Beiträge von Thorsten im Thema „Die Prophezeiung von Eolond - Die Welt der Drachen“

    Wirklich schade, dass euch meine Geschichte nicht zusagt.

    Wie mein Vorredner schon angemerkt hat - so wuerde ich's jetzt auch nicht sagen.

    Es ist nicht auf einmal grottenschlecht, aber der Funke springt bei anderen Beschreibungen einfach besser ueber finde ich. Vielleicht ist es auch Erwartung - man hat ja schon von den Drachen gehoert und sich schon was ausgemalt - und das muss dann erst mal eingeloest werden...

    Wegen 'Ende des ersten Teils' - sind wir damit jetzt fertig? War das das Ende des ersten Teils ?(

    Hm, ich muss ehrlich sagen, von der Stimmung und Landschaft komme ich an die Drachenwelt nicht so ran, das wirkt nicht so intensiv wie vorher - ohne dass ich da jetzt was konkretes angeben koennte.

    Oberst Rekath ist mir ein bisschen grundlos fies - da wuerde ich mir wuenschen dass er komplexer gezeichnet wird, bisher hat er anscheinend Falion's Karriere aus EIfersucht ruiniert und ist bereit, Atrion den Drachen vorzuwerfen (obwohl der gar nichts so schlimmes gemacht hat) - warum tut er das? Hat er das noetig?

    Die Prophezeihung ist ein bisschen der Klassiker des Genres, aber gut - warum nicht - warten wir mal ab was Du draus machst.

    Lehaidin:

    Fuer mich waere das Thema eigentlich durch, aber wenn Du drauf beharrst dass ich hier etwas 'nicht richtig' sehe, dann geht das gegen mein selbst-gestecktes Ideal dass ich Texte sauber analysiere und meine Ansichten belegen kann.

    (Ich habe lange Erfahrung im wisenschaftlichen Schreiben und Korrektur von wissenschaftlichen Schreiben).

    . Es scheint für DICH ziemlich offensichtlich zu sein, jeder andere, der diese Geschichte gelesen hat (Darunter, Dozenten und Professoren meiner Uni, Freunde und Bekannte, Studenten und natürlich die Forenmitglieder hier), scheint das nicht gesehen zu haben.

    Ja, stellen wir uns mal vor Karl Theodor zu Guttenberg bringt als Argument dass bisher ja auch keiner gesehen hat dass in seiner Doktorarbeit Material von anderen ist - was beweist das? Dass es kein Problem gibt - oder dass die anderen nicht genau geschaut haben oder aus irgendwelchen Gruenden nichts gesagt haben?

    Ich bin ein anerkannter Experte fuer Tolkiens Werk (mit dem Fokus auf seine elbischen Sprachen) - ich kenne so ziemlich alles von ihm was je in Buchform erschienen ist und eine ganze Menge von dem was in special-interest Journalen publiziert wurde - vielleicht sehe ich einfach mehr. Vielleicht finde ich es auch nicht so schlimm was nicht so harmonisches in einen Kommentar zu packen wie andere im Forum - ich weiss es nicht. Aber fuer die Frage wie viel von Tolkien inspiriert ist ist es einfach mal irrelevant wie viele das vorher angemerkt haben - Wahrheit wird nicht durch Mehrheitsentscheid gefunden.

    Parallelen sind meiner Meinung nach nichts schlimmes und Äpfel mit Birnen vergleichen kann man denke ich auch nich


    Ob eine Parallele schlimm ist oder nicht haengt davon ab ob sie kausal oder zufaellig ist (aka kannte der Autor die andere Szene oder hat er zufaellig in die gleiche Richtung gedacht) und wie aehnlich die Passagen sind. Zwischen 'ich kopiere einen Absatz und ersetze die Namen' und 'der Satz den Charakter XY gesagt hat hat mich zu einer voellig anderen Geschichte inspiriert in der aber dieser eine Satz so vorkommt' liegen - sowohl juristisch als auch moralisch - Welten.

