Beiträge von Alcarinque im Thema „Mittelalter-Setting“

    Klar, Bauernaufstände gab es natürlich immer wieder, aber ist halt nichts typisch Mittelalterliches sondern gab es seit der Antike (vermutlich schon davor) bis... naja ... jetzt? :ugly:

    Im Mittelalter waren die politischen Regionen halt meist vergleichsweise klein, die Aufstände also wie vieles, auf eher überschaubaren Raum begrenzt.
    So richtig wild wurde es wieder in der frühen Neuzeit mit zunehmendem Absolutismus...

    Aufgrund der vielen Kriege sind auch viele junge Männer im Krieg gefallen.

    Das ist halt eine typische Sache der Neuzeit mit den riesigen Heeren und Kriegen ... Vor allem eine allgemeine Wehrpflicht führte natürlich zum Tod vieler junger Männer etc. Allgemeine Wehrpflicht ist aber ein sehr neues Konzept.
    Der Sinn der Leibeigenschaft hatte nicht nur Nachteile (z.B. das man an sein Land gebunden war), sondern das man eben auch vom Kriegsdienst befreit war (die waren schlau genug zu wissen das ein Krieg nichts bring wenn niemand mehr da ist der Nahrung produziert).

    Tolkien hat mit seiner Welt ja eine mythologische Vorgeschichte von England schaffen wollen, was ihm sehr gut gelungen ist. Es war nie seine Absicht eine "realistische" Welt zu erschaffen.
    Anders wie viele neuere Sachen die meinen mehr Grausamkeit macht alles gleich realistischer. Game of Thrones will ja auch sooo realistisch sein, verwendet aber die üblichen Klischees des 19Jhdts übers Mittelalter. Mit dem Mittelalter hat es eher wenig zu tun...

    Ja, Geschichtsfenster folge ich auch schon länger, der hat mir in den letzten Jahren das Mittelalter um einiges näher gebracht, verständlicher gemacht und mehr Zusammenhänge aufgezeigt als alles was in der Zeit davor so konsumiert habe. :D

    Gut, bei animes ist die Sauberkeit auch ein sehr japanisches Ding... außerdem eine "fremde" Kultur.

    Bei uns herrscht ja immer noch irgendwie der Gedanke der frühen Neuzeit vor, das man auf das "finstere Mittelalter" hinabschauen und entsprechend alles Negative reinprojiziert wird.
    Und das wird dann auch in die Fantasy übertragen plus die ganze Negativen Elemente der frühen Neuzeit die mit dem Mittelalter wenig zu tun haben (Hexenverfolgung, absolute Monarchie, verarmung der Bauern, Nationalismus, Arbeiterviertel/-situation in den Städten etc.)

    Stimmt natürlich, da ist man teils auch sehr von der modernen Vorstellung geprägt, keine Frage.
    Der normale Bauer hatte da vermutlich tatsächlich keinen so großen Bedarf, ggf. für Türen, Fensterläden, Karren etc. :hmm:

    Erst in Städten, Burgen etc wurden mehr davon gebraucht, da gab es dann aber auch recht bald Spezialisierungen wie Zimmerer, Schreiner, Tischler etc die sich dann wohl auch die passenden Werkzeuge leisten konnten. (Sofern vorhanden, Laut Wiki gab es die Stahl-säge erst ab dem 15. Jhdt)
    Dann würde mir noch der Schiffsbau einfallen.

    Und halt auch die ganzen Rekonstruktionen und Abbildungen die man aus dem Mittelalter kennt, zeigen sehr oft Holz- (und Brett) Konstruktionen. :hmm:
    Der Aufwand die herzustellen war es also wohl schon wert scheint mir... naja, oder dem Auftraggeber war es das wert das andere sich die Arbeit antun. :D

    Die Sache mit dem Niederwald finde ich sehr spannend und auch eines der vielen Elemente die man super spannend in ein Setting einbauen könnte.

