Die Abschaffung der Institutionen war das Beste, was den Betroffenen passieren konnte? Leider nein.
Sklaverei im eigentlichen Sinne gab es im europäischen Mittelalter natürlich nicht. In der Fantasy wird sie aber sehr gern aufgegriffen, darum würde ich gern ein paar Worte dazu verlieren. Ein Sklave war fester Teil seiner Familia, gehörte dazu wie Vater, Mutter und Kinder. Er war eine entsprechende Investition, wurde entweder für teures Geld gekauft oder gar von seinen Herren aufgezogen. Hollywood zeigt uns gern, wie sie unter Peitschenhieben mit Hammern auf Steine einprügeln oder sie ziehen. Ziemlicher Unsinn. Haus du mit einem Hammer auf Stein passiert nichts. Steine brechen ist harte Arbeit, erfordert darüber hinaus aber jede Menge Können, echte Experten. Regelmäßig ordentliches Essen (nicht wie in Hollywood irgendwelcher Schleim in winzigen Schüsseln), genug Schlaf und keine unnötigen Verletzungen heben die Produktion und sparen Geld - zudem kann man von freundschaftlichen Verhältnissen zwischen Herr und Sklave ausgehen - die sind oft miteinander aufgewachsen, der Herr wurde von Sklaven unterrichtet und erzogen... Sicher, auf Galeeren oder in Mienen war es nicht schön, aber gerade da wollte man Arbeiter bei bester Gesundheit und topfit.
Bei den Azteken durften die Sklaven, allesamt verurteilte Verbrecher, sogar selbst Eigentum erwerben (bis hin zu eigenen Sklaven) und ihre Kinder waren frei.
Als Sklave hatte man mindestens die Stellung eines treuen Pferdes oder Hundes. Und denen geht es nicht schlecht, oder? Die Gladiatoren bekamen gar die besten Ärzte Roms für ihre Verletzungen, zeitweise war ein Viertel der römischen Stadtbevölkerung versklavt (und keinen Aufstand), es gab Gesetze, dass man Sklaven nicht einfach töten durfte und auch solche, die die Freilassung einschränkten (denn ein freigelassener Sklave stand ohne alles da, sein Herr war glücklicherweise weiter für ihn verantwortlich). Sklavenaufstände wie unter Spartacus waren selten - ein charismatischer Anführer kann Leute zu jedem Blödsinn verleiten, vor allem, wenn er droht sie sonst umzubringen.
Übler ging es den freien Tagelöhnern - der Sklave wusste, wo er einen warmen und trockenen Schlafplatz hatte, was er morgen essen würde, dass man sich um ihn kümmerte, wenn er alt oder krank war. Der Tagelöhner nicht.
Leibeigene waren Bauern und zu Abgaben (wie jeder Bauer bis heute in Form von Steuern) und Frondiensten (wobei auch jeder Freie in der Stadt dort seinen Teil beitrug) verpflichtet. Wie ja Schreibfeder schon angemerkt hat, hatten Bauern aber durchaus große Teile des Jahres Zeit, solche Dienste zu erledigen. Leibeigene konnten überwiegend nicht zum Kriegsdienst herangezogen werden. Tatsächlich gingen sie auf Freibauern zurück, die sich ihrer Wehrpflicht entzogen, indem sie sich und ihr Land an Adlige verkauften, die fortan diese Aufgabe übernahmen. Mit ihren Frondiensten leisteten sie freilich auch militärische Beiträge, wie Burgen errichten und instand zu halten, die auch ihnen im Ernstfall Schutz bieten konnten. Wie bei Sklaven willst du Leibeigene nicht einfach ausbeuten, du willst, dass sie gesund und munter sind. Aufstände waren auch hier bis zum Ende des Mittelalters und vor allem Renesance selten. Im goldenen Zeitalter der Aufklärung nämlich begann man die Bauern in ihren Rechten zu beschneiden und richtig auszubeuten...
Und da wir gerade von der Aufkläung reden - sie erfand die Rassetheorie und damit gleich die Sklaverei, wie man sie aus Amerika kennt - hemmungslose Ausbeutung von indigenen Amerikanern und verschleppten Afrikanern. Von den hohen Standarts römischer oder aztekischer Sklavenhaltung gab es kaum noch eine Spur. Tatsächlich waren die Azteken, die doch als so gausam gelten, entsetzt über ihre Behandlung durch die Spanier. Nicht genug zu essen, schläge, Arbeit bis zum Umfallen - unvorstellbar! Bis dahin...
Richtig pervers wurde es freilich mit der Abschaffung dieser Institutionen in Europa. Mensch wurde auf den Feldern durch Maschiene ersetzt und in der Stadt hemmungslos ausgebeutet. Nie war es dem Arbeiter so schlecht gegangen wie nun, da er frei war. Ironischerweise hätte er seine Freiheit wohl mit seinem Leben verteidigt... Für einen Hungerlohn, kaum ausreichend für die Miete, geschweige denn Essen, schuftete er 16 und mehr Stunden am Tag - mit der ganzen Familie. Keine Peitsche, die Kündigung schwebte immer über ihm, zu leicht konnte er ersetzt werden. In Mietbaracken wurde er zusammengepfercht... Jetzt endlich haben wir das Hollywoodklischee der Sklaverei erreicht.