    ***

    Juristisch stellt sich die Frage nach der 'Schoepfungshoehe' - wie viel eigene Erfindung ist in etwas drin? In Deutschland geht da relativ viel an Inspiration - von Helmut Pesch gibt es ein Buch 'Die Ringe der Macht' - da geht es um ein kleines Volk das in einer Art Auenland lebt, Elben, Zwerge und machtvolle Ringe die dem kleinen Volk in die Haende fallen (wenn das jemandem bekannt vorkommt...) - und selbst diese Menge an 'Inspiration' war juristisch anscheinend nicht zu beanstanden.

    Also nochmal - im juristischen Sinn ein Plagiat oder eine Kopie ist Dein Text auf keinen Fall - das hat niemand gesagt und will niemand andeuten.

    ***

    Kommen wir zu der Frage ob die Parallelen zufaellig oder absichtlich sind - Du beschreibst sie in Deiner Antwort als zufaellig:

    Was erwartest du im Jahr 2018??? Es gibt nun Mal viel Fantasy und Parallelen wirst du in jeder Geschichte finden


    Einmal ist Tolkien nicht irgendeine Fantasy im Jahr 2018, er ist einer der Gruendervater des Genres und wahrscheinlich das bekannteste Werk im Genre ueberhaupt - mehrmals verfilmt, Comic-adaptiert,... Eine ikonische Szene wie die Passage durch Moria hat inzwischen Dutzende von anderen Schreibern inspiriert.

    Zweitens kennst Du das Werk (in Adaption zumindest) und es hat Dich zum Schreiben inspiriert - dafuer haben wir Deine Aussage:

    Potentiell verstärkt wurde mein Drang zum Schreiben übrigens nach dem Anschauen der Herr der Ringe Trilogie.


    Drittens haben wir oben zitiert Deine eigene Aussage dass Dich der Fluss im Mirkwood zu der Szene inspiriert hat die ich ebenfalls mit Mirkwood in Verbindung gebracht habe.

    Dass wir es also mit einer Reihe von zufaelligen Parallelen zu tun haben halte ich unter diesen Umstaenden fuer ausgeschlossen. Und wenn Dein Kapitel 'Schreie in der Tiefe' heisst und Tolkien 'Drums in the Deep' hat, dann kann man schon mal darauf gestossen werden.

    Also, Tolkien hat Dich explizit zu manchen Szenen inspiriert, die sind nicht zufaellig gleich, das bilde ich mir nicht ein und da habe ich auch nicht unsauber gearbeitet, sondern das ist (unter anderem mit Deiner eigenen Aussage) gut belegbar.

    ***

    Was uns zu der Frage bringt ob es 'schlimm' ist, sich von Tolkien inspirieren zu lassen. Fuer Dich ist offensichtlich schlimm dass jemand auf die Idee kommen koennte. Fuer mich ist der Effekt wie ich ihn beschrieben habe - ich kenne Tolkien recht gut, Tolkien in einer Geschichte wiederzufinden macht die Stelle tendentiell schwaecher - ich lese gerne was Neues.

    Inspiration per se finde ich nicht schlimm (und habe das auch nie gesagt) - es gibt von R. Scott Bakker in 'The Judging Eye' eine lange Passage die durch Moria inspiriert ist, aber von ihm in seiner ganz eigenen Art verarbeitet und mit Ideen angereichert so dass ich die Hommage an das Vorbild zwar erkenne aber doch was ganz Neues drin finde.

    Wie viel Apfel zu Birne haben wir hier - definitiv ist Dein Text weiter von Tolkien weg als Pesch, aber naeher als Bakker. Wir koennten jetzt in die Ikonographie reingehen, Deine Szene in der Falion spricht mit einem YouTube clip von Gandalf mit Bilbo vergleichen und den Grad an parallelen aufzeigen, und wir wuerden zum Beispiel finden dass der Magier nicht Gandalf heisst und auch kein Maia ist... Aber ich hab' ehrlich gesagt was besseres mit meiner Zeit zu tun.