    Das mit dem Spalten bezog ich darauf, das man im Mittelalter wohl Bretter durch spalten von Baumstämmen erhalten hat, das Ergebnis waren also eher ungleichmäßig dicke "Bretter" die mit den heutigen kaum vergleichbar sind. Wie leicht sich längere Stämme spalten lassen weiß ich nicht, meine Erfahrung hört nach 50cm auf. ;)
    Und auch Laubholz kannja unglaublich schlecht zu spalten sein wenn es ungerade gewachsen ist oder Astlöcher drin hat. :/ Um diese Arbeit (mit vermutlich noch schlechterem Werkzeug) beneide ich die sowas von gar nicht. ;)
    Sägewerke kamen dann ja wohl erst im vereinzelt im Hochmittelalter auf, aber da gibt es nur vereinzelte Erwähnungen, der durchschnittliche Bauer wird da eher keinen Zugriff drauf gehabt haben.


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    @Feder: Inhaltlich stimme ich dir größtenteils ja zu, aber Wald, Rufen und so. Wenn auf alle mit abweichenden Meinungen spöttisch und überheblich reagiert wird, kommt das halt auch zurück. Das ist doch hoffentlich auch anders möglich?

    Für mich war eigentlich immer klar das speziell das Bier damals tatsächlich wegen des Alkoholgehalts keimfreier und sauberer war als das Wasser vielerorts und in entsprechenden Mengen getrunken wurde, habe da eigentlich auch noch nie Gegenstimmen dazu gelesen. ?(
    Auch verdünnter Wein (und nein, da gab es keine Norm, die Bandbreite wird da beliebig gewesen sein) wird eine gewisse keimtötende Wirkung haben, zumal sich das eben eher die Wohlhabendenden geleistet haben und die kamen dann vermutlich auch eher an besseres Wasser und mussten es nicht aus dem nächsten Fluss schöpfen...

    Aber ganz im Ernst? Darum sollte es hier eigentlich gar nicht gehen. Es war tatsächlich so gedacht, wie @Rael erfasst hat. Obwohl ich natürlich für weitere harte Fakten über das Mittelalter sehr dankbar bin.
    Und ich wäre noch viel dankbarer, wenn tatsächlich jeder hier, der irgendwas anzweifelt, dies auch mit Quellen tut (die dann auch bitte etwas mit dem ausgewählten Thema zu tun haben).

    Naja, erst Quellen fordern, dann diese nicht akzeptieren und sich selbst auf einen Blog beziehen der als Quelle nur ein humoristisches Buch aus den 1950ern nennt, scheint mir da ja doch unfreiwillig komisch. :P


    Harte Fakten gibt es zum Mittelalter gar nicht mal so viele, da gibt es immer noch sehr viel Interpretationsspielraum, da halt eben erst im Späten Mittelalter wieder vermehrt begonnen wurde mehr aufzuschreiben...


    Und um noch eine ganz andere Anregung zu bringen:
    Gehen im Mittelalter
    Der liebe Roland übertreibt es da zwar mit den Bewegungen ein bisschen. Aber ich habe ebenfalls solche Schuhe und man muss sich teils etwas umgewöhnen wenn man sonst nur mit festen Sohlen unterwegs ist, schnelles Gehen fällt mir damit z.B. recht schwer...
    Die Fechthaltung des erwähnten I.33 machen damit aber definitiv etwas mehr Sinn.

    Ah, interessanter Einwand, das macht natürlich viel mehr Sinn! Zumindest für Brennholz, bei Brettern schaut es vermutlich anders aus, da wird ja vermutlich eine gewisse Dicke benötigt um die raus spalten zu können...
    Das zeigt auch gut auf wo oft das Problem liegt: Man nimmt (Mangels besseren Wissens) gerne IST-Zustände obwohl sich das in den letzten Jahrhunderten halt doch mehrfach geändert hat, speziell die Industrialisierung hat doch so einiges massiv über den Haufen geworfen was davor ganz normal war...

    Gefühlt scheinen wir ja hier gerade zwei Fronten zu haben, von alles Scheiße bis die hatten ein lockeres Leben. Vermutlich ist die Realität irgendwo dazwischen.

