Beiträge von Sensenbach im Thema „Mittelalter-Setting“

    Ein interessantes Thema sind auch Zahlungsmittel. In vielen Geschichten werfen die Protagonisten mit Goldmünzen ja nur so um sich.
    Vor kurzem war ich in Lübeck im Hansemuseum, ein sehr tolles und modernes Museum übrigens.
    Dort gab es eine Tafel wo Fellgeld (Russische Währung) erklärt wurde. Also eine Umrechnung von Fellen in Silberwährung, das werde ich irgendwann mal in eine Geschichte einbauen.

    @Chaos Rising

    Ich denke auch, dass es wichtig ist, dass die Geschichte in sich konsistent ist.
    Als Leser mache ich mir aber schon Gedanken, wenn Armeen von 100.000 Mann durch die Gegend stampfen.
    Die kann man im Mittelaltersetting nie im Leben ernähren.

    Wenn Magie mit ins Spiel kommt, dann macht es für mich den Reiz aus, dass es etwas Besonderes ist, im Vergleich zu dem, was im Leben eines normalen Bauern vorkommt.

    Noch ein paar Sätze zum Leben im Mittelalter.

    Meine Großeltern waren Landwirte, ein kleiner Hof in Norddeutschland. Das nächste Dorf mit Kirche war 9 km entfernt, dorthin kam man nur ein paar Mal im Jahr. Die Arbeit nahm dort kein Ende, von morgens bis abends. Damals war zusätzlich eine große Anzahl von Kindern üblich.

    Man muss davon ausgehen, dass Frauen im Mittelalter praktisch permanent schwanger waren, was dies mit den Frauen gemacht hat, wenn sie die 40 Jahre erreichten, kann man sich vorstellen. Eine gewisse Kindersterblichkeit gab es auch (Je nach dem welchen Zahlen man glaubt, erreichten 30-50% eines Jahrgangs das Alter von 21 Jahren).
    https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/binary/PCH2TZE…DNOL/full/1.pdf
    http://www.kleio.org/de/geschichte/…/alltag/kap_x2/

    Auch eine im Strang angesprochene sexuelle Freizügigkeit, halte ich für einen Mythos. Eine Frau, die ohne Versorger im Mittelalter schwanger wurde, hatte ein echtes Problem. Abtreibungen, ob mechanisch oder mit Kräuterextrakten, sind richtig schlecht für die Gesundheit. Das macht man zweimal und dann Ende-Gelände.

    Die Landwirtschaft war gerade so effektiv, um die Landwirte selbst zu ernähren und einen kleinen Überschuss zu erwirtschaften. Die heutzutage genutzten Hochleistungsgetreidesorten gab es nicht. Die große Hungersnot 1315–1317 in Folge der kleinen Eiszeit halbierte mal eben die Bevölkerung.
    Wenn es mal einen Bevölkerungsüberschuss gab, konnte man die zusätzlichen Leute kaum ernähren, dies kann als ein Grund für die Kreuzzüge gesehen werden. Denn hier gab es etwas zu tun und vielleicht eine Zukunft für übrig gebliebene Söhne.
    Nichtsdestotrotz lebten die Menschen, wenn kein Krieg war oder eine Seuche durchs Land zog, durchaus besser als es sich Pessimisten vorstellen.

    Wenn aber in Fantasygeschichten im Mittelaltersetting mal eben 40.000 Soldaten durch die Lande ziehen bekomme ich immer einen mittelgroßen Ausschlag. So eine Anzahl von Soldaten hätte man nicht lang ernähren können.

    Interessant finde ich die mittelalterlichen Klöster. Das waren teilweise hochmoderne Anlagen mit verschiedenen Berufen vor Ort und effektiver Verwaltung.

    Lesestoff:
    Ritter, Mönch und Bauersleut, Dieter Breuers, Bastei Lübbe
    Stadt und Handel im Mittelalter, Henri Pirenne, Anaconda
    Der Mensch im Mittelalter, Jacues Le Goff, Magnus Verlag
    Ritter Tod und Teufel, Fischer Fabian, Bastei Lübbe