Beiträge von TamZul im Thema „Die verschlungenen Pfade der Magie“

    Update:

    Hi,

    habe wieder weiter geschrieben. Aktuell komme ich nicht so dazu, da ich viele Tagschichten habe. Der Übersicht halber, fasse ich den Text hier nochmal zusammen.

    Ich freue mich über rege Kritik. Egal in welche Richtung sie geht.


    Eifrig tastete sich die Rüsselspitze des Wildschweins auf dem gefrorenen Waldboden entlang. Die geschwungenen Hauer des Keilers pflügten durch den von Blätter bedeckten Boden entlang und schoben dabei loses Geäst beiseite. An einer Stelle, wo der Boden nicht allzu stark gefroren war, scharrte der Keiler mit den Hufen, in der Hoffnung auf Nahrung für den bevorstehenden Winter zu stoßen.
    Ein missmutiges Schnauben, gefolgt von einer weisen Dampfwolke drang aus dem Rüssel des Keilers, als dieser den aufgewühlte Boden durchschnupperte und keinerlei Anzeichen von Nahrung roch. Abrupt riss er die Augen auf, die Pupillen verzogen sich zu Schlitzen, als ein Ast in unmittelbarer Nähe knackte. Die Ohren am riesen Schädel zuckten nervös von einer Seite zur anderen. Die Borsten der Sau schwelten an, um Vibrationen in der Umgebung wahrzunehmen. Der Keiler scharrte abermals mit den Hufen und röhrte angriffslustig seine Besitzansprüche für dieses Territorium in den Wald hinein. Der Ruf der Herausforderung wurde allerdings nicht erhört und so sank sein riesenhafter Schädel zu Boden und widmete sich mit dem Rüssel wieder der Nahrungssuche zu.
    »Das war knapp«, flüsterte Vincent und ging hinter einer kleinen, von kahlen Sträuchern umsäumten Anhöhe in Deckung, wo Moras gerade zusammengekauert an einer Pfeife zog.
    »Grazil wie ein Amboss, wie eh und je«
    Vincent konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und spähte über die kleine Anhöhe zu der Stelle, an dem sich das Wildschwein befand.
    »Wo ist es hin?« Vincent hielt schützend die Hand über die Augen, um nicht von der Sonne geblendet zu werden.
    »Was meinst du damit, wo ist es hin?«
    »Ich meine dieses »wohin«, dass es nicht zu sehen ist und vermutlich gerade deine Mutter besteigt!«
    Moras zuckte mit den Schultern und setzte ein schiefes Lächeln auf. »Gut möglich. Du kennst ja ihren schlechten Geschmack. Aber wie Du sicher weißt, sind Winter arschkalt. Kein Wildschwein, kein Fell« Moras rollte sich auf den Bauch und riskierte ebenfalls einen Blick über die Anhöhe.
    »Man müsste meinen, dass so ein großer dunkler Fleischberg in einer so weißen Landschaft auffällt wie ein bunter Hund.«
    Moras zuckte abermals mit den Schultern. »Sei es drum. Du bist sowieso ein misserabler Kürschner. Jedes mal, wenn ich eines deiner Felle trage, juckt es mich von Kopf bis Fuß.«
    »Dann lass dich doch von Herlinde kratzen. Die legt sicher gerne Hand an«
    Moras wollte mit der Hand ausholen als Vincent bedeutete still zu sein.
    »Hörst du das?«,fragte Vincent nun leiser und sah mit wachsamen Auge zwischen den Bäumen.
    »Nein, ich höre nichts. Aber vielleicht hörst du in Gedanken nur meine Mutter, wie sie gerade vom Keiler durchgerammelt wird.«
    Vincent rollte mit den Augen, sah zur Seite, und nahm die umliegenden Sträucher in Augenschein und bemerkte, wie Moras in Richtung der Sträucher robbte. Dabei spürte er, wie sich der Wind von Osten her langsam auffrischte. Die Kälte ging durch Mark und Bein und griff wie eine eisige Hand nach dem Tal.
    Weiter entfernt, sah Vincent auf einmal einen sich bewegenden dunklen Punkt auf einer Bergspitze. Der dunkle Punkt kam immer näher und irgendwann konnte Vincent einen Menschen erkennen.
    Er versuchte noch Moras zu warnen, doch der war bereits zu weit weg und konnte ihn im immer stärker werdenden aufheulen des Windes nicht hören. Als er wieder in die Richtung des Fremden blickte, sah er überraschend einen Tross von etwa 30 Männern, die sich bergab - und auf sie zu bewegten. Einige waren an Ketten gefesselt, andere wiederum bewaffnet. Er überlegte, wen es in diesen entlegenen Teil der Wildnis zog. Entweder Truppen des Artefaktkönigs, oder schlicht und ergreifend Banditen, die gerade die Steppe nach Opfer durchstreiften. Dennoch war es ungewöhnlich, in diesem Teil des Landes, fernab jeglicher Zivilisation, jemanden anzutreffen. Letztendlich war es egal. In beiden Fällen hatten sie schlechte Karten. Er überlegte, wie er Moras warnen konnte, ohne entdeckt zu werden.
    Plötzlich spürte er einen Windzug am Ohr vorbeiziehen. Vincent drehte seinen Kopf zur Seite und sah eine Axt in der Wurzel eines Baumes stecken.
    »Da ist noch einer!«, rief eine weiter entfernte Stimme.
    Ehe Vincent sich umdrehen konnte, spürte einen stechenden Schmerz sich in seinem Rücken ausbreiten. Der Schlag presste die Luft aus seinen Lungen. Er hustete, krümmte sich am Boden vor schmerzen und versuchte krampfhaft, mit den mittlerweile vor Kälte steifen Fingern irgendwo Halt zu finden. Eine Hand packte ihn am Kragen und riss ihn ruckartig auf die Beine.
    »Wen haben wir denn da?« Ein Hüne von Mann grinste ihn an und legte dabei abschätzend den Kopf schief. »Wohl von zuhause ausgebüxt, was?«
    »Was hast du da feines gefunden, Bronko?« Ein schlaksiger Mann mit Augenklappe kam aus der Deckung hervor. »Da wird sich Borbas aber freuen, wenn er unsere Ausbeute sieht, meinst du nicht auch?.«
    »Ja. Meinst du, wir sollten ihm zeigen, wie wir die Sachen handhaben, Lero?«
    Der dünne Mann lachte nur. »Das erspart uns später sicherlich Zeit und Nerven«.
    Vincent spuckte Blut zu Boden und versuchte sich aus dem Griff des Hünen zu befreien. Ein erneuter Schlag traf ihn am Kopf. Dann wurde es dunkel ...


