Beiträge von Windweber im Thema „Mittelalter-Setting“

    @Klimbim bei zwei quadratischen Seitenflächen würde ich von Balken, nicht von Brettern sprechen... Aber das ist jetzt wohl auch Haarspalterei. :D


    klar total rustikal unso aber hey! Mittelalter!

    Du hast ja vollkommen recht - ich wollte auch im Grunde nur gesagt haben, dass es auch anders (in meinen Augen sogar einfacher) gegangen wäre...

    Wie leicht sich längere Stämme spalten lassen weiß ich nicht, meine Erfahrung hört nach 50cm auf.

    Video

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    das Spalten findet 1:30-3:30 statt


    Wenn Windweber schreibt, er spaltet Holz, macht er das übrigens genauso. Aber natürlich weniger schön (ist ja nur Feuerholz) und nicht auf der Länge (mein Rekort liegt bei 1,50m). Die Eisenkeile waren sicher nicht ganz billig, aber der Stamm in dem Video ist schon verdammt dick. Hat man mal den Riss, reichen vermutlich auch Hartholzkeile...

    Für die Böden? Die liefen ja nicht auf Rundhölzern durch den ersten Stock.

    In den alten Bauernhäusern der Toskana hat man simple Balken (einen dickeren quer und viele dünne längs) und darauf kommen dicke Tonfließen. Solche Tonfließen lassen sich selbst mit steinzeitlichen Mitteln recht einfach in großen Mengen produzieren. Im folgenden Video sind es sogar Ziegelsteine. Von dem Ofen, der außen nicht heiß genug zum Brennen wird, bliebe aber nichts übrig. Ich halte das für deutlich weniger aufwendig, als ein Bretterboden, wenn du Bretter abspalten musst. DIe Fasern verlaufen ja selten brav gerade nach oben, sondern drehen sich bei größeren Längen teils in Spiralen im gerade wirkenden Stamm o.ä. Ist zumindest meine Erfahrung. Bei kurzen Stücken merkt man davon nichts, aber Bretter wären imho oft unbrauchbar... Hat aber auch Vorteile: Sägen verletzt die Fasern, Spalten folgt ihnen. Damit wird das Ergebnis deutlich Bruchfester, was für Werkzeuggriffe und Waffenschäfte von großer Bedeutung ist.

    Video

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    Bei 3:10 beginnen die eigentlichen Ziegel

    Sorry für die Videos, aber bei handwerklichen Fragen finde ich es besser, einem Handwerker über die Schulter zu schauen, als Bücher zu lesen, die von Akademikern in staubigen Kämmerchen verfasst wurden. Sagte der Akademiker... :D

    Witzigerweise durften die Bauern kein Holz fällen (zumindest jetzt mal das alte Reichsgebiet des HHR und Frankreich) der Wald gehörte fast immer nur einem Adligen, Kloster oder gleich dem König.

    Tatsächlich? Ich dachte, den Bauern stünde im ganzen Mittelalter Almende zu, also Weideflächen, Wälder etc. zur allgemeinen Nutzung. Erst (mal wieder) in der Renesance wurden ihnen die von Adligen weggenommen - ein Auslöser für den Bauernkrieg. Ja, in großen Teilen des Waldes durften sie nicht, sie hatten aber definitiv genug, um sich zu versorgen. Das Holzrecht war zwar bisweilen auf kleinere Bäume und Totholz beschränkt, aber allzu groß ließ man sie ja nicht unbedingt werden. https://de.wikipedia.org/wiki/Allmende Zudem muss man bedenken, dass es noch sehr viel mehr Moor gab. Die Nazis haben da ja unheimlich viel trockengelegt. Und auch Moore zum Torfstechen waren oft Allmende und lieferten Brennmaterial. Aber das ist jetzt mein Wissensstand, gespeist aus Vorlesungen, Schule und Dokus. ^^

    Wer einmal versucht hat einen Baum mit einer Axt zu fällen, weiß was ich meine.

    Jain. ^^ Es stimmt - einen großen, dicken Baum mit der Axt zu fällen ist recht harte Arbeit (habe ich schon in meiner Jugend gemacht), aber es wäre dann auch bescheuert, den Nutzwald für Feuerholz so anzulegen, wie wir es heute machen - also großer Abstand zwischen den Stämmen, damit sie einzeln, dick und gerade wachsen. Man kann sie auch weiter oben abhacken (maximal die dicke eines Oberschenkels) und viele Arten wie Ahorn, Buche etc. (übrigens auch außerordentlich leicht zu spalten diese Hölzer) treiben dann einfach mehrere Stämmchen wieder aus, die man dann wieder abhacken kann. Und das ist nicht sehr schwer. Ein Kinderspiel sogar (habe ich in meiner Kindheit gemacht). :D In der Toskana kann man diese Methode der Holzwirtschaft noch sehen. Aber wir Deutsche machen uns halt gern Arbeit (ok und wir haben einen höheren Bedarf an Feuerholz).