    Nochmal - ich finde Deine Geschichte an den Stellen besser wo ich keine Parallelen zu Tolkien finden kann und wuenche mir als Leser mehr davon. 'Schlimm' finde ich hier nichts. Wenn Du das schlimm findest, oder zwischen den Zeilen was anderes liest dann kann ich Dich nicht dran hindern - aber dass ich hier auf zufaellige Aehnlichkeiten abfahre und etwas 'nicht richtig' sehe und unfair vergleiche, das lasse ich mir nicht nachsagen.

    Ich hoffe das ist akzeptabel.

    Kurz zum Verstaendnis: Ich habe den ganzen hier geposteten Text gelesen und meine Kommentare beziehen sich auf alles hier, nicht die Haelfte (offensichtlich kann ich zu unveroeffentlichen Stellen nichts sagen).


    Nur weil es einen magischen Fluss gibt, heißt es doch nicht, dass es abgekupfert ist aus dem Fluss von Düsterwald.


    Ist aber offensichtlich hier so:

    Habe mich etwas von "Der Hobbit" inspirieren lassen (gibt eine Szene, in der Bombur in einen Fluss fällt, danach wird er kaum beachtet, ist aber bewusstlos und "grunzt" nur etwas


    Ich streite mich hier nicht um das Offensichtliche... :) Wie gesagt, mach mit dem Kommentar was Du moechtest - ich finde die Stellen bei denen ich weniger Tolkien-Inspiration finde besser und wuensche mir mehr davon, und dazu stehe ich.

    Ansonsten:

    Wogegen ich mich wehre, ist der Vorwurf, absichtlich Dinge kopiert zu haben, weil es schlichtweg nicht stimmt.


    Wenn ich 'absichtlich kopiert' gemeint haette, haette ich das auch schreiben koennen (so gut Deutsch kann ich schon) - ich versuche schon, mir zu ueberlegen was ich wie sage, und von Plagiat oder Kopie habe ich nichts gesagt. Also, der Vorwurf steht so nicht im Raum.

    Allgemein: Ich bin sehr bemueht nichts zwischen den Zeilen zu sagen sondern moeglichst klar zu kommunizieren (ich habe einen sehr internationalen Freundes- und Bekanntenkreis, und Andeutungen die in USA gehen verstehen Deutsche oft gar nicht) - also bitte einfach nichts zwischen den Zeilen lesen versuchen sondern nur das was dasteht.

    Das ist jetzt schon ganz schoen viel Geschichte, also muss ich mal versuchen das halbwegs strukturiert aufzuschreiben was mir dazu durch den Kopf geht:

    Erst mal der Gesmteindruck: Wir bekommen hier eine schoen detaillierte und farbenfrohe Welt zu sehen - manchmal 'larger than life', aber das ist fuer Fantasy ja voellig okay. Von den Beschreibungen her kann man fast immer gut in die Szene eintauchen und die Umgebung sehen, hoeren und riechen - das gefaellt mir sehr gut. Die Geschichte bewegt sich meistens schnell voran, mit einem Plot der wenig Pausen laesst und vom Konzept her dramatisch und spannend ist.

    Handwerklich ist, sagen wir mal, in vielen Passagen Luft nach oben. Grade Am Anfang sind viele Elemente drin die erzaehltechnisch nicht so gut gelungen sind oder sogar stoeren - die ersten drei Forumsseiten zu lesen war anstrengend, aber danach hast Du Deinen Stil anscheinend gefunden und es wurde ungefaehr bei der Haelfte richtig schoen zu lesen. Nachdem das 'Aussaengeschild' der Geschichte, der Prolog, leider zu den schwaechsten Passagen gehoert hab' ich vage die Vermutung, dass die Geschichte insgesamt hier im Forum unterschaetzt wird weil der Anfang halt nicht richtig funktioniert und man sich erst mal zu den gut gelungenen Teilen vorarbeiten muss.

    Jetzt ein bisschen Anmerkungen zu einzelnen Aspekten:

    [spoiler=Lange Anmerkungen]

    ***

    Zur Welt

    Wie oben gesagt, insgesamt gefaellt mir die Welt wirklich gut - wir bekommen eine ganze Reihe von interessanten Schauplaetzen zu sehen, die sind alle gut und im Detail beschrieben.


