Beiträge von kalkwiese im Thema „Unterschiedliche Erzählperspektiven“

    @Tariq
    Man muss nicht einen Charakter zum Protagonisten einer Szene machen.
    Wenn man von Anfang an einen auktorialen (allwissenden) Erzähler wählt, der über dem Geschehen steht und quasi auf die Handlung drauf schaut (sowas hat man bspw. in den Scheibenweltromanen, Also in allen, die ich bisher kenne) und absolut alles weiß. Also auch die Gedanken der Charaktere.
    Dann muss man aber sehr, sehr aufpassen, weil man als Autor schnell in Sprünge abrutschen kann, die sich einem selbst zwar erschließen, aber einem Leser nicht unbedingt. Es muss immer eindeutig sein, wenn man Gedanken darstellt, zu wem sie gehören.

    http://www.erzaehlperspektiven.de/auktorialer-erzaehler/

    Das untere Beispiel ist sehr schön.

    Wenn du nicht in so einer Draufsicht schreibst, dann hast du wahrscheinlich einen eher personalen Erzählstil in der Geschichte.
    Bei sowas finde ich Sprünge zwischen den Personen problematisch, weil hier die Wahrnehmung der Charaktere eine große Rolle spielt. Statt dass sie alles wissen, müssen sie werten, nachdenken und schlussfolgern. Da hat man in der Regel einen festen Charakter, aus dessen Perspektive die Szene spielt und wenn man wechselt, dann mit einer Leerzeile. Man sieht quasi durch die Augen des Charakters, schon fast wie bei einer Ich-Perspektive. Wenn man da mitten im Fließtext springt, wirft es einen dann schnell raus.
    Man kann also nur schreiben, was der Charakter wissen oder aus seiner Situation heraus folgern kann. Manchmal sind vermeintliche Darstellungen von Gedanken anderer als Folgerungen der Szenenhauptperson zu verstehen :whistling: Worte wie "scheint", "wahrscheinlich" und "vielleicht" sind da ganz nützlich, muss man aber nicht immer benutzen.
    Es gibt aber durchaus Dinge, die der Charakter aber einfach nicht wissen kann.

    Puh. Ich hoffe, das hilft dir :hmm: Sonst müsste ich den Text mal ganz explizit untersuchen

    Und, wie oben schon erwähnt: Man wird nie alle erreichen...

    Genau, darum sollte man nicht weniger um die Perspektive an sich sorgen, sondern aus seiner Perspektive das Beste rausholen :)

    Manche sehen es als Nachteil an, nicht mit einem auktorialen Erzähler zu schreiben, weil sie sich limitieren würden. Der auktoriale Erzähler ist mit seinen Freiheiten auch eine tolle Sache, die man super kreativ einsetzen kann. Aber wenn man das nicht kann, weil man ihn nicht gut genug beherrscht, dann kann er einen auch ordentlich verwirren. o:
    Denn man kann mit ihm in die Augen eines Charakters schlüpfen und später in die eines anderen ohne (!) den Fließtext abzubrechen oder eine Leerzeile zu benutzen, aber das will auch gekonnt sein. Dafür müsste man nämlich erst auf die auktoriale Ebene zurück, um dann in den nächsten Charakter zu schlüpfen. Das ist nicht unbedingt einfach zu schreiben (zumindest hatte ich damit bisher einige Schwierigkeiten).

    Im Moment schreibe ich beispielsweise aus der personalen Ebene der Charaktere, die in den jeweiligen Szenen die Protagonisten sind. Kommt ein neuer Abschnitt (also mindestens eine Leerzeile), dann kann man wechseln ohne dass es jemanden stört. Außerdem macht es Spaß, die Geschehnisse durch das Hirn der Charaktere einzufärben. :D

    Ich würde auch gerne mal in der Ich-Perspektive schreiben. Das stelle ich mir toll vor, man ist dann so verdammt nah am Charakter dran, man wird quasi mit den Charakter intim. Einige können den Ich-Erzähler aber gar nicht leiden, was ich echt nicht verstehen kann. :rofl: Ich lese ihn gerne und er kann durchaus intensiver sein, als man es sonst liest.

    Und was ich am liebsten lese ist eigentlich ein No-Brainer:
    Ich will den Erzählstil, der der Geschichte am besten steht. :D Und keine unnötigen Brüche, nur dann, wenn sie gut begründet sind.
    Gerade lese ich ja Der Wolkenatlas von David Mitchell. Da gibt es 6 Erzählstränge und jeder hat seinen eigenen Erzählstil. Der Erste ist als Tagebuch geschrieben (Ich-Erzähler), der Zweite als eine Briefserie (Ich-Erzähler), der Dritte ist jetzt aus der personalen Sicht der Charaktere (was wohl die meisten machen). Bisher beherrscht der Autor diese Dinge meisterlich, ich fresse ihm aus der Hand. o: Und keiner dieser Stile ist nur zum Selbstzweck da.

    Fazit: Siehe Cory