    Mit Angaben zur durchschnittlichen Lebenserwartung muss man sehr vorsichtig sein - selten ist angegeben, ob eine hohe (oder niedrige) Kindersterblichkeit eingerechnet ist. Wenn es darum geht, besonders hohe Alter zu behaupten, ist die Bibel ja recht weit forne - da geht das schonmal in die Jahrhunderte. Unter hundert geht nichts, wenn sie übertreiben will. Was aber sagt ein Text des alten Testamentes, wenn er sagen will, wie unbedeutend und kurz ein Menschenleben ist (lange vor den doch recht berühmten Medici der Römer): "Unser Leben währt siebzig Jahre,und wenn es hoch kommt, achtzig Jahre.Und was an ihnen war, ist Mühsal und Trug.Denn schnell ist es vorüber, im Flug sind wir dahin." Psalm 90,10. Im Grunde erwartet man an dieser Stelle ja eine Untertreibung oder zumindest genaue Schätzung. Das erklärt sich aber dadurch dass, wenn man die Kindheit mal überstanden hatte, man sehr wohl sehr alt werden konnte. Im Grunde auch leicht auszurechnen. Lebenserwartung 35, die Hälfte stirbt aber vor 21... Wie alt muss der Rest werden. Wobei die Betonung auf VOR liegt. Bei moderenen Berechnungen der durchschnittlichen Lebenserwartung von heute wird die Kindersterblichkeit aber immer herausgerechnet. Vergleichst du da also zwei Schätzungen über verschiedene Epochen, vergleichst du oft unbewusst Äpfel mit Birnen. :D
    Nur fürs Protokoll: Ich sage nicht, dass Schätzungen zur durchschnittlichen Lebenserwartung falsch sind, nur dass sie oft missverständlich und nicht miteinander vergleichbar sind. :)

    EDIT


    Ich stimme dir absolut zu, dass ordentliche Fachliteratur grundsätzlich Blogs und Wikipedia vorzuziehen sind, wobei es aber auch sehr gute Internetseiten dieser Art und sehr schlechte Bücher gibt. Bei deiner Auswahl habe ich aber das Problem, dass das jüngste 17, das älteste 56(!) Jahre Alt ist - mehr als doppelt so alt wie ich. In den letzten 30 Jahren gab es aber gewaltige Meinungsänderungen in den Geisteswissenschaften (signifikante selbst in den letzten 10), wie ich als geisteswissenschaflticher Student, der sehr viel mit Geschichtswissenschaften zu tun hat, sagen muss. Aktuelle Blogs von Leuten auf der Höhe der Zeit erscheinen mir da tendenziell zwar nicht als zitierbar, aber de facto doch zuverlässiger als Bücher aus dem letzten Jahrtausend... Obwohl, als Primärquelle zur Erforschung des Bildes des Mittelalters in der Geschichte taugen sie schon wieder wunderbar. ^^ OK, das kommt jetzt etwas fies rüber und tut mir leid. @Klimbim s Forderung nach Quellen ist lobenswert, aber leider eher schwer umzusetzen. Aktuelle Literatur zu einem spezifischen Thema hat man wohl selten zur Hand, Internetquellen sind oft sehr unzuverlässig... Bei einer Seminararbeit ist die Quellensuche oft der aufwendigere Teil. Aktuelle Bücher, die auch noch erzählen, was du behaupten willst und nicht das Gegenteil, zu finden ist echt schwer. :D

    Die Inquisition, die man auch eher als Schreckgespenst malt (zu Unrecht übrigens), hatte genug mit Ketzern zu tun.

    Und im Mittelalter verbrannte man auch noch Bücher, nicht Menschen (nur in seltenen Ausnahmefällen vielleicht). Ketzer hatten es nicht leicht, wurden aber erst in der Renessance hingerichtet...

    Die Abschaffung der Institutionen war das Beste, was den Betroffenen passieren konnte? Leider nein.