    Ich wuerde mir allerdings manchmal wuenschen mehr Material von Dir zu sehen als Tolkien und Co. wiederzuentdecken - die Zwergenmine (Moria), der vergiftete Fluss im Wald (Mirkwood), der magisch vergiftete Protagonist der schnell zur Heilung muss (Frodo von Weathertop nach Rivendell), eine riesige Armee die eine Stadt belagert waehrend Katapulte feuern (Minas Tirith), Falion spricht beeindruckend zu Grog (Gandalf spricht zu Bilbo), eine Armee von Drachen die vor Invasoren retten kann (Dragon Lance),... - das kenn ich alles schon, ich bin mehr gespannt auf das was DEINE Fantasy-Welt speziell macht.

    Widersprueche

    In der Beschreibung der Welt sind ein paar Widersprueche:


    Prolog: Nie hatte jemand Eolond über das Meer verlassen und ward
    jemals wieder gesehen, also könnt ihr euch entweder denken, dass die
    Meere um Eolond gefährlich sind

    Grog: Wir bewachten die Küsten von Eolond und kein fremdes Schiff wurde in unseren Wassern geduldet

    Woher kommen die fremden Schiffe die nicht geduldet wurden wenn noch nie jemand das Meer ueberquert hat?

    Prolog: Mordfälle werden nicht weiter beachtet, Diebe stehlen wo
    und wann sie wollen und verkaufen in der Stadt ihre Waren und Räuber
    schlagen ihr Lager vor den Stadtmauern auf. Die Wachen stehen meist nur
    fröhlich pfeifend daneben und klimpern beruhigt mit den Goldmünzen in
    ihrer Tasche während die Kriminalität unbeachtet an ihnen vorbeizien

    Spaeter in der Geschichte sehen wir praktisch nur prosperierende Gemeinwesen - Bewohner die dem Fuersten vertrauen, fruchtbare Felder, bluehende Staedte, Piraten die dem Koenig ergeben sind (!), wir lernen von Waisenhaeusern (statt dass Waisenkinder auf der Strasse landen).

    Technologie

    Cindullas Schiff verfuegt ueber Kanonen Leicht schwankend bewegte sich das Schiff hin und her und an der Reling standen mehrere Kanonen auf Backbord und Steuerbordseite des Piratenschiffes - man darf sich wundern, warum diese offensichtlich dem Katapult ueberlegenen Waffe sich noch nicht bis in die Hauptstadt verbreitet hat und zur Abwehr der Invasoren eingesetzt wurde.

    An der gleichen Stelle wird auch beschrieben Gut dreihundert Fuß lang erstreckte sich das Schiff von Bug nach Heck - die HMS Victory, das damalige Flaggschiff der britischen Flotte, ist 186 ft - das Piratenschiff das hier beschrieben wird kann anscheinend im Alleingang Nelson's Flotte versenken. Noch grotesker wird die Vorstellung dass irgendjemand dieses gigantische Schiff braucht um eine Meerenge zu ueberqueren bei der auch die Option diskutiert wird sie mit einem Floss zu ueberqueren. Ein einfacher Fischerkahn waere sicher die bessere Option.

    Magie

    Wenn man Falion so zuschaut wie er Gegner um Gegner gleichmuetig erledigt, dann fragt man sich - warum nur ist der Koenig nie auf die Idee gekommen sich mit einem Magier gut zu stellen - dann haette er seine Stadt vielleicht noch. Oder - warum ist nie ein Magier auf die Idee gekommen dass er gerne Koenig waere - aufhalten koennte ihn bei dem Vorhaben wohl keiner.

    Wenn Magie eine gewisse Macht ueberschreitet, dann hat sie halt immer Implikationen fuer die Welt - und das braucht dann eine Erklaerung, warum diese Dinge nicht passieren.

    ***

    Zur den Charakteren und ihrer Entwicklung

    Leider ist Charakterdarstellung und Entwicklung keine Staerke dieser Geschichte.