    Die letzten Sonnenstrahlen blinzelten über den Horizont. Die Nacht versprach kalt zu werden. Nebel drängte sich vom Norden her in das Tal. Borbas lugte mit dem Fernrohr in Richtung des Dunkelwaldes, der an den Ruinen von Karaschas angrenzte. Zufrieden stellte er fest, dass die Informationen seiner Späher sich als richtig herausstellten und sie keine Schwierigkeiten erwartete. Der Auftrag verlief bis jetzt ohne Zwischenfälle und beinahe erschien ihm die Belohnung zu üppig für den Aufwand. Dieser Gedanke weckte Misstrauen in ihm. Er wusste, dass ihm die Hände gebunden waren und nun nicht mehr zurück konnte. Er hatte sich schließlich jahrelang als Sklavenhändler verdingt und dabei in bestimmten Kreisen einen guten Ruf erworben, den er nun nicht leichtfertig aufs Spiel setzen wollte.
    »Lord Borbas?« Ein kleiner Mann mit Schnauzer kam angerannt, deutete eine Verbeugung an und nahm eine gerade Haltung ein. »Die Späher sind zurück, mein Lord. Es scheint, als haben sie reiche Beute gemacht.«
    Borbas dachte nach, welche Ausbeute man wohl in dieser verlassenen Einöde machen konnte und war gespannt, um was es sich handelt. »Soso. Reiche Beute sagt Ihr?«
    »Ja, mein Lord. Lero und Bronko haben einen jungen Mann in der Wildnis gefunden. »
    »Einen jungen Mann sagt Ihr? Wer ist er?«
    »Er sagt, er sei weiter weg von seinem Dorf auf der Jagd gewesen, weil er hier bessere Fanggründe vermutete. Und in der Tat, haben wir Hinweise gefunden, die seine Aussage stützen.«
    »Und wenn er ein Spion des Artefaktkönigs ist?« Borbas kniff seine Augen nachdenklich zusammen und starrte ins Leere. »Wir nehmen ihn mit und verkaufen ihn in Salos an irgendeinen Händler. Somit sind wir das Problem los und machen gleichzeitig Profit. Vorher werde ich mit ihm sprechen. Vielleicht halte ich es für notwendig ihn zu töten ...«
    »Wie ihr wünscht, Lord Borbas«
    »Bevor ich es vergesse« Borbas drehte sich zu dem kleinen Mann um und sah diesen eindringlich an. »Wie geht die Entschlüsselung der Karte voran?«
    Der kleine Mann lächelte verlegen und rang nach den richtigen Worten. »Der Alchemist konnte bis jetzt nur den ungefähren Standort entschlüsseln, mein Lord«
    Borbas Augen verzogen sich zu Schlitzen. »Dann sorgt dafür, dass er die Karte vollständig entzaubert wird. Morgen erreichen wir Karaschas. Ansonsten sehe ich mich gezwungen, zwei Sklaven in Salos zu veräußern.«

