. Aber den Mut hat kaum einer. :D
    Und es kann einfach auch unbefriedigend sein. Man denke an Krieg der Welten. Die übermächtigen Aliens sterben einfach an einer irdischen Seuche. Ganz plötzlich. Es wirkt, zumindest auf mich, wie ein billiger Deus ex Machina.

    Also: Verwundungen sind allgemein anerkannt. Man zieht es sich heroisch im Kampf oder anderen heldenhaften Taten zu und erholt sich dann. Gerne unter den Händen eines Meisterheilers. Krankheiten dagegen, uh...

    Geistige "Krankheiten" hat man dagegen in meinen Augen öfter. Sie werden aber selten als solche benannt. Bei genauer Betrachtung gewisser Charaktere kann man aber leicht auf die Idee kommen. Bei Gollum, einer tragischen und extrem wichtigen Figur im Herrn der Ringe ist es noch offensichtlich. Aber wenn man sich den durchschnittlichen Helden anschaut, wie es Dutzende andere, denkende, fühlende Lebewesen abschlachtet und danach zufrieden kauend im nächsten Gasthaus anzutreffen ist, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden...

    Und: Warum erlebt man eigentlich nie eine PTBS? Was viele Charaktere so erleben MUSS eigentlich eine zur Folge haben. Sähe aber nicht cool aus. ;)

    Krankheiten thematisieren passt irgendwie nicht in klassische High-Fantasy. Dabei bietet sie so viel Potential für Drama. Ich finde, sie sind missverstanden und unterschätzt. Aber Krankheiten mit tödlichem Verlauf sind in unserer Kultur auch ein Tabuthema. Wo das Gilgamesch-Epos oder die Bibel damit umgehen kann und Sterbenskranke und deren Begleiter beleuchtet, kriegen wir das kaum hin. Wer also mal "was anderes, neues, provozierendes" machen will - hier ist die Chance! Von daher: Geniales Thema @Yanara !