Beiträge von Cory Thain im Thema „Unterschiedliche Erzählperspektiven“

    @Cory Thain


    Die auktoriale Erzählform ist auch mitnichten die spannungszerstörende Spoilermaschine, als die du sie jetzt darstellen möchtest.

    =O Da hast Du jetzt etwas gründlich mißverstanden. Ich wollte eigentlich nur die (durchaus vorhandenen) Möglichkeiten zeigen, die eine Helden-basierte Erzählform hat/hätte/könnte tuten täten... einfach, weil der Fragestellerin @Kathamaus ja gerade die irgendwie "madig" gemacht worden ist.

    Mein Fazit in beiden Postings war dieses hier.

    Im Endeffekt sollte es fast egal sein, wer der Erzähler in Deiner Story ist: Wenn die Geschichte intressant und fesselnd ist, wird der Leser spüren, dass das so und nicht anders sein muss...

    Es kommt ganz darauf an, wie es geschrieben ist. Und da gibt es kein "Nur so funktionierts"...


    Im Grunde möchte ich niemanden in diese oder jene Richtung drängen. Erstmal weil ich selber ja auch nicht gedrängt werden möchte, gerade im Bezug auf meine kreativen Ausbrüche... Und auch, weil der Mensch an und für sich nun mal unterschiedlich ist, unterschiedlich agiert und reagiert und außerdem...

    Ich möchte mit meinen Beiträgen einfach nur darstellen, wie man es AUCH sehen kann, Gedanken wecken, Horizonte zeigen. Was der Betreffende daraus macht, was er sich annimmt und was er als wertlos verwirft, liegt allein in seiner Hand.

    Wir sind hier in einem Forum, dass sich zur Aufgabe gemacht hat, hilfesuchenden Autoren Unterstützung zu geben, ein Feedback, wie seine Worte, die da stehen, ankommen. Dabei ist es unvermeidlich, dass diese Worte bei mir anders ankommen als bei Dir oder bei User XYZ.

    Möchte ich als Autor dieses Feedback nicht, brauch ich mich auch nicht in einem solchen Forum anmelden. Und ich muss darauf gefasst sein, hier Usern mit völlig verschiedenen Geschmäckern zu begegnen. Und, wie oben schon erwähnt: Man wird nie alle erreichen...

    Allen Leuten recht getan
    ist eine Kunst, die niemand kann.

    ^^

    Das liegt einfach daran, dass du als allwissende Erzählerin viel mehr Informationen vermitteln kannst, also auch Dinge siehst, die der Heldin verborgen bleiben. Zudem kannst du bestimmte Vorgänge auch völlig nüchtern betrachten bzw. vorbringen, während deine Heldin naturgemäß immer eine emotionale/bewertende Sicht auf die Dinge hat.

    ... aber läuft unser Leben nicht genau so ab? Wir sehen nur, was wir sehen und wissen nur, was wir gehört oder gelesen haben.

    Wir wissen nicht, ob Onkel Paul gerade den Garten umgräbt, es sei denn, er teilt es uns mit. Und wir wissen nicht, ob der Blödmann im Job nicht grade wieder einen seiner lächerlichen Selbstüberschätzungstripps feiert, weil er im Zimmer nebenan hockt.

    Ein Buch aus dem Kopf des Helden heraus (oder in ihn hinein) bringt uns quasi ganz dicht ran an den Protagonisten. Wir rätseln mit ihm, was die Bemerkung des Stallburschen wohl zu heißen hat, und wir freuen uns mit ihm, wenn er nach langer Reise von einem geheimnisvollen Fremden einen Krug lecker Traubensaft bekommt... und wir werden mit ihm müde, weil uns niemand gesagt hat, dass da Schlafmitteldrinne ist.
    Wir LEBEN diese Geschichte. Vielleicht sogar intensiver, als wenn wir sie erzählt bekämen... Manchmal kann es ziemlich störend sein, wenn uns ein allwissender Erzähler verrät, dass da, am anderen Ende der Welt gerade der böse Zauberer Knusperkopp eine Heerschar Assasinen ausgesandt hat, uns zu töten... während wir (eigentlich) gerade dabei sind, dem alten Erzähler auf dem Markt zu lauschen, der da so launig über den Raub der Prinzessin Kladuria zu berichten weiß...

    Es kann Spannung erzeugen. Es kann aber auch Spannun zerstören.

    Es kommt ganz darauf an, wie es geschrieben ist. Und da gibt es kein "Nur so funktionierts"...

    Aber ein Freund meinte...

    ... er fand es schön viel besser.

    Schreibst Du für ihn ganz allein, dann tu, was ihm gefällt. ;)

    Ansonsten ist es einfach so, dass beide Erzählperspektiven ihren Reiz haben und ihre Berechtigung. Und es ist so, dass die einen das mehr mögen und die anderen jenes. Du wirst nie (nie nie nie) alle erreichen mit Deinem Stil. Is nu ma so. :huh: (Es soll Leute geben, die den allseits vergötterten Tolkien nicht abkönnen, aufgrund seiner Schreibe :whistling: )

    Deshalb solltest Du meines Erachtens so schreiben, dass DU Dich dabei wohlfühlst. Und wenn die Geschichte aus der Sicht des Helden zu schreiben ist (weil Du es für besser findest), dann tu es. Und die nächste dann vielleicht mit dem übergeordneten Erzähler...

    Natürlich sollte man sich schon anhören, was "der Leser" für ne Meinung hat, aber wegen eines Menschen einen ganzen Text umstricken, würd ich nicht tun. Es sei denn, der Text ist nur für ihn. Dann ja.


    Im Endeffekt sollte es fast egal sein, wer der Erzähler in Deiner Story ist: Wenn die Geschichte intressant und fesselnd ist, wird der Leser spüren, dass das so und nicht anders sein muss...

    Ja, das stimmt. Man muss verflucht viel "zum Sehen" einbauen in die Geschichte.

    Aber dieser Erzählstil ist ein wunderbares Hilfsmittel, um herauszufinden, ob die eigene Geschichte stringent, in sich stimmig ist. Das mach ich manchmal, wenn ich bei Storys mit der ersten Schlichtfeile drübergehe: Einfach nacheinander auflisten: Was geschieht, was ist zu sehen, was ist zu hören... Manchmal endteckt man dann fiese kleine Logik-Fehler, die einem in der eigentlichen Story nicht aufgefallen sind.

    Rein theoretisch betrachtet, gäbe es noch den beobachtenden Erzähler, der keinerlein Kommentare zum "Innenleben" der beobachteten Person abliefert. Ob diese Art der Texte aber wirklich geschichtentaucglich ist (und nicht nur für Gerichtsakten relevant), bleibt dahin gestellt. Als Fingerübung des "Nicht-deutens" allerdings sind solche Texte ein intressanter Spaß. Von Deinem Textbeispiel bliebe demnach folgendes übrig:

    Sein Hammer traf auf glühenden Stahl.

    :)

    (Wir hatten das mal in der Schule im Deutschunterricht: Beobachte, ohne zu werten, zu deuten, zu interpretieren. Das war echt kompliziert...)