    Unterschiede

    Es ist schwer, irgendwelche Unterschiede im Charakter der Protagonisten zu sehen. Fuer die Maenner scheint

    einfach Verhaeltnisse oder Waise -> erstaunliches Talent -> weise Vater/Mentorfigur

    der Standard zu sein - trifft auf Ilfgar, Atrion und Falion zu. Falion ist insofern speziell dass er der einzige Protagonist ist, dessen Innenleben detaillierter geschildert wird, aber auch nach langem Ueberlegen kann ich keinen Unterschied in der Persoenlichkeit zwischen Ilfgar oder Atrion finden.

    Ich wuerde annehmen dass zwischen Tria (Prinzessin) und Juna (Bogenschuetzin) irgendwelche Unterschiede sein sollten, aber es faellt mir auch weder im Ausdruck noch im Verhalten irgendwas auf.

    Generell sind weibliche Protagonisten jung und huebsch, maennliche jung und faehig, und was sie denken und fuehlen wird von der Geschichte bestimmt. Und der Gegenspieler?

    Das Arimed der Bruder des Königs sei, war nur schwer
    vorzustellen. Während der König eine majestätische, erfahrene und gut
    aussehende Person abgab, war Arimed ein grimmiger und hässlicher Mensch,
    in dem bei jedem Wort das er aussprach eine Welle Missgunst
    mitschwang

    Der ist haesslich, damit es auch jeder mitbekommt. Massiver Klischeealarm...

    Sel und Bregen scheinen einfach 'redshirts' zu sein - sie laufen eine Weile mit, werden ab und an erwaehnt und kommen dann zu Tode, was wohl verdeutlichen soll dass die Quest gefaehrlich ist (?) - funktioniert aber nicht richtig weil ich einen Charakter der nie Leben angenommen hat auch nicht besonders vermisse. Boromir's Tod im Lord of the Rings funktioniert weil wir Gelegenheiten hatten Boromir kennen zu lernen und an seinem Denken und inneren Konflikt teilhaben konnten - Sel's Tod ist belanglos weil wir nie wirklich was von ihm erfahren haben.

    Ich denke, deshalb wirken Konversationen halt auch oft hoelzern und konstruiert - weil die Faerbung durch die Persoenlichkeit der Sprechenden nicht durchkommt.

    Situation statt Persoenlichkeit

    Ein Grund dafuer dass alle austauschbar sind, ist dass ihr Verhalten stark von der Situation und guten Erzaehlbarkeit der Geschichte bestimmt ist (statt von ihrer Persoenlichkeit und Vorgeschichte).

    In Aspholium zum Beispiel:

    Beide Männer lachten und traten vergnügt ihren Weg in die große Halle an.

    Die tun das ja hier, weil es fuer den Plot wichtig ist dass sie sich anfreunden. Aber Ilfgar hat grade noch seinen Mentor und alle Menschen die er kennt verloren, hat eine anstrengende Reise hinter sich - und ist vergnuegt und hat sogar darueber seine Nachricht vergessen?

    Prinzessin Tria zum Beispiel:

    Könnt ihr uns helfen?", fragte die Prinzessin und sie war voller
    Tatendrang, nachdem sie erfahren hatte, was genau der Auftrag ihres
    Vaters gewesen war.

    Die hat vor weniger als 24 Stunden ihren Vater und ihre Heimat verloren, aber sie ist nicht etwa depressiv sondern voller Tatendrang.

    Generell gilt so eine Rollenspielkonvention hier - damit das Spiel laeuft muessen alle mitspielenden Charaktere sich schnell befreunden (und ihr Leben fuereinander riskieren) und wenn sie einen Auftrag bekommen dann wird der erfuellt wie er erteilt worden ist. Also muss sie voll Tatendrang sein weil die Quest ja beginnt.