    Aber mit den damaligen Werkzeugen kann das bäuerliche Leben im Mittelalter einfach nicht entspannt gewesen sein. Wer einmal versucht hat einen Baum mit einer Axt zu fällen, weiß was ich meine. Alleine die Holzherstellung muss ein unglaublicher Knochenjob gewesen sein. Wenn man Wiki glauben darf kamen Sägewerke erst im Hochmittelalter wieder auf und dann sicher nicht überall, Bretter wurden anscheinen aus den Stämmen herausgespalten, waren also eher Keilförmig und nicht mit heutigen Industriebrettern zu vergleichen, von der Arbeit die da dahinter steckt gar nicht zu reden.
    Landwirtschaft ist heute mit den ganzen modernen Geräten noch ein Knochenjob, das das damals eine schöne, lockere Zeit war scheint mir dann doch eher ... unwahrscheinlich.

    Hast du zu den Großbauern denn irgendwelche Quellen? Das klingt mir sehr nach 19.Jhdt, so lange die Bauern auf dem Land eines Adeligen arbeiten "durften" konnte sich wohl eher kein Bauer größere Ländereien aneignen. :hmm:
    Wobei das natürlich auch massiv regional unterschiedlich war, keine Frage.

    Gerade gefunden: Bauernbefreiung erfolge erst im 18. und 19. Jhdt!


    Aber ist das "schuften bis zum umfallen"? Nein. Das wäre ungefähr so, als wenn du sagen würdest, ein moderner Büromensch, der nach der Arbeit noch seinen Garten macht und wenn dann noch etwas am Haus kaputt geht, dass er mit seinen Heimwerkerskills ausbessert, würde sich zu Tode schuften.

    Du meist die Büromenschen bei denen die Burnout-Fälle jährlich steigen weil der Arbeitgeber immer mehr und mehr fordert?

    In einer Welt in der der Bauern noch merklich weniger Rechte hatte als ein Arbeitnehmer heute und es (zumindest vor der Pest) mehr als genug Leute gab, kann ich mir nur sehr sehr schwer vorstellen, das der größte Teil der Grundbesitzer da großzügig und väterlich für "ihre Bauern" gesorgt haben, das scheint mir größtenteils Fantasysromantik zu sein.
    (Allerdings waren die Bauern auch nicht komplett rechtlos, auch nicht im Mittelalter, aber das ist nochmals ein ganz anders Thema)


    @flache Erde: Das scheint mir ein recht müßiges Thema zu sein, ob der kleine Bauer in Hinttupfingen nun an eine runde, flache oder misthaufenförmige Erde geglaubt hat, können wir heutzutage schlicht nicht mehr sagen. :S
    Vermutlich hat er sich darüber gar keine Gedanken gemacht, da er jederzeit mit dem jüngsten Gericht gerechnet hat und da ganz andere Prioritäten hatte. :evil:

    Na, das ist jetzt aber Haarspalterei. "Wir" wissen wie man Atomenergie nutzt, die Formeln wie aber der genaue Prozess abläuft können aber wohl die wenigsten aufschreiben, nur um mal einen ähnlich sinnvollen Vergleich zu verwenden. :P


    Außerdem scheint mir das Frühmittelalter insgesamt noch wesentlich fragmentierter gewesen zu sein wie die Zeit danach, in einigen Regionen gab es noch "heidnische" Stämme, in anderen wurden römische Thermen und Gebäude benutzt und lebten römische Traditionen noch einige Zeit weiter bzw. wurden angepasst.


    Das meiste war mir schon vorher bekannt. Beispielsweise, dass es der Landbevölkerung arbeitstechnisch ganz gut ging. Was willst du auch auf einem Feld, wenn der Weizen gerade erst zu keimen anfängt? Die Bauern hatten zwangsweise viel Freizeit.

    Kann es sein das du dich zur Landwirtschaft nicht allzusehr informiert hast? :p Noch heute sind Kleinbauern mehr oder weniger dauernd am Arbeiten, zwangsläufig viel Freizeit klingt etwas zynisch...