    Hi,

    habe den letzten Abschnitt aktualisiert. Die Fehler habe ich ausgemerzt. Dabei habe ich festgestellt, dass ich eine ältere Fassung ausversehen gepostet habe.
    Mit deiner Frage ob ich lese, lagst du gar nicht mal so verkehrt. Habe meine Liebe zum Lesen erst spät erkannt:)
    Habe auch festgestellt, dass das hölzerne auch durch Verschlimmbesserungen entsteht.
    Ich habe in meinem Kopf eine Vorstellung vom Satz, überlege aber beim niederschreiben wie ich es NOCH anders machen könnte. Und dann kommt so etwas heraus. Das schlimme ist, ich merke das manchmal überhaupt nicht.

    Was mir aber dabei geholfen hat ist, dass ich mein geschriebenes ausdrucke und dann lese. Dort erkenne ich eher "Fehler", als wenn ich es am PC korrigiere. Frag mich nicht warum. Vermutlich hat man dadurch einen objektiveren Blick ;)

    Gruß

    *update* siehe letzer Post.

    Ist ja richtig was du sagst. Das mit den hölzern ist so, bzw das du den Eindruck hast, dass ich am Anfang noch nicht weiß, wie der Satz enden wird:
    Es ist so, dass ich versuche eine Variation einzubringen. Das war damals ein Problem bei mir, dass viele Sätze mit "Er" angefangen haben. Hat mich persönlich gestört. Die Kritik mit den hölzernen Sätzen lese ich öfter. Die Frage ist, was ich dagegen tun kann. Dabei stellt sich mir auch die Frage: Was macht einen Satz hölzern?

    Hi,

    ich stimme Dir bei jedem deiner Kritikpunkte zu. Du hast recht..dass pressen.. hm..klingt schon irgendwie komisch. Aber wenn du einen Tritt an bestimmten Stellen bekommst, presst sich nun mal die Luft aus den Lungen. Vielleicht streiche ich den Satz komplett und ersetze ihn durch etwas anderes.

    Was sagst du sonst? Schreibstil, Lesbarkeit, ect?