    Zum Beispiel Grog:

    „Junge, so sehr es mir Spaß macht eine Jungfrau wie dich zu
    ärgern... Lass dir eines gesagt sein: Es ist überhaupt nichts Schlimmes
    daran, sich für den Menschen aufzuheben, der diesen Moment mit dir
    verdient hat. Außerdem bin ich mir sicher, dass es an einem so strammen
    Burschen wie dir nicht an Verehrerinnen mangelt. Eines Tages wirst du
    deine große Liebe finden... Naja, oder du merkst eines Tages, dass das,
    was du dir am meisten Wünscht schon längst vor deiner Nase steht“,
    klopfte Grog Atrion auf die Schulter und nickte kaum merklich zu Juna
    rüber.

    Ein Pirat (!) gibt jemandem den er grade mal zwei Tage oder so kennt einen guten Rat ueber die grosse Liebe und sich aufheben - da fragt man sich doch wie der das die ganze Zeit bei den Huren in dem Piratennest ausgehalten hat wo er von deutlich weniger noblen Gesellen umgeben war. Aber nachdem er jetzt Teil der Gruppe geworden ist, muss er
    sich anfreunden und die Ziele teilen (warum eigentlich - er koennte sich ohne weiteres wieder absetzen).

    Die Anwesenheit von nicht edlen und noblen Personen in der erlauchten Gruppe waere ehrlich gesagt eine ziemliche Bereicherung fuer die Dynamik.

    Falion

    Falion ist leider sehr bemueht cool/super angelegt. Nicht nur ist er jung, sondern er hat in den jungen Jahren auch Zeit gefunden um Magie zu lernen, Pirat zu sein Und Drachen reiten zu lernen, den Thain als Mentor zu finden sowie die Welt von oben bis unten zu durchstreifen (war anscheinend sehr beschaeftigt in seiner Jugend...).

    Aus irgend welchen Gruenden ist er dann ein noch besserer Schwertkaempfer als Grog der schon viel besser als Atrion ist (der das immerhin ordentich gelernt hat) - warum denn nur? Das wird ein bisschen viel Superman hier - wozu braucht der diese Gruppe von 'Losern' um sich herum ueberhaupt fuer irgendwas? Er kann ja schon alles selbst.

    Er wird als gebrochen geschildert - warum eigentlich? Es ist ihm nichts schlimmeres passiert als dass er bei den Magiern und bei den Drachenreitern herausgeworfen wurde, Ilfgar hat seine Vaterfigur verloren, Elion und Tria grade ihren echten Vater und ihre Heimat und sind auf der Flucht - ich wuerde vermuten die sind grade emotional schlimmer dran, er hat ja seine Vaterfigur noch. Dazu kommt dass nichts an seinem Verhalten irgendwie darauf hindeutet dass man es mit einem gebrochenen Mann zu tun hat - er ist aktiv, recht redselig, setzt sich fuer das Anliegen der Gruppe ein...

    Sein erster Auftritt ist laessig/geheimnisvoll - er erledigt alle Gegner ohne sich gross zu erklaeren - warum? Was, ausser cool sein (was ein bisschen kindisch ist) will er eigentlich hier erreichen?

    Aus irgendwelchen Gruenden erzaehlt er (der ueber seine Motive voellig einsilbig war) dann spaeter am Pass wie Magie funktioniert - ja warum dann das nun wieder?

    Sein ganzes Seelenleben macht fuer mich leider nicht allzu viel Sinn - da wird viel beschrieben, aber fuer seine Handlungen folgt eher wenig draus.

    ***

    Plot

    Wie oben gesagt ist der Plot insgesamt vom Konzept her dramatisch und spannend, das funktioniert im Wesentlichen gut was da passiert - es gibt aber ein paar Ausnahmen.

    Die Reaktion des Koenigs auf den Angriff

    Mit der Nachricht konfrontiert dass eine befestigte Stadt im Laufe eines Tages ueberrannt wurde faellt ihm nichts besseres ein als ein bisschen Alarm zu geben und dann ein Turnier zu veranstalten? Sollte man nicht eher alle verfuegbaren Kraefte zusammenziehen, das Umland warnen, Munition fuer die Katapulte bunkern, Vorraete fuer eine Belagerung anlegen? Irgendwelche Magier zu Hilfe holen?