    Sklaverei im eigentlichen Sinne gab es im europäischen Mittelalter natürlich nicht. In der Fantasy wird sie aber sehr gern aufgegriffen, darum würde ich gern ein paar Worte dazu verlieren. Ein Sklave war fester Teil seiner Familia, gehörte dazu wie Vater, Mutter und Kinder. Er war eine entsprechende Investition, wurde entweder für teures Geld gekauft oder gar von seinen Herren aufgezogen. Hollywood zeigt uns gern, wie sie unter Peitschenhieben mit Hammern auf Steine einprügeln oder sie ziehen. Ziemlicher Unsinn. Haus du mit einem Hammer auf Stein passiert nichts. Steine brechen ist harte Arbeit, erfordert darüber hinaus aber jede Menge Können, echte Experten. Regelmäßig ordentliches Essen (nicht wie in Hollywood irgendwelcher Schleim in winzigen Schüsseln), genug Schlaf und keine unnötigen Verletzungen heben die Produktion und sparen Geld - zudem kann man von freundschaftlichen Verhältnissen zwischen Herr und Sklave ausgehen - die sind oft miteinander aufgewachsen, der Herr wurde von Sklaven unterrichtet und erzogen... Sicher, auf Galeeren oder in Mienen war es nicht schön, aber gerade da wollte man Arbeiter bei bester Gesundheit und topfit.
    Bei den Azteken durften die Sklaven, allesamt verurteilte Verbrecher, sogar selbst Eigentum erwerben (bis hin zu eigenen Sklaven) und ihre Kinder waren frei.
    Als Sklave hatte man mindestens die Stellung eines treuen Pferdes oder Hundes. Und denen geht es nicht schlecht, oder? :D Die Gladiatoren bekamen gar die besten Ärzte Roms für ihre Verletzungen, zeitweise war ein Viertel der römischen Stadtbevölkerung versklavt (und keinen Aufstand), es gab Gesetze, dass man Sklaven nicht einfach töten durfte und auch solche, die die Freilassung einschränkten (denn ein freigelassener Sklave stand ohne alles da, sein Herr war glücklicherweise weiter für ihn verantwortlich). Sklavenaufstände wie unter Spartacus waren selten - ein charismatischer Anführer kann Leute zu jedem Blödsinn verleiten, vor allem, wenn er droht sie sonst umzubringen.
    Übler ging es den freien Tagelöhnern - der Sklave wusste, wo er einen warmen und trockenen Schlafplatz hatte, was er morgen essen würde, dass man sich um ihn kümmerte, wenn er alt oder krank war. Der Tagelöhner nicht.

    Leibeigene waren Bauern und zu Abgaben (wie jeder Bauer bis heute in Form von Steuern) und Frondiensten (wobei auch jeder Freie in der Stadt dort seinen Teil beitrug) verpflichtet. Wie ja Schreibfeder schon angemerkt hat, hatten Bauern aber durchaus große Teile des Jahres Zeit, solche Dienste zu erledigen. Leibeigene konnten überwiegend nicht zum Kriegsdienst herangezogen werden. Tatsächlich gingen sie auf Freibauern zurück, die sich ihrer Wehrpflicht entzogen, indem sie sich und ihr Land an Adlige verkauften, die fortan diese Aufgabe übernahmen. Mit ihren Frondiensten leisteten sie freilich auch militärische Beiträge, wie Burgen errichten und instand zu halten, die auch ihnen im Ernstfall Schutz bieten konnten. Wie bei Sklaven willst du Leibeigene nicht einfach ausbeuten, du willst, dass sie gesund und munter sind. Aufstände waren auch hier bis zum Ende des Mittelalters und vor allem Renesance selten. Im goldenen Zeitalter der Aufklärung nämlich begann man die Bauern in ihren Rechten zu beschneiden und richtig auszubeuten...

    Und da wir gerade von der Aufkläung reden - sie erfand die Rassetheorie und damit gleich die Sklaverei, wie man sie aus Amerika kennt - hemmungslose Ausbeutung von indigenen Amerikanern und verschleppten Afrikanern. Von den hohen Standarts römischer oder aztekischer Sklavenhaltung gab es kaum noch eine Spur. Tatsächlich waren die Azteken, die doch als so gausam gelten, entsetzt über ihre Behandlung durch die Spanier. Nicht genug zu essen, schläge, Arbeit bis zum Umfallen - unvorstellbar! Bis dahin...

    Richtig pervers wurde es freilich mit der Abschaffung dieser Institutionen in Europa. Mensch wurde auf den Feldern durch Maschiene ersetzt und in der Stadt hemmungslos ausgebeutet. Nie war es dem Arbeiter so schlecht gegangen wie nun, da er frei war. Ironischerweise hätte er seine Freiheit wohl mit seinem Leben verteidigt... Für einen Hungerlohn, kaum ausreichend für die Miete, geschweige denn Essen, schuftete er 16 und mehr Stunden am Tag - mit der ganzen Familie. Keine Peitsche, die Kündigung schwebte immer über ihm, zu leicht konnte er ersetzt werden. In Mietbaracken wurde er zusammengepfercht... Jetzt endlich haben wir das Hollywoodklischee der Sklaverei erreicht. ^^