    Was mich noch interssieren würde wäre, woraus du ableitest dass ich mich von Wort zu Wort hangel? Und das wichtigeste - was meinst du denn damit? :D

    Gruß

    Hab ein bisschen weiter geschrieben:

    Er überlegte, wie er Moras warnen konnte. Versuchte er zu ihm zu gelangen, bestand die Gefahr, den Fremden in die Hände zu fallen. Blieb er hier, konnte er nur hoffen, dass Moras die Fremden rechtzeitig sah.
    Plötzlich spürte er einen Windzug an seinem Ohr. Ein Geräusch berstenden Holzes. Vincent drehte seinen Kopf zur Seite und sah eine Axt in der Wurzel eines Baumes stecken.
    »Da ist noch einer!«, rief eine weiter entfernte Stimme.
    Ehe Vincent sich umdrehen konnte, spürte einen stechenden Schmerz sich in seinem Rücken ausbreiten. Der Schlag presste die Luft aus seinen Lungen. Er hustete, krümmte sich am Boden vor schmerzen. Er versuchte krampfhaft, mit seinen mittlerweile vor Kälte steifen Fingern irgendwo Halt zu finden. Dann packte ihn eine schwielige Hand am Kragen und riss ihn auf die Beine.
    »Wen haben wir denn da?« Ein Hüne von Mann grinste ihn an und legte dabei abschätzend den Kopf schief. »Wohl von zuhause ausgebüxt, was?«
    »Was hast du da feines gefunden, Bronko?« Ein schlaksiger Mann mit Augenklappe kam aus der Deckung hervor. »Da wird sich Borbas aber freuen, wenn er unsere Ausbeute sieht, meinst du nicht auch?.«
    »Ja. Meinst du wir sollten gleich vorführen wie wir die Sachen handhaben, Lero?«
    Der dünne Mann lachte nur. »Das erspart uns später sicherlich Zeit und Nerven«.
    Vincent spuckte Blut zu Boden und versuchte sich aus dem Griff des Hünen zu befreien. Ein erneuter Schlag traf ihn am Kopf und dann wurde es dunkel...

    Lieber TamZul,

    Ich finde es ist noch wenig zu sagen, da der Teil ja noch recht kurz ist. Wollte mich aber kurz als anwesend melden.

    Ich finde Moras und Vincent bisher nicht gerade Sympathieträger, aber dass müssen sie ja auch nicht und vielleicht gibt es ja eine Entwicklung.
    Hast du eine Idee, die du beim Schreiben verfolgst oder schreibst du darauf los und es entwickelt sich dann?

    In Gedanken habe ich eine grobe Richtung. Manches bleibt, vieles wird geändert oder ganz weggelassen. Ich glaube man nennt das Schneeflocken Prinzip. Aber wie gesagt: zu 100% verfolge ich dieses System ja nicht, da ich ja im groben einen Plan habe.

    Ich kann nur sagen, dass es eine Entwicklung geben wird, die beide betrifft.

    Dann gib dem Forum doch das zurück, wonach du hier so stark bettelst. Weiter oben hast du geschrieben, du änderst dein Verhalten und kommentierst jetzt auch andere Geschichten. Bis jetzt ist das bei genau einer passiert.Und wenn du willst, das vor allem ältere User kommentieren, stürze dich nicht nur auf die neuen Sachen, sondern wage dich auch mal an weiter fortgeschrittene Geschichten - und wenn du nur den ersten Post von vor 5 Monaten liest und kommentierst, egal. Ältere User freuen sich auch noch über Feedback, sei es zum Anfang ihrer Geschichte, zu allem oder nur zum aktuellen Part.

    Als ich gesehen habe dass jemand was geschrieben hatte, hatte ich gehofft es wäre was sinnvolles zu dem Text. Gerade von Dir hätte ich mir sowas gewünscht.
    Also darf ich davon ausgehen, dass du erst den Text kommentierst, wenn ich einen von dir kommentiere? Um deinen Wunsch zu äußern, hättest Du mir auch einfach ein PM schicken könnnen. Sag mir einfach welcher Text Dir so vorschwebt.
    Ansonsten werde ich auch weiterhin meine Meinung zu anderen Texten schreiben...