    Statt dessen bekommen wir ein ellenlanges, eher belangloses Turnier mit technischen Einzelheiten wer wie viele Punkte hat?

    Zeitskala

    Das Heer war gigantisch. Zwischen den Fußsoldaten schoben sich
    Katapulte und Belagerungstürme hindurch und Reiterscharen preschten am
    Rande der Streitmacht entlang.

    Die kommen jetzt etwa 3 Tage an nachdem Ilfgar das geschafft hat. Der war vier Tage zu Pferd unterwegs - wenn man annimmt dass er sich beeilt hat und schon mal geritten ist, dann kann er da vielleicht um die 200 km zurueckgelegt haben.

    Ich weiss nicht wie schnell du glaubst dass man Belagerungstuerme bauen kann, oder wie schnell man sie schieben kann, aber ich waere verbluefft wenn man die mehr als 10 km am Tag bewegen kann. Pferde fuer ganze Reiterscharen mit Schiffen bewegen ist auch nicht ohne. Pferde fressen auch gern was, 50,000 Soldaten brauchen Essen, Wasser, Latrinen - die sind eher langsamer als ein einzelner Reiter der sich beeilt.

    Continuity

    Bei der Flucht aus der Stadt:

    Dornhecken und Sträucher erschwerten den Freunden das Vorankommen
    und ein Großteil der weiteren Überlebenden hatte sich den vier
    Gefährten angeschlossen.

    Einige Stunden spaeter:

    Stunden waren vergangen, sie hatten die dornigen Wälder hinter
    sich gelassen und vor den fünf Gefährten taten sich die weiten
    Graslandschaften von Raeg auf.

    Wo ist der Grossteil der Ueberlebenden hin die mit ihnen geflohen sind?

    Heilung

    Insgesamt scheinen sich selbst schwerverletzte sehr schnell wieder zu erholen wenn die Gruppe weiter muss. Kann ich mir ehrlich gesagt nicht so vorstellen dass man vom Krankenlager zu einem Gewaltmarsch durch eine Nachtruhe kommen kann.

    Und dann ist da noch die Kleinigkeit, dass es schon ein ganz schoener Zufall ist dass man auf der einsamen Tundra, mit einem magisch Verletzten der eine ganz besondere Heilung braucht, auch noch eine Heilerin in 6 Meilen Entfernung hat die das heilen kann...

    Feuer und Wasserwesen

    Die Szene mit dem Krieg der Feuer/Wasserwesen fand ich ehrlich gesagt vom Plot her schwach - das ist so ein Kolonialklischee wo sich die primitiven Nicht-Menschen halt in ihren Kriegen verzettelt haben, und dann kommen die zivilisierten Menschen vorbei und zeigen ihnen mal eben wie man Frieden macht... Man kann auch in Fantasy nicht-Menschliche Rassen in ihren Unterschieden beschreiben und ernst nehmen.

    ***

    Zur Sprache und Erzaehltechnik

    Schraege Metaphern

    Durch den ganzen Text verstreut sind viele Metaphern und Wendungen die... einfach schraeg sind. Das kann man sparsam machen wenn man weiss was man tut und sonst gut mit Sprache umgehen kann - aber in Deiner Geschichte funktioniert das so nicht. Ein paar Beispiele (und was die schraege Metapher dann bei mir im Kopf ausloest):

    Die Bewohner fingen genauso schnell mit den Aufgaben des Fürsten an wie sie mit ihrem Chaos aufgehört hatten
    Die haben vorher bewusst Chaos gemacht und dann beschlossen damit aufzuhoeren weil sie was besseres zu tun hatten?

    Die Landschaft war einseitig, aber strahlte eine beeindruckende Wirkung aus.
    Landschaften sind eher eintoenig... wenn sie beeindruckend sind aber auch gerne karg.

    aber Juna sah noch immer ramponiert aus wie ein abgelaufener Teppich.
    Wenn sie ausgeruht ist sieht sie aus wie ein neuwertiger Teppich?

    und angewidert den Kelch fallen ließ, in dem noch immer Fleischstücke seines Gegners schwammen.
    Wie stellst Du Dir Verletzungen beim Schwertkampf so vor? Oder hatte jemand Handgranaten dabei?