    Zur Aussaat und Ernte war das natürlich mit Abstand das wichtigste und da wurde wohl auch mal mehrere Tage durchgemacht damit das alles unter Dach und Fach war, dazwischen fallen aber doch noch so einige Arbeiten an die auch nicht schaden wenn man sie erledigt. Seien das Holz vorbereiten für den Winter, Haus, Zäune etc richten, die meisten waren ja Selbstversorger, hatten also noch Vieh um das sie sich kümmern mussten.
    Außerdem, ohne Supermarkt, Kühlschrank, Baumarkt, spezialisierte Handwerker etc, musste man selbst Nahrung haltbar machen, Werkzeug herstellen oder reparieren ggf. gegen Nahrung beim nächsten Schmied/Markt/Händler etc. eintauschen.
    Dann musste Getreide noch regelmäßig gemahlen werden, nicht zufällig hatte fast jedes Dorf eine Mühle, da bei vorindustriellen Mühlen der Keimling natürlich mit gemahlen wird, damit wird das Mehl relativ schnell ranzig. Gelagert wird also immer eher das Getreide.
    Wenn nun jeder 3. Tag ein Feiertag ist, ist das keine toll entspannte Zeit sondern verdammter Stress in den wenigen Tagen dazwischen...

    Die einzige wirklich ruhige Zeit war im Winter, weil man da einfach zu wenig Licht hatte, wohl höchstens Talglampen oder so, bei denen man sich dann wohl um die Kleidung u.ä. gekümmert hat.


    Die Hexenverbrennung des "dunklen" Mittelalters ist wie die Weltsicht als Scheibe etwas das in der Renaissance erfunden wurde um zu zeigen wie viel rückständiger das Mittelalter war und wie viel besser sie doch sind. :S
    Und klar gab es Leute die sich die Welt als Scheibe vorstellten, die gibt es auch heute noch, aber das war nie Konsens. Außerdem hat der Bauer der nie aus seinem Dorf raus kam, kein Internet, Fernseher oder Zeitung hatte, so weit vermutlich auch gar nicht gedacht...


    Du schmeißt hier imho Frühmittelalter und Spätmittelalter ordentlich zusammen. Gerade das Frühmittelalter ist doch das Hauptsetting für Fantasy.

    Öhm, mir will grad kein einziges Fantasysetting einfallen das im Frühmittelalter spielt. :hmm:
    Die ganzen Vollplatten, großen Königreiche, Städte, Bürger, belesenheit etc sind doch alles Elemente der Hoch- und Spätmittelalters und teils der Renaissance. Da holt sich die Fantasy viel öfters mal was aus der Gegenwart als das sie sich ins Frühmittelalter wagen würden...

    Was ich auch schwierig finde, ist, die Informationen, die aus Büchern, dem Fernsehen und Museen stammen, zu einem schlüssigen Bild zusammenzufügen. Die Zeit war ja auch sehr lang und unterschiedlich.

    Ich denke das ist auch das größte Problem, DAS Mittelalter gab es nicht. Was hier und heute gilt, gilt in der nächsten Grafschaft/Stadt vielleicht schon nicht mehr und hundert Jahre später ist sowieso alles wieder anders.

    Das Mittelalter ist aber auch nicht zufällig in Früh-, Hoch- und Spätmittelalter eingeteilt. Während es im Frühen noch eher eher Clangesellschaften gab und das Christentum teils noch am Fuß fassen war, war das Hochmittelalter durch das Ständewesen, Leibeigenschaft, Frondienste und starke Religiosität (an die man auch tatsächlich noch geglaubt hat und sie nicht nur als Unterdrückungsinstrument verwentet hat) gekennzeichnet.
    Städte, Handel, Zünfte etc. kam dann erst im Spätmittelalter so richtig in Schwung und begannen die Gesellschaft wieder von neuem umzukrempeln.
    Daran war u.a. auch die Pest schuld, als plötzlich ein großer Teil der Bevölkerung weg war, musste man den restlichen natürlich mehr Privilegien einräumen um überhaupt zu überleben (z.B. bekamen die Frauen in England mehr Rechte, da sie ja teils auch das Geschäft des verstorbenen Mannes übernommen haben).


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    Als sehr visueller Mensch habe ich immer das Problem, das ich mir meine Vorstellungen aus Bildern aufbaue die ich so sehe, da ist natürlich Hollywood (das ist IMMER Bullshit, sogar Vikings vom History-channel wo man eigentlich zumindest ein bisschen Recherche erwarten würde) und diverse Fantasyspiele natürlich echt nicht gut, da sie mir ein komplett falsches Bild immer und immer wieder an den Kopf hauen und ich da konstant gegen an kämpfen muss. :/