    Mir gefällt Dein Text ebenfalls sehr gut. Besonders Deine Idee, die Beziehung der beiden Characktere anhand eines Dialoges klarzumachen, anstatt Dich in langen Erklärungen zu verlieren. So etwas würde der angespannten Situation die Würze nehmen.
    Ob Du mich neugierig gemacht hast? Was wetten wir :D ?
    Entschuldige bitte meine Klugscheißerei in Sachen Zoologie:

    Schweinepupillen haben eigentlich nicht die Fähigkeit, zu Schlitzen zu werden, und wenn doch, dann wäre dies wohl die Folge eines optischen Reizes, nicht eines akustischen.

    Besser wäre wohl: ... stellten sich auf. Sonst klingt es als hätten sie die Fähigkeit nach Belieben dicker und dünner zu werden.

    Danke für die Ausführlichen Kritiken. Ich weis jetzt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.


    Das mit den Schweinepupillen. Ehrlich gesagt keine Ahnung, ob sich die Augen zu Schlitzen verziehen können. Aber verkleinern sich nicht immer die Pupillen, sobald man versucht ein weiter entferntes Objekt zu fokusieren?

    Das mit den Borsten klingt plausibel.
    Ich hatte mich für das "schwelten" entschieden, da es ja das Sprichwort gibt: "Da schwillt mir der Kamm an".

    Hallo,

    ich war in letzter Zeit nicht wirklich aktiv hier im Forum. Ich bin ein zutiefst Zwiegespaltener Mensch, der nicht weiß ob er talentiert genug ist zum schreiben und deshalb ständig Pausen einlegt, da er deshalb ständig in Motivationstiefs steckt. Ich kann dass aber selbst nicht mehr lesen/hören.
    Ich habe gelernt, dass man es niemals allen recht machen kann. Es findet sich immer irgend jemand der dies oder das nicht gut findet. Einige Leute fanden eine bestimmte Sache nicht gut fanden, andere Personen fanden aber genau eben das sehr gut. Das hat mich kirre gemacht im Kopf, da ich keine Linie gesehen habe an die ich mich richten konnte.
    Ich habe meinen Text ständig nach den Wünschen der anderen korrigiert, abgeändert. Und am Ende kam nur Murks raus. Murks, der zwar von mir geschrieben war, aber im Endeffekt nicht von mir ist.
    Dieses Joch habe ich nun abgeworfen und will nun durchstarten. Hier. Wenn man es mir nicht krumm nimmt. Habe oftmals Feedbacks eingefordert und selbst wurde ich in der Hinsicht nicht tätig. Das resultierte auch aus meinem Problem, da ich mich selbst nicht genug qualifiziert hielt ein Statement abzugeben. Das tut mir leid und will das ändern.
    Ich poste jetzt meinen Text. An der Anzahl der Antworten werde ich erkennnen, ob meine Entschuldigung angenommen worden ist oder nicht. Der Text ist Duden geprüft.

    Ich bitte daher letztmalig um ein Feedback meines Textes.

    Der Anfang des Prologs:

    Das Seelengefäß des Erzmagiers

    Eifrig tastete sich die Rüsselspitze des Wildschweins auf dem gefrorenen Waldboden entlang. Die geschwungenen Hauer des Keilers pflügten dabei den durch Blätter bedeckten Boden entlang, um loses Geäst beiseitezuschieben. An einer Stelle, wo der Boden nicht allzu stark gefroren war, scharrte der Keiler mit den Hufen, in der Hoffnung auf Nahrung für den bevorstehenden Winter zu stoßen.
    Ein missmutiges Schnauben, gefolgt von einer weisen Dampfwolke drang aus dem Rüssel des Keilers, als dieser den aufgewühlte Boden durchschnupperte und keinerlei Anzeichen von Nahrung roch. Abrupt riss er die Augen auf, die Pupillen verzogen sich zu Schlitzen, als ein Ast in unmittelbarer Nähe knackte. Die Ohren am riesen Schädel zuckten nervös von einer Seite zur anderen. Die Borsten der Sau schwelten an, um Vibrationen in der Umgebung wahrzunehmen. Der Keiler scharrte abermals mit den Hufen und röhrte angriffslustig seine Besitzansprüche für dieses Territorium in den Wald hinein. Der Ruf der Herausforderung wurde allerdings nicht erhört und so sank sein riesenhafter Schädel zu Boden und widmete sich mit dem Rüssel wieder der Nahrungssuche zu.
    »Das war knapp«, flüsterte Vincent und ging hinter einer kleinen, von kahlen Sträuchern umsäumten Anhöhe in Deckung, wo Moras gerade zusammengekauert an einer Pfeife zog.
    »Grazil wie ein Amboss, wie eh und je«
    Vincent konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und spähte über die kleine Anhöhe zu der Stelle, an dem sich das Wildschwein befand.
    »Wo ist es hin?« Vincent hielt schützend die Hand über die Augen, um nicht von der Sonne geblendet zu werden.
    »Was meinst du damit, wo ist es hin?«
    »Ich meine dieses wo-ist-es-hin, dass es nicht zu sehen ist und vermutlich gerade deine Mutter besteigt!«
    Moras zuckte mit den Schultern und setzte ein schiefes Lächeln auf. »Gut möglich. Du kennst ihren schlechten Geschmack. Aber das bedeutet für uns kein Fell für den Winter, und wie du sicher weißt: Winter sind sehr kalt.« Moras rollte sich auf den Bauch und riskierte ebenfalls einen Blick über die Anhöhe.
    »Man müsste meinen, dass so ein großer dunkler Fleischberg in einer so weißen Landschaft auffällt wie ein bunter Hund.«
    Moras zuckte abermals mit den Schultern. »Sei es drum. Du bist sowieso ein misserabler Gerber. Jedes mal, wenn ich eines deiner Felle trage, juckt es mich von Kopf bis Fuß. Zuweilen glaube ich, du machst das absichtlich.«
    »Dann lass dich doch von Herlinde kratzen. Ich bin mir sicher, sie legt gerne Hand an«
    Moras wollte mit der Hand ausholen als Vincent bedeutete still zu sein.
    »Hörst du das?«,fragte Vincent nun leiser und sah mit wachsamen Auge zwischen den Bäumen.
    »Nein, ich höre nichts. Aber vielleicht hörst du in Gedanken nur meine Mutter, wie sie gerade vom Keiler durchgerammelt wird.«
    Vincent rollte mit den Augen, sah zur Seite, und nahm die umliegenden Sträucher in Augenschein und bemerkte, wie Moras in Richtung der Sträucher robbte. Dabei spürte er, wie sich der Wind von Osten her auffrischte und den lockeren Pulverschnee in ein Schneegestöber verwandelte. Die Kälte ging durch Mark und Bein und griff wie eine eisige Hand nach dem Tal.
    Plötzlich Vincent auf einmal einen Mann hinter einer Bergspitze auftauchen und in ihre Richtung laufen. Er versuchte noch Moras zu warnen, doch der war bereits zu weit weg und konnte ihn im heulen des Windes nicht hören. Als er seine Tränenunterlaufenen Augen zusammenkniff um den Fremden zu beobachten, sah er überraschend einen Tross von etwa 30 Männern, die sich bergab - und auf sie zu bewegten. Einige von ihnen waren an Ketten gefesselt, andere wiederum bewaffnet. Er dachte darüber nach, wen es in diesen entlegenen Teil der Wildnis ziehen würde. Entweder waren es Truppen des Artefaktkönigs, oder schlicht und ergreifend Banditen, die gerade die Steppe nach Opfer durchstreiften. In beiden Fällen hatten sie schlechte Karten, wenn man sie hier entdeckte.