    Auch Juna wusste, wie man beritten in eine Schlacht ritt und übermähte gleich zwei Angreife
    Sie hatte eine Sense dabei?

    Da wuerde ich mal gruendlich den Text durchgehen und ausmisten, da ist sehr viel von dieser Art drin.

    Modernes Vokabular

    dass die Meere um Eolond gefährlich sind, oder der Planet riesig.

    Dass die Erde ein Planet ist hat man eigentlich erst sehr spaet rausgefunden (so offensichtlich ist das nicht) - fuer eine mittelalterliche Gesellschaft finde ich solche Woerter eigentlich unpassend.

    Information statt Beschreibung

    Du informierst den Leser oft ueber ein Geschehen, statt es zu beschreiben so dass der Leser sich in das Gefuehl hineinversetzen kann - ein Beispiel:

    Erst jetzt wurde ihm bewusst wie sehr er seinen Körper an die
    Grenzen seiner Leistung gebracht hatte und kämpfte um jede Sekunde bei
    Bewusstsein zu bleiben.

    Ich denke doch nicht auf den letzten Metern einer Marathonlaufs 'Huh, jetzt hab' ich meinen Koerper aber an die Grenzen seiner Leistung gebracht!' Ich denk' da gar nicht mehr viel, da ist Tunnelblick, ein stures Beharren auf den naechsten Schritt, die Empfindung von Schmerz im ganzen Koerper. Informier' uns nicht wie die Situation ist, sondern bring uns in sie rein!

    Genauso wenn Leute panisch sind werden wir darueber informiert, aber wir sehen es nicht.

    Rhythmus


    Eine Geschichte hat auch einen Rhythmus - wenn was hektisches passiert, dann muss die Entwicklung auch schnell sein damit das gut funktioniert, wenn eine ruhige Szene ist dann kann die Handlung langsam sein.


    Da passt es nicht rein wenn z.B. eine feindliche Flotte im Hafen liegt, lange Beschreibungen vom Garten und der Stadt zu lesen - ich mag dann wissen wie es weiter geht, das Gefuehl von Dringlichkeit das die FLotte ausloesen sollte geht voellig verloren. Lieber erst lange Beschreibungen von allem, dann die ploetzliche Nachricht von der Sichtung und dann hektisches Geschehen - dann kontrastiert der Frieden vorher mit der Unruhe nachher.

    Den Leser direkt ansprechen

    Insbesondere am Anfang sprichst Du manchmal den Leser als Leser an - wuerde ich absolut nicht machen, das schoene an einer Geschichte ist es ja darin einzutauchen und sich als Teil der Welt zu fuehlen - da will man nicht daran erinnert werden dass man Leser ist.

    Doppelt erzaehlen

    Die Szene mit Ilfgar's Ankunft wird zweimal erzaehlt (aus Atrions und seiner Perspektive) - das wuerde ich nicht machen, das ist verwirrend - lieber einen kurzen Abschnitt aus einer anderen Perspektive in das laufende Kapitel rein.

    ***

    So, also wie gesagt, insgesamt ist es (besonders ab der Haelfte) eine Geschichte die fuer mich funktioniert und die ich gerne gelesen habe - hauptsaechlich wegen der guten Beschreibungen der Welt und trotz Unstimmigkeiten bei Charakteren und Plot. Ich denke das Potential fuer eine richtig gute Geschichte ist da - es ist aber handwerklich meiner Meinung nach dafuer schon noch viel Arbeit noetig.

    Disclaimer: Um Missverstaendnissen vorzubeugen: Ich schreibe das alles mit genau einer Erwartung - dass Du es durchliest und drueber nachdenkst.

    Ob du irgendwas davon verwerten willst, brauchen kannst, aenderst, darauf antwortest oder ob Du mit meinem Kram Zeit verbringen willst ist ganz alleine Deine Sache.